Der Duft des Sommers
Der Duft des Sommers
Sie fuhren nun schon seit einer Stunde. Obwohl es erst 09:00 Uhr vormittags war, zeigte das Thermometer schon 28°C an. Zum Glück lieferte ihnen der Fahrtwind etwas Abkühlung. Er kramte ein Taschentuch aus seiner Hose und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sie fragte sich, wie er es bloß in der Mittagshitze aushalten würde. Der Motor des Autos summte gleichmäßig vor sich hin, fast schon einschläfernd.
„Weißt du, manchmal würde ich gerne einfach wegfahren; sich einfach ins Auto setzen und sehen, wohin es einen führt.“
Sie erschrak etwas bei seinen Worten, denn sie hatten bestimmt seit einer halben Stunde nicht mehr miteinander gesprochen.
„Wieso willst du das machen?“ fragte sie und zündete sich eine Zigarette an.
„Zünde mir auch eine an!“
Sie gab ihm die brennende Zigarette und er inhalierte tief, bevor er weiter sprach.Fast so wie jemand, der noch einen tiefen Schluck aus seinem Whisky Glas nimmt, bevor er etwas Unangenehmes sagen will.
„Ich weiß nicht genau. Ich merke einfach, dass ich hier nicht hin gehöre. Außerdem gibt es nichts, was mich hier hält.“
Sie spürte einen kleinen Stich im Herzen.
„Was bedeutet Glück für dich? Was macht dich glücklich? Bist du glücklich?“ fragte er sie.
Sie musste kurz nachdenken, bevor sie antwortete.
„Ja, ich bin eigentlich glücklich. Ich meine, ich habe Freunde und Familie, ich bin gesund und im Grunde genommen zufrieden mit meinem Leben. Das alles macht mich glücklich, also bin ich glücklich. Und du?“
„Nein, ich würde mich nicht als einen glücklichen Menschen bezeichnen. Ich habe so viele Fragen, aber ich weiß nicht wer sie mir beantworten kann. Manchmal denke ich, dass mein Kopf explodiert. Worin liegt der Sinn in alldem was wir tun und was wir sind? Wo finde ich den Sinn? Mein Ziel ist es mein absolutes Glück zu finden. Leider hat man vergessen es auf der Landkarte zu kennzeichnen.“
Er schmunzelte leicht, doch kurz darauf nahm sein Gesicht erneut seine nichtssagenden Züge an.
„Ich meine, es kann doch nicht der Sinn sein geboren zu werden, sein ganzes Leben lang zu arbeiten und dann zu sterben!“ fuhr er fort.
„Nein, bestimmt nicht,“ antwortete sie. Ihr fehlten die Worte, wie öfters in seiner Gegenwart.
Er bog rechts ab und vor ihnen erstreckte sich eine Allee, die kein Ende zu haben schien. Man konnte bis ans Ende der Welt fahren. Sie musste plötzlich an irgendwelche Urlaubspostkarten denken, so malerisch und unberührt sah die Natur um ihnen herum aus. Die Luft roch wunderbar. Das war etwas, was sie besonders am Sommer liebte. Der Duft des Sommers. Sie lächelte, weil sich das nach einem ziemlich kitschigen Romantitel anhörte.
„Das wird mein letzter Sommer hier sein.“
Er sagte das mit einer Entschlossenheit, die ihr nicht erlaubte es zu wagen ihn umzustimmen, wenn das überhaupt möglich war. Sie glaubte nicht, dass ihm bewusst war, wie sehr sie ihn vermissen wird. Vielleicht war es auch besser so.