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Der erste März 2015

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06.08.2015
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Der erste März 2015

Starke Böen peitschten mir die Wassertropfen um die Ohren, während ich Schritt um Schritt durch die abendliche Dunkelheit spazierte, auf dem Weg zur nächsten Haltestelle, um mit dem Bus nach Hause zu fahren. Meine Sinne waren betäubt von wilden Gitarrenriffs, die aus den Ohrstöpseln in meine Ohren drangen.

Erst als ich wenige Meter vor mir, im Licht der Straßenbeleuchtung, etwas Großes am Boden liegen sah, erwachte ich aus meiner musikalischen Trance. Die Lampe, die diese Stelle beleuchtete, flackerte – in unregelmäßigen Abständen ging sie aus und wieder an. Auch der anhaltende Regen verbesserte die Sicht nicht, so dass ich einige Momente mit zusammengekniffenen Augen auf die Stelle starren musste bis ich erkannte, dass es sich um einen Menschen handelte, der dort auf dem nassen Gehweg lag.

Entsetzt rupfte ich mir die Kopfhörer aus den Ohren, verstaute sie ungeschickt in meiner Hosentasche und beschleunigte meine Schritte, bis ich den nackten Körper einer jungen Frau vor meinen Füßen fand. Ihre Haut war fast weiß, die Zähne klapperten unaufhörlich und schwere Atemstöße pressten sich durch ihre blau angelaufenen Lippen. Ich war froh dass sie noch atmete, doch bei der Kälte war es wohl nur eine Frage der Zeit wie lange noch. Ich riss mir meinen dicken Wollmantel vom Leib, wofür ich mit einer nassen Böe belohnt wurde, die mich frösteln ließ, und warf ihn über den zitterten Körper der jungen Frau. Hilfesuchend schaute ich mich um, doch außer mir und der kläglichen Gestalt am Boden, war niemand zu sehen. Nach einigen Versuchen sie anzusprechen kramte ich unbeholfen in meiner Hosentasche bis ich mein Handy zu fassen bekam – ein Wisch über das Display und die Tastensperre löste sich, sofort begann ich mit der Notrufwahl.
Beinahe rutschte mir mein Telefon aus der Hand, als die nackte Frau sich plötzlich schwungvoll aufrichtete. Überrascht und verwundert starrte ich sie an. Ihr Gesicht war schmal, in der Mitte thronte eine zierliche Nase und lange, schwarze Haare umrahmten es. Aus weit geöffneten Augen, die in einem kalten Stahlblau erstrahlten, starrte sie zurück. Wieder fröstelte es mich, doch diesmal war es nicht das Wetter, sondern der Anblick – ihr Blick – er war unheimlich, ließ mich schaudern, ohne dass ich in der Lage war zu erklären warum.

„Wie ist Ihr Name?“, fragte ich, doch ohne Reaktion. Auch nach mehrmaligem Wiederholen erhielt ich keine Antwort. Sie blickte mich nur stur an – zitternd und die Zähne ständig geräuschvoll aufeinander knallend. Stand sie unter Schock? Was war ihr wohl passiert? Womöglich ein Überfall?
Ich wand mich wieder meinem Handy zu, ohne Zweifel war der Notruf nötig. Gerade als ich die Nummer wieder eingegeben hatte und den grünen Anruf-Butten betätigen wollte, griff die zierliche Hand der Frau nach dem Gerät. Einen Augenblick verharrten wir so – ich, das Telefon in der einen Hand haltend, den Daumen für die finale Bewegung abgespreizt und sie, ihre Hand um die obere Hälfte des Handys geschlossen. Plötzlich riss sie ihren Arm nach oben und damit auch das Telefon, das daraufhin in einem hohen Bogen durch die Luft segelte und dann mit einem schrecklich lauten Scheppern auf der Straße aufkam. Trotz der spärlichen Beleuchtung erkannte ich wie einzelne Teile in verschiedene Richtungen flogen. Ich war wie gelähmt. Das kam so überraschend, ich wusste gar nicht wie ich darauf reagieren sollte, geschweige denn was ich überhaupt darüber denken sollte. Mir war in dem Moment klar, dass ich in jeder anderen Situation vor Zorn an die Decke gegangen wäre, doch zu diesem Zeitpunkt wurde ich einfach nicht wütend. Stattdessen schaute ich zurück zu der Frau, die wieder da saß als wäre nichts gewesen. Sie zitterte, die blassen Lippen bebten und der kalte Blick schien mich zu durchbohren.

Durch ihre ruckartige Bewegung war der Mantel soweit verrutscht, dass der Blick auf eine Brust freigelegt wurde. Obwohl sie sichtlich fror, machte sie keinerlei Anstalten den Mantel wieder zurechtzurücken. Auch schien sie keinen Scham über ihre Blöße zu empfinden – tatsächlich schien es als würde diese Frau rein gar nichts fühlen.

Während wir uns gegenübersaßen, merkte ich wie sich die kalte Nässe langsam einen Weg durch meine Kleidung bahnte. Es war unheimlich ruhig, kein Mensch kam in Sicht, kein Auto fuhr vorbei. Nur das laute Klackern ihrer Zähne bahnte sich einen Weg durch die tröpfelnde Geräuschkulisse des Regens. Zusammen bildete es den schaurigen Soundtrack dieser Nacht, wobei das verkrampfte Gebiss den Takt vorgab und das gelegentliche Rauschen des Windes passende Nuancen einspielte. Die flackernde Lampe surrte dabei unheimlich und klickte, fast wie gewollt, im Rhythmus der Zähne.
Ich ertappte mich, wie ich, gebannt von den wenigen Klängen, in eine starre Untätigkeit gefallen war. Mit einem Ruck stellte ich mich auf, um dieser ein Ende zu bereiten. Zu meiner Überraschung erhob sich auch die blasse Frau, wodurch mein Mantel ihr nun gänzlich vom Leib rutschte und in die Pfütze fiel, die sich zu ihren Füßen gebildet hatte – sie stand da als wäre nichts: zitternd und nackt. Wieder das unheimliche Gefühl, dass etwas nicht stimmte – also abgesehen von der ohnehin merkwürdigen Situation. Der Anblick dieser Frau rührte etwas tief in meinem Unterbewusstsein, ließ meine Alarmglocken läuten, die mir unaufhörlich versuchten klar zu machen, dass etwas hier nicht real sein konnte, es einfach nicht stimmen konnte – nur sagte es mir nicht, was das war.

Ich hob den Mantel auf, von dem daraufhin Wasser in langen Fäden zu Boden floss. Ungerührt von dem pitschnassen Stück Stoff in meinen Armen begab ich mich auf die Fahrbahn um die Überreste meines Handys zusammenzukratzen. Ich hob das Gerät auf, von dem die Plastik-Ecken und –Kanten abgesplittert waren, der Rest aber weiterhin zusammenhielt. Ein Blick auf das Display raubte mir jede Hoffnung darauf, dieses Telefon noch benutzen zu können, weder jetzt für den Notruf, noch irgendwann für irgendetwas anderes: es war total zersplittert. Am oberen Rand blinkte eine rote Diode, die mich darüber informierte, dass ich eine neue Nachricht oder einen verpassten Anruf hatte. Das Resultat erahnend drückte ich auf den Knopf, der das Gerät normalerweise aus dem Standby-Modus holte. Kurz erstrahlte der Bildschirm in grellem, diffusem Licht, durch welches die Risse Klüfte der Finsternis zogen. Es erklang ein ungesundes Surren und dann erlosch jegliche Beleuchtung – sowohl das Display, als auch die kleine Diode. Geblendet durch das plötzliche Licht, brauchten meine Augen einige Augenblicke bis sie sich wieder an die schlechten Sichtverhältnisse gewöhnt hatten.

Ich verstaute die Überreste meines Handys in der Hosentasche und drehte mich um. Ein Schreck durchfuhr mich, als die nackte Frau direkt vor mir stand. Der Wollmantel fiel wieder zu Boden und als ich ihn wieder aufhob dämmerte es mir. Mein Blick auf die kleinen Wasserfälle gebannt, richtete ich mich auf. Ich schaute zu der Frau und wieder auf den Mantel: das war was nicht stimmte! Meine Augen weiteten sich und Verwunderung und Verwirrung durchzuckten meinen Geist, gespickt mit Sorge und Angst. Wie konnte das sein? Wie sollte ich reagieren? Das konnte nicht sein! Träume ich?

Um mich rum erklang der Soundtrack dieser Nacht.

Mein Augen nun gebannt auf die Frau gerichtet. Prüfend tastete sie mit meinen Blicken ab: von oben bis unten. Ich achtete nicht auf die Nacktheit, ihren gutgeformten Körper – der Blick schweifte über die bebenden Lippen, die Zähne die kräftig aufeinanderschlugen – klack, klack – über die Nasenspitze, über die Stirn zum Haaransatz und über die Haare wieder hinab zu den Spitzen. Wie war das möglich? Das konnte nicht sein! Ich schaute hinauf und der Regen schlug mir mit dicken Tropfen ins Gesicht.

Gepackt von einem Impuls ließ ich den Mantel zu Boden fallen und setzte meine Beine in Bewegung. Ich rannte als sei der Teufel selbst hinter mir her – was ich angesichts der Situation auch nicht ausschloss. Ohne Ziel und Verstand lief ich einfach die Straße entlang, vorbei an der Frau, an dem etwas und immer weiter in die nächtliche Finsternis. Ich traute mich nicht zurückzublicken. Besorgt dort in die kalten, blauen Augen zu starren, die klackernden Zähne zu sehen.

Der Klang saß noch in meinem Ohr, ich hörte das Lied dieser Nacht: den Regen, den Wind, das elektrische Surren der Lampe und das klackernde Gebiss. Im Takt setzte ich einen Fuß vor den anderen. Ich weiß nicht wie lange! Erst als meine Lunge mich brennend dazu zwang, stoppte ich meine Flucht. Noch immer erklang der Soundtrack, doch merkte ich schnell, dass nun ich der Taktgeber war – denn nun schlugen meine Zähne ständig aufeinander. Ich war vollkommen durchnässt und durchgefroren, wobei das Brennen in Lunge und Waden einen merkwürdigen Kontrast zur sonstigen Kälte in meinem Körper darstellte. Voller Wasser klebten meine Klamotten an meiner Haut. Ich holte tief Luft, wagte jetzt auch einen Blick zurück, doch sah ich nichts als eine Straße die, von einzelnen Lampen begleitet, einen Weg durch die Nacht bildete.

Während meine Lunge mit tiefen, schweren Atemzügen versuchte sich zu füllen, ließ ich meinen Blick umher schweifen. Es war keine Menschenseele zu sehen. Um mich herum sah ich lediglich einige dunkle Wohnhäuser, einzelne leuchtende Straßenlaternen sowie zwei, drei parkende Autos. Spärlich gesät aber trotzdem vorhanden waren Grünflächen und Bäume. Ich kannte diesen Teil der Stadt nicht, was dafür sprach was ich schon vermutete: ich war weit gelaufen.

Aus Gewohnheit griff ich in die Hosentasche, zog mein Handy hervor und drückte noch während der Bewegung auf den Power-Knopf. Als dann mein Blick auf das zerstörte Telefon fiel, schelte ich mich selbst in Gedanken und der bislang vermisste Ärger stieg in mir auf. Ich wurde wütend, auf die junge Frau und darüber, dass meine Hilfsbereitschaft so vergolten wurde. Der Gedanke an dieses Wesen brachte auch die Furcht zurück. Egal was das war, sicher kein normaler Mensch! Etwas merkwürdiges, irreales war es. Ängstlich rief ich mir den Anblick wieder ins Gedächtnis: die schlanken Beine, schmale Hüfte, hübsche Taille und eine einladende Brust schossen mir zuerst vor das innere Auge. Dann stellte ich mir das Gesicht, die Augen, Nase, Lippen und ihre Haare vor. Der Körper wirkte vollkommen normal, menschlich und durchaus attraktiv, mit einem Haken: während die Welt um uns herum unter den Wassermassen zu versinken schien, die vom Himmel fielen, blieb er vollkommen trocken. Ihre Haare wogen sich in den Böen, wie feine Seide und ihre Haut war matt, anstatt von einem feuchten Wasserfilm überzogen zu sein. Nirgends sammelte sich Flüssigkeit, um dann in Tropfen herabzufallen – es war, als stände die Frau auf einer sonnenbeschienen Wiese, anstatt auf einer verregneten Straße.

Wie konnte das sein? – Meine Nackenhaare stellten sich auf – Was konnte das sein? Wie war das möglich?

Ich schüttelte den Kopf, bemüht damit die Gedanken los zu werden. Was auch immer das war, ich war entkommen und werde einfach so tun als wäre das ganze nie passiert! Ich war bis auf die Knochen durchgefroren und wollte nur noch nach Hause, mich in mein Bett legen und diesen Abend ins Reich des Vergessens schicken. Also setzte ich mich langsam in Bewegung und bewegte mich mit einem mulmigen Gefühl in die Richtung aus der ich eben geflohen war.

Zu meinem Glück fand ich nach nur kurzer Zeit eine Bushaltestelle und ein Gefühl der Vertrautheit überkam mich. Ich ließ meinen Blick erneut durch die Umgebung streifen. Ich war mir ganz sicher, dass ich mich in einem Teil der Stadt befand, den ich nicht kannte und doch breitete sich dieses Gefühl in mir aus, als wüsste ich wo ich war. Untersuchend betrachtete ich die Haltestelle, warf einen Blick auf den Fahrplan und blieb wie versteinert stehen. Wie war das möglich?

Es war die Haltestelle zu der ich vor einer gefühlten Ewigkeit unterwegs war. Kurz bevor ich diese erreicht hatte, stieß ich auf die Frau – auf das surreale Wesen im Körper einer Frau! Sie lag nur wenige Meter von diesem Ort entfernt. Was war das nur für ein Abend? Vollkommen verwirrt fanden Zweifel Einzug in meine Gedanken. Hatte ich mir das nur eingebildet? Bin ich vielleicht in einem Traum? Sitze ich möglicherweise schon im Bus und bin eingeschlafen? Entgeistert und irritiert ließ ich mich auf die überdachte Haltestellenbank fallen. Plötzlich erklangen laute Gitarrenklänge aus meiner Tasche – vor Schreck zuckte ich zusammen, griff dann aber rasch hinein und zog mein Handy raus. Während ich das tat wunderte ich mich darüber, dass die Handvoll Elektroschrott noch klingeln konnte. In blinder Hoffnung drückte ich, dort wo sich früher die Markierung zum Anruf-Annehmen befand, auf das noch immer schwarze Display. Tatsächlich verstummte mein Klingelton. Unsicher hob ich das Handy ans Ohr. „Hallo?“, fragte ich.

„Tu das nicht!“, erklang der zierliche Klang einer weiblichen Stimme. Es war nur ein Flüstern, die Worte wirkten fast gehaucht und ließen mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Trotzdem erwiderte ich: „Was soll ich nicht tun? Wer spricht da?“ Als Antwort folgte nur dasselbe Flüstern, dann ein plötzliches Geräusch aus dem Lautsprecher. Nicht irgendeines, ein ziemlich markantes! Etwas dass mich heute Nacht schon einmal begleitet hatte: das Klackern von kräftig aufeinander schlagenden Zähnen. Erschrocken riss ich das Telefon vom Ohr und starrte entsetzt auf das Display, von dem mich nun die kalten Augen der jungen Frau anstarrten und ihre blauen Lippen formten die Worte: „Tu das nicht!“

Entsetzt warf ich das Handy mit großer Kraft auf die Fahrbahn, wo es knackend und klackernd liegen blieb. Mein Herz schlug schneller und ich hatte das Gefühl, es spränge mir gleich aus der Brust. Ich fing an, an mir selbst zu zweifeln. War mir sicher, dass ich verrückt werden würde. Was war mit mir los? Ich hielt mir die Hände vor die geschlossenen Augen und schüttelte den Kopf. Das konnte doch nicht wahr sein!

So saß ich eine Weile da, bemüht mich selbst zu beruhigen. Ich atmete tief ein und flüsterte mir zu, dass alles nur Einbildung war, doch war ich zu sehr von dem Gegenteil überzeugt um mich davon überzeugen zu lassen. Dennoch schlug mein Herz bald wieder normaler und ich stand auf. Meine Hände zitterten und ich hatte das Gefühl als seien meine Beine aus Gummi.

Wackligen Schrittes lief ich auf die Straße, wollte mein Handy holen, mich von meinen Lügen überzeugen. Ich griff nach den Überresten, sah kurz die rote Diode leuchten, hörte ein Quietschen und vernahm das widerliche Stinken verbrannten Gummis.

Ich öffnete meine Augen, sah jedoch nur grelles Licht. Hörte etwas, wie Stimmen, dann ein Knacken und alles wurde schwarz. In diesem finsteren Nichts erblickte ich SIE und langsam schüttelte sie den Kopf. ihre Augen waren nun nicht mehr kalt und leer, sie schauten warm und mitleidig auf mich herab. „Es tut mir Leid!“ flüsterten ihre Lippen, die nun in kräftigem Rot erstrahlten. Ich versuchte zu antworten, doch brachte ich kein Wort hervor. Dann streckte sie mir ihre Hand hin, die ich gerne annahm. Und dann verschwand alles: Sie, ich und das Nichts.

 
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Ein "Hallo" an das LAK und ein herzliches Willkommen von einem Wortkrieger-Frischling an den anderen!

Zu Deiner Kurzgeschichte: Zweifelsohne weißt Du Dich auszudrücken und auch schreiben kannst Du, wie ich finde! Doch bedauerlicherweise konnte Deine Geschichte mich nicht in ihren Bann ziehen und ließ mich ziemlich kalt. Und das lag an Deiner Sprache. Du hast die Ich-Perspektive gewählt und erzählst mir die Geschichte aus der Sicht des Protagonisten. Diesen stelle ich mir als jungen Mann, so um die 18 Jahre alt, vor. Und in der Sprache eines jungen Mannes müsste demnach auch die Geschichte geschrieben sein, doch erzählt der Protagonist mir die Geschichte mit den Worten eines Edelmannes aus dem 19. Jahrhundert ;) Spaß beiseite! Für die Art von Geschichte ist die Ausdrucksweise zu sehr geschwollen, wodurch ich nicht in die Lage versetzt werde, das Geschehen durch die Augen des Prot. zu erleben - und habe dadurch zu allem eine sehr große Distanz. So ging es zumindest mir. Deshalb wäre es meiner Meinung nach wichtig, den Stil anzupassen, um auch die Spannung transportieren zu können.

Auch habe ich doch einige Kommata vermisst, aber da ich leider eher zu denen gehöre, die gerne mal das ein oder andere Komma zu viel setzen, bleib ich lieber jetzt still und rate Dir nur, vielleich auch nochmal unter dem Aspekt Deine Geschichte Korrektur zu lesen.

Ich hoffe, das Feedback war hilfreich und ... keep on writing! ;)

Der Fred

 

Grüße!

Zweifelsohne weißt Du Dich auszudrücken und auch schreiben kannst Du, wie ich finde!
das nehme ich mal dankbar als Kompliment an! :)

Du hast die Ich-Perspektive gewählt [...] doch erzählt der [...] mir die [...] mit den Worten eines Edelmannes aus dem 19. Jahrhundert

Dieses Kommentar ist auffallend zutreffen! Ich experimentiere derzeit mit der Ich-Perspektive und Geschichten in der "Moderne" und dabei habe ich diesen von dir erwähnten, eigentlich schlichten und logischen Fakt einfach nicht bedacht.

Mir selbst gefällt das Schreiben wie ein "Edelmann aus dem 19. Jahrhundert" ;) und lese so etwas auch gerne aber natürlich hast du Recht, dass es die Immersion stören kann. Danke für die Anmerkung, ich werde demnächst diese Geschichte umschreiben und hier reinstellen, wobei ich auch neugierig bin wie andere die "19. Jahrhundert"-Version aufnehmen, daher werde ich die obige Version drin stehen lassen und die "moderne" hier als Antwort posten, ich hoffe du nimmst dir die Zeit, das neue Werk ebenfalls zu lesen!

Zu den Kommata: ewig-leidiges Thema, hatte auch eine Zeit wo ich zu viele gesetzt habe und jetzt fehlen öfter mal wieder ein paar.. - ich geb mein bestes und pack' noch einige rein!

Besten Gruß
Das LAK

 

Ich habe die Geschichte nun umgeschrieben und hoffe mit dem Schreibstil nun mehr zum lesen und Feedback abgeben, bewegen zu können!

Ich freue mich auf Kommentare und gerne auch konstruktive Kritik!

Beste Grüße
Das LAK

 

Hallo,

Starke Böen peitschten mir die Wassertropfen um die Ohren, während ich Schritt um Schritt durch die abendliche Dunkelheit spazierte, auf dem Weg zur nächsten Haltestelle, um mit dem Bus nach Hause zu fahren.

Ich finde das keinen glücklichen Beginn. Es wird immer wieder gern gesagt, eine Geschichte nie mit dem Wetter beginnen zu lassen - nun gut, ganz dogmatisch muss man das nicht sehen, aber der Ratschlag ist an und für sich nicht schlecht. Eine Horror-Geschichte mit starken Böen und peitschendem Regen beginnen zu lassen, ist nicht wirklich kreativ.

Mich stören aber noch mehr Dinge an dem Satz: das Verb "spazieren" finde ich hier unpassend. Würde man nicht eher hetzen oder rennen? Spazieren klingt so nach Freizeitbeschäftigung. Auch das letzte Anhängsel "... um mit dem Bus nach Hause zu fahren". Das braucht es nicht. Wenn er eine Haltestelle aufsucht, ist klar warum. Und dass er nach Hause fahren will, spielt für deine Geschichte keine Rolle.

Der erste Satz ist wichtig, um den Leser zu fesseln und die Geschichte interessant zu machen. Da musst du noch dran arbeiten, finde ich.

Meine Sinne waren betäubt von wilden Gitarrenriffs, die aus den Ohrstöpseln in meine Ohren drangen.

Auch das ist umständlich formuliert: "aus den Ohrstöpseln in meine Ohren drangen". So würde doch kein Mensch reden oder denken. Von wo sollen sie sonst kommen, wohin sollen sie sonst gehen? Reicht es nicht einfach, zu sagen, dass er Musik hört?

Und: spielt das überhaupt eine Rolle?

Die Lampe, die diese Stelle beleuchtete, flackerte – in unregelmäßigen Abständen ging sie aus und wieder an.

Tut mir leid, wenn ich mich jetzt an jedem Satz abarbeite, aber auch hier: "in unregelmäßigen Abständen an uns aus gehen" ist doch genau die Definition von "flackern", oder? Also warum schreibst du das nochmal hin? Es zieht den Text in die Länge, solche Anhängsel lenken vom Wesentlichen ab, es klingt auch nicht gut. Auch "... die diese Stelle beleuchtete ..." - ich finde das umständlich. Besser vielleicht: "Die Lampe über ihr flackerte", oder so.

Ich war froh dass sie noch atmete, doch bei der Kälte war es wohl nur eine Frage der Zeit wie lange noch.

Hier fehlen Kommas nach "froh" und "Zeit".

und warf ihn über den zitterten Körper der jungen Frau.

zitternden / zittrigen

ein Wisch über das Display und die Tastensperre löste sich, sofort begann ich mit der Notrufwahl.

Hier bin ich auch hängengeblieben. "wählte ich den Notruf" fände ich hier passender, aber gut, er wird wohl in der Aktion, die nur wenige Sekunden dauert, unterbrochen.

Beinahe rutschte mir mein Telefon aus der Hand, als die nackte Frau sich plötzlich schwungvoll aufrichtete.

Das "schwungvoll" macht den Satz kaputt, finde ich. Generell vorsichtig sein mit Adjektiven, eher sparsam einsetzen.

Ihr Gesicht war schmal, in der Mitte thronte eine zierliche Nase und lange, schwarze Haare umrahmten es. Aus weit geöffneten Augen, die in einem kalten Stahlblau erstrahlten, starrte sie zurück.

Ich finde, dir fehlt noch ein bisschen das Gespür für das Tempo. Zuvor richtet sich die Frau auf, was für einen spannenden Moment sorgt und Tempo in die Geschichte bringt - doch anstatt das jetzt zu forcieren, nimmst du es mit einer überflüssigen Beschreibung des Gesichts und der Augen wieder raus. Warum? Zum einen peitscht der Wind, es regnet, die Lampe flackert - sieht er da all die Details? Dann auch auf die Formulierung achten: "thronen" ist doch ein ziemlich starkes Verb, passt das zu einer "zierlichen" Nase?

Ich wand mich wieder meinem Handy zu, ohne Zweifel war der Notruf nötig. Gerade als ich die Nummer wieder eingegeben hatte und den grünen Anruf-Butten betätigen wollte

Du musst dich wirklich auf das Wesentliche konzentrieren. Der Text ist unheimlich zäh. Solche Sätze lenken nur ab, grüner Anruf-Button (nicht "Anruf-Butten"), warum erwähnst du das extra?

Sie zitterte, die blassen Lippen bebten und der kalte Blick schien mich zu durchbohren.

Durch ihre ruckartige Bewegung war der Mantel soweit verrutscht, dass der Blick auf eine Brust freigelegt wurde. Obwohl sie sichtlich fror, machte sie keinerlei Anstalten den Mantel wieder zurechtzurücken. Auch schien sie keinen Scham über ihre Blöße zu empfinden – tatsächlich schien es als würde diese Frau rein gar nichts fühlen.


Diese ganzen "schien"s sind stilistisch nicht gut. Es wird auch gern mit "anscheinend" verwechselt - ja, ich weiß, ist alles kleinkariert, aber auf so Dinge musst du achten, wenn du gut schreiben willst. Das ist Handwerk. Wortwiederholungen sind fast immer nicht gut, außer vielleicht, sie werden als Stilmittel eingesetzt.

Nur das laute Klackern ihrer Zähne bahnte sich einen Weg durch die tröpfelnde Geräuschkulisse des Regens.

Das wird mir alles viel zu oft erwähnt - zähl mal, wie oft du den Regen oder die klappernden Zähne erwähnst. Ich glaube, den Text könnte man locker um die Hälfte kürzen, ohne den Informationsgehalt zu verlieren.

Mein Augen nun gebannt auf die Frau gerichtet. Prüfend tastete sie mit meinen Blicken ab: von oben bis unten.

"Meine Augen"
In beiden Sätzen fehlt außerdem ein Wort.

Der Klang saß noch in meinem Ohr, ich hörte das Lied dieser Nacht: den Regen, den Wind, das elektrische Surren der Lampe und das klackernde Gebiss.

Ja, hier wieder. Ich rate dir, das radikal zu kürzen.

Ok - also du schreibst, du willst mit verschiedenen Stilen experimentieren und sehen, wie das ankommt. Wie du merkst, hat das hier bei mir nicht funktioniert. Ich denke, deine Absicht war, die Stimmung der Szene einzufangen, aber dafür reicht es nicht, dieselben Dinge immer wieder zu erwähnen. Auch solltest du schauen, welche Information der Leser braucht, und welche überflüssig ist. Lieber etwas knapper schreiben, das macht es meist besser. Natürlich gelten diese Regeln nicht für alle Autoren, je versierter du wirst, desto eher kannst du vielleicht auch mal davon abweichen. Aber für noch nicht so erfahrene Autoren sind das in der Regel erstmal gute Ratschläge. Ebenso rate ich dir, in einer Sprache zu schreiben, in der du dich wohler fühlst - der "Edelmann" wirkt aufgesetzt bei dir.

Inhaltlich finde ich den Text auch sehr knapp. Es passiert zu wenig für die Länge, und als Leser bleibt man doch ziemlich ratlos zurück. Der Schluss wirkt ein wenig so, als sei dir nichts eingefallen, und du die Geschichte trotzdem zum Ende bringen wolltest. Ich bin da nicht schlau draus geworden.

Ich hoffe du bleibst am Ball, lass dich nicht entmutigen, auch wenn das jetzt keine positive Kritik war - aber für ehrliches Feedback hast du dich ja hier angemeldet.

Grüsse,
Schwups

 

Hallo LAK,

ich finde auch, dass die Geschichte sehr viele ziemlich detaillierte Beschreibungen und Wiederholungen und zu wenig Handlung hat. Am Anfang war ich noch gespannt, was passieren wird, wurde aber sehr schnell ungeduldig und gegen Ende sogar etwas enttäuscht. Man könnte diese Geschichte in 10-15 Sätzen erzählen.

Aber ich bin sicher, dass man daraus eine richtig gute und spannende Geschichte machen kann. Zum Beispiel, für Spannung und Tempo würde ich eher in kurzen Sätzen schreiben und nicht so sehr ins Detail gehen bei den Beschreibungen. Und vielleicht das Ende noch etwas überdenken.

Viel Glück! :)

 

Hallo Schwups und Backereikatze,

vielen Dank für eure ehrlichen Meinungen und Schwups danke ich besonders für die sehr ausführliche Beschreibung der "Missstände" !

und Backereikatze:

Am Anfang war ich noch gespannt
das beruhigt mich ungemein, dann war ja nicht alles schlecht!

Leider bin ich zeitlich immoment sehr ausgelastet, weshalb ich leider auch nicht die Zeit habe für eine ausführliche Antwort um alle angemerkten Störfaktoren zu kommentieren aber seid sicher ich habe alle gelesen und werde die Geschichte entsprechend überarbeiten (wofür mir derzeit leider auch die Zeit fehlt). Ich würde mich freuen, wenn ihr - sobald die neue Version das Licht des Forums erblickt - euch erneut die Mühe macht mir eure Meinung zu geigen! :)

Beste Grüße und bis dahin!
Das LAK

 

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