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Der Clown

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11.10.2001
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Der Clown

Die Menschenmenge jubelte, ja tobte fast vor Bewunderung. Es war herrlich anzusehen, wie begeistert die Menschen waren, die rund um die Manege saßen. Sie applaudierten so laut, dass der kleine Clown, der hinter dem großen Vorhang stand, Angst hatte das Zelt könne einstürzen. Was für ein Publikum!
Freudig strahlend kamen die Talino-Zwillinge, sich mehrmals verbeugend, auf den Vorhang zu, hinter dem der kleine Clown etwas verloren stand.
„Siehst du, Rokko, was für ein Publikum das heute ist?“, begrüßten ihn die Zwillinge. „Kannst du hören wie gut wir waren? Unsere Attraktion auf dem Seil ist eben einmalig! Du Rokko, du bist eben nur ein Clown. Aber mach dir nichts daraus.“ Kichernd gingen die beiden Mädchen, die sich glichen wie ein Ei dem anderen, zu ihren Wohnwagen.
Rokko sah ihnen nach. Er verstand sie nicht. Nur ein Clown! Er hatte doch immer viel Erfolg. Die Menschen lachten immer über seine Späße. Und bei den Kindern war er besonders beliebt. Wie sie sich immer freuten, wenn er die vielen Luftballons am Ende seiner Vorstellung verteilte und die Kinder dabei anblinzelte, so dass sie wieder lachen mussten.
„Rokko!“, tönte eine Stimme, „Rokko, du musst raus, dein Auftritt!“
Der Clown nickte stumm. Sein Gesicht war blass geschminkt und ausdruckslos.
Als er vor den Vorhang trat, klatschte die Menschenmenge. So wie jeden Abend. Alle starrten ihn erwartungsvoll an. Die Kinder saßen mit weitaufgerissenen Augen da, versuchten schon jetzt eine spaßige Bewegung seines Gesichts oder seines Körpers zu finden. Freude spiegelte sich auf ihren Gesichtern wider. Der kleine Clown sprang munter in die Manege und trat prompt in den einzigen Eimer, der mitten in der Manege stand. Das Publikum lachte. Auch ein vereinzeltes „Oh!“ war zu hören. Nun versuchte Rokko seinen Fuß mit dem riesigen Schuh aus dem Eimer zu befreien. Was ihm natürlich nicht gelang. Er hüpfte auf einem Bein bis er merkte, dass er auf dem falschen Fuß hüpfte. Rokko zog eine Grimasse, stolperte dann durch die Manege, fiel über einen herumliegenden Luftballon und der Eimer schepperte laut gegen den Manegenrand. Die Menge klatschte. Die Gesichter der Kinder strahlten und der kleine Clown, der jetzt im Staub saß, wischte sich etwas umständlich den Sand vom Gesicht. Dieses sah wiederum so tollpatschig aus, dass das Lachen nicht verstummte. Dann zog Rokko eine Geige aus seiner bunten Jacke, die fast größer war als er selbst. Ja, die Geige hatte er - aber wo war der Bogen? Der Clown schaute unter seine Jacke, welche er jedoch sofort wieder verschämt herunterzog, als er bemerkte, dass er ein Stück seines Hemdes ebenfalls mit hochgezogen hatte. Nach allen Seiten grinsend stopfte er sich sein Hemd wieder in die ihm viel zu weite Hose. Aber halt - was war das? Seine Hand tastete am Hosenbein herunter bis ein erfreutes Leuchten auf seinem Gesicht erschien. Er hatte den Bogen gefunden, den er nun genüsslich aus der Hose zog. Als er dann zu spielen beginnen wollte, kam der Zirkusdirektor auf ihn zu, nahm ihm die Geige fort und sagte schmunzelnd:“ Nein, Rokko, verschone unser Publikum mit deinen Künsten!“ Der kleine Clown schmollte und die Zuschauer riefen vereinzelt man solle ihn doch spielen lassen. Und er spielte! Er spielte gut. Und als er geendet hatte, klatschten alle. Viele riefen „Bravo!“ oder „Gut gemacht!“. Abermals kam der Direktor und überreichte dem Clown viele, viele Luftballons. Als Rokko sie entgegen nahm, bemerkte er, wie er langsam vom Boden der Manege abhob. Nur einige Millimeter, aber er machte ein Riesengeschrei und zappelte ganz fürchterlich dabei. Er schrie so laut, dass der Zirkusdirektor wieder kommen und ihm einige Ballons abnehmen musste. Endlich konnte Rokko, der nun wieder festen Boden unter den Füßen hatte, seine bunten Luftballons an die begeisterten Kinder verteilen. Die Menschenmenge hörte gar nicht mehr auf zu jubeln. Ehrliche Freude schwang in ihrem Lachen mit.
Als Rokko die Manege durchquerte und langsam auf den riesigen Vorhang zuschritt, zogen zwei feuchte Linien über sein Gesicht. Die Schminke verwischte. Doch Rokko lächelte. Tränen, Tränen des Glücks!

 

Hallo Sternchen,

bin neu hier im Forum und gebe jetzt auch meine allererste Kritik ab, also evtl. noch nicht so versiert.
Sehr gut: das Verhältnis Rhythmus zu Inhalt. Man sieht den Clown vor sich stehen, spürt auch die Erwartung und Begeisterung der Leute drumrum.
Der Schluss: Erzeugt eine schöne, melancholische Stimmung (zumindest bei mir). Der allerletzte Satz müsste m.E. nicht sein.
überflüssig: "auf dem, auf welchem der Eimer steckte". Das ist eigentlich eh schon klar.
Ansonsten ein gelungenes Portrait über den täglichen Versuch, anderen und damit sich selbst eine Freude zu machen.

 

Hi sternchen, nette Geschichte die du da geschrieben hast.
Wie jack schon sagt kommt die Stimmung sehr gut rüber man fühlt sich richtig in die manege versetzt.

Sicher bin ich mir bloß nicht über die Aussage der Geschichte. Da du in Gesellschaft gepostet hast gehe ich davon aus das es eine gibt.
Erst dachte ich, die Art wie du die Vorstellung erzählt ist deutet darauf hin, der Clown versucht eigentlich eine normale Vorestellung zu liefern und wird duch seine unabsichtlichen Missgeschicke komisch, das Ende widerspricht dieser Deutung alledings.
Die andere Möglichkeit ist, dass der Clow dadurch das er andere zum lachen bringt selbst immer unglücklicher wird. das hist sein Unglück dient als Belunstigung der Gesellschaft.

Ach ja, wenn du der Meinung bist der Satz mit dem Eimer wäre unnötig, ich schließe mich dieser meinung an, solltest du ihn wegeditieren

 

Hallo Marot,

- den "Eimer" habe ich rausgenommen.

- Ich habe tatsächlich etwas länger überlegt, wo die Geschichte reinpasst. Habe mich dann für die Gesellschaft entschlossen, da der "Spaßfaktor" überwiegt.
Gruß
Anette

 

Hallo sternchen,

auch mir hat diese kleine Geschichte recht gut gefallen; Du beschreibst da ja schon fast eine "Momentaufnahme" im Leben eines Clowns. Der letzte Satz hat mich allerdings etwas irritiert, weil ich genau diesen Eindruck von Deinem Clown hatte:

Marot:

Die andere Möglichkeit ist, dass der Clow dadurch das er andere zum lachen bringt selbst immer unglücklicher wird.

Griasle,
stephy

 

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