Der falsche Weg
Als er es erfuhr, mußte er sich setzen. Zuvor freudig und trunken von einer aufkommenden Bierlaune, war es ihm nun nicht mehr möglich, zu lauter Musik, in aufgeputschter Stimmung den Tag zu verleben. Ihm schlug es auf den Magen.
Ein Schock.
Übelkeit stieg in ihm auf.
Nichts was er hätte sagen können. Fassungslose Leere. Verlorener Blick.
Er starrte auf die Dielen seines Wohnungsflures, doch all was er sah, war das zukünftige seiner Selbst. In diesem Moment Klarheit: Sein Leben ist beendet.
Die geliebte, gelebte Unabhängigkeit.
Die Freiheit seiner Entscheidungen. Vorbei. Wie ein gezielter Kopfschuß drang es in sein Inneres. Bohrte sich ins Zentrum seines Tun`s. Breitete sich aus. Schlagartig ward er entmündigt. Hatte es aus der Hand gegeben. Stets auf die eigene Entscheidungsgewalt berufend, den zurückgelegten Weg selbst gegangen zu sein, war es ihm nun nicht mehr möglich, dieses fortzuführen. Umwege in Kauf zu nehmen. Einbußen zu akzeptieren.
Ab diesem Tag sein Schicksal fortan von fremder Feder gezeichnet. Kein Zurück. Auf Lebenszeit. All seinen erfüllbaren Sehnsüchten stand schlagartig gegenteiliges, ungewolltes gegenüber. Ein Ausweg nicht in Sicht.
„Ich bin schwanger,“ kam es erneut aus dem Hörer, um den sich sein Körper krampfte.
Die Stimme am anderen Ende klang zufrieden.
Ein Hauch von Selbstgefälligkeit lag in ihrer Tonlage.
Sie hatte obsiegt, und es schien, als sei es ihr ein Genuß.
Seiner war es nicht. Er ließ den Hörer fallen, und begann sich zu übergeben.
„Auf das was vor ihm liegt!“
Und jetzt zu Ende ist.