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Der Fahrstuhl

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23.07.2016
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Der Fahrstuhl

3. Stock. Er trug seinen besten Anzug mit einer Prise Selbstbewusstsein. Er schritt mit einer Masse aus Gleichgesinnten den langen und geraden Korridor entlang. Er war schnell, aber nicht überhastet. Er erreichte den Fahrstuhl und drückte selbst auf den Knopf. Der Fahrstuhl war aus Glas und es war möglich ihn und die anderen von außen zu sehen. Er wartete und schaute dabei auf sein Handgelenk. Es war kurz vor zwölf Uhr. Draußen war die heiße Mittagssonne hinter einer dicken Schicht aus Wolken verdeckt. Er stieg in den Fahrstuhl. Er machte Platz für die Masse und ging bis ans Ende des Fahrstuhls. Die Masse erlaubte keinen Platz zum bewegen. Der Fahrstuhl setzte sich in Gang.

2. Stock. Der Fahrstuhl hielt. Die ersten stiegen aus dem Fahrstuhl aus. Er stand noch immer an seiner Stelle, während er dabei seine Position beibehielt. Es war nun nicht mehr so voll, wie gerade eben noch. Das gab ihm etwas Zeit, um in Gedanken zu versinken. Ihm fiel auf, dass er sich gar nicht sicher war, wie spät es denn sei, obwohl er eben noch vor wenigen Augenblicken auf seine Uhr geschaut hatte. Hastig blickte er auf sein Handgelenk. Die Sonne, welche die Intensität des Mittags bereits längst verloren hatte, verschwand nun hinter einer kleinen Wolke, die eine scheinbar absurde Form hatte. Er versuchte die Ruhe zu bewahren. Der Fahrstuhl setzte sich wieder in Gang.

1.Stock. Der Fahrstuhl hielt. Nun stiegen deutlich mehr Gleichgesinnte aus. Es verunsicherte ihn, dass viele den Fahrstuhl verließen. Er fragte sich, ob er einen Fehler gemacht habe und nicht auch aussteigen müsste. Gerade wollte er sich aus seiner starren Haltung lösen und den Ausgang des Fahrstuhls aufsuchen. Doch es war bereits zu spät. Er blieb vollkommen verunsichert stehen und bemühte sich, um Halt. Eine Hand umklammerte zitternd mit letzter Kraft das Geländer des Fahrstuhls, während die andere Hand seinen Schrecken verbarg. Er bereute seine Entscheidung stehen geblieben zu sein. Trotz allem versuchte er auf seine Mitmenschen einen seriösen Eindruck zu erwecken. In all den Jahren hatte er sich gar die Kunst angeeignet seine Unsicherheit zu kaschieren. Man hätte sagen können, dass er fast schon Talent darin besaß. Da würde dieser kleine Fahrstuhl nun keinen mehr Unterschied machen können. Die Sonne war kurz davor wieder hinter den Wolken hervorzukehren. Der kleine Fahrstuhl schloss die Türen und setzte sich in Gang.

Erdgeschoss. Der Fahrstuhl hielt an, als er das Erdgeschoss erreichte. Er war nun ganz allein. Auf seiner Armbanduhr, welche er ums Handgelenk geschnallt hatte, stand, dass es jetzt zwölf Uhr war. Auch die Sonne kam jetzt wieder hervor und die Strahlen krochen seine Schultern hoch, ehe sie ihn erhellten. Als sich die Türen öffneten, war er fest entschlossen aus der Tür zu treten.

 

Hej Aurel,

die kurze Abhandlung deines Protagonisten beim Abstieg, seine Getarntheit, sein unauffälliges Mitgehen mit dem Strom, seine Unsicherheit, nie genau zu wissen, wohin er sich wann wenden soll, gefällt mir richtig gut. Du guckst genau und lässt mich sehen.

Ach und was sonst noch angedeutet wird. Ich freue mich schon auf die Sicht der Wortkrieger.

Herzlichen Dank für diesen Anstoß. Freundlicher Gruß, Kanji

 

Vielen Dank für die Kommentare,
ich habe bisher noch nicht viel Eigenständiges verfasst und bin daher dankbar für jegliche Form des Feedbacks. Dir, Funkenschlag, bin ich dankbar für die zahlreichen Anmerkungen, obgleich ich sagen muss, dass einige, von dir markierte Formulierungen, bewusst gewählt worden sind.

Bsp.: das Zitat : "der lange und gerade Korridor", wobei du folgerichtig angemerkt hast, dass das Adjektiv "lange" völlig ausreicht und das Wort "gerade" damit an sich wirkunglos ist. Dennoch habe ich mich bewusst für diese Formulierung entscheiden, weil:

Dieser Part meiner Kurzgeschichte hat vor allem als Aufgabe das Verhalten eines Individuums innerhalb einer Massengesellschaft, sowie aber auch das Verhalten der Massengesellschaft an sich, zu charakterisieren. Durch das beigefügte Wort "gerade" formuliere ich die These, dass sich Gesellschaften nur in eine Richtung bewegen können. Aus diesem Grunde habe ich sowohl "lange" als auch "gerade" dort stehen

Dennoch hast du recht, dass ich zu Beginn meiner Kurzgeschichte stärker zwischen dem Individuum und der Masse abgrenzen sollte und nicht einfach ständig wechseln sollte. Ich werde die entsprechenden Stellen berichtigen.

Mit freundlichen Grüßen

Aurel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Aurel,

die Grundidee finde ich richtig stark, auch die Unterteilung in Stockwerke gefällt mir. Deine Geschichte habe ich wirklich gerne gelesen, deshalb sei nicht erschrocken von den vielen Anmerkungen.

Er erreichte den Fahrstuhl und drückte selbst auf den Knopf.

Das "selbst" ist vermutlich überflüssig, wenn nicht sogar irritierend, da man den Grund dieser Betonung nicht kennt.

Der Fahrstuhl war aus Glas und es war möglich ihn und die anderen von außen zu sehen.

"War aus Glas" hört sich umgangssprachlich an. "Bestand aus Glas" ist präziser. Er und die anderen befinden sich zu dem Zeitpunkt außerdem noch außerhalb des Aufzuges, also kann man sie so oder so von außen sehen.

Er machte Platz für die Masse und ging bis ans Ende des Fahrstuhls. Die Masse erlaubte keinen Platz zum bewegen.

Das Wort Bewegung finde ich etwas unpräzise, denn er hat sich ja schon zuvor bewegt, außerdem wirkt eine "Bewegung" sehr emotionslos. Vielleicht eher so was wie: "Die Masse nahm ihn gefangen", "Die Masse bot ihm kaum Platz zum Atmen" ...
"bewegen" muss außerdem großgeschrieben werden.

Er stand noch immer an seiner Stelle, während er dabei seine Position beibehielt.

Würde er nicht an seiner Stelle stehen, hätte er seine Position verändert - und umgekehrt. Ein Teilsatz kann also gelöscht werden.

Es war nun nicht mehr so voll, wie gerade eben noch. Das gab ihm etwas Zeit, um in Gedanken zu versinken.

Logisch, es sind ja auch welche ausgestiegen. Du solltest die Wirkung auf ihn beschreiben, z.B.: "Nun konnte er seine Arme etwas bewegen ..."
Außerdem: Was hat die "Füllmenge" des Aufzuges mit der Zeit zu tun, die er hat? Worüber denkt er nach? Gleich darauf schaut er ja auf seine Uhr, wird also wieder der Gedankenwelt entrissen.

Nun stiegen deutlich mehr Gleichgesinnte aus.

Hier habe ich mich gefragt, warum der Erzähler sie als Gleichgesinnt bezeichnet.

Er blieb vollkommen verunsichert stehen und bemühte sich, um Halt.

Das Komma muss weg.

Eine Hand umklammerte zitternd mit letzter Kraft das Geländer des Fahrstuhls, während die andere Hand seinen Schrecken verbarg.

Ich kann mir das bildlich nicht vorstellen: Eine Person, die offensichtlich die Hand vor das Gesicht hält, aber nicht erschrocken wirkt. Es wäre effizienter, sich einfach zur Wand zu drehen - wenn man überhaupt in so einer Situation daran denken kann, seine Gefühle zu verbergen.


Er bereute seine Entscheidung stehen geblieben zu sein.

Hier muss ein Komma hin.

In all den Jahren hatte er sich gar die Kunst angeeignet seine Unsicherheit zu kaschieren. Man hätte sagen können, dass er fast schon Talent darin besaß.

Der zweite Satz ist überflüssig: Wenn er sich eine Kunst angeeignet hat, dann hat er automatisch Talent.
Wenn es so gemeint ist, dass ihm sein Talent für die Aneignung der Kunst verhalf, sollte das auch so geschrieben werden.

Die Sonne war kurz davor(,) wieder hinter den Wolken hervorzukehren.

Da fehlt ein Komma. Bin aber auch kein Kommaexperte.

Auf seiner Armbanduhr, welche er ums Handgelenk geschnallt hatte, stand, dass es jetzt zwölf Uhr war.

Dass sich seine Armbanduhr an seinem Handgelenk befindet, haben wir schon im zweiten und ersten Stock erfahren.

Als sich die Türen öffneten, war er fest entschlossen(,) aus der Tür zu treten.

Komma hin. =)

Die monotonen Satzanfänge mit "er" stören mich übrigens auch.

Mein Fazit: Idee richtig gut, aber einige Kleinigkeiten sollten noch überarbeitet werden. Es würde mich freuen, wenn du dich diesem Text nochmal widmest, denn aus ihm könnte man einiges zaubern!

EDIT: Noch ein Tipp, achte immer darauf, was der Leser schon weiß. Jedes überflüssige Wort ist überflüssig. ;)

 

Hallo Aurel,

irgendwie fühle ich mich von den bisherigen Kommentaren in die Rolle des kleinen Kindes gedrängt, das im Märchen "Des Kaisers neue Kleider" herausplärrt: "Aber er hat ja gar nichts an!"
Ich finde die Handlung inhaltsleer und die Sprache eintönig. Sorry.
Auch empfinde ich mich als Individuum in einer Massengesellschaft, das ich nun mal bin, durch die Geschichte auch nicht ansatzweise charakterisiert. Und was hat die Sonne mit all dem zu tun?
Tja, Philosophie ist wohl nicht so mein Ding. Oder bin vielleicht tatsächlich unverzeihlich dumm, dass ich das feingewirkte Gewebe mit bloßem Auge nicht erkennen kann.
Soweit mein Senf
Ella Fitz

 

Hallo Ella / Aurel,

als Ergänzung zu meinem Kommentar oben: Die Sprache finde ich auch eintönig und ausbaufähig, ja. Ich bin auch nicht der Meinung, dass man in dieser Geschichte einen Sinn erkennen oder aufstülpen muss. Ich habe ein Fable für den Surrealismus, und diese bedrohliche Traumwelt wurde gut eingefangen - zumindest als Konzept. An der Umsetzung gilt es zu arbeiten, ich vertraue da auf Aurels Motivation.
Die Sonne soll wohl das Befinden des Protagonisten wiederspiegeln.

Viele Grüße

Ephraim

 

@Eprahim Escher: Auch dir vielen Dank für deine ausführliche Hilfestellung. Ich werde mich in nächster Zeit der Sache annehmen und ändern. Du hast ein sehr genaues Auge für Formulierungen, wovon ich viel lernen kann.

Ella Fitz: Dir vielen Dank, dass du dich meiner Geschichte widmest. Ob du zu blöd bist für die Philosophie? Das denke ich kaum! Es ist vielmehr ein Frage, mit welcher Perspektive und mit welchen Erwartungen man an einen Text herangeht. Mein Text ist wohl eher keine klassische Kurzgeschichte, die durch ihre ausgefallene Handlung, dem Leser etwas zu denken geben will. Meine Handlung ist im Grunde genommen äußerst langweilig. Ein Mann steht im Fahrstuhl, ehe er schließlich aussteigt. Es geht in der Geschichte nicht darum, was passiert? sondern wie es passiert? Hierbei sind Handlung und Sprache lediglich ein Mittel, welche meine Grundthese unterstreichen soll. Diese in etwa heißt:

Wahre Erkenntnis kann man nicht im Folgen einer Masse haben, dies ist lediglich Schein-Erkenntnis. Wahre Erkenntnis zeigt sich erst, indem man selbst eigenständige Entscheidungen trifft. ( Es ist also eine Geschichte ganz im Sinne der Aufklärung, nach Kant: "Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!") So ist die Aussage, dass sich nach 300. Jahren Aufklärung letztendlich nicht viel geändert hat.

Zudem soll die Geschichte aufzeigen, wie abhängig heutzutage das Individuum von der Entscheidungsgewalt der Masse ist. (Das kann man an der Nervosität des Protagonisten erkennen, welcher immer Unischerer wird, sobald sich die Masse im Fahrstuhl, Stockwerk für Stockwerk auflöst.

Die Sonne hat in der Geschichte eine zweiseitige Funktion.
1. Einerseits ist ihre Position ein objektives Faktum, an welchem sich der Leser orientieren kann, hinlänglichen der Erkenntnis des Protagonisten. Im ersten Abschnitt trifft der Protagonist in kurzen prägnanten Sätzen eine ganze Reihe von Aussagen.
U.a. "Draußen war die heiße Mittagssonne hinter einer dicken Schicht aus Wolken verdeckt."
Im nächsten Abschnitt wird aber gesagt:
"Die Sonne, welche die Intensität des Mittags bereits längst verloren hatte, verschwand nun hinter einer kleinen Wolke"
Hier liegt ein klarer Widerspruch vor zuerst wird gesagt, dass es eine heiße Mittagssonne ist und danach wird direkt gesagt, dass die Sonne die Intensität des Mittags "längst" (!) verloren hat. Hierdurch kann der Leser darauf schließen, dass es sich, um eine personale Erzählung aus Sicht des Protagonisten handelt. Dieser Protagonist scheint aber in irgendeiner Weise zu spinnen. Kurz um ist seine Erkenntnis eingeschränkt und die Aussagen, die er im ersten Abschnitt trifft, haben nicht viel mit der Wahrheit zu tun.

2. Zudem steht die Sonne mit ihrem Licht als klassisches Motiv für die wahre Erkenntnis (im Sinne der Aufklärung). Während sie zu Beginn noch hinter einer dicken Wolkenschicht verborgen ist, kommt sie am Ende, wo der Protagonist alleine ist, wieder hinter den Wolken hervor und lässt ihn "erhellen".

Das war ein kleiner Einblick hinter die Metaphern in meinem Werk. Ich hoffe, dass dir diese Zeilen ein wenig Licht ins Dunkeln bringe können und dich etwas mehr für, nicht unbedingt philosophische Texte, aber für abstrakte Texte sensibilisieren. Dennoch hat mir deine Antwort gezeigt, dass ich meine Metaphoriken und Gedankenspielchen noch deutlich stärker hervorheben muss.
LG Aurel

P.S. Wie kann man eigentlich immer Zitate in die Kommentare einfügen?

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Aurel,

ich habe mal versucht, den Inhalt deines Textes zu erfassen:

Ein gut gekleideter Mann bewegt sich unter Menschen, die zum Aufzug streben. Er ruft den Aufzug. Dort macht er Platz für die anderen, steht fest auf dem einmal gefundenen Platz, wird aber plötzlich unsicher, muss sich vergewissern, wie spät es ist. Seine Verunsicherung steigert sich, als die anderen aussteigen und er sich fragt, ob er auch hätte aussteigen müssen, bereut seinen Entschluss nicht ausgestiegen zu sein, ist erschreckt und zittert. Aber er überspielt seine Unsicherheit und steigt im Erdgeschoss aus.

Deinen Antworten auf die Kommentare entnehme ich, dass du deinen Text als metaphorischen verstanden wissen möchtest, also als ein Gleichnis oder eine Parabel. Damit müsste dein ‚Fahrstuhl’ ja auf etwas eigentlich Gemeintes verweisen. Der Fahrstuhl als Sinnbild für Situationen, in denen wir uns in Gesellschaft anderer befinden, uns an ihrem Verhalten orientieren, unsicher werden, wenn wir uns nicht so verhalten wie sie, aber mit der Zeit lernen, diese Unsicherheit zu überspielen, zu kaschieren.

So verstehe ich deine kleine Geschichte, aber so erklärt sie mir der Autor ja auch (nicht nur in deinem Kommentar) an ihrem Ende:

In all den Jahren hatte er sich gar die Kunst angeeignetK seine Unsicherheit zu kaschieren. Man hätte sagen können, dass er fast schon Talent darin besaß.

Lieber Aurel, ich finde, du hast eine gute Idee gehabt, sie aber – immer vorausgesetzt ich interpretiere deinen Text richtig - für mein Empfinden ein bisschen zu hastig umgesetzt. Ohne deine Erklärungen in deinem Kommentar erschließt sich mir nämlich vieles nicht. U.a. die Sache mit der Sonne:

Draußen war die heiße Mittagssonne hinter einer dicken Schicht aus Wolken verdeckt.

Die Sonne, welche die Intensität des Mittags bereits längst verloren hatte, verschwand nun hinter einer kleinen Wolke, die eine scheinbar absurde Form hatte.

Die Sonne war kurz davorK wieder hinter den Wolken hervorzukehren.

Auch die Sonne kam jetzt wieder hervor und die Strahlen krochen seine Schultern hoch, ehe sie ihn erhellten.

Dein Kommentar zur Widersprüchlichkeit der Aussagen:
Hier liegt ein klarer Widerspruch vor zuerst wird gesagt, dass es eine heiße Mittagssonne ist und danach wird direkt gesagt, dass die Sonne die Intensität des Mittags "längst" (!) verloren hat. Hierdurch kann der Leser darauf schließen, dass es sich, um eine personale Erzählung aus Sicht des Protagonisten handelt. Dieser Protagonist scheint aber in irgendeiner Weise zu spinnen. Kurz um ist seine Erkenntnis eingeschränkt und die Aussagen, die er im ersten Abschnitt trifft, haben nicht viel mit der Wahrheit zu tun.

Du verkaufst mir die Widersprüchlichkeit hier als gewollt. Nur teilt sich mir das beim Lesen in keiner Weise mit. Ich erkenne nicht, dass sich das im Bewusstsein des wirren Protagonisten so abspielt, sondern bekomme es in deinem Text als Tatsache vorgestellt. Das geht so mMn nicht.

Und auch die Bedeutung der Sonne

als klassisches Motiv für die wahre Erkenntnis
ist unbestritten. Aber was soll das hier in deinem Text? Wo ist der Zusammenhang?

Gerade, wenn es sich um einen metaphorischen Text handelt, muss man bei der Wahl der Wörter, der Sätze und der Bilder mMn sehr genau sein, die Bilder müssen in den Rahmen passen und ihre Aussage und ihren Stellenwert im Gesamtzusammenhang finden.

Wie schon gesagt, die Grundidee deiner Geschichte finde ich nachdenkenswert, aber bei der Ausführung bist du für mein Empfinden zu schnell gewesen, da ist einiges zu sehr mit der heißen Nadel gestrickt. Mir fehlt eine klare Linie der Ausführung der Idee und Eindeutigkeit bei der Wahl der einzelnen (wie du sagst: metaphorischen) Elemente. Das funktioniert nicht, wenn der Autor 'nachliefern' muss. Der Wert einer guten Parabel misst sich u.a. auch daran, dass der Leser die Bedeutung und Aussage ihrer Bilder ohne Hilfestellung des Autors erkennt.

Noch ein paar Kleingikeiten:

Der Fahrstuhl war aus Glas und es war möglichK ihn und die anderen von außen zu sehen.

Er versuchteK die Ruhe zu bewahren.

Doch es war bereits zu spät. Er blieb vollkommen verunsichert stehen und bemühte sich(,) um Halt.

In all den Jahren hatte er sich gar die Kunst angeeignetK seine Unsicherheit zu kaschieren.

Die Sonne war kurz davorK wieder hinter den Wolken hervorzukehren.

Als sich die Türen öffneten, war er fest entschlossenK aus der Tür zu treten.

Und noch etwas: Wenn ich richtig gezählt habe, so kommt das Wort ‚Fahrstuhl’ mindestens vierzehn mal in deinem kurzen Text vor. Du wirst mir möglicherweise sagen, dass du das als Stilmittel betrachtest. Aber dann würde ich doch fragen, was du damit bezweckst. Das teilt sich mir leider nicht mit. Ich als Leser weiß nach deinen Anfangssätzen sehr klar, dass sich dein Protagonist dort befindet, in diesem abgeschlossenen Raum, in dem er in der Masse aufgehoben, aber gleichzeitig ohne sie auch verunsichert ist. Ich finde, auch hier hast du es dir mit der Wortwiederholung sehr einfach gemacht.

Und nebenbei: Auch die Größe des Fahrstuhls scheint mir in deinem Text widersprüchlich.

Er machte Platz für die Masse und ging bis ans Ende des Fahrstuhls.

Da würde dieser kleine Fahrstuhl nun keinen mehr Unterschied machen können. … Der kleine Fahrstuhl schloss die Türen und setzte sich in Gang.
Bitte antworte mir jetzt nicht wieder, dass sei die subjektive und personale Sicht deines wirren Protagonisten. Was ich lese, sind Behauptungen (des Autors).

Fazit: Die Grundidee deiner Parabel ist gut, die Ausführung leider nicht immer sorgfältig und gut durchdacht.

Doch bei allem, lieber Aurel: Dies hier ist nur meine Meinung. Sie hat keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Und in diesem Sinne begrüße ich dich bei den Wortkriegern.

Liebe Grüße
barnhelm

 

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