Was ist neu

Der endlose Blick

Mitglied
Beitritt
15.03.2003
Beiträge
32
Zuletzt bearbeitet:

Der endlose Blick

Ich weiss nicht wie lange ich schon da saß und die wilden, sich windenden Ströme von Wasser, die sich an den vier Wänden meines Zimmers ergossen, beobachtete. Doch plötzlich wurde mir klar, dass ich nicht einen einzigen Gedanken geführt hatte, was eigentlich meinem strengen Vorhaben, dem unaufhörlichen Treiben des kühlen Nass ein Ende zu bereiten, nicht annähernd nutzte.
Ich saß nur da, auf meiner dunkelbraunen Kunstledercouch und richtete meinen Blick auf einen Punkt hinter der Zimmerwand, hinter der Straße, der Stadt, weiter als zu den vielen Schafen Australiens. Nein, er führte noch viel weiter. Wohin, weiss ich nicht, doch ich stelle mir vor, dass genau an dem Ort, an dem dieser, von zwei strahlenden, leicht ermüdeten Augen ausgehender Blick, ein Ende fand, alles besser wäre, alles einfacher wäre. Ein mystischer Ort, mit unvorstellbaren Dingen und Geschehnissen, nicht wert ihn sich vorzustellen, da es keine Möglichkeit dazu gibt, ihm mit einer einfachen Fantasie, wie unserer, ein Bild zu verleihen.
Trotzdem wünschte ich, und tue es noch immer, ich wäre an diesem Ort und legte mich demnach vertraut in die Arme meiner Vorstellungskraft, unwissend was mich dort erwarten würde.
Wenn Sand pure Fantasie wäre, wäre ich eine Wüste und der Wasserfall wäre mein einziger, gefährlichster Feind.

 

Hi Flobo!
Die Geschichte gefällt mir, obwohl es nicht so ganz eine Kurzgeschichte ist (meiner Meinung nach). Der Titel hat mich neugierig gemacht und ich wurde nicht enttäuscht!

Noch ein paar Details:

Ich weiss nicht , wie lange ich schon da sass und die wilden, sich windenenden Ströme von Wasser, die sich an den vier Wänden meines Zimmers ergossen, beobachtete.
Diesen Satz verstehe ich nicht so ganz. Was sind diese Ströme - oder - wo das Zimmer?

Wenn Sand pure Fantasie wäre, wäre ich eine Wüste und der Wasserfall wäre mein einzigster, gefährlichster Feind.
Schöner Satz, gefällt mir. Aber ich glaube, es gibt keinen Superlativ von einzig? Demnach würde es "mein einziger Feind" heissen.

Doch das sind, wie gesagt, nur Details. Die Geschichte ansonsten ist für mich gut abgerundet, das Wegzoomen des Blickes gefällt mir auch sehr gut.

Alles Gute,
Marana

 

Hi Marana!

Freut mich, dass dir meine "Kurzgeschichte" gefallen hat.
Zu deiner ersten Frage: Wo das Zimmer ist, spielt keine Rolle. Die Ströme an der Wand, symbolisieren das Unvorstellbare, was der Ich-Erzähler vergeblich versucht sich vorzustellen. Denn was man sich nicht vorstellen kann, kann ich auch nicht beschreiben. Die Wände dienen als eine Art Leinwand.
Ich weiss aich nicht genau ob es ein Superlativ von EINZIG gibt. Ich bin mal davon ausgegangen, weil es sich nicht falsch anhört für mich :D

Gruß,
FLOBO

 

Hi Flobo!
Ja, die Ströme kann ich mir jetzt gut "vorstellen" :) Für mich stellen sie aber fast noch ein bisschen mehr dar als nur das Unvorstellbare - etwa das sich immer wieder erneuernde Leben.
Einzig kann man wirklich nicht steigern:
einzig - einziger - am einzigsten.
Ein Mensch (z.B.) kann ja nicht mehr als einzig sein - weniger als er selber geht ja nicht.

Liebe Grüsse,
Marana

 

Hallo Flobo,

eine schöne, surreal wirkende Geschichte, doch welche philosophische Aussage schwebt Dir vor? (Bin immer vorsicht, einfach zu schreiben. `He, das ist doch nicht philosophisch´ - vielleicht habe ich`s ja bloß nicht erkannt).
Marana hat recht mit der Kritik an „einzigster“.
„einen einzigen Gedanken geführt hatte“ - geführt?
„nicht wirklich nutzte“ - warum „wirklich“, es hat doch absolut nichts genutzt und hätte auch nicht unwirklich nützlich sein können.

Tschüß... Woltochinon

 

Hi Woltochinon!

Ich erkläre dir kurz, warum die Geschichte für mich philosophisch ist. Auf die Idee kam ich, als ich mir über fremde Welten und außerirdische Wesen den Kopf zerbrach. Mir kam dann der Gedanke, dass diese Welten vielleicht wirklich "unvorstellbar" sins, d.h. es gibt Formen und Farben die wir nicht kennen können. Und es ist völlig egal wie lange du über eine nicht bekannte Farbe nachdenkst, denn du schaffst es nicht sie dir vorzustellen. Der Ich-Erzähler hat die Nase voll von der bekannten Welt, in der er lebt. Er steht morgens auf und kann sich über nichts Neues mehr freuen. Deswegen versucht er sich in eine völlig neue, unvorstellbare Welt hineinzudenken.
Ich denke schon dass das ein philosophischer Gedanke ist, oder?

Gruß,
FLOBO

 

Hallo Flobo,

danke für Deine Erklärung. Ich denke, dieser Gedanke bietet den Ansatz zur philosophischen Betrachtung. Philosophie fragt nach den Konsequenzen, die sich aus solchen Vorstellungen (Hypothesen) ergeben können. Das Problem des `erkennen könnens´ ist auch ein irdisches Problem, kann natürlich gut in einer Art SF- Setting gut dargestellt werden (Philo und SF verbinde ich auch gerne). Vielleicht kannst Du Deine Absicht noch deutlicher herausstellen.
Ich finde es immer wieder interessant, dass außerirdische SF- Gestalten meistens wie ein Patchwork bekannter (Tier-) Formen aussehen.

Tschüß... Woltochinon

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom