Was ist neu

Der Fahrstuhl

Mitglied
Beitritt
23.11.2019
Beiträge
47
Zuletzt bearbeitet:

Der Fahrstuhl

„Tschüss, mach’s gut, wir sehen uns morgen wieder!“, sagte Tina, während sie ihre Jacke vom Kleiderständer nahm und sich überstreifte.
Ihre Kollegin entgegnete ihr: „Hast du die Aufträge noch fertig gemacht?“
„Ja klar, die Kundin war zwar echt ätzend, aber ich hab’s noch gut über die Bühne gebracht.“ Tina hatte ein Händchen für Kunden. Eine soziale Ader hatte sie schon immer und das kam ihr bei der Kundenberatertätigkeit zu Gute. Sie wollte gerade das Büro verlassen und hatte ihre Hand bereits am Türgriff, als Anna ihr noch nachrief: „Nimmst du jetzt endlich mal den Aufzug? Wenn du dich nie mit deiner Angst konfrontierst, wird das nie besser.“

Tina hasste Aufzüge und mied sie wie ein Regenwurm die Sonne. Nicht in etwa, weil sie Aufzüge eklig fand oder zu nah an anderen Menschen stand. Es war die Enge. Wenn sie um sich herum keinen Platz hatte, zog sich alles in ihr zusammen und verkrampfte sich. Das war schon, seitdem sie denken konnte, so. Dadurch hatten sich bereits zahlreiche peinliche und unangenehme Situationen ergeben.
Einmal war sie in einer überfüllten U-Bahn gewesen. Mal abgesehen davon, dass so viele Menschen auf einem Haufen echt unangenehm waren, machte die Kombination mit ihrer Klaustrophobie die U-Bahn Fahrt zum Horrortrip. Sie nahm zwar keine Drogen zu sich, stellte sich aber so oder so ähnlich, eine schlechte Erfahrung damit vor.

Tina verabschiedete sich und verließ das Büro. Los, sei nicht so feige! Du bekommst das schon hin. Anna hat Recht. Wenn ich das jetzt nicht endlich angehe, wird sich da nie etwas ändern. Mit diesen Gedanken schritt sie zum Aufzug. Obwohl es noch gut fünfzig Schritte zum Aufzug waren, spürte sie bereits jetzt schon ein gewisses Unbehagen. Vor der Fahrstuhltür angekommen, betätigte sie mit schwitzigen Fingern den Fahrstuhlknopf. Sie fuhr seit mehreren Jahren nicht mehr Aufzug. Einerseits ihrer schlanken Figur zuliebe und andererseits, um sich nicht dieser Angst auszusetzen. Es ist bloß ein Aufzug. Kein Grund, Panik zu schieben. Hoffentlich sind keine Kollegen im Aufzug! Wenn da jemand drin ist, geh ich einfach wieder weg. Die Anzeige des Aufzuges zeigte eine Drei an. Sie war in der fünften Etage und der Aufzug sollte jeden Augenblick dagewesen sein.

Der innerliche Druck stieg an und sie haderte mit sich, nicht einfach umzudrehen und zu gehen. Nein! Du steigst in diesen gottverdammten Aufzug ein! Komme was wolle. Mit diesen Worten gingen die Türen des Aufzuges auf. Leer. Niemand war im Aufzug. „Fuck“, murrte sie vor sich hin und schritt zögerlich in die Kammer der Angst. Die Türen schlossen sich und es gab, abgesehen von der Tür-Öffnungs-Taste, kein Zurück mehr. Ihr Atem flachte bereits etwas ab und ihre Hände nahmen an Feuchtigkeit zu. Mit einem kleinen Satz setzte sich der Aufzug in Bewegung und fuhr abwärts. Das typisch komische Gefühl dabei hatte sie schon fast wieder vergessen. Dritte Ebene, Zweite Ebene, der Aufzug bewegte sich zu ihrem Glück relativ schnell. Jede Sekunde fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit. Stillstand. Nein, bitte nicht. Bitte sag mir, dass dieses Drecksteil nicht stehen geblieben ist. Das darf nicht wahr sein. Ihr Atem wurde noch flacher. „Fuck“, stieß sie zwischen den schnellen Atemzügen hervor. Was jetzt? Was kann ich tun? Hastig zerrte sie ihr Mobiltelefon aus der Hosentasche. Kein Empfang. Wäre ja auch zu einfach gewesen. Durch die an Hyperventilation grenzende Atmung wurde ihr schwummrig und ihre Knie weich. Sie ließ sich in eine Ecke absacken und krümmte sich zusammen.

Sie verlor ihr Zeitgefühl und hätte im Nachhinein nicht mehr sagen können, wie lange sie in diesem Fahrstuhl zusammengekauert abgewartet hatte. Irgendwann kam ein laues Lüftchen in ihre persönliche Folterkammer und sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Sie blickte auf und wusste, der Horror war vorbei, denn Annas besorgtes Gesicht blickte sie an.

 

Hey ho,

bin eben während der Mittagspause über deine Story gestoßen. Ließ sich flüssig lesen. Nun meine Frage: Worum genau ging es dir jetzt in der Geschichte? Es geht um "Angst", so viel habe ich verstanden. Doch was genau hat sich nun für deine Tina verändert? Hat sich mir nicht wirklich erschlossen.

Außerdem springst du im Text immer wieder in der Zeit. Mal schreibst du "hat", dann wieder "hatte". Besonders am Anfang ist mir das ein paar Mal aufgefallen.

Grüße:)

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

@Cabal

Danke für dein Feedback. Tatsächlich ging es mir einfach nur darum zu unterhalten. Ich wollte keine Moral mit der Geschichte vermitteln.

 

Hallo @aufdemWeg,

ob und wie du inhaltliches Feedback umsetzt ist natürlich dir überlassen. Grammatikfehler sollten allerdings behoben werden. Cabal hat dir ja einen guten Hinweis bezüglich der Zeiten gegeben, da solltest du nochmal drüberschauen und den Text dann entsprechend bearbeiten.

Übrigens stehen noch einige unbeantwortete Kommentare unter deiner letzten Geschichte. Die Kommentatoren würden sich bestimmt über eine Rückmeldung von dir freuen.

Viele Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

@Nichtgeburtstagskind

Vielen Dank für das Feedback. Welche Grammatikfehler findest du in dem Text? Die Zeiten überarbeite ich nochmals, da verhasple ich mich noch immer wieder mal.

Du hast Recht, auf die unbeantworteten Kommentare meiner letzten Geschichte sollte ich noch eingehen, vielen Dank für den Hinweis.

 

Hallo @aufdemWeg

Ich kann mich meinen Vorschreibern nur anschließen. Die Geschichte liest sich sehr schön und angenehm. Sie wirkt nicht schwer und überladen, sondern wie eine Lektüre, die auch für zwischendurch wie gemacht scheint! :)

Die Grammatikfehler sind mir ebenfalls aufgefallen und ich muss sagen, man stolpert wirklich darüber und bleibt kurz hängen und muss sich wieder sammeln. Das finde ich etwas schade, denn generell kann ich mir die Protagonistin dank deinen Vergleichen sehr gut vorstellen und mich in sie hinein versetzen, obwohl ich selbst so gar nicht klaustrophobisch bin.

Was mir nur leider wirklich fehlt, ist ein Ende, in dem etwas passiert, in dem es etwas rund geht. Ist Tina wirklich stecken geblieben oder war sie so blind vor Angst, dass sie gar nicht gemerkt hatte, dass sie versehentlich vergaß überhaupt eine Taste zu drücken?
Klar, es ist eine Kurzgeschichte, aber über 5 Zeilen mehr hätte ich mich gefreut, vor allem weil es sehr kurzweilig zu lesen war! :)

Liebe Grüße
pattypatintheclouds

 

@pattypatintheclouds
Vielen Dank für dein Feedback. Grammatik sollte ich scheinbar nochmal überarbeiten, um für mehr Lesefluss zu sorgen. Jetzt wo du es gesagt hast, hätte ich das Ende wirklich etwas besser abrunden sollen, ich lasse den Leser am Schluss wahrscheinlich etwas in der Luft hängen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @aufdemWeg,

Welche Grammatikfehler findest du in dem Text?
Ich hatte mich jetzt auf die Zeiten bezogen, aber ich schau den Text gerne mal durch. Ein paar inhaltliche Bemerkungen sind auch dabei.

„Tschüss, mach’s gut, wir sehen uns morgen wieder!“, sagte Tina während sie ihre Jacke vom Kleiderständer nahm und sich überstreifte.
Komma hinter Tina.
Ich finde diesen Satz als ersten Satz nicht besonders passend. Er ist ziemlich langweilig. Ein erster Satz sollte den Leser in den Text ziehen, ihm vielleicht schon einen Hinweis darauf geben, wohin die Reise geht.

Ihre Kollegin entgegnete ihr: „Hast du die Aufträge noch fertig gemacht?“
Beim Wechsel von Sprecher und/oder Handelnden macht man üblicherweise einen Zeilenumbruch.

Tina hatte ein Händchen für Kunden. Eine soziale Ader hatte sie schon immer und das kam ihr bei der Kundenberater-Tätigkeit zu Gute.
Kundenberatertätigkeit würde ich zusammenschreiben. Bindestriche benutzt man im Deutschen nur, wenn das Wort sonst nicht leserlich ist.
Diese beiden Sätze sind total tellig, und meiner Meinung auch unwichtig. Warum erzählst du das?

Tina hasste Aufzüge und meidet sie wie ein Regenwurm die Sonne.
mied

Nicht in etwa, weil sie Aufzüge eklig fand oder zu Nahe an anderen Menschen stand.
Zu nah.
Wer würde auf diese Ideen kommen? Für mich ist es relativ klar, dass jemand der Angst vor Aufzügen hat, die Enge und das Gefühl des eingeschlossen Seins hasst.

Wenn sie, um sich herum keinen Platz hatte
Kein Komma nach sie.

Das war schon seitdem sie denken konnte so.
Das war schon, seitdem sie denken konnte, so.

Einmal war sie in einer überfüllten U-Bahn.
Um die Vorvergangenheit anzuzeigen, würde ich hier kurz ins PQP wechseln. Vielleicht auch eine neue Zeile beginnen.

Sie ist seit mehreren Jahren nicht mehr Aufzug gefahren.
Falsche Zeit.

Einerseits ihrer schlanken Figur zuliebe und andererseits um sich nicht dieser Angst auszusetzen.
Komma nach andererseits.

Kein Grund Panik zu schieben.
Komma nach Grund.

Sie ist in der fünften Etage und der Aufzug sollte jeden Augenblick dagewesen sein.
Zeit.

Niemand ist im Aufzug.
Zeit.

Stillstand. Nein, bitte nicht. Bitte sag mir, dass dieses Drecksteil nicht stehen geblieben ist.
Das finde ich so unglaubwürdig, dass der Aufzug wirklich genau dann stecken bleibt, da schüttel ich als Leser den Kopf.

Anna’s besorgtes Gesicht
Im Deutschen gehört hinter Anna kein Apostroph.

Die Geschichte gefällt mir leider gar nicht. Der Einstieg ist viel zu lang und tellig. Du solltest dich immer fragen, was du genau erzählen willst. Wenn du Wörter oder sogar ganze Sätze streichen kannst, ohne dass deine Geschichte darunter leidet, dann haben diese dort nichts zu suchen.

Dann finde ich diese erzwungene Selbsttherapie leider auch sehr unglaubwürdig. Warum sollte Tina sich dazu zwingen, wenn sie doch problemlos die Treppe nehmen kann? Und dann bleibt auch noch der Aufzug stecken. Das wirkt mir leider alles zu konstruiert.

Hoffe, du kannst mit meinem Kommentar etwas anfangen.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hi @aufdemWeg und @Nichtgeburtstagskind

Nur ganz kurz, weil es mir im Text schon aufgefallen ist und die Korrektur es leider kein Stück besser macht:

Meidete

"meiden" ist ein starkes Verb, das heißt, der Stamm ändert sich im Präteritum. Richtig heißt es "mied" (siehe auch Duden).

Ich habe extra nachgeschaut, weil (Achtung: Sprachnerdexkurs) die Sprache dazu tendiert, schwächer zu werden, das heißt, im Laufe der Sprachentwicklung werden vormals starke Verben zunehmend schwach. Ein Beispiel ist "backen". Heute ist es vollkommen in Ordnung, "backte" zu schreiben, und die frühere Form ("buk") ist nicht mehr so geläufig. Eines Tages werden wir vielleicht auch "meidete", "tragte" oder "sprechte" sagen. Aber soweit ist es noch nicht. ;)

Cheers,
Maria

 

Vielen Dank für deine ausführliche Korrektur, ich werde es auf jeden Fall nochmal überarbeiten.

Diese beiden Sätze sind total tellig, und meiner Meinung auch unwichtig. Warum erzählst du das?
Ich versuche hier den Charakter mehr Tiefe zu geben, da in meinem letzten Text gesagt wurde, dass die Personen platt und austauschbar sind.

 

Hallo @aufdemWeg,

super, dass du die Kritik hier ernst nimmst und versuchst, etwas daran zu ändern.

Ich versuche hier den Charakter mehr Tiefe zu geben, da in meinem letzten Text gesagt wurde, dass die Personen platt und austauschbar sind.
Ich befürchte aber, dass das Problem durch die Beschreibungen nicht behoben ist. Du machst es dir relativ einfach, indem du diese Infos einfach so in den Text packst. Der Leser muss das so glauben. Ich habe trotzdem nicht das Gefühl, Tina zu kennen.
Ich fände es schöner, wenn du mir die Möglichkeit gibst sie kennen zu lernen, indem ich sie beobachte und dann selbst ein Urteil fälle.

Die Frage ist natürlich, ob du diesen Hintergrund für diese Geschichte wirklich brauchst. Ist es wichtig, was Tina für ein Mensch ist? Würde die Geschichte anders verlaufen, wenn sie asozial wäre?

Liebe Grüße,
NGK

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke @Nichtgeburtstagskind
Das ist ein wertvoller Hinweis. Also nicht einfach die Eigenschaften der Charaktere in den Text einbinden, sondern durch Handlungen und Gespräche aufzeigen.
Danke [U]@TeddyMaria[/U] für deine Aufklärung.

 

Geht doch,

liebe aufdemweg,

zudem solide und ohne selbstauferlegten Stress, etwas sofort loswerden zu müssen wie beim Debüt.

Zudem auch noch schön, ob bewusst oder nicht, herausgearbeitet, dass „Angst“ buchstäblich aus und von der „Enge“ kommt. Nicht grundlos klingt der Plural der Angst (zum ersten Mal im 8. Jh. im ahd. als „angust“ belegt, bereits im mhd. ist es zu „angest“ abgeschliffen) wie der Superlativ des Adjektivs „eng“, „Ängste“ und „am engsten“. (Auch „eng“ taucht bereit als „engi“ im 8. Jh. auf, um im Hochmittelalter schon die heutige Form anzunehmen.)

Und – gänzlich wie der Antipode zum Debüt – eine kleine Erzählung über Solidarität, die in der modernen Arbeitswelt in Vereinzelung und Konkurrenzgebaren keineswegs selbstverständlich mehr ist.

Noch ein paar kleine Anmerkungen:

Hier zB

Das war schon, seitdem sie denken konnte, so.
kannstu die schwache Klammer vermeiden, indem Du das einsame „so“ vor den Nebensatz setzt.
Probier einfach mal aus und Du sparst sogar eine lausige Fluse von Komma.

Mal abgesehen davon, dass so viele Menschen auf einem Haufen echt unangenehm waren, …
Ja, so spricht man, und wäre „echt“ in wörtl. Rede aufgetaucht, ich hätte es nicht erwähnt.
Warum aber jetzt und hier?
Immer wenn Adjektive wie „echt“, „wirklich“ und „ehrlich“ usw. auftauchen und Echtheit, Wirklichkeit oder Wahrhaftigkeit betonen und verstärken wollen, ist Skepsis geboten. Denn bis gerade hätte ich geglaubt, dass der Sprecher/Schreiber es immer ehrlich und wahrhaftig meinte.

Sie war in der fünften Etage und der Aufzug sollte jeden Augenblick dagewesen sein.
Klingt gezwirbelt. Es geht auch ohne „dagewesen“ - denn mit ihm ist er ja eigentlich schon wieder weg ...

Du steigst in diesen gottverdammten Aufzug ein! Komme[,] was wolle.
Komma, weil der elliptische Hauptsatz vom Relativsatz (was wolle) zu trennen ist.
Zudem klingt "komme" sehr nach Imperativ und mehr als einer bloßen Aussage.
Wie wär's mit einem Ausrufezeichen?

Wie dem auch sei,

gern gelesen vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Vielen Dank @Friedrichard für deine Sicht auf meinen Text.

Zudem auch noch schön, ob bewusst oder nicht, herausgearbeitet, dass „Angst“ buchstäblich aus und von der „Enge“ kommt
Das war tatsächlich nicht bewusst, aber ich werde es mir für das nächste Mal merken.
Deine kleinen Anmerkungen werde ich noch einfließen lassen.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom