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Der Doppelgänger

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21.03.2021
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Anmerkungen zum Text

"Hausaufgabe": Maximal 2500 Wörter, Schauplatz Deutschland zwischen 1920 - 2020, Inhalt muss eine Kopie, ein Duplikat oder eine Fälschung enthalten und es muss mindestens eine historische Figur vorkommen.

Der Doppelgänger

Berlin, März 1945
Wilhelmstraße 77

Die schwere Stahltür schließt sich geräuschlos wie von unsichtbarer Hand, nachdem der Leibarzt das Büro verlassen hat. Wieder allein, nur er und Blondi.
Dort, wo die Nadel seine Haut durchstoßen hat, knapp unter der Armbeuge, juckt es ein wenig. Doch das Eukodal wirkt und spült wie immer Wellen der Euphorie durch seinen Körper. Über das stumpfe Grau der Wände wandert mit einem Mal ein heller Schimmer, die Farben des Gemäldes an der Wand leuchten plötzlich satt. Selbst Blondis Fell, wie sie da so hechelnd in ihrem Korb liegt, erscheint ihm nach der Spritze ein wenig glänzender.
Diese Droge ist etwas Wunderbares. Besser als Kokain. Warum hat er sie nicht bereits viel früher probiert? Wäre er doch bloß vor Jahren schon drauf gewesen, vermutlich hätte er Stalingrad gewonnen. Die Gedanken schlagartig so klar, so leicht.
Doktor Morell ist ein verdammtes Genie, das steht mal fest. Und alle, die bei den täglichen Stippvisiten des Arztes hinter seinem Rücken ihre Mienen verziehen, sollten sich besser in Acht nehmen. Als ob er das nicht mitkriegen würde, wenn sie ihm dieser Tage mit ihren Sauertopfgesichtern hinterherschauten. Generell herrscht hier in letzter Zeit eine viel zu negative Stimmung, man sollte ...
Der Tischfernsprecher klingelt.
Er nimmt ab. »Jawohl?«
»Heil Hitler!«, schreit es am anderen Ende der Leitung.
»Ja klar, wer denn sonst?«, antwortet er genervt.
»Ähm … ja. Ich habe die wissenschaftliche Abteilung am Apparat, mein Führer«, sagt Rochus Misch, der Bunkertelefonist.
»Stellen sie durch«, schnarrt Adolf. Es klickt zweimal in der Leitung. Hitler streicht sich den Scheitel zurecht, während er wartet. Das Eukodal schärft weiterhin seine Sinne. Die Augen verengen sich zu Schlitzen. Ist das etwa ein Fettfleck, dort auf seinem überlebensgroßen Selbstporträt? Wenn der dicke Bormann hier wieder alles mit seinen Wurstfingern angegrabbelt hat …
Jemand atmet am anderen Hörer, die Kabelung steht: »Dr. Abderhalden hier, mein Führer. Die ›Forschungsgruppe Zwo-Eins‹ würde Ihnen gerne auf der Krankenstation eine Präsentation bereiten.«
»Ich liebe Präsentationen!«
»… Ich weiß, mein Führer.«
»Bin sofort da.«
»Heil Hitler!«
»Sie sagen es.« Adolf legt auf und umrundet den massiven Eichenschreibtisch. Für einen kurzen Moment begutachtet er den Fleck auf seinem Konterfei aus der Nähe. Tatsächlich, fettige Fingerabdrücke. Na, das würde ein Nachspiel für den dicken Martin haben.
Er verlässt sein Büro und nickt Fräulein Junge zu, die bei seinem Erscheinen das Tippen auf der Schreibmaschine einstellt. Bei seiner Kopfbewegung senkt sie devot den Blick.
»Ich wohne einer Präsentation auf der Krankenstation bei und möchte nicht gestört werden.«
»Jawohl, mein Führer … soll ich Ihnen etwas zu trinken bringen lassen?«
Hitler hält inne, überlegt. »Hm … haben wir noch diese Limonade da? Die Gelbe, Sie wissen schon ...«
Erneut senken sich Traudl Junges Lider. »Ich weiß. Jawohl, mein Führer.«
»Ein Glas davon wäre in der Tat fantastisch.« Hitlers Mundwinkel kräuseln sich.

Das Lächeln ist verschwunden. Die Bunkergänge deprimieren ihn. Grau in Grau, so weit das Auge reicht. »Memorandum an mich selbst«, denkt er auf seinem Weg durch die Anlage, »vielleicht können wir die Farben neu gestalten. Ein kräftiges Braun, das wäre was. Und in regelmäßigen Abständen eine schöne Hakenkreuzflagge. Das würde auch die Stimmung auflockern, dann liefen hier weniger Regengesichter umher.«
Jedes Mal, wenn sein Weg den von Lakaien kreuzt, bleiben diese stehen, reißen den Arm hoch und brüllen ihn an. Er ignoriert sie nahezu, hebt im Vorbeigehen bloß noch knapp die Hand. Der Doktor hat ihm dazu geraten, ansonsten drohe in Bälde ein Tennisarm. Wie gesagt, guter Mann, dieser Morell.

Auf der Krankenstation erwarten ihn die anderen Weißkittel. Ein halbes Dutzend steht da im Halbkreis, sie umringen ein von einem weißen Laken verhülltes Objekt, in etwa mannshoch.
Sechs Arme fliegen in die Höhe, sechs Kehlen schmettern: »Heil Hitler!«
»Ja ja, ich weiß. Also dann, meine Herren, schießen Sie mal los.«
Dr. Abderhalden tritt vor. Er leckt sich die Lippen, in seinen Augen liegt ein erregter Glanz. »Mein Führer, unseren Spionen ist es gelungen, dem Feind eine neuartige Technologie zu stehlen. Wir haben es ...«
»Welchem Feind?«
»Wie bitte?« Der Doktor wirkt irritiert.
»Na, welchem Feind haben Sie es gestohlen? Wir haben so viele, fast die ganze Welt ist gegen uns.«
»… Dem Amerikaner, mein Führer.«
»Ah … dem. Gut. Machen Sie weiter.«
»Jawohl.« Abderhalden tritt an das verhüllte Objekt heran, legt seine Hand auf den blütenweißen Stoff. »Wir haben es unter größten Bemühungen vollbracht, ein exaktes Duplikat von Ihnen anzufertigen. Ich präsentiere …«, seine Finger greifen in das Laken und ziehen es schwungvoll zur Seite. »Den ›Hitler 1000‹!«
Der Führer versucht sich die Überraschung nicht anmerken zu lassen.
Dort steht er selbst. Eine Replik seines Seins, mit offenen Augen und starrer Miene, gekleidet in eben die gleiche Uniform, die er gerade trägt: feldgraue zweireihige Jacke und schwarze Hosen. Wie eine Wachsfigur verharrt der Doppelgänger da, bewegt sich keinen Millimeter.
»Unglaublich«, murmelt Hitler und tritt näher an sein Duplikat heran. Ganz nah beugt sich der Führer ihm entgegen, schaut ihm in die Augen und berührt sachte sein Gesicht. Es fühlt sich beinahe menschlich an, bloß die Wärme der Haut scheint zu fehlen. »Ausgezeichnet, Herr Doktor«, sagt er zu niemand Bestimmten. Die Ärzte atmen kollektiv aus, die in der Luft mäandernde Anspannung verfliegt.
»Danke, mein Führer«, sagt Abderhalden und nimmt einen flachen Kasten von der Größe eines Kleinempfängers von einem Beistelltisch, die Oberfläche des metallenen Geräts ist übersät von Knöpfen, Kippschaltern und Schiebereglern. »Möchten Sie sehen, was er alles kann?«
Hitler runzelt die Stirn und tritt an die Seite des Arztes. »Wie meinen Sie das?«
»Oh … er kann noch viel mehr, als nur unbewegt dazustehen.«
Hitlers Augen weiten sich. »Das ist ja wunderbar, zeigen Sie her!«
Der Doktor nickt, zieht eine silberne Antenne aus der Fernsteuerung und drückt auf einen Knopf. Mit einem Blinzeln erwacht der Doppelgänger zum Leben. Seine kalten Augen schauen umher, noch immer steht er still.
»Gespenstisch«, murmelt der echte Hitler.
Abderhalden betätigt weitere Schalter und Knöpfe. Der ›Hitler 1000‹ bewegt sich. Der Doktor lässt ihn einmal im Kreis marschieren, schließlich kommt die Kopie vor der Gruppe wieder zum Stehen. Auf den Gesichtern der Ärzte erscheinen selbstzufriedene Züge.
»Die Technologie des Feindes ermöglicht es uns, vergangene Tonbandaufnahmen von Ihnen in das Duplikat einzuspeisen und als dann durch seine eigenen Stimmbänder wiederzugeben«, referiert Abderhalden und legt einen Hebel um.
Der ›Hitler 1000‹ öffnet den Mund: »Wollt ihr den totalen Krieg?«, fragt er, mit originalgetreuer Stimme.
»Ja!«, ruft der echte Hitler verzückt und klatscht vor Begeisterung in die Hände. »Noch mal!«
Der Doktor drückt einen Knopf.
»Niemand fragt den Gewinner, ob er recht hat«, ertönt es aus dem Mund des Doppelgängers.
»So ist es!« Hitler ist völlig aus dem Häuschen, wie elektrisiert tigert er vor seinem Duplikat umher. »Noch einen!«
Die Türen der Krankenstation öffnen sich und Hitlers Geliebte, Eva Braun tritt ein, in der Hand ein schlankes Glas voll Flüssigkeit, mit dem Reichsadler darauf.
»Sehr intelligente Menschen sollten sich eine primitive und dumme Frau nehmen«, sagt der ›Hitler 1000‹.
»Schluss damit!«, zischt Adolf Dr. Abderhalden an. Der Doktor fummelt an dem Gerät herum.
»Was machst du da, mein Wolf?«, fragt Eva.
»Nichts, ›Tschapperl‹«, antwortet er ein wenig zu schnell und stößt den Arzt mit dem Ellenbogen an.
»Wenn man eine große Lüge erzählt und sie oft genug wiederholt, dann werden die Leute sie am Ende glauben«, schnarrt es aus dem ›Hitler 1000‹.
»Es reicht!«, brüllt Adolf. Das Gesicht des Arztes ist so weiß wie sein Kittel, nervös drückt er auf Knöpfe und betätigt Hebel. Der Doppelgänger blinzelt und schließt den Mund.
Hitlers Scheitel ist verrutscht, eine schwarze, fettige Strähne hängt ihm ins Gesicht. Mit bösem Blick stiert er Dr. Abderhalden an, doch als Eva sich nähert, weicht seine Aufmerksamkeit.
»Was ist das denn?«, fragt die Brünette interessiert und umrundet die Gruppe von Männern. Als sie den Doppelgänger erblickt, verliert sie kurz die Fassung und verschüttet ein wenig gelbe Limonade. »Aber … d-das bist ja … du«, stammelt sie.
»Das ist bloß eine Kopie,›Tschapperl‹. Es gibt nur einen wahren Adolf Hitler.« Er richtet sich den Scheitel und wendet sich wieder Abderhalden zu: »Na schön Doktor, er kann also laufen und sprechen. Was kann er noch?«
»Ähm … nun ...«, krächzt der Doktor und räuspert sich. Langsam kommt das Rot auf seine Wangen zurück. »So einiges. Wir können zum Beispiel Teile seiner äußeren Erscheinung ändern.«
Hitlers Augenbrauen heben sich. »Demonstrieren Sie das!«, befiehlt er.
Die Hände des Arztes huschen über das Steuerungsgerät. Auf einen Schlag färben sich Haare und Oberlippenbart des Doppelgängers strohblond, das Blau seiner Augen strahlt noch ein klein wenig heller.
»Na da schau’ her!«, sagt Eva Braun begeistert.
»Weg damit!«, ruft Hitler und fuchtelt mit der Hand vor dem Gesicht des Doppelgängers. »Wie sieht denn das aus? Das ist ja furchtbar!« Der Doktor kippt Schalter und drückt Knöpfe.
»Also ich finde, du siehst fesch aus, mein Wolf«, sagt Eva und lächelt versonnen ins Gesicht des blonden Hitlers.
»Weswegen bist du nochmal hier, ›Tschapperl‹?«, fragt Adolf sie und es dauert einen Moment, bis sich die Aufmerksamkeit seiner Geliebten vom Antlitz des Doppelgängers löst und sie sich stattdessen dem Original zuwendet.
»… Ah, ja. Also erstens, hier ist deine Limonade.« Sie hält ihm das Glas mit der trüben, aus Apfelsaft und Molke gefertigten Flüssigkeit entgegen. Er nimmt es ihr ab.
»Danke. Und zweitens?«
Evas Augen huschen von ihm zu den Ärzten und wieder zurück, sie tritt nahe an Adolf heran, ihre Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern: »Mein Kokain ist alle und ich wollte dich fragen, ob du mir aushelfen kannst.« Die beiden tauschen einen Blick, der Doktor wendet sich dezent zur Seite.
»Ähm … sicher.« Hitler greift mit der linken Hand in die Innentasche seiner Uniformjacke, in der rechten schwappt das Getränk über den Glasrand.
»Wenn Sie erlauben, mein Führer«, sagt Abderhalden und legt einen Schalter an der tragbaren Fernsteuerung um. Der linke Arm des Doppelgängers hebt sich in die Horizontale, die Finger der Hand öffnen sich. »Der ›Hitler 1000‹ ist auch Becherhalter«, sagt der Doktor, nicht ohne Stolz.
»Nicht schlecht«, murmelt Adolf und drückt seiner Kopie das Glas in die Hand. Mit beiden Händen zur Verfügung holt er eine silberne Schatulle zum Vorschein und reicht sie Eva. »Aber nicht alles, ›Tschapperl‹. Lass mir diesmal auch noch was übrig.«
»Jawohl, mein Wolf«, erwidert sie grinsend, steckt das Döschen ein und zwinkert ihm zu. Dann verlässt sie den Raum. Die Ärzte schauen ihrem Abgang hinterher.
Hitler räuspert sich und wendet sich wieder dem Doppelgänger zu. Er will ihm das Glas aus der Hand nehmen, doch sein Ebenbild hält es unbewegt fest.
»Er soll loslassen, machen Sie schon!«, schnauzt der Führer den Doktor an.
»Einen Moment, ich … äh ...«, stammelt Abderhalden und dreht an diversen Reglern. Mit einem Ruck des Handgelenks kippt der ›Hitler 1000‹ plötzlich das Glas zur Seite, dabei verschüttet er die Limonade über die Steuerungskonsole. Funken sprühen, erschrocken lässt der Arzt die Technik fallen. »Verdammt …!«
»Tötungsmodus aktiviert!«, schnarrt der Doppelgänger.
»Tötungsmodus …?«, entfährt es Hitler erstaunt, doch da ist es schon zu spät. Der ›Hitler 1000‹ packt ihn an der Kehle und drückt zu. Er hebt ihn hoch, Adolfs Füße verlieren den Bodenkontakt. Hilflos strampelt der Führer mit den Beinen, er versucht, sich aus dem Griff seines Selbst zu befreien, doch die Hand umschließt seinen Hals wie ein Schraubstock. Sein Gesicht läuft rot an. »… Sauhund …«, krächzt er.
In die Mediziner kommt Bewegung, Dr. Abderhalden hat die Fernsteuerung aufgehoben und drückt wie wild darauf herum. Ein Wissenschaftler greift den Doppelgänger von hinten an, dieser rammt ihm emotionslos den rechten Ellenbogen ins Gesicht. Der Weißkittel taumelt zurück, Blut sprudelt aus der Nase wie aus einem gebrochenen Wasserrohr. Zwei andere Ärzte ergreifen die metallenen Stangen umherstehender Infusionsständer und prügeln damit auf den ›Hitler 1000‹ ein.
Unbeeindruckt hält der Doppelgänger den Führer noch immer in die Höhe, Hitlers Gesicht verfärbt sich purpurn, die Augen treten aus den Höhlen. »Aarrgh…«, entfährt es ihm. Mit einem Mal stinkt es scharf nach Kot, Adolfs Hände patschen noch kraftlos auf das eigene Antlitz, dann weicht das Leben aus ihnen, schlaff baumeln sie herunter.
Schweißgebadet drückt Abderhalden weitere Knöpfe.
»Tötungsmodus deaktiviert«, sagt der Doppelgänger und löst den Griff. Hitlers toter, stinkender Kadaver plumpst zu Boden.

Sechs Ärzte umringen den Leichnam, schauen auf ihn herab.
»Ups«, sagt Abderhalden.
Zustimmendes Gemurmel, dann Schweigen.
Dr. Abderhalden ergreift als Erster das Wort: »Na schön, meine Herren, Vorschlag zur Güte: Lassen Sie die Leiche verschwinden und sorgen Sie dafür, dass sein Leibarzt, Dr. Morell umgehend entlassen wird. Ich justiere die Steuerung neu. Wenn wir ihn aus der Öffentlichkeit fernhalten, bemerkt mit ein wenig Glück niemand den Unterschied. Zur Not improvisieren wir, bis die Alliierten Berlin eingenommen haben. Einverstanden?«

 

Hallo Seth Gecko,
Eine durchwegs gelungene Geschichte. Ich dachte zuerst es läuft darauf hinaus, dass Hitlers Doppelgänger für ihn stirbt, so gesehen hat mich die Wendung überrascht.
Der Hitler 1000 klingt etwas nach dem Terminator und ich denke, da hätten sich die Deutschen Wissenschaftler einen anderen Namen ausgedacht. Auch, dass sie ihn von den Amerikanern gestohlen haben, klingt unglaubwürdig; zu Kriegsende gab es ja viele Geheimprojekte und Wunderwaffen, dass hätten sie selbst wohl auch hinbekommen.

Ist das etwa ein Fettfleck, dort auf seinem überlebensgroßen Selbstporträt? Wenn der dicke Bormann hier wieder alles mit seinen Wurstfingern angegrabbelt hat…

Ein kräftiges Braun, das wäre was. Und in regelmäßigen Abständen eine schöne Hakenkreuzflagge. Das würde auch die Stimmung auflockern, dann liefen hier weniger Regengesichter umher.«

nette Ideen.
:D

lg
Bernhard

 

Moin, @Seth Gecko,

88, schöne Sache, da pflicht ich Bernhard bei - das Spiel mit dem mechanischen Doppelgänger und der spießige Sauberkeitswahn lässt mich an den bettlägrigen Saddam H. in Hot shots, dem zwoten Versuch denken, wie er mit Kleinststaubsauger mutmaßlich den empfindlichen Körper vor pieksenden Krümeln schützen will.

Hier nun gibt’s nix zu mosern, außer dass in einem Meer der Korrektheit einmal Auslassugspunktepunkte etwas entgleisen

Wenn der dicke Bormann hier wieder alles mit seinen Wurstfingern angegrabbelt hat[...]…
(geschieht dir öfter – schau mal selbst nach)
oder hier

Hitlers Scheitel ist verrutscht, eine schwarze[,] fettige Strähne hängt ihm ins Gesicht.
seh ich eigentlich eine Aufzählung von schwarzem und zugleich fettigem Haar
ein Komma nachzureichen ist – wie auch hier
»Also ich finde[,] du siehst fesch aus, mein Wolf«, sagt Eva und lächelt versonnen ins Gesicht des blonden Hitlers.

Gern gelesen vom

FRiedel

 

Moin @Bernhard,
danke für deinen Kommentar. Dass dir die Geschichte gefallen hat, freut mich sehr.

Der Hitler 1000 klingt etwas nach dem Terminator und ich denke, da hätten sich die Deutschen Wissenschaftler einen anderen Namen ausgedacht. Auch, dass sie ihn von den Amerikanern gestohlen haben, klingt unglaubwürdig; zu Kriegsende gab es ja viele Geheimprojekte und Wunderwaffen, dass hätten sie selbst wohl auch hinbekommen.
Die Parallele zum T-1000 aus "Terminator 2" ist tatsächlich beabsichtigt, zum anderen gefiel mir der Gedanke, dass die Nazis die Zahl 1000 aufgrund ihres Hangs zum tausendjährigen Reichs gewählt hätten. Und dass sie die Pläne stehlen mussten fand ich passend, denn in meinen Augen wären sie unfähig für solch eine Sci-Fi-Errungenschaft gewesen.

Beste Grüße, Seth

Moin @Friedrichard,
auch dir danke ich, dass du meine Geschichte kommentierst.

das Spiel mit dem mechanischen Doppelgänger und der spießige Sauberkeitswahn lässt mich an den bettlägrigen Saddam H. in Hot shots, dem zwoten Versuch denken, wie er mit Kleinststaubsauger mutmaßlich den empfindlichen Körper vor pieksenden Krümeln schützen will.
:D Ja, das ist noch guter, zeitloser Klamauk. Auch wenn meine Gagdichte nicht ansatzweise so hoch ist wie bei Jim Abrahams Komödie, gefällt mir der Vergleich.

Für deine Anmerkungen bzgl. Kommata und Auslassungszeichen danke ich dir, mit den einen stehe ich auf Kriegsfuß, die anderen rutschen mir trotz mehrmaligem Korrekturlesen ab und an durch. Deine Änderungen wurden bereits im Text übernommen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und mit besten Grüßen
Seth

 

Hej @Seth Gecko , auch ich habe mich gut amüsiert. Es ist nicht schwer, deine Beschreibungen mit Bildern zu ergänzen und somit gab es für mich einen doppelten Effekt. Meine Freude ging so weit, dass ich gerne gelesen hätte, wie das Tschapperl koksbenebelt dem Hitler 1000 aufgesessen wäre. Aber das ging wohl zu weit.

Du hast ein gutes Tempo und somit habe ich bis zuletzt nichts gedacht und bloß gefürchtet, der Adolf käme glimpflich davon.
Gutes Maß und gute Mitte.


Hausarbeit: 1 mit Sternchen. ;)

Bester Gruß. Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,

ich muss ja sagen, dass ich nicht gedacht hätte, dass mir deine Geschichte gefällt. Vom Setting und der Grundprämisse her. Ich muss aber sagen, dass ich mich getäuscht habe :) Denn der Text macht Spaß, ist gut geschrieben und hat mich zum Schmunzeln gebracht. Danke dafür! Ich habe auch insgesamt eigentlich wenig zu sagen, außer dass mir dein Schreibstil gefallen hat und dass du die Geschichte durchaus unter Humor hättest taggen können. Habe unten noch ein paar wenige Anmerkungen und gelungene Stellen.

Gerne gelesen!
Habentus

Generell herrscht hier in letzter Zeit eine viel zu negative Stimmung, man sollte ...
Solche Stellen machen den Text gut. Trockener Humor :)

Wenn der dicke Bormann hier wieder alles mit seinen Wurstfingern angegrabbelt hat …
Ich musste grinsen und konnte mir den dicken Bormann gut vorstellen.

massiven Eichenschreibtisch.
Eiche, was sonst?

Das würde auch die Stimmung auflockern, dann liefen hier weniger Regengesichter umher.«
Regengesichter :) gute Formulierung

»Den ›Hitler 1000‹!«
Da musste ich erst stutzen. Dann dachte ich aber, dass du vermutlich auf das tausendjährige Reich anspiele wolltest. Von daher passt der Name

Sein Gesicht läuft rot an. »… Sauhund …«, krächzt er.
Sauhund :)

Mit einem Mal stinkt es scharf nach Kacke, Adolf hat sich eingeschissen.
Tja, diese Stelle hat mich etwas rausgerissen. Irgendwie stört mich der Satz. Weil er so plump daherkommt und nicht so recht zum Rest passen mag. Aber ist vermutlich Geschmackssache.

Ich justiere die Steuerung neu. Wenn wir ihn aus der Öffentlichkeit fernhalten, bemerkt mit ein wenig Glück niemand den Unterschied. Zur Not improvisieren wir, bis die Alliierten Berlin eingenommen haben. Einverstanden?«
Fand den Schluss super!

 

Hola @Seth Gecko,

Applaus auch von mir! Eine sehr gelungene Kurzgeschichte, ‚Satire‘ mit hohem Anspruch.

Der Text ist verdammt gut geschrieben – man rauscht durch die Zeilen, Gag auf Gag, tolle Ideen, die werden immer besser und schließlich ein Super-Finale.

Gut für‘s Lesetempo finde ich den Einsatz wörtlicher Rede: Nicht ständig Zeilenwechsel bei Rednerwechsel, sondern dort, wo‘s passt, nahtlos weiterschreiben.

Ich bin wirklich beeindruckt, eine tolle Arbeit.
Besten Dank dafür
und schöne Grüße!

José

 

Moin @Kanji, @Habentus und @josefelipe,

wow, euer Lob ehrt mich sehr.

Zu Beginn des Schreibvorgangs war ich mir noch unsicher, ob diese Geschichte funktioniert, doch in der Nachbearbeitung bestätigen mich die Kommentare von euch und den anderen Wortkriegern.

Gerne gehe ich kurz auf ein paar eurer Gedanken ein:

Meine Freude ging so weit, dass ich gerne gelesen hätte, wie das Tschapperl koksbenebelt dem Hitler 1000 aufgesessen wäre. Aber das ging wohl zu weit.
Tatsächlich hatte auch ich kurzzeitig eine ähnliche Idee (Hitler, Eva und der Doppelgänger ziehen gemeinsam eine Linie und es wird eine frivole Grenze überschritten), doch die hätte in meinen Augen das Momentum zerstört.
Hausarbeit: 1 mit Sternchen.
Na, ich werd gleich rot. Besser gehts ja nicht. Dankeschön!
Tja, diese Stelle hat mich etwas rausgerissen. Irgendwie stört mich der Satz. Weil er so plump daherkommt und nicht so recht zum Rest passen mag. Aber ist vermutlich Geschmackssache.
Plump ist ein gutes Stichwort. Vielleicht ändere ich "Kacke" noch in "Kot" um es minimal aufzuwerten. Mal sehen. Aber danke für die Überlegung.
Gut für‘s Lesetempo finde ich den Einsatz wörtlicher Rede: Nicht ständig Zeilenwechsel bei Rednerwechsel, sondern dort, wo‘s passt, nahtlos weiterschreiben.
Das ist ein guter Hinweis für zukünftige Arbeit. Ich werde versuchen, dies auch weiterhin bei ähnlich geschriebenen Texten so umzusetzen.

Beste Grüße
Seth

 

Hallo @Seth Gecko ,
da müssen die Geschichtsbücher wohl neu geschrieben werden:D.
Natürlich ist es einfach mit dieser nichtsunbekannten Figur eindeutige Bilder im Kopf des Lesers zu erzeugen, aber du hast es mit feiner Satire und Witz gewürzt. Wirklich cool.


Sauertopfgesichtern
Das hab ich auch noch nicht gehört :D
in kräftiges Braun, das wäre was.
da musste ich sehr schmunzeln
sechs Kehlen schmettern
schmettern, ein sehr gelungenes Verb
schlankes Glas voll Flüssigkeit, mit dem Reichsadler darauf.
ich liebe Detailverliebtheit. Klasse

 

Moin @Pepe86,
und auch dir danke für deinen Kommentar.

Natürlich ist es einfach mit dieser nichtsunbekannten Figur eindeutige Bilder im Kopf des Lesers zu erzeugen, aber du hast es mit feiner Satire und Witz gewürzt. Wirklich cool.
Ja, bei AH benötigt es nun wirklich keinerlei Beschreibung mehr, die Bilder sind sofort da, insofern habe ich es mir leicht gemacht.
Aber, dass mein versuchter Humor bei dir punkten konnte, freut mich.

ich liebe Detailverliebtheit. Klasse
Hehe, ich auch, danke. Leider fällt es mir manchmal noch schwer, hierbei das richtige Maß zu finden und das Pacing der Story nicht durch zu viel "klein-klein" auszubremsen. Ich denke, bei dieser Geschichte ist es mir recht gut gelungen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und mit besten Grüßen
Seth

 

»Es liegen die Eier des Kolumbus zu Hunderttausenden herum, nur die Kolumbusse sind eben seltener zu finden.« 11. Kapitel (»Volk und Rasse«) A. H. »Mein Kampf«*

»Sehr intelligente Menschen sollten sich eine primitive und dumme Frau nehmen«, sagt der ›Hitler 1000‹.
Ich noch mal nach erneuter Lektüre, wenn ich darf,

lieber Seth,

und das vorweg – es ist und bleibt eine Satire, aber nach Nochmalslesen (ich bin eigentlich nicht in den Dativ verliebt, aber auch nicht in vielleicht vermeidbaren Substantivierungen) will ich mich doch noch mal melden, besonders hier

Wäre er doch bloß vor Jahren schon drauf gewesen, vermutlich hätten sie Stalingrad gewonnen.
Warum der Plural, wenn von „ihm“ die Rede ist? Historisch "Große" (zu denen sich 18 sicherlich zählte) sprechen von sich selbst oft im Plural majestätik und werden gerne damit angesprochen (am auffälligsten als Euer Ehren). Wenn also seinerzeit die frz. „Große Armee“ Moskau erobert hätte, hieße es doch heute, „Napoleon“ habe Moskau eingenommen, wie ja auch – als hätte er's im Alleingang geschafft – der große Alexander Persien und die halbe Welt.
Brecht fragt da zurecht, ob nicht wenigstens ein Koch dabei gewesen wäre ...

Es klickt zweimal in der Leitung. Hitler streicht sich seinen Scheitel zurecht, während er wartet.
Warum das Reflexivpronomen, wenn gleich darauf das Possessivpronomen folgt?

Jedes Mal, wenn sein Weg den eines Lakaien kreuzt, bleiben diese stehen, reißen den Arm hoch und brüllen ihn an.
Warum der Wechsel vom Individuum („eines“) in den Plural?
Lass das attributiefe „eines“ weg und ersetz es durch ein schlichtes „von“

Er ignoriert sie nahezu, hebt im Vorbeigehen bloß noch knapp die Hand. Der Doktor hatte ihm dazu geraten, …

»Ja ja, ich weiß. Also dannKOMMA meine HerrenKOMMA schießen [S]ie mal los.«

»Ausgezeichnet, Herr Doktor«, sagt er, zu niemand Bestimmten.
Warum das Komma? Weg mit ihm!

Du scheinst eine Vorliebe fürs Reflexivpronomen zu haben, das sich gelegentlich einsparen lässt wie hier
Zwei andere Ärzte greifen sich die metallenen Stangen umherstehender Infusionsständer und…
wo schlicht ein „ergreifen“ das „sich“ ersparte …

… Mal stinkt es scharf nach Kacke, Adolf hat sich eingeschissen.
Warum nach der bisher feinen Geschichte nun Stunk und eine grobe Sprachentgleisung? Formulier’s besser als Frage Morells, wer sich da in die Hose mache ... gemacht habe
oder so ...

Immer noch gern gelesen vom

Friedel,
der noch einen schönen Restsonntag wünscht!

* https://archive.org/stream/Mein-Kampf2/HitlerAdolf-MeinKampf-Band1Und2855.Auflage1943818S._djvu.txt

 

Moin @Friedrichard,
und vielen, vielen Dank fürs erneute lesen, kommentieren und korrigieren meiner Story. Deine Änderungen habe ich bereits übernommen.

Du scheinst eine Vorliebe fürs Reflexivpronomen zu haben, das sich gelegentlich einsparen lässt
Es ist für mich unfassbar hilfreich, solch grammatikalische Eigenheiten von Wortkriegern mit mehr Erfahrung aufgezeigt zu bekommen. Das "Problem" hätte ich selber weiterhin unbewusst überlesen, auch bei allen zukünftigen Texten.

Ich habe zwar das Schreiben für mich entdeckt, stehe mit der Grammatik allerdings meist noch auf Kriegsfuß. Besonders mit Kommata.
Vor kurzem hat mich z.B. jemand darauf hingewiesen, dass ich in manchen Texten das Passiv über Gebühr strapaziere. Seitdem achte ich bei jedem neuen Text sorgsam auf eben jenen Einsatz. Genau so werde ich es ab jetzt Dank dir mit diesen Reflexivpronomen (ganz ehrlich: Ich hätte nicht gewusst, was das für Dinger sind, ohne deinen Kommentar) halten.

Warum nach der bisher feinen Geschichte nun Stunk und eine grobe Sprachentgleisung? Formulier’s besser als Frage Morells, wer sich da in die Hose mache ... gemacht habe
oder so ...
Da diese Stelle jetzt tatsächlich häufiger angemerkt wurde, habe ich sie radikal gekürzt. Es heißt jetzt bloß noch: Plötzlich stinkt es scharf nach Kot. Den Rest soll sich jeder selber denken. Ich glaub, ich wollte einfach, dass AH sich "einscheißt", wollte ihn am Ende noch mal erniedrigen ...

Also, Friedel, du hast mir sehr geholfen und dafür danke ich dir.
Auch dir noch einen ganz wundervollen Restsonntag und beste Grüße
Seth

 

Eine schöne Geschichte, spannend, abstrus und flott geschrieben. Gerne mehr davon!

»Welchem Feind?«
»Wie bitte?« Der Doktor wirkt irritiert.
»Na, welchem Feind haben Sie es gestohlen? Wir haben so viele, fast die ganze Welt ist gegen uns.«
»… Dem Amerikaner, mein Führer.«
»Ah … dem. Gut. Machen Sie weiter.«
:thumbsup:


»Sehr intelligente Menschen sollten sich eine primitive und dumme Frau nehmen«, sagt der ›Hitler 1000‹.
»Schluss damit!«, zischt Adolf Dr. Abderhalden an. Der Doktor fummelt an dem Gerät herum.
»Was machst du da, mein Wolf?«, fragt Eva.
»Nichts, ›Tschapperl‹«, antwortet er ein wenig zu schnell und stößt den Arzt mit dem Ellenbogen an.
»Wenn man eine große Lüge erzählt und sie oft genug wiederholt, dann werden die Leute sie am Ende glauben«, schnarrt es aus dem ›Hitler 1000‹.
Schöne Situationskomik. Vielleicht hätt man da noch weiter machen können, das Terminatording lässt sich so schnell nicht stoppen und verrät noch mehr aus der innersten Tasche?

Der letzte Satz hat natürlich Gültigkeit - hoch aktuelle. Ist der von Hitler?
Psychologisch jedenfalls bestätigt. Zahl der Lügner*Wiederholung der Lüge=Glaubwürdigkeit. So ähnlich.

Evas Augen huschen von ihm zu den Ärzten und wieder zurück, sie tritt nahe an Adolf heran, ihre Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern: »Mein Kokain ist alle und ich wollte dich fragen, ob du mir aushelfen kannst.« Die beiden tauschen einen Blick, der Doktor wendet sich dezent zur Seite.
:thumbsup:

»Der ›Hitler 1000‹ ist auch Becherhalter«, sagt der Doktor, nicht ohne Stolz.
:rotfl:

Ja, ab und zu haust du so was raus! Schön!

Er hebt ihn hoch, Adolfs Füße verlieren den Bodenkontakt. Hilflos strampelt der Führer mit den Beinen, er versucht, sich aus dem Griff seines Selbst zu befreien, doch die Hand umschließt seinen Hals wie ein Schraubstock.
:klug: Psüchologisch gesprochen - der Adolf ist sein eigener Feind.

 

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