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Der Clown

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08.06.2013
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Der Clown

Kurze Szene.

_____

„Clowns sind glücklich!“ Das hatte ein Bekannter mal zu ihm gesagt.
Der Clown starrte auf das bunte, hässliche Kostüm, das vor ihm ausgestreckt in all seinen unerträglichen Einzelheiten auf dem Boden lag. Zuvor hatte er es wutentbrannt durch den Wohnwagen geschleudert und seinen Gefühlen freien Lauf gelassen. Die Folge - das stickige Gefühl in seiner Brust und die verwischte Schminke durch Tränen - bekam er nun zu spüren. Er legte das Gesicht in die Hände, hörte das Blut in seinen Ohren wie eine Achterbahn rauschen und draußen die Menschen jubeln und applaudieren, die ihren Clown sehnlich erwarteten, damit er sie zum Lachen brachte. Doch er konnte nicht. Wie überhaupt? Wie konnte er weiter den glücklichen, lustigen Clown spielen, der ständig tollpatschig war, ohne den Impuls bei dem Gelächter des Publikums, zu weinen? Wie?
Er war nicht glücklich. Oder lustig. Oder tollpatschig. Er war nur ein Clown, der sich verzweifelt an die Hoffnung klammerte, durch diesen Beruf das Gefühl von sich selbst zu spüren. Das Gefühl, wahrhaftig da zu sein und nicht nur in seinem leeren Körper zu existieren wie eine Puppe. Er wollte Empfindungen wie Glück und Freude erleben, und nicht nur tiefe Einsamkeit, die seine kleine Seele immer weiter zerfleischte wie ein Tier seine Beute. Immer weiter und weiter. Bis er, in einem schwachen Moment, daran würde kaputt gehen. Glück und Freude. Nur ein einziges Mal.
Er erhob sich und wusch sich das Gesicht mit eiskaltem Wasser, um sich zu erfrischen und sich bereit für die Vorstellung zu machen. Er konnte es nicht, aber er musste. Er musste irgendwie weiter machen. Für die Menschen, die ihn brauchten.
Er betrachtete eine Weile die Mischung der Farben, die im Waschbecken den Abfluss hinunter gurgelten. Dann trug er sich neue Schminke auf - mit einem roten, breiten Mund -, und zog das Kostüm an. „Clowns sind glücklich“, flüsterte er. „Ich bin glücklich.“
Er öffnete die Wohnwagentür. Eine kühle Brise flog ihm entgegen und ließ ihn einmal tief ein- und wieder ausatmen. Seine Augen tränten plötzlich wieder. Erleichtert stellte er fest, dass es nur durch den Wind war. Das Leben ist hart. Wir müssen es dennoch durchziehen, irgendwie. Für die Menschen, die uns brauchen.
Der Clown setzte sein strahlendes Grinsen auf und machte sich auf den Weg zum Zirkuszelt.

 

Hallo Shall,

herzlich willkommen!

Unter der Arbeit eines Clowns, oder eher unter der Wirkung dieser Arbeit auf das Publikum, kann ich mir etwas vorstellen. Mir fehlen jedoch Details der andere „Seite“, der privaten und traurigen oder tragischen. Die Seite ist ja gerade das Besondere an der Situation deines Clowns. Da wird alles nur mit Gemeinplätzen beschrieben.

Ich möchte mit meinen Texten einzig und allein berühren und zum Nachdenken anregen.
schreibst du in deinem Profil.Das ist ein verdammt hohes Ziel! Und so unbedarft und bescheiden vorgeführt. Aber du bist ja erst 13 (dreizehn!!!) Jahre alt.

Ich denke, mit dieser Geschichte hast du, nach ein wenig inhaltlicher Ergänzung, einen guten ersten Schritt auf dem Weg zu deinem Ziel getan.

Viel Spaß hier und lieben Gruß

Asterix

 

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