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Der Fischer

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12.02.2004
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Der Fischer

Der Fischer saß auf dem dünnen Holzsteg. Er hatte die Beine an den Körper gezogen und ließ seinen Blick unstet über die glatte Oberfläche des Sees schweifen. Sein Blick war durch die struppige Krempe eines Strohhutes vor den stechenden Strahlen der Sonne geschützt. Der See sah aus wie ein schmutziger Spiegel unter dessen Oberfläche hin und wieder etwas aufblitze, schwammige Konturen wogten hin und her und waren nur mit viel Fantasie als algige Pflanzen zu identifizieren. Wie ein Blick in eine andere Welt, dachte der Fischer. Surreale Wesen leben in dieser Welt, die durch die Schwärze und Schwammigkeit so anders wirkten, dass es fast schon wieder faszinierend war.

Der Fischer wurde durch das Zupfen der Angelschnur aus seinen düsteren Gedanken gerissen. Sein grober Umhang wallte, als er die einfache Angel einholte, mit leerem Blick kurz den kleinen zappelnden Fisch an dessen Ende betrachtete und ihn dann wieder freiließ. Er senkte den Kopf bis sein Kinn gegen das nackte Knie stieß und sein Blick verklärte sich, als seine Gedanken erneut in die Ferne schweiften.

Eine unheimliche Stille umgab den Teich. Kein Vogel zwitscherte, kein Frosch quakte und auch Wasserplätschern war nicht zu vernehmen, obwohl sich das uferbedeckende Schilf majestätisch hin und her wiegte.

Das Gehör des Fischers war scharf und so hörte er den herankommenden Mann schon lange bevor er aus dem Wald trat und seine Schritte zielstrebig in Richtung des schmalen Stegs lenkte. Der Fremde setzte sich mit dem Rücken zu dem Fischer nieder und ließ die nackten Füße in das kalte Wasser baumeln. Der Fischer kannte den Mann nicht. Eine ganze Weile blieben die beiden einander fremden Männer Rücken an Rücken so sitzen. Das einzige Geräusch, welches die fast schon geisterhafte Stille, welche sich wie eine riesige Glocke über den See gelegt hatte, störte, war das Plätschern der nackten Füße im Wasser. Kleine kreisförmige Wellen gingen von den Füßen aus, wurden immer schwächer und verloren sich schließlich in der Weite des glatt daliegenden Sees.
"Und, wie geht´s?", fragte der Eine.
"Hm", gab sein Gegenüber zurück. "Man lebt so vor sich hin."
Wieder Stille. Selbst das Plätschern der Füße hatte aufgehört. Der Schrei eines Vogels zeriss die Stille. Dann ein Platschen, als der Körper ins Wasser fiel. Der Fischer saß noch kurz ohne jegliche Reaktion am Ende des Stegs, dann holte er die Angel in aller Ruhe ein, erhob sich eben so ruhig und ging langsamen Schrittes den Steg entlang ohne den Körper des Fremden, der reglos im Wasser lag, auch nur zu beachten. Er hätte sowieso nichts gesehen.

Er war blind.

 

Hello Nick,
wirklich eine seltsame Geschichte - an manchen Stellen vielleicht zu seltsam.
Es mag gewollt sein, dass sich trotz Windstille und glatter Wasseroberfläche das Schilf hin und her bewegt und schwammige Konturen wogen.
Aber wie kann der blinde Fischer algige Pflanzen identifizieren und einen Fisch betrachten? Ist er erst im letzten Satz erblindet? Oder verstehe ich den See als Phantasie?

Der Fischer sitzt mit dem Gesicht zum See - wenn der andere Mann sich rückwärts dazu setzt, wie bekommt der seine Beine ins Wasser? Da ist doch der Steg...
Und wenn die Herren Rücken an Rücken sitzen, wie kann dann 'sein Gegenüber' antworten?

Viele Grüsse vom gox

 

interessante Geschichte, die natürlich viele fragen wie interpretationsmöglichkeiten aufwirft.
@gox: der fischer muss doch die pflanzen übrhaupt nicht sehen,es spricht doch der erzähler und nicht der Fischer in der Geschcihte.
Aber mit dem Rücken hast dur echt, wie kann er da seine Beine im Wasser haben?

Im übrigen neige ich dazu zu glauben, dass sein blindsein eigentlich absolut unwichtig für die Geschichte bzw. für deren "verständnis", wenn man hier von so etwas reden kann, ist.

 

hi gox,

in bezug auf deine kritik was der fischer siehst und was nicht, mussich lithium recht geben, denn die geschichte wird ja nicht vom fischer erzählt.
die sache mit dem rücken an rücken kann ich auch erklären: man stelle sich vor, der steg ragt vielleicht drei vier meter in den see hinein. wenn nu der fischer am äußersten ende sitzt, dann kann der andere mann ja immer noch seine füße ins wasser baumeln lassen, da er ja noch nicht über land ist.
allerdings muss ich zugeben, das die vormulierung "gegenüber" ein wenig fehl am platze ist. ich werde mir da noch mal gedanken machen.

mfg,
nick155

 

Hello Nick,
Du schreibst 'Der See sah aus wie ein...' und dann 'Wie ein Blick in eine andere Welt, dachte der Fischer.' Daraus schliesse ich als Leser aber doch, dass hier die Sicht des Fischers gemeint sein soll.

Viele Grüsse vom gox

 

Hallo Nick,

mir erging es genauso wie gox und Lithium und ich sehe auch einen Widerspruch zwischen

Wie ein Blick in eine andere Welt, dachte der Fischer
und
Er war blind.
Ich würde dir daher auch empfehlen, die ein oder andere Formulierung noch zu ändern.

Ansonsten hinterlässt der Text einen recht verwirrten Eindruck auf mich. Was hat es mit dem reglos im Wasser liegenden Körper auf sich? Wie ist es dazu gekommen? Und handelt es sich dabei um den Mann, der den Blinden Gesellschaft geleistet hat? :confused:

Deine sprachlichen Formulierungen gefallen mir recht gut.

Viele Grüße,

Michael :)

 

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