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Der ekelhafte Frei
Der ekelhafte Frei
„Gib mir das Mädchen“, forderte Hans-Jakob Frei und lachte niederträchtig. Er besaß das südliche Landgut, welches ein riesiges Anwesen war. „Hab ich einen Erben mit ihr gezeugt, sind deine Schulden vergessen, Eckbert!“
Frei wirkte wie ein Wildschwein: Ein fetter Bauch, ein wabbelndes Doppelkinn, seine zu lang geratenen Schneidezähne - ließen sogar einen Eber vermuten. Nachdem er gelacht hatte, zog er mit einem riesigen Zug den Schleim in seiner Nase hoch, holte sein weißes Taschentuch hervor und spuckte die Ausscheidung hinein. Vorführend nahm er es von seinem Gesicht, und hielt es so, dass Eckbert zu Pommern es sehen musste.
Die Schulden von Eckbert waren durchaus erheblich. Und hätte Eckbert zu Pommern auch noch das Grundrecht für das Land am Weiher verloren, so wäre das der endgültige Ruin für seinen Gutshof gewesen.
***
„Ihr Vater lässt Sie ins Arbeitszimmer rufen“, sagte das Dienstmädchen leise.
„Ja“, antwortete Eva freundlich. Sie erhob sich von ihrem Stuhl, stellte sich kurz vor ihren Spiegel, machte sich zurecht und ging. Eva war siebzehn Jahre alt. Sie klopfte an die Tür ihres Vaters. „Herein“, rief dieser. Eva betrat das Arbeitszimmer, blickte kurz zu Frei und grüßte, wie es der Anstand gebührte.
„Hans-Jakob Frei“, rülpste der Eber, bevor Eckbert zu Pommern ein Wort sagen konnte. Der Wildschweineber war höchst entzückt, auch ein wenig erregt.
„Herr Frei lädt dich für die nächste Woche auf sein Gut ein. Also mache hier alles soweit fertig, du fährst in drei Tagen mit der Kutsche – Johann wird dich bringen.“
Eva schwieg. Ein Schauer von Ekel überfiel sie. Eigentlich wollte Frei gerade wieder in sein einstmals weißes Taschentuch rotzen, als nicht der Anstand, sondern vielmehr die Erregung, ihn nur zweimal kurz und leise hochziehen ließ. Danach strich er sich die borstigen Haare zurück und sagte:
„Auf Wiedersehen Eva!“
Er legte erneut zwar vermindert aber dennoch hörbar sein abstoßendes Lachen auf.
Am Tag der Abreise betrat Eva zu Pommern ein letztes Mal ihr edles Gemach. Sie betrachtete noch einmal ihren Stuhl, auf welchem sie unzählige Deckchen gestickt hatte.
Nachdem man sich hinreichend verabschiedet hatte, nahm Johann die Peitsche und versetzte das Pferd in einen leichten Trab. An der Pforte des Gutshofes kamen zwei Bewaffnete Reiter hinzu, welche die Reise begleiten sollten.
***
Das weitere Geschehen ist schnell zusammengefasst:
Die kleine Reisegruppe wurde von einer Räuberhorde überfallen. Angeführt wurde sie von einem jungen Räuber namens Ostwälder.
Wie das Schicksal spielte, töteten die Räuber die beiden Wachen. Nur der Kutscher Johann konnte fliehen. Die beiden Wachen blieben mit aufgeschlitzten Leibern liegen.
Das Schicksal spielte weiter. Eva verliebte sich während der Entführung in Ostwälder.Frei reagierte mit Zorn und bezahlte viel, um die Räuber fassen zu lassen und um Eva in seine Gewalt zu bekommen. Schließlich hatte Frei alle Räuber auch Ostwälder gefasst.
***
Da standen sie - gefesselt nebeneinander.
Frei betrat das Gelände. „Hab ich euch also gefasst!“
Er holte einen kleinen Flachmann aus seiner Innentasche hervor und nahm einen Schluck Branntwein. Einer der Söldner gab ihm eine Keule, zugleich waren mehr als zwanzig Musketen auf die gefesselten Räuber gerichtet.
Die Keule war ein Familienerbstück, welches Frei auf nachhaltiges Drängen von seinem Vater schon zu Lebzeiten geerbt hatte.
Früher hatte die Keule vielleicht edlen Rittern genutzt, einen Gegner vom Pferd zu schlagen.
„Seht nur her!“, sagte er zu Gefangenen und grunzte dabei. Er spukte auf den sandigen Boden und schritt langsam voran.
Als er hinter dem ersten Räuber stand, verhielt er sich so, als ob er zum Schlage ausholen wollte, dann grunzte er nur und ging zum nächsten Gefangenen.
Dem Ersten sah man die Panik noch an. Er wäre fast zu Boden gefallen, da stand das Schwein schon bei seinem Nachbarn.
Beim diesem Räuber wiederholte der Eber die Prozedur.
Der Dritte fühlte sich fast sicher, als das Wildschwein hinter ihm stand. Der Eber schien das zu spüren, doch erst beim Vierten schlug er, mit dem Schrei eines Betrunkenen und mit voller Wucht, auf den Schädel. Es folgte ein kurzer dumpfer Knall, als die Schädeldecke brach und das Gehirn platzte.
Todesangst bildete sich in Form von Bleichheit in den Gesichtern ab. Der Siebte unter ihnen hatte lange zottelige Haare. Als das Wildschwein bei ihm stand rief er: „ Rasiert ihn – oder soll ich meine Keule verschmutzen!“ Die Söldner schnitten ihm die Haare. Frei erschlug den Achten und den Neunten – dann trat er wieder vor die Räuber.
„Seht ihr, so kann es gehen“, grunzte er. Als keiner der Söldner reagierte, grunzte Frei weiter, bis sich alle Söldner an dem zynischen Gegrunze beteiligten.
„Die Anderen lasst gehen“, grunzte Frei, „ aber nur bis zum Ost-Wald. Dort hängt ihr sie an den Strick!“
***
Eva zu Pommern ging es besser, das Fieber war zurückgegangen. Frei hatte ihr ein Gemach eingerichtet. In diesem Gemach gab es sogar ein Regal mit Büchern. Weit unten im Regal hatte Eva den Simplicissimus gefunden.
Keine Frage - man wollte nicht, dass er gesehen wird. Eva zu Pommern war froh, dass sie lebte, denn bei den Räubern hätte sie eine solche Krankheit nicht überlebt. Sie dachte an den Anführer der Räuber, der sich selbst Herrmann Ostwälder nannte. Dachte, an die schönen männlichen Gesichtszüge, die das Gesicht dieses Mannes formten.
Es klopfte an der Zimmertür. „Darf ich zu dir rein“, fragte Hans Jacob Frei, der inzwischen gebadet hatte.
„Ja, bitte“, antwortete Eva zu Pommern.
Hans Jacob Frei, betrat nüchtern, gebadet und mit einem sauberen Anzug das Gemach der Eva zu Pommern. In der Hand, hielt er ein silbernes Tablett, auf dem ein glänzender grüner Apfel lag.
„Eva, den hab ich für dich gepflückt, damit du wieder gesund wirst!“
Eva dankte, nahm den Apfel und biss zärtlich ein Stück davon ab.
Da grunzte der Wildschweineber, und verschlang mit zwei Bissen, den ganzen Rest vom Apfel.
Ich weiß nicht, ob er den Ostwälder in ihr gerochen hat. Jedenfalls zog er sie nun an den Haaren, stellte sie an die Fensterbank, riss ihr das Kleid von hinten auf, öffnete seine Hose und saß auf. Nur ein paar mal grunzte das Schwein, holte dann tief Luft, und ließ die Luft ab.
Eva weinte nur stumm. Da stieg er ab, öffnete das Fenster und schrie sie an: „So nun fort, du Hure!“ Da fiel sie in den Mist und lief fort.