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Der Clown

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01.03.2018
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Der Clown

Max erinnerte sich noch gut an den Tag, an dem sein Großvater ins Altersheim eingewiesen wurde. Damals verstand er nicht, was das bedeutete. Erst mit dem siebzehnten Lebensjahr war ihm langsam klar geworden, dass Menschen, die ins Heim eingewiesen werden, nicht einfach umziehen, sondern in eine Art soziale Abstellkammer gedrängt werden. Zu all den anderen Sachen, die irgendwie nützlich oder wertvoll sein können, die man aber selber nicht mehr pflegen möchte, beziehungsweise, die die Fähigkeit verloren haben, sich selbst ausreichend zu pflegen. Zuerst fand er das grausam. Doch nachdem er seinen Großvater erstmalig besucht hatte, war ihm klar geworden, dass auch Abstellkammern eine sinnvolle Erfindung waren: Die Person, die Max dort angetroffen hatte, war mehr ein Dummkopf als ein zu Intellekt fähiger Mensch gewesen. Andauernd hatte er etwas vergessen, Dinge wiederholt oder einfach nur den Kopf schief gelegt und gelacht. In seinem dreckigen roten Hemd, das in einer, ebenfalls dreckigen, grauen Hose gesteckt hatte, die wiederum von einem kleinen braunen Gürtel an der richtigen Stelle gehalten worden war, hatte er nur wie ein sehr alter Clown gewirkt. Ab und zu war ihm außerdem beim Reden Spucke aus den Mundwinkeln gelaufen. Früher, in seiner Kindheit, konnte Max sich mit ihm noch über wichtige Dinge unterhalten: Wie man am besten auf einen der vielen Bäume im Garten kletterte zum Beispiel. Oder über die Fußballergebnisse.

Mit seinen zwanzig Jahren waren Max diese Themen aber nun nicht mehr so wichtig und dieser eine Besuch hatte sowieso ein derart unwohles Gefühl hinterlassen, dass er beschloss, seinen Großvater ab jetzt dem Fachpersonal zu überlassen, das ihn stets als geistig und körperlich gesund bezeichnete. Dem Alter entsprechend gesund eben. Aber man wollte ihm ja auch entgegenkommen. Deswegen gab man ihm einen FSJler an die Hand, der nun jede Woche einmal vorbei schaute und sich das ganze wirre Zeug anhörte. Der lieb nickte und hier und da mal verständnisvoll lächelte oder interessiert tat. Sein Großvater war also in den besten Händen und er musste seine obskuren Ratschläge nicht länger über sich ergehen lassen. Konnte sich auf wichtigere Dinge konzentrieren; das Leben vor ihm fokussieren.

Max war nicht nur zwanzig Jahre jung, sondern auch motiviert. Seine Pläne dementsprechend hochtrabend. Das wusste er auch. Aber es machte ihm Spaß. Es machte ihm Spaß, in die Zukunft zu schauen und gar nicht erwarten zu können, dass eine aufregende Sache zu Ende ging, weil dahinter direkt eine neue, ebenfalls aufregende, Sache stand. Auch körperlich gefiel er sich selbst immer besser: Die pubertären Unproportionalitäten seines Körperbaus lösten sich langsam, aber bestimmt auf. Anstatt eines verunsicherten Teenagers, der gar nicht wusste, wie man mit dem ersten Bartflaum und der Akne umzugehen hatte, erblickte er mittlerweile einen perfekt rasierten jungen Mann im Spiegel. Außerdem wusste er inzwischen, wie man Dinge machte: Sein Puls sprang nicht mehr augenblicklich auf 180, wenn ein Mädchen ihn lediglich anlächelte. Dank des frisch erworbenen Abitur und des kürzlich begonnenen Studiums konnte er außerdem nicht nur hin und wieder mit fachlichem Wissen glänzen, sondern fühlte sich auch nicht mehr so verloren, wenn er mit Texten umgehen oder unangenehme Situation meistern musste. Kurzum: Sowohl körperlich als auch geistig wähnte er sich auf dem Höhepunkt seines Lebens.

Aber nicht nur Max ging das so: Seinen Freunden war ebenfalls anzusehen, dass sie sich zunehmend besser gefielen und ihr Selbstbewusstsein in die Höhe schoss. Gemeinsam tranken und feierten sie nicht nur zur Genüge, sondern kämpften auch für eine bessere Welt. Gingen auf die Straße für die Freiheit, zankten mit Ungleichgesinnten und organisierten Diskussionsrunden. Ein kleines Jugendcafé, in dem jeder willkommen war, der gerne in Austausch mit anderen Menschen gelangte, hatten sie sich mittlerweile sogar schon aufgebaut; das nötige Kleingeld, um für dieses Projekt eine kleine und heruntergekommenene Schrebergartenhütte anzumieten, hatten sie sich über zwei Jahre hart angespart, erarbeitet und erbettelt.

Doch trotz des schlechten Zustandes des Gebäudes stellte sie die monatliche Zahlung immer wiederkehrend vor eine Herausforderung. Mit dem Geld hielten sie es nämlich locker. Ihnen war es wichtiger, dass die Leute gemeinsam Zeit miteinander verbrachten, weit abseits des Kapitalismus, als dass ihr schönes Café zu einer Profitmaschine verkam. Selbst der Bürgermeister hatte sie schon für ihr Engagement gelobt und in Zukunft wollten sie weiter expandieren; die dreckigen und gefährlichen Ecken ihrer Stadt zu sauberen und friedlichen machen. Es war ihnen klar, dass sie sich damit einer schweren Aufgabe hingaben, gerade vor dem Hintergrund ihrer Einstellung gegenüber dem Geldwesen im Allgemeinen. Aber wofür lohnte es sich schon zu leben, wenn nicht für das Auflehnen gegen ein unfaires System? Wohin sollten die ganzen neuerworbenen Kräfte denn sonst fließen? Junge Menschen waren rebellisch. Das war das altbekannte Klischee und eben das bestätigten sie nur zu gerne.

Waren sie ganz ehrlich, dann ging es ihnen auch mehr darum, für etwas einzustehen. Eine Sache zu unterstützen. Vor allem aber darum, dagegen zu sein. Neues anzustreben. So neu, wie sie auch waren. Die Gesellschaft schön zu machen. So schön, wie sie auch waren. Die Menschen zu mobilisieren. So mobil, wie sie auch waren. Ja, es machte Spaß, Kraft zu haben. Es machte Spaß, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben, sich einzureden, die Kritik älterer Semester wäre das Produkt ihres Neids auf ihren lebhaften, schnellen Geist, der ihren gesunden, schmerzfreien Körper in fließend-hektischen Bewegungen zu immer neuen Taten anregte. Andere in ihrem Alter nutzten diese Kraftreserven für ihren Sportverein, ihre Musik oder ihre Reisen; sie nutzten sie eben für die Politik. Und beizeiten würden sie die Welt schon noch gehörig verändern.

*​

Der Begriff „Zeit“ wurde zum Mittelpunkt seiner schnell rotierenden Welt. Alles drehte sich nur noch um Zeit und wie viel davon vorhanden war. Morgens aufstehen. Nicht viel Zeit hier. Einen schnellen Kaffee, eine schnelle Dusche und ein schnelles Überwerfen des Anzuges. Schnell runter zum Auto laufen. Schnell den Zündschlüssel umdrehen. Schnell fahren. Schnell parken. Schnell aussteigen, schnell zum Eingang des grauen Gebäudes laufen. Schnell der Rezeptionistin zulächeln. Schnell in den Aufzug steigen, die Taste für den dritten Stock betätigen. Dem Aufzug war es dabei jeden Morgen egal, welches Tempo Max vorschützte und er blieb regelmäßig bei seinem gemächlichen Summen; gerade so, als wollte er seine stets hastig angestachelten Insassen mit einer entspannten Einstellung zur Bewegung provozieren.

Max ließ sich aber schon lange nicht mehr provozieren, sondern nutzte die Fahrt immer häufiger als Möglichkeit, nach seinem schnellen Morgen durchzuatmen. Hier hatte Max keine Kontrolle darüber, ob, wann und in welcher Geschwindigkeit er sein Ziel erreichte; das entschied nun der Aufzug und Max war nur noch ein unbeteiligter Part eines Ablaufes. So unbeteiligt, wie er sonst nie war. Im Großen und Ganzen gefiel es ihm gut, beteiligt zu sein. Das stellte die Grundvoraussetzung dafür dar, etwas zu verändern und voranzutreiben. Max warf einen Blick in den Spiegel, der eine Wand des Liftes bedeckte. Vor ihm stand ein aufstrebender, junger Mann von dreißig Jahren. Die Gesichtszüge wurden durch pures Koffein so an den richtigen Stellen gehalten, dass er wach und entschlossen wirkte: Ein nach außen gekehrtes Abbild seiner Ambitionen. Es war wichtig, das Äußere auf das Innere abzustimmen. Die Leuten mussten sehen, dass er etwas vorhatte und dass er die Kompetenz besaß, Sachen zum Laufen zu bringen. Sie mussten sehen, dass nun die neue Generation an Führungskräften anrückte und das Leben sie überholte. Noch waren sie fähig genug, ihre Posten zu verteidigen, doch jeder wusste, dass das nicht ewig so weitergehen würde. Alterung lag in der Luft.

Aber so war nun mal das Leben, Zeiten änderten sich. Er trauerte ja auch nicht mehr seinem zwanzigjährigen Ich nach, das planlos und verkrampft politisch durch die Welt wandelte. Das sich im Besitz der Wahrheit wähnte. Zwar vermisste er die körperliche Unbeschwertheit, der Wahrheit war er aber jetzt ein wenig näher gerückt als noch während seines Studiums: Um ein Projekt wie das Café, das lange Zeit seine Herzensangelegenheit gewesen war, zu realisieren, brauchte er jetzt keine 5 Jahre mehr, sondern nur noch einen kurzen Fingerzeig. Und trotz der ersten Sodbrennen-Anfälle war er immer noch von weit besserer Kondition als die alten Hasen in seiner Branche. Ja, die Wahrheit war etwas, das man nicht besitzen konnte, aber er begriff nun ein wenig mehr von ihr. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Was er wohl mit zwanzig zu seiner jetzigen Situation gesagt hätte? Dazu, dass er ein Jacket-Träger geworden war? Anzüge, pfui! Die waren nur für vom Raubtierkapitalismus fettgewordene Politiker! Und den Abiball.

Der Fahrstuhl gab ein helles „Kling“ von sich, die beiden Türen öffneten und er verließ den Aufzug. Zurück in diese wahnsinnig schnelle Welt.


Der Mittelpunkt seiner Welt bestand nicht nur aus Zeit, sondern ebenfalls aus einem ganz besonderen Menschen: Kennengelernt hatte er seine Verlobte noch zu Studienzeiten auf einer der vielen Unipartys. Mit der Zeit intensivierte sich sowohl ihre Beziehung als auch das Zeitproblem. Seinen Freunden erging es ähnlich; entweder fanden sie genauso jemanden, den sie auf lange Zeit dauerhaft an ihrer Seite ertrugen oder die Zeit holte sie ebenfalls ein. In vielen Fällen passierte auch beides. Er persönlich war nicht unglücklich darüber, wurden doch die Pläne, die sie beide schmiedeten, größer und in ihren Konturen schärfer. Es war ein guter Zyklus: Tagsüber eine hektische Welt, durch die er sich kämpfte, um für diese Pläne auch das nötige Geld zu sammeln. Abends ein entspannter Rückzugsort in ihren Armen. Sie machte ihn glücklich und er konnte sich gut vorstellen, mit ihr seine zukünftige Familie zu gründen. So wie er das mitbekam, ging es ihr ähnlich. Zugegeben, auch der Mensch aus der Mittelschicht, der mit ungefähr dreißig Jahren seinen Lebenspartner findet, war Klischee. Aber das war etwas, das sich seit seiner Jugend nicht geändert hat: Klischee machte ihm Spaß.


Dieser Manier entsprechend stellte auch die zunehmende Versorgungsbedürftigkeit seines Vaters für ihn kein allzu großes Drama dar. Er hatte es bei seinem Großvater schließlich schon beobachten können: Ab einem bestimmten Alter büßten Menschen mehr und mehr ihrer geistigen und körperlichen Fähigkeiten ein und veränderten sich zu eben jenem clownähnlichen Bild, das er bereits in seiner Jugend betrachtet hatte. Die Welt wurde schneller und irgendwann konnte der Intellekt nicht mehr mithalten; eine konstante Routine des Lebens. Seiner Meinung nach ging mit ihr auch die moralische Verpflichtung einher, angehenden Clowns ein angepasstes Umfeld zu finanzieren und sie in diesem auch zu unterstützen. Daher nahm er sich ein Mal die Woche Zeit und besuchte seinen Vater in dem Zirkus von Altenheim, das Max aus der Rente seines Vaters und seinem eigenen persönlichen Einkommen bezahlte. Hörte sich ein Mal in der Woche das ganze obskure Gerede an, das sein Vater von sich gab und bereute dabei, dass er es sich nicht zu Herzen genommen hatte, als er noch im Studium gesteckt hatte. Als sein Vater noch vollkommen zurechnungsfähig gewesen war. Aber damals war er ein Rebell gewesen. Jetzt war er schnell. Schnell und zielstrebig. Schnell, zielstrebig und intelligent.

*​

Von einer gewissen Erschöpfung konnte er sich nicht freisprechen. Müde war er freilich von Zeit zu Zeit immer mal gewesen, aber er näherte sich einem Stadium an, in dem Koffein seine Gesichtszüge nicht mehr zurechtrückte und straffte. Manchmal fühlte er sich ein bisschen zwischen den Welten: Er war kein junger dreißigjähriger Optimist mehr, aber auch weit entfernt von einem sechzigjährigen, vor der Pensionierung stehenden Pessimisten. Vielleicht urteilte er auch vorschnell. Bestimmt waren die wenigsten Sechzigjährigen, vor der Pensionierung stehenden Mitmenschen Pessimisten. Eine gewisse Alltagskomik hatte er sich über die Jahre aber angewöhnt und das gar nicht im negativen Sinne. Es half ihm vielmehr, damit umzugehen, dass er weder der Weltrevolutionär, von dem er als Zwanzigjähriger geträumt hatte, noch der reiche Boss, den er sich als Dreißigjähriger für seine Zukunft vorgestellt hatte, geworden war. Irgendwo in die Mittelschicht hatte es ihn hinverschlagen und so ganz unglücklich war er darüber nicht. Neben einer wunderschönen und liebevollen Frau begleiteten seit einigen Jahren auch zwei Kinder seinen Gang in Richtung des vermeintlich pessimistischen Sechzigjährigen. Im Großen und Ganzen war Max dementsprechend zufrieden: Tagsüber pflegte er seine eingesessenen Routinen, durch die er monatlich ein ausreichendes Gehalt mit nach Hause brachte. Dank der Addition mit dem Gehalt seiner Frau wurde es ein gut ausreichendes und abends half ihm sein Humor, mit den immer wiederkehrenden Eltern-Kind-Konflikten umzugehen. Routine, Liebe und etwas zu essen im Magen. In seinen Augen kam das dem Inbegriff des Glückes schon ziemlich nahe und er wusste auch gar nicht mehr genau, woher er immer die Kraft und Motivation genommen hatte, abartig großen Zielen hinterherzujagen. Wie sagte schließlich schon Rousseau? „Glück besteht aus einem soliden Bankkonto, einer guten Köchin und einer tadellosen Verdauung.“ Das familiäre Leben in den Vierzigern: Auch das ein Klischee, das ihm gefiel.

*​

Max war während seines bisherigen Lebens nie ein Pessimist gewesen. An vielen Stellen hatte er befürchtet, das würde „später“ kommen. Wenn die Physis einen verließ. So mit dreißig. Als er dann dreißig gewesen war, verschob sich sein „später“ auf fünfzig. Doch selbst jetzt, mit seinen fünfundsechzig Jahren, war er noch kein Pessimist. Man konnte zwar nicht bestreiten, dass sein Körper sich immer öfter bei ihm meldete, entgegen aller jugendlichen Erwartungen störte ihn das jedoch nur geringfügig. Wofür bräuchte er diese ganze unnötige Energie heute denn überhaupt noch? Die meisten Szenarien, die das Leben mit sich bringt, hatte er durchgespielt; mal sehr elegant, mal weniger elegant. Als junger Student hatte er vor Energie nur so gestrotzt, immer erpicht darauf, die andauernde Sache so schnell wie möglich abzuschließen. Einfach nur, weil dahinter schon wieder etwas unbekanntes und neues wartete. Diese übertriebene Sprunghaftigkeit ließ bei jedem neuen Satz nach. Immer nur wenig, aber konstant. Bis sie dann irgendwann in altangestammte Abläufe und ein spezifisches, fundiertes Wissen überging: Ihm reichte es jetzt, bei ausgewählten Debatten mitzustreiten, war er doch in eben jenen bereits erfahren und somit intellektuell schlagfertiger.

Junge Menschen hingegen, wie seine studierenden Kinder es waren, mussten immer alles machen. Alles musste beschnüffelt werden, alles musste betatscht werden und alles musste probiert werden. Inzwischen amüsierte er sich darüber, wenn sie sich dann daran verschluckten. Wenn er wieder mal schulterzuckend den Kopf schüttelte und kokett konstatierte: „Hab ich's dir doch gesagt!“ Wenn sie anschließend aufbrausend wurden, ihn als senil darstellten und seine Kritik als Neid abtaten. Ja, auch wenn eben dieses Amüsieren Teil der generationsübergreifenden Klischees war, machte es ihm Spaß. Es machte ihm Spaß, die Jugend stolpern zu sehen und sich dabei auszureden, dass dieser Sarkasmus nur auf seiner faktischen Überlegenheit in puncto Erfahrung und Intellekt beruhte. Nichts aber mit Neid auf den schmerzfreien Rücken und die Möglichkeit, noch einmal alles werden zu können, zu tun hätte.

*​

Heute war Mittwoch. Das hieß, Anna kam. Anna war jemand, der freiwillig hier arbeitete. Sie war 22. Sie war immer fesch gekleidet und redete unglaublich schnell. Er musste ihr Tee anbieten. Junge Leute kamen nicht oft zu ihm. Sie waren draußen in der schnellen Welt. Kämpften sich durch Konflikte, die er nicht versteht. Konflikte, die ihnen reserviert waren. Alles, was er machen musste, war, sein rotes Hemd in die graue Hose zu stecken und alles mit einem braunen Gürtel zu befestigen. Es klopfte. Er öffnete die Tür und Anna trat ein. Er bot ihr Tee an. Sie lehnte ab. Er fragte sie nach ihrem Tag. Sie erzählte von einer Diskussion mit ihrem Chef. Chef und Diskussion: Diese beiden Wörter kannte er auch. Das konnte er auch. Er erzählte ihr von seinen Diskussionen und von seinen Chefs. Er erzählte ihr von einem Café, das er in ihrem Alter betrieben hatte. Anna lächelte nett und nickte interessiert. Er mochte sie. Sie war eine der wenigen, die sich mit ihm unterhielten. Früher hatten das seine Freunde getan. Seine Freunde waren zum größten Teil tot. Seit sie tot waren, ging es auch mit ihm den Bach runter; er wurde zum Clown. Das wusste er. Aber das fand er nicht schlimm, auch wenn es ein Altersklischee war. Er bot Anna Tee an und dabei lief ihm Spucke aus den Mundwinkeln. Er hatte sein Leben lang in Klischees und Normalität gelebt. Und das hatte ihm Spaß gemacht.

 

Hey, RobotBoy

Ich schreibe einfach mal mit, während ich lese.

Zum Einstieg:

Wie wäre es mit Absätzen? Der erste ist verflucht lang, da würde ich ein paar mehr machen. Es muss ja nicht immer ein doppelter Zeilenumbruch sein; ein einfacher wäre auch mal schön.

Außerdem steht der ganze Anfang im Plusquamperfekt. Dabei machst Du doch durch Wörter wie „damals“ und „zuerst“ usw. deutlich, dass das alles in der Vergangenheit geschieht. Versuch, das Plusquamperfekt größtenteils loszuwerden. Das ist besser.

Ab und zu war ihm außerdem beim Reden Spucke aus den Mundwinkeln gelaufen. Früher, in seiner Kindheit, hatte er sich mit ihm noch über wichtige Dinge unterhalten können: Wie man am besten auf einen der vielen Bäume im Garten kletterte zum Beispiel. Oder über die Fußballergebnisse. Mit seinen 20 Jahren waren ihm diese Themen aber nun nicht mehr so wichtig und dieser eine Besuch hatte sowieso ein derart unwohles Gefühl hinterlassen, dass er beschloss, seinen Großvater ab jetzt dem ausgebildeten Fachpersonal zu überlassen, das ihn stets als geistig und körperlich gesund bezeichnete.

Hier wechselt dann „er“ plötzlich zwischen dem Großvater und dem Enkel. Ich dachte eigentlich, Du sprichst die ganze Zeit vom Großvater, und bin dann bei „Mit seinen 20 Jahren“ total ins Schleudern geraten. Gib Deinem Prot einen Namen. So funktioniert das sonst nicht. Außerdem werden Zahlen in Geschichten ausgeschrieben. Bitte im gesamten Text korrigieren. Im Übrigen ist der letzte Satz in diesem Zitat höllisch lang. Vielleicht findest Du irgendwo eine Gelegenheit, einen Punkt zu setzen. Und „ausgebildetes Fachpersonal“, das ist ziemlich doppelt gemoppelt.

Es machte ihm Spaß, stets optimistisch in die Zukunft zu schauen und gar nicht erwarten zu können, dass eine aufregende Sache zu Ende ging, weil dahinter direkt eine neue, ebenfalls aufregende, Sache stand.

Es machte ihm Spaß, es gar nicht abwarten zu können? Das ist Quatsch. Und Spaß daran haben, optimistisch in die Zukunft zu blicken? Auch Blödsinn. Weil Spaß und Optimismus, das ist schon wieder doppelt gemoppelt. Gute Gelegenheit für einen Punkt. „Es machte ihm Spaß, auf die Zukunft zu schauen./Er blickte optimistisch in die Zukunft. Er konnte es gar nicht abwarten …“ Außerdem: kein Komma nach „aufregende“.

Die pubertären Unproportionalitäten seines Körperbaus lösten sich langsam, aber bestimmt, auf und anstatt eines verunsicherten Teenagers, der gar nicht wusste, wie man mit dem ersten Bartflaum und der Akne umzugehen hatte, erblickte er mittlerweile einen perfekt rasierten jungen Mann mit glattem Gesicht im Spiegel.

Kein Komma nach „bestimmt“. Und wieder so ein tausend Kilometer langer Satz. Wie wäre es mit einem Punkt statt eines „und“s? Ich werde die langen Sätze jetzt nicht nochmal ansprechen. Bitte, bitte kürze Deine Sätze. Für den Anfang ist es ein gutes Ziel, dafür zu sorgen, einen Satz nicht länger als über drei Zeilen gehen zu lassen (mit Schriftgrößte 11). Dieser hier z.B. geht bei mir über fünf Zeilen.

Sein Puls sprang nicht mehr augenblicklich auf 180, wenn ein Mädchen ihn lediglich anlächelte und dank des frisch erworbenen Abitur und des kürzlich begonnenen Studiums konnte er nicht nur hin und wieder mit fachlichem Wissen glänzen, sondern fühlte sich auch nicht mehr so verloren, wenn er mit Texten umgehen oder unangenehme Situation meistern musste.

Langer Satz. Komma nach „anlächelte“. Oder einfach mal einen Punkt machen.

Aber nicht nur ihm ging das so: Seinen Freunden war ebenfalls anzusehen, dass sie sich selbst zunehmend besser gefielen und ihr Selbstbewusstsein in die Höhe schoss: Gemeinsam tranken und feierten sie nicht nur zur Genüge, sondern kämpften auch für eine bessere Welt.

Zwei Doppelpunkte in einem Satz? Doppelpunktception. Da kräuseln sich mir die Zehennägel hoch. Und „sich selbst“ ist wieder doppelt gemoppelt, finde ich. Das braucht man im Englischen, im Deutschen würde ich auf eine exzessive Benutzung von „selbst“ eher verzichten.

Waren sie ganz ehrlich, dann ging es ihnen auch mehr darum, für etwas einzustehen, eine Sache zu unterstützen und vor allem darum, dagegen zu sein.

Komma nach „unterstützen“.

So neu wie sie auch waren.

Komma nach „neu“. Ach, und vor die anderen zwei „wie“s in den „So …, wie …“-Sätze auch.

Und bei Zeiten würden sie schon noch die Welt gehörig verändern.

„beizeiten“.

Schnell der Rezeptionistin nett zulächeln.

Zwei Adverbien in einem Satz. Na ja. Ich würde das „nett“ streichen. Normalerweise lächelt man ja nicht gemein, also würdest Du’s sicher sagen, wenn es so wäre.

Dem Aufzug war es dabei jeden Morgen egal, welches Tempo er vorschützte und er blieb regelmäßig bei seinem gemächlichen Summen; gerade so, als wollte er seine stets hastig angestachelten Insassen mit einer entspannten Einstellung zur Bewegung provozieren.

Komma nach „vorschützte“. Und wieder weiß ich nicht genau, wer „er“ ist. Dein Prot braucht DRINGEND einen Namen.

Hier hatte er keine Kontrolle darüber, ob, wann und in welcher Geschwindigkeit etwas sein Ziel erreichte; das entschied nun der Aufzug und er war nur noch ein unbeteiligter Part eines Ablaufes.

„etwas“? Bisher ging es immer um jemanden, der ein Ziel erreicht/erreichen will.

So unbeteiligt wie er sonst nie war.

Du kannst es Dir sicher schon denken. Rate, wo das Komma hinkommt. ;)

Im Großen und Ganzen gefiel es ihm gut, nicht unbeteiligt zu sein, das stellte die Grundvoraussetzung dafür dar, etwas zu verändern und voranzutreiben.

Oh, eine doppelte Verneinung. Besser: „beteiligt zu sein“, statt „nicht unbeteiligt zu sein“.

Die Gesichtszüge wurden durch pures Koffein so an den richtigen Stellen gehalten, dass er wach und entschlossen wirkte: Ein nach außen gekehrtes Abbild seiner Ambitionen.

Wenn nach dem Doppelpunkt kein ganzer Satz folgt, wird danach klein weitergeschrieben.

Es war ein guter Zyklus aus einer hektischen Welt tagsüber, durch die er sich kämpfte, um für diese Pläne auch das nötige Geld zu sammeln und einem entspannten Rückzugsort abends in ihren Armen.

Er sammelt einen entspannten Rückzugsort in ihren Armen oder er kämpft für einen Rückzugsort in ihren Armen? Letzteres ergibt … ein bisschen mehr Sinn, aber da fehlt dann ein „für“, und der Fall wäre falsch. Du verstrickst Dich manchmal in Deinen Schachtelsätzen. Das ist süß, aber wieder so ein Symptom. Kürzere Sätze, kürzere Sätze, kürzere Sätze!

Daher nahm er sich ein Mal die Woche Zeit und besuchte seinen Vater in dem Zirkus von Altenheim, das er aus seiner Rente und seinem eigenen persönlichen Einkommen bezahlte.

„einmal“. Und außerdem: „er aus seiner Rente und seinem eigenen persönlichen Einkommen“. Du meinst mit dem gleichen „sein“ zwei unterschiedliche Leute, denke ich. Gib Deinem Prot einen Namen! Unbedingt.

Hörte sich ein Mal in der Woche das ganze obskure Gerede an, das er von sich gab und bereute dabei, dass er es sich nicht zu Herzen genommen hatte, als er noch im Studium gesteckt hatte und sein Vater noch vollkommen zurechnungsfähig gewesen war.

„einmal“.

Er war kein junger 30jähriger Optimist mehr, aber auch weit entfernt von einem 60jährigen, vor der Pensionierung stehenden, Pessimisten.

Kein Komma nach „stehenden“.

Bestimmt waren die wenigsten 60jährigen, vor der Pensionierung stehenden, Mitmenschen Pessimisten.

Same here.

Routine, Liebe und etwas zu Essen im Magen.

„etwas Essen“ oder „etwas zu essen“. ;)

„Glück besteht aus einem soliden Bankkonto, einer guten Köchin und einer tadellosen Verdauung“

Hier fehlt ein Punkt.

Er hat sein Leben lang in Klischees und Normalität gelebt. Und das hatte ihm Spaß gemacht.

Und hier schließt sich der Kreis. Du wechselst plötzlich zum Plusquamperfekt. Bleib doch einfach bei Perfekt. Das wäre schön.

Also, die Plusquamperfektisierung ist neben den ellenlangen Sätzen ein wesentliches stilistisches Problem, das mich beim Lesen etwas beeinträchtigt hat. Du hast echt ganze Absätze (also keine Absätze nach Deiner Norm, aber das, was ich in Absätze einteilen würde), die im Plusquamperfekt stehen. Das ist nicht so schön. Ich habe das bis vor kurzem auch gemacht, und ich weiß, es ist schwer, das zu vermeiden. Aber gerade bei Deinem Text ist das mehr als nur ein bisschen Kosmetik. Also bitte, setze Dich nochmal ran, kurze die Sätze, streiche das Plusquamperfekt und striegele noch einmal hübsch durch. Halte dabei auch Ausschau nach überflüssigen Wörtchen, davon verwendest Du nämlich auch einige.

Kommen wir zum interessanten Teil. Du hast Dir einen riesigen Erzählzeitraum ausgesucht, und eigentlich finde ich Deine Ideen – von den Vorurteilen der Jugend, bishin zur Weisheit des Alters, bishin am Ende zu Vorurteilen des Alters – großartig. Und ich konnte Deinen Prot (zumindest so als Zwanzig- bis Dreißigjährigen (so schreibt man das!)) gut verstehen. Das kann aber auch daran liegen, dass das so meine eigene Altersspanne ist.

Denn leider ist Dein Text schwer zu lesen, und das liegt v.a. daran, dass er überhaupt nicht anschaulich ist. Bis auf die Szene im Fahrstuhl und die Szene mit Anna passiert nichts. Das heißt, du erwähnst alles Mögliche, aber es gibt keine Szenen. Und das ist dramaturgisch ein Riesenproblem. Ich kann mir nämlich bis auf die Sache mit Anna und dem Aufzug nichts davon bildlich vorstellen. Du ziehst mich gar nicht rein. Symptomatisch ist, dass Du mehrmals "im Großen und Ganzen" schreibst, was mir wahrscheinlich nicht aufgefallen wäre, wenn es nicht so bezeichnend wäre. Du versuchst, wirklich alles zu erfassen, wirst dabei aber schwammig und erklärend, anstatt prägnant und bildhaft.

Also, Du hast ja das Grundgerüst schon angelegt, also würde ich Dir einfach empfehlen, für jeden Lebensabschnitt eine Szene zu schreiben. Wie Dein Prot als Zwanzigjähriger seinen Großvater besucht und danach ins Café fährt. Wie Dein Prot als Dreißigjähriger im Aufzug steht. Wie Dein Prot als Fünfunddreißigjähriger mit seinen Kindern spielt. Und so weiter. Aber wenn das hier eine Geschichte und kein Bericht werden soll, dann brauchst Du Szenen. Die fehlen bisher fast vollständig.

Und das ist doch sehr schade, denn die Idee ist doch kreativ. Wo wir gerade beim Thema sind, das Video habe ich mir jetzt nicht angeschaut. Lasse das Werk lieber alleine auf mich wirken.

Also: Namen für den Prot, kürzere Sätze, weniger Plusquamperfekt, mehr Szenen. Make it work!

Klischeehafte Grüße,
Maria

 
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Hey TeddyMaria,

Kürzere Sätze und keine überflüssigen Worte: Ein Statement, wie aus dem Mund meines ehemaligen Geschichtslehrer alias einem der ntelligentesten Menschen, die ich kenne. Schule is' seit Kurzem vorbei, also brauch ich beizeiten wohl einen Ersatz. Danke, dass du das für jetzt einmal übernommen hast, anscheinend hab'ich's immer noch nich'gelernt. Wird korrigiert, Name wird auch eingebaut (:

Wie schnell ich mir zu jedem Absatz eine Szene ausdenken kann, weiß ich nich'. Hoffe, das krieg ich in den nächsten Wochen auch hin.

Dass die Leute mich und mein Versuch zur Selbstständigkeit "süß" finden, bin ich mittlerweile auch gewöhnt, ebenfalls ein Klischee :P

Vielen vielen Dank für dein Feedback, es hilft mir wirklich sehr and yes of course I'm gonna try to make it work.

Klischeehafte Grüße zurück
RobotBoy

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo RobotBoy,
ich machs kurz: Butter bei die Fische. Das habe ich mir gedacht, als ich Deinen Text zu lesen begonnen habe und dann im Verlauf immer schneller durch die Abschnitte gedüst bin und mir dachte: Jetzt muss doch mal etwas Handfestes kommen, was ich greifen kann, was über die ausufernden Handlungszusammenfassungen hinausgeht. Ich meine, die griechischen Mythen bieten eine Menge an Stoff und dann kamen Leute wie Freud und sagten: Schaut mal, das Bild bedeutet das und das und so weiter. Aber die Bilder in ihrer Kraft stehen da ganz unerklärt und benötigen eigentlich die Deutungen nicht. Man kann sie lesen. Aber aus der Konsistenz der Erzählung eschließt sich, worum es geht. Und Dein Text ist jetzt wie eine Wäscheleine ohne Wäsche dran, wie eine mathematische Formel mit Variablen, die für etwas stehen, von denen aber die Realität, das Fleisch abstrahiert wurde, dass es im Grunde klar und nachvollziehbar ist, aber eben nicht lebt. Das würde ich persönlich aber von einer Erzählung erwarten. Ich weiß nicht, ob es geht, dass man ewig lange dahinreflektiert und oben drüber erzählt. Ob das unter bestimmten sprachlich formalen Umständen gehen kann. Möglich. Es gibt soweit ich weiß, Autoren, die das ausschweifend machen. Da bin ich aber nicht kundig genug, das zu vergleichen. Aber irgendwann muss dort wohl auch etwas Fett kommen. Jedenfalls ging es mir in Deinem Text aber, den ich sprachlich grundsätzlich gut gearbeitete finde, so, wie beschrieben. Ich finde die Anregung von TeddyMaria ziemlich gut, Szenen zu den Abschnitten zu erfinden, griffige Sachen, die eine erzählerische Anschaulichkeit gewährleisten, die das hervorbringen, worum es beim Erzählen letztlich geht: Dass man eine Imagination hat, dass man irgendwohin gesogen wird, dass man beim Lesen nicht da steht oder sitzt, wo man steht oder sitzt. Und das ist vielleicht tatsächlich der kleinste Nenner dessen, was ein Text soll, egal, ob der superanschaulich daherkommt oder abstrakt und reduziert, behäbig altbacken oder avantgardistisch: Dass er eine Weltsicht ermöglicht, die über die übliche Anschauung hinausgeht. Und das nicht unbedingt im emotionalen Sinn, was die gängigste der Rezeptionsmöglichkeiten ist. Das kann auch Freude am Strukturellen sein. Irgendwas jedenfalls. Irgendwas muss er machen. Die sprachlichen Fähigkeiten hast Du meiner Meinung nach auf jeden Fall. Dann geht es für mich also um Disposition, um Planung und Schärfung der Aussage.
Mit fällt noch eine filmische Parallele ein: In vielen episch angelegten Filmen kommen so zusammengefasste Passagen, wo lange Zeiträume in Bildern summiert werden, meist mit pathetischer Musik im Hintergrund, ohne Dialoge, um eben lange Zeitverläufe zu suggerieren. Dann landen aber auch diese Abschnitte wieder in bestimmten Szenen, die ganz detailliert darstellen und Schlüsselszenen beschreiben. Dein Text hat so etwas von den großen Zeitbögen, ohne die Punktlandungen in den Details.
Das muss ich noch hinzufügen, weil ich gerade Dein Profil gesehen habe: Für Dein Alter ist das eine erstaunliche Sache, was Du da anpackst und wie Du es angehst. Respekt!
Herzliche Grüße
rieger

 

Hey rieger,

Danke dir für dein Feedback. Ich denke, dank deiner Vergleiche und TeddyMaria s Kritik mir wird immer mehr klar, was an meiner Geschichte noch nicht passt. Hab jetzt erstmal versucht, die stilistischen Schwächen auszumerzen. Wenn mir das nicht gelungen ist, könnt ihr natürlich gerne drauf hinweisen.

Hoffe, ich schaffe es diese Woche noch irgendwo, mich einmal länger dranzusetzen und da ein paar schöne Szenen reinzukleistern. Ist aber sehr wahrscheinlich, dass mir das erst in ein paar Wochen gelingt.

Schöne Grüße
RobotBoy

P.S. Ach ja, danke für dein Kompliment, rieger (:

 

Hej RobotBoy,

was für ein glänzender Erzähler du bist. Es hat mir enorm viel Spaß gemacht, deinem pantaloon zu folgen und ich konnte es kaum erwarten, ihn am Ende in der grauen Hose zu Hose zu sehen, das rote Hemd darin verstauend.

Deine Vorlage, auf die du verweist, ist weit mehr verstörend als deine Geschichte. Und hättest du mich eben nicht, wie erwähnt, so gekonnt durch das Leben eines Durchschnittsmannes geführt, hätte ich mich wohl gelangweilt. Aber es war leicht und ich freute mich über jeden gelungen, abwechslungsreichen Satz von dir.
Alles kam, wie es kommen musste und auch keine neue bewegende Erkenntnis mehr oder eine Überraschung, bloß die Sicht eines Mannes, dem die Zeit davonhuscht, wie sie es nun mal so an sich hat, das blöde Ding.

Dennoch, lieber RobotBoy, es war mir ein Vergnügen und für meinen Geschmack hast du gerade durch die Länge deiner Sätze und der Auswahl, gerade diese flüssige Erzählstruktur erreicht.
Love it!

Etwas, das von diesem Lebenseinerlei verschieden gewesen wäre, irgendeine noch so kleine Überraschung, das mich nicht schnurstracks dahin gebracht hätte, wo Großvater und Vater landeten oder wenigstens ein relevanter Umweg dorthin, hätte mir gut getan.

Max war nicht nur zwanzig, sondern auch jung und motiviert.

An dieser Stelle musste ich schmunzeln. Ich hoffe, es war so gedacht, denn ich überlegte kurz, ob zwanzig jetzt nicht jung genug wäre. :hmm:

Hab vielen Dank für diesen Text, und ich wünsche mir noch viele weitere von dir hier zu lesen.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo, RobotBoy

Hab jetzt erstmal versucht, die stilistischen Schwächen auszumerzen. Wenn mir das nicht gelungen ist, könnt ihr natürlich gerne drauf hinweisen.

Das ging fix.

Schule is' seit Kurzem vorbei, also brauch ich beizeiten wohl einen Ersatz.

Du hast jetzt anscheinend viel Zeit. ;) Ich weiß noch, als ich mit der Schule fertig war, habe ich alles, was es damals von „Doctor Who“ gab, und alle Staffeln von „Dexter“ gesehen. Frei von Mai bis Oktober, nur sonntags beim Bäcker jobben – wie schön!

Da man mir auch nachsagt, fix zu sein, und ich genauso krank bin wie meine Dozenten, wir also alle frei haben, habe ich nochmal wieder reingeschaut.

Erstmal: Name! Super!

Damals hat er nicht verstanden, was das bedeutete.
Zuerst hat er das grausam gefunden.
Die Person, die Max dort angetroffen hat, war mehr ein Dummkopf als ein zu Intellekt fähiger Mensch gewesen.
Deswegen hat man ihm einen FSJler an die Hand gegeben, der nun jede Woche einmal vorbei schaute und sich das ganze wirre Zeug anhörte.

Nur Beispiele. Du schreibst recht viel im Perfekt, dazwischen Präteritum und Plusquamperfekt. Zumindest bei diesen Sätzen hier ist es zeitlich kein Problem, das Perfekt einfach ins Präteritum zu schreiben. Und das würde auch sehr schön klingen. Bitte schaue mal im ganzen Text, ob das geht. Perfekt brauchst Du hier nicht so wirklich, das ergibt zeitlich nicht wirklich Sinn, zumal drumherum alles im Präteritum und Plusquamperfekt steht.

perfekt rasierten jungen Mann mit glattem Gesicht im Spiegel.

„perfekt rasiert mit glattem Gesicht“, das ist wieder doppelt gemoppelt. Wenn Du von ebenmäßigen Gesichtern sprechen willst, dann ist das nochmal was anderes. Ansonsten einfach mal was streichen.

Der Begriff „Zeit“ ist zum Mittelpunkt seiner schnell rotierenden Welt geworden. Alles drehte sich nur noch um Zeit und wie viel davon vorhanden war.

Das passt zeitlich auch nicht. „… wurde zum Mittelpunkt seiner schnell rotierenden Welt.“ Dann wäre alles im Präteritum.

Die Leuten mussten sehen, dass er etwas vorhat und dass er die Kompetenz besaß, Sachen zum Laufen zu bringen.

Hier wechselst Du wieder zwischen Präsens und Präteritum. Das ist natürlich Quatsch. „vorhatte“. Und natürlich: „Die Leute“.

Also, mein Lieber, die Sätze sind doch schon ordentlich eingedampft. Ich bin überrascht. Als ich von der Schule abgegangen bin, habe ich auch solche Monstren geschrieben, und es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich das ausmerzen konnte. Verlangt mir heute immer mal wieder einiges ab, auf ein paar Schachteln zu verzichten. Gut gemacht!

Ich weiß nicht, jetzt benutzt Du plötzlich häufiger an Stellen Präsens, die ich nicht ganz verstehe. Ich finde es okay, allgemeingültige Dinge, z.B. „wie man Dinge macht“, in einer Geschichte, die im Präteritum geschrieben ist, im Präsens zu schreiben. Aber Du rutscht jetzt manchmal völlig willkürlich da rein. Das wollte ich nicht, als ich meinte, dass Du auf Plusquamperfekt verzichten sollst. Vielleicht sind das auch größtenteils Tippfehler, keine Ahnung. Schau einfach nochmal drauf.

Liest sich auf jeden Fall besser. Bin sehr gespannt, was Dir noch so einfällt.

Hoffe, ich schaffe es diese Woche noch irgendwo, mich einmal länger dranzusetzen und da ein paar schöne Szenen reinzukleistern. Ist aber sehr wahrscheinlich, dass mir das erst in ein paar Wochen gelingt.

Lass Dir Zeit. Es ist das Wichtigste. Sonst wird es schwierig mit dem: Make it work!

Gegenwärtige Grüße,
Maria

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Kanji,

Danke für das Kompliment! Es freut mich, wenn sie dir gefallen hat. Das mit der Abwechslung deckt sich ja auch mit den anderen Kommentaren, werde mich also auf jeden Fall nochmal dransetzen. Der junge Zwanzigjährige ist behoben.

Ja, Twenty One Pilots neigen zu leicht verstörenden Texten. War ja auch nur der Anstoß zu der Idee (:

Viele liebe Grüße
RobotBoy

Hey TeddyMaria ,

Danke für dein anhaltendes Feedback! Bin nochmal drübergegangen und hoffe, es liest sich jetzt besser.

Ach ja, das Zauberwort für viel Zeit auch nach dieser Post-Abi-Phase lautet wohl FSJ. Außerdem dauert das Korrigieren ja auch immer nur so eine halbe Stunde. Die finde ich hier und da schon noch (:

Gute Besserung
RobotBoy

 

Hallo RobotBoy,

vielleicht wurde schon alles gesagt, keine Ahnung, ich habe die Kommentare nicht gelesen. Allerdings blieb mir dein Kommentar unter meiner Geschichte im Kopf hängen, wie du dich dabei beinahe ereifert hast, und da wollte ich mal sehen, ob du genau so leidenschaftlich schreibst.

Und schon am Ende des ersten Absatzes erahne ich, dass du auch hier nicht mit einem Schulterzucken rangegangen bist, dass du etwas zu sagen hast. Und wie du das sagst, gefällt mir sehr gut, deine Schreibe ist wunderbar erfrischend, sie fließt, du gleitest von einem Satz zum anderen, bist nie tonlos, immer rhythmisch.

Ja, die Töne sind toll, nur über die Lyrics könnte man zumindest disktuieren. Es ist nicht unbedingt negativ, eher ungewöhnlich, aber du beschreibst sehr viel. Ich höre mir das gerne an, weil du gut schreibst, aber besonders bei der Charakterisierung von Max nimmst du dir sehr viel Zeit, gehst sehr ins Detail. Klar, ich sehe ihn dadurch unheimlich deutlich vor mir, aber oftmals ist das gar nicht nötig, finde ich. Lass ihn zwei, drei Sätze reden, und wenn es die richtigen Sätze sind, dann sehe ich ihn noch viel deutlicher vor mir, als du ihn jemals wirst beschreiben können. Lass ihn trotzig auf eine Bemerkung reagieren, die ihm nicht passt oder lass ihn strahlen, weil er gelobt wurde, lass ihn eine Gänsehaut bekommen, weil ihn irgendwas berührt, kurz: Zeig ihn mir als lebendigen Menschen, in Aktion, nicht als staubigen Lebenslauf.

Junge Menschen waren rebellisch. Das war das altbekannte Klischee und eben das bestätigten sie nur zu gerne.

Bestätige das, zeig mir die Rebellion, sprich nicht nur von ihr! Ja, das wäre dann eine komplett andere Geschichte, aber ich würde sie liebend gerne lesen.

Es war wichtig, das Äußere auf das Innere abzustimmen.

Genau das! Du sprichst von Leidenschaft und bist wie gehemmt, während du das tust – so fühlt es sich an.

Und verrückterweise gleicht sich die Geschichte immer mehr an meine Kritik an, plötzlich ist dieser rebellische Max ein langweiliger Anzugträger, ich weiß schon gar nicht mehr, wen ich schütteln soll, den Max oder den RobotBoy …

Ich will es gar nicht fertig lesen, ich will gar nicht mit ansehen müssen, wie er selbst zum Clown wird, wie er mehr und mehr abstumpft. Hab ich dann aber doch gemacht und bin jetzt beinahe wütend und verlange auf der Stelle eine neue Geschichte von dir, eine, in der du ausbrichst aus diesem Kreislauf. Und wenn ich dich dabei erwische, wie du dich zurücklehnst, die viel zu großen Clownsschuhe auf den Tisch legst und dich zufrieden an deiner roten Clownsnase kratzt, dann … Nimm dich in acht.

Ich habe das trotz allem sehr gerne gelesen, trotz der … Eingestaubtheit war es nämlich echt aufwühlend, wie du da fast das komplette Leben von Max umrissen hast, das regt zum Nachdenken an. Ich würde mich wirklich freuen, bald noch mehr von dir lesen zu können!

Liebe Grüße,

Lani

 

Hallo Lani,

Na das ist ja eine schöne Überraschung. Danke dir für deinen Kommentar (:

Deine Kritik reiht sich tatsächlich in den Grundton der bereits verfassten Rückmeldungen ein. Habe beschlossen, den Clown jetzt so stehen zu lassen und das bekommene Feedback bei der nächsten Geschichte umzusetzen.

Danke und bis bald
RobotBoy (schreib gerad auf dem Handy, weil unterwegs. Ist ein wenig unpraktisch, deswegen so kurz)

 

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