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Der Fahrstuhl

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29.03.2002
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Der Fahrstuhl

Ich spüre meinen Herzschlag. Jeden einzelnen, pumpenden Schlag. Jeder Mililiter meines Blutes, wie er durch meine Adern und Venen rinnt. Jeder Atemzug scheint zu einem Adrenalinstoß zu werden. Ich schwanke zwischen einem Schwindelanfall und einem noch nie dagewesenen Gefühl eines Höhenfluges. Festen Schrittes nähere ich mich dem Eingangsbereich dieses monströs wirkendem Bürokomplexes. Mit dem Schritt durch die Tür realisiere ich, daß es kein Schritt zurück mehr gibt.
Die Fahrstuhltür öffnet sich mit einem leisen surren. Mit zittrigen Beinen betrete ich den, für meine Verhältnisse viel zu engen Raum. Es scheint mir als hätte ich einen Raum ohne Gegenwart betreten. Einen Raum in der meine Vergangenheit und meine Zukunft sich vermischen. Ich habe das Gefühl, als wäre ich das erste mal etwas Besonderes. Ich weiß, ich kann etwas bewegen, etwas entscheiden. Und doch hat dieser Moment etwas beklemmendes. Gedanken die ich ein Leben lang versuchte zu verdrängen holen mich ein. Die Bilder, Bilder die ich einfach nur vergessen wollte, nun sehe ich sie doch wieder vor meinem Auge. Was mache ich hier? Warum setze ich mich dem aus? Meine Zweifel kommen und gleichermaßen schnell verschwinden sie wieder. Oder verdränge ich sie etwa nur? So wie ich meine Erinnerungen stets verdrängte? Der Fahrstuhl fährt von einem Stockwerk ins nächste. Ich versuche mich zu sammeln. Versuche meine Gedanken zu sortieren. Doch es gelingt mir nicht. Noch heute spüre ich seine Hand auf meine Schulter. Auf meinen Po. Zwischen meinen Beinen. Bei jedem weiteren Mann in meinem Leben spürte ich den Schmerz, den Schmerz den er mir lehrte. Kein Geld der Welt tröstete mich nach diesem Schmerz. Keine Spritze konnte diesen Schmerz lindern. Und erst recht konnte kein Sozialarbeiter, kein Psychologe oder gar meine so unwissende und unscheinbare Mutter mir helfen. Niemand von ihnen konnte verstehen, daß keine Droge dieser Welt mehr Schaden anrichten kann, als die Hände meines Vaters es taten.
Es ist 20.32 Uhr und es werden immer weniger Menschen die mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoß fahren um sich auf ihren Heimweg zu machen. Ich spüre das die Zeit gekommen ist eine Entscheidung zu treffen. Minute zu Minute finde ich mehr Gefallen an meiner Entscheidung zu bleiben. Unendlich langsam öffnet sich die Tür des Fahrstuhls. Wie gebannt blicke ich auf das Bild was sich mir bietet. Ein großer Schritt, schon steht er mit mir in diesen engen Raum. Ein kurzer Blick, ein höfliches Nicken, die Betätigung des „E“-Knopfes und schon schließt sich die Tür. Ich bin allein mit ihm. Allein auf einen so engen Raum, so eng, daß ich jeden seiner Atemzüge zu spüren scheine.
Ein letzes Mal atme ich tief durch. Ich schließe meine Augen und beuge mich nach vorn. Mit meinen Händen ertaste ich den kleinen roten Schalter mit den großen, roten Buchstaben „STOP“. Ich weiß, ich muß nur noch meinen Zeigefinger zu bewegen und dann gibt es kein zurück mehr. Mit einer entschlossenen und kräftigen Bewegung schmeiße ich den Schalter um.
„Roommss!!“ Mit einem knarrenden und leicht quiekenden Geräusch bleibt der Fahrstuhl stehen. Nach einem kurzen Schreck dreht er sich zu mir um: „Verdammt! Was soll denn das? Setzen sie dieses verfluchte Ding wieder in Betrieb!“ Da steht er nun. Seine Anzugsjacke lässig über den Arm geworfen. Er hat Schweißränder unter den Achseln und die Knöpfe seines Hemdes spannen sich am Bauch. Mit seinen schweißnassen Händen rückt er sein Hemdkragen zurecht. Seine Ungeduld, seine aufkommende Wut, allmählich weichen sie einer gewissen Verwirrung. Ich spüre meine Gelegenheit und schaue ihm tief in die Augen. Meine Hand streicht über meinen Oberschenkel und mit der anderen fasse ich ihm in den Nacken. Langsam ziehe ich ihn näher an mich heran. Hauche ihm ins Ohr. Lasse meine Zunge an seinem Ohrläppchen kreisen und knöpfe hastig seine Hose auf. Ich spüre das ich ihn an der Leine habe. Seine Errektion scheint deutlich höher als seine Angst vor einem stehen gebliebenen Fahrstuhl zu sein. Ich überlasse ihn die Führung, lasse ihn seinen Männertraum ausleben. Ich spüre seine Hände. Zitternd schieben sie meinen Minirock hoch. Ein breites Grinsen legt sich über sein knallrotes, schwitzendes Gesicht als er bemerkt, daß ich keinen Slip trage. Seine Hose fällt zu Boden und Sekunden später spüre einen stark pressenden Druck zwischen meinen Beinen, er dringt in mich ein. Ekel steigt in mir auf. Ich muß immer wieder stark schlucken um meinen Brechreiz unter Kontrolle zu halten. Ich beobachte ihn. Wie besessen stößt er immer wieder zu und ich lasse ihn gewähren.
Nur wenige Sekunden später fängt er an zu jappsen. Mit einem unmenschlichen Gezucke und Gegrunze verabschiedet sich seine männliche Ausdauer von ihm. Erschöpft läßt er sich zurückfallen. Verschwitzt und noch immer stöhnend liegt er nun vor mir. Seine Hose bis zu den Knöcheln runter gelassen, mit freiem Blick auf seinen kleinen, erröteten Penis. Er knöpft sich sein Hemdkragen ein wenig weiter auf und schnappt nach Luft. Mit seinen immer noch zittrigen Händen fummelt er sich eine kleine silberne Dose aus seinem Jackett. Ich ziehe meinen Rock hinunter, und greife mit der rechten Hand in meine Handtasche. Wie eine Trophäe liegt er nun vor mir. Ich spüre ich habe ihn zur Strecke gebracht. Völlig wehrlos liegt er nun vor mir. Ich genieße diesen Moment, koste ihn aus, wie er vor mir liegt und sie mir aufschaut. Ich beuge mich hinunter zu ihm, ziehe meine Hand aus der Tasche und gebe ihm Feuer. Er grinst mich an. Sein Grinsen verrät mir seine Gedanken. Er glaubt noch immer er wäre der Jäger, derjenige der hier jemanden erlegt habe.
„Versteh’ mich nicht falsch, Baby, ich könnte wohl jetzt gleich noch mal!“ er nimmt einen langen Zug von der Zigarette, „Aber solltest Du nicht unbedingt mal morgen in meinem Büro vorbei kommen? Weißt Du, ich habe da so ein nettes kleines und kuscheliges Hinterzimmer....!?“. Sein peinliches Geschwätz unterstreicht nur die Größe seines Penis. „Hör’ zu! Ich wurde jahrelang von einem Schwein wie Du es bist sexuell mißbraucht....“ „Oh Nein! Baby - jetzt komm’ mir nicht mit der Psycho - Tour, OK?“ unterbricht er mich. „Halt Dein Maul und hör mir zu!!“ Er sichtlich geschockt von meinen Worten. Sein Gesichtsausdruck verdeutlichte mir nur, daß ein Mann mit runter gelassenen Hosen auf den Boden eines Fahrstuhls nicht unbedingt etwas mit der Entschlossenheit einer Frau etwas anfangen kann. „Jahrelang habe ich all das nur deswegen schweigend über mich ergehen lassen, weil ich meine kleine Schwester damit beschützen wollte! Ich dachte, daß wenn ich mich den Willen unseres Vaters ergebe bräuchte sie nie so zu leiden!!“ „Aber...- aber was habe ich denn mit Euren Familienscheiß zu tun? Was soll das werden?“ Er war sichtlich verwirrt und versuchte verzweifelt seine Kleidung zu ordnen. Ich hatte den Fahrstuhl mittlerweile weiterfahren lassen und konnte es nicht erwarten endlich wieder aus diese Enge zu kommen. „Du hast all meine erduldeten Schmerzen sinnlos erscheinen lassen! In dem Moment wo Du dreckiges Schwein Dich in Deinem Hinterzimmer an Deiner Praktikantin und meiner Schwester vergriffen hast!“ So sehr ich es auch versuchte meine Tränen zu unterdrücken, es gelang mir nicht. Ich wollte mir doch diesen Moment dieses Triumphes doch nicht durch Tränen verderben. Ich vermeide den Blickkontakt und wende mich ab. Ich kann es nicht erwarten endlich hier raus zukommen. Mit der geballten Faust schlage ich gegen die Tür und dann endlich öffnet sie sich! Ein letztes Mal drehe ich mich um, beuge mich zu ihm hinunter, ich genieße seinen ängstlichen und verwirrten Gesichtsausdruck und flüstere ihm drei Buchstaben ins Ohr: „ H.....I......V......!“

 

Oh mein Gott.....

Am Anfang verstand ich die Geschichte nicht so recht, aber dieser unerwartete Schluss hat alles aufgeklärt. Also ganz egal was die anderen sagen werden....

Ich find die Geschichte echt gut.

:thumbsup: shimmeringLight

 

Hallo.
Vielen Dank!Es freut mich, daß Ihnen die Geschichte gefallen hat.Sie ist sicherlich nicht jedermanns Sache,aber ich denke einigen wird sie aus der Seele sprechen.Für diese Menschen sollte sie sein.
Vielen Dank noch einmal und alles Gute.
the Reaper

 

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