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Der Container

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29.02.2004
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Der Container

'Verdammt!', dachte Techniker Tom Walters, als er gerade seine kleine Luger zückte und sich enger an den Container drückte. 'Was mache ich hier überhaupt? Wieso mache ich bei dem ganzen Scheiß mit?', fragte er sich selbstkritisch. Vor einigen Stunden war er noch auf der Shermon gewesen und die Welt war in Ordnung. Der Alte hatte ihm und ein paar anderen Männern befohlen, Piraten Fracht zu liefern. So war er in dieses Piratennest hineingekommen und damit war die ganze Sch..., na ja, sie wissen schon, angefangen.
Hinter ihm stürmten gerade zwei schwerbewaffnete Kerle vorbei, die nicht sehr freundlich aussahen. 'Na dann mal ran, Jungs!', schoss es ihm noch durch den Kopf, als die beiden Kerle um die Ecke verschwanden und kurz darauf das Feuer von schweren Maschinenpistolen durch die Gänge hallte. Neben ihm, ebenfalls hinter ein paar Containern in Deckung, lag Hermann Brauer, ein eher dicklicher, aber nicht unbedingt unbeholfener Mann. Er hatte früher als 'Privatdetektiv' gearbeitet und war nun mit Walters zusammen auf der 'Giles', ihrem Mutterschiff untergekommen. Beide arbeiteten dort in den Frachträumen ihres Handelsschiffes. Brauer als Lagerarbeiter und Walters als Techniker. Auch er war dazu eingeteilt worden, die Ladung an die Piraten abzuliefern. 'Ja, ja. Nur ein Routineauftrag! Ohne irgendeine Gefahr. Wir fliegen zu dem versteckten Stützpunkt, liefern die Sachen ab und verschwinden so wie wir gekommen sind. Aber der erste Offizier musste ja unbedingt den Chef sprechen.' dachte Walters und ärgerte sich erneut über seine jetzige Position, die sicherlich alles andere als bequem war.
Aus dem Schott neben ihm kamen noch mehr schwerbewaffnete Kerle, alle mit Maschinenpistolen und fiesen Blick, soweit Walters das durch die Raumanzüge erkennen konnte. Er selbst hatte seinen unhandlichen Helm abgelegt, genau wie Brauer vor ihm. Es bestand auch keine Gefahr mehr, denn das Schiff war längst geentert worden. 'Wenn sie jetzt die Luft rauslassen, dann ist das glatter Selbstmord' beruhigte sich Walters selbst, als er besorgt auf den Helm starrte. Aus dem Schott kamen jetzt auch sein erster Offizier, Peter McMillen, und der Rest seiner Truppe: Momentan der 'Mann für dir Sicherheit' und drei Bodyguards. Es gab eine Zeit, in der sich Walters gefragt hatte, ob man solche Leute überhaupt auf einem Frachtschiff brauchen würde. Diese Zeit war nun vorbei. Man brauchte sie jetzt - leider.
Alle nahmen den Helm ab und schauten sich hektisch um, wobei die Bodyguards die Gegend instinktiv sicherten. McMillen wunderte sich einen Moment lang über Walters, der ihn mit erleichterten Gesichtsausdruck anstarrte, als dieser gerade seinen Helm unter die Schulter nahm.
"Wir gehen jetzt zur Brücke", brüllte McMillen zu Walters, und doch verstand er kaum ein Wort, denn vom Korridor hinauf dröhnte heftiges Maschinenpistolenfeuer. Dort waren auch schließlich die fiesen Typen verschwunden, die sich jetzt erbitterte Gefechte mit wahrscheinlich ebenso fiesen Typen lieferten.
"Und was ist mit der anderen Richtung", brüllte Hermann Brauer zurück und deutete dabei den Korridor hinab. Dorthin war tatsächlich niemand verschwunden.
"Weiß nicht, dort ist die Transportsektion. Dort schauen wir später nach, falls dort überhaupt jemand ist."
"Aber, Sir, dort ist doch der Container!", erwiderte Brauer brüllend.
"Ich weiß, aber das hat Zeit. Erst mal müssen wir Kusno finden!"
"Ich schau mir das jetzt trotzdem mal an.", sagte Brauer trotzig.
Ein paar Querschläger flogen durch den Gang, alle bückten sich sicherheitshalber.
"Hauen sie schon ab, ich glaube, hier können sie eh nichts mehr tun."
'Na, wenn der wüsste!', dachte Walters, nicht ganz zu unrecht. Schließlich war es Brauer gewesen, der die Wache überwältigt und alle befreit hatte. 'Ich frage mich nur die ganze Zeit, wie er das gemacht hat.', flog es Walters wieder durch den Kopf. 'Scheint wohl doch kein so schlechter Privatdetektiv zu sein.'
Brauer stand nun auf und winkte einen der Bodyguards zu: Michael Stölken, irgend so ein Typ aus der Sicherheitscrew. 'Auf ihrem Mutterschiff hängen solche Typen nur die ganze Zeit herum. Na ja, wenigstens haben sie jetzt mal was zu tun.' dachte Walters noch. Aber im nächsten Augenblick drehten sich seine Gedanken um den Finger, den Brauer auf ihn zeigte.
"Sie kommen besser auch mit, vielleicht brauch ich sie noch." sagte Hermann Brauer mit einer beeindruckenden Überheblichkeit.
"Seit wann geben SIE mir Befehle?", antwortete Walters überrascht.
"Ich gebe keine Befehle, aber wir müssen dort hinten vielleicht ein paar verschlossene Türen öffnen!"
"Was denn für verschlossene Türen?", konterte Walters verdutzt.
"Reden sie nicht soviel, gehen sie mit", fuhr McMillen dazwischen und beendete damit die Diskussion. Unwillig fügte sich Walters der Order des ersten Offiziers und ging mit Brauer und Stölken den Gang hinunter. McMillen und der Rest folgte den fiesen Typen in die andere Richtung des Ganges. 'Jetzt herrscht schon auf Handelsschiffen ein Kasernenhofton!' dachte Walters, als er widerwillig hinter Brauer und Stölken hinterher trottete. 'Das habe ich wirklich nicht verdient! Ich bin Techniker und kein Söldner! Sollen die doch am besten ihre Probleme alleine lösen' ärgerte sich Walters weiter.

Michael Stölken hielt sein Sturmgewehr fest in der Hand und stapfte breitbeinig durch den Korridor. Er wollte gefährlich aussehen und das gelang ihm auch. Vor ein paar Stunden hatte ihm das aber weniger genützt. Als sie auf dem Piratenstützpunkt angekommen waren - ein Großfrachter, der in einem Asteroidenfeld versteckt war – hatte der erste Offizier den Chef des ganzen Unternehmens sprechen wollen: Mr. Trademark, ein komischer Name, für einen Piraten waren Kosenamen aber nicht unüblich. Doch es hatte sich bald herausgestellt, dass jemand anders seinen Platz eingenommen hatte: Kusno. Und der hatte damals gedacht, es seinen gerade ein paar Freunde von Mr. Trademark eingetroffen und hatte sie deshalb gleich zum selbigen einsperren lassen. Auch das entschiedene Auftreten von McMillen und das coole Grinsen von Stölken hatten nichts mehr an der Lage ändern können.
Der kleine Zwist zwischen Mr. Trademark und Kusno war aus einer Meinungsverschiedenheit über einen Container, den Mr. Trademark für jemanden hätte transportieren sollte, entstanden. In dem Ding sollten irgendwelche technischen Geräte gewesen sein, die jemand einst einer recht mächtigen Organisation des Universums geklaut hatte. Und diese Dinge sollten nun an eine weniger mächtige Organisation verkauft werden, die der mächtigeren mal wieder kräftig eins auswischen wollte. Mr. Trademark hatte sich vorgenommen, die heiße Ware so schnell wie möglich loszuwerden, aber Kusno hatte sich gedachte, man könnte aus dem Auftraggeber eine etwas höhere Transportgebühr herauspressen. Das war Mr. Trademark doch etwas zu heikel gewesen und so war es zu dem kleinen Zwist zwischen den beiden gekommen, in den auch Walters und Co. unverhofft verwickelt worden waren.
Aber schließlich war ihnen durch Brauer die Flucht gelungen, indem er die Wache überwältigte hatte, als sie ihn gerade zur Toilette begleitete wollte. Die Idee mit dem Abort war auch von Brauer gekommen, der die Wachte damit überredete hatte, dass es doch entsetzlich stinken würde, wenn alle Gefangenen in einer dunklen Ecke ihr Geschäft erledigen würden. In geschlossenen Luftsystemen, wie bei Raumschiffen üblich, keine angenehme Sache. Nachdem die Wache futsch gewesen war, war es nur noch ein Kinderspiel gewesen, den Stützpunkt zu übernehmen. Denn schließlich hatten noch einige Männer hinter Mr. Trademark gestanden. Sie hatten sich nur nicht getraut, etwas zu unternehmen, als Kusno die Führung an sich gerissen hatte und Mr. Trademark von der Bildfläche verschwunden war. In dem Wirrwarr war es Kusno aber noch gelungen, samt Container und ein paar Männern, mit einem Raumgleiter zu verschwinden. Genützt hatte es ihm aber wenig, denn Mr. Trademark hatte es noch rechtzeitig geschafft, den Raumgleiter mit der 'Shermon' von McMillen abzufangen. Denn der und seine Crew hatten ja auch noch eine kleine Rechnung offen. Schließlich waren die letzten Stunden wegen Kusno nicht gerade angenehm gewesen.

Nachdem sich die drei Helden ein paar Minuten lang vorgetastet hatten, standen sie schließlich vor dem Schott des Frachtdecks. Inzwischen hatten alle ihre Raumanzüge abgelegt, da diese doch eher hinderlich gewesen waren. Hinter sich hörten sie immer noch die Salven aus dem Maschinengewehren, jedoch kamen sie immer sporadischer und wurden immer leiser. Walters Herzschlag nahm endlich ab.
"Die scheinen ja langsam alles unter Kontrolle zu haben. Mal sehn', was hier so los ist." sprach Hermann Brauer und öffnete das Schott vor sich per Knopfdruck. Alle lehnten sich fest an die Wand und starrten auf das sich öffnende Schott, das erstaunlicherweise kaum Geräusche von sich gab. Als erstes warf Hermann Brauer kurz einen Blick in die dahinter liegende Halle, dann Stölken. Walters stand hinter den beiden und schien nicht besonders verrückt danach zu sein, einen Blick in die Halle zu werfen. Außerdem war sein Puls endlich langsam zur Ruhe gekommen.
"Okay. Stölken, sie nehmen den auf der linken und ich den Typen, der auf dem Container steht. Walters, sie bleiben hier und geben uns Deckung." befahl Brauer militärisch und zückte dabei seinen Revolver. Sam Stölken schien in seinem Element und nickte nur allwissend. Es fehlte nur die Sonnenbrille, damit er wie ein echter Söldner aussah, bei der spärlichen Beleuchtung dann aber eher wie ein dummer Söldner. 'Nun mal Hals- und Beinbruch!' dachte Walters kurz und zog ein besorgtes Gesicht. Sein Puls ging wieder schnell. Kurz darauf stürmte erst Brauer in den Raum, gefolgt von Stölken, der um die linke Ecke stürzte und sofort das Feuer eröffnete. Walter rückte zur Tür nach und hielt seine Luger eher ängstlich in den Raum hinein. Brauer stürmte geradewegs durch die Tür zu einigen Fässern, hinter denen er Schutz suchte und Stölken schoss wie ein Besessener auf jemanden, der einige Meter weiter vor ihm an der Wand stand und jetzt im Begriff war, zusammenzusacken. Nachdem Brauer in Deckung gegangen war, ballerte er mit seinem Revolver auf jemanden, der einige Meter vor ihm auf einem Container stand. Bevor der jedoch umkippte, flog noch eine Salve aus seiner Maschinenpistole in Richtung Stölken. Der schreite sofort auf und fiel nach hinten um. Walters sah keine weitere Person mehr und eilte Stölken zu Hilfe. Auch Brauer entschloss sich zur gleichen Aktion.
"Mist! Sie haben mich getroffen!" sagte Stölken mit schmerzverzerrten Blick und hielt seine linke Hand auf den rechten Arm. Dahinter quellte Blut hervor.
"Eine Sekunde früher und er hätte seine Prügelknaben nicht mehr ziehen können. Können sie laufen?" fragte Brauer Stölken.
"Es geht schon, die Wunde ist nicht allzu schlimm!". Er versuchte Haltung zu bewahren, doch Walters erkannte, dass er seine Angst nur mühsam unterdrücken konnte. 'Tja, auch Helden können mal sterben', dachte Walters bei diesem Anblick. Irgendwie hielt sich sein Mitleid in Grenzen.
Brauer nahm Stölkens Hand von der Wunde und musterte sie fachmännisch. Dann fasste er in seine Jacke und holte einen kleinen Wundverband raus, den er dem vor Schmerzen verkrampften Stölken auf seine Wunde drückte. Dabei wimmerte Stölken etwas.
"Wenn sie gehen können, laufen sie lieber schnell zurück und lassen sich die Wunde verbinden. Sagen sie außerdem, dass wir den Container gefunden haben".
'Der Container!', dachte Walters, der die ganze Zeit auf Stölken geschaut hatte. Als er aufblickte, sah er an dem einen Ende der Halle einen großen, orangefarbenen Container, dessen Türen geöffnet waren. Was drinnen war, konnte aber keiner sehen, denn alle starrten auf die lange Seite des Containers und die Öffnung war auf einer kurzen, abgewandten Seite. Man sah nur, dass zumindest die eine Tür halb offen stand.
"Na, nun hauen sie schon ab oder sie holen sich noch eine Infektion! Wir werden hier schon ohne sie auskommen", meinte Brauer zu Stölken. 'Noch ein Held', dachte Walters kurz.
Stölken stand dann auch tatsächlich auf und gehorchte. Sein Gesicht war aber noch immer von Schmerzen verzerrt. Er zog ab und Walters starrte Brauer erstaunt an. 'Meine Chance', dachte er.
"Sollte ich nicht lieber mitgehen?"
Brauer schien unentschlossen und überdachte kurz etwas in seinem Kopf.
"Mmh. Vielleicht ist es besser, aber ..."
In diesem Moment hörte man vom Container ein Fluchen und darauf ein metallisches Stampfen. Reflexartig riss Brauer seinen Revolver an sich und schlich sich vor. Walters blickte Stölken noch nach, der schon längst dahin verschwunden gewesen war, von wo sie gekommen waren. Dann schaute er kurz in Richtung des Containers. Neben seiner Angst regte sich nun plötzlich doch die Neugierde, die Oberhand gewann. So folgte er Brauer.
Der nährte sich dem Container und stellte sich flach an ihn ran. Walters fand, dass es eine gute Idee war und tat das gleiche. Brauer wollte nun zur Tür schleichen, doch da kam Walters die Idee, dass es vielleicht besser wäre, einmal um den Container zu gehen und von der anderen Seite vorzustoßen. Er klopfte Brauer auf die Schulter und deutete sein kleines Manöver an. Der bedachte ihn mit einem 'Das hätte ich von ihnen nicht gedacht, alle Achtung!'-Blick und schob sich vor Walters, um voranzugehen. Der war auch ganz froh darüber und sicherte hektisch die andere Richtung. Als Walters und Brauer um die beiden Ecken des Container gegangen waren, konnten sie erkennen, dass auf dieser Seite die Tür ganz offen stand und an der Wand des Container anschloss. Brauer deutete nochmals an, möglichst leise zu sein. 'Das braucht der mir gar nicht zu sagen. Ich mach' mir eh bei jedem Schritt in die Hosen', dachte Walters, der Brauer dicht folgte. Erneut hörten sie jemand fluchen.
"Du Blechbüchse, spring endlich an!"
Walters rätselte, was die Stimme damit meinte. Außerdem kam sie ihm irgendwie bekannt vor. Hermann Brauer beeindruckte das aber nicht im geringsten. Er hielt einfach weiter auf die Tür zu. Walters war in Gedanken versunken, was die Stimme mit 'Blechbüchse' meinen könnte und trottete dabei hinter Brauer her.
"Scheiße." flüsterte Brauer leise, als er beim Schleichen ein wenig das Gleichgewicht verlor und sich gegen die Tür lehnte, die mit einen Pochen an die Wand schlug. Walters wurde dadurch aus einen Gedankengängen gerissen und zuckte sofort zusammen, als er das Feuern einer Maschinenpistole hörte. Vor ihnen schlugen mehrere Kugeln in die Wand. Walters duckte sich instinktiv und vernahm weitere Salven, die wohl von der fluchenden Person stammten. Als er aufblickte, sah er Brauer vor sich, der sich ebenfalls duckte und jetzt im Begriff war, um die Ecke zu stürmen, denn es flogen plötzlich keine weiteren Kugeln mehr durch den Raum. Walters folgte ihm und spürte jetzt, dass Brauer sichtlich nervös war. Die ganze Zeit vorher hatte er doch recht gefühllos gewirkt und hatte wie ein Profi gehandelt. Das beängstigte Walters mittlerweile ebenso wie es ihn beruhigte.
Brauer sprang um die Ecke, seinen Revolver vor sich haltend wie seine letzte Versicherung. Er riskierte auch einen Blick, sah aber zumindest keine Person. Brauer lief vor, um hinter der nächsten Tür nachzuschauen, zuckte aber sofort zurück, als wieder Kugeln an ihm vorbeiflogen. Sich in Deckung befindend, blickte er auch einmal in den Container und schaute auf etwas, was Walters schon gleich angestarrte hatte, als er um die Ecke in den Container geschaut hatte. Es war doppelt so groß wie ein normaler Mensch, hatte zwei dicke Beine und zwei noch viel dickere Arme, einen insektenähnlichen Kopf und einen nach hinten gebogenen Rumpf. Außerdem war es aus Metall und sah ganz nach Roboter aus, einem erstklassigen noch dazu.
"Ein verdammter Roboter! Ich frag mich nur, was das Ding kann." sagte Walters zu sich selbst und der kleine Techniker kam in ihm hoch.
"Schön, dass sie das sehen", fauchte Brauer zu Walters, "Aber wir haben da noch ein kleines Problem mit einem Maschinengewehr, schlechter Laune und das auf Kusno hört!".
Brauer schien etwas unentschlossen, was sie denn nun tun könnten. Walters hingegen starrte in den Container hinein und seine Augen funkelten, bei dem Anblick, der sich ihm bot: Ein Dutzend solcher Dinger stand aufgereiht in dem Container! Für einen Techniker ist das ein Anblick wie die lang gesuchte Formel für einen Wissenschaftler. So schritt Walters auch geistesgegenwärtig in den Container.
"Die müssen ein Vermögen Wert sein!" sagte Walters fasziniert.
"Kann schon sein", antwortete Brauer schnell, der irgendetwas hektisch aus seiner Jacke zog und dann am Roboter rumfummelte.
"Wahrscheinlich sind das neue Modelle. Exzellente Kampfroboter!" Walters guckte etwas enttäuscht: "Aber kein Grav-Antrieb. Wie schade."
Er drehte sich kurz zu Brauer um, der etwas in seine Jackentasche steckte.
"Kein Wunder, dass die Ladung so wichtig ist." sagte Walters und schaute sich einen der Kampfroboter im Container an.
"Einsatzbereit. Erwarte Befehle." erklang eine künstlich, sehr trockene Stimme.
Walters drehte sich um und sah, dass aus dem Kopf des Roboter ein mattes, rotes Glühen kam.
"Hey, Brauer, wie haben sie das geschafft?"
"Das ist jetzt unwichtig." Er wandte sich dem Roboter zu, und sprach ebenfalls in einem sehr trockenen Tonfall. "Scanne Personen im Raum. Wie viele siehst du?"
"Zwei."
Brauer schien überrascht.
"Wie viele autorisierte Personen siehst du?" fragte er hintersinnig.
"Eine."
Brauer blickte hastig um die Ecke, von der er beschossen worden war. Diesmal flogen ihm keine Kugelsalven entgegen. Er seufzte erleichtert und wendete sich dann wieder dem Roboter zu.
"Was ist dein Auftrag?"
"Negativ. Noch keine Programmierung."
"Das ist ja unglaublich", meinte Walters, der das ganze überrascht beobachtet hatte, "vielleicht krieg ich auch so ein Ding zum Laufen". Er wandte sich einem der Roboter im Container zu, der noch kein Lebenszeichen von sich gegeben hatte.
"Das bezweifle ich", murmelte Brauer, dem plötzlich ein sehr unangenehmer Gedanke durch den Kopf schoss.
Walters schaute sich einen Roboter genau an. Er war extrem solide gebaut. Seine Panzerung war enorm, denn sie bestand aus einer dicken, hochwertigen Titan-Platik-Verschalung. Sein Kopf schien über diverse Sensoren zu verfügen, die aber gut geschützt waren. In seinem Rumpf befand sich ein kleiner Schlitz, in dem eine normale Personen-Identifikationskarte hineinpasste. Hastig holte Walters seine Karte hervor und probierte sie aus. Zu seiner Enttäuschung aber hatte er keinen Erfolg damit. Wieder setzte bei ihm ein tiefer Denkprozess ein.
"Objekt erfasst".
"Was haben sie gesagt, Brauer?" meine Walters und drehte sich gerade um. Er sah in Brauers kalte Augen, die ihn in einer Art und Weise anstarrten, die Walters gar nicht mochte. Er bemerkte aber auch, dass der Roboter neben Brauer sich gedreht hatte. Hermann Brauer blickte Walters noch immer durchdringend an, ging dann plötzlich eine paar Schritte rückwärts und sagte in einem absolut kalten und gefühllosen Ton die Worte, die Tom Walters wohl nie vergessen werden wird:
"Erfasstes Objekt eliminieren."
Das letzte Geräusch, das Tom Walters wahrnahm, klang ähnlich wie das Surren eines sich automatisch einstellenden Objektives einer Kamera, gefolgt von einem entsetzlichen Feuerstoß von Kugeln, der Tom Walters durch die Gegend fliegen ließ.
"Tut mir leid, Chummer, du hast zuviel gesehen." sagte Hermann Brauer mit einem kalten, mitleidslosen Gesichtsausdruck, als er sich über die Leiche bückte.

McMillen war mit Mr. Trademark auf der Brücke. Viele Geräte waren wegen akuten Übergewichts an Blei nicht mehr zu gebrauchen. McMillen schaute etwas unentschlossen durch die Gegend, während ein paar von den fiesen Typen einige andere fiese, tote Typen aus dem Raum schleiften. Mr. Trademark und der Rest der Leute versuchte, die Kontrollen wieder in Schwung zu bringen. Neben der Tür behandelte ein fieser Typ verwundete fiese Typen, darunter Stölken, wenn man ihn zu dieser Gruppe zählen konnte.
"Nun, wo ist Kusno?" fragte McMillen sichtlich entnervt in den Raum.
"Das weiß ich nicht. Keine Ahnung, scheint wie vom Erdboden verschwunden zu sein!" antwortete Mr. Trademark, der heftig auf den Konsolen rumhämmerte. Auf einer der Konsolen schien sich etwas zu tun.
"Ein Rettungs-Shuttle startet!" schrie einer der fiesen Typen zu Mr. Trademark.
"Mist. Ich glaube, den kriegen wir nicht mehr. Es ist hier ja auch wirklich alles zerschossen!" antwortete Mr. Trademark und gab einer Konsole einen heftigen Tritt.
"Tja, aber die Shermon kann noch etwas tun. Ist die Funkanlage noch ganz?" sagte McMillen.
"Bitte, bedienen sie sich." antwortete Mr. Trademark, der angenehm überrascht war und McMillen höflich mit seinen Händen den Weg wies. Der ging dann auch zur Konsole, die recht wenig vom vorigen Feuergefecht abbekommen hatte. McMillen drückte hektisch auf ein paar Knöpfen herum.
"McMillen an Shermon. Bitte kommen!"
"Eine Freude ihre Stimme zu hören!" krächzte es aus einen verkohlten Lautsprecher der Konsole.
"Kablonski, können sie ein kleines Shuttle orten?"
"Moment ... Ja. Das ist gerade von ihrem Schiff aus gestartet. Soll ich es abfangen?"
"Sie sind Hellseher, Kablonski."
"Okay. Wird erledigt."
Zur Überraschung aller Teilnehmer geschah nichts, bis einer der fiesen Typen eine Außenkamera auf einem der Monitor einstellen konnte. Dort sah man ein kleines Shuttle. gefolgt von einem Raumgleiter, der bedrohlich groß wirkte. Der Raumgleiter gab einen Warnschuss ab, der den Shuttlepiloten jedoch nicht zu beeinflussen schien. Darauf hin feuerte der Raumgleiter einen zweiten Schuss ab, der das Shuttle traf, jedoch nicht ernsthaft zu beschädigen schien. Auch das beeindruckte den Piloten des Shuttles wenig.
"Hey", erklang es wieder aus dem verkohlten Lautsprecher, "der Typ will sich anscheinend nicht aufhalten lassen. Was soll ich tun?"
McMillen verharrte einen Augenblick unentschlossen, als Mr. Trademark verärgert zur Konsole hinsprang.
"Ich hab jetzt die Faxen dicke! Knallen sie ihn ab!" brüllte er so laut, dass man es wahrscheinlich auch ohne Funk auf dem anderen Raumschiff hätte hören können.
"Was ist das denn für ein Kasper?" krächzte es aus dem Lautsprecher.
"Tun sie, was er gesagt hat." sagte McMillen und starrte Mr. Trademark in die Augen.
"Na gut, wenn sie wollen, auf ihre Verantwortung!"
"Na ja, das war’s dann wohl" sagte McMillen zu Mr. Trademark und starrte ihm dabei weiter in die Augen, bis er auf dem Bildschirm eine Explosion sah und sich diese lieber anschaute. Die Shermon und ihr Pilot hatten wirklich ihr bestes gegeben, denn eine volle Salve aus den Fächerlasern zerfetzte das Shuttle. Die Reste des Shuttles flogen in einen Asteroiden, die somit nochmals in einem hellen Leuchten aufblitzten. Von Kusno blieb nur noch ein Staubwölkchen über, das noch ein wenig im Glanz der Sterne leuchtete.
McMillen seufzte, drehte sich um und wollte zur Tür hinausgehen, als er in Hermann Brauer hineinrannte, der etwas verworren in der Gegend herumstand.
"Wo kommen sie denn her?" fragte McMillen etwas verwirrt.
"Ich ..., äh, Stölken, Walters und ich haben den Container gefunden".
"Das hat mir Stölken bereits erzählt. Was ist denn nun drin?"
Brauer schien nervös zu werden und zwar auf die Art, als ob er etwas schreckliches gesehen hätte.
"Wir, wir haben Kampfroboter gefunden. Kusno schien an einen rumgefummelt zu haben. Als wir Kusno stellen wollten, hat er auf uns gefeuert. Er konnte entkommen. Aber dann, dann ..."
Brauer holte tief Luft.
"Dann hat dieses metallische Vieh plötzlich auf Walters geschossen. Ich, ich konnte noch rechtzeitig in Deckung gehen. Als ich mich raus traute, sah ich, dass sich das Ding wieder deaktiviert hat. Walters hat es aber voll erwischt. Er ist tot."
Brauer blickte niedergeschmettert auf den Boden.
"Verdammt, ich hätte diesen Auftrag nie annehmen sollen." ärgerte sich Mr. Trademark und schmetterte seine Faust auf eine zerschossene Konsole. McMillens warf Mr. Trademark einen zornigen Blick zu. Er klopfte Brauer auf die Schulter und wandte sich dann ganz an Mr. Trademark.
"Das wird ja immer besser. Jetzt hat es noch einen meiner Männer erwischt. Sie trifft keine Schuld", sagte er dann wieder zu Brauer, um ihn zu entlasten. Doch irgendetwas in Brauers Gesicht kam McMillen komisch vor. Er war eine dieser kleinen Zuckungen in dem Gesicht von Brauer, die McMillen doch etwas merkwürdig vorkam, ein kleines verstohlenes Grinsen, das kurz seine besorgten Gesichtszüge aufheiterte.
"Sie sagten, der Roboter habe sich ..."
"Shermon an McMillen. Bitte kommen." erklang es wieder aus dem verkohlten Lautsprecher. McMillen eilte zur Konsole.
"Kablonski, was gibt es?"
"Chef, ich glaube, da rollen gewaltige Probleme an. Ein schwerer Kreuzer kommt näher."
"Mist. Können sie das Schiff wieder flott machen?" fragte McMillen Mr. Trademark.
"Na schauen sie sich mal um. Ein Wunder, dass nicht alles zusammengebrochen ist. Mit der Shermon können wir hier aber abhauen. Sie brauchen uns dann nur auf unseren Frachter abzuladen. Mit dem können wir uns dann verziehen."
"Okay. McMillen an Shermon ..."
Von da an herrschte große Hektik. Mr. Trademark rief per Kommunikator alle noch lebenden Leute zum Schott, wo sie dann zur Shermon übergingen. McMillen lies sie dann auf dem Stützpunkt absetzten. Der Kreuzer sprang mittlerweile aus dem Hyperraum in das System und arbeitete sich durch das Asteroidenfeld langsam vor. McMillen konnte den Kreuzer noch identifizieren: Er gehörte zu der mächtigen Organisation, der die Dinge im Container gehört hatten. Die Sherman steuerte recht hastig durch das Asteroidenfeld um einen sicheren Platz zu finden, der für den Hyperraumsprung geeignet war.
Hermann Brauer war im Aussichtsraum und starrte ins All hinaus. Er sah, wie die Asteroiden an ihm vorbeizogen bis die Sherman eine sichere Position erreicht hatte. Dann verschwanden all die hellen Lichter der Sterne und die Sherman sprang in den Hyperraum, um das System nun endlich zu verlassen. Der Himmel verwischte zu einer grauen Sphäre, die ein mattes Leuchten ausstrahlte, das Hermann Brauers entspanntes Gesicht erleuchtete. Er war sich nun sicher, dass die Eigentümer ihre entwendeten Schätze zurückbekommen würden. 'Es hat sich doch gelohnt, sich in den Außendienst versetzen zu lassen' dachte er noch, als er wieder seine Trauermiene aufsetzte und zu den anderen ging.

 

Hi Bohlmann,
so, jetzt hole ich mal deine Story aus der Versenkung:

Du hast einen guten Schreibstil, dass muss man dir lassen, auch wenn du hin und wieder zu etwas seltsamen Formulierungen neigst.

Leider finde ich deine Charaktere teilweise etwas schwach, vor allem Walters kam bei mir irgendwie gar nicht an.

Außerdem kommt etwas zu früh raus, dass mit Brauer etwas nicht stimmt; daher kam das Ende nicht wirklich überraschend.

Ein paar Ausdrücke, die du oft vernwendest, und die ich dich bitten würde hin und wieder abzuändern: "Kerle" und "fiese Typen".
Das störendste ist, dass du beide Piratenparteien als "fiese Typen" bezeichnest, was teilweise etwas schwierig zu verstehen ist.

Den Einstieg in die Geschichte könntest du noch mit etwas weniger Namen und einer Spur mehr Erklärungen würzen, dann wird die Geschichte richtig gut.

glg Hunter

 

Ganz schön bleihaltig, die Luft in diesem Raumschiff.;)

Die Story macht auf mich schon wegen ihrer Länge den Eindruck, als wäre sie aus etwas Größerem herausgelöst worden.
Lange Rückblenden wie bei dir zu Beginn, sind für eine Kurzgeschichte immer problematisch. Außerem lässt du deine Hauptfigur Walters, durch den der Leser bis dahin das Geschehen erlebt, mitten in der Story sterben. Auch das finde ich ungeschickt.
Und warum musste er eigentlich sterben? Anscheinend weiß doch jeder, dass Kampfroboter in dem Container sind.

Hoffe, dir mit meinen Anmerkungen geholfen zu haben.

Viele Grüße von Sturek

 

Hallo Bohlmann,

ich muss mich im Großen und Ganzen hunter und Sturek anschließen: eine coole, traditionelle SF-Geschichte, die aber noch einige Ecken und Kanten hat. Die Hintergrundgeschichte ist zwar prinzipiell spannend und schön verwinkelt, verwirrt den Leser einer Kurzgeschichte aber zu sehr, besonders, da sie so dicht gedrängt geschildert wird. Ein von einfach Piraten überfallener Frachter reicht doch völlig als Basis. Wenn Du dann noch den Robotern ein Firmenzeichen verpasst und das auch auf der Hülle des Kreuzers anbringst, kannst Du Dir die Erklärungen, wer wen warum betrügt und hintergeht vollständig sparen.
Zur Atmosphäre und den Charakteren: Die Ansätze sind durchaus spannend und bieten Raum für Stimmung und Mitfiebern. Leider ist Dein Sprachstil insbesondere in den Kampfszenen etwas zu hektisch und unorganisiert. Das schafft zwar den Eindruck eines echten Kampfes, dabei geht aber schnell die Übersicht flöten, wer auf wen oder wohin schießt. (Benutzen Raumpiraten tatsächlich Projektilwaffen mit so alten Namen wir Luger?) Die Charaktere sind, gemessen an der geringen kampffreien Zeit, gut getroffen und klar zu unterscheiden, leider ist es aufgrund der schieren Masse schwer, immer im Gedächtnis zu behalten, wer welchen Wesenszug gezeigt hat.
Also: noch etwas Schleifen, und es wird eine Klassestory

Gruß

SilentSoul

 

Hallo,

vielen Dank erstmal für Eure Kommentare. Ich werde versuchten, die Anmerkungen in die nächste Geschichte einzuarbeiten. Was den Hintergrund betrifft: Die Geschichte ist in der Tat ein Teil einer größeren, was es mit den Rückblenden auch ein wenig schwierig macht (Wegen des Hintergrundes werden auch Projektilwaffen benutzt, aber das ist eine andere Geschichte ...) Deshalb kommen wohl auch für eine Kurzgeschichte zu viele Leute vor. Nächstes mal werde ich sie gleich sterben lassen, das schafft mehr Überblick ;-)

Gruss

HBohlmann

 

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