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Der Club der toten Raver

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13.11.2001
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Der Club der toten Raver

Wirbelnde Farben um mich herum, die alle in einer endlosen Spirale miteinander verschmolzen. Rot, grün, blau, orange, und urplötzlich ein strahlend weißes Licht, das alles übertraf und mich fast erblinden ließ...
...und schwarz.
Dunkel.
Ich öffnete die Augen. Um mich herum sah ich Menschen, Autos und Häuser. Es war dunkel, und nur einige wenige Lichter beleuchteten den Gehweg, auf dem ich lag. Meine Glieder taten weh und hinter meiner Brust, etwas links von der Mitte, fühlte ich einen leicht stechenden Schmerz.
Um mich herum strömten Menschen auf ein Gebäude zu, welches als einziges hell erleuchtet war. ich erhob mich langsam und wurde sofort mit dem Strom mitgerissen und trieb hilflos auf das Haus zu.
Vor dem Haus standen mehrere bullige Gestalten in schwarzen Anzügen, die anscheinend Türsteher waren. Über ihnen stand in großen roten Leuchtbuchstaben: "HELLFIRE - open from dusk till dawn"
Durch die dicken Flügeltüren hörte ich gedämpftes, rhythmisches Dröhnen. Die Menge hinter mir schob und drückte mich immer weiter an die gefährlich aussehenden Türsteher heran. Als diese schließlich die Türen öffneten, wurde ich direkt an ihnen vorbei geschoben, und konnte einem kurz ins Gesicht sehen. Es war grünlich, mit tief liegenden, blutunterlaufenden Augen und kurzen, spitzen Ohren. ich zuckte zusammen, hatte aber keine Zeit mich zu wundern, denn die aufgepeitschte Masse bewegte sich direkt auf die Musik zu, und ich war mitten drin.

"BUM BUM BUM BUM ...and that is our lifestyle..."

Die Technoklänge hüllten mich ein. Ich bekam kaum mit, wie mir ein knochiger, halb verwester Arm eine Karte reichte. Ich warf nur einen flüchtigen Blick drauf und las: "Lass jede Hoffnung, wenn du eintrittst." Die Karte wurde mir gleich darauf schon wieder abgenommen und ein ebenso gefährlich wirkender Typ hielt mich fest und brannte mir ein Mal in den Arm. Ich schrie auf und wand mich in seinen Armen, der Schmerz war eigenartig kalt und schien meine Seele in festem Griff zu haben, doch es nützte nichts. Nach der Vollendung sah ich es mir an, es war ein grinsender Totenkopf mit feurigen Augenhöhlen.

"BUM BUM BUM BUM ...our music..."

Kurze Zeit später befand ich mich in einem riesigen Raum auf einer Art Balustrade, direkt über den Köpfen der Tanzenden. Sehr viele Raver bewegten sich zucken und tanzend zu den harten Beats. Blitze jagten durch die Menge, Laser und Scheinwerfer bewegten sich am Boden und an der Decke entlang, Feuerzungen stiegen aus Becken empor und leckten um Säulen und Vorsprünge. Gegenüber von mir, auf einer Bühne, fand gerade ein Sadomaso-Show statt. Eine junge Frau wurde gefesselt von zwei komplett in schwarzem Leder gekleideten Gestalten mit Peitschen und Nadeln traktiert. Neben ihr stand ein hünenhafter Mann in einem schwarzen Umhang mit Maske und einem riesigen Beil in der Hand, und vor ihm ein Block, welcher rot vor Blut war. Darüber hing die DJ-Kabine, sie war vollkommen dunkel bis auf rote Augen, die mich durch den ganzen Saal durch anzustarren schienen.

"BUM BUM BUM BUM ...acid nightmare..."

Mein Gefühl des Grauens verstärkte sich noch, als mir plötzlich etwas auf die Schulter tropfte. Instinktiv griff ich hin und fasste in etwas Klebriges und Nasses. Obwohl es dunkel war konnte ich es erkennen. Blut!

"BUM BUM BUM BUM ...i need you on the floor..."

Gerade als meine Beine nachzugeben drohten, weil mein Magen rebellierte und der stechende Schmerz in meiner Brust zunahm, teilten sich vor mir die Menschen und eine Gestalt kam auf mich zu. Bei ihrem Anblick verkrampfte sich mein Herz, zogen sich meine Eingeweide zusammen und stockte mein Atem.
Der Mann war hochgewachsen, hatte einen roten Frack und gelbe Hosen an, seine Füße steckten in Totenschädeln und seine Krawatte ringelte sich wie eine Zunge um seinen Hals. Seine Haare waren pechschwarz, lang und fettig, seine Haut war weiß und fast durchsichtig. Seine klauenartigen Finger krallten sich in seinen Spazierstock, einen langen Menschenknochen, und seine eiskalten schwarzen Augen fixierten mich. Flankiert wurde er von zwei riesigen, grünlichen Gestalten in schwarzen Anzügen.
Er öffnete den Mund und seine Stimme schien selbst die Musik zu übertönen:
"Du!"
Während das Wort in meinem Kopf wiederhallte bemerkte ich in seinem Mund einen Goldzahn, etwas links von der Mitte. Und als mich seine beiden Gehilfen packten und hinunter zu dem Scharfrichter schleppten sah ich durch die tanzende Menge hindurch immer noch den Zahn aufblitzen.
Der Raum um mich herum begann sich zu drehen, die Musik vermischte sich mit dem Rauschen in meinen Ohren und der Schmerz in meiner Brust schien mich fast zu betäuben.

"BUM BUM BUM BUM"

Mein Herz schlug schneller.

"BUM BUM BUM BUM"

Sie pressten mich auf den Block.

"BUM BUM BUM BUM"

Der Scharfrichter hob das Beil.

"BUM BUM BUM BUM"

Ich schloss die Augen.

"BUM BUM BUM BUM"


"PIIIIIIIEEEEEP"

Ein langezogener hoher Ton klingelte in meinen Ohren. Ich schlug die Augen auf und blickte an eine weiße Decke. Um mich herum standen mehrere weiße Gestalten und murmelten etwas, was ich nicht verstehen konnte. Ich fühlte mich leicht und unbeschwert, fast schwerelos. Plötzlich beugte sich ein Mann über mich. Er trug einen Arztkittel und berührte mich am Hals. Er öffnete den Mund und da sah ich einen Goldzahn, etwas links von der Mitte.
Hinter ihm bemerkte ich eine große, dünne Gestalt, die in ihren Knochenfingern eine Sense hielt. Ihre Worte schienen direkt in meinem Kopf zu entstehen:
DA KOMME ICH JA GERADE RECHTZEITIG.

[ 25.07.2002, 15:55: Beitrag editiert von: Chronos ]

 

Hi Chronos!
Erstmal möchte ich Dich bitten, noch einmal Korrektur zu lesen, da haben sich nämlich noch einige Flüchtigkeitsfehler im Text versteckt.

Aber jetzt mal zur Geschichte:
An einigen Stellen stört mich der Stil der Story, ungünstige Formulierungen, schlechte Beschreibungen, usw. wie hier z.B.:

hinter meiner Brust, etwas links von der Mitte, fühlte ich einen leicht stechenden Schmerz.
Beschreibungen wie "etwas links von der Mitte" klingen einfach schlecht. Trägt nicht zum bildlichen Vorstellen bei, sondern bringt den Lesefluss ins Stocken.

Auch ist mir aufgefallen, dass Du relativ oft das Wort "welches" verwendest. Hier möchte ich Dir raten, lieber die Sätze umzustellen anstatt immer so Deine Nebensätze einzuleiten.
Genauso verschwenderisch gehst Du mit "Blut" um: "blutrot", "blutunterlaufen", "rot vor Blut", "blutjung". etc.

Zur Idee:
Naja, die Geschichte erinnert mich an eine Mischung aus "American Werwolf in Paris" und "From Dusk till Dawn", zumindestens die Discoszene. Der Titel erinnert natürlich an "Club der toten Dichter" und so wie Dein Tod spricht, fühle ich mich auch an den Gevatter von Pratchett erinnert.

Aber trotzem fand ich die Geschichte nicht schlecht, zumindestens den Anfang fand ich vielversprechend. Aber mein Kritikpunkt ist, dass mir irgendwie eine zielstrebige Richtung der Story fehlt.
Ok, der Typ landet nach einer Ohnmacht in einer obskuren Szenerie und wacht dann plötzlich im Krankenhaus auf seinem Totenbett auf. Wohl an einer Überdosis von irgendwas gestorben.

Aber dieses Ende ist so abgelutscht und ohne neue Aspekte eingebaut, dass daran nicht der Horror der Geschichte festgemacht werden kann. Also muss das die davor beschriebene Szenerie rausreißen. Und da sehe ich zwar gute Ansätze, aber das Ganze ist mir noch nicht genug auf die Spitze getrieben worden. Irgendwie fehlt mir hier einfach das "besondere Etwas".

Insgesamt ein vielversprechendes Konzept für eine gute Horrorgeschichte, das aber inhaltlich und sprachlich noch ausgebaut werden sollte um eben mehr als nur ein Konzept zu sein.

Ugh

 

Hi Chronos

Auf mich wirkt deine Geschichte wie ein Zusammenschnitt aus mehreren mehr oder weniger guten Filmen.

Der Club der toten Raver
"HELLFIRE - open from dusk till dawn
Wie schon von Bib erwähnt:
'Club der toten Dichter' und 'From Dusk till Dawn'.

Am meisten erinnert mich deine Geschichte aber an 'Blade'. Zum Beispiel hier:

Mein Gefühl des Grauens verstärkte sich noch, als mir plötzlich etwas auf die Schulter tropfte. Instinktiv griff ich hin und fasste in etwas Klebriges und Nasses. Obwohl es dunkel war konnte ich es erkennen. Blut!
oder hier:
Darüber hing die DJ-Kabine, sie war vollkommen dunkel bis auf rote Augen
Etwas anderes:
"BUM BUM BUM BUM ...and that is our lifestyle..."
"BUM BUM BUM BUM ...our music..."
BUM BUM BUM BUM"
etc...
Wenn ich mich recht erinnere ist die Idee mit den Bum-bum-Beschreibungen auf kg.de auch nicht neu. In meinen Augen ist sie unnötig. Du schreibst ja sowieso, dass du dich in einer Disco ( oder sowas ähnlichem ) befindest und dich harte Technoklänge einhüllen.

Fazit: Ich persönlich finde, dass sich ein Autor oder Schreiber ruhig einmal etwas abgucken oder etwas kopieren kann. Aber bei dir hat es den Anschein, als sei deine ganze Geschichte von vornherein auf Filmen und Filmausschnitten aufgebaut und ohne eigene Inspiration entstanden.
Deswegen finde ich sie auch nicht gelungen.

Grüße
Morticinus

 

Moin!
Ich möchte mich als erstes bei euch beiden für eure Kritiken bedanken. Doch gleich zum Kern:
Ich habe in dieser Geschichte viele Andeutungen (ob versteckt oder offensichtlich) auf Filme/Bücher gemacht, dass bedeutet aber nicht, dass ich nur hier und da kopiert habe. Die Geschichte ist vollkommen eigenständig und hat von der Handlung her (bis auf ein paar Details abgesehen) nichts mit den genannten Büchern/Filmen gemein ("American Werwolf in Paris" kenne ich nicht).

Zum Bibliothekar:
1. Ich habe mehrmals mein Rechtschreibprogramm drüberlaufen lassen und auch mehrmals Korrektur gelesen. Warscheinlich bin ich einfach zu blind. Wo sind denn noch Fehler?
2. Ein paar "welche" und "Blut" wurden gestrichen.
3. Links von der Mitte in der Brust sitzt soweit ich weiß das Herz. Diese Formulierung ist gewollt und taucht absichtlich öfter auf.
4. Das der Horro-Kick fehlt, ist mir bewusst. Ich hatte auch Probleme mit der Wahl der Kategorie. "Seltsam" wäre theoretisch auch gut gewesen.
5. Ich liebe Bücher von Pratchett, und besonders den Tod. Deswegen konnte ich einfach nicht anders, als ich den Schluß schrieb.

Zu Morticinus
1. Auch in der Gefahr, spitzfindig zu sein: Der DJ bei "Blade" hat keine roten Augen. Sonst ist die Anspielung, wie alle anderen, gewollt.
2. Das die "Bum-bum-Beschreibungen" nicht neu sind, ist mir klar, aber was ist schon neu? Außerdem habe ich echte Zitate aus Techno-Liedern verwendet. Ist das nicht neu?

Gruß, Chronos

PS: Das war mein erster Versuch in Sachen Horror (oder ähnlichem), mal sehen, ob weitere folgen.
Es ist übrigens noch eine weitere Anspielung auf ein Buch in der Geschichte.

 

@Chronos
Der DJ bei Blade hatte zwei Lampen am Kopf, die man als Augen interpretieren könnte.

 

Allerdings sah man ihn ganz, und der Lichtschein war gelb oder blau. Aber darauf kommt es, denke ich, nicht an.
Allzu spitzfindig wollen wir ja nicht werden.

:whocares:

[ 24.07.2002, 23:41: Beitrag editiert von: Chronos ]

 

Hi Chronos!

Dann mach ich es auch mal nach Punkten.. ;)
1. Hehe, Du hast ja schon editiert. Das Einzige was ich jetzt noch gefunden habe, ist:

las:" Lass jede
--> las: "Lass jede
Davor war es z.B. noch ein kleingeschriebenes Wort am Satzanfang.

2. Cool

3. Ja, was Du damit beschreiben wolltest, war mir schon klar. Aber trotzdem klingt "etwas links von der Mitte" nicht gut.

4. Auch wenn die Geschichte in Seltsam stehen würde, hätte ich das kritisiert. Wenn die Pointe schwach ist, muss die Handlung überzeugen. Und die ist ansatzweise ziemlich gut, aber bietet Dir eben Möglichkeiten für mehr. Wäre schön, wenn Du diese Chancen nutzt.

5. Hehe, schau Dir mal meinen Nick an. Deswegen habe ich es ja auch sofort erkannt.

Mit den Andeutungen:
Ich finde es okay, wenn ein Autor schon bestehende Ideen nimmt und weiterspinnt. Aber wenn ganze Szenerien auf schon Bekanntes aufbaut, ist das eher nervig. Aber meiner Meinung nach ging es bei dieser Geschichte grad noch.
Aber was ist denn das andere Buch was Du mit eingebaut hast?

Für Deinen ersten Versuch in Horror auf jeden Fall vielversprechend. Würde mich freuen, wenn Du noch weitere Versuche hier startest. :)

Ugh

 

Hallo Bibliothekar
Den kleinen Fehler habe ich korrigiert. Ich weiß noch nicht, ob und wann ich dazu komme, die Geschichte zu verändern.

"Lasst jede Hoffnung, wenn ihr eintretet."
Das ist ein Satz aus Dantes "Inferno". Er steht am Ende einer Inschrift auf dem Tor zur Hölle. Das ist meine Lieblingsstelle. Ich musste den Satz nur geringfügig anpassen (ich hoffe, daß Dante mir diesen Frevel verzeiht).
Nochmal vielen Dank für deine Aufmerksamkeit!

Chronos

PS: Möchtest du eine Banane? ;)

 

Hi Chronos,

du hast ganz Recht - was ist schon neu? Das Thema "Na(c)htodvisionen" ist im Horror- und Phantastik-Bereich so oft bemüht worden, dass man schon fast von einem eigenen Genre sprechen könnte... ;) aber das ist eine grundsätzliche Frage beim Schreiben: Darf es denn nur Neues sein?

Es kann ja beim Schreiben nicht darum gehen, immer Neues, Noch-nie-Dagewesenes zu produzieren, denn das dürfte drollige Verrenkungen ergeben (und tut es manchmal auch).

Man kann aber traditionelle Motive natürlich aufnehmen und mit anderen Elementen so kombinieren, dass eine besondere Wirkung oder eine individuelle Aussage entsteht. Wenn es gelingt, eine eigene Interpretation traditioneller Elemente hinzubekommen, dann ist die Story gelungen.

Ich finde "Der Club der toten Raver" gar nicht so schlecht, und auch die offensichtlichen Zitate aus Film und Literatur sind ja nicht von vornherein ein Manko - gerade die witzigsten zeitgenössischen SF, F, H-Stories greifen Zitate auf und gehen damit ironisch um.

Was allerdings stimmt, ist, dass man nach einer Umgebung, die aus so vielen vertrauten Elementen besteht, eine überraschende Wendung, eine Wendung ins Ironische oder eine verblüffende Lösung erwartet, die das Vertraute anders interpretiert oder in einem anderen Zusammenhang zeigt. Deshalb ist man vom Ende ein bissl enttäuscht.

Trotzdem - der Gebrauch von Zitaten, traditionellen Motiven (Sensenmann) etc. ist doch in Ordnung, Leute. Wo kämen wir hin, wenn wir uns aus der Schatzkammer unserer Lieblinge nicht ab und zu bedienen dürften.

Es ist kein bisschen abwertend gemeint, wenn ich sage, dass ich mir den "Club" gut als Episode in Twilight Zone o.ä. vorstellen könnte. ;)

 

Danke Jimi, besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können!

Und was das Ende angeht...
...ja gut, ich gebe es ja zu, es haut nicht gerade vom Hocker.

Chronos

 

Wow!
Ich finde einige Beschreibungen wirklich gelungen und sehr ausdrucksstark. Auch der Aufbau gefällt mir gut und es gelingt dir, Spannung aufzubauen. Vor allem aber gefallen mir die vielen Andeutungen, die hier ja schon besprochen wurden. Ich mag sowas sehr gerne, und ich finde, es gelingt dir hier, sie gut zu verpacken. Vielleicht könnte man die Pointe am Ende etwas stärker herausarbeiten, aber das wäre dann auch der einzige Kritikpunkt, den ich habe. Mir gefällt die Story sehr gut!

 

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