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Der Fremde in meiner Wohnung

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02.11.2001
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Der Fremde in meiner Wohnung

Der Fremde in meiner Wohnung


- 1 -
Eines Tages war plötzlich ein fremder Mann in meiner Wohnung. Ich stand unter der Dusche, als ich hörte, wie sich die Wohnungstür öffnete. Ich wunderte mich, hatte ich die Tür doch verschlossen und wohnte alleine in meiner 40qm Wohnung. Meines Wissens nach hatte nur der Vermieter einen Zweitschlüssel und der würde mich nicht unvermutet besuchen kommen. Meine Freundin, die auch einen Schlüssel hatte, war gerade nicht in der Stadt.

Ich drehte das Duschwasser ab und konnte seine Schritte hören, als langsam durch meine kleine Wohnung ging. Ich begann, mich abzutrocknen, als ich hörte, wie der Fernseher anging. Ich zog mich wieder an, und ging ins Wohnzimmer. Der Fremde saß auf dem Sofa mit einer meiner Tüten Chips und einem Bier in der Hand, und sah offensichtlich Fußball. Er trug lediglich eine Jeans und einen alten Pullover und hatte seine langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Mich wunderte die Dreistigkeit, mit der der Fremde einfach in meine Wohnung gekommen war und sich breit gemacht hatte.

„Sagen Sie, was machen Sie in meiner Wohnung? Was fällt ihnen ein, sich hier einfach hinzusetzen, meine Chips und mein Bier zu trinken?“ sprach ich ihn an und stellte mich breit und aufrecht zwischen ihn und den Fernseher.

Er blickte auf, sah mich an und hatte einen etwas verstörten, ebenfalls verwunderten Ausdruck im Gesicht. „Wer sind sie?“ fragte er mich. Und, noch frecher: „Was suchen Sie hier, warum haben Sie hier geduscht? Und jetzt gehen Sie bitte aus dem Bild!“
Ich war perplex. Nicht nur drang er in meine Wohnung ein, sondern stellte mich auch noch zur Rede, weil ich in meinem eigenen Bad geduscht habe.

„Hören Sie,“ sagte ich, „Sie sind in meiner Wohnung. Ich weiß nicht, ob Sie sich in der Tür geirrt haben, denn ich habe Sie noch nie in diesem Haus gesehen, aber dies ist definitiv nicht ihre Wohnung, und Sie haben hier nichts zu suchen. Also machen Sie den Fernseher wieder aus und gehen Sie bitte.“ Ich versuchte, trotz meines steigenden Zorns, einigermaßen höflich zu bleiben.

„Äh, sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Das ist meine Wohnung, Sie sind hier eingedrungen und haben die Frechheit begangen, einfach in meinem Badezimmer zu duschen! Scheren Sie sich davon! Wo kommen Sie denn überhaupt her?“
„Ich war im Badezimmer“ aber weil mir auffiel, wie unsinnig die Antwort war, sagte ich gleich dazu: „ich wohne hier, ich war den ganzen Tag hier, auch gestern schon, den letzten Monat, überhaupt schon seit fast 4 Jahren.“
„Quatsch. Das kann nicht sein, denn ich wohne hier. Und ich war auch schon gestern hier, und wohne hier schon seit fast 2 Jahren.“ Der Fremde kratzte sich am Bein und aß weiter meine Chips. „Wollen Sie da weiter so stehen bleiben? Nehmen Sie ihre Sachen und gehen Sie“, fuhr er mich barsch an.

Soviel Dreistigkeit hatte ich noch nicht erlebt. Demonstrativ setzte ich mich auf den Sessel, aß ebenfalls ein paar Chips, und fing an, in den Fernseher zu starren, obwohl ich Fußball normalerweise gar nicht gerne mochte.

„Ich gehe nirgendwohin“, sagte ich, „ich wohne hier, und ich bin mir sicher, dass Sie Ihren Irrtum gleich einsehen werden, und dann rasch smeine Wohnung verlassen werden.“
„Nix da. Warum sollte ich meine Wohnung verlassen, gehen Sie doch!“. Ich beließ es dabei. Er würde bald verschwinden.

Wir saßen eine Weile schweigend vor den Tagesergebnissen der Bundesliga. Bayern hatte verloren, der HSV gewonnen, es war mir einerlei. Ich fragte mich, wie ich den Eindringling loswerden könnte. Er schien sich dasselbe zu fragen.
„Was muss ich machen, damit Sie endlich gehen?“ fragte er mich.
Ich starrte weiter apathisch in den Fernseher. Der Fremde wollte es nicht kapieren.
„Gar nichts, denn es ist meine Wohnung. Was muss ich machen, damit Sie das endlich begreifen?“ antwortete ich.
„Ich begreife schon, mein Lieber, ich begreife schon. Sie wollen nicht gehen. Also gut, dann bleiben Sie, es macht mir nichts aus“.

Ich war verblüfft. Mir fiel keine passende Antwort ein, also sah ich mir weiter die Bundesligaergebnisse an. Der Eindringling würde sich nicht so einfach verscheuchen lassen, soviel war klar. Ich ging in den Flur und nahm meine Brieftasche aus meiner Jacke und suchte meinen Personalausweis. Nachdem ich wieder im Wohnzimmer war, zeigte ich dem Eindringling meinen Personalausweis und die daraufstehende Adresse.
„Sehen Sie, hier steht es: Klaus Landmann, wohnhaft in der Eiergasse 17. Das beweist doch eindeutig, dass ich hier wohne, und nicht Sie!“
Der Eindringling lachte. „Sie sind ein Spaßvogel. Es gibt in diesem Haus 20 Wohnungen. Da ich die anderen Mieter kaum kenne, können Sie alles behaupten. Ich wohne jedenfalls hier.“ Er zog aus seiner Brieftasche ebenfalls einen Personalausweis und zeigte ihn mir. Zweifelsfrei, dort stand als Wohnort ebenfalls die Eiergasse 17.
„Mag ja sein. Aber wie Sie schon sagen, das beweist gar nichts“, entgegnete ich, „denn auch ich kenne nur wenige der anderen Mieter. Wer weiß, in welcher der Wohnungen hier im Haus Sie nun eigentlich sein sollten, statt in meiner!“ Die letzten Worte schrie ich fast, aber das ließ ihn unbeeindruckt. Ganz im Gegenteil – er ging in die Küche und holte sich noch eins von meinen Bieren. Bis zum späten Abend wechselten wir kein Wort mehr. Nur einmal fragte er mich, wo ich denn seinen Schnaps hingetan hätte. Ich antwortete ihm, dass ich keinen Schnaps trinke, woraufhin er nur mit den Schultern zuckte, und dann etwas sagte, wie: „dann eben nicht, wenn Sie es mir nicht sagen wollen.“


- 2 -
Kurz nach Mitternacht stand ich von meinem Sessel auf, denn ich war müde, und wollte zu Bett.
„Da Sie ja anscheinend nicht gehen wollen, kann ich Ihnen nur anbieten, diese Nacht auf dem Sofa zu schlafen. Aber wirklich nur diese eine Nacht. Morgen müssen Sie dann wirklich verschwinden“ bot ich ihm an, und ging bereits über das hinaus, was ich mir in der Zwischenzeit als Maximalangebot überlegt hatte. Ich war aber zu müde, um jetzt noch eine Diskussion anzufangen.

„Das hätten Sie gerne, dass ich in meiner eigenen Wohnung auf dem Sofa schlafe, was?“ lallte der inzwischen betrunkene Fremde, „Sie schlafen auf dem Sofa, und damit basta – seien Sie froh, dass ich Sie nicht schon längst rausgeschmissen habe“.
Bevor ich es verhindern konnte, war der Eindringling in meinem Schlafzimmer verschwunden und hatte die Tür verschlossen. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich ohne Decke auf das Sofa zu legen, denn das zweite Bettzeug, dass ich normalerweise für Gäste bereithielt, befand sich im Schlafzimmer.

Die Nacht über fror ich erbärmlich und wachte ständig auf. Gegen vier Uhr Nachts, als der Eindringling aus dem Schlafzimmer kam, um die Toilette aufzusuchen, stahl ich mich kurz in das Schlafzimmer und holte mir das Gästebettzeug. Dennoch schlief ich unruhig weiter. Um sieben Uhr morgens, als ich einfach nicht mehr weiterschlafen konnte, weil ich mich so sehr über diese absurde Situation ärgerte, ging ich in die Küche und trank einen Kaffee. Und danach noch einen, und noch einen.

Erst um zehn Uhr ließ sich der Fremde in der Küche blicken.
„Schon wach? Los, mach mir einen Kaffee“ murmelte er, schlaftrunken. Er war ins ‚Du’ verfallen, und ich beschloss, dies stillschweigend zu akzeptieren. Ich kochte zwei weitere Kaffee und gab ihm einen, den anderen nahm ich selbst.
„Hier, Dein Kaffee“ sagte ich und betonte das ‚Dein’ besonders.

Ihn schien das nicht sonderlich zu stören, er ging gleich weiter ins Wohnzimmer und machte den Fernseher an, diesmal eine Seifenoper, die ich ebenfalls wie die Pest hasste.
Ich setzte mich widerwillig dazu. Um diese Zeit sah ich selten fern, allerhöchstens n-tv oder einen anderen Nachrichtenkanal. Ganz selten auch mal Cartoons, aber niemals Seifenopern. Ich hatte keine Wahl. Anderswo als im Wohnzimmer konnte man in meiner kleinen Wohnung nicht sitzen. Leider hatte der Fremde auch die Fernbedienung und damit die Macht über mein sonntägliches Fernsehprogramm. Nach fast einer Stunde sinnlosem fernsehen versuchte ich, die Diskussion vom Vorabend erneut in Gang zu bringen.
„Ich weiß, Sie, äh Du, hast das Gefühl, dass Du hier wohnst, aber Du wohnst hier nicht. Das musst du jetzt einfach mal einsehen. Ich möchte, dass Du bis Mittag diese Wohnung räumst. Ich habe keine Lust mehr auf diesen Zirkus!“ Den letzten Satz hatte ich fast geschrien.

Unbeeindruckt von meinem Ausbruch saß er auf dem Sofa, und fing an, sich die Fußnägel zu schneiden, wobei die Nägel quer durch den Raum flogen, sodass mir fast schlecht wurde.
„Mein lieber Klaus, ich habe mir die Nacht über auch so meine Gedanken gemacht. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir uns, zumindest bis zur Vollständigen Klärung der Situation, einig über unser Zusammenleben werden sollten. Ansonsten werden wir nur Ärger miteinander haben.“ Er sah mir jetzt zum ersten Mal direkt in die Augen: „Wir teilen von nun an alles gerecht auf. Das Essen, das Bier, die Badezimmernutzungszeiten...“
„...und das Fernsehprogramm, und die Nutzung des Bettes im Schlafzimmer“ fuhr ich seine Liste fort mit den Dingen, die mich am meisten störten, allerdings ohne es zu wollen. Es war ja gar nicht in meinem Interesse, überhaupt irgendwelche Zugeständnisse zu machen.
„Gut“, sagte er, „wir scheinen uns einig zu werden. Du kochst, ich kaufe ein; dann kann ich zumindest sicherstellen, das genug Bier und vor allem auch Schnaps im Haus ist. Das Badezimmer kannst Du vor 10 Uhr nutzen, damit habe ich kein Problem. Und Fernsehen, tja, ich fürchte Fußball und Seifenopern sind Pflicht – ohne kann ich nicht.“

Ich spürte, wie alles in mir revoltierte, wie ich langsam wütend wurde. Ich würde nicht für ihn kochen, und ich würde mein Badezimmer immer dann nutzen, wenn ich es für richtig hielt. Ohne zu antworten ging ich demonstrativ ins Badezimmer, es war ja schon nach 10 Uhr. Nachdem ich fertig war, begann ich im Badezimmer Comics zu lesen, die ich dort für längere Sitzungen vorrätig hielt, ich wollte warten, ich wollte ihn aus der Fassung bringen, ich wollte ihn zwingen, mich anzubetteln, ihn ins Badezimmer zu lassen. Nach fast 2 Stunden klopfte er an die Tür.
„Ist alles in Ordnung mit Dir?“ fragte er, „es sind schon fast 2 Stunden vergangen, geht es Dir gut?“ Seine Besorgnis stimmte mich etwas positiver.
„Ich mein ja nur, falls Dir etwas passiert ist auf der Toilette, dann kann ich Dir einen Doktor holen. Mach Dir um mir übrigens keine Sorgen. Ich habe in der Zwischenzeit in das Küchenwaschbecken gepinkelt – wollte Dich nicht stören.“
Mir wurde speiübel bei dem Gedanken, dass der Fremde in meine Spüle gepinkelt. Ich musste mich übergeben.
„Scheint ja doch schlimmer zu sein, als ich vermutete“ sagte er, „soll ich nicht vielleicht doch einen Doktor holen?“
„Nein“, stammelte ich, „es ist OK, ich komme gleich wieder raus.“
Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, saß er wieder auf dem Sofa, in der gewohnten Haltung, in der einen Hand eine Tüte Chips, in der anderen die Fernbedienung. Gegen 9 Uhr hatte ich das tiefe Bedürfnis, meine Freundin zu sprechen, um ihr von diesem ungeheuerlichen Erlebnis zu erzählen, aber ich erinnerte mich, dass sie noch im Urlaub mit einer Freundin war, und erst in einer Woche zurückkommen würde.


- 3 -
Der Sonntag verlief ohne weitere Gespräche. Ich musste mir noch mehr Fußball und noch mehr Seifenopern ansehen. Am Abend schlief ich wieder auf dem Sofa. Eine kurze fruchtlose Diskussion über die Tatsache, dass wir uns abwechseln sollten, endete damit, dass er mich grob beiseite stieß und in das Schlafzimmer eilte und die Tür abschloss, bevor ich ihn daran hindern konnte.

Am Montag ging ich sehr früh ins Büro. Früher als sonst, aber ich hielt es in meiner Wohnung nicht mehr aus, ich flüchtete sozusagen ins Büro, denn dort hatte ich ein Zimmer für mich alleine. Als ich ankam, schloss ich gleich die Tür zu meinem Büro – etwas, was ich sonst nie tat. In unserer Firma herrschte die Politik der offenen Tür. Aber heute brauchte ich meine Ruhe, ich wollte nach diesem Wochenende das Gefühl haben, endlich mal wieder einen gewissen Raum für mich allein zu haben. Es war erst 7 Uhr morgens, es würde noch eine Zeit dauern, bis die ersten Mitarbeiter kommen würden, und vielleicht an meine Tür klopfen würden.

Ich konnte mich den ganzen morgen nicht auf meine Arbeit konzentrieren. Stattdessen machte ich mir unentwegt Gedanken darüber, wie ich den Eindringling wieder loswerden könne.
Gegen Mittag kam mein Chef ins Zimmer, ohne anzuklopfen. Ich schrak aus meinen Gedanken auf und sah ihn stumpf an.
„Landmann“, sagte er, „ich habe bis heute Mittag Ihren Report erwartet, haben Sie ihn fertig?“.
Ich erstarrte – diesen Vormittag hätte ich den erwähnten Report machen sollen. Stattdessen habe ich nur über den Eindringling nachgedacht. Ich konnte meinen Chef mit großer Mühe dazu bringen, erst heute Abend wieder nach dem Report zu fragen. Bis dahin hätte ich ausreichend Zeit, den Report zu beenden.
Den Nachmittag über ging mir die Situation in meiner Wohnung allerdings immer noch nicht aus dem Kopf, ständig kreisten Erinnerungen der letzten zwei Tage durch meinen Kopf. Wut und Verzweifelung erzeugten in meiner Phantasie zusätzlich Hirngespinste, die mich ebenfalls von der Arbeit abhielten. Kurz vor 6 Uhr, als ich den Report fertig haben sollte, verließ ich das Büro, ohne eine Zeile geschrieben zu haben. Morgen würde ich das meinem Chef besser erklären können. Stattdessen ging ich zur Polizei.


- 4 -
In der Polizeiwache wurde ich nach der kurzen Schilderung meiner Lage durch mehrere graue, immer gleich aussehende Gänge in einen Raum geführt, in dem außer einem Tisch und 2 Stühlen nur eine Schreibmaschine stand. Ich setzte mich auf einen der beiden Stühle und wartete. Nach ungefähr einer Stunde kam ein Polizist herein, und setzte sich auf den Stuhl auf der gegenüberliegender Seite des Tisches. Nachdem er sich vorgestellt hatte, erzählte ich ihm meine unglaubliche Geschichte.

„Also noch mal von vorne, ich würde gerne einige Angaben genauer wissen: Sie wohnen in der Eiergasse 17?“ fragte der Polizist und steckte sich eine Zigarette an.
„Ja, da wohne ich. Und dieser Eindringling kam einfach in meine Wohnung“.
„Aber der Eindringling hat einen Personalausweis, auf dem diese Adresse eingetragen ist?“
„Ja, das stimmt, aber in dem Haus gibt es viele Wohnungen. Und dieser Eindringling kommt ausgerechnet in meine, das geht doch nicht!“
„Wie heißt der Fremde denn?“, der Polizist schaute mich etwas mitleidig an.
„Äh, das weiß ich nicht“, ich muss zugeben, dass ich ihn noch gar nicht gefragt hatte, auch bei der Betrachtung seines Personalausweises habe ich nicht darauf geachtet. Bisher war es mich allerdings auch egal gewesen, wie der Eindringling hieß, ich wollte ihn ja nur so schnell wie irgend möglich loswerden.
„Ich schlage vor, dass Sie sich erst einmal der Tatsachen gegenwärtig werden. Ansonsten können wir hier gar nichts für Sie tun. Wie sollen wir denn prüfen, ob diese Person in der Eiergasse 17 gemeldet ist oder nicht? Ob sie einen kriminellen Hintergrund hat oder nicht?“

Der Polizist stand mit einem langen, anklagenden Blick im Gesicht auf und ließ mich wissen, dass ich nicht eher zurückkommen sollte, bis ich genauere Hinweise hätte. Alles andere wäre Zeitverschwendung der Staatsgewalt und könne gegebenenfalls geahndet werden.
Eingeschüchtert machte ich mich auf den Weg zurück zu meiner Wohnung, wo mich bereits die nächste Überraschung erwartete.


- 5 -
Als ich meine Wohnungstür aufschloss, hörte ich merkwürdige Geräusche. Auf dem Fußboden im Flur und im Wohnzimmer lagen überall Kleidungsstücke, auch ein BH und andere Dinge, die nicht meinem neuen Mitbewohner gehören konnten, wie ich zumindest hoffte. Die Geräusche kamen aus dem Schlafzimmer, ein, nein zwei Stöhnen kamen aus dem Zimmer, das Bett quietschte, als ob es gleich auseinander zufallen drohte.

Ich war wieder mal am perplex. Mein Mitbewohner schien Damenbesuch zu haben. Aber mit einer Lautstärke, dass ich wahrscheinlich für die nächsten 2 Wochen Mahnbriefe von sämtlichen Nachbarn bekommen würde.
Ich setzte mich in den Sessel vor den Fernseher und schaltete n-tv ein. Das erste mal in Tagen, dass ich die Gelegenheit hatte, das zu sehen, was ich selbst sehen wollte, dass ich die Macht über den Fernseher hatte. Ich musste der Frau, die dort hinter meiner Schlafzimmertür so unglaublich stöhnte und schrie, fast dankbar sein, dass sie mir meinen Mitbewohner zumindest für eine zeitlang vom Leibe hielt, sodass ich endlich mal meine Lieblingsshow auf n-tv schauen konnte. Die platten Serien und Fußballübertragungen gingen mir in letzter Zeit stark auf die Nerven.

Das Geschreie und Gestöhne aus dem Schlafzimmer nahm kein Ende. Ab und zu hatte ich das Gefühl, dass mir das Gestöhne der Frau bekannt vorkam, Allerdings nicht in der Intensität. Mir reichte es, ich konnte unter diesen Umständen nicht länger im Wohnzimmer bleiben. Ich ergriff die Flucht und ging in ein Café um die Ecke in dem ich manchmal ein Bier trank, wenn mir wieder mal zuhause die Decke auf den Kopf fiel.
Im Café setzte ich mich an die Bar und bestellte mir einen Whiskey, einen Single Malt. Als die Bedienung den Whiskey vor mich hinstellte, bestellte ich gleich einen zweiten, und stürzte den ersten in einem Zug hinunter.

Mir ging das zuhause vorherrschende Szenario nicht aus dem Kopf. Plötzlich hatte ich einen Mitbewohner, der seit Tagen behauptete, Bewohner meiner Wohnung zu sein und diese allmählich komplett mit Beschlag einnahm. Und heute hatte er Sex in meinem Bett, ohne Rücksicht darauf, dass er mich oder die Nachbarn stören könnte. Mit einer Frau, die so laut stöhnte, dass es mir vor meinen Nachbarn extrem peinlich war.
Nach einiger Zeit kam ein alter Bekannter in das Café, ich kannte ihn seit einigen Jahren, weil er auch ständig hier im Café an der Bar saß. Ein Großstadtsingle, ein Zivilisationsopfer, wie ich auch. Ich erzählte ihm meine jüngsten Erlebnisse.
„Du bist doch bekloppt! Prost!“, er stieß mit seinem Glas an mein Glas, und trank seinen Whiskey in einem Zug aus. „Wie kannst Du das zulassen?“, fragte er mich.
„Ich lasse das ja nicht zu. Ich weiß nur nicht, was ich machen soll. Ich war ja sogar schon bei der Polizei.“
„Und?“
„Nichts. Sie werden mir nicht helfen. Solange der Fremde sich ordentlich ausweisen kann, werden sie nichts tun.“
„Das ist doch absurd!“ er kratzte sich nervös am Hinterkopf, „und die Frau, die Du gehört hast? Wer war das?“
„Keine Ahnung. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das wirklich wissen will.“
„Mein Gott, und was macht er den ganzen Tag?“
„Fernsehen, nichts als fernsehen. Die schlimmsten Seifenopern. Seine Sachen liegen überall in der Wohnung herum, es stinkt, es ist widerlich.“
„Hast Du schon mal versucht, ihn mit Gewalt herauszuschmeißen?“
„Ja, das habe ich. Es endete in einem totalen Fiasko. Der Kerl ist leider größer und sehr viel schwerer als ich.“

Alleine die Erinnerung daran ließ mich erschaudern. Ich war noch nie in einer Schlägerei verstrickt und wusste daher auch nicht, was Schmerz bedeutet. Ich lief furios auf ihn zu und fing an, wie wild auf ihn einzuschlagen, aber es ließ ihn völlig unbeeindruckt. Er stand einfach so da und irgendwann grabschte er mich am Kopf und drückte mir auf die Augen, dass ich fast glaubte, mir würde der Kopf explodieren, und schlug mir in den Magen. Mit einer Wucht, dass ich hintenüber fiel und mich fast übergeben musste. Danach drehte ich mehrere Runden um den Block und kam wie ein Hund mit eingekniffenem Schwanz zurück nach Haus. Den restlichen Abend saß ich in einer Ecke und versuchte etwas zu lesen, während er weiter seine dummen Fernsehsendungen sah.

„Nein“, sagte ich, „gewaltsam kann ich ihn nicht loswerden. Ich muss mir etwas anderes überlegen.“
„Ich schlag Dir was vor“, sagte er, meine Verzweifelung erkennend, „Du kannst für die nächsten Tage bei mir übernachten, vielleicht verzieht er sich ja, wenn ihm die Gesellschaft fehlt. Oder Dir fällt ein, wie Du ihn loswerden kannst. Oder was meinst Du? Es gibt Dir zumindest eine Auszeit.“
Ich war mir nicht sicher, ob das helfen würde, oder sich der Fremde nicht womöglich bestätigt sehen würde, am Ende darauf pochen würde, dass ich ja kaum in der Wohnung gewesen wäre. Aber das Angebot von meinem Bekannten hatte etwas Verlockendes. Ich könnte endlich für ein paar Tage Ruhe bekommen. Außerdem wohnte er nur zwei Straßen von meiner Wohnung entfernt, ich konnte also jederzeit in meiner Wohnung nach dem rechten sehen.
„Also gut, aber nur für ein paar Tage. Und übrigens, vielen Dank für Deine Hilfe.“
„keine Ursache, lass uns aber jetzt gehen.“


- 6 -
Die nächsten vier Wochen wohnte ich bei jenem Bekannten. Ich traute mich nur selten in meine eigene Wohnung, meistens nur, um das Nötigste aus der Wohnung zu holen. Hemden und Krawatten meistens, einmal zwei weitere Anzüge, damit ich etwas für die Arbeit zum Anziehen hatte. Unterwäsche kaufte ich mir neu, ansonsten brauchte ich nichts. Leider musste ich immer, wenn ich meine Wohnung besuchte, feststellen, dass sie jedes Mal verwahrloster war. Der Fremde saß fast immer stoisch vor dem Fernseher, seine dreckigen, nackten Füße auf meinem Glas-Couchtisch, die Chips neben sich auf dem Sofa, das ganze Sofa verkrümelt. Auf dem Teppich rund um das Sofa waren Flecken, anscheinend hatte der Fremde ständig sein Bier verschüttet.

Die Küche, ein kleiner Raum, der vom Wohnzimmer abging, war völlig verdreckt, das dreckige Geschirr vieler Tage stapelte sich auf allen waagerechten Flächen, der Fußboden war über all mit Essensresten bedeckt, sodass mir fast übel wurde.
Zudem stellte ich fest, dass mit der Zeit immer mehr Dinge in meiner Wohnung fehlten. Ich hatte mal eine sehr umfangreiche CD Sammlung. Jetzt standen nur noch wenige CDs im Regal. Auch mein Computer war unauffindbar, ebenso meine Mikrowelle und meine Capuccino-Maschine.

Als ich nach 2 Wochen zum dritten Mal in die Wohnung kam, und feststellte, dass auch der Computer fehlte, auf dem ich viele wichtige Daten hatte, stellte ich ihn endgültig zur Rede.
„Was soll das eigentlich?“, fuhr ich ihn an, „ich hatte bis vor kurzem noch einen Computer, der stand hier auf dem Tisch und in dem Computer waren sehr, sehr wichtige Daten. Wo ist der?“
„Ach, mein Computer“, sagte er – ich zerbarst innerlich fast vor Wut, denn es war mein Computer – „den habe ich verkauft. Ich hatte sowieso keine wichtigen Daten darin, und brauchte ihn auch nicht mehr, aber ich brauchte Geld. Also habe ich ihn verkauft.“
„Das war mein Computer, und da waren sehr wohl wichtige Daten darin!“ schrie ich.
„Hören Sie mal, das ist meine Wohnung...“
„Verdammt noch mal, das ist sie nicht! Das ist meine Wohnung!“, wir waren wieder da, wo wir vor vielen Wochen schon mal waren. Es brachte nichts. „Und meine Mikrowelle und meine CDs haben Sie wahrscheinlich auch verkauft, was?“
„Nein. Ich habe meine CDs und meine Mikrowelle verkauft. Denn...“
„...ich brauchte Geld, nicht wahr?“ vervollständigte ich seinen Satz. „Einen Scheissdreck, das waren meine Sachen!“
„Nun ist gut, da waren wir schon, das brauchen wir nicht noch mal zu diskutieren“ murrte er, kratzte sich am Bein, legte wieder seine dreckigen nackten Füße auf meinen Couchtisch und ignorierte mich, sah weiter Fußball, wie immer, wenn die Diskussion anfing, sich zuzuspitzen.

Ich setzte mich für eine Weile demonstrativ neben ihn, auf die Chipskrümel, zog ebenfalls Schuhe und Socken aus und legte meine Füße auf den Tisch. Ich hoffte, irgendeine Reaktion seinerseits dadurch hervorzurufen, aber nahm mich nicht wahr und ignorierte mich weiterhin. In den Werbepausen stieg er über meine Beine rüber, ging in die Küche und holte sich neues Bier. Wahrscheinlich von dem Erlös meiner CD-Sammlung gekauft, ich wollte es gar nicht wissen.
Am späten Abend gab ich auf. Das Fernsehprogramm war seit Stunden grottenschlecht gewesen und ich hielt den Gestank auch nicht mehr aus. Gesenkten Hauptes, wie nach einer verlorenen Schlacht, ging ich zurück zur Wohnung meines Bekannten. Ich musste morgen wieder arbeiten. Der Fremde anscheinend nicht, er hatte ja genügend Geld aus dem Erlös meiner Besitztümer.


- 7 -
In der Zwischenzeit sind wieder 2 Wochen vergangen, während derer ich nur wenig in meiner Wohnung vorbeigesehen habe. Jedes Mal empfing mich das absolute Chaos, meistens saß der Fremde wie versteinert vor dem Fernseher, das einzige elektrische Gerät, was er nicht verkauft hatte und schien mich gar nicht wahrzunehmen. Die Wohnung stank bestialisch und ich hielt mich nur solange auf, wie ich brauchte, um die paar Dinge zusammenzusammeln, die ich holen wollte und verschwand dann schnell wieder. Meine Wohnung war ein einziges Drecksloch geworden.

An einem Samstag, fast 2 Monate, nachdem der Fremde zum ersten Mal in meiner Wohnung erschienen war, musste ich wieder mal in meine Wohnung, um ein paar wichtige Bücher zu holen, in der Hoffnung, dass diese nicht auch schon verkauft worden waren.
Als ich eintrat, stellte ich fest, dass der Fremde nicht, wie sonst, auf dem Sofa saß. Ich wunderte mich ein wenig, hörte aber nach kurzer Zeit Geräusche aus dem Schlafzimmer und ahnte schon Schlimmes. Ich setzte mich auf das Sofa, und stellte den Fernseher an, drehte den Ton auf volle Lautstärke, um zeigen, dass ich wieder zurück in meiner Wohnung war. Der Fremde und seine Begleitung schienen sich nicht dafür zu interessieren. Der Lärm aus dem Schlafzimmer setzte sich unverminderter Lautstärke und Intensität fort. Ich musste dem Fremden neidlos überlassen, dass die Frauen in meiner Gegenwart nie so laut gestöhnt hatten.

Ich saß lange Zeit unruhig im Wohnzimmer und zappte zu den rhythmischen Lauten aus dem Schlafzimmer wahllos im Fernsehen herum. Es gab nur unsinnige Sendungen, solche, die der Eindringling wahrscheinlich mit Begeisterung sah.
Nach fast einer Stunde öffnete sich die Tür zu meinem Schlafzimmer und der Fremde trat heraus. Er setzte sich auf das Sofa und nahm mir die Fernbedienung aus der Hand, wählte zielsicher einen Kanal an, auf dem Fußball lief.

„Mann, diese Braut ist wirklich unglaublich“ murmelte er, sah mich an und fragte: „sag mal, wo lernt eigentlich eine Pfeife wie Du solch eine geile Braut kennen?“
Ich war etwas verwundert, dass er der Ansicht war, ich würde Frauen kennen, mit denen er Umgang hatte.
„ich kann mir nicht vorstellen, dass ich diese Frau kenne“, sagte ich.
„Oh doch, Du kennst sie, das hat sie mir selbst gesagt!“, er zog anerkennend die Augenbrauen hoch, „und was für eine Frau Du da kennst! Ich bin mir sicher, dass Du gar nicht weißt, was für eine Sexmaschine Du da hast!“

Mir wurde etwas mulmig zumute, ich war mir nicht sicher, worauf er hinaus wollte. Aber sämtliche Fragestellungen erschlugen sich in dem Moment, als sie aus dem Schlafzimmer in das Wohnzimmer kam. Monika, meine Freundin, kam aus dem Schlafzimmer, in dem ich bis eben noch eine Fremde vermutet hatte, die mit dem Fremden eine orgiastisches Sonntagskonzert inszenierte. Und nun das. Monika. Die während all meiner Sorgen um meine Wohnung erst im Urlaub war, und sich dann nie gemeldet hatte, auch nicht auf Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter antwortete.
„Monika, was in Teufels Namen machst Du hier?“
„Oh, Klaus, äh, was für ein äh...“, stammelte sie. Verlegen zog sie Ihre Bluse zurecht und setzte sich auf einen Sessel.
„Klaus“, sagte der Fremde und brach damit die knisternde Stille, „es ist doch ganz einfach. Monika kam neulich hier in meine Wohnung, als Du weg warst. Wir haben uns unterhalten, und ich habe ihr erklärt, wie das mit meiner Wohnung ist, und was Du hier eigentlich machst. Und, na ja, eines kam zum anderen“, nun sah er Monika so tief in die Augen, dass es mir schmerzte, „und zum Schluss sagte mir Monika, dass es ihr egal wäre, was Du hier überhaupt machst, solange sie bei mir bleiben könne. Stimmt’s nicht, Monika?“
Monika war sichtlich nervös. Mit solch einer Situation hatte sie anscheinend nicht gerechnet.
„Klaus, das ist so, nein, anders, Du weißt doch, wie kann ich das am besten erklären. Also Du warst doch nicht da, als ich ankam“
„Aber Du wolltest doch erst eine Woche später ankommen“, sagte ich, wohl in Erinnerung an das erste Mal, als ich den Fremden in meinem Schlafzimmer hörte, das entfernt vertraute Stöhnen von Monika hörte.
„Ich hatte beschlossen, den Urlaub abzubrechen, um, na ja, wie auch immer. Stattdessen war er hier“, sie zeigte auf den Eindringling, „und hat mich in einer Weise verwöhnt, wie ich es noch nie erlebt habe. Klaus, verzeih mir. Aber zwischen uns ist es aus. Ich werde mit ihm meine restliche Zeit verbringen, in seiner Wohnung. Bitte geh, und verlasse unsere Wohnung“

Ich war aus dem Häuschen. Wie konnte sie mich erst dieser Schmach gegenüber dem Eindringling aussetzen, und dann noch aus meiner eigenen Wohnung werfen?
„Dies ist meine Wohnung, das weißt Du Monika, Du warst hier schon oft, also weißt Du auch, dass dieser, dieser Kerl hier, hier nichts zu suchen hat!“ schrie ich, hysterisch.
„Klaus, er sagt, er wohnt hier schon viel länger als Du. Er sagt, Du hättest Dich hier in der Zwischenzeit eingenistet. Du würdest hier gar nicht wohnen. Was soll ich denn glauben, Klaus? Du bist fast nie hier in letzter Zeit, und er ist immer hier.“
„Ja, natürlich bin ich nie hier. Weil er hier ist, der stinkende, furzende Eindringling“
„mäßige Dich, Du Arsch“ er sah kaum von seinem Fernseher auf.
„Es ist mir Scheiß egal, was Du denkst“, schrie ich ihn an, „verpiss Dich. Erst nimmst Du mir meine Wohnung, nun auch noch meine Freundin...“
„Klaus, das wollte ich Dir doch gerade sagen. Es ist aus. Ich bin nicht mehr Deine Freundin. Ich bin jetzt mit ihm zusammen. Bitte versteh das doch!“


- 8 -
Ich verstand das nicht. Ich verstand gar nichts mehr. Nach dieser Diskussion verschwand ich wieder für einige Tage bei meinem Bekannten und ging zur Arbeit, ohne wirklich etwas zu schaffen, was meinen Arbeitgeber befriedigt hätte. Ich dachte ständig über diese merkwürdige Situation nach, in der ich mich befand. Der Fremde hauste mittlerweile schon über 10 Wochen in meiner Wohnung und hatt all meine wertvollen Besitztümer verkauft, um sich Chips und Bier zu kaufen und wer weiß was noch alles. Monika, die verfrüht aus dem Urlaub zurückgekommen war, hatte ihn getroffen, und sich Halsüberkopf in ihn verliebt. Und nun bestanden beide auf der Tatsache, dass ich in meiner eigenen Wohnung nichts mehr zu suchen hätte. Ich war verzweifelt. Seit 8 Wochen schon wohnte ich bei meinem Bekannten im Gästezimmer. Ich beschloss, das Kapitel ein für alle Mal abzuschließen. Ich ging zurück in meine Wohnung. Showdown. Diesmal wollte ich die Sache ein für alle Mal beenden.

Ich öffnete vorsichtig die Tür, denn ich wollte den Eindringling nicht vorzeitig alarmieren. Er hätte sich wahrscheinlich sowieso nicht aus meinem Sofa gerührt, aber ich wollte ihn überraschen.
Die Überraschung gelang mir nicht. Sobald ich durch die Tür getreten war, und im Wohnzimmer stand, konnte ich hören, dass der Fremde wieder im Schlafzimmer mit Monika Dinge trieb, die Monika zu Tönen anfeuerten, die ich nie von ihr gehört hatte.
Ich schämte mich, und ging unruhig und nervös im Wohnzimmer auf und ab. Nach einer Weile unerträglicher Geräuschkulisse beschloss ich, die wichtigsten Aktenordner meiner Versicherungen und Konten, die ich im Regal im Wohnzimmer aufbewahrte, mitzunehmen, und nie mehr in meine Wohnung zurückzukehren.

Ich wohnte noch eine Weile bei meinem Bekannten, bis ich dann endlich wieder eine eigene Wohnung fand. Mein Vermieter war zu erst erstaunt, dass ich in einer neuen Wohnung wohnte, und die alte Wohnung aufgeben wollte, da er jeden Abend Licht in meiner alten Wohnung sah. Ich konnte ihn aber davon überzeugen, dass ich lediglich vergessen hatte, das auszuschalten, wie auch den Fernseher. Er glaubte mir, und nach 2 weiteren Monaten musste ich auch keine Miete mehr für meine alte Wohnung zahlen.

Weder den Eindringling noch Monika habe ich jemals wiedergesehen. Ich weiß nicht was aus ihnen letztendlich wurde und es ist mir auch, mit Verlaub, total egal. Die elektrischen Geräte habe ich mit der Zeit alle wieder kaufen können, und auch die CD Sammlung habe ich fast wieder komplett. Es ist alles wieder beim alten, nur die Wohnung ist etwas schöner und größer als die alte.

Nur neulich, als ich unter der Dusche stand hörte ich auf einmal wieder, wie sich das Türschloss öffnete und jemand durch die Wohnung ging. Als ich aus dem Badezimmer kam, war nichts zusehen. Diese Deja Vu’s habe ich in letzter Zeit öfters. Neulich, als ich das erste Mal mit meiner neuen Freundin Sex hatte, konnte ich wieder dieses entfernte Stöhnen hören, obwohl meine Freundin kaum einen Ton von sich gegeben hatte.

 

Hi Existence,

sorry, dass ich mich jetzt erst melde, aber ich hatte in letzter Zeit viel im die Ohren, und habe immer nur mal kurz hier bei KG.de hineingeschaut.

Ja, das Problem mit dem Schlüssel fällt mir jetzt auch auf, werde das auch noch ändern müssen.

Stimmt, die Pointe bleibt aus - das haben schon andere, denen ich ausserhalb von KG.de die Geschichte zum lesen gegeben habe, in der Zwischenzeit kritisiert.

Aber ich wollte keine Pointe, sondern eine deprimierende, beklemmende und unverständliche Situation schaffen. Ich wollte einen armen Wurm darstellen, der sich durch ungeschickte Handlungen und wenig Durchsetzungsvermögen auf einfachste Weise "die Butter vom Brot nehmen lässt". Denn er hätte ja auch durchgreifen können, er hätte tatsächlich Mietverträge rausholen und die Polizei stärker involvieren können. Aber er ist unfähig, er lässt sich herumstossen. Er macht immer genau das Falsche.
Unrealistisch? Ja, natürlich, aber deshalb steht die Geschichte auch bei "Seltsam".
Aber anscheinend kommt das noch nicht stark genug 'rüber. Werde noch mal drüber schlafen...

Gruss und vielen Dank für das Feedback,
p.

 

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