Der Drink umsonst
Neulich abends in der Schwanenbar:
Die Schwanenbar ist eine ganz besondere Bar bei uns. Dort darf man erst ab 18 rein.
Schummeriges Licht, alles in rot. Wahrscheinlich, damit man sich draußen besser zurecht findet, wenn man wieder ins Dunkle kommt. Ist ja bei den U-Booten auch so. Feucht fröhlich, wie auf einem U-Boot geht es dort auch zu. Man bekommt gut zu trinken und manchmal auch ein bisschen mehr. Wie mein Nachbar, neulich, in der Schwanenbar.
Er stand neben mir am Tresen. War nicht mehr ganz allein; hatte schon seine ganze Gefolgschaft hinter sich. Die Bedienung arbeitet dort „oben ohne“. Deshalb heißt es wahrscheinlich auch Schwanenbar, weil die Hälse der Bedienungen so lang aussehen. Aber ganz nett. Alles junge Dinger, jedenfalls in dem Licht. Und teilweise schöne, große Möpse, die dich da angucken und wenn sie einschenken vor dir hin und her wackeln, wie zwei große Glocken. Manche sind auch kleiner, dafür wackeln sie dann nicht so. Manche sind hell, mit großen runden dunklen Knöpfen, manche gebräunt.
Ich stellte mir vor, wie diese Glocken wohl klingen würden. Die einen machen sicherlich nur „ping ping“, die anderen haben einen vollen Ton: boooong, boooong. Ich kann dir sagen, man achtet eigentlich nur auf die Glocken, kaum auf die dazugehörigen Gesichter. Schon interessant.
Plötzlich kam da so ein gesprenkeltes Paar an. Schöne, feste Dinger. Eine besonders gute Hand voll. Wie Sommersprossen waren lauter kleine Punkte auf diesen Glocken verteilt. Irgendwie gaben sie diesen Glocken den richtigen Pfiff. Es war richtig verlockend die Dinger zum klingen zu bringen.
Wahrscheinlich hatte ich schon einen starren Blick, als mein Nachbar sagte:
Sagen sie mal, kann ich hier auch Auto fahren spielen?
Ich war ein wenig überrascht, na ja der Alkohol.
Der nette, rotschopfige Kopf dazu sagte nur spitz: Von mir aus!
Ja richtig, da war ja auch noch ein Gesicht zu der Hand voll Glocken.
Was der Kerl jetzt wohl vorhat, schoß es mir durch den Kopf, als er schon mit seinem Spiel begann: Ohne lange nachzudenken nahm er beide Hände, die rechte und die linke Hand umfaßte mit einem plötzlichem Ruck die eine und die andere schöne Glocke dieser Dame. Im gleichem Atemzug drückte er erst die linke dann die rechte Glocke pulsierend und rief dabei im lauten Ton: tuuuuut tuuuut und bruuummmmm bruuummmmm.
Mein Gesicht verzog sich gerade zu einer grinsenden fast prustenden Grimasse, als auch schon der Inhalt eines vollen Glases sich zwischen den Augen meines Nachbarn ergossen. Genauso schnell war auch der Barkeeper da und beförderte meinen Nachbarn mit Schwung nach draußen.
Etwas peinlich pikiert versuchte ich nicht laut loszulachen, zahlte und ging. War mal wieder ein herrlicher Abend, wie aus dem Leben gegriffen.
Draußen stand mein Thekennachbar, etwas nass und grinste: Wieder mal ein paar Drinks umsonst gehabt und dazu noch dieses geile Gefühl....