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Der dicke Bär und der kleine Hase
Es war einmal ein dicker Bär, der tapste ganz unbekümmert durch seinen Wald. Plötzlich hörte er jemanden um Hilfe rufen. Er folgte der Stimme und sah einen kleinen Hasen, der in einer Falle des bösen Jägers saß und der Hase rief: "Dicker Bär, dicker Bär! Bitte befrei' mich, ich komm sonst in den Topf!"
Unbeholfen trampelte der dicke Bär zu der Falle, die er geschickt mit seinen dicken Tatzen öffnete und nahm den kleinen Hasen aus der Falle des Jägers. Dieser war unbeschreiblich glücklich und küßte den dicken Bär auf die dicke Nase, aber der Bär sagte nur: "Kleiner Hase, freue Dich nicht zu früh! Ich hab Dich zwar aus der Falle befreit aber ich bin nicht so ein dicker Bär geworden, weil ich immer großzügig war und anderen geholfen habe. Ich muß viel fressen damit ich mein Gewicht halte und am liebsten freß ich kleine Hasen!"
Dem kleinen Hasen wurde seine ausweglose Situation bewußt und er bettelte den dicken Bären an: "Aber dicker Bär! Auf einen kleinen Hasen mehr oder weniger kommt es doch auch nicht an! Du hast Dir doch schon den Winterspeck für mindestens 3 Bären angefressen - bitte, bitte laß mich frei! Ich bin noch zu jung um gefressen zu werden!"
Während sich der dicke Bär, den kleinen Hasen unterm Arm, gemütlich auf den Weg zu seiner Höhle machte brummte er zu dem Hasen: "Das geht leider nicht. Ich bin ein dicker Bär und es liegt in meiner Natur soviele kleine Hasen wie möglich zu fressen. Wein’ mich nicht voll und schau Dir noch einmal den Wald an. Es wird das letzte Mal sein und es ist bestimmt besser mit einer schönen Erinnerung zu sterben."
Als sie an einer Waldlichtung ankamen, biß der kleine Hase, von Todesangst getrieben, dem dicken Bären plötzlich mit aller Kraft in seine rechte Brustwarze. Der Bär, der mit soviel Überlebenswillen nicht rechnete, taumelte vor Schmerz, drehte sich einmal um seine eigene Achse und stolperte über einen großen Ast. Die Schwerkraft hatte seinen Gleichgewichtssinn besiegt und so schlug er rücklinks mit der vollen Wucht seines 8-Zentner Leibes auf den verhängnisvollen Ast, der sodann in unzählige Teile zerbrach.
Der Hase hatte sich zuvor mit einem riesigen Sprung in Sicherheit gebracht. Nun betrachtete er das armselige Bild seines vermeintlichen 'Feindes', das dieser, auf dem Rücken liegende, stöhnende Fleischberg abgab. Der Bär röchelte: "Oh, Du blöder Fotzhase! Jetzt hab ich einen Hexenschuß und kann mich nicht mehr bewegen! Hol mir die Salbe aus meiner Höhle, sonst kann ich nie wieder aufstehen und muß hier elendig krepieren!" Der Hase erwiderte: "Warum sollte ich das tun? Eben wolltest Du mich noch fressen!"
"Geschenkt!", sagte der Bär. "Ich verspreche Dir, ich werde meine Ernährung umstellen. Hilf mir, ich habe Dir schließlich eben auch das Leben gerettet!" Schnell, wie der Wind, lief der Hase zur Höhle des Bären, nahm die Salbe zwischen seine Zähne und eilte zur Lichtung zurück. Überglücklich bedankte sich der Bär beim Hasen: "Danke, kleiner Hase! Du rettest mir mein Leben - aber was machst Du denn da? Da kommt die Salbe doch gar nicht hin!"
Der Hase aber sagte nur: "Freu Dich nicht zu früh, dicker Bär! Schließlich bin ich ein Hase und es liegt nicht in meiner Natur, dicken Bären zu helfen. Aber ich bin auch ein Rammler und Du bist ein dicker Bär - und das liegt in meiner Natur!"
Die Waldlichtung lag auf dem Rücken und lachte