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Der flotte Vertreter

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30.04.2003
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Der flotte Vertreter

Der flotte Vertreter.
Mein Golf rollt mit knapp 60 kmh über die Hauptstraße stadteinwärts. Ich bin etwas in Eile, denn ein Telefongespräch hat meine Abfahrt daheim verzögert. Kurz vor der Einmündung der Akazienstraße kommt mir in flotter Fahrt ein Audi 100 entgegen. Als wir uns der Kreuzung nähern bemerke ich, dass der Fahrer seinen Wagen auf den linken Teil der Gegenfahrbahn lenkt. Obwohl er keinen Blinker eingeschaltet hat, reagiert meine Verkehrserfahrung und ich nehme den Fuß vom Gas hinüber zum Bremspedal. Und richtig! Haarscharf an meinem Kühler vorbei biegt der Kerl nach links in die Akazienstraße ab. Am Steuer erkenne ich einen Mann mit Kinnbart und es gelingt mir auch das kurze Kennzeichen des wegrollenden Wagens zu lesen: „S - V- 23“. So eine Unverschämtheit! Fast hätte es gekracht.
Noch immer ein wenig nervös betrete ich 10 Minuten später mein Büro im Einkauf der Firma Metallwerke begrüße meine Mitarbeiterin Frau Hoffmann und arbeite mich durch einen Berg Post auf meinem Schreibtisch. Als ich gegen zehn Uhr fast fertig mit dem Lesen und Sortieren der Briefe bin klingelt mein Haustelefon und Frau Hoffmann meldet mir den Besuch des Herrn Oechsle von der Firma Intra, die einer unserer Lieferanten für Dichtungen ist. Ich bitte sie, ihn ins Besprechungszimmer zu führen und ihm mitzuteilen, daß ich ihn in Kürze dort aufsuchen werde. Als Vorbereitung für das Gespräch mit ihm entnehme ich den Ordner „Einkauf, Dichtungen“ aus dem Regal und frische die Preise in meinem Gedächtnis auf. Mit dem Ordner unter dem Arm und meinem Notizblock in der Hand verlasse ich mein Büro und betrete den Besprechungsraum.
Vor mir erhebt sich ein Mann in perfekt sitzendem dunkelblauen Anzug von seinem Stuhl. Als ich in sein Gesicht blicke, dessen Kinn ein perfekt getrimmter Spitzbart ziert, erkenne ich sofort meinen Kontrahenten von der Kreuzung wieder. Ich lasse mir nichts anmerken, denn er reagiert ohne jegliches Erschrecken auf meinen Anblick. Mit der gelassenen Selbstsicherheit des gewieften Vertreters stellt er sich vor und übergibt mir seine Visitenkarte. Wir setzen uns und er beginnt mich nach der Marktlage unserer Produkte zu befragen bevor er zur Vorstellung der Artikel seiner Firma Intra übergeht. Ich erläutere ihm unsere Bedarfslage und bitte ihn Preise und Lieferzeiten zu nennen. Nachdem er mir bei den Mengenrabatten entgegenkommen ist, sind wir uns eigentlich handelseinig. Nun schlage ich zu:
„Wie lautet das Kennzeichen ihres Wagens?“, frage ich ihn unvermittelt. Er blickt mich erstaunt und verblüfft an und sagt:
„S - V- 23“
Er ist es.
„Was den von ihnen erhofften Auftrag an Dichtungen betrifft, verehrter Herr Oechsle“, sage ich, „ so kommen wir recht rasch aufeinander zu, aber jetzt biege ich ebenso unvermittelt und ohne Vorwarnung ab wie sie heute morgen vor meinem Golf. Der Auftrag geht an ihre Konkurrenz. Auf Wiedersehen!“
Seine Selbstsicherheit hat ihn verlassen. Er starrt mich fassungslos an und murmelt etwas, das wie „Entschuldigen sie“ klingt. Dann nimmt er seine Tasche auf und geht.

 

Hallo Alex,

du kannst gut schildern. Die Geschichte ist auch ganz flott geschrieben.

Allerdings ist sie von einer guten Kurzgeschichte noch etwas entfernt. Er liest sich streckenweise wie eine Aussage bei der Polizei, und ist auch nicht so richtig interessant. Es fehlt der Spannungsbogen.
Den Leser würden vielleicht die Hintergründe für die „Tat“ des Audifahrers interessieren. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass er dem Protagonisten die Vorfahrt genommen hat, um ihn zu ärgern. Vielleicht hat er irgendein Problem oder eine Krankheit. Da kann man doch seine Phantasie spielen lassen.

Einfach nur Rache nehmen ist mir zu flach und zu einfach gestrickt.

Bleib dran! Marion

 

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