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Der dunkle Traum
Wieder dieser Fluss, diesmal schien sein grünlicher Glanz die Sonne noch stärker widerzuspiegeln als das Mal zuvor. Ich verstand nicht weshalb sie das tat. Kaum hatte ich sie mit Hilfe ihres Freundes befreit war sie schon wieder in ihren schwimmenden Käfig zurückgeklettert und ruderte wie in Trance auf das breite Nass hinaus. Beide waren mir aus irgendeiner gängigen Fernsehserie bekannt, ich konnte aber nicht genauer deuten, aus welcher sie entflohen waren. Ihr Freund und ich schauten uns an und sprangen hinterher, um sie an weiterem Rausrudern zu hindern. Sie hatte schon zuviel Weg zurückgelegt und war in die Falle ihrer Peinigern geraten. Das Boot hatte sich weit draußen unter der Wasseroberfläche in einem Haken verfangen, der an ein am Grund des Flusses befestigtes dehnbares Seil gebunden war. Sie kam nicht voran und nicht zurück.
Die schwimmenden Schatten waren schon näher herangekommen als wir ihr Gefährt erreicht hatten. Es bot sich keine Möglichkeit das Mädchen ungesehen in Sicherheit zu bringen, es waren schon zu viele und einige hatten wendige Wassergefährte zur Verfügung, mit denen sie uns sofort eingeholt und allesamt gefasst hätten. Wir mussten sie also irgendwie ans Festland bekommen. Ich tauchte unter den Käfig zu dem Haken und band ein Tau an das Metallstück. Wir schwammen schnellstens ans Ufer und zogen kräftig an dem Seilwerk. Das Boot wich zögerlich von seinem Platz auf dem Wasser in unsere Richtung und kam Meter für Meter näher. Die Schattenhorde war verwundert stehen geblieben und betrachtete die grundlos fortgleitende Beute. Das Seil setzte immer mehr Widerstand gegen unser Ziehen und erwiderte bald soviel Gegenkraft, dass wir es kaum noch zu halten vermochten. Wir sahen uns gezwungen zu handeln und beschlossen eiligst das Seil mitsamt dem begehrten, fleischernen Stück loszulassen. Und das taten wir auch. Das kleine Boot beschleunigte atemberaubend - Kurs auf die dunkle Meute der Feinde. Wir sprangen in die grünen Fluten, bereit alles auszufechten, obwohl es nun immer aussichtsloser erschien.
Das Geschoss schien einige Boote in seine Einzelteile zerlegt zu haben, da wir unter Wasser die Geräusche berstenden Holzes vernehmen konnten. Plötzlich tauchte eine Person vor meinen Augen auf. Es war sie. Ich hatte sie unter Wasser gefunden. Instinktiv griff ich nach ihrer Hand und zog sie an mich heran. Kaum hatte ich mich umgedreht riss etwas an meinem linken Bein. Mein Körper wand sich gewaltvoll aus dem Griff des schwarzen Individuums, dessen Augen mir durch das grünlich, neblige Liquid einen hässlichen Blick zukommen ließen. Ich war wieder frei und konnte den Rückweg antreten. Das Mädchen in meinem Arm hatte sich nicht bewegt und schaute mich weiterhin ausdruckslos an. Sie ähnelte einer aufgequollenen Wasserleiche. Ich erreichte die sichere Trockenheit und zog die Befreite auf einen steinigen Vorsprung. Das Wasser plätscherte leicht um ihren von Stofffetzen bedeckten Körper, als wolle es sie beruhigend in den Schlaf wiegen. Doch wo war ihr Freund? Auf dem wüsten Wasserspiegel entdeckte ich einige Körper und hölzerne Gegenstände im Wasser. Ich sorgte mich und durfte, meine Sorge verstärkend bemerken, dass das Mädchen langsam von mir weg kroch. Sie hatte ihren nichts sagenden Blick beibehalten und mir fiel erstmalig auf, dass sie nicht zu Blinzeln schien und ihre Augenfarbe einem trüben undefinierbaren, weißen Fleck gewichen war. Sie kroch wieder ins Wasser – wieder ihren Peinigern entgegen. Ich glaube man hatte ihr etwas gegeben, was sie so handeln ließ. Ich hatte beide verloren.