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Der Fluss

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31.07.2002
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Der Fluss

Ich gehe den Fluss entlang. Manchmal ist es schwierig, den ersten Schritt zu tun, ans Ufer zu gehen, um sich mit dem Wind mittreiben zu lassen. Doch noch schwieriger ist es, nicht der Versuchung nachzugeben, aus dem Sog auszubrechen, am Ufer stehen zu bleiben, während die Strömung des Flusses an Dir vorüberzieht. Manchmal ist es nur ein unbedeutender Stein oder ein Grashalm, der meine Aufmerksamkeit weckt, und ich denke darüber nach, wie dieser Stein hierher gekommen ist oder warum dieser Grashalm so unbescholten in der Gegend herumsteht und noch niemand ihn niedergetrampelt hat. In diesem Moment ziehe ich mich zurück in eine Welt sinnloser und für mich bedeutender Fragen. Ein Gewitter könnte heraufziehen, ich würde es wahrscheinlich nicht bemerken, es sei denn der Blitz träfe mich. Und der Fluss zieht an mir vorüber- das Leben für einen Moment ausgeblendet. Irgendwann trete ich wieder heran, wende den Blick ab von Steinen und Grashalmen, will wieder auf der Woge der Strömung getragen werden, doch der Fluss fließt vor mir weg. Ja, es ist so als wäre ich der Schatten eines Menschen, der bei gleich bleibendem Zenitstand der Sonne vergebens seinem eigenen Abbild hinterherläuft. Manchmal gelingt es mir doch, wieder Anschluss zu finden, aber viel zu oft geht sie mir verloren- die Hoffnung ins Leben schwimmen zu können.
Doch es gibt ein Boot in das ich steigen kann, das mir die verlorene Hoffnung aus dem Wasser zieht. Ist es ein Rettungsboot? Ich weiß es nicht, denn ob es den Fluss auf trockenem Boden je wird einholen können, ist fraglich. Aber für einen Nichtschwimmer wie mich ist so ein Boot wohl ein willkommener Anker. Deshalb bin ich froh, dass ich damals an Bord gestiegen bin, denn zu glauben das Schiff wäre gesunken, war ein Trugschluss. Gesunken war es nie, es hatte nur an einem falschen Ufer angelegt, aber das alles ist der Fluss von gestern und jetzt möchte ich nur noch nach vorn sehen, gemeinsam mit meinem Boot auf den Fluss des Lebens zurückkehren bis irgendwann wieder Land in Sicht ist…

 

Guten abend kleine katrin.

Zunächst möchte ich erwähnen, dass diese deine Geschichte großteils sehr flüssig erzählt wurde, selten stieß ich auf eine gespreizte Formulierung.

Ich denke aber, dass ich deine Geschichte nicht so wirklich verstanden habe. Du beschreibst das Ganze sehr pittoresque.
Liege ich richtig in der Annahme, dass der/ die Held/in
im Koma liegt oder gar Tod ist oder dem Tode nahe ist?
Und dass ihr(sein untergang irreversibel ist?

lg hank

 

Hallo Katrinchen,

der Fluß des Lebens, ein bekanntes Bild. Die Beobachtung von (scheinbaren) Nebensächlichkeiten, die aber für den `Schauenden´ keine sind, hat mir gut gefallen.
Probleme habe ich mit dem letzten Teil, bei dem es um das Boot geht. Hier fehlt mir eine durchgängige Linie, z.B. „Doch es gibt ein Boot, in das ich steigen kann, das mir die verlorene Hoffnung aus dem Wasser zieht. Ist es ein Rettungsboot ...“ - soll das Boot nicht die Hoffnung selbst darstellen? (Dann wäre es auf alle Fälle ein Rettungsboot). Wenn es „auf trockenem Boden steht“, wie soll es die Hoffnung aus dem Wasser ziehen? Warum steht zur Debatte, dass das Boot gesunken sein könnte, wenn es trocken steht?

Rein formal habe ich folgende Änderungsvorschläge:
„während die Stömung des Flusses an“ mir „ vorbeiströmt“ - die Aussage ist doch auf den Erzähler gemünzt.
Wenn der (Zenit-)Stand der Sonne gleichbleibend ist, warum dem (Schatten-)Abbild nachrennen, dies wäre doch statisch?

Ich denke, es geht Dir bei der Geschichte um die Hoffnungslosigkeit eines Außenseiters, der Integration durch Verständnis sucht.

Liebe Grüße,

tschüß... Woltochinon

 

Zunächst einmal möchte ich mich bedanken für eure Kritiken, sage aber gleich, dass ich zum Inhalt eigentlich nicht so viel sagen möchte. Ich denke der Vorteil bei dieser Geschichte ist, dass man vieles darin lesen kann und auch wenn ich etwas ganz anderes intendiert habe, freut es mich, dass ihr so unterschieliche Bilder darin gefunden habt.
Zu der Dir fehlenden Linie, Wolltochin, möchte ich folgendes sagen:
Das Boot ist nicht Hoffnung selbst, sondern Anker und Antrieb für diese Person, aber deshalb ist es noch lange keine Rettungsboot, denn Hoffnung aus jemandem zu schöpfen ist nicht gleichbedeutend mit: von diesem jemand gerettet werden können.
Dass die Bilder, die ich gewählt habe, nicht aufeinander aufbauen und sich teilweise auch einander ausschließen, ist mir durchaus bewusst. Dies sollte genau das evozieren, was Du beim Lesen empfunden hast: das Gefühl, keine durchgängige Linie, keinen roten Faden finden zu können, denn genau das ist es, was die Unsicherheit dieser Person antreibt und sie abschweifen lässt zu unbedeutenden (?) Grashalmen und Steinen...

Liebe Grüße,
Katrinchen

 

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