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Der Erleuchtete

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10.06.2004
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Der Erleuchtete

Da rannte einer mit einem schneidersitzenden Buddha in der Hand durch die Einkaufszone, der hatte ganz vergessen, sich die Hose noch über den Arsch zu ziehen, so aufgeregt war er.

Wild gestikulierend versuchte er bei einem Elektronikhändler seinen Bronzebuddha gegen ein brandneues Handy einzutauschen. Angeekelt und verständnislos schob man ihn mit einer Preisliste vor den baren Händen mit nur für einige Umstehende leicht geheuchelter Freundlichkeit vor die Tür.

Zehn Minuten später stand er im Büro eines Erwachsenenbildungsinstituts, keuchend vor Hast, die Hose bis zu den Knöcheln gerutscht. Umständlich und allzu hastig stieß er sein Anliegen vor, einen Intensivkurs belegen zu wollen, wobei als Bezahlung die Figur dienen sollte, welche er just in diesem Moment als Abdeckung für das Teil an ihm benutzte, das jeder Mann instinktiv zuerst bedecken würde, wenn die Hose rutscht. Schreiend schlug sich die Angestellte die Hände seitlich an den Kopf- nicht vor den Kopf - und starrte fassungslos auf seinen nach vorn abstehenden Big Buddha.

Wenig später wurde der mittlerweile immer verzweifelnder werdende Mann mit glasigen Augen, offenbar der störenden Hose völlig entledigt, in einem CD Laden gesehen, wo er den Angestellten wie in Panik anherrschte, ihm die neuesten Sommerhits zu zeigen, den schweigenden Buddha wild um sich wirbelnd.
Doch auch hier nur Kreischen der Kunden, Fassungslosigkeit und ein Griff zum Telefon von Seiten des Angestellten.

Er rannte weiter, durch Passagen und Kaufhäuser, immer auf der Suche nach Neuem, nach Verständnis. Immer gehetzt und abgewiesen. So wurde er aus einem Modegeschäft herauskomplimentiert, wieder auf den spärlich bekleideten Buddha deutend, sich nicht mehr die Mühe machend, seinen mittlerweile gar nicht mehr bekleideten Körper zu bedecken.

Als dann nach einiger Zeit die Polizei anrückte, verschwand er vorbei an teils belustigten, teils schimpfenden Leuten, vorbei an Müttern, die ihren Kleinen die Augen zuhielten, geradewegs zu auf einen Park. Man hatte ihn fast am Hals ergriffen, als er mit einem kräftigen Wurf sich des Buddhas entledigte. In einem hohen Bogen flog er durch die Luft und alle Beteilgten starrten ihm nach, wie er in der Luft rotierte, bis er mit einem lauten Platsch in einem schönen, halb mit Seerosen bedeckten Tümpel landete.

Was dann mit dem Nackten passierte, ist unklar. Der Buddha jedenfalls lag auf dem Grund dieses Tümpels und wurde ab und zu von vorbeischwimmenden Fischen abgeerntet, wenn sich wieder genug Algen an ihn geheftet hatten.

 

Hallo oktoberman

Interessant und gut zu lesen deine kleine Geschichte. Der schnelle und lakonische Stil hat mir gut gefallen.

Nur zwei Stellen würde ich an deiner Stelle vielleicht nochmal überarbeiten:
Der Satz:

Angeekelt und verständnislos schob man ihn mit einer Preisliste vor den baren Händen mit nur für einige Umstehende leicht geheuchelter Freundlichkeit vor die Tür
stellt sich wirklich lesetechnisch ziemlich quer. Versuch den mal aufzusplitten oder etwas abzuspecken.

Bei:

geradewegs zu auf einen Park
hätte ich geschrieben: "geradewegs hinein in einen Park", aber das ist Geschmackssache ;)

Ansonsten fehlt mit für eine Interpretation momentan die Muße, auch wenn ich glaube, dass da durchaus mehr in deinem Text steckt. Ich warte mal auf ein paar andere Kommentare.

mfg Hagen

 

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