Was ist neu

der ferienort

Mitglied
Beitritt
20.10.2002
Beiträge
202
Zuletzt bearbeitet:

der ferienort

Der Ferienort

Escala ist ein Ferienort an der spanischen Küste aber er könnte auch irgendwo anders sein, Ferienorte sehen irgendwie überall gleich aus.
Früher mag es mal ein netter Ort gewesen sein, ein kleines Fischerdorf mit einem Café in der Bucht um die sich die weißen Häuschen gruppiert haben. Sicher gab es auch eine Bäckerei,
das Brot frisch und warm, eine Apotheke und einen Metzger und einen Laden für Wäscheklammern und Seife und was man so braucht.
Das Café war abends Bar, Wein gab es und öligen Fisch, Tortillas und Oliven.
Ruhig war das Leben im Ort, so ruhig daß man das Geräusch des Windes hören konnte der vom Meer kommt und die salzige Luft bringt, und das Rauschen des Meeres.
Die Männer waren früh morgens mit den Booten draußen, da ist es noch dunkel und das Wasser noch schwarz, die Frauen machten Kaffee und Schokolade für sich und die Kinder.
Die Kinder in die Schule, die Frauen im Haus, alles hat seinen Platz, im Boot, in der Schule, im Haus.
Mittags wurde es ein bißchen lauter, es gibt Essen in den Häusern, die Männer zurück, die Familien am Tisch, Weingläser klirren wenn sie an den Tellerrand stoßen, Besteck klappert, die Kinder haben viel zu erzählen, es riecht nach Fett in den Gassen, und danach- Stille.
Siesta heißt Stille, heißt schnarchende Männer auf der Couch, die Kinder im Bett und die Frauen verräumen noch schnell das schmutzige Geschirr. Dann ruhen sie aus.
So still ist es daß man den Wind hören kann, der die salzige Luft bringt und das Rauschen des Meeres.

Dann kamen die Leute.
Sie kamen von überallher, "wie ist das ursprünglich hier", und saßen im Café und tranken zuviel Wein, "und so günstig", und waren viel zu laut.
Es dauerte zwei, drei Sommer dann gab es einen Campingplatz, ein Hotel mit Restaurant, einen Tretbootverleih und unzählige Geschäfte die Sonnenöl, Luftmatratzen, Zeitungen und Postkarten verkauften. Es gab neue Straßen, öffentliche Toiletten, eine Diskothek und viele Dinge die die alten Familien vorher noch nie gesehen hatten.
Nacktbadestrände zum Beispiel; weiße Frauenbrüste, die zwischen den Booten nach oben schauten wie Blümchen zur Sonne.
In der kleinen Bucht konnte man vom Café aus das Meer nicht mehr sehen, die Sonnenschirme standen dicht an dicht, bunt und schief über den großen Handtüchern ( für die Jungen) und den Liegen ( für die Älteren), über den Wasser- und Colaflaschen, den Eistüten und Radios.

Die Radios waren das Schlimmste.
Möchte man die Leute nicht sehen dann kann man eine Tür schließen, ein Fenster oder einfach nur die Augen. Aber der Lärm- der sucht sich seinen Weg durch die Ritzen, die Vorhänge, durch unsere Finger auf dem Ohr, hinein ins Gehirn und zieht da an den Nerven, unermüdlich, unermüdlich, unermüdlich.

Bald trafen sich die Männer nicht mehr im Café, zu laut, zu viele Leute, teurer alles auch, fotografiert werden ist ein bißchen wie im Zoo sitzen, "hast du den alten Fischer gesehen? Sieht der nicht aus wie von einer Postkarte?"
Die Kinder gehen nach der Schule nicht mehr nach Hause, lieber Brüste anschauen, und Geschäfte. Das Essen wurde kalt in den Küchen und die Frauen machten sich Sorgen- um die Kinder, um die Männer, sie trinken in letzter Zeit zuviel.
Und der Wind kommt vom Meer, das Rauschen bringt er mit und die salzige Luft, nur hören kann man ihn nicht mehr.

Abends zu Hause sein geht nicht mehr so gut, wenn die Lichter an sind bleiben die Leute draußen stehen und schauen da rein. Und die Männer schauen nach den Booten abends und holen die gebrauchten Kondome da raus, die Diskothek wirft bunte Lichter auf den Sand.
Einer der Fischer hat ein Haus etwas außerhalb vom Dorf, ein kleiner Hügel und obendrauf das Haus, weiß. Da sind abends keine Leute, nur tagsüber gehen sie spazieren durch seinen Garten und schauen den Gemüsegarten an und die Ziegen. "Sind die nicht süß? Machst du ein Foto wie ich auf der Ziege sitze?"
Da waren die Männer abends jetzt, tranken Anisschnaps und spielten Karten, beim Spielen und Trinken sagen sich Wahrheiten leichter.
Den ganzen Sommer saßen sie da und den nächsten wieder. Alte Männer, früher mal Revolution gemacht, Bürgerkrieg und Diktatur sind noch nicht lange vorbei, zumindest für die Alten nicht.

Und dann eines Nachts treffen sie sich wieder, die alten Revolver sind geputzt, einer hat ein paar alte Maschinengewehre dabei, die werden verteilt. Es ist schon spät und als erstes gehen sie in das Hotel, über die Treppe in den obersten Stock, sind keine stabilen Türen da, ein Tritt dann sind die auf.
Hinter den meisten sind Leute, fast alle im Bett, ein Paar sind zwei Schüsse, eine Familie ein paar mehr.
Von oben nach unten durch das Hotel, der Speisesaal ist leer, an der Bar noch zwei betrunkene Frauen und ein Kellner, macht drei Schuß.
Dann zum Campingplatz, Zelte kann man leicht aufmachen, ein Reißverschluß, zip, ein Knall oder zwei, fast wäre ein dicker Mann entkommen in seinem Wohnwagen, aber Kugeln gehen durch Glas.
Auf dem Weg zur Diskothek, Bars und Restaurants sind schon zu, ist das ein Pärchen am Strand? Zwei Schuß, ein Hund dabei, noch ein Schuß.
Die Diskothek, drei Maschinengewehre, der hinter der Bar kann sich nicht verstecken, geht alles zu schnell für Panik, liegen schon alle, Blut läuft an einem Glas herunter, die letzten Schüsse sind für die Lautsprecher. Kommt jetzt nichts mehr raus.

Nach all der Knallerei, den Schreien und den Schüssen, jetzt Stille.
Alles ruhig, gehen die Männer zum Café, da ist schon zu, setzen sich auf die weißen Plastikstühle vor dem Café, sitzen da und schauen auf das schwarze Meer, von dort kommt etwas salzige Luft und, leise,
ein Rauschen.

 

Hey Alexandra!
Deine geschichte ist schön. obwohl sie das wahrscheinlich nicht sein sollte...
deine art zu schreiben gefällt mir und was du vermitteln möchtest ist angekommen.
liebe Grüße
Holle

 

Hi alexanra!
Vorne weg: deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Am Anfang dachte ich, du wolltest nur beschreiben, wie ein schöner ruhiger Ort zu einem hektischen Ferienort mit gaffenden Touristen wird. Ich dachte, schön und gut, denn mir tun die Leute leid, die in so einem Ort wohnen. Dass diese Menschen aber dann zu Waffen greifen, um diesem für sie unangenehmen Umstand zu ändern, hätte ich nicht gedacht.
Auch hatte ich am Anfang den Eindruck, dass du ein verschlafendes, stilles Örtchen beschreiben wolltest, mehr nicht, aber das Ende hat mich wirklich überrascht. :)
Auch dein Schreibstil gefällt mir gut!
Bye

 

Hallo Alexandra,

ich kann mich Holle leider nicht so anschließen. Was ich gut finde, ist, dass du mit deiner Geschichte klar Position beziehst (lassen wir mal den Schluss kurz bei Seite). Es scheint mir, (das seh ich doch richtig, oder?), du kritisierst klar den Massentourismus und schwelgst in Nostalgie. Finde ich gut! Doch es wäre schöner gewesen, du hättest es feiner kritisiert, unterschwellig. Du schwingst mit einer riesigen Moralkeule. Das hat mich gestört. Die blöden Touristen, blond und blauäugig, nur Titten und Alkohol im Kopf... bringen aber auch Devisen ins Land und sorgen dafür, dass es den Leuten im Durchschnitt besser geht.

Den Schluss finde ich bizarr. Warum die alten Leute plötzlich wieder zur Waffe greifen, ist nicht ganz klar geworden. Wenn jemand bereit ist zu morden, dann hätte ich gerne genauer gewusst, was in denjenigen vorgeht.

Gut fande ich auch deine dynamische Sprache. Du hast versucht Tempo in die Sache zu bringen. Leider sind die Kommas manchmal unglücklich gesetzt.
Du springst auch oft in der Zeit, das verwirrt auch.

Mittags wurde es ein bißchen lauter, es gibt Essen in den Häusern, die Männer zurück, die Familien am Tisch, Weingläser klirren wenn sie an den Tellerrand stoßen, Besteck klappert, die Kinder haben viel zu erzählen, es riecht nach Fett in den Gassen, und danach- Stille.
Hier ist das mit der Zeit z.B. Und du schreibst hier, danach ist es Still. Wann? Nachdem es nach Fett gerochen hat?

Zu guter letzt will ich noch anmerken, dass du in einem Satz einen Ich-Erzähler einbaust. Der im ganzen Rest nicht vorkommt. Ein Stilbruch meiner Meinung nach. Das sah eher aus Versehen aus.

So, genug kritisiert. Bitte nehme es mir nicht übel. Es war ein Versuch konstruktiv zu kritisieren. Viel Spaß noch beim Schreiben. Und liebe Grüße aus Trier

Jan

 

hallo meine Lieben.

habt mir erst mal vielen Dank für eure Kritik, danke Holle, danke moonshadow (wie heißt denn du in echt?) Ich bin natürlich entzückt daß es gefallen hat. Schön daß das Ende überrascht hat, das sollte es auch. wie ich sehe seid ihr auch recht frisch dabei bei den kg, ich hoffe wir treffen uns noch öfter.

lieber Jan, vielen Dank für deine ausführliche Kritik, weiß deine Mühen zu schätzen. habe mir nach dem Lesen deiner Kritik erst
mal alles noch mal durchgelesen. also:

ich wollte eigentlich extra nicht Position beziehen, wollte nicht sagen touristen sind doof oder früher war alles viel toller. ich habe das auch glaube ich, in keinem Satz gesagt. (geschrieben?) nur von außen den Wandel beschrieben, wie man ihn sehen kann.
auch ist niemand blauäugig oder blond, auch die Bemerkung über die Tittchen war nicht als Fingerzeig gedacht, die sind da halt nur. sonst nichts.

mit den Zeitsprüngen hast du recht, das mache ich gerne, für mich gibt das einer Geschichte Spannung, daß das nicht so korrekt ist ist mir klar.

die "Stille danach" bezieht sich nicht auf den Fettgeruch, sondern auf das Mittagstreiben, mal sehen wie man das formulieren kann damit das klar ist.

mit der wilden Kommasetzung gebe ich dir vollkommen recht, das habe ich nicht so recht raus, mist, mist, mist.

und schließlich zum Ich- Erzähler- da weiß ich nicht genau was du meinst. falls es die Sätze in der direkten Rede sind, das sollen nur Zitate von irgendwelchen Touristen sein, aber ich bin nicht sicher ob du die meinst.

auf keinen Fall nehme ich Kritik übel, im Gegenteil, sie bringt einen dazu sich mit seinem Zeug auseinanderzusetzen, nur durch Kritik kann man besser werden, darum, lieber Jan, vielen Dank an dich und viele Grüße aus Barcelona, auf bald,
alexandra.

 

Nen schönen Abend Alexandra!
Also hier ist deine Antwort auf deine Frage, wie ich in echt heiße. Ich heiße Sarah.
Bye bis bald, sarah

 

Hallo Alexandra,

bin froh, dass du das so siehst. Ich meine diesen Satz

Ich glaube die Radios waren das Schlimmste.
Und ansonsten verwendest du den Allwissenden Erzähler.

LG

Jan

Barcelona?:xxlmad:

 

Hallo Alexandra!

Gut geschrieben. Aber du greifst ein wenig in die Klischeekist, auf der anderen Seite kommt dan wieder der drohende Zeigefinger. Ich habe auch nicht verstanden, warum wieder zu den Waffen gegriffen wird!

Lukasch

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo meine Lieben.

das mit dem Zeigefinger gibt mir ja bald mal zu denken- ich mag ja keine Zeigefinger nämlich. zumindest nicht wenn sie erhoben sind.

hey Jan: okeh, hast recht mit dem Ich- Erzählersatz, habe ich gar nicht gesehen.
Und: Ja, Barcelona, es hatte heute sanfte 28 Grad und ich habe mir glaube ich blöderweise einen ebenso sanften Sonnenbrand geholt. nicht ärgern- es soll bald kühler werden. hihi.:p

liebe grüße,
alexandra.

P.S.: Stimmt es daß es Sturmwarnung gibt in Deutschland?

 

hi,
also über den formfehler braucht nicht mehr diskutiert werden. (verlaufene icherzählperspektive)
die geschichte war sehr gut. sie hat mir ausgesprochen gut gefallen. die drei phasen war eine schöne idee, denn auch ich dachte, dass es anfangs eine idyllenbeschreibung ist, in der zweiten phase wurde ich eines besseren belehrt, und es wurde zu einer paradiesverschmutzung .. und da habe ich mich beim lesen gefragt, wieso diese geschichte überhaupt noch weitergeht. tja, in der phase drei wurde es mir dann klar.
kurz um - die geschichte hat mich gepackt .. und das allein soll als kritik reichen. es ist nämlich nicht unbedingt falsch, teilweise ins klischee zu gehen. auch ist es, wenn beabsichtig, völlig in ordnung, ins moralische zu gehen (obwohl ich die phase drei ja eher als antimoral bezeichnen würde.)
der kritische leser sollte (wieder meine mention)sein gefühl befragen, ob es eine gute geschichte ist, denn das allein macht eine gute geschichte aus.
gute arbeit!
achso - ich habe es in den kritiken nicht gefunden. "tittchen" ist im stil dieser geschichte völlig unangebracht. dafür ist die geschichte zu sauber geschrieben. dann ist es wesentlich besser, die dinge direkt beim namen zu nennen, so wie du es bei den kondomen getan hast. oki?
und .. ja, ich weiss, der stil dieser geschichte verlangt eine zeichesetzungsakrobatik, die muss aber leider trotzdem so weit wie möglich korrekt sein.
bis dann
barde:)

 

Hi alexandra,

der Schluss deiner Geschichte erinnerte mich sofort an die Terroranschläge in Bali vor zwei, drei Wochen. Das hätte nämlich auch perfekt gepasst! Ein Ort, der nicht touristisch erschlossen ist, wird nämlich naturgemäß auch nicht von Terroristen heimgesucht. Umgekehrt aber doch schon viel eher!

Stattdessen hast du den recht verklärten Blick und die fragwürdigen Motive alter Revoluzzer aus früheren Tagen bevorzugt. Der Schluss an sich finde ich OK, aber die Erklärung für diesen finde ich ziemlich bei den Haaren herbeigezogen...

Ansonsten aber: Wieder mal schön und unkonventionell geschrieben, mit eingebauten Überraschungen!

Die Stellen mit den "Tittchen" würde ich auch umformulieren. Worte wie diese kommen aus der Vulgärsprache und passen damit nicht so recht zu deinem ansonsten eher romantischen Erzählstil.


lieben gruß
die philo-ratte

 

hallo ihr Lieben.

hallo Barde,
freut mich natürlich daß es dir gefallen hat. ich hatte Angst daß man die Geschichte gar nicht zu Ende lesen will, weil sie so lange klischeehaft dahergekrochen kommt.
bin völlig einverstanden mit deiner Kritik nach Gefühl, man weiß aus dem Bauch ganz schnell ob einem etwas gefällt, allerdings ist es, um konstruktive Kritik zu sein, wichtig dahinterzukommen warum einem eine Geschichte gefällt, oder warum nicht, aber das hast du ja auch drauf.
das war wieder eine Zeichensetzungskatastrophe was?

liebe philo-ratte,
mag wohl sein daß die finale Knallerei ein bißchen weit hergeholt ist, habe mich im Urlaub allerdings immer gefragt wie die Leute das aushalten die da wohnen, ob sie nicht am liebsten einmal mit einem Lappen drübergehen wollen.
mit den Tittchen habt ihr beide recht, ist schwierig die richtigen Worte für die diversen Körperteile zu finden ohne daß sie blöd klingen. was haltet ihr von ´Brüsten`?

viele liebe Grüße, alex.

 

was haltet ihr von 'Brüsten'?
Hm... gar nicht so einfach. Ich würde am ehesten noch zu der Formulierung "weiße Frauenbrüste, die zwischen den Booten nach oben schauten..." neigen (nebenbei: Komma fehlt vor "die", da Nebensatz).

Bei "Brüste" ist im Gegensatz zu "Tittchen" nicht mehr so unmittelbar verständlich, welche Brüste denn nun gemeint sind, deshalb "Frauenbrüste"...

klingt allerdings auch etwas gestelzter, ich weiß. :(

 

hallo Philo.

mach nicht so ein Gesicht, weiße Frauenbrüste paßt super und das kommt da jetzt auch gleich rein,
vielen lieben Dank, alex.

 

die änderung ist sinnvoll gewesen :)
ich hätte wahrscheinlich anstatt weiss - hell genommen, aber das ist wohl eine stilfrage.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom