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Der Fluch der Bücher

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14.11.2015
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Der Fluch der Bücher

Der erste Morgen in der neuen Schule war grauenhaft. Größere Schüler lungerten vor dem Eingang herum, rauchten und rempelten die Jüngeren an. Ich war extra früh gekommen, denn ich hatte vorausgesehen, dass ich mich verlaufen würde. Doch dass es so schlimm werden würde, das hätte ich nicht gedacht. Schließlich stand ich unschlüssig in einem der vielen verwirrenden Gänge herum und sah mich hilfesuchend um. Ein Mädchen kam mir entgegen, sie steuerte das Treppenhaus hinter mir an. Ihre kastanienbraunen Locken fielen ihr wirr ins schmale Gesicht und ihre abwesenden graublauen Augen schienen in weite Ferne zu blicken.
„Hey, weißt du vielleicht, wo der Klassenraum der 7d ist?“, fragte ich zaghaft, als sie an mir vorbeilief. Das Mädchen antwortete nicht. Sie schien mich nicht einmal zu bemerken. Schon war sie durch die große Doppeltür ins Treppenhaus verschwunden. Ich zuckte ratlos mit den Schultern und folgte ihr. Vielleicht würde sie mich ja zu einem Raum bringen, in dem ich einen Lehrer nach dem Weg fragen konnte. Das Mädchen lief schnurstracks die Treppe hinauf in den dritten Stock, bog nach rechts und dann wieder nach rechts ab. Vor der letzten Tür blieb sie stehen, öffnete sie und ging hinein. Ich betrachte das Schild neben der Tür. Darauf stand groß 'Klassenraum 7d'. Dankbar ging ich ebenfalls hinein. Die meisten Plätze waren bereits besetzt, von neugierig blickenden Jungen und Mädchen, die interessiert ihre neuen Mitstreiter betrachteten. Das Mädchen mit den kastanienbraunen Haaren hatte sich in die allerletzte Reihe gesetzt. Ich stellte meine Schultasche an einen Platz gegenüber von ihr. Sie kramte unterdessen in ihrem Rucksack herum und zog ein Buch hervor. Das erregte meine Aufmerksamkeit, denn ich las selbst für mein Leben gern. Es war ein dicker Wälzer mit blaugrünem Einband. Ich versuchte den Titel zu entziffern, doch sie schlug es sofort auf und begann zu lesen. Ich konnte von meinem Platz aus erkennen, wie ihre Augen über die Seiten flogen. Sie schien sich für nichts Anderes zu interessieren, als für die Buchstaben auf dem etwas vergilbten Papier. Selbst, als unsere Klassenlehrerin den Raum betrat und mit der Aufzählung der Namen begann, hob sie nicht den Kopf. Als sie meinen Namen - Sarah Winter - aufrief, sagte ich pflichtbewusst „Hier“.
„Aleyna Lehmann!“, rief die Lehrerin nun. Keiner antwortete.
„Aleyna Lehmann!“, wiederholte sie.
„Was?“, fragte das kastanienbraunhaarige Mädchen mit einer rauen, heiseren Stimme, die klang, als benutzte sie sie nicht besonders oft.
„Bist du anwesend?“, fragte die Lehrerin. Die Klasse brach in Gelächter aus.
„Ja“, antworte Aleyna abwesend und richtete den Blick wieder auf die Buchseiten vor sich.
„Leg bitte das Buch weg“, ermahnte die Lehrerin sie freundlich. Scheinbar höchst widerwillig klappte das seltsame Mädchen das Buch zu und starrte dann vor sich auf den Tisch, doch sie schien ihn gar nicht zu sehen.
Den restlichen Tag und auch die darauffolgenden Wochen grübelte ich über Aleyna nach. Sie war mir etwas unheimlich. Jedes Mal, wenn ich sie sah, las sie ein Buch (Es war fast jeden Tag ein anderes). Im Unterricht war sie meist still und abweisend und in den Pausen sah ich sie oft mit einem anderen schüchternen Mädchen aus unserer Klasse – ihr Name war Issi - , doch sie unterhielten sich kaum, Aleyna las stets ihr Buch und Issi saß daneben.
Ich fand bald neue Freunde und wir unterhielten uns über Aleyna. Alle fanden sie merkwürdig und unheimlich.
Auf unserer Klassenfahrt landeten meine Freundinnen und ich mit Aleyna in einem Zimmer. Die Fahrt sollte die "Gemeinschaft stärken", wie meine Lehrerin es ausdrückte, doch Aleyna grenzte sich nach wie vor aus. Ich mochte es nicht, wenn jemand bei den lustigsten Spielen nicht mitspielte und auch sonst jedem Kontakt auswich, also beschloss ich, auf Aleyna zuzugehen und mich mit ihr anzufreunden. Bei der nächsten Gelegenheit lief ich hinter ihr her und rief: „Hey, Aleyna! Wo gehst du hin? Ich würde gern mitkommen!“ Aleyna, ihr Buch unterm Arm, drehte sich um, betrachtete mich und wurde dann widerstrebend langsamer, damit ich sie einholen konnte. Ich rannte zu ihr vor und lief dann neben ihr auf das Ufer des Sees zu, an dem unser Haus stand. Aleyna ließ sich auf einer Bank nieder und wollte ihr Buch aufschlagen, doch ich fragte: „Hast du eigentlich Geschwister?“ Sie nickte knapp und starrte sehnsüchtig das Buch an. So begann ein kurzes und einsilbiges Gespräch. Ich fragte sie allerhand Sachen und sie antwortete kurz angebunden.
„Warum redest du eigentlich nie mit anderen Leuten?“, fragte ich schließlich. Sofort öffnete sie ihr Buch und begann zu lesen. Ich begriff, dass sie mich wohl nicht weiter beachten würde, also stand ich frustriert auf und ging. Mein Misserfolg mit Aleyna beschäftigte mich noch den ganzen Tag und am Abend lag ich noch wach, lange nachdem alle in meinem Zimmer eingeschlafen waren. Plötzlich hörte ich es leise murmeln. Es kam aus Aleynas Richtung. Leise stand ich auf und schlich näher heran, bis ich einige Fetzen aufschnappen konnte.
„Percy… Achtung!… Annabeth… Gefahr!… Luke… nicht gut!…“ Ich erkannte die Namen aus einer meiner Lieblingsbuchreihen – Percy Jackson hieß sie -. Ich versuchte, den Titel des Buches zu entziffern, das neben ihr lag. Ja, Aleyna las gerade den dritten Teil. Auf einmal flammte hinter Aleynas geschlossenen Augenlidern ein weißes Licht auf und im nächsten Augenblick war sie verschwunden. Aleyna hatte sich in Luft aufgelöst! Erschrocken schloss ich die Augen, öffnete sie wieder, doch das Bett vor mir blieb leer. Ich rannte ins Bad und von dort aus vollkommen verstört ins Bett. Nach langer Zeit fiel ich in einen unruhigen Schlaf.
Am nächsten Morgen beim Frühstück war ich todmüde und fühlte mich wie gerädert. Als ich aufgewacht war, hatte Aleyna in ihrem Bett gelegen, als wäre nichts passiert! Ich fragte mich allmählich, ob ich mir das alles nur eingebildet hatte. Die Anderen am Tisch schauten mich entweder misstrauisch oder besorgt an. Ich musste schrecklich aussehen! Nach dem Frühstück schloss ich mich in unserem Bad ein. Ich ließ mich auf den Klodeckel fallen und starrte in den Spiegel. Ein leichenblasses Gesicht mit dunklen Schatten unter den Augen starrte zurück. Ich stützte den Kopf in meine Hände. 'Was ist heute Nacht passiert? Was ist heute Nacht passiert? Was ist heute Nacht passiert? …', fragte ich mich immer wieder. Sollte ich jemandem davon erzählen? Nein, entschied ich, es würde mir ja sowieso niemand glauben und ich wollte Aleyna nicht in Schwierigkeiten bringen.
Der Rest der Woche verging und ich war die gesamte Zeit in düsteren Gedanken versunken. Wieder in der Schule fasste ich endlich einen Entschluss. Ich musste Aleyna kennenlernen und hinter ihr Geheimnis kommen, sonst würde mich ihr leeres Bett noch ewig verfolgen! Lange überlegte ich, wie ich sie auf mich aufmerksam machen sollte. Mein Blick lag des Öfteren auf dem Buch, das Aleyna stets bei sich trug, doch das half mir leider nicht, das Problem zu lösen, vor dem ich stand.
Es dauerte noch Monate, bis mir die zündende Idee kam. Ende Oktober wusste ich endlich, was ich tun musste, um Aleynas Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. An einem sonnigen Tag lief ich also in der Mittagspause hinunter auf den Hof zu der Bank, auf der Aleyna und Issi saßen und setzte mich neben sie. Issi sah mich erstaunt an. Ich beachtete sie nicht und fragte, an Aleyna gewandt: „Hey! Was liest du gerade für ein Buch?“ Aleyna hob den Kopf,ihre Augen fingen an zu strahlen und auf ihrem Gesicht breitete sich ein Ausdruck aus, den ich bei ihr noch nie gesehen hatte: Begeisterung.
„'Die Wasserweber'. Kennst du es?“ Mein Plan ging auf! Ich hoffte nur, dass sie weiter mit mir reden würde. Ich bejahte ihre Frage freudig, denn das Buch stand in meinem Regal und fuhr fort: „Kai Meyer ist wirklich toll! Hast du 'Die fließende Königin' gelesen? Das hat er auch geschrieben.“ Als sie den Kopf schüttelte, bot ich ihr an, das Buch am folgenden Tag mit in die Schule zu bringen, damit sie es lesen konnte. Sie stimmte begeistert zu. Wir redeten noch länger über Bücher, die wir gelesen und die uns am besten gefallen hatten. Aleyna blühte bei diesem Thema geradezu auf! Wir stellten fest, dass wir einen ziemlich ähnlichen Buchgeschmack hatten: Fantasy und actionreiche Geschichten.
„Ich steh auf Schlachten mit Schwertern und Pfeil und Bogen“, gab ich zu.
„Ich auch“, sagte Aleyna und lachte – So einen Laut hätte ich nie von ihr erwartet!
„Wow, ich hätte nicht gedacht, dass ich dich einmal lachen hören würde!“, sagte ich und dann erzählte ich ihr von dem ersten Eindruck, den ich von ihr gehabt hatte. Aleyna lächelte matt.
„Das habe ich in jeder Schule gehört, in der ich bis jetzt war. Weißt du, es ist nämlich so: Ich fühle mit den Hauptpersonen in meinen Büchern. Ist diese glücklich, bin ich glücklich und ist sie traurig, bin ich traurig. Wenn zum Beispiel meine Hauptperson wütend war, wurde ich manchmal von der Schule geschmissen, weil ich in Prügeleien verwickelt war und man mich als gewalttätig einstufte.“ Ich brachte nur ein „Oh, Mann!“ heraus. Dann war die Pause vorbei.
Wir trafen uns von nun an jede Pause auf dem Hof. Wir redeten, spielten zusammen und tauschten Bücher. Aleyna begann, offener mit mir umzugehen und sie wurde immer fröhlicher, je öfter wir etwas zusammen machten. Ich erzählte ihr alle meine Ideen für Geschichten, die ich schreiben konnte und sie war eine sehr gute Zuhörerin.
Eines Tages berichtete ich ihr davon, dass ich beinahe jede Nacht lebhaft von den Büchern träumte, die ich las. Als sie das hörte, zuckte Aleyna zusammen und starrte dann ins Leere.
„So hat es bei mir auch angefangen“, murmelte sie. „Sei bloß vorsichtig, Sarah! Ich möchte nicht, dass du so endest wie ich.“ Dann schellte die Schulklingel und Aleyna stand auf und ging ohne ein weiteres Wort.
Am nächsten Tag tat sie so, als wäre nichts geschehen. Sie wirkte zu ausgelassen, zu fröhlich. Dieses merkwürdige Verhalten hielt an und ich wusste, dass sie mir etwas verheimlichte. Der Winter kam und der Frühling und dann der Sommer. Wir redeten nicht über ihre verstörende Warnung. Bei der Zeugnisausgabe am Ende des Schuljahres erhielt Aleyna eine Urkunde für immer besser gewordene Leistung. Ich war wahnsinnig stolz auf sie! Ich hatte keine Ahnung, wieso, aber ich fühlte mich für sie verantwortlich. Sie wirkte verletzlich, als würde sie bei erster Belastung auseinanderbrechen. Ich wusste ja, sie hatte sich schon oft geprügelt, und doch…
Die Sommerferien vergingen quälend langsam. Ich fragte mich oft, was Aleyna gerade tat. Sicher lag sie in einer Hängematte und las. Das Wissen um sie und meine anderen Freunde half mir über die Langeweile hinweg.
Endlich begann die Schule wieder. Ich begrüßte meine Freunde und wir lachten und scherzten wie eh und je. Die neuen Siebtklässler waren das Hauptgesprächsthema. Doch ich war nicht ganz bei der Sache. Aleyna war nicht aufgetaucht. Ich hatte Issi gefragt, ob sie etwas wusste, doch sie hatte nur den Kopf geschüttelt und ratlos mit den Schultern gezuckt.
Auch in den nächsten Tagen ließ Aleyna sich nicht blicken. Erst am Montag kam sie. Ich hatte mir das ganze Wochenende Sorgen gemacht, doch alle Sorgen verflogen, als ich sie den Gang hinaufkommen sah. Sie blickte auf den Boden und beachtete nichts um sie herum. Als ich ihren Namen rief, blickte sie auf. Während sie näher kam, fragte ich: „Wo warst du bloß letzte Woche?“ Sie antwortete nicht. Ich lief auf sie zu, um sie zu umarmen. Sie schüttelte fast unmerklich den Kopf. Kurz bevor ich bei ihr ankam, bemerkte ich den leeren Ausdruck in ihren Augen. Ich öffnete die Arme und wollte Aleyna an mich drücken, doch da war nichts! Ich stolperte, fiel nach vorne und konnte mich gerade noch abfangen, bevor ich zu Boden stürzte. Hinter mir stand Aleyna. Sie drehte sich langsam um und sah mich mit traurigem Blick an.
„Ich hab's dir doch gesagt“, flüsterte sie. Dann rannte sie in den Klassenraum. Ich schaute mich hastig um, doch niemand schien etwas bemerkt zu haben... Außer Issi. Sie starrte mit riesigen Augen und weit geöffnetem Mund zu mir herüber. Ich zog sie hinter den Anderen her in den Raum, denn sie war zu einer lebenden Statue geworden. Meine Beine zitterten und mein Herz raste. Was war passiert? Mein Verstand konnte soetwas nicht erfassen.
Am Nachmittag ging ich nicht auf den Hof, sondern rannte auf die Toilette und schloss mich in der hintersten Kabine ein. Sobald ich mich gesetzt hatte, fing ich unkontrolliert an zu zittern. Als ich mich wieder halbwegs beruhigt hatte, ging ich nach hause. Die letzte Stunde war noch nicht zu Ende, als ich mich auf mein Bett fallen ließ und den Kopf im Kissen vergrub.
In der Mittagspause am folgenden Tag ging ich zu der Bank, auf der Aleyna und Issi saßen. Ich hatte mir am letzten Tag alles nochmal durch den Kopf gehen lassen. Ok, ich war durch Aleynas Körper hindurchgerannt und das war, logisch gesehen, nicht möglich. Aber glaubte ich nicht an Magie? Doch, das tat ich und deshalb wollte ich unbedingt herausfinden, was mit Aleyna vorging. Während ich mich neben Aleyna setzte, musterte ich sie von Kopf bis Fuß und bemerkte, dass ich ganz schwach Issi durch sie hindurchsehen konnte.
„Was war das gestern?“, flüsterte ich. „Was ist dein Geheimnis, Aleyna?“ Da fing Aleyna an zu erzählen: „Es hat genauso angefangen wie bei dir. Träume von den Büchern, die ich gerade las. Doch dabei blieb es nicht! Die Träume wurden immer lebhafter und realer und irgendwann konnte ich mich nicht mehr von den Geschichten losreißen. Ich las jede freie Sekunde und fühlte jedes Mal, wenn ich ein Buch aufschlug, wie ich in die Seiten gesogen und selbst eine Person in der Geschichte wurde. Bald darauf verschwand ich nachts aus meinem Bett, denn die Träume waren zur Realität geworden. Auch am Tag weilten meine Gedanken bei den Welten in meinen Büchern. Erst du hast mich ein Stück weit zurückgeholt. Sarah. Ich fühle...“, sie stockte, „Ich fühle, wie sich meine Seele, mein ganzes Wesen von dieser Welt löst und in den Büchern verschwindet. In den Sommerferien habe ich ununterbrochen gelesen und konnte es nicht stoppen! Es tut mir so furchtbar leid, Sarah. Ich werde bald in dieser realen Welt nicht mehr existieren.“
Issi keuchte leise. Ich starrte Aleyna an. Ihr flehender Blick verriet die Hoffnung, dass ich ihr glaubte. Ich glaubte ihr.
„Ist Ok, Aleyna“, sagte ich leise, „Du solltest loslassen und gehen. Ich denke, dir gefällt es dort, wo du hingehst, besser als hier.“
„Danke“, brachte Aleyna heraus.
In den nächsten Tagen redeten wir wenig. Aleynas Augen wurden immer leerer und ihr Körper immer durchscheinender, als wäre nur noch eine Hülle von ihr vorhanden. Es war mir ein Rätsel, warum keiner in der Klasse ihre Verwandlung bemerkte, doch ich war froh darüber, denn sonst würden sie Aleyna wohl mit Fragen und merkwürdigen Blicken bombadieren. Als eine Woche vergangen war und das Wochenende anstand, saßen wir wieder auf der Bank und Aleyna flüsterte mit dünner Stimme: „Bald ist es soweit.“ Ich wollte sie an der Schulter berühren, zuckte aber zurück, als meine Hand ungehindert weiter in Aleynas Körper eindrang. Nach der Schule ging ich betrübt nach Hause.
Am Montag brauchte ich lange, bis ich Aleyna neben Issi sah. Ich konnte sie nur noch mit großer Anstrengung erkennen. Issi hatte Tränen in den Augen und schluchzte leise. In der Mittagspause ging ich hinunter auf den Hof und sah Aleyna vor der Mauer stehen. Sie drehte sich um, als sie mich kommen hörte. In ihren Augen stand das erste Mal seit langem wieder ein Ausdruck: Erleichterung und große Freude.
„Heute! Heute ist es soweit“, sagte sie, als ich vor ihr stand. Tränen ließen meinen Blick verschwimmen. Ich konnte nicht anders, ich umarmte sie und dieses Mal ging es. Ich spürte ihren warmen, festen Körper und die Tränen liefen mir übers Gesicht.
„Auf Wiedersehen“, flüsterte ich in ihre weichen Haare hinein. Sie schob mich von ihr weg und sie wurde schlagartig wieder ein Schatten ihrer selbst. Sie lächelte mich mit ihrem wärmsten Lächeln an. Eine einzelne Träne befreite sich aus ihren Wimpern und fiel auf den Boden. Plötzlich umhüllte sie dichter weißer Nebel, zusammen mit rotem und gelbem Herbstlaub, das nicht aus dieser Welt stammte. Nach einer Weile löste der Nebel sich auf und die Blätter fielen zu Boden. Aleyna war verschwunden. Ich hob eines der Blätter auf und steckte es in die Tasche. Issi kam mir entgegen. Ich hob ein zweites Blatt auf und gab es ihr. Dankbar drückte sie es an sich und ging durch die große Doppeltür aus der Schule. Dann verließ auch ich den Schulhof. Issi sah ich danach nie wieder, doch Aleyna begegnete mir oftmals in meinen Träumen und zeigte mir die augedehnten Wiesen und Wälder der Welt, in der sie nun lebte. In dieser Zeit schwor ich mir, Aleyna niemals zu vergessen und auch die Botschaft, die sie mir übermittelt hatte, immer im Herzen zu tragen:
Hüte dich davor, die Bücher zum Alltag werden zu lassen, doch liebe sie trotz allem wie einen kostbaren Goldschatz. Denn Bücher sind mehr wert, als alles Gold der Welt.

 

Hallo willinore!

Willkommen bei den Wortkriegern!

Als ich den Anfang deiner Geschichte gelesen habe, musste ich lachen. Nicht, weil an deinem Textanfang irgendetwas lächerlich wäre oder so, nur, weil ich bei meinem Romanprojekt "Ein cooler Club" genau dieselbe Situation am Anfang habe. Wenn du möchtest, kannst du ja mal in mein erstes Kapitel reinschauen, zum Vergleich.

So, nun aber zu deinem Text:

Den Anfang finde ich gut, weil du da szenisch die Situation am ersten Tag beschreibst.

Dann allerdings rast du in die Zukunft, gibst dem Leser in praktisch nur ein paar Stichwörtern an, was alles passiert und schon sind sie auf Klassenfahrt. Da geht mir zu schnell. Der Leser bekommt nirgends Gelegenheit, deine Protagonistin (deine Ich-Erzählerin) kennenzulernen.

Hier, als Beispiel, du schreibst: "Ich hatte es gar nicht gern, wenn jemand ausgeschlossen war". Das muss der Leser so von der Erzählerin hinnehmen, die Erzählerin behauptet das. Im bisherigen Text kann der Leser aber nirgends einen Hinweis darauf, einem Beweis dafür finden, dass das wirklich so ist. Wenn die Erzählerin es wirklich "gar nicht gern" hatte, dass jemand ausgegrenzt wurde, warum hat sie dann nicht schon früher versucht, sich mit Aleyna anzufreunden?

Dann wird deine Geschichte sehr spannend, hier: "Aleyna hatte sich in Luft aufgelöst!" Finde ich klasse!
Was ich mich allerdings hier frage, ist: Was sagen, tun denn denn die Freundinnen der Ich-Erzählerin? Du übergehst sie völlig, als wären sie gar nicht vorhanden. Das ist auch im Rest des Textes so. Da sehe ich schreibtechnisch zwei Möglichkeiten: Entweder du lässt deine Ich-Erzählerin gar keine Freundinnen finden, sie eine Einzelgängerin werden, oder aber du baust die Freundinnen und ihre Reaktionen auf Sarahs Verhalten in die Geschichte ein.

Dann kommt eine weitere sehr spannende Stelle: „Sei bloß vorsichtig, Sarah! Ich möchte nicht, dass du so endest wie ich.“
Aber die Spannung verpufft, weil dann "Der Winter kam und der Frühling und dann der Sommer."
=> Das ist schreibtechnisch nicht so gut. Da kommt die Warnung, und dann passiert ein Dreivierteljahr gar nichts? Hier möchte ich dir empfehlen, deine Geschichte auf einen kürzeren Erzählzeitraum zusammenzupressen. Nur als Vorschlag: Du könntest Aleyna erst kurz vor der Klassenfahrt in die Klasse kommen lassen (gerade erst zugezogen oder so). Und diese Dreivierteljahrespause samt Sommerferien einfach streichen. Sorgen machen kann sich Sarah ja auch, wenn Aleyna zum Beispiel Montags nach einem Wochenende nicht zur Schule kommt. (Lustig, auch diese Szene habe ich in meinem Romanprojekt verarbeitet.)

Insgesamt mag ich dein Geschichte sehr. Potential zur Verbesserung ist allerdings einiges drin. Ich hoffe, du magst sie verbessern, das würde mich sehr freuen.

Zum Schluss möchte ich dich noch fragen: Kennst du Bücher von Charles de Lint? Inhaltlich erinnert mich deine Geschichte an seine. Die reale Welt und die Verbindung zur Anderswelt (die sehr bedrohlich sein kann), darum geht es in seinem Büchern fast immer. Kann ich dir nur empfehlen.

Grüße,
Chris

 

Liebe Chris,
danke für deinen Beitrag. Ich werde mal gucken, wie ich meine Geschichte verbessern kann. Ich habe sie so geschrieben, weil ich in der Schule wirklich ein Mädchen kennengelernt habe, wo mein erster Eindruck so war, wie Sarahs erster Eindruck von Aleyna. Deshalb habe ich manchmal die Stellen so lang gezogen (Frühling, Sommer,...), weil ich sie jetzt auch schon zwei Schuljahre lang kenne. Du hast Recht, es ist vielleicht manchmal etwas lang...

Leibe Grüße,
willinore

 

Hallo willinore,

Auch von mir Herzlich Willkommen! Mir hat die Idee zu deiner Geschichte auch sehr gut gefallen. Dass man von Büchern regelrecht aufgesaugt wird, und sich dort vielleicht sogar eher zuhause fühlt als in der siebten Klasse, das Gefühl kann ich total gut nachvollziehen. :)

Ich fand es auch toll, dass aus der Geschichte eine große Leidenschaft für Bücher spricht, aber gleichzeitig gibt es auch das Bewusstsein, dass auch eine Gefahr da drin liegt, wenn man so sehr darin aufgeht, dass man den Kontakt mit der realen Welt verliert. Das hat mich ein bisschen an die Unendliche Geschichte erinnert.

Auch den Aufbau der Geschichte fand ich gelungen, du schaffst es wirklich, Spannung aufzubauen und man möchte als Leser genau wie deine Erzählerin hinter das Geheimnis von Aleyna kommen. Und meine Schulzeit ist zwar schon eine ganze Weile her, aber ich fand die Gedanken von Sarah und ihre Beobachtungen zum Schulleben kommen ziemlich authentisch rüber. An manchen Stellen denkt sie vielleicht ein bisschen "erwachsen" für ihr Alter, aber das ist eben auch von Mensch zu Mensch verschieden, also ich fand die Figur glaubwürdig.

Es gibt auch ein paar Dinge, die ich noch nicht ganz gelungen finde, auf die gehe ich dann auch noch genauer ein. Das würde ich mir an deiner Stelle aber nicht allzu sehr zu Herzen nehmen, denn das sind alles Sachen, die sich mit mehr Schreiberfahrung eigentlich immer verbessern, also ich denke, wenn du so weiter machst, gibt sich das nach und nach. Ich finde, du bist schon auf einem sehr guten Weg.

Die Geschichte ist sehr sauber geschrieben, mir sind beim Durchlesen kaum Fehler bei Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung aufgefallen - und das ist leider auch bei Leuten, die schon eine Weile aus der Schule raus sind, inzwischen gar nicht mehr selbstverständlich. Das ist natürlich auch nicht die Hauptsache bei einer Geschichte - aber schon ein Plus. :)

Abgesehen davon habe ich einfach den Eindruck bekommen, dass du selber viel liest und vielleicht auch schon seit einer Weile schreibst, und dadurch schon ein ziemlich gut entwickeltes Gefühl dafür hast, wie Geschichten "funktionieren", also wie man die geschickt aufbaut, wie man von einer Szene zur nächsten kommt und so.

Hier sind ein paar Detailanmerkungen:

Der erste Morgen in der neuen Schule war grauenhaft. Größere Schüler lungerten vor dem Eingang herum, rauchten und rempelten die Jüngeren an. Ich war extra früh gekommen, denn ich hatte vorausgesehen, dass ich mich verlaufen würde.
Den Einstieg fand ich gut. "Erster Tag an einer neuen Schule" kommt zwar ziemlich oft vor am Anfang in solchen Jugendgeschichten, aber du hast es auch nicht ausgewalzt, und schaffst es mit wenigen Sätzen, die Verunsicherung deiner Figur rüberzubringen. :thumbsup:

Vielleicht würde sie mich ja zu einem Raum bringen, in dem ich einen Lehrer nach dem Wegfragen konnte.
Nach "Weg" fehlt noch ein Leerzeichen

Das erregte meine Aufmerksamkeit, denn ich las für mein Leben gern und liebte Bücher über alles.
Das ist doppelt gemoppelt, finde ich. Theoretisch könnte "ich las für mein Leben gern" zwar auch heißen, dass sie es liebt, SMSe oder die Rückseiten von Shampooflaschen zu studieren, aber im Allgemeinen geht man da schon davon aus, das damit Bücher gemeint sind. :)

Selbst, als eine hübsche junge Frau – unsere Klassenlehrerin, ich erkannte sie von unserer Einschulung – den Raum betrat und mit der Aufzählung der Namen begann, hob sie nicht den Kopf.
Das ist etwas umständlich formuliert und liest sich dadurch nicht flüssig. Du könntest schreiben "Selbst als unsere Klassenlehrerin den Raum betrat ...". Wenn es dir wichtig ist, wie die Lehrerin aussieht und dass Sarah sie schon mal gesehen hat, könntest du das in einem weiteren Satz beschreiben - aber eigentlich finde ich, das ist für die Geschichte gar nicht relevant.

„Was?“, fragte das kastanienbraunhaarige Mädchen mit einer rauen, heiseren Stimme, die klang, als benutzte sie sie nicht besonders oft.
Wenn du eine Weile im Forum unterwegs bist oder dich generell mit Tipps für einen guten Schreibstil beschäftigst, wirst du wahrscheinlich öfter den Rat hören, möglichst wenige Adjektive zu verwenden. Wie viele man verwendet, ist auch ein bisschen Geschmackssache und hängt sicher auch davon ab, welche Art von Geschichte man erzählt.
Aber trotzdem ist das wirklich ein guter Tipp, denn Sätze mit vielen Adjektiven wirken oft "vollgestopft", und man bekommt den Eindruck, der Autor ist sich unsicher und beschreibt alles bis ins kleinste Detail, weil er dem Leser nicht zutraut, sich selbst etwas vorzustellen. Bei diesem konkreten Beispiel würde ich sagen: Die Haarfarbe kannst du auf jeden Fall streichen. Du hast schon vorher beschrieben, wie Aleyna aussieht, das ist also keine neue Information, und der Satz würde sich ohne dieses lange, sperrige Wort "kastanienbraunhaarig" schon mal viel flüssiger lesen. Und von den beiden Adjektiven zu ihrer Stimme könntest du auch eines weglassen, denn "rau" und "heiser" bedeuten fast dasselbe in diesem Fall.

Als sie meinen Namen aufrief, sagte ich pflichtbewusst „Hier“.
Hier wäre eigentlich eine gute Gelegenheit, die Information einzubauen, wie die Erzählerin heißt. Ein Ich-Erzähler, der "Mein Name ist Bond. James Bond" von sich gibt, wirkt in der Regel komisch, aber wenn eine andere Figur sie mit Namen anspricht, kann man das Problem elegant umgehen. Sarahs Name fällt nämlich erst sehr spät in der Geschichte, und beim ersten Lesen habe ich ihn total übersehen.

„Bist du anwesend?“, fragte die Lehrerin. Die Klasse brach in Gelächter aus.
„Ja“, antworte Aleyna abwesend und richtete den Blick wieder auf die Buchseiten vor sich.
Die Szene ist echt lustig. Normalerweise würde ich sagen: Für Adverbien gilt dasselbe wie für Adjektive, aber hier fand ich das gut, dass sie "abwesend" antwortet. :)

Jedes Mal, wenn ich sie sah, las sie ein Buch (Es war fast jeden Tag ein Anderes).
anderes klein, das ist noch auf das Buch bezogen, kein eigenständiges Substantiv

Die Fahrt sollte die Gemeinschaft stärken, doch Aleyna grenzte sich nach wie vor aus.
Das ist so ein Satz, der klingt für mich ein bisschen ... hmm ... sozialpädagogisch. Auf jeden Fall unpassend für deine Erzählerin. Also das ist ein Gedanke, denn ich in dieser Formulierung eher von einer Lehrerin erwarten würde als von einer Mitschülerin.
Es ehrt Sarah, dass sie Aleynas merkwürdiges Verhalten nicht zum Anlass nimmt, über sie herzuziehen oder sie fertig zu machen, was bei Kindern, die ein bisschen anders sind, ja leider oft passiert, und dass sie sogar aktiv versucht, sich mit ihr anzufreunden - aber diese Gedanken "die Klassenfahrt ist doch dazu da, die Gemeinschaft zu stärken" - das kaufe ich ihr echt nicht ab. In dem Alter ist man doch eher froh, eine Woche nicht im Klassenzimmer sitzen zu müssen, mal was anderes zu sehen, mal von den Eltern weg zu sein und richtig viel Zeit mit Freunden zu verbringen, und philosophiert nicht über die Gruppendynamik in der Klasse. Oder?

Ich hatte es gar nicht gern, wenn jemand ausgeschlossen war, also beschloss ich, auf Aleyna zuzugehen und mich mit ihr anzufreunden.
Ich habe an der Stelle überlegt, warum Sarah sich eigentlich so viele Gedanken über Aleyna macht, und dachte mir dann, dass sie sich vor nicht allzu langer Zeit ja selber noch ziemlich fremd an der Schule gefühlt hat, also weiß, wie es ist, wenn man allein ist und niemanden zum Reden hat. Aber das ist nur eine Vermutung, die nicht direkt aus dem Text hervorgeht. Eventuell könntest du auf ihre Motivation noch ein bisschen eingehen in der Geschichte.

„Warum schottest du dich eigentlich so von allen Anderen ab?“, fragte ich schließlich.
Den Satz fand ich auch nicht so richtig passend. Also sinngemäß ist es logisch, dass sie das fragt, aber "du schottest dich ab" ist auch so eine Formulierung, die nach meinem Gefühl nicht zu Sarah passt.
Mein Vorschlag wäre: "Warum redest du eigentlich nie mit den anderen?" - oder vielleicht hast du noch eine bessere Idee.

Aleyna hatte sich in Luft aufgelöst! Erschrocken schloss ich die Augen, öffnete sie wieder, doch das Bett vor mir blieb leer. Ich rannte ins Bad und von dort aus vollkommen verstört ins Bett. Nach langer Zeit fiel ich in einen unruhigen Schlaf.
Sarahs Reaktion auf Aleynas Verschwinden fand ich komisch. Sarah denkt nicht mal daran, eine ihrer Freundinnen oder die Lehrerin zu wecken und ihnen zu sagen, was passiert ist. Klar wäre das schwer zu erklären, und Aleyna könnte Ärger bekommen, weil die Lehrerin wahrscheinlich annehmen würde, dass sie nachts aus ihrem Zimmer abgehauen ist. Also es wäre schon in Ordnung, wenn sie erst mal entscheidet, niemandem etwas zu sagen - auch wenn sie in dem Moment gar nicht sicher sein kann, ob Aleyna jemals wieder auftauchen wird - aber der Gedanke sollte ihr wenigstens kommen, fand ich. Wenn man so etwas vollkommen Unerklärliches erlebt, ist es meiner Meinung nach ein Grundbedürfnis, mit einem anderen Menschen darüber zu sprechen.

Ich lief auf sie zu, um sie zu umarmen. Sie schüttelte fast unmerklich den Kopf. Kurz bevor ich bei ihr ankam, bemerkte ich den leeren Ausdruck in ihren Augen. Ich öffnete die Arme und wollte Aleyna an mich drücken, doch da war nichts! Ich stolperte, fiel nach vorne und konnte mich gerade noch abfangen, bevor ich zu Boden stürzte. Hinter mir stand Aleyna. Sie drehte sich langsam um und sah mich mit traurigem Blick an.
„Ich hab's dir doch gesagt“, flüsterte sie. Dann rannte sie in den Klassenraum. Ich schaute mich hastig um, doch niemand schien etwas bemerkt zu haben.
Die Stelle finde ich ziemlich gelungen. Das erzeugt wirklich ein unheimliches Gefühl, dass Aleyna nicht mehr greifbar ist.

Mein Verstand konnte die Situation nicht im Geringsten erfassen.
Die Formulierung finde ich zu gestelzt. "Situation" ist irgendwie so ein steifes, förmliches Wort.

„Ist Ok, Aleyna“, sagte ich leise, „Du solltest loslassen und gehen. Ich denke, dir gefällt es dort, wo du hingehst, besser als hier.“
„Danke“, brachte Aleyna heraus.
In den nächsten Tagen redeten wir wenig. Aleynas Augen wurden immer leerer und ihr Körper immer durchscheinender, als wäre nur noch eine Hülle von ihr vorhanden. Als eine Woche vergangen war und das Wochenende anstand, saßen wir wieder auf der Bank und Aleyna flüsterte mit dünner Stimme: „Bald ist es soweit.“
Der Schluss hat etwas Rührendes - dass Aleyna in der richtigen Welt immer Probleme hatte, und in der Bücherwelt glücklicher sein wird, und dass Sarah weiß, dass sie es nicht stoppen kann und sich so liebevoll von ihr verabschiedet, das hat mir gut gefallen.

Aber es gibt auch ein paar Dinge, die mich an dem Schluss gestört haben, bzw. die mir fehlen, weil du gar nicht darauf eingehst.

1. Es entsteht der Eindruck, dass Sarah die einzige ist, die das Ganze mitbekommt. Schon klar, Aleyna ist eine Außenseiterin, die nicht viel mit den anderen Schülern zu tun hat - aber wenn sie nach und nach unsichtbar wird, dürfte das schon irgendwann jemandem auffallen, oder nicht? Und zumindest Issi steht ihr ja auch ziemlich nahe. Die wird am Schluss überhaupt nicht mehr erwähnt. Sie ist doch vermutlich auch traurig darüber, Aleyna zu verlieren, und ich finde, das sollte nicht einfach unter den Tisch fallen, sonst wirkt Issi irgendwie sehr wie ein fünftes Rad am Wagen.

2. Du hast einen schönen Ansatz in der Geschichte, dessen Potenzial aber nicht richtig ausgeschöpft wird. Sarah fängt auch an, sich sehr stark in die Bücherwelten hineinzuversetzen, und Aleyna warnt sie, dass sie genauso enden könnte wie sie - was man an der Stelle schon als unheimlich empfindet.
Aber am Ende ist alles so ein bisschen Friede, Freude, Eierkuchen - Aleyna wird in der anderen Welt glücklicher sein, und wie es mit Sarah weiter gehen wird, ignoriert die Geschichte einfach.
Im Prinzip steckt im Text schon so eine Art Erklärung drin, oder man kann es zumindest so interpretieren. Die Freundschaft mit Sarah hat Aleyna ein bisschen in der realen Welt "verankert" könnte man sagen. Dass sie vollständig in die Bücherwelt hineinwechselt, hat wohl vor allem damit zu tun, dass sie die ganzen Sommerferien über nichts anderes getan hat, als zu lesen, also durch zu wenig Kontakt mit anderen Menschen verliert sie den Halt in der Realität.
Sarah ist anders als Aleyna, sie liebt zwar Bücher auch sehr, aber gleichzeitig hat sie auch viele Freunde und lebt, wie es aussieht, gerne in der realen Welt. Deshalb ist meine Vermutung, dass ihr nicht wirklich dasselbe Schicksal droht, selbst wenn das mit den Träumen so bleiben sollte.
Und ich finde, dass könnte man ein bisschen stärker rausarbeiten, weil ich auch nicht denke, dass du als Botschaft deiner Geschichte sagen willst "Bücher sind gefährlich, lasst bloß die Finger davon", sondern eher so die Richtung "Bücher sind toll, aber wenn man in seinem Leben für nichts anderes mehr Platz lässt, kann das zu Problemen führen".

Das war jetzt viel Text, auch mit vielen kritischen Anmerkungen, aber ich hoffe, es ist trotzdem rübergekommen, dass ich deine Geschichte gern gelesen habe und dass mir vieles daran wirklich gefällt. Eine überarbeitete Fassung und/oder weitere Geschichten von dir werde ich mir auch gerne anschauen. :)

Grüße von Perdita

 

Hallo Perdita,
danke für dein Feedback. Wenn ich mit die zitierten Stelle von dir durchlese, stimme ich dir zu. Was die vielen Adjektive betrifft, das liegt daran, dass ich detailliert geschriebene Bücher sehr gern mag und deshalb auch so schreibe. Die Stelle mit der Gemeinschaft stärkenden Klassenfahrt sollte eher ironisch gemeint sein, von wegen "Das hat die Lehrerin gesagt, nicht ich", doch weil Sarah ein nettes und anständiges Mädchen ist, möchte sie Aleyna mit einbeziehen in die Klassengemeinschaft. Ansonsten waren deine Kritiken sehr hifreich, danke ;).
Lg, willinore
PS: Du hast Recht, ich lese sehr gern und schreibe auch schon seit mindestens drei Jahren. Toll, dass man das in meiner Geschichte mitbekommt, vielen Dank! :)

 

Hallo,
so, ich hoffe, die Änderungen haben die Geschichte verbessert.
Gruß, willinore

 

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