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Der Dom

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07.05.2003
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Der Dom

Was für ein Tag für eine Busreise durch Thüringen! Als ob es nicht reichen würde dass wir unsere einzige Jugendherberge in zwei Jahren in einem spießigen Hotel, wo es nur lauwarme Kartoffeln mit Brokkoli zu Essen gab, verbringen mussten. Es war uns nicht einmal vergönnt ein bisschen Ruhe für uns zu haben, weil jeder der drei Tage von unseren lieben Lehrern vollständig verplant worden war.
Heute also zu irgendeinem Dom. Super, klasse. Ich liebe Kirchen, weil ich so christlich bin. Nein, mal ehrlich: Ich hasse sie.
Es regnete die ganze Zeit während der Fahrt, und dann fing es an zu schütten. Mit engen Capes und Schirmen ausgestattet machte unsere Meute sich also auf den Weg, auch an einem Rummelplatz vorbei, bei dem wir natürlich nicht für eine kurze Zeit bleiben konnten, weil so etwas ja Spaß machen könnte.
Der schräge Typ fiel mir gleich auf, als wir die Steinstufen zum Dom hoch stolperten. Ein Häufchen Elend, dass vor der Eingangstür saß, und ein Schild neben sich gestellt hatte. „Geben sie etwas, wenn sie ein Herz haben" oder so stand darauf. In der Plastikschüssel lagen nur zwei Cent.
Dann sahen wir uns alle zusammen den Dom an, der so hässlich war, dass ich hätte kotzen können. Es gab nicht einmal schön verzierte Glasfenster oder so. Für mich hätte das Ganze, ohne das riesige Kreuz und den Altar, genauso gut ein Bunker sein können.
Als ich die Kerzen sah, die man für 20 Cent anzünden durfte, und die dümmsten meiner Mitschüler, die sogar zahlten, hatte ich echt große Lust „Satan Hail" zu schreien oder mit Graffiti ein Pentagramm auf die Stirn des gekreuzigten Jesus zu malen. Aber ich wollte keinen Ärger, nicht hier, nicht jetzt. Ein andermal wenn meine Eltern dann nicht mehr für die Scheiße die ich baute herhalten müssten.
Wenigstens fanden Sina und Vanessa den Dom auch scheiße, und wir konnten uns über den Pfarrer lustig machen. Es ist gut zu wissen, dass man nicht allein mit seiner Meinung dasteht.
„Nachher gehen wir noch in die Stadt", schlug Vanessa vor. Ich sah nach wie viel Geld ich noch hatte, es waren 24 Euro. Ungewöhnlich für mich, die immer knapp bei Kasse ist. Es ist krass, wenn man Omas hat die einen vor so einer Tour reichlich versorgen.
Als wir endlich gehen durften, blieb ich ein Stück hinter dem Mann mit der Plastikschüssel stehen. Vier Euro, dachte ich, das ist nicht zu viel, und warf sie ihm hin. „Danke", hat er gesagt und mich kurz angesehen. Die anderen haben ihn nicht bemerkt.

 

Ein wahres Erlebnis? Finde die Gescichte schön und anregend, na ja schön im Sinne von erzählenswertes Erlebnis. Was mich am meisten beeindruckt, ist deine Sprachsicherheit und Fehlerfreiheit.

Nicht verstehen allerdings tue ich die finsteren, düsteren Töne, Satan und das alles. Ist das Mode wie zu unserer Zeit die Beatles?


Liebe Grüße

SB

 

Welche Geschichte hast du denn bitte gelesen Schriftbild?
Klingt wie ein Schüleraufsatz mit einem kleinen "Denkanstoß" am Schluß.
Ich glaube nicht, dass die anderen Schüler, diesen schrägen Typen nicht bemerkt haben, wenn er vor der Eingangstür saß..."

Hat deine Prot. bzw. du denn geglaubt, der Satan stecke in diesem Kerl... *g*:xxlmad:
sorry...

Nein nicht böse sein... aber ich finde die Geschichte würde eher in die Kategorie "Alltag", "Gesellschaft" vielelicht auch "Philosophisches" besser passen.

:jesus:

LG

 

In einer Hinsicht stimme ich Cola zu: Die Geschichte ist überhaupt nicht seltsam. Ich empfehle eine Verschiebung nach alltag oder Gesellschaft. Schick mir eine PM, Satansbraut, dann erledige ich das. Da Du das bei der letzten Geschichte bei ähnlicher Gelegenheit nicht getan hast, werde ich diese Geschichte auch ohne Deine explizite Zustimmung verschieben, und zwar nächste Woche. Bis dahin kannst Du Dir aussuchen, ob Dir Alltag oder Gesellschaft besser gefällt.

Zur Geschichte: Die Sprache ist der Erzählstil einer aufmüpfigen Schülerin, aber er ist deswegen nicht automatisch schlecht, denn es ist einigermaßen saubere Schriftsprache und keine daher gestammelte Umgangssprache. Inhaltlich bleibt mir die opportunistische Einstellung der Hauptfigur zu sehr an der Oberfläche (kein Wunder, wenn man sich das Alter der Autorin anschaut ;)), während der Schluss eine wichtige Intention ohne moralischen Zeigefinger mitteilt: Mit einer Spende an Bettler bewirkt man vielleicht mehr als mit einer angezündeten Kerze und einem Gebet - die moralische Handlung findet nicht in der Kirche statt, sondern davor. Ich finde den Gegensatz ganz gut dargestellt.

Fazit: sprachlich okay, wenn man den Jugendlichen-Stil akzeptiert; inhaltlich guter Ansatz, fehlt etwas Tiefgang.

Uwe
:cool:

 

@ Uwe Post: was ist dann für dich bitte Umgangssprache?

 
Zuletzt bearbeitet:

@Cola: Lustig, dass Du fragst. Ich kann Dir nämlich ein Beispiel nennen, in dem sogar ebenfalls eine Kirche vorkommt, und dessen Sprache wesentlich schwächer, holpriger, laienhafter ist.
EDIT: Hat sich erledigt, da jene andere Geschichte mittlerweile überarbeitet wurde. Daher sei es wie folgt erläutert: Schreib mal ein durchschnittliches Gespräch, in dem jemand von einem Erlebnis erzählt, wörtlich nieder. Du wirst feststellen, dass es quasi unlesbar ist. Einen umgangsprachlichen Stil zu schreiben (wie beim inneren Monolog) bedeutet nicht, einfach Umgangsprache aufzuschreiben.

Und vergleich die ersten Sätze (abgesehen von den Komma- und dass-Fehlern ist da eine Wiederholung des Wörtchens "doch") mit der entsprechenden Stelle in dieser Geschichte: "Heute also zu irgendeinem Dom. Super, klasse. Ich liebe Kirchen, weil ich so christlich bin. Nein, mal ehrlich: Ich hasse sie."

Ich gestehe allerdings ein, dass man in dieser Hinsicht durchaus unterschiedlicher Meinung sein kann.

 

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