Was ist neu

Der Fall des Hauses Bragadin

Mitglied
Beitritt
26.08.2016
Beiträge
5
Zuletzt bearbeitet:

Der Fall des Hauses Bragadin

Der Graben zwischen den Amicos und Bragadins ist tief. Jahrhundertealte Vergehen lasten auf den Schultern beider Familien, so dass der gegenseitige Hass sich von Generation zu Generation noch verstärkt hat. Die Zeit der Clankämpfe ist zwar vorbei, dennoch muss Rache geübt werden. Vergeltung war nur eine Frage der Zeit.

Als wir von unserem Informanten, einem Bediensteten der Amicos, erfuhren, dass sie uns unterwandert hatten, waren wir vorbereitet: Wir verriegelten unser Anwesen und schlossen so alle Mitglieder und Bediensteten ein. Während die Befragungen unseres Personals bereits in vollem Gange waren, wurde uns mitgeteilt, dass die Amicos wesentlich gerissener waren: Sie hatten ein Mitglied der Bragadin-Familie durch einen Imitator ersetzt, und das schon seit Jahrzehnten. Eine perfekte Kopie, ein Maulwurf, direkt im Herzen der Unternehmen dieser Familie. Jeder von uns konnte ein Verräter sein. Mit einem Schlag könnte dieser die gesamte Blutlinie für immer beenden und somit Frieden für die Amicos bescheren. Vernichtet von den Amicos? Das würde eine unendliche Schmach über uns Bragadins bringen, die übers Grab hinaus gehen würde. Also versammelten wir uns im Speisesaal. Einem nach dem anderen schaue ich in die Augen: Mutter, Vater, meinem Bruder und meiner kleinen Schwester. Kannte ich auch nur einen von ihnen wirklich? Ich versuche Hass zu entdecken, Scham, Reue, irgendetwas. Doch der Doppelgänger verrät sich nicht so leicht. Wir haben noch nicht über den Ausweg aus dieser Situation gesprochen, doch jedem Anwesenden hier ist klar, was getan werden muss, um die Ehre der Bragadins zu erhalten: Mein Vater holt einen großen Kasten unter dem Tisch hervor, öffnet ihn. Ein Revolver nach dem Anderen wird weitergereicht, bis jeder eine Kanone in den Händen hält. Meine Mutter, die sonst so stark ist, beginnt zu weinen. Mein Bruder legt eine beruhigende Hand auf ihren Arm, sie zuckt verängstigt zurück. Das Schluchzen wird lauter. Mein Vater blickt bedeutungsvoll in die Runde während wir uns die Läufe in die Münder drücken. Er hebt seine freie Hand, zittert stark. Er zählt an seinen Fingern herunter:

Drei,
Warum schaut mich mein Bruder so an? Führt er etwas im Schilde?

Zwei,
Warum ist meine Schwester so in sich gekehrt?

Eins,
Warum kann mir meine Mutter nicht in die Augen schauen? Was verbirgt sie?

Null.

Komisch... Obwohl der Knall der vielen Revolver fast mein Trommelfell hat platzen lassen, ist es das trockene Klicken meines Hahns, das unaufhörlich in meinem Kopf wiederhallt, während ich endlich nach Hause zurückkehre...

 

Hallo, Leser ^^ Dies ist mein erster Beitrag auf dieser Seite (und eine der ersten Kurzgeschichten die ich geschrieben habe) bitte sagt mir was ich falsch gemacht habe/besser machen könnte! Danke schonmal im vorraus und fürs lesen!

 

Hallo Blime,

willkommen bei den Wortkriegern.

Besser machen könntest du meiner Ansicht nach vieles.

Der Text ist zentriert, was schonmal etwas unschön wirkt. Also lieber Blocksatz oder Linksbündig. Im ersten Abschnitt würde meiner Meinung nach die Vergangenheitsform besser passen. Du schreibst im Präsens aus der Sicht eines Ich-Erzählers, Okay, aber steht da im letzten Satz das Präteritum und im Rest der KG auch. Ich weiß nicht warum, aber das passt irgendwie nicht. Dann ist der erste Absatz sehr allgemein. Beschreibe diese Fehden der beiden Familien doch genauer. Wodurch kam es zu diesen Clan-Kämpfen. Woher rührte der Hass? Wie äußerten sich diese Fehden? Wer starb wann durch wen und wie? Um welche Geschäfte ging es? Du musst ja nicht einen Roman draus machen, aber so ist es arg kurz. Du musst den Leser ja irgendwie in das Geschehen reinziehen, ihn neugierig machen, und das erreichst du nicht mit ein paar erklärenden Sätzen.

Zweiter Absatz. Die einen haben die anderen also unterwandert, aha. Unterwandert ist so ein allgemeiner Begriff, schreib es doch genauer. So nimmt dir das keiner ab. Du brauchst konkrete Handlungen. Zeigen statt erzählen, also durch Handlung und Dialog. Die verriegeln also gleich das Haus, aufgrund eines schwammigen Unterwanders. Die Bragadins haben einen Bediensteten der Amicos als Informanten, aber sie selbst sind die Gearschten? Und jetzt kommt der Imitator. Wie genau sieht dieser aus? Trägt er eine Maske und hat genau den selben Körperbau wie ein Familienmitglied? Oder sieht er einfach genauso, also exakt so aus wie das Familienmitglied und seid zehn Jahren merkt es niemand an seinem Verhalten, dass er ein anderer ist? Das ist sehr unglaubwürdig. Ein paar Wochen Okay, aber zehn Jahre? Die Schlussszene ist dann auch nicht die Glaubwürdigste. Jeder hält sich eine Waffenmündung in den Mund, um das Geheimnis zu lüften, so fatal und dumm ist doch kein Mensch. Vielleicht um dann ganz sicher nich zu schießen und nur anhand der Reaktionen aller den Imitator auszumachen. Das habe ich da aber nicht rausgelesen.

Also ich würde vorschlagen du machst dir nochmal Gedanken. Eine Familienfehde und ein Verräter in den eigenen Reihen ist keinen schlechte Idee. Aber du darfst nicht den Erzähler raushängen lassen, schreibe detailliert in Form von unmittelbarer Handlung aus der Sicht einer Person. Der Ich_Erzähler der Verdacht gegen einen Bediensteten hegt, aufgrund mehrerer Vorfälle, wäre da schon viel glaubhafter. Der Bedienstete könnte versuchen den Vater des Prots, das Oberhaupt der Familie zu töten, und der Ich-Erzähler könnte versuchen das zu verhindern. Und das beschreibst du ganz detailliert, lass den Leser richtig an der Mafiafamilie und deren Ton teilhaben. Lass die Figuren lebendig werden in den Augen des Lesers.

Soweit von mir.

Lg, chico

 

Hallo Blime!

Willkommen bei den Wortkriegern!

Ich sage es gleich klar heraus: Ich konnte mit deinem Text leider nur wenig anfangen. (Mein Kommentar bezieht sich natürlich nur auf deinen Text und ist nicht persönlich gemeint. Das schreibe ich dazu, weil hier immer mal wieder Neulinge auftauchen, die sich von Textkritik tierisch angegriffen fühlen.)

Habe ich deinen Text richtig verstanden? Die Familie A. hat einen Doppelgänger oder so in Familie B. eingeschleust, und weil Familie B. nicht weiß, wer der Doppelgänger ist, erschießt sich jeder einzelne der Familie B.? Das macht doch überhaupt keinen Sinn!
(Und der Doppelgänger stellt den Sohn des Familienoberhaupts dar, ja? Wo kriegt man denn bitte einen solchen Doppelgänger her?)

So, mehr sage ich erstmal nicht, vielleicht habe ich ja auch alles total falsch verstanden.

Grüße,
Chris

 

Danke für die Tipps, ich muss wirklich diese Geschichte stark überarbeiten. Ein bisschen unplausibel ist es schon, ich muss mir da irgendwas ausdenken.... Und natürlich weiß ich dass die Kritik nur auf den Text bezogen ist!

 

Hallo Blime,

mal vorweg: du schreibst recht schön. Allerdings solltest du, wie Chico bereits angemerkt hat, auf die verwendeten Zeitformen achten.

Aber verstehe ich das richtig: der Ich-Erzähler ist zugleich der eingeschleuste Imitator? Das ist schon eine recht faszinierende Idee, allerdings erfordert es auch ungeheures Geschick, das erst zum Schluss zu enthüllen, ohne den Leser vorher direkt zu täuschen. Aber so, wie du ihn die Geschichte jetzt schildern lässt, weiß der Erzähler nichts davon, dass er selbst der Verräter ist, sondern verdächtigt jeden anderen aus der Familie. Und es wird auch nicht erklärt, warum ausgerechnet seine Waffe nicht geladen ist.

Noch zwei Anmerkungen im Detail:

Als wir von unserem Informanten (einem Bediensteten der Amicos) erfuhren, dass sie uns unterwandert hatten, waren wir vorbereitet: Wir verriegelten unser Anwesen und schlossen so alle Mitglieder und Bediensteten ein.
Die Klammern würde ich vermeiden, die passen nicht zum sonstigen Stil. Besser: Als wir von unserem Informanten, einem Bediensteten der Amicos, erfuhren ...

Das Schluchtzen wird lauter.
Schluchzen

Dann wünsche ich dir viel Erfolg beim Überarbeiten.

Grüße
Ella Fitz

 

Hi Blime,

ich verstehe das ja so: Es gibt gar keinen Imitator, die Gegner haben sich das nur ausgedacht und tatsächlich löscht sich die Familie pflichtschuldigst selbst aus. Einer bleibt übrig, alleine ist der nicht mehr gefährlich und hat jetzt für den Rest seines Lebens unter der Erinnerung zu leiden. Die Gegner können sich schadenfroh noch eine Weile laben. Das finde ich als Idee interessant und ansprechend. Ich frage mich nur, falls das so gedacht war, wie der Revolver ohne Munition eingeschleust worden ist. Man kann sich etwas vorstellen, ein Hinweise wäre aber evtl. reizvoll. Auch fällt die Familie etwas zu leichtgläubig auf die Sache rein.

Da fällt mir auf:

ist es das trockene Klicken meines Hahns, das unaufhörlich in meinem Kopf wiederhallt, während ich endlich nach Hause zurückkehre...
Wohnt er nicht auf dem Anwesen oder ist doch er selbst der Imitator..? Naja, das wäre auch interessant, aber wahrscheinlich mehr Arbeit, wenn man das wirklich überzeugend ausgestalten will?

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

erdbeerschorsch Ella Fitz
Es war so gedacht dass der Ich-Erzähler der Imitator ist, aber ihr habt recht: es ist schwer, das erfolgreich darzustellen...
Danke euch beiden!

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom