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Der Fall des Akrobaten

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Monster-WG
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20.01.2018
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Der Fall des Akrobaten

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Wie eine Sonne strahlt der Akrobat auf mich herab. Die dunklen Haare sind kurz geschnitten, zwischen den Schlitzen der roten Maske sticht ein Paar blauer Augen hervor. Seine Rüstung strahlt etwas Bedrohliches, Ernsthaftes aus. Unpassend dazu stemmt er die Hände locker in die Hüften und grinst so breit, dass er auch Werbung für Zahnpasta machen könnte.
Ich muss zugeben, die XXL-Poster sind uns gelungen. Wir haben fünfhundert Stück drucken lassen. Viele fleißige Hände haben uns dabei geholfen, sie in der ganzen Stadt zu verkaufen und den Erlös an das Waisenheim zu spenden. Nur ein Exemplar habe ich für mich selbst behalten, aufgehängt über meinem Schreibtisch.
Es ist jetzt ein halbes Jahr her, seit sich meine Freundin von mir getrennt hat und ich aus unserer gemeinsamen Wohnung zurück in den grauen Plattenbau gezogen bin, in dem ich schon zu Studienzeiten gewohnt habe. Der kleinere meiner beiden Räume dient als Schlafzimmer, der andere als alles, was ich gerade brauche. Mein einziges Fenster zeigt mir die vermüllte Gasse zwischen dieser und der nächsten Häuserfassade. Dunkle Tropfen perlen an der Scheibe ab.
Mittlerweile hat sich ein eigenes Franchise um den Akrobaten gebildet. Im Supermarkt verkaufen sie Kekse, Waschmittel und Shampoo, bedruckt mit seinem Emblem, der roten Maske. Kinder quengeln an der Kasse, weil sie eine Packung Sticker für ihr Akrobaten-Sammelalbum wollen. Im Internet gibt es dutzende Fanblogs, die jedes Bild, das der Akrobat auf seinem Account hochlädt, bearbeiten und tausendfach teilen. Sony hat sich rechtzeitig die Rechte gesichert. Jedes Mal, wenn der Akrobat vor die Kamera tritt, steigen ihre Verkaufszahlen.
Und ich sitze hier zwischen meinen hässlichen vier Wänden, fahre mit dem Bus zur Arbeit und frage mich, warum wir nicht zuerst auf die Idee gekommen sind.
Es klopft an mein Fenster. Auf der Feuerleiter kann ich eine verschwommene Kontur erkennen. Ich öffne es und mit einem Schwall Regen springt eine maskierte Gestalt herein.
„Hi, Doc.”
„Guten Abend, Damian.”
Doc ist sein Spitzname für mich. Ich hatte ihm angeboten, mich Thomas zu nennen, aber er hat abgelehnt. Ich kann es verstehen. Schließlich ist es alles andere als cool, seinen Physiklehrer beim Vornamen zu nennen.
Damian greift sich an den Hinterkopf und löst die Schnalle, die seine rote Maske hält, während ich das Fenster schließe. Die Maske habe ich, wie die Handschuhe auch, mit der Overlock meiner Ex selbstgenäht. Die schwarz gefärbte Schutzweste stammt aus einem aufgelösten Militärbestand, die Arm-, Knie- und Schulterschoner habe ich noch aus meiner kurzen Eishockeyzeit. Darüber trägt Damian eine dunkelrote Kapuzenjacke. Seinen grauen Rucksack füllen wir vor jeder Tour mit kleinen Lunchpaketen, die der Akrobat dann an Obdachlose verteilt. Verglichen mit der professionellen Version auf dem Poster ist die echte Rüstung des Akrobaten nicht mehr als ein hässlicher Frack, aber sie erfüllt ihren Zweck. Sogar ein, zwei Schläge kann man damit aushalten. Nur Kugeln nicht.
Mit einem tiefen Seufzer lässt er sich auf mein Sofa fallen. Eine Dreckspur zeichnet seinen Weg.
„Du machst meine Wohnung dreckig.“
„Ich freue mich auch wahnsinnig, Sie zu sehen“, murmelt er erschöpft.
„Hat man dir nicht beigebracht, die Schuhe am Eingang auszuziehen?“, frage ich ironisch. Dann schließe ich die Wohnungstür ab und verhänge das Fenster. Ich habe genug Nachbarn, die auch bei Regen auf der Feuerleiter ihr Gras rauchen.
Schließlich zwinge ich ihn auf und starte mit der Untersuchung seiner Rüstung. Auch wenn der Akrobat in erster Linie nur ein Maskottchen ist, das für unsere Sache Werbung macht, ist er nicht überall gern gesehen. Als ich die Schulterkappen löse, bemerke ich einen tiefen Kratzer im Kunststoff. Der war gestern noch nicht da. Mein schlimmster Alptraum ist, dass sich Damian eines Tages auf einem Streifzug verletzt und ich dafür verantwortlich bin, weil ich aus purer Unachtsamkeit eine Kleinigkeit übersehen habe.
Ich halte die Schulterkappe unter meine Schreibtischlampe. Die Kerbe ist knapp 1,6 Millimeter breit und 0,5 Millimeter tief.
„Ein Streifschuss”, stelle ich fest. „Du weißt doch, dass du dich von Leuten mit Waffen fernhalten sollst.”
„Ich habe sie nicht gesehen.“, entgegnet Damian und stapft zu meinem Kühlschrank. „Haben Sie irgendwo Pepsi?”
„Im Fach unten.”
Es zischt. Die Kugel hat sich mühelos durch den Kunststoff gefressen und dabei einen halben Tunnel hinterlassen. Haltlos baumeln die Fasern in der Luft. Der Preis für das leichte Gewicht der Rüstung ist fehlender Schutz.
Damian zieht sein Handy aus der Tasche und zeigt mir ein Bild. Es ist ein Selfie, von ihm in Maske und mit einem blonden Mädchen.
„Süß, nicht?”
„Hat sie gespendet? Oder wollte sie einfach nur das Foto?“
„Das kommt auf Facebook.” Er sieht wieder auf sein Handy und tippt irgendetwas.
„Damian?”
„Ja, Doc?“
„Hast du noch mehr geschafft, außer Bilder zu machen und Leute auf dich schießen zu lassen?“ Ich bin genervt. Manchmal glaube ich, Damian hält dieses Unterfangen für ein Spiel. Die massige Vermarktung seines Superheldenegos verstärkt das nur noch.
Ich wollte nie einen Superhelden erschaffen. Auf die Probleme der Kleinsten aufmerksam machen, Spenden sammeln, Essen verteilen, Demos organisieren. Präsenz zeigen. Dafür steht das Symbol, die rote Maske, wirklich. Der Akrobat alleine konnte keine Wunder herbeiprügeln, aber er sollte seine Mitmenschen dazu inspirieren, welche zu schaffen. Leider ist das einzige, das wir bisher inspiriert haben, fremde Verkaufskassen. Und davon kommt kein Cent unserer Sache zugute.
Damian holt eine Stoppuhr aus der Tasche und reicht sie mir. „Wie ich Ihnen gesagt habe. Neue Bestzeit. Von Rathaus bis zum Hafen in siebzehn Minuten und dreizehn Sekunden. Ich habe sogar alle Päckchen verteilt.“ Er zeigt mit ein zweites Bild. Darauf zu sehen ist er in seiner Rüstung, zusammen mit einem Kind in einem billig nachgemachten Akrobatenkostüm. Vermutlich aus dem Internet bestellt.
Damians Idee mit der Maske und der Rüstung ist gut, aber wir haben dabei einen entscheidenden Faktor vergessen: Geld. Manchmal glaube ich, meine Mitmenschen sind einfach zu dumm, um die Aussage unserer Arbeit zu verstehen. Für sie ist der Akrobat nicht viel mehr als der Weihnachtsmann oder der Osterhase, ein kundenfreundliches Gesicht, das aus einer eigentlich wichtigen Botschaft Geld macht. Vor dem Merch war alles jedenfalls einfacher.
„Und was machen Sie heute Abend noch, Doc?“, fragt Damian grinsend und blickt sich um. Wenn auch nicht die Rüstung, so gleicht zumindest sein freches Lächeln haargenau dem auf dem Poster. „Sie haben ja geputzt. Störe ich bei einem Date?“
„Nein.“
„Wieso? Läuft es nicht bei den Frauen?“ Er lacht. „Wenn Sie wollen, können Sie ja mal eine Runde mit mir drehen.“
„Nein, danke.“ Damian ist derjenige, der im Rampenlicht steht. Nicht ich. Ich brauche das nicht. „Was ist mit dir? Du hast sicher noch einen Berg an Hausaufgaben zu erledigen.“
Er nippt an der Pepsi. Plötzlich werden seine Augen groß und er hält mir lachend die Dose hin. Auf dem Plastik ist eine rote Maske abgedruckt.
„Doc, sehen Sie mal!“
Ich nicke. „Musst du noch Hausaufgaben machen?“
Er verdreht die Augen.
„Was?“, frage ich. Ich klinge gereizter, als ich will.
„Nichts, Doc. Hatte nur einen langen Tag.“
„Seit wann bist du unterwegs?“
Er holt aus und wirft die Dose in einen Mülleimer. „Seit der Schule.“
„Du bist sechs Stunden lang durch die Stadt gelaufen? Ohne einmal die Rüstung abzulegen?“
Er nickt.
„Verdammt, Damian ich dachte, wir hatten einen Deal.“
„Tue ich doch. Ich kriege genügend Schlaf, gehe zur Schule und esse jeden Abend Spinat.“
„Das meine ich nicht! Wann warst du das letzte Mal im Kino?“
„Da läuft doch eh nur Schwachsinn.“
„Wann?“
Er zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung. Vor einem Jahr, vielleicht. Ist ja auch nicht wichtig.“
Ich reiße ihm die Maske vom Gürtel. „Du vernachlässigst dein Leben!“
„Das hier ist mein Leben.“
„Nein, das ist ein billiger Anzug aus Nylon, Kunststoff und Baumwolle. Der gehört dem Akrobaten, nicht dir, und das sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge! Der Damian, den ich kenne, spielt Basketball, Trompete und geht drei mal die Woche ins Fitnessstudio. Herrgott, wann hast du das letzte Mal deinen Vater besucht?“
Seine Augen meiden den Kontakt, suchen unnachgiebig in den hinteren Ecken meiner Wohnung, scheinen aber nichts zu finden. Er sieht müde aus.
„Mach, dass du nach Hause kommst.“
„Klar, Papa.“ Er gähnt.
„Und morgen nach der Schule gehst du zu deinem Vater.“
Plötzlich macht er einen Schritt auf mich zu. Die blauen Augen funkeln gefährlich und er presst mir den Zeigefinger auf die Brust. „Ich brauche niemanden, der auf mich aufpasst, und erst Recht niemanden, der mit Befehle gibt.“
Ich erwidere seinen Blick. Seine Miene ist hart, die Augen noch härter. Zwei Eiszapfen, die sich mir ins Gesicht bohren. „Das war aber einer.“
„Ich dachte, wir sind Partner. Partner geben einander keine Befehle.“
„Ich schon.“
Damians Sturheit wird einmal sein Untergang sein. Er kann manchmal so eigenwillig sein, dass man ihm zu seinem Besten zwingen muss. Und das besteht nicht darin, Tag und Nacht auf der Suche nach Abenteuern durch die Stadt zu hüpfen und dabei das eigene Leben zu vernachlässigen. Manchmal muss man Schüler eben zum Lernen zwingen.
Damian schnappt sich die Maske und setzt sie auf.
„Was machst du?"
„Ich gehe.“
Ich will etwas sagen, aber schon hat er die Vorhänge beiseite geschoben und ist verschwunden. Seine Schulterschützer liegen noch auf meinem Schreibtisch.
„Dann lauf doch! Lauf einfach davon, so wie du es immer machst!“, rufe ich ihm hinterher.
Die einzige Antwort, die ich bekomme, ist eine frostige Brise, die durch meine Wohnung säuselt und das Poster des Akrobaten von der Wand reißt.

Am nächsten Morgen verfluche ich mich selbst. Wie konnte ich Damian nur so etwas nachrufen? Vor lauter Scham krieg ich nicht einmal meinen Kaffee runter.
Der Tag wird nicht besser. Der Bus verspätet sich um ganze zwölf Minuten. Der würzige Duft eines Currywurst-Bude zieht von der anderen Straßenseite herüber, zusammen mit dem Geruch frischen Regens. Dann bricht der Himmel auf und als der Bus endlich einfährt, hat mich der penetrante Regen bereits eingeweicht wie einen Küchenschwamm. Graues Etwas schwimmt an meinen Schuhen vorbei und die Straße hinunter. Vergessen im Dreck liegt eine Spritze.
Ich kann nicht sagen, wie Damian auf die Idee mit dem Akrobaten gekommen ist. Vielleicht tut er es für seine Eltern. Vielleicht tut er es für sich selbst, weil es ihm nicht mehr reicht, seinen Frust über ihre Trennung mit Sport abzubauen. Vielleicht aber auch, weil ihn das Elend, das zugedröhnt am Straßenrand liegt und tagtäglich vor meinem grauen Plattenbau kotzt, genauso wütend macht wie mich. Wir hatten beide genug vom Zusehen.
Vor zwei Jahren kam er zu mir, knapp sechs Monate, nachdem sich seine Eltern verkracht hatten. Ich kenne nicht alle Details, aber ich weiß, dass Damian nicht mehr bei seinem Vater wohnen darf. Keine Ahnung, was ich davon halten soll. Die wenigen Male, an denen ich ihn gesehen habe, ist er mir jedenfalls nicht negativ aufgefallen.
Irgendwann hat Damian mich nach einer Unterrichtsstunde abgefangen und gefragt, ob ich Lust hätte, etwas zu verändern. Vielleicht war Ja die falsche Antwort. Ich wollte ihm helfen, Leben zu verändern, nicht, ein Neues anzufangen. Und obwohl es mit dem Akrobaten steil bergauf geht, habe ich das Gefühl, dass wir gegen Mühlsteine kämpfen. Für jeden Euro, den fremde Menschen mit dem Akrobaten verdienen, bekommen wir eine Spende von höchstens einem Cent. Dabei habe ich Damian zum Akrobaten gemacht, nicht sie. Ohne mich wäre er nicht der Star, für den die Leute ihn heute lieben. In gewisser Weise ist der Akrobat mein Werk.
Der Bus ist voll wie ein Stadion. Ich zwänge mich in die Masse an Pendlern und suche Halt an einer der Stangen über meinem Kopf. Der Geruch von Gras und Tabak klebt an meinen Mitmenschen wie Fliegen an Scheiße und angewidert werfen sich alle urteilende Blicke zu.
Der Tag zieht sich wie Kaugummi, bleibt farblos und verliert schnell den Geschmack. Zwischendurch kommt ein Krankenwagen und holt eine Zehntklässlerin ab, die in der Sportumkleide kollabiert ist. Nachher erzählt mir ein Kollege, dass sie in ihrer Tasche Pillen gefunden haben. Meinen zweiten Kaffee heute vergesse ich im Lehrerzimmer. Als ich in der nächsten Pause zurück an meinen Platz komme, ist er kalt und ungenießbar. Frustriert schütte ich ihn in die Spüle und stelle den Wasserkocher an.
„Hey Thomas.“
„Hey Jeff.“ Jeff Smithers ist Musiklehrer, trägt Dreadlocks, einen Wollpulli mit Sandalen und ist der letzte Mensch, auf den ich gerade Lust habe. In seiner Nähe werde ich aggressiv. Ich ertrage es einfach nicht, dass ich fünf Jahre Physik und Chemie studiert habe, nur um im selben Beruf zu landen wie bekiffte Hippies. Sein Kiefer zermalmt Bio-Kaugummis, als wären sie Mörtel, und als er sich eine Kaffeetasse greift, schlägt er mir fast den Arm ins Gesicht.
„Du, Thomas, kann ich dich was fragen?“
„Klar.“
„Damian ist doch in deinem Physik-Lk, richtig? Du weißt schon, die Kante.“ Er spannt seine Spargelarme an und keucht ein hohes, heiseres Lachen.
Ich nicke, den Blick auf das siedende Wasser gerichtet. „Ja. Was ist mit ihm?“
„Er war heute nicht bei der Probe, genauso wie die drei letzten Mittwoche. Eigentlich sollte er im nächsten Stück mitspielen. Aber er hat nicht abgesagt und nimmt auch keinen meiner Anrufe an.“
„Und wieso kommst du damit zu mir?“
„Du bist sein Tutor. Außerdem sehe ich euch doch immer auf dem Gang zusammen tuscheln. Bitte, sei so gut und rede mit ihm. Ohne ihn wird die Besetzung eng.“
Der Wasserkocher blubbert wie ein Hexenkessel. Jeff hält die Tasse in der Hand und sieht geduldig zu, wie ich das Wasser durch den Papierfilter in eine Kanne schütte. Dann gieße ich mir Kaffee ein und murmle eine Antwort in die Tasse, während ich die Kanne greife und verschwinde. Ich kann seinen Blick im Rücken spüren. Ist mir egal. Mir geht es schlecht. Ich bereue es, mich mit Damian gestritten zu haben. Eine Entschuldigung ist wohl angebracht.
Die letzten beiden Stunden habe ich mit meinem Physik-Lk. Meistens kommt Damian kurz nach Ende der Pause mit einem breiten Grinsen herein und zwinkert mir kurz zu, bevor er sich den Rest der Stunde darauf konzentriert, mit seiner Nachbarin zu flirten. Er kann sich so angenehm aufdrängen, dass man es gar nicht wahrnimmt.
Aber heute fehlt er.
„Hat jemand von euch Damian gesehen?”, frage ich zu Beginn der Stunde.
Nur Schulterzucken.
Mein Kopf tut weh. Ich schmeiße eine Aspirin ein und spüle sie mit Kaffee herunter. Dann erzähle ich etwas über den Aufbau eines Geiger-Müller-Zählrohrs, lasse meine Schüler das Ganze von der Tafel abmalen und verschwinde in den Untiefen meiner Gedanken.
Wo ist Damian?
Er hat seine Schulterkappen nicht mitgenommen. Vor meinem geistigen Auge bilden sich dutzende Szenarien, eines schlimmer als das andere. Ich kann den Akrobaten förmlich sehen, wie er auf dem harten Straßenboden liegt und durch seine blutverschmierte Maske leblos in den Himmel starrt. Ich beginne zu schwitzen, klopfe nervös auf das Pult. Allein die Vorstellung macht mich krank. Damian ist mein Schüler, mein Schützling. Seine Sicherheit hat für mich oberste Priorität. Jetzt bereue ich den Streit noch mehr.

Nach Unterrichtsschluss fahre ich zum Krankenhaus. Damian hat auf keinen meiner Anrufe reagiert. Weil die direkte Linie nicht mehr fährt, muss ich zweimal umsteigen. Angeblich hat die Stadt nicht genügend Geld, um den Nahverkehr in Schuss zu halten. Im Bus stehend blicke ich aus dem Fenster und suche nach dem vertrauten Anblick seiner schwarzen Haare und dem Werbelächeln. Stattdessen verfolgt mich die rote Maske. Während der Fahrt zähle ich zwei dutzend auf Werbeplakaten, sieben an den Kellerfenstern unterirdischer Comicläden und fünf Akrobaten-Graffiti.
Der Bus hält, ich steige aus. Um mir herum ragen verspiegelte Glasfassaden in die Luft und verbauen den Blick auf den Himmel. Das Bankenviertel hat seine eigene, einheimische Spezies: Männer mit Anzügen und roten Krawatten, kurzen, braunen Haaren und Aktenkoffern. Hunderte eilen an mir vorbei, in ihrer Hand der Wirtschaftsteil der Zeitung. Ich habe ein paar dieser Klone während des Studiums kennengelernt. Ich kann sie nicht leiden.
Das Krankenhaus liegt nur einen kurzen Fußmarsch entfernt. Ich trete ein und lasse mich vom roten Teppich zum Empfang leiten.
„Guten Tag“, begrüßt mich eine gut gekleidete Dame.
„Hi. Ich würde gerne wissen, ob in den letzten Stunden ein Freund von mir eingeliefert wurde. Der Name lautet West-Wagentreiber.“ Als ich Damian einmal nach der Geschichte seinen Namens gefragt habe, hat er mir erzählt, dass seine Großeltern aus Deutschland und England stammen würden. Sie konnten sich nicht auf einen Nachnamen einigen, also nahmen sie bei der Hochzeit einfach beide an.
Die Dame am Empfang klickt sich durch ihre Datenbank. „Und wer möchte das wissen?“
„Thomas Frank.“
„Aktuell haben wir niemanden unter dem Namen zu Gast.“ Dann hält sie inne. „Doch, warten Sie.“
Mir wird kalt.
„Heute morgen wurde er in die Notaufnahme gebracht.“
Mein Herz schlägt lauter als eine Kirchenuhr. Fast habe ich Angst, es könnte herausspringen. Adrenalin pumpt durch meinen Körper und ich muss mich zusammenreißen, um nicht über den Empfang zu springen und die Dame am Kragen zu packen.
„Wie geht es ihm?“, frage ich. Meine Stimme zittert.
„Ich weiß es nicht.“
„Kann ich ihn besuchen?“
„Nein, tut mir leid. Er wird noch immer operiert. Die Familien sind die Einzigen, die wir nach oben lassen.“ Mitfühlend blickt sie mich an. „Wenn Sie möchten, können Sie im Wartesaal Platz nehmen. Ich sage Bescheid, sobald er auf einem Zimmer ist.“
„Danke“, stammle ich und blicke mich um. An der Wand hängt ein Plan des Gebäudes. Der Wartesaal liegt im ersten Stock. Die Notfallaufnahme ist im Keller, die Radiologie im zweiten Stock und die Orthopädie befindet sich zusammen mit der Unfallchirurgie und der Nuklearmedizin im dritten Stock. Brücken ermöglichen den Zugang zu anderen Krankenhaus-Flügeln.
Ich eile zu den Fahrstühlen. Mit verschwommenen Augen drücke ich die einzige Taste und warte. Ich hole tief Luft und drehe meinen Kopf zu allen Seiten, aber die Gedanken ertränken mich noch immer.
Irgendwann gleitet einer der Türen auf. Noch nie habe ich mich so unglaublich mies gefühlt, nicht einmal, als mich meine Freundin verlassen hat. Mittlerweile glaube ich, dass ich mir mit der Arbeit am Akrobaten selbst am meisten Hoffnung geben wollte. Ich habe es geschafft ohne sie zu leben, aber die schiere Vorstellung eines Lebens ohne den Akrobaten, ohne Damian, fühlt sich so unendlich bedeutungslos an.
Der Aufzug hält im ersten Stock. Ich drücke auf die drei, aber nichts passiert. Stattdessen blinkt ein silberner Schlitz mehrmals rot auf.
Notgedrungen verlasse ich den Fahrstuhl und trete in einen langen Gang. Am Rande stehen leere Metallbetten. Ich blicke mich um, aber ich bin alleine. Die einzige Kamera weit und breit hängt im Aufzug.
Mein einziger Kindheitsfreund, wenn man es so nennen mag, war der Sohn unseres Dorfmetzgers. Ich weiß nicht einmal mehr seinen Namen. Ich hatte keine Kumpels mit dummen Gedanken, die einen dazu zwingen, mutig zu sein. Überhaupt habe ich nicht viele Freunde.
Aber ich habe Damian. Und ich will ihn nicht verlieren.
Zwei Minuten später liege ich im ersten Bett, direkt am Fahrstuhl. Ich habe mir die Decke bis zum Hals gezogen, damit niemand meine Klamotten sieht, und strecke meinen Kopf in alle Richtungen. Noch immer zeigt sich keine Menschenseele auf dem Gang.
Nach ein paar Minuten höre ich schließlich ein surrendes Geräusch, und ein Mann tritt in den Gang. Er trägt einen weißen, ärmellosen Kittel, hat kurze, blonde Haare und den Arm voller Mappen. Er ist jung, nicht viel älter als Damian.
„Wo müssen Sie denn hin?“, fragt er verwundert.
„Etage Drei.“
„Welche Abteilung?“
Mir wird heiß. Ich versuche, mich an den Plan in der Lobby zu erinnern, aber ich habe ihn vergessen.
„Nuklearmedizin“, schießt es plötzlich aus mir heraus.
Der Pfleger sieht mich skeptisch an. „Wo ist ihre Mappe?“
„Die hat der Doktor bereits mitgenommen. Er meinte, man würde jemanden schicken, der mich dann nach oben bringt.“
„Wann war das?“
„Vor zwanzig Minuten.“
„Und keiner ist gekommen. Natürlich.“ Seufzend zieht er das Bett in den Fahrstuhl. Dann holt der junge Mann eine Karte aus seiner Tasche, zieht sie durch den Schlitz und drückt, endlich, die drei.
Das Licht schaltet auf grün. Der Fahrstuhl bewegt sich.
Eine paar ängstliche Sekunden später öffnen sich die Türen erneut und ich werde in den gleichen, eintönigen Gang geschoben. Auch hier parken Krankenhausbetten an der Wand. Der Pfleger dreht das Bett nach links und folgt dem Korridor. Hier hört mein genialer Plan auf. Ich könnte aus dem Bett springen, den Pfleger mit der Schulter rammen und verschwinden, bevor er auf den Beinen ist. Sie würden Alarm schlagen und das ganze Krankenhaus absuchen. Vermutlich werden sie mich verklagen.
Aber das ist egal, solange ich es zu Damian schaffe.
Schließlich halte ich vor einer großen Glastür. Die Nuklearmedizin ist ein eigener Bereich, von der Außenwelt abgeschottet. In der Wand ist ein roter Knopf eingelassen. Der Pfleger drückt ihn. Ich mache mich bereit, aus dem Bett zu springen.
Nichts passiert.
Er stöhnt und hämmert noch einmal drauf, aber das Ergebnis bleibt dasselbe. „Bitte, nicht schon wieder.“
„Was ist?“, frage ich.
„Keiner da.“
„Wie, keiner da?“
„Na, es ist niemand in der Radiologie. Kein Arzt anwesend.“
„Aber der Doktor sagte-“
„Ja ja, ich weiß.“ Gestresst fährt sich der Pfleger mit der Hand durch die Haare. „Wir haben nicht genügend Personal für alle Stationen, deswegen verschieben sie die Kräfte nach Bedarf. Vermutlich hat der Doktor ihren Termin einfach vergessen. Ich laufe herunter zur Lobby und sage Bescheid. Geben Sie mir fünf Minuten.“
Kaum ist er weg, befreie ich mich aus der Decke. Ich greife das Bett und ziehe es hinter mir her, bis ich wieder in dem Korridor mit den Aufzügen stehe. Dann stelle ich es an das Ende der Schlange und verschwinde.
Ich werde nervös, falle in einen leichten Trab. Noch immer sind die Gänge menschenleer. Hin und wieder sehe ich Pfleger, die Rollstühle und Betten durch die enge Korridore zwängen, aber ich bin der einzige Mensch, der kein weiß trägt.
Schließlich endet der Gang in einer Doppeltür. Eine Frau in grüner Kleidung steht an einem geöffneten Fenster und raucht eine Zigarette. Als ich näher komme, mustert sie mich kritisch. „Was wollen Sie denn hier?“
„Ich gehöre zur Familie.“
„Ja, sicher. Name?“
„West-Wagentreiber.“
Sie seufzt, schmeißt den letzten Rest ihrer glühenden Zigarette aus dem Fenster und bedeutet, mir zu folgen. Hinter der Tür liegt ein Warteraum, mit einer Bank und einem kleinen Blumentopf. Auf einem Fernseher wird der Operationsaal übertragen. Mehr Menschen in grünen Kitteln eilen herum, reichen sich gegenseitig Werkzeuge und versperren den Blick.
„Wie geht es ihm?“, frage ich.
„Darf ich ehrlich sein?“
Ich nicke.
„Er wird es nicht packen.“
Für einen Augenblick erkenne ich im Zentrum des grünen Sturms einen Tisch. Was einst einmal ein Mensch war, ist jetzt nicht mehr als fleischige Masse. Der linke Arm ist unnatürlich verdreht, das Bein von Knie bis Fuß aufgerissen. Dem rechten Bein fehlt der Fuß, vom rechten Arm ist nur noch die Schulter über. Damians Gesicht haben die Ärzte mit einem weißen Tuch abgedeckt. Das Blut ist durch den Stoff gedrückt und hat eine Karte hinterlassen.
Ich habe keine Worte. Hilflos stehe ich vor den Trümmern meines Versprechens. Es ist passiert. Mein Alptraum, mein persönlicher Horror Nr. 1, das schlimmste Schicksal, das ich je für möglich gehalten habe, ist eingetreten. Der Akrobat ist gefallen.
„Was ist passiert?“, stammle ich. Langsam verschwimmt Damians Anblick in der Unschärfe meiner Tränen. Wir sind nicht einmal im Guten auseinandergegangen.
„Er wurde heute morgen überfahren. Zweimal, an einer Ampel. Die genauen Umstände kenne ich nicht, aber er wurde von einem Motorrad gestreift und auf den Boden geschleudert. Hinter dem Motorrad war ein Lkw.“
Ich unterdrücke den Drang zu kotzen, aber es gelingt mir nicht. Genervt zieht mich die Ärztin vom Bildschirm weg und auf die Bank.
„Na toll. Bleiben Sie hier und nehmen Sie gefälligst den Topf, falls Sie noch einmal müssen. Ich hole jemanden mit einem Aufnehmer.“
Sie verschwindet.
Ich zittere am ganzen Körper. Die ersten grünen Kittel verlassen den Saal, benutzte Instrumente werden zur Seite gelegt und zum Reinigen gebracht. Nach und nach leert sich der Raum. Schließlich beginnen die verbliebenen Ärzte damit, Damians Überreste zusammenzulegen, und einer von ihnen nimmt das Tuch vom Gesicht.
Es ist nicht Damian, der da auf dem Tisch liegt.
Es ist sein Vater.
Ich stürme aus dem Raum, durch den Korridor und zurück zum Aufzug, während mich die weißen Wände mit ihren Blicken hämisch verfolgen. Lautlos lachen sie mich aus.
Zurück nehme ich die Treppe. Als ich endlich in der Lobby bin, renne ich nach draußen. Rot spiegelt sich die Sonne in den Glasfassaden und taucht den Platz in ein sanftes Abendlicht. Von der anderen Straßenseite weht der Duft chinesischen Essens herüber, aber ich habe keinen Hunger. Mittlerweile sind die meisten Schlipsträger verschwunden. Stattdessen bemerke ich, dass auf dem Platz ungewöhnlich viele Kinder sind. Ein blasser Junge läuft an mir vorbei und als mein Blick ihm folgt, glaube ich zu träumen.
In einer Meute aus aufgeregt rufenden Kindern steht, selbst am lautesten lachend, der Akrobat und verteilt Autogramme.

Damian kommt am nächsten Tag nicht zur Schule, und auch nicht an dem danach. Keinen Anruf nimmt er ab, egal, wie oft ich es versuche. Er beantwortet nicht einmal meine Nachrichten. Nach dem elften Versuch gebe ich auf.
Es ist Freitagnacht. In den Clubs feiern die Mitmenschen, als gäbe es kein Morgen. Zu meinem Verdruss hat vor ein paar Wochen ein Neuer aufgemacht, direkt in meiner Nachbarschaft. Pausenlos pumpt die Anlage mein Zimmer voll wie ein Planschbecken und als ich kurz die Nase aus dem Fenster halte, sehe ich auf der anderen Straßenseite einen Streifenwagen. Blaues Licht erhellt die Straße.
Gestern sind neue Flyer gekommen, zweitausend Stück. Ich habe das Paket aufgerissen und den gesamten Inhalt in meinen Müll geschüttet. Das Poster des Akrobaten liegt noch immer auf dem Boden. Auf meinem Schreibtisch steht eine leere Flasche Ahorn-Whiskey. Eigentlich ist sie etwas Besonderes, ein Geschenk meiner Ex aus Kanada, aber es ist der einzige Alkohol, den ich im Haus habe. Dabei ist mir nicht zum Feiern. Ich will nur meinen Kopf betäuben. Der Anblick von Damians Vater geht mir nicht aus dem Kopf.
Plötzlich springt etwas Rotes durch mein Fenster. Ich habe vergessen, es wieder zu schließen.
„Hey. Tut mir leid, dass ich noch so spät vorbeischaue.“ Damians Blick fällt auf das Glas in meiner Hand. „Wow. Sie trinken?“
„Was willst du hier?“
„Was?“
„Erst verkriechst du dich tagelang, schwänzt die Schule und beantwortest keinen meiner Anrufe. Du weißt ja nicht, was ich mir für Sorgen gemacht habe. Und dann platzt du einfach hier herein und tust so, als wäre nichts gewesen?“
„Ich war krank.“
„Ich habe den Akrobaten gesehen. Vor dem Krankenhaus.“
Sein Mund öffnet sich. Dann, ohne ein Wort, stapft er zum Kühlschrank und nimmt sich eine Pepsi.
„Wann hast du das letzte Mal deine Eltern gesehen?“
„Keine Ahnung. Ist doch egal.“
„Dein Vater ist tot.“
Seine blauen Augen fixieren mich. Sein Mundwinkel ist schief, zu einer Frage verzehrt. Dann beginnt er zu lachen. „Scheiße, wie besoffen sind Sie? Haben Sie Halluzinationen?“
„Ich habe ihn noch besucht. Im Krankenhaus. Er wurde Mittwoch überfahren. Ich dachte, du wärst es. Damian ich dachte, du wärst gestorben!“
Er schüttelt den Kopf. „Sie sind ein verdammt schlechter Lügner, wissen Sie das? Ich glaube eher, Sie wollen mich einfach loswerden.“
„Smithers hat mir erzählt, dass du nicht mehr zum Orchester kommst.“
Damian zuckt mit den Schultern. „Weiß nicht. Kein Bock.“
„Du bist süchtig nach dieser Maske.“
„Ach was.“ Dann entdeckt er meinen Mülleimer und beginnt zu lachen. „Sind das die Flyer?“
„Wir wollten das zusammen machen. Der Akrobat, dass sind wir beide, Damian. Du brauchst mich.“ Ich hasse sein Lachen. Ja, der tolle Damian, für ihn ist alles nur ein Spiel. Natürlich. Aber für mich nicht. Mir bedeutet unsere Arbeit etwas.
Er lacht wieder. „Nein, nein. Ganz sicher nicht.“
„Doch. Und weißt du, wieso?“
„Warum?“
„Der Anzug, der stammt nicht von dir. Er ist von mir! Ich habe dich zum Akrobaten gemacht! Ohne mich wärst du nichts, ein Niemand!“
„Der einzige Niemand hier sind Sie!“ Als er merkt, dass er geschrien hat, verzieht er das Gesicht. Seine Stimme wird leise. „Sehen Sie sich doch nur einmal an, Doc. Mitte Dreißig und keine Freundin, aber noch immer in der alten Studentenwohnung. Keine Freunde, keine Hobbies. Scheiße, das ist ihr Leben? Kein Wunder, dass nichts funktioniert. Es tut weh, Sie so zu sehen. Wissen Sie, was ich glaube? Was der Grund ist, warum Sie so einen Schwachsinn über meinen Vater erzählen? Sie sind neidisch.“
„Niemals.“
„Ach ja?“ Er streckt die Arme aus und grinst. „ Das hier ist es doch, was Sie immer wollten, oder? Das ist doch der Grund, warum Sie mir zu helfen. Jedes Mal, wenn die Menschen mich sehen, wollen sie ein Foto, mit mir, einem Fremden! Scheiße, sie lieben mich, als wäre ich ihr Gott! Und Sie? Sie sitzen alleine in ihrer hässlichen Wohnung, betrinken sich und versuchen, mich mit einer billigen Lüge wegzuschicken, damit Sie sich ihre Welt weiter schön saufen können.“
„Du bist ein aufmerksamkeitsgeiler Idiot, der denkt, dass sich die Welt nur um ihn dreht!“
„Und Sie ein menschenfremdes Arschloch, das sein Leben nicht unter Kontrolle hat!“
Ich schlage ihn ins Gesicht. Fassungslos starren wir beide uns an, überrascht über das, was gerade geschehen ist. Langsam fährt Damian mit der Hand zum Mund. Seine Lippe ist aufgeplatzt, Blut läuft ihm über die Finger.
Mit aller Kraft werfe ich mich gegen ihn und schmeiße ihn um. Dann trete ich auf ihn ein, auf seinen Bauch, auf den Arm, auf das Gesicht. Aber er trägt noch immer meine Rüstung und bevor ich ihn ernsthaft verletzten kann, hat er sich bereits aufgerappelt und mich mit einem Tritt gegen die Schreibtischkante befördert.
Mein Rücken biegt sich vor Schmerz. Langsam kommt Damian auf mich zu, die schwarze Frisur vollkommen zerzaust.
Ich hasse ihn. Ich will ihm weh tun, ihn verletzten, ihm das arrogante Lächeln aus dem Gesicht boxen. Damian ist alles, was ich nicht bin, und das bringt mich zum Rasen.
„Doc, das reicht jetzt.“
Ich greife die leere Glasflasche von meinem Schreibtisch und werfe sie. Sie trifft Damian an der linken Schulter, genau dort, wo die fehlenden Schoner sitzen sollten. Schmerzhaft verzieht er das Gesicht und spuckt auf meinen Fußboden. „Das ist dann wohl das Ende unserer kleinen Partnerschaft.“
„Verschwinde aus meinem Leben! Ich will dich nie wiedersehen, hast du verstanden? Nie wieder! Oder ich bringe dich um!“
Schweigend klettert Damian auf die Feuerleiter. Er hat bereits die Hände an der Metallstange, als er innehält und sich noch einmal zu mir umdreht. „Meinen Sie das mit meinem Vater ernst?“
„Fahr zur Hölle!“
Er verschwindet.
Es wird still in meiner Wohnung. Die Glasflasche liegt auf dem Boden, zerbrochen in eine Million Splitter. Erst jetzt bemerke ich, dass keine Musik mehr durch das Fenster tönt. Auch das Blaulicht ist verschwunden. Ich schließe es und setze mich wieder in den Stuhl, in dem ich bereits den ganzen Abend sitze. Das Poster des Akrobaten, mittlerweile begraben unter einem feinen Hauch Staub, liegt noch immer auf dem Boden. Ohne sein bleiches Papier haben meine Betonwände endgültig an an Farbe verloren.

 
Zuletzt bearbeitet:

Irgendwie habe ich mich mit der letzten KG verrannt. Also habe ich sie erstmal zurück in die Schublade gelegt und beschlossen, mich darum zu kümmern, wenn ich mehr Erfahrung und den Kopf etwas freier habe.
Bei dieser Geschichte weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, was ich von ihr halten soll. Ich weiß nicht einmal, unter welche Kategorie sie fällt oder welche Tags ich ihr geben soll. Vielleicht hat ja jemand von euch eine Idee. Und obwohl ich bereits gekürzt habe wie ein Wilder, ist sie noch immer recht lang. Tschuldigung dafür :shy:.

Viele Grüße
Michel

 

Hola @Meuvind,

ich mag Deine Art zu schreiben, bin verwundert, wieso Du kein Feedback bekommst. Also guck ich mal:

Der Kleinere meiner beiden Räume
klein bezieht sich auf Raum

der andere als alles, was ich gerade brauche.
d.h. dient als alles, was ich brauche – Du siehst den Haken selbst?

Mein einziges Fenster zeigt mir den Blick auf die nächste Häuserfassade.
Dass ein Fenster einen Blick zeigt, klingt ziemlich ungewöhnlich, da gibt’s geschmeidigere Möglichkeiten. Auf Wunsch mach ich Vorschläge, aber die brauchst Du mMn nicht.

Dunkle Tropfen perlen von der Außenseite ab.
Nach ‚Fassade’ ist ‚Außenseite’ unnötig.

An der Betonwand über meinem Ikea-Schreibtisch ...
Lieber Meuvind, kein Mensch interessiert sich für den Baustoff Deiner Wände. Wenn Du von ‚Platte’ sprichst, dann heißt das doch schon ‚Beton’. Schreib doch einfach „... über meinem Schreibtisch ...“ Dass der von Ikea ist, muss nicht erwähnt werden

Die dichte, schwarze Kurzhaarfrisur ist ordentlich geschnitten ...
Tja, hochinteressant – aber nicht wirklich. Solche Belanglosigkeiten bringen Deinem Text nichts, aber machen ihn so lang, dass es Dir selbst auffällt.

Das soll genügen, um aufzuzeigen, wie Du den straffen kannst musst, denn Leser von Kurzgeschichten wollen es kurz und knackig.

Das heißt keineswegs, auf vieles zu verzichten, was einen Text ‚schön’ macht, es geht nur darum, alles rauszuschmeißen, was bei kritischer Betrachtung keine Funktion hat.

Vielleicht hat ja jemand von euch eine Idee. Und obwohl ich bereits gekürzt habe wie ein Wilder, ist sie noch immer recht lang.

Ja, das wäre meine Idee – obwohl Du schon wie ein Wilder gekürzt hast.

Es ist verlockend, jeden Gedanken in den Text zu packen, der einem beim Schreiben gerade so einfällt, nur gerät das zwangsläufig zur Geschwätzigkeit.

Wie hier:

Die Maske habe ich mit der Overlock-Maschine meiner Ex selbst genäht, genauso wie die Hose, die Armschützer und die Handschuhe.

Lieber Meuvind, wenn es Dir gelingt, den Text von unnötigem Ballast zu befreien, dann entsteht eine lesenswerte, gute Kurzgeschichten, die uns Lesern Freude und Dich stolz macht.

Einen schönen Sonntag noch und viele Grüße!
José

PS:

... ist die echt Rüstung des Akrobaten nicht mehr als ein hässliches Frack, ...
der Frack, das Wrack

 

Hej @Meuvind ,

ich mag Deine Art zu schreiben, bin verwundert, wieso Du kein Feedback bekommst.

Das wundert mich allerdings auch. Ich mag nicht wie du schreibst, ich liebe es!

Ich habe viel zu sagen, also erschrick bitte nicht. Es ist nichts Schlimmes. Und bevor ich die Zitate starte, möchte ich zuallererst loswerden, dass mir diese seltsame Geschichte besser in unserer Gesellschaft, als in der amerikanischen gefallen hätte.

Verglichen mit der professionellen Version des Posters ist die echt Rüstung des Akrobaten nicht mehr als ein hässliches Frack, aber sie erfüllt ihren Zweck.

ein hässlicher Frack oder ein hässliches Wrack, aber das würde weniger passen, denn es ist ja nicht die Person gemeint

Außerdem ist sie leicht genug, dass Damian auch über längere Strecken laufen und klettern kann. Ein, zwei Schläge einstecken kann man damit auch, wenn es sein muss. Nur Kugeln nicht.

Eine elegante Einleitung für das, was mich erwarten wird. Du machst es nicht unnötig spannend.

Unter dem Stoff erkennt man die Kanten seiner Muskeln.

Die Beziehung von Muskeln zu Kanten mag mir nicht so gefallen, denn Muskeln haben keine Kanten, auch wenn du es am Ende noch einmal anders und ähnlich formulierst.

Ich zwinge Damian auf und starte mit der Untersuchung seiner Rüstung

Das hat mich eine Weile überlegen lassen, bis ich darauf kam, dass er ihn aufzustehen zwang. Vielleicht denkst du über eine andere Formulierung nach.

Mein schlimmster Alptraum ist, dass sich Damian eines Tages auf eine Streifzug verletzt und ich dafür verantwortlich bin, weil ich aus purer Unachtsamkeit eine Kleinigkeit übersehen habe.

Du baust sehr elegant eine Verbindung auf. Und ich weiß noch nicht welche.

Ich musste zugeben, sie ist hübsch.

muss/Zeitfehler

Meistens spielt er mit dem Greifhaken Spider-Man und schwingt sich von Haus zu Haus.

Das ist clever, bevor ich denke, es handle sich um eine billige Nachahmung.

Er schlägt das Cover auf. „Wow. Radioaktivität. Zerfallstabellen in der Klausur, wirklich? Das war ja so klar.”

Du hast es gut drauf, schöne, indirekte, aber unmissverständliche Wege zu weisen. Der Dialog mit den unterschiedlichen Protagonisten sind sehr gut geworden. Ihre Charaktere werden deutlich.

Ich reiße ihm die Mappe aus der Hand. Es hat auch Nachteile, seine Schüler in die eigene Wohnung zu lassen.


Ich bin nicht sicher, ob du hier auf Nummer sicher gehen willst, aber ich wusste schon bescheid.

Die einzige Antwort, die ich bekomme, ist eine frostige Brise, die durch meine Wohnung säuselt und das Poster des Akrobaten von der Wand reißt.

Wunderbare Bilder und präzisieren einer Situation

Der Tag wird nicht besser. Der Bus verspätet sich um ganze zwölf Minuten. Der würzige Duft einer Suppenküche zieht von der anderen Straßenseite herüber, zusammen mit dem Geruch frischen Regens. Dann bricht der Himmel auf und als der Bus endlich einfährt, hat mich der penetrante Regen bereits eingeweicht wie einen Küchenschwamm. Graues Etwas schwimmt an meinen Schuhen vorbei und die Straße hinunter. Vergessen im Dreck liegt eine Spritze.

Und hier dachte ich zum ersten Mal, es wäre schön, bzw. würde mein Mitgefühl mehr anrühren, wenn es in meiner Nachbarschaft passieren würde. So bleibt diese Distanz, wie auch bei vielen Spielfilmen und Zweifel. Davon mal abgesehen, ist dieses Bild großartig und sehr komplex. :herz:

Egal, wie viel Essen wir verteilen und wie viele Spenden wir sammeln, es ändert sich nichts. Wir haben beide genug vom Zusehen.

Hervorragend. Einerseits erfahre ich fast wie nebenbei, was die beiden so treiben, andererseits auch die Resignation, ohne dass du es direkt sagst, Michel, du hast es drauf.

Ich hätte ablehnen sollen, aber aus mir selbst unbekannten Gründen war ich vollkommen fasziniert von seiner Idee. Es klang nach Abwechselung, nach etwas Neuem, Frischem. Also habe ich ihm den Anzug gebastelt.

Aber hier denke ich : Nein. Das nehme ich ihm nicht ab. Gerade als ich am Ende von seiner Kindheit las und wie er die Trennung „aufarbeitet“, ist diesem Charakter niemals nach Frische und Abwechslung zumute. Wenn er sich das selbst einreden will, ist das eine Sache, aber er zeigt im weiterer Verlauf so viel Engagement, gerade wegen seiner Beziehungsunfähigkeit zu ... allen Menschen und Damian durchschaut ihn mit dem Fischen nach Anerkennung, dass ich mir wünschen würde, du würdest an diesem Punkt nachsetzen und ihn an sich selbst darin zweifeln lassen. (Falls das wirr und unverständlich sein sollte: Meld dich:shy:)

Der Geruch von Gras und Tabak klebt an meinem Mitmenschen wie Fliegen an Scheiße und angewidert werfen sich alle urteilende Blicke zu.

Das ist ... einfach fantastisch

Der Tag zieht sich wie Kaugummi, bleibt farblos und verliert schnell den Geschmack. Zwischendurch kommt ein Krankenwagen und holt eine Zehntklässlerin ab, die in der Sportumkleide kollabiert ist. Nachher erzählt mir ein Kollege, dass sie in ihrer Tasche Pillen gefunden haben.

hervorragend - Michel, ich mag deine Konsequenz und Fantasie, Bilder und Vergleiche zu kreieren, mit dieser fantasievollen Geschichte, gesellschaftskritisch zu sein, ohne zu moralisieren.

Ich ertrage es einfach nicht, dass ich fünf Jahre Physik und Chemie studiert habe, nur um im selben Beruf zu landen wie bekiffte Hippies.

Du trägst Stück für Stück den Charakter des Lehrers zusammen. I love it so so much

Der Wasserkocher blubbert wie ein Hexenkessel.

Und ich weiß, es bahnt sich etwas an - an solchen Kleinigkeiten hängt mein Leserherz. Ich möchte nur so was lesen, dass ich ich jedes Wort doppelt und dreifach denken kann, Bezüge suchen und finden möchte innerhalb der Geschichte, weißt du, was ich meine? (Na ja und so schreiben will ich auch - das soll aber jetzt nicht neidisch klingen, nur bewundernd)

Dann erzähle ich etwas über den Aufbau eines Geiger-Müller-Zählrohrs, lasse meine Schüler das Ganze von der Tafel abmalen und verschwinde in den Untiefen meiner Gedanken.

Ein toller Charakter, der nicht gemocht oder abgelehnt werden soll/werden will, sondern einfach gesehen

Ist ihm etwas passiert? Was, wenn er auf dem Rückweg verletzt wurde?

Zwei Fragen erscheinen mir nicht notwendig. Überhaupt tauchen für meinen Geschmack zu viele Fragen im Text insgesamt auf

„Hi. Ich würde gerne wissen, ob jemand in den letzten Stunden eingewiesen wurde.

heißt es nicht eingeliefert?

Ein Freund von mir. Der Name lautet West-Wagentreiber.“

coole Namensgebung, obwohl ich hier mehr Willkür vermute als einen tatsächlichen Bezug zu Damian Charakter (was ich wohl übertrieben pflege)

Wird er es schaffen? Was ist, wenn er sich am Rücken verletzt hat? Eine Querschnittslähmung hat? Wer wird sich um ihn kümmern?

Guck. Das machst du dir hier zu leicht, finde ich:shy:

Noch nie habe ich mich so unglaublich mies gefühlt, nicht einmal, als mich meine Freundin verlassen hat. Das hier ist eine ganz andere Art von Schmerz.

Wenn du es schaffen könntest, den zu beschreiben im Vergleich ... wäre ich unfassbar ... angetan

Ich hatte nie Freunde mit dummen Gedanken, die einen dazu zwingen, mutig zu sein. Überhaupt hatte ich nicht viele Freunde.
Aber ich hab Damian. Und ich will ihn nicht verlieren.

Wunderschön.

Zum Glück hatte ich heute noch Physik.

Das ist nicht notwenig, ich habe auf keinen vergessen, dass er Lehrer ist, eine Tasche dabei hat

Durch eine Glasscheibe kann ich den OP-Saal sehen.

Really :hmm:

Hilflos stehe ich vor den Trümmern meines Versprechens

Ach, was liebe ich diese Vergleiche :herz:

Damian mag schon vor mir durch die Nacht geklettert sein, aber erst ich habe ihn zum Akrobaten gemacht. Ohne mich wäre er nicht Star, für den die Leute ihn heute lieben. In gewisser Weise ist der Akrobat so mein Werk.

Die Motivation der beiden Männer ist für mich eher bedeutungslos, jedenfalls für Damian. Durch ihre Charaktere, an die du mich bis hierher so gut herangeführt hast, erkläre ich sie mir selbst. Aber das mag wohl nicht jedem Leser reichen. Dennoch hast du es dir schön überlegt und auch noch recht zurückhaltend erklärt.

Damians Faust zieht die Maske aus meiner Hand und setzt sie sich auf.

Ich denke, mit einer Faust, in der man ja die Finger nicht nutzen kann, kann man nichts aus etwas herausziehen

Die einzige Antwort, die ich bekomme, ist eine frostige Brise, die durch meine Wohnung säuselt und das Poster des Akrobaten von der Wand reißt.

Achja. Solche Einwürfe braucht es für mich

Wo ist Damain? Und wieso kommt er nicht?

Damian - und wieder diese Fragerei :D

Bei der Vorstellung, ihm könnte etwas geschehen sein, bekomme ich Bauchschmerzen.

Es liegt wohl eher an mir, aber Männer mit Bauchschmerzen klingen wie kleine Jungs. Wieso denn kein sich krampfender Magen oder so in der Art?

Nach Unterrichtsschluss fahre ich zum Krankenhaus.

Ja und diese Krankenhausszene könnte für meinen Geschmack locker gekürzt werden. Es ist beeindruckend zu lesen, wie gut du beschreibst, es ist, als sähe ich mit dir deinen Film, aber ich will/brauche diese Teil nicht so präzise und lang. Er lenkt mich von der Geschichte ab und den Charakteren

Der Akrobat ist gefallen.

Auch hiernach lässt es sich kürzen (weisst du, ich dachte, auch beim Schlussabsatz, dass diese Geschichte weniger eine KG als etwas aus einem Roman ist - ich würde ihn lesen

Nach dem elften Mal gebe ich auf.

Hat elf eine Bedeutung oder hätten es auch etliche oder viele Male sein können

„Warum lügst du mich an?“

Warum tut er das? Das muss ich überlegen. Macht aber nix, du hast so viele Krumen über die beiden ausgestreut, dass ich mir es selbst aussuchen kann und ich denke: die Spuren der Trennung seiner Eltern, der „Ruhm“ und das Machtgefühl sind der Auslöser. Punkt.

Damian schüttelt den Kopf. „Ich glaube Ihnen nicht. Ich meine, das würde ich ja wohl wissen.“

Das ist traurig. Vor allem, weil er sicher auch merkt, wie sehr er sein Leben als Held feiert und alle anderen ihm entgleiten. ja, das alles denke ich, weil du die Geschichte so schön aufgebaut hast

Mir ist dieses Gespräch viel ernster als ihm. Ich fühle mich verarscht.

Und ich wundere mich (wieder mal) wieso er nicht stattdessen erzählt, wie sehr er seinetwegen im Krankenhaus gelitten hat. nee, das gehts dann wieder um Eitelkeiten :rolleyes:

„Der Anzug, der stammt nicht von dir. Er ist von mir! Ich habe dich zum Akrobaten gemacht! Ohne mich wärst du nichts, ein Niemand!“
„Der einzige Niemand hier sind Sie!“ Als er merkt, dass er geschrien hat, schüttelt den Kopf und verzieht schmerzhaft das Gesicht. Seine Stimme wird leise. „Sehen Sie sich doch nur einmal an, Doc. Mitte Dreißig und keine Freundin, aber noch immer in der alten Studentenwohnung. Keine Freunde, keine Hobbies. Scheiße, das ist ihr Leben? Kein Wunder, dass nichts funktioniert. Mann, es tut weh, Sie so zu sehen. Wissen Sie, was ich glaube? Was der Grund ist, warum Sie so einen Schwachsinn über meinen Vater erzählen? Sie sind neidisch.“
„Niemals.“

Du scheust keine Konflikte und das macht es sehr spannend und reich.

Ich schlage ihn ins Gesicht.

Na, hier hatte ich etwas weniger Konventionelles erhofft. Mein Fehler.

Ich schließe es und setzt mich wieder in den Stuhl, in dem ich bereits den ganzen Abend sitze. Das Poster des Akrobaten, mittlerweile begraben unter einem feinen Hauch Staub, liegt noch immer auf dem Boden. Ohne seine bleiches Papier haben meine Betonwände endgültig an an Farbe verloren.

Ich erwähnte es bereits: Ich denke, hier ist noch lange nicht Schluss und für das Ende einer KG ist es wohl, aber nicht für mich.
Ich verstehe deine Unsicherheit, die du in deinem Post ausdrückst. Du hast zu viel Stoff drin. Und es würde noch für viel mehr reichen. Die Freundin könnte auftauchen, Damian enttarnt werden, der Lehrer abrutschen immer weiter immer tiefer und dann sich mithilfe von Damian herausholen, er könnte sich in ihn verlieben, er könnte ...

Danke für diese Geschichte, Michel und bitte arbeite an ihr und an der davor. In aller Ruhe. Das wäre schön.

Lieber Gruß, Kanji

 

Lieber @josefelipe,
erstmal vielen Dank fürs Lesen!

Tja, hochinteressant – aber nicht wirklich. Solche Belanglosigkeiten bringen Deinem Text nichts, aber machen ihn so lang, dass es Dir selbst auffällt.

Du hast Recht. Ich setzte mich mal die Tage ganz nüchtern daran und kürze.

Das heißt keineswegs, auf vieles zu verzichten, was einen Text ‚schön’ macht, es geht nur darum, alles rauszuschmeißen, was bei kritischer Betrachtung keine Funktion hat.

Damit hast du es ziemlich auf den Punkt gebracht :lol:.

Lieber Meuvind, wenn es Dir gelingt, den Text von unnötigem Ballast zu befreien, dann entsteht eine lesenswerte, gute Kurzgeschichten, die uns Lesern Freude und Dich stolz macht.

Danke!

Viele Grüße
Michel

Liebe @Kanji

Das wundert mich allerdings auch. Ich mag nicht wie du schreibst, ich liebe es!

Ich glaube, dass es tatsächlich an der Länge liegt. Und danke für das Lob :shy::bounce: man schreibt halt, was man liest.

Eine elegante Einleitung für das, was mich erwarten wird. Du machst es nicht unnötig spannend.

Dabei wollte ich das nur als Randinformation, damit der Leser weiß, wie viel Damian einstecken kann. Den Akrobaten in Aktion zu erleben ist meiner Meinung nach zweitrangig, da es mir um Damian und seine Beziehung zu Thomas geht. Mir geht es nicht um die Action, sondern um die Geschichte. Aber anscheinend war das eine gute Idee :D.

Die Beziehung von Muskeln zu Kanten mag mir nicht so gefallen, denn Muskeln haben keine Kanten, auch wenn du es am Ende noch einmal anders und ähnlich formulierst.

Stimmt. Dann mache ich daraus Formen oder ähnliches.

Das ist clever, bevor ich denke, es handle sich um eine billige Nachahmung.

Puuuuuh, gut. Danke! Ich mochte das Bild von dem Akrobaten, der sich mit seiner Rüstung quer durch die Stadt schwingt. Ich wollte einige Parallelen mit Spider-Man, aber bloß keine Kopie. Eine direkte Assoziation mit ihm hätte dem Ganzen vermutlich den Charakter genommen.

Wunderbare Bilder und präzisieren einer Situation

Ja Mensch! Da hat sich doch der Deutschunterricht endlich bezahlt gemacht.

Und hier dachte ich zum ersten Mal, es wäre schön, bzw. würde mein Mitgefühl mehr anrühren, wenn es in meiner Nachbarschaft passieren würde. So bleibt diese Distanz, wie auch bei vielen Spielfilmen und Zweifel. Davon mal abgesehen, ist dieses Bild großartig und sehr komplex. :herz:

An dieser Stelle war ich mir sehr unsicher. Ich wollte es recht neutral halten, schließlich hat jede Stadt Busse, Suppenküchen und Plattenbauten. Denke ich. Aber du hast Recht. Die besten Geschichten sind die, die einem direkt vor der Haustür passieren. Vielleicht bringe ich ein ja einfach stattdessen einen Currywurst-Stand ein :lol:.

Hervorragend. Einerseits erfahre ich fast wie nebenbei, was die beiden so treiben, andererseits auch die Resignation, ohne dass du es direkt sagst, Michel, du hast es drauf.

:kuss:

Aber hier denke ich : Nein. Das nehme ich ihm nicht ab. Gerade als ich am Ende von seiner Kindheit las und wie er die Trennung „aufarbeitet“, ist diesem Charakter niemals nach Frische und Abwechslung zumute. Wenn er sich das selbst einreden will, ist das eine Sache, aber er zeigt im weiterer Verlauf so viel Engagement, gerade wegen seiner Beziehungsunfähigkeit zu ... allen Menschen und Damian durchschaut ihn mit dem Fischen nach Anerkennung, dass ich mir wünschen würde, du würdest an diesem Punkt nachsetzen und ihn an sich selbst darin zweifeln lassen. (Falls das wirr und unverständlich sein sollte: Meld dich:shy:)

Ich glaube schon, ich verstehe dich. Das ist eine hervorragende Idee! Dann streue ich mal eine paar Brotkrummen des Selbstzweifels...

hervorragend - Michel, ich mag deine Konsequenz und Fantasie, Bilder und Vergleiche zu kreieren, mit dieser fantasievollen Geschichte, gesellschaftskritisch zu sein, ohne zu moralisieren.

Ich weiß jetzt gar nicht mehr, was ich noch schreiben soll. Danke!

Und ich weiß, es bahnt sich etwas an - an solchen Kleinigkeiten hängt mein Leserherz. Ich möchte nur so was lesen, dass ich ich jedes Wort doppelt und dreifach denken kann, Bezüge suchen und finden möchte innerhalb der Geschichte, weißt du, was ich meine? (Na ja und so schreiben will ich auch - das soll aber jetzt nicht neidisch klingen, nur bewundernd)

Ich weiß ganz genau, was du meinst. Man puzzelt sich beim Lesen die Geschichte selbst zusammen!

coole Namensgebung, obwohl ich hier mehr Willkür vermute als einen tatsächlichen Bezug zu Damian Charakter

Ich brauchte einen Namen, von dem es garantiert nur einen im Krankenhaus gibt. Was ist da besser als ein weltfremder Doppelname? :D

Guck. Das machst du dir hier zu leicht, finde ich:shy:

Jup. Hast Recht.

Das ist nicht notwenig, ich habe auf keinen vergessen, dass er Lehrer ist, eine Tasche dabei hat

Same.

Really :hmm:

:Pfeif:

Die Motivation der beiden Männer ist für mich eher bedeutungslos, jedenfalls für Damian. Durch ihre Charaktere, an die du mich bis hierher so gut herangeführt hast, erkläre ich sie mir selbst. Aber das mag wohl nicht jedem Leser reichen. Dennoch hast du es dir schön überlegt und auch noch recht zurückhaltend erklärt.

Ich wollte da einen Kompromiss schlagen. Thomas, der im Schatten von Damians Ruhm steht, schreibt sich den Erfolg selbst zu und bildet sich ein, für den Akrobaten unersetzbar zu sein. Das sollte eigentlich zeigen, wie sehr er sich nach Anerkennung sehnt. Vielleicht kann ich ja da noch was draus machen.

Ich denke, mit einer Faust, in der man ja die Finger nicht nutzen kann, kann man nichts aus etwas herausziehen

Damn, true.

Zwei Fragen erscheinen mir nicht notwendig. Überhaupt tauchen für meinen Geschmack zu viele Fragen im Text insgesamt auf

Hhmm. Darauf achte ich auf jeden Fall noch einmal.

Es liegt wohl eher an mir, aber Männer mit Bauchschmerzen klingen wie kleine Jungs. Wieso denn kein sich krampfender Magen oder so in der Art?

:lol::lol::lol:

Ja und diese Krankenhausszene könnte für meinen Geschmack locker gekürzt werden. Es ist beeindruckend zu lesen, wie gut du beschreibst, es ist, als sähe ich mit dir deinen Film, aber ich will/brauche diese Teil nicht so präzise und lang. Er lenkt mich von der Geschichte ab und den Charakteren

Ich schreibe gerne lang und breit szenisch, was auch vermutlich für der Grund für die enorme Länge ist. Aber ich merke, das muss gekürzt werden. Wenn ich irgenwo wirklich etwas rauslassen kann, dann hier.

Auch hiernach lässt es sich kürzen (weisst du, ich dachte, auch beim Schlussabsatz, dass diese Geschichte weniger eine KG als etwas aus einem Roman ist - ich würde ihn lesen

Ach Kanji, eines fernen Tages... :shy::rolleyes:

Hat elf eine Bedeutung oder hätten es auch etliche oder viele Male sein können

Letzteres. Es ging um die bloße Anzahl an Versuchen. Ich meine, ich würde nie jemanden elfmal anrufen, wenn es mir nicht wirklich wichtig ist.

Warum tut er das? Das muss ich überlegen. Macht aber nix, du hast so viele Krumen über die beiden ausgestreut, dass ich mir es selbst aussuchen kann und ich denke: die Spuren der Trennung seiner Eltern, der „Ruhm“ und das Machtgefühl sind der Auslöser. Punkt.

Halleluja! Voll ins Schwarze!

Und ich wundere mich (wieder mal) wieso er nicht stattdessen erzählt, wie sehr er seinetwegen im Krankenhaus gelitten hat. nee, das gehts dann wieder um Eitelkeiten :rolleyes:

Im Gegenteil. Das frage ich mich jetzt auch :lol:.

Na, hier hatte ich etwas weniger Konventionelles erhofft. Mein Fehler.

Erst wollte ich, dass Thomas ihn aus dem Fenster stößt. Dann, dass er, während Damian sich von seiner Feuerleiter abseilt, den Haken durchschneidet. Mit dem Schlag ins Gesicht hat er bereits die Grenze überschritten und seinen ehemaligen Schützling verletzt. Vermutlich ist das ein Teil davon, Autor und Leser zu sein, aber ich konnte einfach nicht die Version ertragen, dass Damian stirbt bzw. schwer verletzt wird. Damit hätte ich die Ironie-Brücke zurück zum Krankenhaus getragen, nur mit dem Unterschied, dass Thomas selbst für Damians Schicksal verantwortlich ist. Und das fühlt sich so bitter an, dass ich mir sehr unsicher bin, ob ich das wirklich will.

Ich erwähnte es bereits: Ich denke, hier ist noch lange nicht Schluss und für das Ende einer KG ist es wohl, aber nicht für mich.
Ich verstehe deine Unsicherheit, die du in deinem Post ausdrückst. Du hast zu viel Stoff drin. Und es würde noch für viel mehr reichen. Die Freundin könnte auftauchen, Damian enttarnt werden, der Lehrer abrutschen immer weiter immer tiefer und dann sich mithilfe von Damian herausholen, er könnte sich in ihn verlieben, er könnte ...

Für den Moment bleibt das eine in sich abgeschlossene KG. Was die Zukunft bringt, naja...

Danke für diese Geschichte, Michel und bitte arbeite an ihr und an der davor. In aller Ruhe. Das wäre schön.

Ich danke DIR dafür, dass du dir so viel Mühe und Arbeit gemacht hast. :kuss:

Viele Grüße
Michel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Meuvind,

kennste den?

Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Worte weglassen.
Mark Twain

Ganz klar, in einem Punkt sind wir uns einig, dem Text würden Kürzungen gut bekommen.

Welche Stellen das konkret sein könnten, musst natürlich du entscheiden. Vor allen Dingen musst du wissen, was du mit dem Text aussagen willst, wo für dich der Schwerpunkt liegen soll. Für mich ist die KG im Augenblick eine bunte Mischung aus Fantasie –Elementen und Aktion- Szene (im Krankenhaus) mit zu viel Erklärungen drumrum, die den Text unnötig aufplustern.

Der nachfolgende Abschnitt steht stellvertretend:

Damian greift sich an den Hinterkopf und löst die Schnalle, die seine rote Maske hält, während ich das Fenster schließe. Die Maske habe ich mit der Nähmaschine meiner Ex selbst genäht, genauso wie die Hose, die Armschützer und die Handschuhe. Die Schutzweste kommt aus einem aufgelösten Militärbestand. Damian und ich haben sie mit einem wasser- und feuerfesten Spray schwarz gefärbt und eine rote Maske auf die Brust gemalt. Die Arm-, Knie- und Schulterschoner habe ich noch aus meiner Zeit vom College, als ich mich für Eishockey interessiert hatte. Ich habe sie vielleicht zwei Mal angezogen. Darüber trägt Damian eine dunkelrote Kapuzenjacke, für billig Geld im Walmart gekauft. Den grauen Rucksack auf seinem Rücken füllen wir vor jeder Tour randvoll mit kleinen Lunchpaketen, die der Akrobat dann an Obdachlose verteilt. Verglichen mit der professionellen Version des Posters ist die echt[e] Rüstung des Akrobaten nicht mehr als ein hässlicher Frack, aber sie erfüllt ihren Zweck. Außerdem ist sie leicht genug, dass Damian auch über längere Strecken laufen und klettern kann. Ein, zwei Schläge einstecken kann man damit auch, wenn es sein muss. Nur Kugeln nicht.
Da hab ich mich gefragt, ob es wichtig für mich als Leser ist, woher die Einzelteile für die Montur stammen und welcher Prozedur sie unterzogen wurden. Das sind Infos, die du als Autor haben solltest, so grob jedenfalls, doch für das Verständnis der Geschichte brauch ich sie nicht.

Ich greife einfach mal ein, nur mal um zu verdeutlichen, wie der Abschnitt aussehen könnte. Auf keinen Fall übernehmen!
Während ich das Fenster schließe, löst Damian die Schnalle seiner Maske, die ich, genau wie Hose und Handschuhe, mit der Overlock-Maschine meiner Ex selbst genäht habe. Die Schutzweste stammt aus einem aufgelösten Militärbestand, Arm-, Knie- und Schulterschoner aus meiner Collegezeit. Den Rucksack füllen wir vor jeder Tour randvoll mit kleinen Lunchpaketen, die der Akrobat dann an Obdachlose verteilt. Verglichen mit der professionellen Version des Posters ist die echte Rüstung des Akrobaten nicht mehr als ein hässlicher Frack, aber sie erfüllt ihren Zweck. Sie ist leicht genug, damit Damian auch über längere Strecken laufen und klettern kann. Ein, zwei Schläge einstecken könnte er damit auch. Wenn es sein müsste. Nur Kugeln nicht.

Anders als @josefelipe fand ich wiederum den Einsatz der Overlock interessant, sehr spezielles Bild, ich benutze auch so ein Ding. :thumbsup: Und dass Thomas selber näht, zeigt schön, wie wichtig ihn das Projekt Akrobat ist.

Was mir so gar nicht in den Kopf will, ist die Mission: Lunchpakete an Obdachlose verteilen.
Ist das nicht ein bisschen naiv gedacht? Gutes tun, geht auch ohne Maskierung?
Aber sicher liegt mein Unverständnis darin begründet, dass ich nicht zur Zielgruppe gehöre, die solchen pupertären, nächtlichen Abenteuern etwas abgewinnen kann. :whocares:

Ein paar Leichtsinnsfehlerchen und anderer Kleinkram (nicht vollständig):

Hatten Respekt davor, dass einer durch die nachts durch die Straßen läuft und Gutes tun möchte. In manchen Nächten hat Damian mehr Essen verteilt als die Suppenküche zwei Straßen weiter.

Mein Herz schlägt lauter als eine Kirchenuhr. Fast habe ich Angst, es könnte herausspringen. Adrenalin pumpt durch meinen ganzen Körper und ich muss mich zusammenreißen, um nicht über den Empfang zuspringen und die Dame am Kragen zu packen.

Irgendwann schwingt einer der Fahrstühle auf und, von unbeschreiblichen Schuldgefühlen verfolgt, trete ich ein und drücke eine Taste, bevor sie mir folgen können.
Denke nicht, dass ein Fahrstuhl aufschwingt, die Tür gleitet doch ehe, oder?

Immer weiter schiebt der Pfleger mich durch ein Labyrinth aus Ecken und Kurven, bis wir schließlich vor einer großen Glastür anhalten.
Kenne nur ein Labyrinth aus Gängen, da kanns zwar schon mal um eine Ecke gehen

Ich schäme mich, will mich in eine Ecke kauern und weinen, weil die letzten Worte, die ich ihm gesagt habe, so böse waren.
Die waren gar nicht wirklich böse. Wütende Worte, die verletzen sollten:
„Dann lauf doch! Lauf einfach davon, so wie du es immer machst!“, rufe ich ihm hinterher.

Selbst vor dem Moment seines Todes habe ich meinen einzigen Freund vergrault.
Das begreif ich nicht. Was willst du sagen?

Ohne seine bleiches Papier haben meine Betonwände endgültig an an Farbe verloren.


Du hast eine Verkürzung angedacht. Würde gerne abwarten, bis es soweit ist, und dann noch mal meinen Senf dazu geben, auch ohne Zielgruppenzugehörigkeit.:D

Und das Beste zum Schluss:

Ich finde, du kannst flüssig erzählen, trotz der Längen bin ich dabei geblieben, und du bringst viel Fantasie in die KG ein. Und ich mag den Absturz des Posters, das dann einfach auf dem Boden liegen bleibt. Tolle Symbolik zum Fall des Akrobaten!

Das war’s vorerst von meiner Seite.

Liebe Grüße,
peregrina

 
Zuletzt bearbeitet:

Ein paar Leichtsinnsfehlerchen und anderer Kleinkram (nicht vollständig):
Ich hätt auch noch was:

Mein einziges Fenster ...
[...]
Ich schließe die Wohnungstür ab und verhänge die Fenster.
Im Film nennt man so was „Anschlussfehler“. (Und im wirklichen Leben "rekordverdächtig schneller Wohnungsumbau" bzw. "kognitive Dissonanz".) :D

offshore

 

Hallo @peregrina

kennste den?

Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Worte weglassen.
Mark Twain


Ja, wenn es mehr nicht ist...

Ganz klar, in einem Punkt sind wir uns einig, dem Text würden Kürzungen gut bekommen.

:thumbsup:

Für mich ist die KG im Augenblick eine bunte Mischung aus Fantasie –Elementen und Aktion- Szene (im Krankenhaus) mit zu viel Erklärungen drumrum, die den Text unnötig aufplustern.

Ich schmücke meine Geschichten gerne mit aufplusternden Erklärungen, weil sie für mich dadurch mehr Tiefe bekommt. Ich muss einfach ein Händchen dafür entwickeln, welche man rauslassen kann und welche besser nicht.

Ich greife einfach mal ein, nur mal um zu verdeutlichen, wie der Abschnitt aussehen könnte. Auf keinen Fall übernehmen!

Aber es klingt so gut :lol:.

Was mir so gar nicht in den Kopf will, ist die Mission: Lunchpakete an Obdachlose verteilen.
Ist das nicht ein bisschen naiv gedacht? Gutes tun, geht auch ohne Maskierung?
Aber sicher liegt mein Unverständnis darin begründet, dass ich nicht zur Zielgruppe gehöre, die solchen pupertären, nächtlichen Abenteuern etwas abgewinnen kann.

Tatsächlich interessiere ich mich nicht wirklich für Superhelden und Gesocks, die Batman-Triologie von Nolan einmal ausgenommen. Aber aktuell ist das halt einfach ein Hype. Nur will ich nicht, dass der Akrobat mit riesigen Äxten Blitze schießt, Superschurken verpügelt, ganze Gegnermassen ausradiert, e.c. Das braucht es meiner Meinung nach nicht für eine gute Geschichte. Zwei Typen und ein billiger Anzug reichen mir.

Die angesprochenen Kleinigkeiten werden in der nächsten Fassung behoben.

Du hast eine Verkürzung angedacht. Würde gerne abwarten, bis es soweit ist, und dann noch mal meinen Senf dazu geben, auch ohne Zielgruppenzugehörigkeit.:D

Hast du das nicht schon? Egal, gerne!

Liebe Grüße
Michel


Hallo @ernst offshore,

Im Film nennt man so was „Anschlussfehler“. (Und im wirklichen Leben "rekordverdächtig schneller Wohnungsumbau" bzw. "kognitive Dissonanz".) :D

Hupps. Na das wäre doch auch mal eine nützliche Superheldenkraft. Ihr habt es hier zuerst gehört! :lol:

Viele Grüße
Michel

 

Lieber Michel @Meuvind,

das geht hier ganz fix und der eine versteht falsch, was der andere wirklich gemeint hat.

Was mir so gar nicht in den Kopf will, ist die Mission: Lunchpakete an Obdachlose verteilen.
Ist das nicht ein bisschen naiv gedacht? Gutes tun, geht auch ohne Maskierung?
Tatsächlich interessiere ich mich nicht wirklich für Superhelden und Gesocks, die Batman-Triologie von Nolan einmal ausgenommen. Aber aktuell ist das halt einfach ein Hype. Nur will ich nicht, dass der Akrobat mit riesigen Äxten Blitze schießt, Superschurken verpügelt, ganze Gegnermassen ausradiert, e.c. Das braucht es meiner Meinung nach nicht für eine gute Geschichte. …
Das unterschreib ich sofort. Aber mir geht es in erster Linie um das Denken und Handeln deines Erzählers. Er hat fünf Jahre studiert, ist Pädagoge, scheint ein kluger Kerl zu sein, und das Einzige, was ihm einfällt, er zieht einem seiner Schüler eine Verkleidung über und lässt Nahrungsmittel an Bedürftige verteilen. Natürlich lindert er damit den Hunger, ist sogar mehr Engagement als manch anderer zu tut bereit ist, trotzdem ist es für mich ein naives Verhalten. Die Lebensmittelgaben könnte er auch ohne Kostümierung überbringen, finanzieren muss er sie so oder so.

Ich wollte dir nur sagen, wie ich das Verhalten deines Protagonisten erfahre, eine praktikable Lösung habe ich auch nicht anzubieten. Die Handlungen der zwei Superhelden könnten sich möglicherweise gegen das System richten, Konzerne, Banken, reiche Säcke (der Robin-Hood-Gedanke, ich weiß, war alles schon mal da), versuchen, das Übel an der Wurzel zu packen. Der Wunsch, die Ärmsten der Armen zu verköstigen ist ehrenwert, mehr nicht. Du hast doch schon einige gesellschaftskritische Anmerkungen im Text: Die Vermarktung des Akrobaten beispielsweise, da verdienen sich einige Markenhersteller eine goldene Nase, oder die Spritzen im Rinnstein.

Zwei Typen und ein billiger Anzug reichen mir.
Das glaub ich dir nicht. So schätze ich dich nicht ein.
Die zwei Typen brauchen auch ein glaubhaftes Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnt. :klug:
Das weißt du selber, oder?

Für mich ist die KG im Augenblick eine bunte Mischung aus Fantasie –Elementen und Aktion- Szene (im Krankenhaus) mit zu viel Erklärungen drumrum, die den Text unnötig aufplustern.
Ich schmücke meine Geschichten gerne mit aufplusternden Erklärungen, weil sie für mich dadurch mehr Tiefe bekommt. Ich muss einfach ein Händchen dafür entwickeln, welche man rauslassen kann und welche besser nicht.
Ja, natürlich muss man das üben, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden.
Und konkrete, ganz spezifische Beschreibungen (die Overlock zum Beispiel) sind ja ungemein wichtig, um Bilder beim Leser hervorzurufen oder Atmosphäre zu schaffen.
Die Dosis macht die Medizin oder das Gift!

Lieber Michel,
hast du meinen Komm als Einmischung gesehen?
Er war nur als Gedankenanstoß gemeint. Bin ja selber ein Lehrling und dachte als solcher, kann ich dir vielleicht helfen.

Dann mal Tschüss, bis bald und liebe Grüße,
peregrina

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @Meuvind,

Der erste Satz ist lang. Er ist gut strukturiert und dadurch verständlich, mir aber trotzdem etwas zu lang. Vielleicht so:
Es ist jetzt ein halbes Jahr her, seit sich meine Freundin von mir getrennt hat und ich aus unserer gemeinsamen Wohnung ausgezogen bin. Seitdem lebe ich in dem grauen Plattenbau, in dem ich schon zu Studienzeiten gewohnt habe.

der Andere als alles,
Der Duden sagt:
Zwar werden die unbestimmten Zahladjektive ein, andere, viel, wenig in der Regel kleingeschrieben, auch wenn sie formale Merkmale der Substantivierung aufweisen, man darf sie aber auch großschreiben, wenn man das „Substantivische“ besonders betonen möchte.
Deswegen würde ich das „andere“ hier klein schreibe.

An der Betonwand
Echt, noch nicht mal verputzt oder tapeziert?

Die schwarze Kurzhaarfrisur ist ordentlich geschnitten und zwischen den Schlitzen der roten Maske kann man ein Paar blauer Augen erkennen. Seine rot-schwarze Rüstung strahlt etwas Mysteriöses,
Das sind aber viele Farben.

Unpassend dazu stemmt er die Hände locker in die Hüften und grinst so breit,
Irgendwie kann ich mir die Maske nicht ganz vorstellen. Geht die nur über die Augen?

wofür Nerds Geld ausgeben würden.
Wieso würden?

Und ich sitze hier zwischen meinen hässlichen vier Wänden, fahre mit dem Zug zur Arbeit
Das mit dem Zugfahren hat mich verwirrt, kurz dachte ich er sitzt im Zug. Würde ich anders schreiben.

Die Maske habe ich mit der Nähmaschine meiner Ex selbst genäht, genauso wie die Hose, die Armschützer und die Handschuhe. Die Schutzweste kommt aus einem aufgelösten Militärbestand. Damian und ich haben sie mit einem wasser- und feuerfesten Spray schwarz gefärbt und eine rote Maske auf die Brust gemalt. Die Arm-, Knie- und Schulterschoner habe ich noch aus meiner Zeit vom College, als ich mich für Eishockey interessiert hatte. Ich habe sie vielleicht zwei Mal angezogen. Darüber trägt Damian eine dunkelrote Kapuzenjacke, für billig Geld im Walmart gekauft. Den grauen Rucksack auf seinem Rücken füllen wir vor jeder Tour randvoll mit kleinen Lunchpaketen, die der Akrobat dann an Obdachlose verteilt.
Dieser Abschnitt ist mir viel zu lang. Ich könnte gut und gerne auf die meisten Beschreibungen des Anzugs verzichten.

Verglichen mit der professionellen Version des Posters ist die echt Rüstung des Akrobaten nicht mehr als ein hässlicher Frack, aber sie erfüllt ihren Zweck.
Ich würde sagen: Mit der professionellen Version auf dem Poster
Bei echte fehlt ein e.

Außerdem ist sie leicht genug, dass Damian auch über längere Strecken laufen und klettern kann. Ein, zwei Schläge einstecken kann man damit auch, wenn es sein muss. Nur Kugeln nicht.
Zu erklärend.

Als hätte er einen Fat-Suit angezogen und bis zum Anschlag voll mit Luft gepustet.
Das Bild verstehe ich nicht ganz. Bei einem Fatsuit ist man doch dick und nicht muskulös oder?

„Ich freue mich auch wahnsinnig, Sie zu sehen“,
Der Doc duzt und Damian siezt? Auch wenn der Doc der Prof ist gefällt mir das nicht.

die auch bei Regen auf der Feuerleiter ungesehen ihr Gras rauchen.
Naja, Thomas hat sie wohl gesehen. ;)

Ich weiß das, weil ich die Rüstung nach jedem Einsatz gründlich kontrolliere.
Kann weg,

Hatten Respekt davor, dass einer durch die nachts durch die Straßen läuft und Gutes tun möchte.
Durch die zuviel.

An der Spitze sitzt ein Haken, der sich um Stangen und Kanten wickelt. Alternativ sitzen an dem Haken dutzende kleiner Köpfe, die sich bei Kontakt mit einer Oberfläche luftfrei festsaugen. Der Greifhalten selbst ist mit einer Schiene verschweißt, welche mit einer Menge Panzerband direkt am Arm festgeklebt wird. Nicht elegant, aber es funktioniert. Und wie Damian so ist, findet er immer einen anderen Nutzen. Meistens spielt er mit dem Greifhaken Spider-Man und schwingt sich von Haus zu Haus. Dabei weiß er, dass der Haken nur ein Prototyp ist. Irgendwann muss ich mir das Ding noch einmal zur Brust nehmen.
Ich verstehe dich, du hast eine Idee und du willst sie erzählen. Aber mich interessiert das an der Stelle nicht wirklich.

So bis zum ersten Absatz komme ich, und jetzt scrolle ich runter und denke, oh Mann das ist aber noch viel Text. Tut mir leid, mich konntest du bisher nicht packen.
Das liegt zum einem an viel zu viel Zusatzinformationen, die den Text an einigen Stellen zäh machen.
Dann ist mir noch nicht so ganz klar, wohin diese Geschichte läuft. Geht es um die Beziehung zwischen den beiden, dem Druck als Superheld? Geht es um die Gefahren eines Superhelden? Was genau ist sein Ziel? Ich verstehe nicht, warum das Verteilen von Lunchpaketen so gefährlich ist. Warum wird er da angegriffen?
Ich habe also diesen ersten Absatz gelesen und habe nichts, das mich reizt weiter zu lesen. Ich denke, du müsstest die Ziele stärker herausarbeiten, mehr fokussieren. Ich nehme an, es geht nicht um eine versemmelte Physikklausur oder die Beziehung von Damian zu seinem Vater?

Ich hoffe, du kannst mit meinen Gedanken etwas anfangen.

Viel Spaß weiterhin und bis bald,
Nichtgeburtstagskind

 

Hi @peregrina,

Das unterschreib ich sofort. Aber mir geht es in erster Linie um das Denken und Handeln deines Erzählers. Er hat fünf Jahre studiert, ist Pädagoge, scheint ein kluger Kerl zu sein, und das Einzige, was ihm einfällt, er zieht einem seiner Schüler eine Verkleidung über und lässt Nahrungsmittel an Bedürftige verteilen. Natürlich lindert er damit den Hunger, ist sogar mehr Engagement als manch anderer zu tut bereit ist, trotzdem ist es für mich ein naives Verhalten. Die Lebensmittelgaben könnte er auch ohne Kostümierung überbringen, finanzieren muss er sie so oder so.

Ich verstehe, was du meinst, und ich glaube, ich habe ein Lösung. Meine Idee wäre, den Akrobaten umzukrempeln. Weg vom Gutes tun und Lunchpakete verteilen in erster Sicht. Stattdessen ziehen die beiden eine Art Kampagne auf, mit Schildern, Spendensammlungen und Fotos, um auf die Probleme aufmerksam zu machen und vielleicht Mitstreiter zu finden. Der Akrobat würde so eine Art Pseudo-Superheld werden, mit der einzigen Daseinsberechtigung als Maskottchen. Sein Kostüm ist also wirklich nur ein Kostüm. Das würde dann Hand in Hand mit dem Konflikt zwischen Damian und Thomas gehen, die sich ja wegen der folgenden Aufmerksamkeit zerstreiten. Was hälst du davon?

Die Handlungen der zwei Superhelden könnten sich möglicherweise gegen das System richten, Konzerne, Banken, reiche Säcke (der Robin-Hood-Gedanke, ich weiß, war alles schon mal da), versuchen, das Übel an der Wurzel zu packen. Der Wunsch, die Ärmsten der Armen zu verköstigen ist ehrenwert, mehr nicht.

Das ist auch eine gute Idee, mir für diese Geschichte aber zu radikal. Ich komme jetzt schon an die Zahlengrenze und weil für mich der Fokus auf der Beziehung der Beiden liegt, habe ich nicht genug Platz, um eine große, gesellschaftskritische Botschaft einzubringen. Aber wer weiß, vielleicht schreibe ich ja eines Tages was über Kommunisten-Man :lol::lol:.

Die zwei Typen brauchen auch ein glaubhaftes Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnt. :klug:
Das weißt du selber, oder?

Was meinst du mit Ziel? Eine Vision, von denen sie träumen? Oder einfach das Verlangen, etwas ändern zu wollen?

Und konkrete, ganz spezifische Beschreibungen (die Overlock zum Beispiel) sind ja ungemein wichtig, um Bilder beim Leser hervorzurufen oder Atmosphäre zu schaffen.
Die Dosis macht die Medizin oder das Gift!

Verdammt weise Worte :read:.

Lieber Michel,
hast du meinen Komm als Einmischung gesehen?
Er war nur als Gedankenanstoß gemeint. Bin ja selber ein Lehrling und dachte als solcher, kann ich dir vielleicht helfen.

Einmischung? Auf keinen Fall! Ich danke dir, dass es jemanden gibt, der solche Fragen stellt.

Viele Grüße
Michel

Hallo @Nichtgeburtstagskind,

schön, dich wieder einmal zu sehen!

Der erste Satz ist lang. Er ist gut strukturiert und dadurch verständlich, mir aber trotzdem etwas zu lang.

Vollkommen richtig. Eigentlich gab es einen anderen Anfang, aber den habe ich rausgenommen. Wird in der nächsten Version geändert.

Echt, noch nicht mal verputzt oder tapeziert?

Hab ich mir jetzt so noch keine Gedanken zu gemacht :Pfeif:.

Irgendwie kann ich mir die Maske nicht ganz vorstellen. Geht die nur über die Augen?

War so gedacht.

Das Bild verstehe ich nicht ganz. Bei einem Fatsuit ist man doch dick und nicht muskulös oder?

Habs gerade gegoogelt. Meinte Muscle-Suit.

Das mit dem Zugfahren hat mich verwirrt, kurz dachte ich er sitzt im Zug. Würde ich anders schreiben.

Echt? Ich habe absichtlich mit den Wänden angefangen.

Zu erklärend.

Ich wollte den Akrobaten aber bewusst nicht in Aktion zeigen. Ist Erklären dann erlaubt?

Der Doc duzt und Damian siezt? Auch wenn der Doc der Prof ist gefällt mir das nicht.

Das ist halt das Ding mit der deutschen Distanz. Würde vermutlich in jeder anderen Sprache funktionieren.

Kann weg,

Sicher? Für mich unterstreicht das Thomas Sorgfältigkeit.

Durch die zuviel.

MMn. ist der ganze Satz zu viel. Ist raus.

So bis zum ersten Absatz komme ich, und jetzt scrolle ich runter und denke, oh Mann das ist aber noch viel Text. Tut mir leid, mich konntest du bisher nicht packen.

Das ist schade.

Ich habe also diesen ersten Absatz gelesen und habe nichts, das mich reizt weiter zu lesen. Ich denke, du müsstest die Ziele stärker herausarbeiten, mehr fokussieren.

Ich wollte den Konflikt mit dem Streit bereits ein wenig anteasern. Dann werde ich mich wohl darauf konzentrieren.

Danke fürs Lesen! Vielleicht möchtest du ja noch einmal reinschauen, wenn die neue Version online geht.

Viele Grüße
Michel

 

Hej @Meuvind ,

wie wunderbar, dass du sie so gut behandelst, deine Geschichte. Ich mochte sie und mag sie immer noch. Sie ist toll und nach der Bearbeitung sogar noch besser, weil ichdas Gefühl habe, näher rangekommen zu sein. Und mit diesem Gedanken habe ich die Überarbeitung gelesen und das Folgende ist das Ergebnis meiner Lesart. Mehr nicht. Erschrick bitte nicht, das hat keine Bedeutung, es ist nur mein ganz eigenes Gefühl für diesen Protagonisten. Der ist so gut geworden, im Sinne von dir gut dargestellt natürlich. Ansonsten hätte er nämlich die Prügel verdient und nicht Damian. (Du merkst schon, wie drin ich bin;))

„Auch DU kannst ein Held sein! Helfe mit, MORGEN zu gestalten!“

Superbeginn. Durch die Anführungszeichen macht es bloß den Eindruck von wR. Willst du es vielleicht kursiv versuchen?

Ich muss zugeben, die XXL-Poster sind uns gelungen. Wir haben fünfhundert Stück drucken lassen. Viele fleißige Hände haben uns dabei geholfen, sie in der ganzen Stadt zu verkaufen und den Erlös an das Waisenheim zu spenden. Nur ein Exemplar habe ich für mich selbst behalten, aufgehängt über meinem Schreibtisch.

Das ist auch sehr gut. Das selbst in die Hand zu nehmen. Weniger abstrakt und verworren. (für mich)

Es ist jetzt ein halbes Jahr her, seit sich meine Freundin von mir getrennt hat und ich aus unserer gemeinsamen Wohnung zurück in den grauen Plattenbau gezogen bin, in dem ich schon zu Studienzeiten gewohnt habe.

Sie braucht eindeutig einen Namen, meuwind, schon weil sie ein bedeutender Teil des Prot ist und immer wieder auftaucht. Ich mach mir mein Bild von ihr selbst. Ich weiß ja, wieso sie ihn rausgeschmissen har, oder ist er „mal wieder abgehauen“ ohne was zu klären, wie er später Damian vorwerfen wird. Er redet immer von sich. Sieht in allem sich. Dazu gehört eben auch die Ex. Du musst dich gar nciht weiter um sie kümmern.

der Andere als alles, was ich gerade brauche.

Ich würde andere immer kleinschreiben :shy:

Mein einziges Fenster zeigt mir die vermüllte Gasse zwischen dieser und der nächsten Häuserfassade.

Ich würde das einzige Fenster schreiben

Und ich sitze hier zwischen meinen hässlichen vier Wänden, fahre mit dem Bus zur Arbeit und frage mich, warum wir nicht zuerst auf die Idee gekommen sind.

Ich würde auch nicht werten, in Form von Adjektiven. Du hast den Doc bisher so gut gezeichnet, ich weiß, wie er denkt und tickt, was er hasst und wen und warum ... nicht :D

Ich öffne es und mit einem Schwall Regen springt eine maskierte Gestalt herein.

Ich würde die maskierte Gestalt schreiben. Er weiß, wer kommt.

„Hat man dir nicht beigebracht, die Schuhe am Eingang auszuziehen?“, frage ich ironisch.

Sag nicht ironisch. Du kannst es zeigen. Ich weiß das. (zwinkert er? klopft er unbeholfen auf seinen Rücken? lacht er selbst ?)

Die Kugel hat sich mühelos durch den Kunststoff gefressen und dabei einen halben Tunnel hinterlassen.

Den halben Tunnel fand ich vorher schon ... abstrakt, aber du meinst ihn natürlich nicht der Länge nach, weil ichgar nicht wissen kann, wie lang dein halber Tunnel ist - er ist oben offen, nicht wahr?

Ich wollte nie einen Superhelden erschaffen. Auf die Probleme der Kleinsten aufmerksam machen, Spenden sammeln, Essen verteilen, Demos organisieren. Präsenz zeigen. Dafür steht das Symbol, die rote Maske, wirklich. Der Akrobat alleine konnte keine Wunder herbei prügeln, aber er sollte seine Mitmenschen dazu inspirieren, welche zu schaffen. Leider sind das Einzige, das wir bisher inspiriert haben, fremde Verkaufskassen. Und davon kommt kein Cent unserer Sache zu Gute.

Super komprimiert und auf den Punkt gebracht :thumbsup: Schreibt man herbeiprügeln eigentlich zusammen?

Er holt aus und wirft die Dose in einen Mülleimer. „Seit der Schule.“

Cooler move und eigentlich meine ich ein Charaktermerkmal :shy:

„Du vernachlässigst dein Leben!“
„Das hier ist mein Leben.“

True. Schlauer boi.

Er kann manchmal so eigenwillig sein, dass man ihm zu seinem Besten zwingen muss.

quitt das manchmal

Damian schnappt sich die Maske und setzt sie auf.
„Was machst du?"
„Ich gehe.“

I like very very

„Dann lauf doch! Lauf einfach davon, so wie du es immer machst!“, rufe ich ihm hinterher.

Same. So denkt der Doc. Er traut sich sein eigenes Leben einfach nicht zu. Reflexion.

Vielleicht aber auch, weil ihn das Elend, das zugedröhnt am Straßenrand liegt und tagtäglich vor meinem grauen Plattenbau kotzt, genauso wütend macht wie mich. Wir hatten beiden genug vom Zusehen.

Mag ich auch immer noch richtig gern.

Meinen zweiten Kaffee heute vergesse ich im Lehrerzimmer.

Ich stehe auf sie scheinbare Nebensächlichkeiten, die einen Charakter beiläufig so deutlich beschreiben.

Frustriert schütte ich ihn in die Spüle und stelle den Wasserkocher an.

Auch hier. sag nicht frustriert, bau es mit einer Tat/Handlung ein

Er kann sich so angenehm aufdrängen, dass man es gar nicht wahrnimmt.

Die Sorte kennich.:shy:

Mein Kopf tut weh. Ich schmeiße eine Aspirin ein und spüle sie mit Kaffee herunter.

Charakterzeig . fein fein

Ich kann den Akrobaten förmlich sehen, wie er auf dem harten Straßenboden liegt und durch seine blutverschmierte Maske leblos in den Himmel starrt.

Das ist neu, glaub ich. Toll, wie er sich das kommende Bild in seiner Vorstellung herbeiruft. Geht voll durch.

Noch nie habe ich mich so unglaublich mies gefühlt, nicht einmal, als mich meine Freundin verlassen hat.

Siehste, die braucht einen Namen. Freundin klingt echt zu ... lame

Mittlerweile glaube ich, dass ich mir mit der Arbeit am Akrobaten selbst am meisten Hoffnung geben wollte. Ich habe es geschafft ohne sie zu leben, aber die schiere Vorstellung eines Lebens ohne den Akrobaten, ohne Damian, fühlt sich so unendlich bedeutungslos an.

Und trotzdem behumst er sich selbst. Nix schaffter, der Doc, der arme. Lauter Frustrationsgefühle.

Mein einziger Kindheitsfreund, wenn man es so nennen mag, war der Sohn unseres Dorfmetzgers. Ich weiß nicht einmal mehr seinen Namen. Ich hatte keine Kumpels mit dummen Gedanken, die einen dazu zwingen, mutig zu sein. Überhaupt habe ich nicht viele Freunde.

Ein weiterer toller Einfall. Der beste Freund hat keinen Namen mehr. Er musste seinen Mut nie beweisen und weiß selbst nicht, ob er welchen besitzt.
Ich finde, durch die Kürzung wirken solche Merkmale deutlicher.

Ich unterdrücke den Drang zu kotzen, aber es gelingt mir nicht. Genervt zieht mich die Ärztin vom Bildschirm weg und auf die Bank.

Nicht relevant, aber Männer kotzen immer, bei @Bas tun sie es auch gerne mal :D Vielleicht sollte ich meine Protagonistinnen einfach auch mal alles auskotzen lassen ... :hmm:

Damian ich dachte, du wärst gestorben

Ich hätte das Komma anders gesetzt - aber höre bloß nicht auf mich

Ich schlage ihn ins Gesicht.

Ich würde immer den Dativ wählen :shy:

Ich hasse ihn. Ich will ihm weh tun, ihn verletzten, ihm das arrogante Lächeln aus dem Gesicht boxen.

Aber das weiß ich doch. All der Frust, die Enttäuschungen, vermutlich auch über sich selbst, sein Versagen, das Versagen der Gesellschaft den Menschen gegenüber, für die er sich einsetzt und niemand macht das für ihn - das musst du also meintetwegen nicht extra sagen

„Doc, das reicht jetzt.“

Wow. Das kann er noch sagen? Der behält lädiert einen klaren kopf? Nicht schlecht?

Meuvind, die Geschichte hat für mein Lesevergnügen gewonnen. Schlag ein!

Lieber Gruß, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Kanji,

was ist denn heute los mit dir? Überall fleißig am Kommentieren :lol:.

Superbeginn. Durch die Anführungszeichen macht es bloß den Eindruck von wR. Willst du es vielleicht kursiv versuchen?

Auf jeden Fall. Gute Idee.

Das ist auch sehr gut. Das selbst in die Hand zu nehmen. Weniger abstrakt und verworren. (für mich)

Gut, dass das so rüberkommt. War mir erst nicht sicher, ob ich wieder alles komplizierter mache..

Sie braucht eindeutig einen Namen, meuwind, schon weil sie ein bedeutender Teil des Prot ist und immer wieder auftaucht. Ich mach mir mein Bild von ihr selbst. Ich weiß ja, wieso sie ihn rausgeschmissen har, oder ist er „mal wieder abgehauen“ ohne was zu klären, wie er später Damian vorwerfen wird. Er redet immer von sich. Sieht in allem sich. Dazu gehört eben auch die Ex. Du musst dich gar nciht weiter um sie kümmern.

Guter Einwand. Bisher habe ich ihr bewusst keinen Namen gegeben, weil jeder Leser dann automatisch ein eigenes Bild im Kopf hat. Ich denke da noch einmal drüber nach.


Ich würde andere immer kleinschreiben :shy:

Ups.

Sag nicht ironisch. Du kannst es zeigen. Ich weiß das. (zwinkert er? klopft er unbeholfen auf seinen Rücken? lacht er selbst ?)

Jo, wird geändert.

Den halben Tunnel fand ich vorher schon ... abstrakt, aber du meinst ihn natürlich nicht der Länge nach, weil ichgar nicht wissen kann, wie lang dein halber Tunnel ist - er ist oben offen, nicht wahr?

Ja :Pfeif: unglückliche Formulierung.

Schreibt man herbeiprügeln eigentlich zusammen?

Ist das überhaupt ein Wort? :confused::lol:

Ich stehe auf sie scheinbare Nebensächlichkeiten, die einen Charakter beiläufig so deutlich beschreiben.

Same. Solche Details sind für mich das A&O.

Siehste, die braucht einen Namen. Freundin klingt echt zu ... lame

Dann brauche ich erst mal nen Namen, der nicht zu lame ist.

Ein weiterer toller Einfall. Der beste Freund hat keinen Namen mehr. Er musste seinen Mut nie beweisen und weiß selbst nicht, ob er welchen besitzt.
Ich finde, durch die Kürzung wirken solche Merkmale deutlicher.

Finde ich auch. Klar tut das weh, das eigene Werk zu kürzen, aber nüchtern betrachtet war das die richtige Wahl.

Nicht relevant, aber Männer kotzen immer, bei @Bas tun sie es auch gerne mal :D Vielleicht sollte ich meine Protagonistinnen einfach auch mal alles auskotzen lassen ... :hmm:

Wird das jetzt ein Running Gag? :lol::lol:

Ich würde immer den Dativ wählen :shy:

Das sollte auch einer sein. Hab ich wohl übersehen.

Meuvind, die Geschichte hat für mein Lesevergnügen gewonnen. Schlag ein!

NICE! *schlägt ein*

Liebe Kanji, (mal wieder) ganz vielen Dank für deinen Kommentar!

Viele Grüße
Michel

 

Hi @Meuvind

Deine Geschichte hat mir sehr gefallen und auch dein Schreibstil hat mich sehr überzeugt. Ich war von der ersten bis zur letzten Zeile gefesselt.
Du hast das gesamte Geschehen so bildhaft beschrieben, dass ich mir die gesamte Handlung problemlos bildlich vorstellen konnte. Deine Charaktere und die Handlung kommen sehr glaubhaft rüber und die Wendungen sowie die Charakterentwicklungen sind super dargestellt. :thumbsup:

Hier und da sind mir nur ein paar Flüchtigkeitsfehler aufgefallen, die ich dir nicht vorenthalten möchte:

Sony hat sich rechtzeitig die Recht[e] gesichert.
Für sie ist der Akrobat nicht viel mehr als der Weihnachtsmann oder der Osterhase, eine kundenfreundliches Gesicht, das aus einer eigentlich wichtigen Botschaft Geld macht.
Wir hatten beiden genug vom Zusehen.
Der Geruch von Gras und Tabak klebt an meinem Mitmenschen wie Fliegen an Scheiße und angewidert werfen sich alle urteilende Blicke zu.
Ich denke mal hier sollte wohl "meinen" anstatt "meinem" stehen
Wo ist Damain?
Ich schließe es und setzt mich wieder in den Stuhl, in dem ich bereits den ganzen Abend sitze.
Ohne seine bleiches Papier haben meine Betonwände endgültig an an Farbe verloren.

Damian zieht sein Handy aus der Tasche und zeigte mir ein Bild.
An dem Satz hat mich ein wenig verwirrt, dass du "zeigte" anstatt "zeigt" geschrieben hast, da hier ja eigentlich keine Vorzeitigkeit ausgedrückt werden sollte und deine Geschichte weitestgehend im Präsens geschrieben ist.

Ansonsten muss ich gerade noch etwas loswerden dass mir einfach nicht mehr aus dem Kopf geht, als ich folgendes gelesen habe:

Aber wer weiß, vielleicht schreibe ich ja eines Tages was über Kommunisten-Man :lol::lol:
Kommissar-Kommunismus; bewaffnet mit Hammer und Sichel bekämpft er den Kapitalismus:lol::lol:

Du hast auf jeden Fall eine Menge Talent. Ich freue mich schon riesig auf weitere Geschichten von dir:)

Liebe Grüße und weiterhin gutes Gelingen,
Invictus013

 

Hallo Michel,

wow, das ging ja fix mit der Überarbeitung. Mit diesem Superhelden-Tempo kann ich nicht Schritt halten. Zwar hab ich die neue Fassung schon gelesen und für mich ist sie im Vergleich zur ersten der eindeutige Sieger, aber vielleicht find ich noch …

Quatsch! Es hat sich gelohnt, dass du gestrafft hast, ein paar Beschreibungen gestrichen. Wirklich eine lesenswerte Geschichte.
Aber es ist immer eine Steigerung möglich:peitsch:.
Ich hätte schon noch ein paar Anmerkungen auf Lager, aber die würde ich unbedingt an konkreten Textstellen festmachen wollen, weil das unmissverständlicher bei dir ankommt. Doch das schaff ich jetzt nicht.

Ganz grob:
Der Einstieg in die Geschichte gefällt mir.
Die Beschreibung der Funktion des Greifarms ist gelöscht, gut so.

An einigen Stellen stößt du den Leser zu sehr mit der Nase auf das Wieso und Weshalb der Kampagne. Vor allem das Wort „Kapitalismus“ kam mir zu exponiert vor.

Damians Idee mit der Maske und der Rüstung ist gut, aber wir haben dabei einen entscheidenden Faktor vergessen: Den Kapitalismus.
Kannst ja noch mal in dich gehen, wenn du willst.

Und die Szene im Krankenhaus erscheint mir noch etwas lang im Verhältnis zum Gesamtumfang (ein Viertel?). Um wie viel hast du sie gekürzt? Obwohl, und das betone ich besonders, ich den Teil auf der Liege wichtig finde, und auch spannend geschrieben. Sie könnte jedoch noch mehr Sog entwickeln, wenn sie gleiche Handlung mit weniger Worten transportieren würde. :lol:

Aber du hast mich etwas gefragt und ich versuche, Unklares zu beseitigen.

… Schildern, Spendensammlungen und Fotos, um auf die Probleme aufmerksam zu machen und vielleicht Mitstreiter zu finden. Der Akrobat würde so eine Art Pseudo-Superheld werden, mit der einzigen Daseinsberechtigung als Maskottchen. Sein Kostüm ist also wirklich nur ein Kostüm. Das würde dann Hand in Hand mit dem Konflikt zwischen Damian und Thomas gehen, die sich ja wegen der folgenden Aufmerksamkeit zerstreiten. Was hälst du davon?
Ja, gefällt mir besser, irgendwie einleuchtender. Deshalb kann ich Thomas nun ernst nehmen. Aber schmunzeln musste ich schon. Es geht an erster Stelle nicht darum, was ich denke oder für plausibel erachte. Du bist der Boss, du musst zufrieden mit der Lösung sein.

Das ist auch eine gute Idee, mir für diese Geschichte aber zu radikal. Ich komme jetzt schon an die Zahlengrenze und weil für mich der Fokus auf der Beziehung der Beiden liegt, habe ich nicht genug Platz, um eine große, gesellschaftskritische Botschaft einzubringen. Aber wer weiß, vielleicht schreibe ich ja eines Tages was über Kommunisten-Man
Bloß nicht! War nur ein Gedankenansatz, ein bisschen laut vor mich hingedacht, kein Vorschlag, den du übernehmen solltest.

Was meinst du mit Ziel? Eine Vision, von denen sie träumen? Oder einfach das Verlangen, etwas ändern zu wollen?
Meine Antwort bezieht sich auf deine Aussage:
Zwei Typen und ein billiger Anzug reichen mir.
Damit will ich sagen, dass aus zwei Typen und einem billigen Anzug keine Geschichte werden kann. Dass die Jungs zumindest noch ein Ziel brauchen, das zum Konflikt führen kann. (Ziele können alles Mögliche sein: Natürlich, das Verlangen, etwas ändern zu wollen. Sich das Rauchen abzugewöhnen, Ängste und Zweifel zu besiegen, Einsamkeit zu kompensieren, lesenswerte Geschichten schreiben zu lernen, die Schwiegermutter zu vergiften. Übrigens: Für mich ist das Ziel deines Protagonisten, seinem Leben wieder einen Sinn zu geben, in Damian einen Freund zu finden. Die Kampagne ist dabei nur Mittel zum Zweck, trotzdem muss sie beim Leser glaubhaft ankommen.)

Und ich zweifle ganz stark an, dass du das glaubst, was du mir schreibst. Ich sehe doch an deiner Geschichte, dass sie diese Kriterien erfüllt.

So, jetzt muss ich aber los.
Ein sonniges Wochenende wünscht peregrina

 

Hallo @Meuvind,

da du schon einiges an Input bekommen hast, ist die Gefahr groß, dass ich bereits Gesagtes wiederhole. Sollte das der Fall sein, darfst du das also getrost ignorieren.

Bevor ich auf den Inhalt eingehe, stürze ich mich erst mal auf das Sprachliche, denn daran könntest du meiner Meinung nach noch ein bisschen feilen.

„Auch DU kannst ein Held sein! Helfe mit, MORGEN zu gestalten!“

Schon der erste Satz mag mir nicht so recht gefallen. Die Großschreibung, hm, ja, verstehe die Intention dahinter, finde das aber immer ein bisschen schwierig (auch, wenn ich in meiner letzten Geschichte selbst darauf zurückgegriffen habe). Hier würde es mir jedenfalls nicht fehlen, wenn du es streichen würdest.
Zudem bin ich persönlich kein großer Fan von "helfe mit" - warum nicht "hilf mit"? Und was hältst du von "Hilf mit, das Morgen zu gestalten?"

Wie eine Sonne strahlt der Akrobat auf mich herab.

Hier fände ich "die Sonne" ansprechender.

Seine Rüstung strahlt etwas Mysteriöses aus.

Da ist dir ein Leerzeichen zu viel reingerutscht. Davon abgesehen empfinde ich die Formulierung als ein wenig faul - sie strahlt etwas mysteriöses aus. (Müsste mysteriös hier nicht klein geschrieben werden, weil es sich auf die Rüstung bezieht?) Das wäre so zum Anfang der Geschichte vielleicht nahe am Info-Overkill, aber was macht die Rüstung mysteriös, irgendwelche fremdartigen Schriftzeichen vielleicht?

Unpassend dazu stemmt er die Hände locker in die Hüften und grinst so breit, dass er auch Werbung für Zahnpasta machen könnte.

"Unpassend dazu" empfinde ich als ein bisschen holprig, so als Satzeinstieg. Liegt wohl daran, dass man in der Regel ja "Passend dazu" hört. Das "auch" vor der Werbung könnte man für meine Begriffe problemlos streichen, vielleicht auch ersetzen durch ein "dass er ebenso gut ...".

Viele fleißige Hände haben uns dabei geholfen, sie in der ganzen Stadt zu verkaufen und den Erlös an das Waisenheim zu spenden. Nur ein Exemplar habe ich für mich selbst behalten, aufgehängt über meinem Schreibtisch.

Hier könntest du das uns streichen, also "viele fleißige Hände haben dabei geholfen". Den letzten Einschub empfinde ich wieder als etwas holprig, weil es eben tatsächlich sehr eingeschoben wirkt - vielleicht einfach "Nur ein Exemplar habe ich für mich selbst behalten und über meinem Schreibtisch aufgehängt"?

Ganz schön viel Futter für einen Absatz, und so wirklich falsch ist ja eigentlich nichts davon. Nur wirkt es stellenweise etwas laienhaft, sprachlich noch nicht wirklich ausgereift. Sicher kein Eindruck, den du beim Leser hinterlassen möchtest.

Aber genug gemeckert, wollte dir diesbezüglich nur mal meinen Eindruck dalassen und werde mich im weiteren Verlauf auf kleine, offensichtlichere Fehler beschränken.

Der kleinere meiner beiden Räume dient als Schlafzimmer, der Andere als alles, was ich gerade brauche.

"der andere"

Sony hat sich rechtzeitig die Recht gesichert.

"die Rechte"

Schließlich zwinge ich ihn auf

Er zwingt ihn auf?

Es ist ein Selfie, von ihm in Maske und mit einem blonden Mädchen.

"Es ist ein Selfie von ihm, mit Maske und einem blonden Mädchen im Arm." vielleicht?

herbei prügeln

"herbeiprügeln"

Leider sind das Einzige, das wir bisher inspiriert haben, fremde Verkaufskassen

Also erstens klingt "sind das einzige" nicht cool, "ist das einzige" passt da schon eher. Außerdem schreibt man meines Wissens "Einzige" hier trotz dem "das" davor klein, weil es sichauf die Verkaufskassen bezieht.

Und davon kommt kein Cent unserer Sache zu Gute.

"zugute"

So, auch, wenn ich das sehr ungerne mache, stoppe ich hier mal. Das liegt zum einem an meinem Geschmack, ich habe wohl mit etwas anderem gerechnet, als ich den - übrigens tollen - Titel gelesen habe und habe an dieser Stelle die Befürchtung, dass das inhaltlich nicht das ist, was ich gerne lese.

Vielleicht wäre ich trotzdem dran geblieben, wenn es mich gecatcht hätte, aber das hat es leider nicht, da ist kein Funke übergesprungen.
Woran das liegt, kann ich dir leider nicht genau sagen, aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass mich hier nur ein weiterer Superheldengeschichtenabklatsch erwarten wird, mir hat es ein bisschen an ... eigener Persönlichkeit gefehlt. Unfair, das so früh im Text zu behaupten, ich weiß, aber vor allem bei Kurzgeschichten ist es eben unheimlich wichtig, dem Leser von Anfang an gar keine Wahl zu lassen, als weiterzulesen, keine Chance zu lassen, nachzudenken.

Aber: Gleichzeitig wurde auch deutlich, wie viele Gedanken du dir gemacht hast, dass du Lust hast, eine Geschichte zu erzählen und die Sache "ernst" nimmst. Deshalb freue ich mich auch auf weitere Texte von dir, die dann mit Sicherheit schon bald routinierter daherkommen und mich hoffentlich in eine Welt entführen, die mehr meinem Geschmack entspricht :schiel:

Bas

 

Hi @Invictus013,

freut mich, dass du dich weiter im Forum umtreibst!

Hier und da sind mir nur ein paar Flüchtigkeitsfehler aufgefallen, die ich dir nicht vorenthalten möchte:

Für sowas habe ich wohl ein Händchen. Ich bin einfach immer einen Gedanken weiter als das, was ich gerade schreiben will.

An dem Satz hat mich ein wenig verwirrt, dass du "zeigte" anstatt "zeigt" geschrieben hast, da hier ja eigentlich keine Vorzeitigkeit ausgedrückt werden sollte und deine Geschichte weitestgehend im Präsens geschrieben ist.

Tatsächlich stand die gesamte Geschichte erst in der Vergangenheit, was ich aber noch nachträglich geändert habe. Das sind alte Relikte, die ich mit jeder neuen Version ein bisschen mehr aufarbeite.

Danke für deinen Eindruck und noch viele Grüße!
Michel

Hi @peregrina,

wow, das ging ja fix mit der Überarbeitung. Mit diesem Superhelden-Tempo kann ich nicht Schritt halten.

Tatsächlich arbeite ich aktuell überwiegend am Wochenende und hab so mehr Zeit für meine Geschichten :). Das Tempo halten wird aber langfristig eher schwierig.

Quatsch! Es hat sich gelohnt, dass du gestrafft hast, ein paar Beschreibungen gestrichen. Wirklich eine lesenswerte Geschichte.
Aber es ist immer eine Steigerung möglich:peitsch:.

Die Qual des Autors. Wirklich fertig ist ein Werk nie.

Der Einstieg in die Geschichte gefällt mir.
Die Beschreibung der Funktion des Greifarms ist gelöscht, gut so.

Eigentlich war der Greifarm auch nur drin, weil ich ihn für ein Ende wollte, das ich dann aber nicht geschrieben habe. Somit ist der komplette Greifarm eigentlich unnötig und aus der Geschichte rausgeflogen.

Um wie viel hast du sie gekürzt? Obwohl, und das betone ich besonders, ich den Teil auf der Liege wichtig finde, und auch spannend geschrieben. Sie könnte jedoch noch mehr Sog entwickeln, wenn sie gleiche Handlung mit weniger Worten transportieren würde. :lol:

Ich habs ja versucht, aber wirklich gelungen ist mir das noch nicht. :Pfeif: Dann weiß ich wenigstens noch, wo ich weiter kürzen kann.

Vor allem das Wort „Kapitalismus“ kam mir zu exponiert vor.

Stimmt, hab übertrieben. Wird geändert.

Ja, gefällt mir besser, irgendwie einleuchtender. Deshalb kann ich Thomas nun ernst nehmen. Aber schmunzeln musste ich schon. Es geht an erster Stelle nicht darum, was ich denke oder für plausibel erachte. Du bist der Boss, du musst zufrieden mit der Lösung sein.

Aber die neue Version fühlt sich deutlich besser an, einfach weil es jetzt kein 0815 Superheld mehr ist. Im Grunde ist es ja gar keiner, und das passt mir ganz gut.

Übrigens: Für mich ist das Ziel deines Protagonisten, seinem Leben wieder einen Sinn zu geben, in Damian einen Freund zu finden. Die Kampagne ist dabei nur Mittel zum Zweck, trotzdem muss sie beim Leser glaubhaft ankommen.)

Vollkommen richtig. Beide starten ihre Kampage mit dem Vorsart, "Gutes zu tun", verlieren sich dann aber in ihren persönlichen Schwächen.

Danke und viele Grüße!
Michel

Hi @Bas,

Die Großschreibung, hm, ja, verstehe die Intention dahinter, finde das aber immer ein bisschen schwierig (auch, wenn ich in meiner letzten Geschichte selbst darauf zurückgegriffen habe). Hier würde es mir jedenfalls nicht fehlen, wenn du es streichen würdest.

Ist jetzt kursiv, aber die großen Wörter bleiben. Passt mMn zu einem Poster.

So, auch, wenn ich das sehr ungerne mache, stoppe ich hier mal. Das liegt zum einem an meinem Geschmack, ich habe wohl mit etwas anderem gerechnet, als ich den - übrigens tollen - Titel gelesen habe und habe an dieser Stelle die Befürchtung, dass das inhaltlich nicht das ist, was ich gerne lese.

Vielleicht muss der eigentliche Twist noch früher angedeutet werden. Schade, dass es die nicht zusagt. Trotzdem danke fürs Vorbeischauen!

Viele Grüße
Michel

 

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