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Der Familientag

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11.12.2003
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Der Familientag

Thomas Eisenkern war Vater von zwei Söhnen. Diese nannten sich Peter und Mongolf. Thomas‘ Frau hiess Elisabeth. Die Familie wohnte in einem Dorf nahe einer Grossstadt. Die beiden Söhne gingen noch zur Schule.

Eines Abends kam Thomas von der Arbeit nach Hause. Er war Angestellter im Atomkraftwerk. Seine Aufgabe war es, dort die Herrentoiletten zu reinigen. Zudem half er gelegentlich in der Geschäftsleitung aus.
Seine Frau hatte eine Suppe gekocht. Die Familie setzte sich an den Tisch und speiste.
Thomas sagte: „Meine Söhne, wie geht es in der Schule?“
Peter erwiderte: „Gut.“
Auch Mongolf sagte: „Ebenfalls gut.“
Thomas darauf: „So weit, so gut. Und was hast du heute gemacht, Elisabeth?“
Elisabeth überlegte kurz und sagte: „Ich war einkaufen und habe noch den Haushalt gemacht.“
„Toll“, sagte Thomas. Daraufhin assen sie schweigend, ohne über weitere Themen zu sprechen. Einmal hustete Mongolf kurz.

Am nächsten Morgen schlief Thomas aus, da es Sonntag war. Um punkt 10 Uhr begab er sich ins Esszimmer, wo seine Familie bereits am Tisch sass und auf ihn wartete.
Peter sagte: „Guten Morgen Thomas.“
„Guten Morgen, Peter.“, antwortete Thomas.
Nun sagte auch Mongolf: „Guten Morgen, Thomas.“
Thomas abermals: „Guten Morgen, Mongolf“
Danach sprach Elisabeth: „Guten Morgen, Thomas.“
Thomas erwiderte geschickt: „Guten Morgen, Elisabeth“
Da sie nun vollzählig waren, begannen sie mit dem Frühstück. Thomas ass ein Knuspermüsli mit Beeren. Peter verspeiste ein Nutella-Brot. Mongolf ass ein Croissant. Elisabeth nagte an einer Wurzel.

Etwas später wollte die Familie einen Familienausflug machen. Am Tisch wurden die Vorschläge diskutiert, Thomas führte Protokoll, um im Anschluss die Lösungsansätze auszuwerten.
Thomas sagte: „Ich wäre für den Zoo.“
Elisabeth hingegen meinte: „Ich möchte ins Kino.“
Mongolf entgegnete: „Auch ich bin fürs Kino.“
Schliesslich gab Peter seine Meinung bekannt: „Ich würde gerne ins Freibad.“
Nun wurden die verschiedenen Vorschläge aufgelistet und analysiert, wobei sich nach einiger Zeit herauskristallisierte, dass zwei von vier Personen fürs Kino waren, was einer Quote von 50% entsprach. Da es Winter war, schied das Freibad aus. Nun hing es an Thomas. Dieser überlegte kurz und sagte dann: „Gut, dann gehen wir shoppen.“ Thomas war das Familienoberhaupt, weshalb seine Stimme doppelt zählte.

Nachdem die vier im Einkaufszentrum angekommen waren, stellten sie fest, dass alle Geschäfte geschlossen waren. Thomas grübelte und sagte nach einer Weile: "Wenn ich mich recht entsinne, wollten ja zwei von uns ins Kino." Sein Sohn Peter bestätigte dies, indem er sagte: "Ja".

Die Familie begab sich daraufhin ins Kino. Was niemand wusste: Es lief der neueste Actionfilm mit Bruce Willis in der Hauptrolle, und Thomas mochte keine Actionfilme mit Bruce Willis. Er war eher der Comedy-Typ. Also beschlossen sie, ins nächste Kino zu fahren, etwas ausserhalb der Stadt. Was niemand wusste: Auch dort lief der neueste Actionfilm mit Bruce Willis in der Hauptrolle. Thomas sagte abermals, dass ihm dieser Film nicht behage, worauf die vier wieder nach Hause fuhren. Sie fuhren auf dem Heimweg noch an einer Eisdiele vorbei, an der Thomas allerdings nicht hielt.

Am Abend geschah etwas Merkwürdiges: Am Tisch beim Abendessen stellte Thomas die Frage in die Runde: „Und, wie hat euch der heutige Tag gefallen?“, worauf Peter meinte „Sehr gut“. Auch Elisabeth sagte „Mir hat der Tag gut gefallen“ Doch mit Mongolf’s Antwort hatte niemand gerechnet. Denn dieser sagte: „Scheisse“. Erschrocken liessen die drei restlichen Familienmitglieder ihre Löffel in die Suppe fallen und starrten Mongolf ungläubig an. Dieser lachte verlegen und korrigierte sogleich: „Ich meine natürlich super!“ Und so war wieder alles im Lot. Thomas mochte nicht, wenn etwas nicht im Lot war.

Nach dem Essen setzte sich die Familie gemeinsam vor den Fernseher. Im Wohnzimmer gab es ein 3er-Sofa sowie zwei Sessel. Thomas und Elisabeth nahmen wie jeden Abend auf dem Sofa Platz, während Mongolf und Peter sich auf je einen der Sessel setzten. Im Fernsehen lief dann auch endlich ein Film für die ganze Familie: Ace Ventura, der Tierdetektiv. Das TV-Gerät hatte keinen Ton, da für Thomas die Vermischung von Bild und Ton zu nervös war, und er die Lautsprecher daher hatte ausbauen lassen.
Während des Films verfolgten die vier stillschweigend die Handlung, soweit dies nur aufgrund bewegter Bilder möglich war. Als Mongolf bei einer Szene leise lachte, machte Thomas sofort „Schhhh!“ und gab Mongolf zu verstehen, dass er ruhig sein solle.
Nachdem der Film fertig war, ging die Familie zu Bett. Thomas sagte „Gute Nacht Peter“, worauf dieser antwortete: „Gute Nacht, Thomas“. Im selben Atemzug fügte er hinzu: „Gute Nacht, Mongolf“. Dieser wiederum entgegnete: „Gute Nacht, Peter.“, worauf Thomas die Gelegenheit nutzte und sagte: „Gute Nacht, Mongolf“. Mongolf wiederum gab zurück: „Gute Nacht, Thomas“. Jetzt ergriff Peter abermals das Wort: „Gute Nacht, Elisabeth“. Elisabeth entgegnete nach einer kurzen Pause: „Gute Nacht, Peter“ und fügte hinzu: „Gute Nacht, Thomas.“ Nun war Thomas an der Reihe und sprach: „Gute Nacht, Elisabeth“. Es fehlte nur noch der Gutenacht-Gruss zwischen Elisabeth und Mongolf, und so kam es, dass Mongolf sich wie folgt äusserte: „Gute Nacht, Elisabeth“ Und Elisabeth quittierte: „Gute Nacht, Mongolf“

Im Bett liess Thomas den Tag noch einmal Revue passieren. Sein Psychiater hatte ihm einst dazu geraten, um sich auf die Nachtruhe vorzubereiten. Er dachte noch einmal daran, wie er am Morgen aufgestanden war, und nach dem Stuhlgang geduscht hatte. Anschliessend hatte er sich an den Tisch begeben und mit seiner Familie gefrühstückt. Etwas später hatten sie beschlossen, sich im Kino einen Film anzusehen, was jedoch daran gescheitert war, dass dort kein Film gelaufen war, welcher der ganzen Familie zugesagt hatte. Aus diesem Grund waren sie unverrichteter Dinge zurückgekehrt und hatten zu Abend gegessen, wobei sich Mongolf sehr seltsam verhalten hatte. Doch was soll man sagen, es war schliesslich Mongolf, der war sowieso nicht ganz dicht. Zum Schluss hatte die Familie zusammen einen Film geschaut, in dem ein Mann einem Nashorn aus dem After geklettert war. Auch dort hatte sich Mongolf’s seltsames Verhalten geäussert, als der Junge bei dieser Sequenz unverständlicherweise lachte, obwohl die Familie gerne ungestört den weiteren Verlauf der Handlung gesehen hätte. Thomas beschloss, mit seinem Sohnemann demnächst ein ernstes Wörtchen zu reden oder ihn bei seiner nächsten Sitzung zum Psychiater mitzunehmen. Dem Jungen musste doch geholfen werden.

Dann schlief Thomas friedlich ein. Er ahnte noch nichts von dem actiongeladenen Albtraum mit Bruce Willis in der Hauptrolle, der ihn später heimsuchen würde...

 
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Hallo igni

nach "Der Antihund" die zweite Geschichte aus deiner digitalen Feder, die ich mir zu Gemüte führte. Und definitiv auch die Letzte.

Neeeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiin!!! Das ist ja voll gemein, erst zwei Geschichten gelesen und dann so was.:( Ich habe mir bei dieser Geschichte wirklich Mühe gegeben, und sie sogar mehrmals überarbeitet, um noch mehr Pfiff hineinzubringen. Die biedere Handlung ist ja eben das Humorvolle daran, und die Pointe, als Thomas, der ja offenbar nicht ganz bei gesundem Geiste sein kann, seinem Sohn, der sich für unsere Verhältnisse ansatzweise normal verhält, unterstellt, nicht ganz dicht zu sein.

Aber ich denke der Sinn bzw. die Pointe des Textes erschliesst sich nicht jedem, schon gar nicht beim oberflächlichen Überfliegen, dafür ist er einfach zu tief bzw. nicht so direkt auf Anhieb erkennbar. Es ist eben einer jener Geschichten, die man mehrmals lesen muss, um den Humor darin zu erkennen.

Trotzdem danke fürs Lesen, vielleicht kann ich dich doch noch mit einer anderen Geschichte von mir begeistern. Schliesslich schreibe ich ja nicht immer den selben Mist, sondern bringe in jedem Text ganz verschiedene Facetten hervor, wenn auch oftmals im selben Grundstil bzw. Gerüst.

Lieber Gruss

Norther

 

Hallo norther,

ich glaub, meine Antennen sind auch nicht sensibel genug, um diesen Text angemessen zu würdigen. Klar ist das absurd, wie die Familie da lebt und jeder Anflug echter Lebendigkeit unterdrückt wird. Aber lustig fand ich es nicht, weil es eben so eintönig ist. Und auch wenn ich erkenne, dass Eintönigkeit hier Programm ist (als Übereinstimmung von Inhalt und Form), ändert das nichts daran, dass mich eintönige Texte langweilen und ich sie nicht lesen möchte. Also dem Leser das Thema Langeweile durch einen langweiligen Text nicht nur zu zeigen sondern spüren zu lassen ist son Konzept was hier immer mal wieder versucht wird. Die Leser würdigen das erfahrungsgemäß selten. Und sie werden auch nicht dadurch getröstet, dass der Autor dann erklärt: Jaha, genau so war das geplant, das soll ja langweilig sein.
Wenn der Text kürzer wäre, ginge es ja noch, aber man hat das Schema ja schnell erkannt und dann wird es halt noch in x beliebigen Variationen durchgenudelt.

lg,
fiz

 

Hallo fiz

Danke für deinen comment.

Na gut, ich stelle nun mal die Gegenfrage: Was macht denn eine gute Geschichte aus? Vielleicht könnt ihr mir mal zur Abwechslung nicht einfach aufzählen, was ich alles falsch mache, sondern mir mal ein paar Tipps geben, wie eine gute Geschichte eben sein SOLLTE.

Noch zum Text selber:
In der Geschichte sind diverse kleine Witze bzw. lustige Stellen eingebaut, die wirklich lustig sind. Hat sich denn niemand auch nur annähernd darüber amüsieren können?

Danke und Grüsschen

Norther

 

Hi, Norther!

Er war Angestellter im Atomkraftwerk. Seine Aufgabe war es, dort die Herrentoiletten zu reinigen. Zudem half er gelegentlich in der Geschäftsleitung aus.
[…]
Da sie nun vollzählig waren, begannen sie mit dem Frühstück. Thomas ass ein Knuspermüsli mit Beeren. Peter verspeiste ein Nutella-Brot. Mongolf ass ein Croissant. Elisabeth nagte an einer Wurzel.
Thomas sein „Doppeljob“, darüber kann ich lachen, beim ersten Durchlesen. Beim zweiten Mal ist das eher heftig, sogar bitterbös satirisch, meine ich, und Elisabeth, die eine Wurzel knabbert, das kommt dann überraschend, weil dieser satirische Seitenhieb eine ganz andere Baustelle trifft als der erste.

Etwas später wollte die Familie einen Familienausflug machen. Am Tisch wurden die Vorschläge diskutiert, Peter führte Protokoll.
Auch eine ganz andere Baustelle. Und hier noch eine weitere:
Nachdem die vier im Einkaufszentrum angekommen waren, stellten sie fest, dass alle Geschäfte geschlossen waren.
Aber: Grandios! Genauso ist es! Leider. Da sollte man sich wirklich Gedanken drüber machen, beim nächsten (der viel zu zahlreichen) verkaufsoffenen Sonntag. Jeder, der so einen Sonntag zum Einkaufen nutzt, macht einer anderen Familie das Wochenende kaputt! Voll Scheiße, das! um es mal verständlich auszudrücken. Boykottierten, sag ich! Diesen Konsumterror! Oder nee, mach ich, sagen hilft ja nix, machen muss man es. Oder in diesem Fall, eben nicht das machen, was die Geschäftsbonzen wollen. Jawohl!
Aber das nur nebenbei. Worauf wollte ich hin? Ach, ja, äh, also, da steckt schon einiges drin, in der Geschichte, die an der Stelle grad mal auf dem ersten Drittel der Wegstrecke sich befindet, und schon sind vier Baustellen bearbeitet. Und das überfordert den Leser, meine ich, ohne dem Leser dabei eine Schuld zuzuweisen. Diese Querbeetschüsse, überraschend, kurz und trocken, ja, auch heftig, verlangen vom Leser quasi ein selbstständiges hinterher- und drum herumphilosophieren. Man muss sich fragen, wie stehe ich dazu, zu dem, was da angeprangert wird. Oder besser noch, aber das ist die Frage, die dann unter Umständen richtig wehtun kann, nicht wie, sondern wo, wo stehe ich, innerhalb dieser Problematik? Also weg vom bequemen wie, das eine Betrachtung von außen, als vermeintlicher Zaungast, zulässt. Denn niemand ist Zaungast, sondern immer mittendrin!

Am Abend geschah etwas Merkwürdiges: Am Tisch beim Abendessen stellte Thomas die Frage in die Runde: „Und, wie hat euch der heutige Tag gefallen?“, worauf Peter meinte „Sehr gut“. Auch Elisabeth sagte „Mir hat der Tag gut gefallen“ Doch mit Mongolf’s Antwort hatte niemand gerechnet. Denn dieser sagte: „Scheisse“. Erschrocken liessen die drei restlichen Familienmitglieder ihre Löffel in die Suppe fallen und starrten Mongolf ungläubig an. Dieser lachte verlegen und korrigierte sogleich: „Ich meine natürlich super!“ Und so war wieder alles im Lot. Thomas mochte nicht, wenn etwas nicht im Lot war.
Ja, das ist eine Parabel auf die schöne bunte Welt in der Werbung, Happy-Mentos-Universum, nur eben in muffig. Überhaupt, diese ganze Familie ist so, wie es die Werbung will, nur hier mit anderen Vorzeichen, aber im Grunde dann doch genauso, also, von den Gesetzmäßigkeiten her.

Ace Ventura, der Tierdetektiv. Das TV-Gerät hatte keinen Ton, da für Thomas die Vermischung von Bild und Ton zu nervös war, und er die Lautsprecher daher hatte ausbauen lassen.
Auch richtig gut! Hauptsache, alles schön bunt, der Rest ist egal. Jede Erfassung des Sinns hinter den bunten Bildern bringt nur Kopfschmerzen.
Also, lachen kann ich angesichts dieses wahrlich fürchterlichen Stoffes, den du hier bietest, nicht so wirklich. Dazu ist die Story oder besser gesagt, sind die Szenen einfach zu gräuslich für mich. Da möchte ich nur noch schreien. Dass du so brutale Texte kannst, hätte ich nicht gedacht. Aber, Hut ab!

Okay, meine Puls nähert sich sofort wieder einer angenehmen Schlagzahl, als ich das hier lese:
Was niemand wusste:
Ja, darauf habe ich gewartet. Das ist dein oder euer Markenzeichen. Darf unter keinen Umständen fehlen! Ich hatte das, glaub ich, schon mal geschrieben.
Auch die Variante: „Was niemand wissen durfte“ oder eine ähnliche, geht auch.
Also, das muss sein, ehrlich!

Auch lustig:
Sie fuhren auf dem Heimweg noch an einer Eisdiele vorbei, an der Thomas allerdings nicht hielt.
Beinahe ebenso:
Thomas sagte „Gute Nacht Peter“, worauf dieser antwortete: „Gute Nacht, Thomas“. Im selben Atemzug fügte er hinzu: „Gute Nacht, Mongolf“. Dieser wiederum entgegnete: „Gute Nacht, Peter.“, worauf Thomas die Gelegenheit nutzte und sagte: „Gute Nacht, Mongolf“. Mongolf wiederum gab zurück: „Gute Nacht, Thomas“. Jetzt ergriff Peter abermals das Wort: „Gute Nacht, Elisabeth“. Elisabeth entgegnete nach einer kurzen Pause: „Gute Nacht, Peter“ und fügte hinzu: „Gute Nacht, Thomas.“ Nun war Thomas an der Reihe und sprach: „Gute Nacht, Elisabeth“. Es fehlte nur noch der Gutenacht-Gruss zwischen Elisabeth und Mongolf, und so kam es, dass Mongolf sich wie folgt äusserte: „Gute Nacht, Elisabeth“ Und Elisabeth quittierte: „Gute Nacht, Mongolf“
Ja, diese Szene ist schon witzig, aber selbst da winkt das Grauen zwischen den Zeilen hervor. Damit meine ich nicht das offensichtlich Öde an der Szene, sondern wieder die Gesetzmäßigkeit, da wird vom Oberhaupt eine Lawine in Gang gesetzt und jeder macht diesen Unsinn kritiklos mit. Keiner der Protagonisten denkt nach und bricht mit einem „gute Nacht, allerseits“ aus. Das ist so typisch für die Gesellschaft heute.

Thomas beschloss, mit seinem Sohnemann demnächst ein ernstes Wörtchen zu reden oder ihn bei seiner nächsten Sitzung zum Psychiater mitzunehmen. Dem Jungen musste doch geholfen werden.
Ja, diese Erkenntnis kommt Thomas dann schon beinahe zwangsläufig. Aber, jetzt erinnere ich mich an eine Stelle:
Mongolf entgegnete: „Auch ich bin fürs Kino.“
Schliesslich gab Peter seine Meinung bekannt: „Ich würde gerne ins Freibad.“

Der Vorschlag „Freibad“ (im Winter!) passt besser zu Mongolf, meine ich. Schließlich ist er der verrückte Querkopf in der Familie.

Fazit:
Ein aufwühlender Text, den man mit Humor nehmen sollte (sonst Explosionsgefahr!), sehr tiefgründig auf den zweiten Blick, dabei jedoch auch weitschweifig, fast zügellos sein Anliegen in die Breite streuend, dass es schwer fällt, den Überblick zu erlangen.

Lieben Gruß

Asterix

Ach, ich vergaß:
Die Anspielung auf „stirb langsam“ ist in dem Zusammenhang echt witzig! Aber auch da wieder: Um drei Ecken denken!

 

Guten Tag Norther!

Auch Elisabeth sagte „Mir hat der Tag gut gefallen“ Doch mit Mongolf’s Antwort hatte niemand gerechnet. Denn dieser sagte: „Scheisse“.

:) Hier verdichtet sich die Geschichte ungemein. Ich wär vor Schreck fast vom Sofa gerutscht. Das ist meiner Meinung nach bemerkenswert, dass ein "Scheisse" so eine Wirkung erzielen kann.

Dieser lachte verlegen und korrigierte sogleich: „Ich meine natürlich super!“ Und so war wieder alles im Lot.

:( Aber leider lässt du die Luft wieder raus. Also hier habe ich auf Mongolfs Amoklauf gewartet. Schade, dass auch er so ein angepasstes ... Familienmitglied ist.
Immerhin raubt dieses Ereignis Thomas den Schlaf, und

Thomas beschloss, mit seinem Sohnemann demnächst ein ernstes Wörtchen zu reden oder ihn bei seiner nächsten Sitzung zum Psychiater mitzunehmen.

Voll krass.

Weiter so. Ich brauch solche Geschichten, sagt mein Psychiater.

Grüße,
Cybernator

 
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Hallo Asterix

Danke für deine Kritik. Wenn ich dich richtig verstehe, fandest du die Geschichte durchaus gelungen. Die Sache mit den Baustellen habe ich leider nicht ganz verstanden.

Mongolf entgegnete: „Auch ich bin fürs Kino.“
Schliesslich gab Peter seine Meinung bekannt: „Ich würde gerne ins Freibad.“

Der Vorschlag „Freibad“ (im Winter!) passt besser zu Mongolf, meine ich. Schließlich ist er der verrückte Querkopf in der Familie.


Da bin ich nicht deiner Meinung, denn Mongolf ist ja tatsächlich der einzige in der Familie, der zumindest ansatzweise normal ist.

Hallo Cybernator

Auch dir vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

Auch Elisabeth sagte „Mir hat der Tag gut gefallen“ Doch mit Mongolf’s Antwort hatte niemand gerechnet. Denn dieser sagte: „Scheisse“.
Hier verdichtet sich die Geschichte ungemein. Ich wär vor Schreck fast vom Sofa gerutscht. Das ist meiner Meinung nach bemerkenswert, dass ein "Scheisse" so eine Wirkung erzielen kann.

Dieser lachte verlegen und korrigierte sogleich: „Ich meine natürlich super!“ Und so war wieder alles im Lot.
Aber leider lässt du die Luft wieder raus. Also hier habe ich auf Mongolfs Amoklauf gewartet. Schade, dass auch er so ein angepasstes ... Familienmitglied ist.
Immerhin raubt dieses Ereignis Thomas den Schlaf, und


Ja, das wäre eine Möglichkeit gewesen. Doch ich wollte das nicht. Die Geschichte sollte einen drücken, wie ein Schuh, der nicht so recht passt, ohne dass man ihn aber auszieht. Das heisst also, wäre Mongolf hier tatsächlich "Amok gelaufen", hätte er diese lähmende Einöde ja durchbrochen, er wäre inmitten seiner fassungslosen Familienmitglieder aufgeblüht wie eine Blume, die aus dem Eis bricht. Oder anders gesagt: Man hätte den drückenden Schuh endlich ausgezogen. Doch Mongolf kann nur ein ganz kleines Quäntchen von seinem "Dampf" ablassen, bevor die Familie ihn mit ihrer Empörung über dessen Gefühlsausbruch wieder dazu bringt, das Ventil zu schliessen, bevor es richtig offen war. Schliesslich möchte er akzeptiert werden von seinen Mitmenschen, auch wenn er persönlich mit deren Verhalten überhaupt nichts anfangen kann und manchmal am liebsten ausbrechen würde. Mongolf symbolisiert in dieser Geschichte den kleinen Rebell in uns allen, der ab und zu ganz kurz zum Vorschein kommt, dann aber von unserem Wunsch, angepasst zu sein in unserer Gesellschaft, den wir schlussendlich höher gewichten als die Möglichkeit, es allen zu zeigen und unseren Gefühlen und Bedürfnissen Luft zu geben, unterdrückt wird.

So gesehen ist die Story eine Art Abbild unserer Gesellschaft, die von uns verlangt, angepasst zu sein, und die persönlichen Bedürfnisse gefälligst dort auszuleben, wo es niemanden tangieren könnte.

Thomas beschloss, mit seinem Sohnemann demnächst ein ernstes Wörtchen zu reden oder ihn bei seiner nächsten Sitzung zum Psychiater mitzunehmen.
Voll krass.

Ja, das ist krass. Auch hier gibt es Parallelen zu unserer Gesellschaft: Jemand, der aus der Reihe tanzt, und sich "verrückt" oder eben eigen verhält, wird verurteilt. Seine Eigenheit muss geheilt werden, zu seinem eigenen besten, sozusagen.

Und und und, es gibt in der Geschichte noch die ein oder andere indirekte Anspielung auf gesellschaftliche Themen, aber das ginge jetzt zu weit... ;)

Es grüsst euch

der Norther.

 

Hallo Norther!

Da bin ich nicht deiner Meinung, denn Mongolf ist ja tatsächlich der einzige in der Familie, der zumindest ansatzweise normal ist.
Stimmt! :D

Die Sache mit den Baustellen habe ich leider nicht ganz verstanden.
Verschiedene "Baustellen" im Sinne verschiedener "Themen".
Er war Angestellter im Atomkraftwerk. Seine Aufgabe war es, dort die Herrentoiletten zu reinigen. Zudem half er gelegentlich in der Geschäftsleitung aus. Das ist eine Kritik an die Kompetenz in den Chefetagen ...
Elisabeth nagte an einer Wurzel.
betrifft dann den Schlankheits/Diätwahn.
Ich erkenne da keinen direkten, nur einen indirekten Zusammenhang. Diese Satire ist also eher breit gestreut.

Lieben Gruß

 

Hallo Norther,
ja, das ist toll. Mal endlich ein Autor, der es wagt, mit Sachlichkeit, Prägnanz und Stilsicherheit den Sonntag einer ganz normalen Familie zu beschreiben. Keine Schnörkel, kein Kitsch. Vor allem keine literarischen Kunstfiguren, die psychologisiert werden und am Weltschmerz zerbrechen oder sich wie Phönix aus der Asche neu gebären und gewandelt mit neuen Erkenntnissen den Leser beglücken. Hier ist alles wie es ist. Hart aber fair, sachlich und schonungslos frontal. So etwas vollkommen unbemühtes habe ich hier noch nie gelesen. Das allein verdient schon das Prädikat Philosophie. Die soll ja eben hinschauen auf das, was Sache ist und uns zeigen, wie unerträglich witzig das was Sache ist, sein kann. Ich könnte noch endlos weiter kommentieren. Aber meine Familie ruft.

Hut ab und lieben Gruss,
Gisanne

 

Hallo Asterix

Ach so war das gemeint. Das stimmt natürlich, ich hab da nicht auf ein spezifisches Thema hinarbeiten wollen, von daher ist das schon richtig.

Hallo Gisanne

War dein Feedback nun ernst gemeint? Falls ja, freut mich dass es dir gefallen hat.

 

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