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Der Dieb ( Ein Märchen für große und kleine 'Kinder' )

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29.09.2002
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Der Dieb ( Ein Märchen für große und kleine 'Kinder' )

Der Dieb

"Achtung, sie kommt." Eine Blüte stupste die andere unauffällig in die Seite. Nachdem der ganze Busch auf diese Art und Weise in Aufruhr geraten war, zischte die Strauchälteste "Duckt euch!" und alle ließen auf Kommando die Köpfe hängen.

"Langsam hab' ich's im Kreuz", beschwerte sich eine Rosenblüte ungehalten. Als amtierende Strauchschönste hatte sie sich den Sommer ein ganz klein wenig anders vorgestellt. Wozu die ganze Pracht, wenn man sie nicht zeigen durfte? Doch als die kleine Fee den Weg entlang schlurfte und wie ein nasser Sack auf die Bank vor dem Rosenstrauch plumpste, war Ruhe. Fast.

"Wie lange soll denn das noch dauern? Den ganzen Sommer bläst sie schon Trübsal und ich will mal wieder was anderes sehen als Kompost", ließ Rosenblüte sich noch einmal vernehmen. Der schlanke Blumenstengel richtete sich auf, doch eine riesige Hummel umkreiste den vorlauten Blütenkopf laut summend, und nahm dann auf ihm Platz.

"Na, bin ich Dir zu schwer?" fragte die Hummel unbekümmert. "Also, ich find's gemütlich!"

Der Stoßseufzer von Rosenblüte blieb ungehört. Er wurde vom Seufzen der kleinen Fee übertönt, die bisher nur unglücklich mit den Beinen gebaumelt hatte. Jetzt griff sie nach ihrem bestickten Taschentuch und schniefte laut hörbar hinein, bevor sie traurig weiter mit den Beinen baumelte und dann zu jammern begann.

"Wo ist er nur hin gelaufen? Er wollte es mir doch wieder bringen. Ach, wo ist er nur hin gelaufen?" Erst kullerte eine Träne aus ihrem rechten Auge, dann eine aus dem linken und dann seufzte die kleine Fee erneut: "Wo ist er nur hin gelaufen? Er wollte es mir doch wiederbringen. Ach, wo ist er nur hin gelaufen?"

"Ich kann es nicht mehr hören", stöhnte die aufmüpfige Rosenblüte.

Wieder schnüffelte die kleine Fee in ihr Taschentuch und wieder erklang das Seufzen. "Wo ist er nur ... ?"

"Es langt!" Rosenblüte schüttelte sich heftig. Vor Schreck machte die Hummel einen Sturzflug. Sie landete mitten auf der Strauchältesten und nahm dieser so die Möglichkeit, mit einem mahnenden "Aber, aber, meine Damen ..." in das Geschehen einzugreifen.

"Bei allen Heckenscheren des Feenpalastes! Und wenn ich als Gebinde auf dem Sarg des Königs ende, was ist hier los?" schimpfte Rosenblüte. "Ich hab' ein Recht zu erfahren, warum ich den ganzen Sommer über den Kopf hängen lassen soll, mir Rückenschmerzen einhandele und nichts anderes als dieses langweilige, öde Wehklagen zu hören bekomme. Würde mich bitte jemand aufklären?"

"Ach, wo ist er nur hin gelaufen? Er wollte es mir doch wiederbringen. Wo ist er denn nur hin gelaufen?" ließ sich die kleine Fee wieder vernehmen und baumelte traurig mit den Beinen.

"He! Du da, auf der Parkbank. Hör endlich auf zu flennen!" schimpfte Rosenblüte, aber die kleine Fee schniefte gerade in ihr Taschentuch und verstand sie nicht.

"Wenn sie gleich wieder mit den Beinen baumelt, versuch' ich es noch einmal", überlegte Rosenblüte, "aber vielleicht sollte ich diesmal ein wenig netter zu ihr sein?"

Die kleine Fee schob gerade ihr rechtes Bein in Baumelposition, als Rosenblüte zartere Töne anschlug. "Hallo, schönes Fräulein!"

Die kleine Fee stutzte und hob den Kopf.

"Es funktioniert", jubelte Rosenblüte. "Hallo, schönes Fräulein?"

Die kleine Fee sprang von der Bank. "Wo bist du? Bist du zurückgekehrt ?" fragte sie vorsichtig ins Leere.

"Oh, oh", murmelte Rosenblüte. "Ich ahne Fürchterliches", und verpasste prompt ihren Einsatz, denn als die kleine Fee merkte, dass da niemand war, plumpste sie auf die Parkbank zurück, baumelte wieder mit den Beinen und jammerte weiter. "Wo ist er denn bloß hin gelaufen? Er wollte es mir doch wieder bringen. Ach, wo ist er denn nur hin gelaufen?"

"Bitte, bitte, einen anderen Text", stöhnte Rosenblüte leise, laut fragte sie aber, "Schönes Fräulein, wo ist wer hin gelaufen? Und was bitte fehlt dir überhaupt?"

"Na, mein Freund, der Dieb ist weg. Er wollte mir mein Lachen wiederbringen!" antwortete die kleine Fee klar und deutlich, hob den Kopf und schaute Rosenblüte so selbstbewußt an, als hätte sie diese Erklärung auf der Parkbank schon tausendmal abgegeben.

"Ah so, ja", stammelte die überraschte Blüte und dachte im Stillen: "Von einem Dieb, der etwas wiederbringt, hab' ich ja noch nie gehört." Doch dann verstand sie. "Es war ein schöner und junger und kluger und lustiger Dieb?"

"Ohhh ja!" Über das Gesicht der kleinen Fee huschte etwas, das ein richtiges Strahlen hätte werden können, aber statt dessen legte sich ein Schatten auf ihr makelloses Profil und ertappt flüsterte sie: "Woher weißt du das?"

"Na. Sonst hättest Du ihm wohl kaum dein Lachen geborgt."

"Du bist eine kluge Rose", lobte die kleine Fee und die Blüte wurde vor Freude knallrot.

"Ja. Er war sehr, sehr nett und gestohlen hat er es mir auch gar nicht, er hat es sich nur ausgeliehen, weil es ihm so gut gefallen hat. Aber das war schon vor Wochen. Ach...", und schon wieder begann die kleine Fee zu klagen und eine Träne kullerte aus ihrem rechten Auge. "Wo ist er denn nur hin gelaufen? Er wollte es mir doch wieder bringen. Wo ... ?"

"Das möchte ich jetzt aber auch wissen!" unterbrach Rosenblüte die kleine Fee. "In welche Richtung ist er denn auf und davon?"

Jetzt wurde die kleine Fee böse. "Warum glaubst Du mir denn nicht? Er ist nicht auf und davon! Er will mir mein Lachen wieder bringen. Bestimmt ist er aufgehalten worden oder er steckt in Schwierigkeiten." Aber dann heulte sie wieder los. Doch wenigstens zeigte sie jetzt mit dem Finger in eine etwas unbestimmte Richtung: "Dahin vielleicht. Es kann aber auch dort gewesen sein."

Rosenblüte verkniff sich eine sarkastische Bemerkung, wie "Ich liebe klare Ansagen!" und brummelte statt dessen: "Ich glaube, ich brauche Hilfe. He! Hummel. Du hast doch hier den Überblick. Was liegt denn da oder vielleicht auch dort?"

Die Hummel erhob sich vom Kopf der Strauchältesten, dann summte sie: "Also da beginnt der große Wald, durch ihn führt der Weg in die Stadt und dort ist das unbestellte Feld des Bauern 'Morgenstundistungesund'. Es ist unbegehbar, voller Brombeersträucher. Dahin verirrt sich niemand. Wenn du mich fragst, ist unser Dieb mit dem Lächeln der kleinen Fee auf dem schnellsten Weg in die Stadt geflohen und hat es dort zu Gold gemacht. Das war es nämlich wert!" Mitleidig blickte sie auf die kleine Fee, die schon wieder dabei war mit den Beinen zu baumeln und ihr Taschentuch zückte, weil sich ihre Augen mit Tränen füllten, während sie den Schlussfolgerungen der Hummel lauschte.

"Nein, nein, nein", schluchzte sie. "Das ist nicht wahr. Ach, ... " Aber statt weiter zu sprechen, weinte sie nun so bitterlich, dass die Rosen auf dem Beet freiwillig ihre Köpfe senkten.

"Na, na, na", brummte die Hummel gutmütig, "dann will ich mal schauen."

Doch genau in diesem Augenblick eilte ein junger Mann im Laufschritt durch den Park. Er trug einen Leinensack auf dem Rücken und stöhnte vor sich hin. Seine Kleidung war zerrissen, Arme und Beine und auch das Gesicht waren mit Schrammen übersät. Aber als er die kleine Fee sah, wühlte er in seinem Beutel und überreichte ihr etwas, das in kostbare Seide gehüllt war. "Ich schwöre, mit so etwas Schönem nie wieder Ball zu spielen, aber ich konnte nicht widerstehen. Weißt du, dein Lachen perlt, wenn man es hoch in die Luft wirft, über das ganze Land und erfüllt die Herzen der Menschen mit Freude. Leider ist es mir dabei mitten ins Brombeerfeld geplumpst."


 

Hallo ChiefD.,

Hey. Der erste Kommentar. :-)
Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat. Einen Teil deiner Anmerkungen habe ich bereits verwertet und ihn editiert. Danke.
Diese Korrekturmöglichkeit ist übrigens klasse.

Witzig fand ich Deinen Vorschlag das Lächeln der Fee zum Fluch für den armen Dieb (Och nöööö ;-)) werden zu lassen und ihn so zur Rückkehr zu zwingen. Darauf wäre ich niemals gekommen. Eigentlich war es so gedacht, dass eben alle denken, der freche Kerl sei auf und davon und nur die kleine Fee glaubt unbeirrt weiter an den Freund. Deswegen heult sie auch so. Sie versteht einfach nicht, was passiert ist und will nicht an das 'Offensichtliche' glauben ...
Aber ich glaube, ich muss die Figur des 'Diebs' dann noch anders einführen.
(weiß nur noch nicht wie)

Ich warte mal ab, ob noch ein paar Anmerkungen kommen und schau dann, ob mir in Hinsicht auf den Schluss noch etwas 'zugkräftigeres' einfällt.

Dir danke ich jedenfalls für die Rückmeldung.

Ann-Christin

 

Hallo AnnChristin!

Ich finde dein Märchen ebenfalls gut. Die angenehm geschriebene Sprache passt sehr schön zum fantasievollen Inhalt und die Idee an sich mit dem gestohlenen Lachen hat mir auch gefallen. Sehr liebevoll geschrieben.

Eigentlich war es so gedacht, dass eben alle denken, der freche Kerl sei auf und davon und nur die kleine Fee glaubt unbeirrt weiter an den Freund. Deswegen heult sie auch so. Sie versteht einfach nicht, was passiert ist und will nicht an das 'Offensichtliche' glauben ...
Diese Botschaft kam bei mir persönlich sehr gut rüber.
Aber ich glaube, ich muss die Figur des 'Diebs' dann noch anders einführen.
(weiß nur noch nicht wie)
Im Moment fällt mir auch keine andere Möglichkeit ein, die jetzige Form finde ich aber in Ordnung. Wenn ich noch eine Idee haben sollte, schreib' ich sie dir.

Ingesamt finde ich die Geschichte recht gelungen und unterhaltsam.

Viele Grüße,
Michael :)

 

Hallo Michael,

Danke!

Wenn ich noch eine Idee haben sollte, schreib' ich sie dir.

Das wäre prima.

Grüße zurück,
Ann-Christin

 

So, heute habe ich mehr Zeit zu antworten. :)

Erst mal zu der von Chief Dragon angesprochenen Stelle:

"Langsam hab' ich's im Kreuz", beschwerte sich eine Rosenblüte ungehalten
Für mich persönlich war diese Stelle nicht irreführend. Ist natürlich Ansichtsache. Jedenfalls fand ich die Tatsache, dass auch eine Rosenblüte Rückenprobleme haben kann, sehr amüsant. :D

Jetzt zur schwierigeren Sache:

"Na, der Dieb ist weg. Er wollte mir mein Lachen wiederbringen!" antwortete die kleine Fee klar und deutlich.
[...]
Aber ich glaube, ich muss die Figur des 'Diebs' dann noch anders einführen.
(weiß nur noch nicht wie)
Dass die Fee den Mann als Dieb bezeichnet, obwohl sie annimmt, dass er ihr das Lachen wiederbringt, ist wirklich etwas umpassend.

Hier mal ein Dialog als Umschreibevorschlag, wie du den "Dieb, der etwas wiederbringt" anders einbringen könntest. Ob die Idee besser oder schlechter wie deine ist, weiß ich nicht, ist aber die einzige, die mir einfällt: ;)

"Na, der Mann ist weg. Er wollte mir mein Lachen wiederbringen!" antwortete die kleine Fee klar und deutlich [...]
"Er scheint es gestohlen zu haben", überlegte ...
"Aber er sah gar nicht aus wie ein Dieb", wandte die Fee ein.

Evtl. könntest du noch diesen Satz als Erweiterung einsetzen, wenn du ihn nicht streichen möchtest:

"Wäre ja auch zu komisch", dachte die Blüte im Stillen. "Ein Dieb, der etwas wiederbringt..."

So, das wär's eigentlich schon; hoffe, meine Anmerkungen sind etwas hilfreich für dich.

Viele Grüße,
Michael :)

 

Hallo Michael,

Hmmmmm,

da muss ich noch mal eine Nacht drüber schlafen.
So ganz zufrieden bin ich noch nicht ...
Trotzdem schön, dass jemand mitüberlegt.

Gut's Nächtle und man liest sich

Ann-Christin

 

Hallo Ann-Christin,

die Geschichte hat mir gut gefallen. Einige Stellen fand ich köstlich. „Strauchälteste“, „amtierende Strauchschönste“ z.B., oder die schwere Hummel, die es auf dem vorlauten Blütenkopf gemütlich findet. Und die Rosenblüte, die an die Heckenschere denkt ... Die Fee ist einfach nur süß.

Zum „Dieb“:
Ich finde Michaels Vorschlag nicht schlecht. Wenn die Fee von dem „Mann“ spricht, dann kann ihn ja die Rosenblüte „Dieb“ schimpfen, und schon würde es doch passen, oder? Die Rosenblüte könnte der Fee einreden, dass das Lachen nicht nur geborgt, sondern gestohlen wurde. Dann könnte die Fee erst recht losheulen. :D

Die Fee lässt die Beine recht oft „baumeln“. Vielleicht kannst du das ein oder zweimal umformulieren.

Sie landete mitten auf der Strauchältesten und nahm dieser so die Möglichkeit
diese/dieser hört sich einzeln stehend nicht gut an. Ersetz es doch einfach durch „ihr“.

Wenn man davon ausgeht, dass der Mann das Lachen nur geborgt hat und die Rosenblüte die Sache mit dem „Dieb“ einbringt, dann passt mE der Schluss wieder. Er ist halt ein bisschen mit dem Lachen herumgetollt – das kann ich mir richtig bildlich vorstellen.

Ich bin sicherlich kein Märchenfan, aber solche Märchen lass ich mir eingehen.

Viele Grüße

Christian

 

Hallo zusammen, :cool:

Jetzt habe ich alle gesammelten Tipps zusammengenommen und mich für die oben stehende Fassung des Textes entschieden ... (die Änderungen sind nur minimal, aber immerhin ;)

Wer mag, kann mir die Daumen drücken, ich habe das Geschichtchen bei einem Wettbewerb eingereicht, da wird eine Märchen- Anthologie zusammengestellt ...
Wer weiss, ... vielleicht ... ;)

Euch nochmal allen ein Danke schön!

Ann-Christin

 

Hallo Criss,

"die Geschichte hat mir gut gefallen. Einige Stellen fand ich köstlich. „Strauchälteste“, „amtierende Strauchschönste“ z.B., oder die schwere Hummel, die es auf dem vorlauten Blütenkopf gemütlich findet. Und die Rosenblüte, die an die Heckenschere denkt ... Die Fee ist einfach nur süß."

:D

"... Dann könnte die Fee erst recht losheulen. :D "

Pruuust ...
und kein Kommentar ;)

Tschüss und bis dann
Ann-Christin

PS: Irgendetwas mache ich falsch, das 'zitieren' will bei mir nicht so recht klappen ???

 

Für den Wettbewerb: *daumendrück!!*

Fürs Zitieren:
Tipp es doch einfach ein: Eckige Klammer auf. QUOTE. eckige Klammer zu. Dann das Zitat reinkopieren. Eckige Klammer auf. / . QUOTE. Eckige Klammer wieder zu.

Gruß

Christian

 

die sprache ist super gewählt.
einige rechtschreibfehler.
undurchsichtiges ende.

die sprache - die ist echt gut, also das märchen fand ich sehr schön - solange es nicht den letzten teil, das ende, betrifft.

barde

 

Hallo Barde,

Wo bitte sind die Rechtschreibfehler??? Kannst Du sie bitte benennen?
Tja, und das Ende? Er hat mit dem Lachen Ball gespielt, dabei ist es in das Brombeerfeld gefallen und es da wieder 'raus' zu holen hat eben länger gedauert als erwartet.

Zeigst Du mir die Textstellen, die für Dich undurchsichtig waren ?

Viele Grüße
Ann-Christin

 

Hi Ann-Christin!

als hätte sie diese Erklärung auf der Parkbank schon tausendmal abgeben
abgegeben
Aber statt zu weiter zu sprechen, weinte sie nun so bitterlich, dass die Rosen auf dem Beet freiwillig ihre Köpfe senkten.
Wort zu viel
Er wollte es mir doch wieder bringen.
Weiter unten schreibst du:
Er wollte es mir doch wiederbringen
Kann leider nicht sagen, welche Schreibweise die richtige ist.

Hab' bisher auch über die kleinen Fehler hinweggelesen.
Sind gut versteckt. :D
Hoffe, das waren sie alle.

Grüße - Michael :)

 

Waahnsinn,

Ich sage jetzt nicht, wie oft ich schon über den Text geschaut habe, nein, nein, nein.
(ohne Ausdruck geht's wohl doch nicht)

Danke! :)

Noch eine schönen Rest-Nikolaustag
Ann-Christin

 

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