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Der CARTOONIST - Beleidige, wen du kannst!

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15.11.2002
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Der CARTOONIST - Beleidige, wen du kannst!

Der Cartoonist - Beleidige, wen du kannst!
(v.Daigoro)

„Junger Mann, meine Frau ist schwach auf den Beinen, würden Sie bitte so freundlich sein und sie ein wenig sitzen lassen?“ fragt ihn ein alter faltiger Mann mit einer liebevollen Stimme und einem warmen Lächeln. „ Nein, ihr beide könnt warten. Wart ja beide schließlich lange genug auf der Welt.“, schießt er zurück und grinst sich innerlich zu Tode, weil er diesen Gesichtsausdruck des alten Mannes und seiner Frau genießt. Er bleibt weiter sitzen, während andere Fahrgäste empört auf ihn los schimpfen und dem alten Ehepaar einen Sitzplatz anbieten.
Er ist gemein, kalt und besitzt einen unglaublich trockenen und sarkastischen Humor. Doch genau das macht ihn manchmal so beliebt in seiner Arbeit. Diese Eigenschaften eignen sich perfekt für die Arbeit eines Cartoonisten. Das sagte man ihm einmal und den Job fand er ganz gut. Doch nie hätte er gedacht, daß er mit bösem Humor besser voran kommen würde, als wenn er bloß immer nur ein kleines Schmunzeln bei anderen herbei zu zaubern versuchte. Darum hatte er sich seine Meinung gemacht und lebt diesen Stil seit ewigen Jahren. Seitdem ist er bekannt als das Arschloch schlechthin. Und das gefällt ihm eigentlich gut, sonst würde er den Glauben an diese armselige Menschheit verlieren.
Jeden Mittag sitzt er in seinem Lieblingsrestaurant und beobachtet die Gäste immer mit einem bösen Hintergedanken im Kopf. Hinter jeder willkürlichen Lästerei könnte ja schließlich ein guter Gag sitzen, den er für seine bösartigen Cartoons braucht. Am liebsten mag er eigentlich seine pummelige italienische Kellnerin, die kaum ein Wort deutsch spricht und ihn immer super sympathisch findet. Bei jeder Bestellung will sie ihm ein Gespräch auf italienisch ans Knie binden. Dabei nickt er immer lächelnd und antwortet mit Beschimpfungen, die diese Frau leider nicht versteht. Heute beschwert sie sich über Muskelkater in der Brust, hebt ihren Arm nach oben und verzerrt schmerzvoll ihr Gesicht, um es anzudeuten. „Ach, die linke Titte juckt. Ja, das Problem habe ich auch, mit meinen Eiern.“, spricht er grinsend zu ihrem italienisch. Es macht ihm Spaß, Leute zu beleidigen, weil er diesen Gesichtsausdruck danach einfach liebt.
Als Künstler sollte man immer eine Reaktion des Publikums auf sein Werk anstreben, und dazu gehören auch negative Reaktionen. Nichts ist schlimmer, als wenn es ihnen gleichgültig wäre. Dabei sind seine liebsten Opfer ungeschützte alte Menschen, die immer noch glauben, die Welt besteht aus singenden Heimatfilmen und liebevoller Volksmusik. Eine alte Dame, ganz schick und vornehm, spaziert mit ihrem französischen Pudel durch den wunderschönen Stadtpark und kreuzt leider seinen Weg. Er schaut dabei den Hund direkt in die Augen und beginnt zu grinsen. Die Alte denkt, ihm würde dieser Hund gefallen, freut sich auch und lächelt freundlich zurück. „Schon wieder so’ n Pudel!“, schreit er verachtend. „Wahrscheinlich ist der selbst gestrickt.“. Der kleine Pudel schien diesen Spruch verstanden zu haben und kläfft ihn an, während die Dame total verstört mit offenen Mund da steht und nicht glauben kann, was eben von diesem Typen kam, der eigentlich doch ganz kultiviert aussieht. „Halt’s Maul Köter und kauf‘ dir einen Knochen!“, schreit er zurück. Der Hund zieht seinen Schwanz ein, duckt und wickelt sich hinter Frauchen. Ja, Hunde hat er gern. Die regen sich so schön auf. Dabei denkt er immer an die zwei Lieblingssprüche von Hundehaltern: “Der tut keinem was. Oh je, das hat der ja noch nie getan!“.
Zweiter Stock, er erreicht das Büro des Redaktionsleiters der Zeitschrift, die ihn engagiert hat. Er setzt sich in die Wartelounge und blättert ungemütlich in einigen Zeitschriften. Neben ihn ein wunderschönes Model. Blonde Haare, braun gebrannt, himmelblaue Augen, tolle Figur. Er grinst: “Sie haben schöne lange Beine. Schade, daß sie in den Arsch gehen!“. Sie schaut ihn an und grinst zurück. Sie liest ein Buch, daß auf russisch geschrieben ist. Aha, denkt er sich, eine Russin, und wie immer verstehen solche Models oft nur englisch. „Wollen wir uns fleischlich vermischen?“, spricht er sie wieder an. Das Model schaut ihn aber nur verwundert an und sagt ihm in einem fließenden englisch, daß sie ihn leider nicht verstehen kann. „Ich – will – dir – in – den – Arsch –poppen!“, erwidert er ihr. Sie schaut wieder verwundert und hofft darauf, daß er es ihr versucht zu erklären. „OK, ich sag‘s so, daß du es verstehst. ANALVERKEHR!“. Dann wird sie aufgerufen, entschuldigt sich und geht davon. Er schaut ihr bedauernswert hinter her und spricht so, daß sie es noch hören kann:,„Komm‘ wieder her, du Lustmatratze!“. Sie winkt ihm zurück, grinst mit einem: „Bye! Bye!“.
Sein Redaktionsleiter blättert in seinen Zeichnungen, kichert, dann lacht er los, haut mehrmals auf den Tisch und sagt: „Das ist gut! Das ist wirklich gut.“. Bei einer Seite lacht er wieder, doch hält kurz inne. Überlegt und sagt dann zu ihm: „Meinst du nicht, daß das ein bißchen zu hart ist? Schließlich bringen wir demnächst einen Artikel über Homosexualität heraus, daß weißt du?“. Er zeigt ihm ein Comic mit drei Bildern. In Bild eins, sieht man wie eine Gruppe Nazis wütend auf etwas zu rennt, alle bewaffnet mit Messern und Schlagstöcken. In Bild zwei sieht man einen Homosexuellen, der aussieht wie Boy George. In der Sprechblase steht: „Do you really want to hurt me?“. In Bild drei rennen die Nazis mit einem gestreckten rechten Arm auf den Schwulen zu und schreien : “Jawohl!!!!“. „Ich könnte den Schwulen dunkelhäutig malen, dann wäre es nicht mehr so schwulenfeindlich!“, ist alles, was er zu den Besserungsvorschlägen des Redaktionsleiters sagen will.
Verärgert darüber, daß genau diese Zeichnung, die er am meisten mochte, nicht genommen wurde, schlendert er aus dem Büro. Er läuft an zwei Sekretärinnen vorbei, die gerade eine lebhafte Konversation über ihr Sexleben halten. Beide sind sich einig, daß Sex niemals dreckig sein sollte. Genau an der Stelle, dreht er sich um, schaut die beiden Frauen vorwurfsvoll an und sagt mit sarkastischem Ton: „Sex muß immer dreckig sein! Wenn ich was streicheln will, dann kauf‘ ich mir einen Hund!“. Er wendet ihnen den Rücken zu und freut sich über die atemlose Stille, die er verursacht hat.
Vor seinem Haus hat wieder seine nervtötende Nachbarin geparkt. Sie hat im Auto ihren Lieblingsdackel eingesperrt. Dieser dreht immer fast durch, wenn er den bösartigen Menschen sieht. Der Dackel springt mehrmals an die Scheibe, bellt als würde er ihn in Stücke reißen wollen, kratzt an die Scheibe und knurrt wie eine Mörderbestie. Doch er nutzt die Chance, stellt sich vor die Scheibe so dicht er kann, zieht Grimassen, um den Dackel noch mehr zur Weißglut zu bringen. Dabei bedauert er den Hund mit einer ironischen und weinerlichen Stimme: „Och, die haben mich alle allein gelassen. Ich bin ja so allein, buääääähhhh! Ja, ich bin ja so allein!... “. Es kommt plötzlich seine Nachbarin aus dem Haus und marschiert wütend auf ihn zu. „Hey, was machen Sie da mit meinem Hund?“. Er dreht sich um, legt sich beide Hände an die Schläfe, streckt die Zeigefinger spitz nach oben, verzerrt sein Gesicht zu einem teuflischen Lächeln und schreit: “Waaaahnsinn ist der Weg zur Hölle, Rrrrrrrrrr!“. Die Nachbarin ist total geschockt und haut ihn mit der bloßen Faust ins Gesicht.

„Sie sollten sich nicht wundern, wenn sie immer so direkt auf ihre Mitmenschen zu gehen“, spricht sein Arzt auf ihn ein, während er seine Platzwunde am Auge zunäht. „In Wirklichkeit sind sie doch bloß ein armseliges, kleines einsames Würstchen, daß niemanden auf dieser Welt hat außer sich selbst. Warum lassen Sie also den Quatsch nicht? Sie sollten lernen, toleranter zu sein, dann würde ihnen so etwas - “, der Arzt zupft den Rest vom Faden am Auge ab, worauf sein Patient kurz aufschreit, „ - nicht mehr so oft passieren.“. Sein verärgerter Patient steht auf , zieht sich an und läuft zur Tür. Man merkt ihm an, daß er was sagen will, doch vielleicht ist er zum ersten Mal im Leben sprachlos und hat keinen Spruch dazu zu geben. Vielleicht eine Einsicht. Dem Arzt würde es gefallen, wenn er einfach geht, ohne noch ein einziges Wort zu sagen. Er berührt den Türgriff, öffnet die Tür geht bis zur Hälfte durch die Tür und... bleibt plötzlich stehen. Wendet seinen Blick zu dem erwartungsvollen Arzt, schaut ihn kurz in die Augen. „Danke für den Rat, Doktor. Ich werde es sicher versuchen. Sie sind ab jetzt mein Held. Ich fahre jetzt heim und baue Ihnen ein Podest, bete Sie dort jeden Tag an und nenne Sie Gott. Wenn auch nur Margott!“. Er knallt die Tür hinter sich zu und geht grinsend davon.

 

Hi Daigoro, habe deine Geschichte gerade gelesen.
Grammatisch bist du aber auch nicht so ganz auf 1 oder? Egal, es kommt auf die Geschichte an! Gefällt mir gut dein Cartoonist. Gibt es eventuell Parallelen zu deiner eigenen Person oder Bekannten von dir?
Die Ironie und der Zynismus sind dir gut gelungen, meine Hochachtung. Schreibst du gelegentlich auch längere Geschichten (Buchlänge oder ähnlich) ?
Das wars von mir, bis denn dann... Freak

 

hey freak,
neee, keine parallelen. Denk daran, das lyrische Ich ist niemals der Erzähler selbst. Es kann da Ähnlichkeiten geben, aber sie sind nie die selben. Ist eine Zusammenfassung von mehreren Leuten, die ich kenne, die aber genau so drauf sind. Danke für die Meinung. Grammatik und Rechtschreibung, hmm, vielleicht, mein Problem ist der Ausdruck. Meine Deutschlehrerin sagte immer, daß ich einen totalen Kauderwelsch schreibe, den keiner versteht. Aber sie liebte Faust über alles, was ich wiederum überhaupt nicht verstehe, oder nicht richtig. :cool:
bye
daigs

 

ach ja, em zurück zur Frage, ich schreibe nicht gern lange Sachen und lese die auch ganz selten. Ich bin eher Filmfreak und laß mich von Kurzgeschichten inspirieren. ist wirklich selten, wenn ich mal was mit vielen Seiten rausbringe. Und ich hoffe, du schréibst nicht nur lustige Sachen. Magst du Punkrock?
daigs

 

Hi Daigoro. Nein ich schreibe nicht nur lustige Sachen, im Grunde gehe ich zum Lachen in den Keller.
Faust habe ich in drei Ausführungen zu Hause, fand es aber nicht so anregend, bin eher für Shakespeare. Musik, die mich anregt und inspiriert kommt von Nirvana, Silverchair und Bush usw. Deine Neigung zu Filmen finde ich sehr interessant, was machst du beruflich denn genau?
Achso, ist es nicht interessant wen man übers Internet alles kennenlernt? Du wohnst in München und ich in der entgegengesetzten Himmelsrichtung, ganz oben. Ich schließe jetzt, muss morgen früh raus.
Mfg Freak

 

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