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Der dicke Hermann

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01.09.2005
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Der dicke Hermann

Anne und ich waren über das Geländer der Kanalbrücke geklettert. Wir saßen auf dem Rand und ließen die Füße baumeln. Fünf Meter darunter lag das Wasser. Ich hatte Schiss, aber ich wollte nicht, dass sie es merkt.
„Auf drei?“, fragte ich.
„Warum ist eigentlich immer alles auf drei?“
Manchmal wunderte ich mich, wie sie jemals Spaß haben wollte, wenn sie sich ständig fragte, warum Dinge so waren, wie sie waren.

An jenem Tag saßen wir beide nicht auf der Brücke, um Spaß zu haben. Wir wollten springen, zum ersten Mal. Alle anderen in unserem Alter hatten es schon mal gemacht. Sie waren keine Kinder mehr. Anne und ich würden ewig welche bleiben, wenn wir nichts taten.
„Hast du eigentlich gar keine Angst?“, fragte ich.
„Nein.“ Sie sah mich an und verdrehte die Augen. „Mann, natürlich. Aber je länger wir hier oben sitzen und runtergucken, desto schlimmer wird es.“
Ich sah nach unten und sofort wieder hoch. Gott.
„Ich weiß. Aber ich meine nicht nur springen. Jetzt im Wasser zu sein, wo das gerade mit der Kuh war.“
Anne stöhnte. „Willst du mich verarschen?“
Ich zuckte die Schultern. „Komisch ist das doch schon.“
„Nein, ist es nicht. Die Wiese war nicht abgezäunt. Sie fällt rein, ertrinkt, ein Schiff fährt drüber, autsch. Wegen der Schiffsschraube war sie so kaputt.“
Als hätte es uns gehört, muhte ein Tier hinter der Böschung, die den Spazierweg entlang des Kanals von der Wiese trennte.
„Aber wenn keiner dabei war, weiß man es eigentlich nicht genau“, sagte ich. „Und wo ist eigentlich der Kanalschiffer, der drüber gefahren ist?“
„Der hat das gar nicht mitbekommen und ist weitergefahren. Oder er hat's mitbekommen und ist weitergefahren, weil er Angst hatte, dass er irgendwas bezahlen muss oder so. Oder dass er nicht mehr fahren darf. Mein Vater sagt, die trinken alle.“
Sie legte die Finger fest um die Betonkante und sah zum Himmel. „Wenn das einer wüsste, dass wir uns nicht nur vor dem Sprung fast in die Hose machen, sondern du auch noch damit anfängst. Überall auf der Welt brauchen die Mädchen was zum Singen beim Seilspringen.“
Eigentlich sangen sie es nicht. Es klang mehr wie ein Rap:

Der dicke Hermann, kugelrund
Sieht dich im Wasser, beißt dich und
Arme, Beine, sind weg, rot
Ist der Kanal und du bist tot

Außer Hitze und Mücken hing Musik in der Luft, Informer von Snow. Es kam von der nächsten Kanalbrücke, zweihundert Meter entfernt, wo die richtigen Teenager sich trafen, die schon fünfzehn oder sechzehn waren. Die Ältesten von ihnen kamen sogar mit dem Auto. Sie rauchten und küssten sich und wenn sie wollten, konnten sie Friedhof der Kuscheltiere 2 im Kino sehen, als wäre das nichts. In diesem Moment wollte ich einer von ihnen sein und einfach nur alles schon hinter mir haben. Sie planschten im Wasser und immer mal wieder, platsch, warf sich einer von der Brücke. Als wäre das nichts. Die Mädchen schrien beim Sprung, aber es war so ein Schrei wie in der Achterbahn. Sie hatten Spaß.
„Ich weiß auch, dass da nichts im Kanal ist.“ Ich ließ meine Stimme jetzt etwas tiefer klingen. „Nur-“
„Klar, ist da was im Kanal“, sagte Anne. „Aale und so. Sonst würden sich ja keine Angler dransetzen.“
„Ich meine nichts Gefährliches. Ein Hai oder so.“
„Ein ...“ Anne reckte die Arme zum Himmel, eine Geste der Verzweiflung. „Ein Hai kann bei uns nicht leben. Und in der Brühe da unten sowieso nicht. Der Kanal kommt ja auch nicht aus dem Ozean oder sowas. Die Nazis haben ihn gebaut. Oder irgendwie Leute kurz vorher.“
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Das weiß ich auch.“
Meine Oma hatte mal erzählt, darum haben sie den großen Fisch den dicken Hermann genannt. Als ein Bauer ihn das erste Mal gesehen hatte, schummerig wie eine Fata Morgana unter der Oberfläche, da hatte er im Dorf gesagt, er habe keine Ahnung, was es war, aber es war fett wie Göring. Hermann Göring, hatte ich inzwischen herausgefunden, war ein wichtiger Nazi gewesen. Ein wichtiger, dicker Nazi.
„Wenn du jetzt noch anfängst, an Haie zu denken, springst du heute nicht mehr“, sagte Anne. „Und wir haben es uns fest vorgenommen.“
Das gab mir ein gutes Gefühl im Bauch, dass sie da im Grunde gerade gesagt hatte: Allein trau ich mich auch nicht.
Ich versuchte zu verwandeln. „Wollen wir uns dabei bei der Hand halten?“
Anne sah konzentriert zur anderen Brücke, als wollte sie nochmal gucken, wie man es richtig macht. „Das ist mir zu kitschig.“
Hastig zog ich meine Finger zurück, kurz bevor sie ihre berührten. „Ja“, sagte ich. „Mir auch.“
Mein Herz hätte sich jetzt eigentlich wieder beruhigen müssen, aber beim Gedanken, in ein paar Sekunden in der Luft zu schweben wie ein Astronaut, wie es alle beschrieben, um nach einer Schrecksekunde die braune Suppe heranrasen zu sehen, Pustekuchen. Es schlug so wild, es musste da drin alle anderen Organe weich prügeln wie ein Fleischklopfer. Als ich sprach, zitterte meine Stimme.
„Also dann auf drei?“
Anne stöhnte. „Ich hab doch-“
„Fünf meinetwegen?“ Ich mochte den Gedanken, den Sprung so noch etwas hinauszuzögern. Jede Sekunde mit sicherem Beton unter dem Hintern zählte.
„Lass uns einfach springen“, sagte sie. „Dann geht's auch leichter, wenn wir nicht so einen Hermann davon machen.“
Sie tat so, als wäre es rausgerutscht, aber ich war nicht sicher. Schlau genug war sie, um so etwas mit Absicht zu sagen. Manche fanden das unheimlich oder doof, aber mir gefiel es, auch wenn ich mich mal ärgerte. Sie war wie Catwoman, und die ließ Batman manchmal wie einen Trottel aussehen. Batman! Mein Vater wusste nicht, was er von Anne halten sollte. Ich hatte ihn mal sagen hören, er sei nicht sicher, ob sie sich in ein paar Jahren, wenn das losgehe, überhaupt noch für Jungs interessierte.

Weil ich für Anne interessant sein wollte, sog ich Luft ein, als wäre es das letzte Mal. Dann stieß ich mich ab, wie ich es bei anderen gesehen hatte. Beim ersten Mal machten es fast alle aus dem Sitzen. Einen ordentlichen Schub brauchte es, wenn man so sprang, sonst riss die Brücke einem den Rücken auf oder man knallte mit dem Hinterkopf dagegen. Alles schon passiert, wenn nicht hier, dann zwei Dörfer weiter.
Aber ich machte alles richtig. Schwebte wie ein Astronaut. Mein Magen rotierte, auf eine gute Art. Als der Astronautenmoment vorbei war, kam das Wasser näher. Ich hörte Annes Stimme, hielt es für den Achterbahnschrei und wunderte mich, warum er leiser wurde, wenn sie doch mit mir fiel. Dann waren kurz alle Gedanken weg. Also wirklich: Alle. Platsch.
Der Klang der Welt war nicht mehr da. Wasser in den Ohren. Ich kniff die Augen fest zusammen. Es hieß, die dreckige Pampe im Kanal machte blind.
Als ich nicht mehr sank, fing ich an zu zappeln. Zurück zum Licht und zur Luft. Ich rechnete schon damit, zurück in die Welt zu stoßen, wiedergeboren als Mann, doch da war noch mehr Wasser und ich ruderte noch einmal kräftig mit den Armen. Immer noch Wasser! Jede Meldung über ein ertrunkenes Kind im Baggersee schoss mir durch den Kopf. Weil oben nicht von unten zu unterscheiden war, schwammen sie dem Grund entgegen. Dann war die Luft weg und der Weg zurück viel zu weit.
Ich wollte gerade schreien, da hatte ich es geschafft. Kein Druck mehr auf den Ohren. Ich wischte mir durchs Gesicht und riss die Augen auf. Anne rief meinen Namen vor Begeisterung. Bewunderung sogar. Jedenfalls dachte ich das zuerst. Aber warum war ihre Stimme immer noch so weit weg?
Ich sah hoch. Blinzelte gegen die heiße Junisonne. Anne hüpfte auf der Brücke herum, vor dem Geländer, an dem sie sich festhielt.
„Warum springst du nicht?“ Ich wollte es rufen, aber ich hatte die Puste noch nicht zurück.
Schlimm, verstand ich zuerst in Annes Antwort. Es war ihr zu schlimm, sie würde nicht springen. Die letzte Wasserblase in meinem Ohr platzte.
„Schwimm!“
Mein Blick ging in die Richtung, die ihr Finger wies. Sie zeigte auf etwas, das vom Ufer auf mich zukam. Eine Welle mit einem haarigen Buckel dahinter. Ich fuhr herum und kraulte, soweit ich mich aus dem Sportunterricht daran erinnern konnte. Eine vier hatte ich dafür bekommen. Ich schluckte das Wasser, in das die Binnenschiffer ihre Klos entleerten.
„Schneller, schwimm, schwimm!“, schrie Anne.
Die Welle kam von dem Ufer näher, das langsam abfiel und so immer tiefer ins Wasser führte. Ich schwamm auf die harte Kante der anderen Seite zu, wo die Boote hielten. Wie um alles in der Welt sollte ich dort rauskommen? Der sichere Boden lag zu weit über der Oberfläche, als dass ich mich mit einem Klimmzug aus dem Wasser hätte ziehen können. Ich versuchte, mich ein Stück aus dem Wasser zu katapultieren.
Es funktionierte nicht, aber ich trieb dadurch ein Stück nach rechts ab und ertastete einen Bogen in der Erde. Ich zog mich auf dessen Höhe. Es war nicht nur ein Bogen, es war ein Loch. Meine Füße ertasteten das andere Ende. Unten Wasser, oben nicht. Wie eine Grotte. Und das Wasser da drin war mit Sicherheit zu flach für einen Hai. Hoffte ich. Ich kroch hinein.

Drinnen wurde das Wasser immer flacher. Der kurze Tunnel führte aufwärts in eine Höhle, die nicht allzu tief unter der Wiese liegen konnte. Am gegenüberliegenden Ende dieser Luftblase untertage führte ein weiterer Tunnel aufwärts. Etwas Sonnenlicht kam dadurch herein. Viel sah ich nicht, aber was mir zwischen einer Coladose und einer nassen Bravo mit Edward Furlong auf dem Titel ins Auge stach, war die Ohrmarke einer Kuh. Das Ohr war noch daran.
Was hinter der Welle geschwommen war, folgte mir aus dem Kanal in den Tunnel. Hals und Oberkörper gehörten nicht mehr mir. Ich wollte einen Satz durch den matschigen Höhlenboden machen und durch den anderen Tunnel nach oben klettern, aber ich drehte mich um. Ich musste es wissen. Ich musste ihn sehen.
Zuerst erkannte ich nur den haarigen Buckel, dann hob es den Kopf aus dem Wasser und sah mich an. Es hatte lange Schneidezähne und Schnurrhaare so dick wie die Dreadlocks von dem Rage-Against-The-Machine-Typen.
Als es das Maul aufriss, löste sein Angriffsschrei meine Lähmung. Es war ein Quieken, so laut, dass es erst kitzelte und dann wehtat im Ohr. Ich rutschte durch den Schlamm der Höhle und trat Edward Furlong ins Gesicht. Hinter mir lauerte der Bewohner dieses Reichs, machte sich bereit, und ich wusste, jeden Moment würde das Platschen anfangen – Platsch! – wenn er sich durch den Tunnel zwängte, um mich zu fangen und mit seinen Hauern in Stücke zu hacken.

Im Tunnel, der nach oben führte, rammte ich die Finger in die weiche Erde, und als ich weit genug oben war, auch die Zehen. Meine Arme brannten erschöpft vom Schwimmen und ich konnte mich kaum halten. Ich wusste, gleich würde ich von unten gepackt werden. Anne rief meinen Namen.
Ich streckte einen Arm nach draußen und packte in einen Kuhfladen. Mein anderer Arm folgte. Ich zog mich hoch. Noch nie hatte ich die Wärme der Sonne so stark gefühlt wie jetzt auf meiner Haut voller Schlammschlieren. Bevor ich aufstand, rutschte ich von der Tunnelöffnung weg.
Anne stand oben auf der Brücke und winkte mir. Ich kam auf die Beine und stolperte über die Wiese und dann die Treppe hoch. Einmal knickte ich ein und schürfte mein Knie auf. Ein paar Mal drehte ich mich um, um zu sehen, ob da was aus dem Loch kam. Meine Beine waren so weich.
Oben sahen Anne und ich uns an, der Mund offen, der Blick durcheinander, als wären wir gerade mit dem Fahrrad hingeknallt. Sie wirkte genau so außer Atem wie ich.
„Das war er“, sagte ich. „Das ist der dicke Hermann. Es ist eine Ratte.“ So wie kurz zuvor, als ich nicht anders konnte, als mich umzudrehen, musste ich jetzt lachen. „Eine fette Ratte.“ Ich spuckte schmutziges Wasser auf den Boden und wischte mir einen Blutegel von der Brust.
Anne blickte nach unten. Meine Fresse, sie hatte Recht! Was hinderte den dicken Hermann eigentlich daran, uns hinterherzukommen, wenn er erst mal aus seiner Höhle war?
Ich griff ihre Hand. „Komm!“
Sie schüttelte den Kopf. „Das war eine Bisamratte.“
„Was?“
Noch nie erschien mir ein Augenblick unpassender für ihre Besserwissereien. Ich überlegte ernsthaft, ihr eine zu knallen.
Sie zog ihre Hand aus meiner. „Die fressen Pflanzen.“
„Bist du irre?“
„Sie wollte in ihren Bau.“ Anne deutete über das Geländer. „Sie ist nicht der dicke Hermann.“
Ich sah nach unten. Zunächst konnte ich keine Form in dem erkennen, was sich da unter der Oberfläche tat. Erst dachte ich, es wären viele, kleine Bewegungen hier und da. Kurz glitzerte die Sonne auf einem Teil des schuppigen Körpers, der sofort wieder verschwand. Was dort unten schwamm, reichte mindestens von einem Ufer zum anderen. Weder Anne noch ich hätten unsere Arme darum schließen können, denn es war nicht nur lang, sondern auch dick.
Sein Kopf kam aus dem Wasser. Die Kiefer mit Zähnen wie Schälmessern bissen zweimal kräftig auf den abgerissenen, unteren Teil der Bisamratte. Wasser spritzte. Es war kein Angriffsschrei gewesen, der hinter mir durch den Tunnel gehallt war.
Der Aal fror in seiner Bewegung ein, mit offenem Maul, ein Teil der Ratte trieb davon. Anne und ich starrten ihn an. Sein Auge war so groß wie eine Grapefruit.
Keine Ahnung, ob er uns auch sah. Ich glaube schon. Die schlängelnden Bewegungen hörten auf. Er ließ sich fallen, schwerelos. War immer weniger zu erkennen, als hätte der Kanal was Schlechtes geträumt. Drüben bei der anderen Brücke sprangen gerade zwei Mädchen. Sie schrien wie in der Achterbahn.

 

Guten Abend @Proof ,

das ist eine spannende Geschichte, ich bin dran geblieben und mir hat es gefallen, wie du das aufgebaut hast. Besonders gut fand ich, dass du mich zum Antizipieren gebracht hast, das macht einen großen Reiz deiner Geschichte aus.

Anbei einige Textstellen, die mir aufgefallen sind und auf die ich eingehen möchte.

Anne und ich waren über das Geländer der Kanalbrücke geklettert. Wir saßen auf dem Rand und ließen die Füße baumeln.
Du startest mit einem Bild, das ich mir gut vorstellen kannst und baust damit zugleich den Ort des Geschehens ein. Das ist wie ein Rahmen für die Geschichte, funktioniert gut für mich.

Sie konnte eine furchtbare Klugscheißerin sein und viele Mädchen fanden sie nervig.
Dieser Satz hat mir nicht so gut gefallen, das ist mir als Leser zu direkt und zu viel tell.

Ich hatte in Sachen Freunde auch keinen bedingungslosen Zugang zum Markt, galt als Weichei, seit ich mit dem Fußball aufgehört hatte.
Hier gilt das Gleiche, wie für das Zitat darüber. Mir würde es besser gefallen, wenn du die Charaktere subtiler vorstellst. So wirkt das auf mich an dieser Stelle etwas zu einfach gestrickt, das hat mir nicht gefallen.

Anne und ich würden ewig welche bleiben, wenn wir nichts taten.
Der Satz dagegen liest sich für mich plausible, hier steckt viel Gewicht drin und erklärt das Motiv der beiden.

Ich sah nach unten und sofort wieder hoch. Gott.
Starker Satz, ich bin mitten im Erleben, kann mir das gut vorstellen und habe ein lebendiges Bild vor meinem inneren Auge.

Sie meinte das Lied damit, das man im Sommer hörte, auf dem Hof der Grundschule oder auf der Straße.
Du sprichst meine Sinne an, gehst dann auf das Lied ein, was gleichzeitig als Überleitung fungiert. Hat mir gut gefallen.

Außer Hitze und Mücken hing Informer von Snow in der Luft.
Du meinst damit den Song oder? Die Formulierung hat sich für mich auf den ersten Blick nicht ganz stimmig gelesen. Das kann aber auch nur an meinem subjektiven Leseeindruck liegen.

konnten sie Friedhof der Kuscheltiere 2 im Kino sehen
Eine schöne Anspielung auf Stephen King, hat gut funktioniert.

Die Nazis haben ihn gebaut. Oder irgendwie Leute kurz vorher.“
Ich habe diese Dialogstelle als Zitat ausgewählt, weil sich das für mich ziemlich echt liest. Generell habe ich den Dialog als ausgesprochen gelungen wahrgenommen.

Mein Herz hätte sich jetzt eigentlich wieder beruhigen müssen, aber beim Gedanken, in ein paar Sekunden in der Luft zu schweben wie ein Astronaut, wie es alle beschrieben, um nach einer Schrecksekunde die braune Suppe heran rasen zu sehen, Pustekuchen.
Für mich hat das Bild gut funktioniert und gleichzeitig ist das auch ein Satz, der die Spannung erhöht. Herzrasen, Fallen, Schrecksekunde.

Weil ich für Anne interessant sein wollte, sog ich Luft ein, als wäre es das letzte Mal.
Eine dunkle Andeutung, die bei mir das Kopfkino anschaltet. Was wird mit ihm passieren?

jede Meldung über ein ertrunkenes Kind im Baggersee schoss mir durch den Kopf.
Das liest sich für mich total plausibel und gibt deinem Charakter Tiefe, wobei ich insgesamt wohl die Charakterzeichnung am Schwächsten wahrgenommen habe. Das ist natürlich meckern auf hohem Niveau.

Eine Welle mit einem haarigen Buckel dahinter.
Ich als Leser kann mir das selbst erschließen, das gefällt mir immer besonders gut. Daher finde ich diesen Satz sehr gelungen, erhöht die Spannung.

Es war ein Quieken, so laut, dass es erst kitzelte und dann wehtat im Ohr.
Hier liegt der Fokus auf einer sensorischen Beschreibung, was die Geschichte für mich lebendiger macht und dafür sorgt, dass ich eintauchen kann. Das ist die durchweg gut gelungen für meinen Geschmack.

Es war kein Angriffsschrei gewesen, der hinter mir durch den Tunnel gehallt war.
Hier wieder ein gutes Beispiel für "show", ich selbst erschließe mir die Bedeutung, habe einen Aha-Moment und das macht mir als Leser Spaß.

Drüben bei der anderen Brücke sprangen gerade zwei Mädchen. Sie schrien wie in der Achterbahn.
Oh NEIN! Das war mein erster Gedanke, spricht für dein Ende.


Insgesamt habe ich deine Geschichte gerne gelesen, ich bin die ganze Zeit drangeblieben, habe mitgefiebert, was als nächstes passiert. Mir persönlich hat der Anfang nicht so gut gefallen, die Charakterzeichnung hat mich nicht überzeugt, wobei das in einem so kurzen Text natürlich schwierig ist.


Beste Grüße,
MRG

 

Hallo @Proof,

deine Geschichte hat mich von Anfang bis Ende unterhalten, anstatt Horror stellte sich für mich "nur" Spannung ein, was der Geschichte aber keinen Abbruch tut. Die Figuren und das Vorgeplänkel auf der Brücke waren sehr gut geschrieben und amüsant, da gab es ein paar tolle Stellen:

Ich versuchte zu verwandeln. „Wollen wir uns dabei bei der Hand halten?“
Anne sah konzentriert zur anderen Brücke, als wollte sie nochmal gucken, wie man es richtig macht. „Das ist mir zu kitschig.“
Hastig zog ich meine Finger zurück, kurz bevor sie ihre berührten. „Ja“, sagte ich. „Mir auch.“
Mein Vater wusste nicht, was er von Anne halten sollte. Ich hatte ihn mal sagen hören, er sei nicht sicher, ob sie sich ein paar Jahren, wenn das losgehe, überhaupt noch für Jungs interessierte.
Sehr schön :thumbsup:

Was für mich den Horror-Aspekt etwas untergraben hat:
Die Figuren reden und spekulieren viel über eine mögliche Kreatur im Wasser. Ist dort etwas, ist dort nichts? Als Leser weiß ich natürlich aufgrund des Tags: Ja, da wird etwas sein und habe die Verfolgungs-Szene im Wasser erwartet. Da hätte ich mir gewünscht, dass meine Erwartungshaltung widerlegt wird, anstatt bestätigt. Die Auflösung mit der Bisamratte und dem Riesenaal war tatsächlich überraschend, wirkte aber nicht mehr so stark, weil die Figuren dort bereits außer Gefahr waren.

Kleinigkeiten:

Manchmal sahen wir Filme auf Video zusammen.
Könnte ein regionales oder Sprachgefühlsding sein, aber für mich sind alle Filme "auf Video". Meinst du VHS-Kassetten? Ich würde hier wahrscheinlich sogar "auf Video" komplett streichen, hat ja keine Relevanz für die Geschichte, was das Medium ist. Und wenn es dir hier wichtig ist, dass das in den 90ern spielt oder so, würde der Prot das Medium nicht explizit erwähnen, gab ja nichts anderes, oder? (Betamax hatte ja niemand ;))

Manchmal sahen wir Filme auf Video zusammen. Anne hinterfragte oft, was darin gesagt oder getan wurde. Vor allem, wenn es etwas war, das Leute immer taten, auch in anderen Filmen.
"In anderen Filmen" funktioniert für mich nur, wenn du vorher konkrete Filme nennst, zu denen die Filme "anders" sein können. Das würde ich umformulieren oder streichen.

war die Ohrmarke einer Kuh. Das Ohr war noch daran.
Schön eklig, gutes Detail.

Es hatte lange Schneidezähne und Schnurrhaare so dick wie die Dreadlocks von dem Rage-Against-The-Machine-Typen.
Keine Bisamratte wird Schnurrhaare haben, die so dick sind wie Dreadlocks, deswegen funktioniert die spätere Auflösung eigentlich nicht. Klar, du möchtest an dieser Stelle ja auch, dass man es wie der Prot für ein Monster hält, ich würde aber das mit den Dreadlocks ändern.

Anne und ich spiegelten uns in einem Auge. Es war so groß wie eine Grapefruit.
Ein schönes Bild, aber ich weiß gar nicht, ob man auf fünf Meter Entfernung selbst in einem grapefruitgroßen Auge noch seine Reflexion erkennen würde.

Viele Grüße,
Catington

 

Moin.

@MRG:

Dieser Satz hat mir nicht so gut gefallen, das ist mir als Leser zu direkt und zu viel tell.
Das kommt ja gleich nochmal. Tatsächlich war mir selbst nicht ganz wohl an der Stelle. Ich wollte diese Sachen einfach möglichst schnell geklärt haben, ohne die Geschichte lang damit aufzuhalten. Ich schau mal, ob ich's ein bisschen kompakter bekomme. Vielleicht brauche ich's auch gar nicht.

Du meinst damit den Song oder?
Klar. "das Lied" vorab zu schreiben, klänge recht hölzern, denke ich.

Eine schöne Anspielung auf Stephen King, hat gut funktioniert.
Darauf wollte ich jetzt gar nicht hinaus. Mir ging es um das Zeichnen dieser Zeit, Anfang Neunziger. Kann mir nicht vorstellen, dass King viel mit dem Film zu tun haben will. Die Regisseurin hat später auch zugegeben, dass es nur ein Cash-in war. Ich mag den aus unterschiedlichen Gründen aber sehr.

gibt deinem Charakter Tiefe,
Absicht? Also, von dir jetzt?

Mir persönlich hat der Anfang nicht so gut gefallen, die Charakterzeichnung hat mich nicht überzeugt, wobei das in einem so kurzen Text natürlich schwierig ist.
Kommt wahrscheinlich auch darauf an, was man vorhat. Figuren sind eigentlich das Wichtigste, aber klar, auf der ersten Ebene ist das hier keine Charakterstudie, sondern die gute alte "Da ist irgendwas im Wasser"-Nummer.

Vielen für die vielen lobenden Worte!


@Catington:

anstatt Horror stellte sich für mich "nur" Spannung ein, was der Geschichte aber keinen Abbruch tut.
Das sagt ja gleich noch jemand. Mal grundsätzlich: Mich bringt jetzt nicht jeder Horrorfilm oder -roman dazu, nachts länger wach zu liegen. Eher so einer von hundert. Wenn überhaupt. Aber das ändert ja nichts an der Genrezuordnung. Ein Monsteraal ist mehr Horror als Krimi, Western oder Science Fiction. Ein Genre "Spannung" gibt es genauso wenig wie ein Genre "Action". Klar wissen wir heute, was in etwa zu erwarten ist, wenn etwas Actionfilm genannt wird, aber eigentlich sind das Elemente, die genau so Teil dieser wie einer Geschichte über einen Koch mit Burnout sein können. Darum Horror.

Da hätte ich mir gewünscht, dass meine Erwartungshaltung widerlegt wird, anstatt bestätigt. Die Auflösung mit der Bisamratte und dem Riesenaal war tatsächlich überraschend, wirkte aber nicht mehr so stark, weil die Figuren dort bereits außer Gefahr waren.
Interessanter Punkt. Stimmt schon, in dieser Version verläuft die Geschichte tatsächlich bis zu den allerletzten Absätzen recht erwartungsgemäß. Das war mir auch klar. Liebenswürdigkeit der Figuren und spannende Monsterhatz - wenn man sich nicht ganz blöd anstellt, ist das halt spannend, auch wenn man eine Geschichte mit Monster im Tunnel "Das Monster im Tunnel" nennt - sollten darüber hinweghelfen, bis dann ganz zum Schluss, wenn man meint, man hätte problemlos alles vorhersagen können, nun ja. Diesen Satz hatte ich jetzt mindestens ein Jahr lang im Ohr, "das ist nicht der dicke Hermann". Aber berechtigte Kritik, dass den Figuren da schon nichts mehr passieren kann. Da müssen halt die Statisten ran, die Mädchen auf der anderen Brücke.

aber für mich sind alle Filme "auf Video".
Da bist du wohl unter 30. "Demnächst auf Video" hieß es immer.

würde der Prot das Medium nicht explizit erwähnen
Das stimmt so halb/halb. Tatsächlich hieß "Film gucken" eigentlich immer "auf Video(Kassette)". Andererseits blickt er hier zurück. "Videofilme" hat man auch gesagt. Wohl auch doppelt gemoppelt, ist damals aber keinem aufgefallen. Der Begriff Video war auch synonym für den physischen Träger.

"In anderen Filmen" funktioniert für mich nur, wenn du vorher konkrete Filme nennst, zu denen die Filme "anders" sein können.
Ich verstehe glaube ich, was du meinst, streng genommen müsste es "weitere" heißen. Umgangssprache. Muss mal schauen.

Klar, du möchtest an dieser Stelle ja auch, dass man es wie der Prot für ein Monster hält, ich würde aber das mit den Dreadlocks ändern.
Es ist eine Bisamratte, die monströs groß ist, aber trotzdem kein Menschenfresser.

aber ich weiß gar nicht, ob man auf fünf Meter Entfernung selbst in einem grapefruitgroßen Auge noch seine Reflexion erkennen würde.
Hatte ich auch drüber nachgedacht. Wahrscheinlich nicht.

Danke für deine Anmerkungen!


@Rob F:

ich finde nicht, dass du die Einleitung zu sehr in die Länge ziehst, mehr hätte es jedoch m.E. auch nicht sein dürfen.
Ich finde die ... also ich finde jetzt nicht, dass die ... man muss ja erstmal wissen, wo die ... ich finde die Einleitung zu lang.

Mein einziger Kritikpunkt ist die "tellige" Vorstellung der beiden Protagonisten. Vielleicht könntest du es zum einen etwas kürzen, vielleicht sind ja nicht alle Informationen notwendig.
Dachte ich mir auch, nachdem der erste es gesagt hatte.

Da denke ich direkt an den ersten Teil von Freddy Krüger und ahne böses ...
In der ersten Version konnten die älteren Jugendlichen Freddy Krueger im Kino sehen, wenn sie wollten. Da war ich noch in den Achtzigern mit der Handlung, aber das wird ja aktuell ein bisschen überstrapaziert. Eigentlich wollte ich mehr auf so regionale Legenden hinaus und wie sie Teil der Kultur werden, wie auf diesem bestimmten Fleck Erde jeder sofort weiß, was gemeint ist, und der Rest keine Ahnung hat, um was es geht. Aber ja, hinterher musste ich dann selbst auch an die Springseilkids aus den Nightmares denken. Wobei ich meinen Song als ziemlich harten Rhythmus im Ohr habe, nicht so dieses Einschläfernde. Har, har.

"sich" statt "sie"
Nee.

Ich würde "als wäre das nichts" einmal abändern.
Das ist schon eine sehr bewusste Wiederholung.

Vielleicht könnte er an dieser Stelle zunächst für einen Moment oder ein paar Sekunden geschockt sein, bevor er sich umdreht und schwimmt.
Da war ich auch nicht ganz glücklich mit, wie easy er das akzeptiert, dass er jetzt vor dem Kanalmonster flüchten muss.

Danke für deine Kritik!

Viele Grüße
JC

 

Hey @Proof ,

ich habe den Fehler gemacht, nach dem Lesen etwas essen zu gehen und über Politik zu quatschen. Jetzt muss ich wieder in den Mood der Story und in die Erinnerung an meinen Leseeindruck kommen. Es ging mir so, dass mich der Tag Horror, die ganze Zeit schon gespannt auf etwas warten ließ. Da ist mir wieder bewusst geworden, dass ein Tag ganz schön was mit meiner Erwartung machen kann. Ich sehe es da wie die Vorredner; ist für mich auch vom Gefühl her mehr Spannung; vom Genre wird es aber wohl Horror bleiben, denke ich. Insofern wohl schon richtig getaggt; hier aber auch mehr eine Kleinigkeit.
Bis zum Sprung bin ich dir sehr gerne gefolgt. Dann habe ich einige Dinge (leider fast das meiste) so gar nicht mehr mitgeschnitten. Ich konnte mir diese Fluchtszene überhaupt nicht vorstellen und auch das Monster/Nutria/Bisamratte nicht – ist ja dann später doch ein ganz großes, ich konnte es nicht einordnen. Um ehrlich zu sein, wirkt der Text auch etwas schnell geschrieben. Die Charakterisierung von Anne hat mir ganz gut gefallen; aber für die Handlung hat das für mich nicht irgendwo hingeführt. Als dann der Konflikt mit dem Vater kam (der Anne nicht ganz mag oder ihr misstraut, weil sie nicht 100% normal ist), da wäre ich gern tiefer eingesteigen. Auf einmal bricht das so weg und dann kommt da so ein (sorry) trash-monster aus dem Sumpf. Klar, da ist drüber geredet worden (also nicht ganz deusexmachina) und spannend finde ich auch die Nazi-Andeutung, die dem 'gesellschaftliche Brisanz' verleiht, wie manche sagen. Aber das ist alles so angeschnitten und für mich fasert das dann aus, weil es dann doch wieder nicht darum zu gehen scheint. Die Angst, es könnte da etwas im Tümpel sein, hat mich tausend mal mehr in Spannung versetzt, als dieses Vieh. Es fühlte sich dann wie ein Ausschnitt aus irgendeinem Monster-Film an, aber so für mich ohne Erdung; eben wie eine herausgegriffene Szene. Mir fehlt das Kernelement, etwas, auf das die Geschichte hinausläuft, außer, dass die beiden mal ein Monster gesehen haben.
Sorry für das ganze Rumgenöle. Vielleicht ist das auch mein vom Tag aufgeweichtes Hirn oder ich schnalle da einfach etwas Wichtiges nicht.

„Auf drei?“, fragte ich.
„Warum ist eigentlich immer alles auf drei?“
Manchmal sahen wir Filme auf Video zusammen. Anne hinterfragte oft, was darin gesagt oder getan wurde. Vor allem, wenn es etwas war, das Leute immer taten im Film. Manchmal wunderte ich mich, wie sie jemals Spaß haben wollte, wenn sie sich ständig fragte, warum Dinge so waren, wie sie waren.

Das fand ich eine ganz coole Charakterisierung. Ich würde sie das aber nicht so naiv fragen lassen "warum ist eigentlich immer alles auf drei?" Auch mit dieser Kinder-Grammatik. Sie ist für mich intelligent, eins von den 'nerd'-kids, die es durchschauen. Deswegen fänd ich feststellend besser: "Ist dir mal aufgefallen ..." vielleicht sogar noch, dass sie ihm erklärt, dass das der verkackte Märchenscheiß von Disney ist.

Alle anderen in unserem Alter hatten es schon mal gemacht. Sie waren keine Kinder mehr. Anne und ich würden ewig welche bleiben, wenn wir nichts taten.

als wäre das nichts. In diesem Moment wollte ich einer von ihnen sein und einfach nur alles schon hinter mir haben. Sie planschten im Wasser und immer mal wieder, platsch, warf sich einer von der Brücke. Als wäre das nichts.

ist beabsichtigt? Empfinde ich als doppelt.

Ich versuchte zu verwandeln.

wie ist das gemeint? So im Fußballsinne "den Ball, die Situation verwandeln"? :D

„Dann geht's auch leichter, wenn wir nicht so einen Hermann davon machen.“

Habe ich nicht ganz verstanden. Ist das eine Abwandlung einer Redewendung; und wenn ja, welcher? Ich dachte spontan an: "... wenn wir nicht so ein Ding draus machen." Aber da steht ja davon

Als ich nicht mehr sank, fing ich an zu zappeln. Zurück zum Licht und zur Luft. Ich rechnete schon damit, zurück in die Welt zu stoßen, wiedergeboren als Mann, doch da war noch mehr Wasser und ich ruderte noch einmal kräftig mit den Armen. Immer noch Wasser! Jede Meldung über ein ertrunkenes Kind im Baggersee schoss mir durch den Kopf. Weil oben nicht von unten zu unterscheiden war, schwammen sie dem Grund entgegen. Dann war die Luft weg und der Weg zurück viel zu weit.
Ich wollte gerade schreien, da hatte ich es geschafft.

Die Stelle fand ich super. Sehr sehr spannend gemacht.

Mein Blick folgte ihrem Finger, mit dem sie auf etwas zeigte, das vom Ufer auf mich zukam. Eine Welle mit einem haarigen Buckel dahinter.

Der Blick folgt doch nicht dem Finger oder? Er schaut eher in die Richtung, wo der Finger hinzeigt. Es hat sich irgendwie kein Bild eingestellt.

Schlimm, verstand ich zuerst in Annes Antwort. Es war ihr zu schlimm, sie würde nicht springen. Die letzte Wasserblase in meinem Ohr platzte.
„Schwimm!“

Das fand ich cool. So ein Horror-Movie Ding.

Die Welle kam von der Uferseite näher, an der man langsam ins Wasser gehen konnte über schleimige Pflanzen und spitze Steine, die in die Füße stachen

als ob er in dem Moment solche Reminiszenzen wachruft :sealed:

auf die steil abfallende Seite

"steil abfallend" bei einem Tümpel??? hier war ich komplett verwirrt.

Ich tastete mich daran entlang

da war ich dann ganz woanders. Wusste nicht, ob er gerade schwimmt oder taucht oder läuft. Ich hatte kein Bild und wusste ergo nicht, wonach, woran und wohin er tastet

aber ich stieß ein ersticktes Glücksgeheul aus, als ich ein großes Loch in der Erde ertastete. Es war nur zur Hälfte mit Wasser geflutet, wie eine Grotte.

Glücksgeheul???
Und dann ein Loch. Tasten. Mit Wasser gefüllt. Grotte? Die Bilder haben sich in meinem Kopf vom einen zum anderen geändert. Ist er unterwasser in eine Grotte? Oder hat er in ein Loch hineingefasst?

war die Ohrmarke einer Kuh. Das Ohr war noch daran.

Fand ich auch ein cooles Detail; unabhängig davon, dass ich zu dem Zeitpunkt nichts mehr geschnallt habe.

und trat Edward Furlong ins Gesicht.

fand ich auch witzig. Auch das mit der Bravo. Aber konnte es in der Verwirrtheit leider nicht wirklich genießen.

„Eine fette Ratte.“
Bisamratte

da dachte ich auch: äh, was? War da nicht eben noch die Rede von einem Monstrum? Das kann die intelligente Anne doch auseinanderhalten oder etwa nicht?

Sein Auge war so groß wie eine Grapefruit.

Schöner Vergleich.

Das als mein leider etwas verwirrter Leseeindruck. Es haben ja auch noch recht wenige kommentiert. Würde mich natürlich interessieren, was die anderen so dazu meinen.

Lieben Gruß und hab eine gute, Hermann-freie Nacht!
Carlo

 

Hallo Proof,
ja cool, endlich mal wieder Horror, und dann noch ein Klassiker, die Legende vom Wassermonster, das dich tückisch runterzieht. Ich finde das heute noch irre, wie es einem geht, wenn man ganz weit hinausgeschwommen ist, egal wo, Meer, Baggersee, jedenfalls weit weg vom Ufer. Und dann spürt man die kalten Strömung unter sich, und wenn man dann anfängt, an das zu denken, was möglicherweise unter einem sein könnte, dann wirds einem echt mulmig. Dieses Ding im Wasser spielt wirklich mit einer ganz uralten Angst. Gut, wenn ich im Ganzen auf die story schaue, denke ich mir, klar, als Horrorleser und auch als Nichthorrorleser, weiß man, dass da was kommt. Aber es ist ja so, nicht dass was kommt, ist der Clou im Horror, sondern wann und was und wie das kommt. Also Horror sollte man, finde ich nicht immer so stark an der Vorhersehbarkeit messen, toll, wenn es einem gelingt, den Leser aufs Glatteis zu führen, aber wichtig ist eigentlich mehr das Spiel mit der Angst. Und das hast du finde ich wie immer gut gemacht.
Ich fand die Wendung, dass Herrmann bzw die beiden sich retten, gut und noch besser, dass aber andere, nichtsahnende Girlies dem Vieh glattweg in die Hauer hüpfen. Ganz böse wäre, wenn die beiden Sonderlinge sich dieses Wissen zunutze machen. Gabs da nicht diese blöde Schnepfe, die sich immer über die beiden lustig gemacht hat? Aber das wäre natürlich eine Fortsetzung.

Auszusetzen finde ich inhaltlich also eigentlich nichts, dieses Mal ist es nur so, dass ich es manchmal sprachlich ein bisschen ungebügelt fand. An manchen Stellen weiß ich selbst nicht, ist das jetzt nur ein Geschmacksdingens, musst du halt auch mal mit den anderen Komms vergleichen, ob da Ähnliches angemerkt wurde.

Erst mal zum Titel, das ist ein typischer Proof, so ganz ernst nimmst du die Prots und die Geschehnisse in dieser Geschichte glaub ich nicht, aber wurscht, Horror und Humor gehen manchmal eine unheilige Allianz ein. Und ein Wassermonster "dicker Herrmann" zu nennen, das finde ich ziemlich cool. Das hat was von einer Verharmlosung, die einen dann teuer zu stehen kommen kann. Ich hätte nur bisschen mehr gespielt mit dieser Verharmlosung. Mehr auf die Beruhigungtaste gedrückt, wenn die beiden denken, das Monster ist doch nur eine simple Ratte, so nach dem Motto, dein dicker Hermann ist nicht weiter als eine harmlose dicke blöde Ratte. Du lässt deinen Prot an der Stelle zwar lachen, aber hätte man ruhig noch mehr betonen können.

Aber ich geh einfach mal durch:

Anne und ich waren über das Geländer der Kanalbrücke geklettert. Wir saßen auf dem Rand und ließen die Füße baumeln. Fünf Meter darunter lag das Wasser. Ich hatte Schiss, aber ich wollte nicht, dass sie es merkt.
Schöner Beginn.

„Auf drei?“, fragte ich.
„Warum ist eigentlich immer alles auf drei?“
Ja, das ist gut, da hab ich sie gleich. Das charakterisiert sie perfekt. Sie hinterfragt.

Manchmal sahen wir Filme auf Video zusammen. Anne hinterfragte oft, was darin gesagt oder getan wurde. Vor allem, wenn es etwas war, das Leute immer taten im Film. Manchmal wunderte ich mich, wie sie jemals Spaß haben wollte, wenn sie sich ständig fragte, warum Dinge so waren, wie sie waren.
Der ganze Passus klingt nicht immer elegant und flüssig, da muss man schon aufpassen, die richtigen Wörter zu betonen, ich würde das vereinfachen. Du brauchst doch weder Film noch Video mit der Vorbemerkung. Und diese Anne wird doch ihre Hinterfragerei nicht nur auf Videofilme beschränken. Im echten Leben zählen Leute ununterbrochen auf drei, wenn sie sich was nicht gleich trauen.
Anne hinterfragte gern. Vor allem, wenn es etwas war, das Leute immer taten. Manchmal wunderte ich mich, wie sie jemals Spaß haben wollte, wenn sie sich ständig fragte, warum Dinge so waren, wie sie waren.
Ich habs mal versucht, ich finde da fehlt nichts und du hast das Problem nicht mehr mit diesem leidigen immer in dem Satz: Vor allem, wenn es etwas war, das Leute immer taten im Film. Da geht dir die Betonung auf das immer flöten, weil "im Film" hinterherklappert.

„Hast du eigentlich gar keine Angst?“, fragte ich.
„Nein.“ Sie sah mich an und verdrehte die Augen. „Mann, natürlich. Aber je länger wir hier oben sitzen und runtergucken, desto schlimmer wird es.“
Hehe, schöner Dialog. Auch danach. Ich frage mich nur, warum sie nicht schon gesprungen ist, das Fräulein Naseweis.

Ich sah nach unten und sofort wieder hoch. Gott.

Klasse

Als hätte es uns gehört, muhte ein Tier hinter der Böschung, die den Spazierweg entlang des Kanals von der Wiese trennte.
Auch schön

„Aber wenn keiner dabei war, weiß man es eigentlich nicht genau“, sagte ich. „Und wo ist eigentlich der Kanalschiffer, der drüber gefahren ist?“
„Der hat das gar nicht mitbekommen und ist weitergefahren. Oder er hat's mitbekommen und ist weitergefahren, weil er Angst hatte, dass er irgendwas bezahlen muss oder so. Oder dass er nicht mehr fahren darf. Mein Vater sagt, die trinken alle.“
Ich mag das, wie die da so schön argumentieren. Und in Wirklichkeit haben beide Schiss in der Buchs. Erinnert mich an Dialoge in Stand by me oder The Body.

Überall auf der Welt brauchen die Mädchen was zum Singen beim Seilspringen.“
Sie meinte das Lied damit, das man im Sommer hörte, auf dem Hof der Grundschule oder auf der Straße.
Warum lässt du das damit so nachklappern, das klingt nicht gut. Entweder vor oder einfach streichen, denn das versteht man, dass es um ein Lied geht, wenn du vorher vom Singen beim Seilspringen schreibst.

Zwei Mädchen schwingen das Seil, eines springt. Es gibt nur eine Strophe, die immer schneller wird, genau wie das Seil:
Warum das nur? Willst du mehr damit sagen, dass die Mädchen da regelmäßig rausfliegen oder dass das Lied meistens harmlos ist, nur zum Schluss wirds rasend schnell? Ich liebe den Zusammenhang zwischen dem Kinderreim und dem Monster, weil das dadurch Lokalkolorit bekommt und weil dadurch ein ländlicher Mythos installiert wird.

Der dicke Hermann, kugelrund
Sieht dich im Wasser, beißt dich und
Arme, Beine, sind weg, rot
Ist der Kanal und du bist tot
Gibts das in echt? Oder hast du es gedichtet? Also selbst wenn es echt ist, ich könnt das kaum glauben und würde es auch abändern, denn das Metrum scheppert deratig, da fliegen die Kinder nicht wegen der Geschwindigkeit raus, sondern weil sie über das Metrum rausfliegen. Das ist etwas zu sehr durcheinander in der Abfolge von unbetonten und betonten Silben. Ich kenne mich selbst nicht genügend aus, aber immerhin so sehr, dass ich höre, wenn was knackt und das tut es hier. Ich hab mal ein paar Stellen, wo was nicht passt markiert. Kanal zum Beispiel ist auf der zweiten Silbe betont und passt so nicht rein. Kinderverse haben oft einen einfachen Klang, ich meine damit gar nicht den Zeilensprung in Zeile 2, den finde ich ganz gut, weil er den Blick auf das grausige Geschehen lenkt. Nein, das ist ansonsten der Klang. Eigentlich müsste man sich vorstellen können, dass die Silben im takt des Seils runterknallen können. Ich schreib mal auf, einfach nur um zu illustrieren, wie ich das meine mit dem Metrum.
Dicker Hermann kugelrund (7 Silben)
Schwimmt im Wasser, beißt dich und (7 Silben)
Arme, Beine weg, ganz rot (7 Silben)
Färbt das Wasser, du bist tot (7 Silben)

Blöd ist jetzt natürlich, dass Wasser sich wiederholt und der Kanal, der so einen schönen Bezug hätte, rausfällt, hab ich jetzt nicht besser hingekriegt. Man könnte was suchen mit Im Kanal ... dann stimmt es wieder. Aber da fällt mir jetzt nichts ein.

Außer Hitze und Mücken hing Informer von Snow in der Luft.
Das hatte mich für einen Moment ausgehebelt, ich kenn das Lied zwar, aber (vielleicht wegen der Filme vorher) dachte ich an einen Film und war entsprechend verblüfft. Warum gibst du nicht einen Hinweis: Außer Hitze und Mücken hing Musik in der Luft, Informer von Snow. Oder halt was Bessres, was dir einfällt, ich war halt einfach für einen Moment am Stolpern, und das fand ich schade.

Sie rauchten und küssten sich und wenn sie wollten, konnten sie Friedhof der Kuscheltiere 2 im Kino sehen, als wäre das nichts. In diesem Moment wollte ich einer von ihnen sein und einfach nur alles schon hinter mir haben. Sie planschten im Wasser und immer mal wieder, platsch, warf sich einer von der Brücke. Als wäre das nichts.
Jemand deiner Kommentatoren hatte die Wiederholung nicht gut gefunden, ich melde mich mal, weil ich die ulkigerweise gerade ganz gut fand. Ich finde, die Wdh, auch durch die Absetzung einmal mit Komma, einmal als extra Satz, gestaltet hier inhaltlich, was es für die beiden bedeutet, zu dieser neuen, erwachseneren Welt dazuzugehören. Aber eben auch welch ungeheurer Schritt das ist.


Meine Oma hatte mal erzählt, darum haben sie es den dicken Hermann genannt. Als es ein Bauer das erste Mal gesehen hatte, schummerig wie eine Fata Morgana unter der Oberfläche, da hatte er im Dorf gesagt, er habe keine Ahnung, was es war, aber es war fett wie Göring.
Das Markierte find ich super.
Nur mit dem "es" tat ich mich schwer. Ich weiß, man will das Monster irgendwie nicht beim Namen nennen. Ihm lieber einen Spitznamen verpassen und es mit einem fetten fiesen Kerl vergleichen, aber das "es" macht die Sätze auch unrund. Vielleicht wäre das anders, wen du noch irgendeinen Bezug davorschiebst.

I

ch versuchte zu verwandeln. „Wollen wir uns dabei bei der Hand halten?“
verhandeln? Da passt was nicht.
Ich versuchte mich in Brad Pitt zu verwandeln. :D

Hastig zog ich meine Finger zurück, kurz bevor sie ihre berührten. „Ja“, sagte ich. „Mir auch.“
Ja, du mich auch, wunderbar, diese Stelle.

um nach einer Schrecksekunde die braune Suppe heranrasen zu sehen, Pustekuchen.
Guck mal nach, ich glaub, das muss zusammen sein. Sicher bin ich aber auch nicht.

Sie war wie Catwoman, und die ließ Batman manchmal wie einen Trottel aussehen.
:D

Die Szene im Wasser finde ich dann schön. Und sehr spannend.

Eine Welle mit einem haarigen Buckel dahinter.
Iiihhh

soweit ich mich aus dem Sportunterricht daran erinnern konnte. Eine vier hatte ich dafür bekommen.
Auch das noch. :D Das sieht nicht gut aus.

Die Welle kam von der Uferseite näher, an der man langsam ins Wasser gehen konnte über schleimige Pflanzen und spitze Steine, die in die Füße stachen. Ich schwamm auf die steil abfallende Seite zu, an der die Boote hielten.
Das fand ich schlecht gelöst, du willst ja eigentlich darauf hinaus, dass er nicht zu der Seite hinschwimmen kann, von der aus man überhaupt rausgehen kann aus dem Wasser, wenn auch über Steine und Schmierpflanzen, dass er zur Kanalseit hinmuss, von der aus man nicht aus dem Wasser kommt. Und so wie du das machst klingt das eher, als fände er die Uferseite irgendwie scheiße, aber sie wäre doch gelobtes Land trotz der Steine etc.

Ich hatte zu viel Angst und jetzt erst recht keine Luft mehr, um zu schreien, aber ich stieß ein ersticktes Glücksgeheul aus, als ich ein großes Loch in der Erde ertastete.
Das ist unklar formuliert. Man versteht nicht, ob das Loch auf dem Grund des Kanals oder in der Uferwand sein soll. Also eine Höhle. Das würde ich genauer machen, wie das genau zu verstehen ist, auch, warum er es ertasten muss. Vieleicht hängen ja Pflanzen über dem Höhleneingang.

Viel sah ich nicht, aber was mir zwischen einer Coladose und einer nassen Bravo mit Edward Furlong auf dem Titel ins Auge stach, war die Ohrmarke einer Kuh. Das Ohr war noch daran.
Super!

Es hatte lange Schneidezähne und Schnurrhaare so dick wie die Dreadlocks von dem Rage-Against-The-Machine-Typen.
Oh Mann, das merke ich mir. Der arme, wie hieß der noch? Mit einer Bisamratte verglichen. Ich musst nachgucken, Zack de la Rocha. Ich hab die Musik geliebt.

Ich rutschte durch den Schlamm der Höhle und trat Edward Furlong ins Gesicht. Hinter mir lauerte der Bewohner dieses Reichs, machte sich bereit, und ich wusste, jeden Moment würde das Platschen anfangen – Platsch! – wenn er sich durch den Tunnel zwängte, um mich zu fangen und mit seinen Hauern in Stücke zu hacken.
Cool

Sie wirkte genau so außer Atem wie ich.
„Das war er“, sagte ich. „Das ist der dicke Hermann. Es ist eine Ratte.“ So wie kurz zuvor, als ich nicht anders konnte, als mich umzudrehen, musste ich jetzt lachen. „Eine fette Ratte.“ Ich spuckte schmutziges Wasser auf den Boden und wischte mir einen Blutegel von der Brust.
Schön.
Hab nur überlegt, hatte ich ja am Anafng schon geschreiben, dass man hier die vermeintliche Beruhigung im Anschluss ein bisschen mehr betonen könnte, der Herrmann ist NUR eine fette Ratte. Und dann hatb er doch Angst, dass sie hinterherkommen könnte.

Sein Kopf kam aus dem Wasser. Die Kiefer mit Zähnen wie Schälmessern bissen zweimal kräftig auf den abgerissenen, unteren Teil der Bisamratte.
Also das könntest du jetzt aber mehr auskosten. Warum zeigst du denn nicht, wie die Bisamratte schwimmt und dann wird sie von irgendwas weggerissen oder so, du setzt ja hier erst ein, wenn sie schon gekillt ist.

Sein Auge war so groß wie eine Grapefruit.
Keine Ahnung, ob er uns auch sah. Ich glaube schon.
Iihhhh

Jedenfalls ging er wieder so weit runter, dass man ihn nicht mehr erkannte.
Wie hast du das vorher noch beschreiben, schummrig wie eine Fata Morgana unter wasser. Jedenfalls irgendwas Stimmungsvolleres würde ich schon nehmen statt des sachlichen "dass man ihn nicht mehr erkannte"

Ende ist toll.

ja, lieber Proof, wieder ein Lesevergnügen, auch wenn ich diesmal etwas Mecker im Gepäck hatte.

Bis die Tage
Novak

 
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Moin!

@Carlo Zwei:

ist für mich auch vom Gefühl her mehr Spannung;
Spannung ist kein ... ach, komm.

Als dann der Konflikt mit dem Vater kam (der Anne nicht ganz mag oder ihr misstraut, weil sie nicht 100% normal ist), da wäre ich gern tiefer eingesteigen.
Und jemand hätte 100% geschrieben: "Ich weiß nicht, ob das in der Tiefe hier der Story nicht Tempo nimmt." Inklusive mein eigenes Ich aus der Vergangenheit, dem Zeitpunkt, als ich die Geschichte schrieb.

trash-monster aus dem Sumpf
Das klingt in dieser Abfolge, als hättest du lieber eine ganz andere Art von Geschichte gehabt. Titel: Anne. Falsches Genre halt.

also nicht ganz deusexmachina
Um nicht zu sagen überhaupt gar nicht.

und spannend finde ich auch die Nazi-Andeutung, die dem 'gesellschaftliche Brisanz' verleiht, wie manche sagen.
Das ist keine "Nazi-Andeutung", ich wollte den im ersten Moment so schrägen Namen nachvollziehbar herleiten. Und gesellschaftliche Brisanz ist auch wieder so ein Germanistikstudentending, da kann ich als bodenständiger Anglist natürlich nur drüber lachen, "ich sehe da eine nicht ungewisse gesellschaftliche Brisanz". Ich schreib einfach nicht mit sowas im Kopf. Im Hinterkopf vielleicht, aber nicht vorsätzlich. Meistens.

Die Angst, es könnte da etwas im Tümpel sein, hat mich tausend mal mehr in Spannung versetzt, als dieses Vieh.
Das ist der Klassiker. Zeigst du's nicht: Was war denn da jetzt in dem Loch? Also, das so ganz offen zu lassen, ist ja nun auch blöd. Ist ihm wohl nichts eingefallen. Zeigst du's: Irgendwie fand ich's gruseliger, als man nicht so richtig wusste, was da unter dem Bett ist. Der Troll sieht auch total unecht aus. Einen von beiden Toden wirst du als Horrorschreiber in sehr vielen Fällen sterben müssen. Ich habe mich hier für den zweiten entschieden, weil ich Bock auf ein Monster hatte.

Mir fehlt das Kernelement, etwas, auf das die Geschichte hinausläuft, außer, dass die beiden mal ein Monster gesehen haben.
Hm. Was soll das sein, das Kernelement? So, wie hier formuliert, gibt es kaum eine Geschichte, auf die du den Satz nicht anwenden kannst. Es läuft doch eigentlich auf nichts hinaus, außer dass Sherlock Holmes den Fall mit dem Hund von Baskerville löst. Da fehlt doch das Kernelement.

oder ich schnalle da einfach etwas Wichtiges nicht.
Ich glaube, du suchst immer ein bisschen zu verkrampft "etwas Wichtiges". Es ist ja auch jedem was anderes wichtig.

"Ist dir mal aufgefallen ..." vielleicht sogar noch, dass sie ihm erklärt, dass das der verkackte Märchenscheiß von Disney ist.
Die Stand-up-Einführung! "Verkackter Märchenscheiß" ist zu dick. Es geht schon darum, dass Filme uns anlügen, aber jetzt nicht so "Von wegen Prinzessin, wir sind alle heroinsüchtig!"

ist beabsichtigt? Empfinde ich als doppelt.
Ich dachte dadurch, dass es das zweite Mal sogar so ausgesondert wird, wird das klar, dass die Wdh. bewusst ist.

wie ist das gemeint? So im Fußballsinne
Jupp. Fällt mir jetzt erst auf, dass er vorher erwähnt, im Fußball versagt zu haben und das hier auch wieder nicht hinkriegt.

Habe ich nicht ganz verstanden.
Beim Googeln findest du's. Einen Hermann von etwas machen. Einen Akt. Etwas viel zu kompliziert machen oder so tun, als wäre es eine fast unlösbare Aufgabe. Ich kann dir jetzt aber nicht sagen, wie es sich regional verteilt. Wo kommse denn wech?

Der Blick folgt doch nicht dem Finger oder?
Das ist vllt schiefes Bild, ich guck nochmal.

als ob er in dem Moment solche Reminiszenzen wachruft
Ja, das stimmt.

"steil abfallend" bei einem Tümpel???
Es ist nicht ein Mal die Rede von einem Tümpel.

Und dann ein Loch. Tasten. Mit Wasser gefüllt. Grotte?
Liegt es vielleicht an der Tümpelsache?

Schöner Vergleich.
Hommage oder geklaut? Das Auge des Hais in Jaws ist "big as a baseball". Vor fast zwanzig Jahren gelesen, aber das hat sich eingebrannt, wie du die Größenverhältnisse über dieses Detail erzählst, anstatt zu schreiben: Der Hai ist wirklich ziemlich groß. Wollte ich schon längst mal machen.

Vielen Dank für deine Kritik!


@Novak:

Erst mal zum Titel, das ist ein typischer Proof, so ganz ernst nimmst du die Prots und die Geschehnisse in dieser Geschichte glaub ich nicht
Eigentlich schon. Ich finde immer Sachen so ein bisschen augenzwinkernd, die andere geradeheraus für Schenkelklopfer halten. Ich würde ja das Experiment wagen und mal komplett auf Humor verzichten, aber ich finde halt auch, es bringt einen den Figuren näher. Der Titel ist so ein bisschen von einer Brian-Keene-Story inspiriert, Ole oder Ol' irgendwas, auch mit so einem Nessie-Ding. Also die Geschichte heißt, wie das Monster im Volksmund. Ist glaube ich ein Riesenpython, der bei Hochwasser plötzlich im Wohnzimmer ... steht? Irgendwie so.

Du lässt deinen Prot an der Stelle zwar lachen, aber hätte man ruhig noch mehr betonen können.
Die Ratte soll ja schon monströse Ausmaße haben, sie ist eben nur kein Menschenfresser. Das weiß er aber nicht. Er lacht an der Stelle mehr so: Nochmal mit dem Leben davongekommen. Also so die größte Anspannung, die man haben kann, Todesangst, die fällt da von ihm ab.

Der ganze Passus klingt nicht immer elegant und flüssig,
Eigentlich wollte ich darauf hinaus, wie Leute manchmal Dinge sagen, die Filme quasi etabliert haben. Hier liest man ja auch gelegentlich Dialogzeilen, die so klingen, Sachen, die kein Mensch sagt, außer im Film, und da sind sie zum Klischee geworden. Vllt ist "auf drei" nicht das geschickteste Beispiel, weil, wie du sagst, Leute es tatsächlich häufig tun. Ich schau nochmal. ... Ich hab's jetzt einfach mal ganz gekillt.

Erinnert mich an Dialoge in Stand by me oder The Body.
Ist ja auch recht Coming of Age, mit dem Sprung als Ritual auf dem Weg aus der Kindheit.

denn das versteht man, dass es um ein Lied geht,
Stimmt.

Ich liebe den Zusammenhang zwischen dem Kinderreim und dem Monster, weil das dadurch Lokalkolorit bekommt und weil dadurch ein ländlicher Mythos installiert wird.
So war es gedacht. Die Geschwindigkeit, so funktioniert das doch, immer schneller, bis du stolperst, und dann bist du raus, das war so die Absicht hinter dem Satz davor.

Das Lied habe ich selbst gedichtet, find's aber cool, dass du es nicht für ausgeschlossen hältst, dass es das gibt. Ist komplett freihändig, Metrum und dann Jambus und so, puh, das letzte Mal in der Schule. Es gibt ja immer diese Reimer bei fünfzigsten Geburtstagen und Firmenjubiläen und Silberhochzeiten, und das höre ich dann auch als Volllaie, wie da die Silben und Zeilen gequält werden und man plötzlich schneller wird, damit es irgendwie passt (Heute ist ein besonderer Tag / Wir feiern zehn Jahre Produktion des Fensterbeschlags GL12 im eigenen Haus und das ist stark).

Wenn ich dieses Ding hier im Takt aufsage, auch laut, stolpere ich da nirgends. Das stimmt sicherlich trotzdem, mit den betonten und den unbetonten Silben an der falschen Stelle, aber ich meine, Kinder wissen das ja auch nicht. Ich kann mal versuchen, das ein bisschen zu bügeln, aber ohne Ahnung geht das nicht von jetzt auf gleich. Trotzdem danke für den Hinweis.

Außer Hitze und Mücken hing Musik in der Luft, Informer von Snow.
Gute Idee.

gestaltet hier inhaltlich, was es für die beiden bedeutet, zu dieser neuen, erwachseneren Welt dazuzugehören. Aber eben auch welch ungeheurer Schritt das ist.
Das meinte ich, ohne es im Kopf so ausformuliert zu haben.

Nur mit dem "es" tat ich mich schwer.
Das Ding im Kanal. Habe gerade original Tales-from-the-Crypt-Comics aus den Fünfzigern gelesen, da wird das schon parodiert, dass im Zweifelsfall eben einfach alles "Das Ding ..." ist. Ich gucke mal, was ich machen kann.

verhandeln? Da passt was nicht.
Du bist ein Mädchen. Wobei gut, nach der Logik ich auch, kenne das selbst nur aus unserer Sportredaktion.

Und so wie du das machst klingt das eher, als fände er die Uferseite irgendwie scheiße,
Aber steht da nicht sogar: Wie um alles in der Welt sollte er dort rauskommen? Es ist ja jetzt schon ein bisschen geändert nach einem Hinweis von @Carlo Zwei. Ist da dein Problem mit der Stelle vielleicht auch gelöst?

Das würde ich genauer machen, wie das genau zu verstehen ist, auch, warum er es ertasten muss.
Es ist der Bau einer Bisamratte, der Aufbau, wie ich ihn mir ergoogelt habe. Ich versuche mal, an der Stelle ein bisschen deutlicher zu werden.

Ich musst nachgucken, Zack de la Rocha.
Wollte ich erst schreiben, dachte dann aber, dass ein Kind sich da noch nicht so eingehend mit beschäftigt. Ist natürlich auch so ein Element fürs Feeling, für die Zeit, in der wir uns da bewegen. Fand die Platte auch ganz in Ordnung. Hab sie damals jeden Tag so 17 Mal gehört. Such mal bei YouTube "Punkrock MBA" und "Rage against ..." Ist spannend und erst ein paar Tage alt.

der Herrmann ist NUR eine fette Ratte.
Das ist wie gesagt ein Missverständnis, er hält die Ratte nicht für ungefährlich.

Also das könntest du jetzt aber mehr auskosten. Warum zeigst du denn nicht, wie die Bisamratte schwimmt und dann wird sie von irgendwas weggerissen oder so, du setzt ja hier erst ein, wenn sie schon gekillt ist.
Dann funktioniert das nicht mehr mit dem Schrei. Was der Prot für einen Angriffsschrei hält, ist in Wirklichkeit der Moment, in dem der Aal der Ratte im Wortsinne in den Arsch beißt. Sie wird also halbiert, während der Prot aus der Höhle flüchtet. Ergo ist sie schon tot, wenn er draußen ist.

Jedenfalls irgendwas Stimmungsvolleres würde ich schon nehmen
Mach ich.

Danke für deine Kritik, hab schon viele Änderungen daraus abgeleitet!

No more lies!

 
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He du,

hab das Gefühl, ich könnte nochmal.

Und jemand hätte 100% geschrieben: "Ich weiß nicht, ob das in der Tiefe hier der Story nicht Tempo nimmt." Inklusive mein eigenes Ich aus der Vergangenheit, dem Zeitpunkt, als ich die Geschichte schrieb.

für mich jetzt nicht verwunderlich, dass es heraussticht. Es ist markant, aber es wird nicht ausgeführt, es dient der Charakterisierung, aber erzählt eigentlich eine eigene Geschichte. Proof, du musst es nicht so machen! :D – ich sag dir nur meinen Eindruck: Ich würde es entweder ausbauen oder ändern.

Das klingt in dieser Abfolge, als hättest du lieber eine ganz andere Art von Geschichte gehabt. Titel: Anne. Falsches Genre halt.

Nö. Vielleicht klingt das so. Ich meine das aber nicht so. Das war einerseits der Hinweis, dass mich die Charakterisierung anfixt, neugierig macht, der Text mich dann aber doch in eine ganz andere Richtung führt.

Das ist der Klassiker. Zeigst du's nicht: Was war denn da jetzt in dem Loch? Also, das so ganz offen zu lassen, ist ja nun auch blöd. Ist ihm wohl nichts eingefallen. Zeigst du's: Irgendwie fand ich's gruseliger, als man nicht so richtig wusste, was da unter dem Bett ist. Der Troll sieht auch total unecht aus. Einen von beiden Toden wirst du als Horrorschreiber in sehr vielen Fällen sterben müssen. Ich habe mich hier für den zweiten entschieden, weil ich Bock auf ein Monster hatte.

Ja, vielleicht hast du recht. Ich kenn mich da nicht so aus. Aber ich glaube, ich habe das nicht so gemeint, wie du es verstanden hast. Ich finde die Entscheidung für das Monster genauso legitim wie die Entscheidung dagegen. Ich habe dir nur erklärt, was ich gefühlt habe, als das Monster noch nicht da war und als es dann da war. Dieses Zeigen des Monsters ist halt ein Fall für sich. Klar, es ist dann sichtbar und dann zeigt sich, ob die Rechnung beim Leser aufgeht oder nicht, ob er das annimmt oder nicht. Und klar macht es einen Unterschied, ob das echt oder unecht aussieht.

Es läuft doch eigentlich auf nichts hinaus, außer dass Sherlock Holmes den Fall mit dem Hund von Baskerville löst. Da fehlt doch das Kernelement.

Sherlock Holmes ist eine Serie. Da erwarte ich auch eine gewisse Statik. Der Vergleich ist nicht schlecht. Aber ich kenne eben das Surrounding dieser Geschichte hier nicht und da funktioniert es eben für mich nicht. Du schreibst ja hier keine Serie oder Auswahl von Szenen oder dergleichen.

Was soll das sein, das Kernelement?

Ein Motiv, Hintergrund sowas. Bsp. Das Auge fürs Detail: Der Eigenbrötler, Nerd; Wohin ihn dieses Konkurrenzgefühl treibt; die Provokation, als man ihm sagt, er wird quasi nicht mehr gebraucht; seine verletzte Eitelkeit; das alles führt ihn zu diesem perfiden und schaurigen Plan. Das macht die Geschichte für mich zu etwas Besonderem. Die Dinge sind miteinander verknüpft.

Ich glaube, du suchst immer ein bisschen zu verkrampft "etwas Wichtiges".

ey, jetzt feix mich nicht so an. Nö, warum sollte ich das tun? Ich lass mich aber auch nicht in meiner Erwartung an Texte abspeisen. Ich suche nach gar nichts, ich möchte einfach eine Geschichte lesen, die mir was gibt. Ich bin hier auch nicht, um dir auf die Schulter zu klopfen; auch wenn ich das gerne mal mache, wenn das eben der Kommentar ist. Ich will dir hier einfach meinen Leseeindruck dalassen und hab mir dafür etwas Zeit genommen; da möchte ich mir dann ungern erzählen lassen, dass ich das, was höchst subjektiv ist, falsch machen würde, weil ich nach "etwas Wichtigem" suche.

Einen Hermann von etwas machen. Einen Akt. Etwas viel zu kompliziert machen oder so tun, als wäre es eine fast unlösbare Aufgabe. Ich kann dir jetzt aber nicht sagen, wie es sich regional verteilt. Wo kommse denn wech?

Komme aus Berlin ursprünglich mit hessischen und rheinischen Wurzeln. Die Redewendung kannte ich bisher nicht; aber passt natürlich sehr gut.

Hommage oder geklaut? Das Auge des Hais in Jaws ist "big as a baseball".

okay, verstehe. Ach, für mich klang es auf jeden Fall frisch, ich habs gemocht.

Gruß
Carlo

 

@Proof, Friedhof der Kuscheltiere 2 und dann noch Edward Furlong … muss dein Lieblingsfilm sein oder einer deiner …, allerdings suche ich eine Bezug zu diesem Text und sehe ihn nicht. Somit verbuche ich es unter zeitlicher Ansiedelung Anfang der 90er. Dazu passen auch die Dreadlocks, (@Novak: "Zack de la Rocha. Ich hab die Musik geliebt." Ich auch :kuss:)
Die Stellen, die mir gefallen, wurden schon erwähnt, da kann ich wenig mehr zu beitragen. Das ist alles solide gemacht, der Spannungsbogen hält, ich fühle mich als Leser gut geführt. Ein Wort zur Auflösung. Das funzt ja nach dem Motto: Großes Monster frisst kleines Monster (z.B. gesehen in Star Wars - Episode1 und Star Trek - Die Zukunft hat begonnen), der große Schreck wird durch einen noch größeren getoppt, funktioniert immer. Das ist nicht abwertend gemeint, es ist letztlich nur wenig überraschend, weil das Erzählmuster bekannt ist. Bei mir war es so, dass die Bezeichnungen Bisamratte und Aal den Horror auf der Stelle gekillt haben. Beides sind keine Predatoren, sondern langweilige Tiere, mit denen ich mich nicht lange beschäftigen will, weil von ihnen keine Faszination, nichts Besonderes ausgeht. Deshalb würde ich zumindest den Aal diffus lassen und nicht benennen. Warum ist Nessie so interessant? Weil es keinen Beweis für die Existenz gibt, nur Gerüchte und das schon sehr lange Zeit. Es ist also die Unsicherheit, die uns beschäftigt. Wenn also die Bisamratte quiekend nach unten gezogen würde und in dem Dreckwasser an der Stelle, wo sie verschwindet, eine braunrote Blase an die Oberfläche steigt, wäre mein Horror größer. Was ängstigt uns? Das, was wir nicht kennen, nicht sehen, nicht wissen. Damit würde ich an der Stelle spielen.

Ich zuckte die Schultern.
Ich zuckte die Achseln, aber ich zuckte mit den Schultern? Wäre mein Sprachgebrauch.

„Nur-“
„Nur ...“, für mich eleganter, später nochmal.

Ich versuchte zu verwandeln.
Das mit dem Fussballdings finde ich nicht plausibel, liest sich wie ein Fehler, würde verhandeln draus machen.

Peace, ltf.

 
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Moin @AWM,

Deshalb braucht es das hier für mich gar nicht in der Ausführlichkeit,
Ist jetzt ganz raus.

Ich merke, dass du nur Tier schreibst, weil du eine Wiederholung von Kuh umgehen willst.
Mh. Einerseits ja. Wobei, in dem Moment definitiv nicht. Das war kein bewusstes "Was kann ich denn statt Kuh schreiben?" Ich finde das so sehr, sehr gängig. Zwei Cowboys vor einer Herde Wildpferde. Sie stellen fest, eines der Tiere humpelt. Da würde mir der Gedanke niemals kommen, der Autor versucht, "Pferd" zu umschiffen. Einfach, weil das so etabliert ist.

Ich kann mir das nicht so gut vorstellen mit diesem Loch.
Ich hab's jetzt nochmal ziemlich geändert. Wie sieht's aus?

Auch finde ich unglaubwürdig, dass sie das zuvor nie entdeckt haben, obwohl sie da so oft sind.
Hast mich. Das ist so der Punkt, von dem ich beim Schreiben gedacht habe: Es passiert so viel anderer Kram, gerade in dem Moment, das merkt keiner. Höchstens im Nachhinein. Allerdings: Es wird nicht gesagt, dass sie oft bei der Brücke sind. Bliebe natürlich die Frage: Was ist mit Booten, Spaziergängern etc.?

Und am Ende hätte ich besser gefunden, wenn unklar bleibt, ob die Ratte riesig war, oder eben eine Bisamratte, die er sich riesig vorgestellt hat. Für mich braucht es den Aal da nicht.
@linktofink sagt gleich was ähnliches. Das sind gute und legitime Ideen, aber sie würden meine Geschichte so auf links krempeln, dass sie nicht mehr dem entspricht, was ich vorhatte.

Vielen Dank für deine Kritik!


@Carlo Zwei:

hab das Gefühl, ich könnte nochmal.
Denk bitte an die Kinder im Forum.

es dient der Charakterisierung, aber erzählt eigentlich eine eigene Geschichte.
Das ist aber doch immer so. Jeder hat eine Geschichte. In einem Roman hätte ich ein Kapitel Anne gewidmet, in der Kurzgeschichte verkürze ich es. Klar ist Charakterisierung auch im Horror wichtig. Ich liebe Charakterisierung. Aber man muss dann eben abwägen, das Verhältnis muss stimmen.

der Text mich dann aber doch in eine ganz andere Richtung führt.
Aber ist das nicht die Richtung, die durch das Genre-Tag angekündigt wird?

Sherlock Holmes ist eine Serie. Da erwarte ich auch eine gewisse Statik.
Den Unterschied zur einmaligen Erzählung, also bezogen auf diese "Kernelement"- Sache, verstehe ich nicht.

Kernelement: Zwei Außenseiter tun sich zusammen, um sich dem Erwachsenwerden zu stellen. Oder so?

ey, jetzt feix mich nicht so an.
War nicht so gemeint. Ich meinte eher so, du liest John Saul und sagst, Philip Roth charakterisiert aber besser. Klar. Würde John Saul wahrscheinlich gar nicht bestreiten.

Ich bin hier auch nicht, um dir auf die Schulter zu klopfen
Ich bin manchmal ein bisschen zickig, aber man kann mir glaube ich nicht vorwerfen, ich gehörte zu den Leuten, die nur Lob als Feedback akzeptieren.

da möchte ich mir dann ungern erzählen lassen, dass ich das, was höchst subjektiv ist, falsch machen würde,
Wahrscheinlich ist das das Problem. Kritik, die trotz Subjektivität wohl immer auch ein bisschen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt ("das letzte Drittel IST voller Bandwurmsätze und versaut das Tempo"), vermischt sich hier im Forum manchmal bis zur Unkenntlichkeit mit dem "persönlichen Leseeindruck" ("Monsteraale haben mir noch nie viel gegeben"). Ich will dir weder dein Recht auf das eine noch das andere absprechen. Das war nur mein - keine Frotzelei - persönlicher Eindruck von deiner Kritik an der Stelle. Oder deinem Eindruck?

Ach, für mich klang es auf jeden Fall frisch
Freut mich!

Danke für deine zweite Meldung!


@linktofink:

Großes Monster frisst kleines Monster (z.B. gesehen in Star Wars - Episode1 und Star Trek - Die Zukunft hat begonnen
Hatte ich beim Schreiben nicht im Kopf, kann mich jetzt auch nur an E1 erinnern, die Star-Trek-Filme kenne ich alle, aber nicht so in- und auswendig. Ursprünglich hatte ich mal die Idee, den Kanal selbst zum Monster zu machen, oder zu einem Gott, der Opfer verlangt. Dann habe ich wie so oft über irgendwas mit Mutation sinniert. Tentakel? Auf jeden! Schließlich dachte ich ganz schnörkellos: Riesenratte. Vorhersehbar, aber spaßig. Um es ein bisschen spezifisch zu machen, eine Bisamratte. Ich war schon mitten in der Geschichte, da fiel mir plötzlich ein: Fuck, fressen die überhaupt Fleisch? Natürlich nicht. Auf diesen Wegen kam der Twist zustande.

Beides sind keine Predatoren,
Aale sind erstens schön eklig, zweitens schon Jäger und drittens passen sie in den Kanal. Außerdem musste ich an einen Robert-Harris-Roman denken, in dem ein römischer Hausherr einen in Ungnade gefallenen Sklaven - lebendig - an Aale verfüttert.

Deshalb würde ich zumindest den Aal diffus lassen und nicht benennen.
s. o.

„Nur ...“, für mich eleganter, später nochmal.
Bindestrich mache ich immer, wenn jemand plötzlich unterbrochen wird. Also, habe ich auch nicht selbst erfunden.

Das mit dem Fussballdings finde ich nicht plausibel,
Aber es heißt ja nunmal so.

Vielen Dank für deine Kritik!

Grüße
JC

 

Denk bitte an die Kinder im Forum.

:lol:

In einem Roman hätte ich ein Kapitel Anne gewidmet, in der Kurzgeschichte verkürze ich es.

Dann weißt du ja schon mal, wer das lesen würde :D Nein, wäre irgendwie traurig wenn du von satten Horrorschinken plötzlich zu kleinen Coming of Age Desastern abdriften würdest. Auch wenn ich meine, du könntest du sowas schreiben.

Den Unterschied zur einmaligen Erzählung, also bezogen auf diese "Kernelement"- Sache, verstehe ich nicht.

Kernelement: Zwei Außenseiter tun sich zusammen, um sich dem Erwachsenwerden zu stellen. Oder so?


Habe das auch nicht gut formuliert. Aber deine Zusammenfassung; so etwas meine ich.

War nicht so gemeint. Ich meinte eher so, du liest John Saul und sagst, Philip Roth charakterisiert aber besser. Klar. Würde John Saul wahrscheinlich gar nicht bestreiten.

:D na gut. Ich glaube, so langsam checke ich, worauf du hinaus willst. Es geht dir einfach um Texte, die gut unterhalten, ohne flach zu sein. Kein Gedöns. Es soll einfach Laune machen.

Ich bin manchmal ein bisschen zickig, aber man kann mir glaube ich nicht vorwerfen, ich gehörte zu den Leuten, die nur Lob als Feedback akzeptieren.

Ja, das möchte ich dir nicht vorwerfen. Ich glaube, es ist ein wunder Punkt, weil ich hier sicher auch – auf jeden Fall weniger als in Rote Flut!! – mit irgendwelchen Ansprüchen daherkomme, die an deiner Erzählabsicht vorbeigehen.

Wahrscheinlich ist das das Problem. Kritik, die trotz Subjektivität wohl immer auch ein bisschen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt

Davor bin ich sicher nicht gefeit. Das stimmt schon, das sind die Grenzen. Man kann immer versuchen, das als subjektiv zu deklarieren, aber es bleibt schon auch immer etwas von: ich erzähl dir jetzt mal, wie man das macht. Vielleicht auch ein bisschen die Kritiker-Rolle.

"Monsteraale haben mir noch nie viel gegeben"

:lol:

Deine Überarbeitung lese ich mir bei Zeiten durch.
LG

 

aber es bleibt schon auch immer etwas von: ich erzähl dir jetzt mal, wie man das macht. Vielleicht auch ein bisschen die Kritiker-Rolle.
Ja, so gesehen sind Kritiker wie Unternehmensberater. Irgendwie spürt man, würden sie sich selbst dran versuchen, würd's voll in die Hose gehen. Trotzdem ist die Kritik ja legitim. Uraltes Ding: Ein Kritiker muss das, was er kritisiert, nicht besser machen können. Trotzdem ist wohl so gut jeder irgendwann mal versucht, in so ein kindisches Dann mach's doch besser zu verfallen (George Clooney bei der Solaris-Pressekonferenz! Großartige Unterhaltung!). Hier im Forum ist es ja nochmal komplizierter, weil fast jeder Autor auch Kritiker ist und umgekehrt. Aber einfach ist oft auch langweilig.

 

„Der Weg, den du einschlägst, hängt in erster Linie
davon ab, wohin du gehen willst.“ Grinsekatze
Ich sah nach unten und sofort wieder hoch. Gott.
[...]
Weil ich für Anne interessant sein wollte, sog ich Luft ein, als wäre es das letzte Mal. Dann stieß ich mich ab, wie ich es bei anderen gesehen hatte. Beim ersten Mal machten es fast alle aus dem Sitzen.

Was waren das noch für Zeiten, als man relativ gefahrlos von Kanalbrücken in die darunter fließende Brühe springen konnte – in heutigen Zeiten, da der eine oder andere Steuermann die Höhe seines Gefährtes trotz oder sogar gerade wegen radargestützter Informationen unterschätzt (die wohl gerade eben mal so überraschend zu tief hängende Brücke bleibt in aller Regel Sieger) wird das Abenteuer ein wenig abenteuerlicher, denn der Springer oder Schwimmer findet sich immer im"toten" Winkel (warum sollte dieser sonst seinen Namen haben).

Ach Proof,

Du wirst mir verzeihn, dass ich die gewohnte Horror-Vermeidungs-Einleitung vermeide, denn meine Erwartungshaltung, nach den Sätzen

Drinnen wurde das Wasser immer flacher. Der kurze Tunnel führte aufwärts in eine Höhle, die nicht allzu tief unter der Wiese liegen konnte. Am gegenüberliegenden Ende dieser Luftblase untertage führte ein weiterer Tunnel aufwärts.
hätte ich Hutmacher oder Märzhasen, doch zumindest die Grinsekatze erwartet, die erklärt, wo es hingeht … Aber nee, enttäuscht bin ich nicht. Ist auch sonst ganz schön, umso mehr, als ich mich gerade selbst in die eigene, mythenverklärte Jugendzeit katapultiert hab.
Aber es sind noch einige Flusen aufzulesen

Ich ließ meine Stimme jetzt etwas tiefer klingen. „Nur-“
„Nur-“?, meint das so was wie „Nur[...] …?“
Und ein dto, mit Schrauben
Anne stöhnte. „Ich hab doch-“
verrät eigentlich, dass da Sytem hintersteckt ...

„Klar[,] ist da was im Kanal“, sagte Anne.
Wörter (oder auch Wortgruppen) die zur Hervorhebung vorangestellt werden, werden durch Komma vom nachfolgenden Satz abgetrennt. Gedankenstrich ginge auch ...

Das gab mir ein gutes Gefühl im Bauch, dass sie da im Grunde gerade gesagt hatte: Allein trau ich mich auch nicht.
Ich versuchte zu verwandeln. „Wollen wir uns dabei bei der Hand halten?“
verwandeln oder doch besser -handeln?

Mein Herz hätte sich jetzt eigentlich wieder beruhigen müssen, aber beim Gedanken, in ein paar Sekunden in der Luft zu schweben wie ein Astronaut, wie es alle beschrieben, um nach einer Schrecksekunde die braune Suppe heran rasen zu sehen, Pustekuchen.
„heran“ mutiert da zu einem Präfix, „heranrasen“

Ich hatte ihn mal sagen hören, er sei nicht sicher, ob sie sich ein paar Jahren, wenn das losgehe, überhaupt noch für Jungs interessierte.
Da fehlt was – mutmaßlich ein „in“

Was hinderte den dicken Hermann eigentlich daran, uns hinterherzukommen, wenn er erstmal aus seiner Höhle war?
„erst mal“ immer noch auseinander, weil eigentlich ein „erst einmal“ meint; da ist die Dudenredaktion noch unentschlossen, wenn man sieht, dass „sowas“, eigentlich ein „so etwas“ schon zusammengeschrieben werden darf (nicht muss!). Vllt. geschieht ja gerade eben die amtliche Wandlung. Also sicherheitshalber unter Duden.de

Noch nie schien mir ein Augenblick unpassender für ihre Besserwissereien gewesen zu sein.
Nicht falsch, aber eleganter ein „Noch nie erschien mir ein Augenblick unpassender für ihre Besserwissereien“ ohne Hilfsverb(en)

Und zum Abschluss, liebe Anne, auf Deine Frage

„Warum ist eigentlich immer alles auf drei?“
die Antwort der Mathematiker, die davon erzählt, es gebe drei Sorten von Mathematikern, die einen können bis drei zählen und die anderen nicht.

Tschüss und gern gelesen vom

Friedel

 

Hi Proof,
wollte dir nur mal kurz rückmelden, dass ich die Überarbeitung gut finde, zum Beispiel die Stelle mit dem Bau ist mir jetzt viel klarer. Ja und mit der Ratte hattest du natürlich recht, da hat mich wohl meine eigenen Idee hinter sich her durch die Zeilen geschleift.

Keine Ahnung, ob er uns auch sah. Ich glaube schon. Die schlängelnden Bewegungen hörten auf. Er ließ sich fallen, schwerelos. War immer weniger zu erkennen, als hätte der Kanal was Schlechtes geträumt.
Tolles Ende, richtig stimmungsvoll, gefällt mir sehr. Wegen dir will ich jetzt nicht ins Frankfurter Naturschwimmbad.

Ich versuchte zu verwandeln.
Ah jetzt ja, jetzt raff ich es. Ich hatte nicht an Fußball gedacht. War mir so allgemein in dem Gebrauch nicht geläufig. Den anderen scheints auch nicht. :D

Und den Aal würd ich drinlassen. Nicht, weil ich jetzt ein besonderes Argument hab, sondern weil ich ein bisschen über die Aal raus rein Debatte grinsen musste. Klar, die Argumente und Gegenargumente sind jeweils aus ihrer Sicht nachvollziehbar, darum gehts mir nicht, sondern ich musste mir das dauernd bildlich vorstellen, wie der eklige Schwabbelaal mit dem Riesenauge von @linktofink aus dem Kanal gehievt wird, Proof setzt ihn wieder rein, dann krempelt @AWM die Ärmel hoch und fischt das Vieh wieder raus. Ich stump den Aal jetzt einfach wieder rein, damits Stimmung im Kanal gibt.

Naja, und jetzt ganz ernsthaft, natürlich spricht viel dafür, eine Bedrohung eher ungewiss zu lassen, aber ebenso spricht eine ganze Menge dafür, sie zu zeigen. Eine Notwendigkeit gibt es da aus meiner Sicht nicht. Ist glaube ich einfach eine unterschiedliche Erzählabsicht. Aber jetzt genug Gequake von meiner Seite.

Schöne Geschichte mit wunderbar widerlichen Monstern
Novak

 

@AWM:

Du müsstest ja im Grunde nur den Aal weglassen.
Das wäre für mich auf links krempeln. Wie gesagt, ich finde die Kritik, die ja auf "weniger ist mehr" hinausläuft, völlig legitim. Aber zumindest aktuell bin ich eher bereit, mit den Leuten zu leben, die das sagen, als auf meinen hypergeilen Monsteraal zu verzichten. King hat mal gesagt, es gibt so einen Themenkanon mit Sachen, von denen jeder Horrorschreiber versuchen sollte, mal seine Version rauszuhauen (bei ihm ging's an der Stelle ums lebendig begraben werden). Ich halte mich da jetzt nicht sklavisch dran, weil er das gesagt hat, aber ich hab von mir aus den Antrieb, das zu tun. Und so Viecher im Wasser, das finde ich einfach super faszinierend, wohl auch, weil Der weisse Hai meine Liebe zum Genre mit entfacht hat. Ein menschenfressender Riesenaal im Mittellandkanal, mehr meins geht nicht. Übrigens kommt irgendwann demnächst (mal vorsichtig formuliert wg Corona) eine Anthologie mit einer Geschichte von mir. Darin enthalten: Eine Monsterqualle.


@Friedrichard:

in heutigen Zeiten, da der eine oder andere Steuermann die Höhe seines Gefährtes trotz oder sogar gerade wegen radargestützter Informationen unterschätzt
Leute, die ich kannte, haben manchmal von der Brücke auf die Schiffe geschissen. Also nicht als Kinder, sondern in dem Alter, in dem man sowas macht. 38. Nein, 15 oder so.

Du wirst mir verzeihn, dass ich die gewohnte Horror-Vermeidungs-Einleitung vermeide,
Das respektiere ich, weil ich weiß, dass du an dieser Stelle ein großes Opfer bringst.

„Nur-“?, meint das so was wie „Nur[...] …?“
Ein Anglizismus! Von you!

verwandeln oder doch besser -handeln?
Da will man als Fußball-Unkundiger ein Mal einen raushauen und alle so: Habe ich noch nie gehört.

Danke für deine Korrekturen!


@Novak:

wollte dir nur mal kurz rückmelden, dass ich die Überarbeitung gut finde,
Dank dir!

Wegen dir will ich jetzt nicht ins Frankfurter Naturschwimmbad.
Das ist lieb!

Und den Aal würd ich drinlassen.
Getränke auf mich.

Naja, und jetzt ganz ernsthaft, natürlich spricht viel dafür, eine Bedrohung eher ungewiss zu lassen, aber ebenso spricht eine ganze Menge dafür, sie zu zeigen.
Word! Ich stehe nun mal drauf, das Monster zu zeigen. Da bin ich einfach gestrickt.

Vielen Dank, dass du dich noch mal gemeldet hast!

 

@Proof Ja, jetzt wollte ich mal deinen Horror sehen - und wurde gut bedient :)

„Ich weiß. Aber ich meine nicht nur springen. Jetzt im Wasser zu sein, wo das gerade mit der Kuh war.“
Das ist fein gemacht, mit Subtext. Die Athmosphere wird gewebt, unheimlich.

Als hätte es uns gehört, muhte ein Tier hinter der Böschung, die den Spazierweg entlang des Kanals von der Wiese trennte.
Und noch mal, Athmosphere.

Der dicke Hermann, kugelrund
Sieht dich im Wasser, beißt dich und
Arme, Beine, sind weg, rot
Ist der Kanal und du bist tot
Is ja schlimmer als Pennywise.

„Ich weiß auch, dass da nichts im Kanal ist.“ Ich ließ meine Stimme jetzt etwas tiefer klingen. „Nur-“
„Klar, ist da was im Kanal“, sagte Anne. „Aale und so. Sonst würden sich ja keine Angler dransetzen.“
„Ich meine nichts Gefährliches. Ein Hai oder so.“
Alles gut gemacht, Stimmung, Spannung.

„Warum springst du nicht?“ Ich wollte es rufen, aber ich hatte die Puste noch nicht zurück.
Schlimm, verstand ich zuerst in Annes Antwort. Es war ihr zu schlimm, sie würde nicht springen. Die letzte Wasserblase in meinem Ohr platzte.
„Schwimm!“
Mein Blick ging in die Richtung, die ihr Finger wies. Sie zeigte auf etwas, das vom Ufer auf mich zukam. Eine Welle mit einem haarigen Buckel dahinter. Ich fuhr herum und kraulte, soweit ich mich aus dem Sportunterricht daran erinnern konnte. Eine vier hatte ich dafür bekommen.
Auch die Action passt. Mit der Schulnote wird dynamisch seine Chance berechnet.

Viel sah ich nicht, aber was mir zwischen einer Coladose und einer nassen Bravo mit Edward Furlong auf dem Titel ins Auge stach, war die Ohrmarke einer Kuh. Das Ohr war noch daran.
An der Stelle waren mir seine Beschreibungen zu genau - wie das genau da aussieht - wer da genau auf der Bravo zu sehen ist - weil du personal gerade in einem Jungen bist, der adrenalindurchtränkt um sein Leben flüchtet - da wird der Blick zum selektiven Tunnel, für nebensächliche Betrachtungen ist da kein Platz. Daher nimmt es hier die Zeitnot raus - wenn der da noch so rumschauen und 'in der Bravo lesen' kann, hat er ja wohl viel Zeit, kein Problem.

„Das war er“, sagte ich. „Das ist der dicke Hermann. Es ist eine Ratte.“
Retardierend, gut.

Drüben bei der anderen Brücke sprangen gerade zwei Mädchen. Sie schrien wie in der Achterbahn.
Schöner Schluss!!

Nur eins noch: immer wenn es für einen Ich-Erzähler um die Wurst geht, ist die Spannung etwas unterminiert dadurch, dass klar sein muss, dass er davon kommt (wer erzählt sonst?; deutlich spannender wäre es also gewesen, alles aus der Sicht des Mädchens zu erzählen, die des Jungen Kampf ums Leben beobachtet, da ist nämlich dann keinesfalls klar, wie's ausgeht. Know? Ob mit Perspektivwechsel oder von Anfang an personal bei ihr oder gar auktorial - ist dann wohl Geschmackssache.

Gruß

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @FlicFlac,

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

An der Stelle waren mir seine Beschreibungen zu genau
Interessante Beobachtung. Das ist ja immer die große Frage, wohin mit den Details? Die Behausung schien mir ein wichtiges Bild, gerade auch für die falsche Fährte mit dem Kuhohr. Dass die Einzelheiten unangemessen genau sein könnten für ein Kind, das um sein Leben fürchtet, hatte ich gar nicht auf dem Schirm.

Die Sache mit dem Ich-Erzähler, der ja nicht erzählen könnte, wenn was passiert wäre, klingt nach so einem einfachen Merksatz und fällt einem ja auch bei anderen immer auf. Aber dann tapst man doch wieder selbst rein. Wobei ich sagen muss, ursprünglich hatte ich einen Vater mit krass sportlicher Tochter als Protagonisten im Kopf, Ich-Erzähler, und am Ende schauen sie irgendwie zusammen olympisches Schwimmen oder so etwas und die „Pointe“ ist dann, dass die Tochter ohne Beine ist, weil der dicke Hermann sie vor zehn Jahren oder so abgebissen hat. Mir schien das dann später zu schwarz und heftig für eine schon auch spaßig angelegte Geschichte mit einem Monster-Aal. Nur die Ich-Form blieb. So ist das glaube ich passiert.

Viele Grüße
JC

 

Hallo Proof,

Tolle Story- könnte von King stammen. Du hast seinen Stil sehr gut imitiert - fand ich außerordentlich gelungen.
Meistens wurde ich von der Geschichte eingesogen und hatte tolles Kopfkino. Nur hier war ich verwirrt:

Zurück zum Licht und zur Luft. Ich rechnete schon damit, zurück in die Welt zu stoßen, wiedergeboren als Mann, doch da war noch mehr Wasser und ich ruderte noch einmal kräftig mit den Armen. Immer noch Wasser! Jede Meldung über ein ertrunkenes Kind im Baggersee schoss mir durch den Kopf. Weil oben nicht von unten zu unterscheiden war, schwammen sie dem Grund entgegen. Dann war die Luft weg und der Weg zurück viel zu weit.
hier ist mir die Rückblende zum Baggersee im Weg um mit ihm mitzufühlen

Und hier wirkt sie zu alt. Das passt für mich nicht zu einem Kind

macht. „Das ist mir zu kitschig.“

Ersten und letzten Satz fand ich besonders gelungen. Hast du extra daran gearbeitet?

Gerne mehr davon
lg
Bernhard

 

Hallo @Bernhard,

danke fürs Lesen und deine Hinweise. Wenn ich mir diese jetzt schon ältere Geschichte noch einmal vornehme, kommen die beiden Sachen auf meine Liste. Ersten und letzten Satz verwende ich immer noch ein bisschen extra Zeit drauf, ja.

Schönes Wochenende
JC

 

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