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Der Code des Schmerzes
„Aber die Herren der Welt – das sind nicht wir, Jerome. Das sind die Anderen.“
(Monsieur Fabre in dem Hörspiel “Die wunderbare Welt des Monsieur Fabre“ von Peter Steinbach)
Der 31. August war ein Spätsommertag wie aus dem Bilderbuch. An den blauen Himmel hatte jemand weiße Wattebäusche hingetupft und die Strahlen der trotz vorgerückter Stunde immer noch kräftigen Sonne drangen durch das dichte Blätterdach des Waldes im Shenandoah National Park bis zum Boden vor und zogen dabei golden schimmernde Bahnen durch das grüne Dämmerlicht. Die Luft war gesättigt vom würzigen Duft des Baumharzes und der Wald summte mit unzähligen Insektenflügeln leise vor sich hin.
Auf eine kleine von der Sonne beschienene Lichtung taumelte ein Mädchen. Es hatte blondes Haar und ein blasses schmales Gesichtchen, das von großen blauen Puppenaugen beherrscht wurde. Arme und Gesicht des Mädchens waren zerkratzt und sein buntes Sommerkleid war an einigen Stellen arg zerrissen und mit Dreck beschmiert. In der Hand hielt das Mädchen ein schwarzes Kästchen, das es von den Anderen erhalten hatte. Es bewegte sich wie im Trance mit merkwürdig ruckartigen Bewegungen und hatte den Blick starr geradeaus gerichtet. Ein dicker schwarzer Käfer hatte sich in den Nacken des Mädchens verbissen.
Jack Sartelli raste mit 120 Meilen pro Stunde die 101 entlang in Richtung Süden. Die Straße zog sich schnurgerade durch eine von Felsbrocken übersäte öde Graslandschaft. Musik dröhnte aus den Lautsprecherboxen. Der Regler war bis zum Anschlag aufgedreht und der Sound vermischte sich mit dem zornigen Brummen des auf vollen Touren laufenden Motors zu einem irren Beat. Jack verschwendete keinen Gedanken daran, wie lange der Motor des alten Chevys dieses höllische Tempo noch mitmachen würde. Es war ihm egal.
Im Grunde war Jack alles egal. Seit voriger Woche war die Scheidung perfekt. Na und. Wen kümmerte es. Seinen Job war er auch los. Pech gehabt. So was kam dauernd vor.
Wichtig war nur der Schmerz.
Jack Sartelli konzentrierte sich auf ihn. Nicht, dass ihm das schwer gefallen wäre. Nein, der Schmerz in seinem Kopf ließ gar nichts anderes zu. Rhythmisch wummerte er hinter seiner Stirn und breitete sich wellenförmig aus. Jack kam es so vor, als würde ein Keil in seinen Kopf getrieben, Millimeter um Millimeter, schön langsam, der irgendwann, wenn er nur die richtige Tiefe erreicht hätte, sein Gehirn in Stücke reißen und aus dem Kopf pressen würde.
Als das Mädchen die Mitte der Lichtung erreicht hatte, blieb es stehen und neigte den Kopf, als lausche es auf geheime Signale. Und tatsächlich, nach einer Weile mischte sich in die Geräusche des Waldes noch etwas anderes, etwas, das nicht zum Summen der Insekten und dem Zwitschern der Vögel passen wollte. Es hörte sich an wie ein Kratzen, Schaben und Schmatzen, das von schrillem Zirpen begleitet wurde. Die Geräusche wurden immer lauter und besonders das Zirpen war bald so durchdringend, dass alle anderen Laute von ihm übertönt wurden. Rings um das Mädchen geriet das Erdreich in Bewegung. Zwischen dem Gras wuchsen braune Hügel empor, die einen Kreis mit einem Durchmesser von etwa zehn Metern bildeten, in dessen Zentrum das Mädchen stand. Erdklumpen rieselten an den Seiten der immer größer werdenden Erhebungen herunter und als sie etwa die Größe von Melonen erreicht hatten, brachen aus ihnen mit furchtbarem Fiepen massige faustgroße Insektenköpfe hervor, die in der Sonne blauschwarz schimmerten. Die Köpfe waren mit biegsamen Fühlern ausgestattet, die unablässig durch die Luft peitschten und besaßen vorne zwei fingerlange mit Borsten bestückte Stummel. An den beiden Seiten befanden sich in Einstülpungen riesige Facettenaugen, die wie von einem inneren Feuer erfüllt rot glühten.
Jacks alter Bekannter, der Schmerz. Mit diesem verfluchten Urlaub im Shenandoah National Park hatte alles angefangen.
Hallo, alter Kumpel. Nett, dass du deinen Freund Jacky mal wieder besuchst. Wie wär’s, wenn du dein Hämmerchen für eine Weile beiseite legst, und wir gepflegte Konversation machen? Na?
Der Schmerz hämmerte weiter in seinem Kopf.
Ein verdammt unhöflicher Bursche bist du. Eigentlich hättest du’s ja verdient, dass ich dich rausschmeiße. Einfach so. Hasta la Vista, Baby. In Gedanken ahmte Jack den Tonfall Arnies nach.
Der Schmerz ignorierte Jacks Drohung und verdoppelte seine Bemühungen. Jack wurde übel. Schnell beugte er sich zur Seite und erbrach stinkenden grünen Schleim, der sich in einer Lache vor dem Beifahrersitz ansammelte.
He Kumpel. Siehst du, wie ich dich finde.
Jack Sartelli lachte. Es war ein schrilles verzweifeltes Lachen, so krank wie das Lachen eines Junkies auf seinem letzten Trip in die Hölle. Grüne Schleimfäden klebten an seinem Kinn.
Nach einigen Minuten hörten die Fühler der Wesen auf, ziellos hin und her zu zucken. Zitternd richteten sie sich auf das Mädchen, das bisher teilnahmslos und mit herabhängenden Armen dagestanden hatte. Unter dem sich zu einem schrillen Crescendo steigernden Zirpen und Fiepen der Wesen begann jetzt auch das Mädchen als wäre es von Stromstößen durchpulst zu zittern und ihre starr blickenden Augen verdrehten sich nach innen. Die Augen der aus dem Boden aufgetauchten Kreaturen bildeten einen Kreis aus glühenden Lichtpunkten, deren Farbe sich vom Rot glimmender Kohlen zu grellem Orange veränderte. Das Mädchen, die Botin der Anderen, hob langsam das schwarze Kästchen und betätigte einige Tasten. Es hatte den Code gesendet. Nichts konnte die Wegbereiter jetzt noch aufhalten.
Dann brach es zusammen.
In diesem Moment geschah es.
Jack verriss das Lenkrad und der Wagen geriet ins Schlingern. Sein Lachen verstummte und er kurbelte wild und nahm etwas Gas weg, bis der Wagen wieder ruhig lag.
Eine Stimme, kalt wie ein Eiszapfen, bohrte sich in Jacks Gehirn. Sie nannte Zahlen.
„5, 7, 11,...“
Jack lauschte verblüfft der Stimme, die weitere Zahlen nannte.
„...17, 25, 7...“
„Was soll der Scheiß“, knurrte er und schaltete das Radio aus. Die Stimme blieb.
„...11, 19, 31...“
Erst jetzt registrierte Jack, dass der Schmerz verschwunden war. Er wagte es nicht erleichtert zu sein. Jeden Moment musste das Wummern in seinem Kopf wieder einsetzen.
„...47, 67, 91...“
Jack fingerte nach dem Schalter des Radios. Das Gerät war ausgeschaltet.
Jetzt ist es soweit. Old Jacky ist reif für die Klapsmühle, dachte er.
Während dieser Gedanke in seinem Hirn eine ganze Reihe Assoziationen übelster Art hervorrief, taten sich dort noch andere Dinge. Überall regten sich von Nervenfasern umsponnene linsengroße Mumien in seinem Kopf, Souvenirs aus Shenandoah. Es knisterte und raschelte in den Kokons, Töne, die ungehört im Labyrinth der Neuronennetze, Gliazellen und Blutgefäße verhallten.
„...11, 17, 29...“
Die Mumien begannen ganz sachte sich zu bewegen.
„...47, 71, 101...“
Mutabor - das Wort war gesprochen. Die Mumien verwandelten sich. Und der Schmerz kam zurück und erst jetzt erfuhr Jack die wahre Bedeutung dieses Wortes. Schluss mit den Scherzen. Keine Tändeleien mehr. Reines konzentriertes Schmerzdestillat ergoss sich wie ein zweiter Niagarafall über ihn und machte, dass Jack wie ein Ertrinkender nach Luft japste. Die Welt um ihn herum, das graue Band der Straße, die sich durch die eintönige Landschaft zog, der alte Chevy mit seinem dröhnenden Motor, ja selbst sein Körper wurden zur puren Illusion und versanken im Nichts während gleichzeitig tief in Jacks Innerem, dort, wo Zeit und Raum aufhören zu existieren und nur das Graue Licht leuchtet, ein neues Universum entstand, gemacht aus Qual und Pein, mit Jack als einzigem Bewohner und Erforscher. Und einer Stimme.
„...137, 179, 227...“
Die Bewegungen wurden immer heftiger. Aus todesähnlichem Schlaf erweckt versuchten die Insekten ihre Wiege zu verlassen. Jack bäumte sich auf.
„...281, 341, 17...“
Die Insekten wanden sich wie wild in ihren Fesseln. Die Kokons schwangen in ihrem Netz aus Nervenfasern hin und her.
„...25, 41, 65...“
Die Frontscheibe war geborsten. Wie ein Spinnennetz zogen sich Risse von dem Loch, das Jacks Kopf hinterlassen hatte, nach den Rändern hin. Die Motorhaube war durch den Zusammenstoß mit den Felsbrocken am Straßenrand wie eine Ziehharmonika verformt worden. Das Lenkrad hatte sich in Jacks Brustkorb gebohrt und er blutete heftig aus einer Platzwunde am Kopf.
Wie lauten die nächsten Zahlen?, überlegte Jack und begann, über dieses Rätsel nachzudenken, als hinge sein Leben davon ab. Seltsamerweise wusste er noch alle, welche die Stimme bisher genannt hatte. Sie wirbelten in seiner neuen Welt wild durcheinander, formierten sich zu Kreisen und Achten, lösten sich wieder voneinander und bildeten von neuem bizarre Muster. Irgendein System musste dahinter stecken. Jack erwog verschiedene Möglichkeiten, die als Lösung des Rätsels in Frage kamen, rechnete, sortierte, kombinierte. Er wusste, es kam nur darauf an, den Code zu knacken, dann würde alles gut werden. Die unter der Motorhaube emporzüngelnden Flammen hätte er nicht mehr wahrnehmen können, selbst wenn er bei vollem Bewusstsein gewesen wäre. Die Insekten hatten, indem sie seinen Sehnerven gefolgt waren, einen Weg nach draußen gefunden. Einige Nachzügler krabbelten immer noch unter Jacks Augenlidern hervor.
Der Streifenwagen hielt am Straßenrand, einige Meter von dem ausgebrannten Autowrack entfernt, aus dem noch schwarzer Rauch aufstieg. Die Polizeibeamten Jenkins und Randolf stiegen aus und gingen zu dem von der untergehenden Sonne beschienenen Schrotthaufen. Randolf warf einen Blick auf die scharf nach links von der schnurgeraden Straße abzweigende Spur des Autos.
„Besoffen, verrückt oder lebensmüde“, kommentierte er. „Schätze, uns erwartet kein schöner Anblick. Schon mal ne Brandleiche geseh’n, Kleiner?“
Jenkins schluckte. Tat Randolf eigentlich nur so, oder war er wirklich so abgebrüht. Manchmal hasste er seinen Partner.
Laut sagte er: „Tja, Scotty, bestimmt nicht so viele wie du. Ich lass dir aber gern den Vortritt. Ich weiß doch, wie versessen du auf so was bist.“
Mit einer Handbewegung deutete er auf den Wagen, den sie mittlerweile schon fast erreicht hatten. Wahrscheinlich war der blöde Kerl gar nicht in der Lage, die Ironie seiner Bemerkung zu verstehen und nahm es als Bestätigung für seine Selbsteinschätzung als knallharten Typen.
„Na, woll’n doch mal seh’n, Kleiner.“
Randolf trat an die Fahrertür und lugte durch das Fenster ins Wageninnere. Stille. Die Hände hatte Randolf auf den Oberschenkeln abgestützt und den fetten Hintern herausgestreckt, sodass Officer Jenkins große Lust verspürte, einen gezielten Tritt zu platzieren. Er versuchte sich gerade vorzustellen, wie sein Partner wohl darauf reagieren würde, da kam ein leises „Mein Gott“ von Randolf. Er stieß sich von der Tür ab, ging einige Schritte zur Seite und kotzte auf seine blankpolierten Schuhe.
Jenkins war sprachlos. Damit hatte er nicht gerechnet. Er wusste, es würde ihm nicht erspart bleiben, also näherte er sich widerwillig der Fahrertür. Überall knirschten Glassplitter und die Wärme, die von dem Wrack ausging, ließ die unglaubliche Hitze ahnen, die hier noch vor wenigen Minuten geherrscht haben musste. Und noch etwas ging von dem Fahrzeug aus, ein penetranter Gestank nach verkohltem Fleisch, verbranntem Haar und verschmortem Kunststoff und Gummi. Der Rahmen der Tür war völlig verzogen und die Fensterscheibe fehlte. Der Officer beugte sich zu der Öffnung hinunter und spähte hinein.
Zuerst konnte er in dem abendlichen Dämmerlicht nicht viel erkennen. Überall nur ein wirres Durcheinander von schwarzen verbogenen Teilen, doch dann sah er es. Sein Atem stockte und gleichzeitig fühlte Jenkins, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Sein Herz begann zu rasen während sein Gehirn blitzlichtartig die schaurigen Einzelheiten wahrnahm.
Eine verkohlte menschliche Gestalt auf dem nach hinten gedrückten Fahrersitz.
Die Haut zu einem ledrigen Panzer verbrannt.
Die Arme in einem unmöglichen Winkel gebogen.
Die Finger an den Händen schwarz und starr und von der Hitze zu Krallen verkrümmt - mit dem in den Brustkorb gedrückten Lenkrad zu einer unförmigen Masse verschmolzen.
Das schwarze Gesicht die Zähne bleckend zu einem Grinsen, so als ob der Tote in seinen letzten Minuten über einen entsetzlich komischen Witz gelacht hätte.
Das Schlimmste aber waren die Augen, oder besser das, was von ihnen noch übrig war. Dunkle lidlose Höhlen starrten Jenkins an.
Jenkins war wie hypnotisiert. Er konnte seinen Blick einfach nicht von dem Gesicht des Toten los reißen, fast so, als wollte er dieses Bild tief und unauslöschlich in seinem Gedächtnis vergraben.
Von hinten kam Randolfs Stimme: „Geh da weg, Kleiner. Das reicht.“
Doch Jenkins hörte nicht auf seinen Partner. Geistesabwesend murmelte er: „Moment noch, Scotty“.
Er hatte das vage Gefühl, dass etwas nicht stimmte. War es nur ein Spiel seiner überreizten Nerven, oder... nein, das war vollkommen lächerlich. Und trotzdem, er wollte verdammt sein, aber es kam ihm so vor, als würde er beobachtet werden. Die schwarzen Augenhöhlen in dem verkohlten Gesicht schienen ihn abschätzend zu fixieren und das Grinsen der entblößten Zähne – galt es ihm? War da eben nicht ein Funkeln in den Augenhöhlen gewesen?
Das ist völlig absurd, dachte er. Gerade wollte er sich abwenden, da entdeckte er die rot glühenden Punkte. Wie winzige glimmende Zigarettenkippen tauchten sie aus der Dämmerung hervor. Erst leuchtete einer auf der schwarzen Fläche der zerknautschten Motorhaube auf, dann schwebten zwei andere wie Glühwürmchen durch die Fensteröffnung der gegenüberliegenden Beifahrertür herein und landeten auf dem verkohlten Lenkrad. Jenkins war sich absolut sicher, dass sie eben noch nicht dort gewesen waren.
Randolf brabbelte hinter ihm: „Kannst dich wohl nicht satt sehen. Mein Gott. Was für eine heilige Sch...“
Jenkins unterbrach ihn. „Komm mal her, Scott. Hier stimmt was nicht.“
„Das nenn ich die Untertreibung des Jahres“, brummte Randolf, trat aber neben Jenkins.
Im gesamten Inneren des Autowracks waren inzwischen rot leuchtende Punkte zu sehen, die hin und her wanderten. Einige waren auf dem Boden, eine große Ansammlung von ihnen klebte auf dem Lenkrad, wieder andere glühten oben an dem verbogenen Dach des Fahrzeuges.
„Au! Was zum Teufel...“ Jenkins blickte auf seine Hand. Ein kleiner schwarzer Käfer mit rot leuchtenden Augen hatte sich dort verbissen.
„Das ist ja widerlich.“ Angeekelt versuchte Jenkins das Insekt abzuschütteln, doch das Tier klammerte sich fest und wollte seine Beute nicht hergeben. Schließlich drückte Jenkins den Käfer gegen das verrußte Metall des Fahrzeuges, bis ein lautes Knacken zu hören war. Der zerquetschte Käfer fiel zu Boden.
Im selben Augenblick war im Fahrzeuginneren ein Summen zu hören, das zu einem zornigen Brummen wie von tausenden Hornissen anschwoll. Einem Funkenregen gleich wirbelten die Insekten im Dunkel des Autowracks durcheinander, sodass es aussah, als würde der Brand neu entfacht werden.
„Lass uns abhauen“, sagte Randolf überflüssigerweise, denn Jenkins war schon mehrere Schritte zurückgewichen. Eine schwarze Wolke quoll aus den Fensteröffnungen des Fahrzeuges. Die beiden Polizisten rannten los, doch obwohl ihr Streifenwagen nur wenige Meter entfernt war, schafften sie es nicht. Die Köpfe der beiden wurden von dutzenden von Käfern umschwirrt und Jenkins und Randolf wedelten hektisch mit den Händen in der Luft, konnten aber nicht verhindern, dass ihre Gesichter bald mit schwarzen Käfern übersät waren. Blut begann zu fließen, zunächst noch in kaum wahrnehmbaren Rinnsalen. Einige der fliegenden Angreifer nahmen die Augen der Polizisten ins Visier, doch dass waren nur Ablenkungsmanöver. Während Jenkins und Randolf laut fluchten und nach den Insekten schlugen, begann nach und nach deren Schlachtplan Gestalt anzunehmen. Geboren um zu töten, verstanden die Käfer ihr Handwerk meisterhaft. Es gab weder Zweifel noch Unentschlossenheit oder gar Furcht für sie. Einige der Attackierenden drangen in die dunklen Höhlen der Nasenlöcher vor, andere surrten Kamikazepiloten gleich in die geöffneten Münder ihrer schreienden Gegner. Doch auch das waren nur Scheinangriffe, obgleich die Tiere mit ihren Zangen in Nase, Speiseröhre und Magen beträchtlichen Schaden anrichteten. Hauptziel der geflügelten Krieger war jedoch etwas anderes und die stümperhafte Verteidigung des Gegners erleichterte ihr Vorhaben. Einigen der Tüchtigsten unter ihnen gelang es, mit ihren Infrarotsensoren das warme pulsierende Blut in den Halsschlagadern der Polizeibeamten zu orten und die Gefäßwände anzuritzen und bald schon strömte das von den Zangen der Käfer abgesonderte Nervengift direkt ins Gehirn der Feinde.
Rasch erlahmten die Bewegungen von Jenkins und Randolf. Sie torkelten, fielen zu Boden und wanden sich schreiend in Krämpfen. Die Wegbereiter warteten nicht auf das Ende. Ihren Sieg zu feiern ließen sie sich zu einem Festschmaus nieder. Dann erhob sich der Schwarm auf der Suche nach neuen Opfern.
Ein einziger Wille beseelte die Insekten und noch Legionen anderer im Land, die zur gleichen Zeit durch die Botin aktiviert worden waren:
Tot den Warmen!