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Der Brunnen

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09.01.2002
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Der Brunnen

Er saß auf einem alten, von der Witterung gezeichneten Plastikstuhl und spähte durch den trüben Nebel, der sich wie ein Leichentuch über den Hof gelegt hatte.
Auf seinem Schoß lag ein rostiges Jagdgewehr, an dessen Schaft sich seine zitternde Hand festkrallte, wie ein ängstliches Kind am Rocksaum seiner Mutter.
Durch die feuchte Kälte wurden seine arthritischen Gelenke steif und schmerzten bei der kleinsten Bewegung. In seinem zerfurchten Gesicht waren die Augenhöhlen zu dunklen Kratern geworden, aus denen zwei, trotz seines hohen Alters, erstaunlich lebendige Augen auf den Brunnen starrten, dessen Umrisse sich im opaken Dunst abzeichneten. Der alte Mann wusste, dass sie heute Nacht kommen würden um ihn zu holen, so wie sie in der Nacht zuvor seine Frau geholt hatten.
Er war inzwischen so angespannt, dass sogar die Schmerzen in seinen Knochen, zu einem tinitusartigen Hintergrundrauschen verblassten. All seine Konzentration galt dem finsteren Schlund des Brunnens, aus dem er sie erwartete.
Aber diesmal würden sie ihn nicht überraschen.
Vorsichtig strich seine knochige Hand über den Abzug des Gewehrs. Vielleicht würden sie ihn kriegen, aber er würde sich zu wehren versuchen und so viele von ihnen wie möglich zurück in die Hölle schicken.
Ohne dabei den Blick abzuwenden, spie er einen klebrigen Klumpen Kautabak auf den Boden. Ein kühler Wind zog auf und riss die Nebelschwaden wirbelnd auseinander.
Plötzlich legte sich eine unnatürliche Stille über dem Gehöft und einzig das kratzige Atmen des alten Mannes war noch zu hören. Für einige Sekunden schien die Zeit still zu stehen und dann, ganz langsam und behäbig, stieg ein schattenhaftes Wesen aus dem Brunnen.
Es war von humanoider Gestalt doch unförmig wie eine unvollendete Tonfigur, dürr und mit einer grünlich schimmernden Haut, auf der sich ihre Knochen klar abzeichneten. Augen, so groß wie Untertassen und so schwarz, wie die Sutane eines Priesters, fixierten den alten Mann. Dieser war inzwischen aus seiner Starre erwacht und riss das Gewehr nach oben. Ein Knall hallte durch die Nacht und das Wesen, dass sich gerade in Bewegung gesetzt hatte, fiel um. Der alte Mann lächelte und lud seine Waffe nach. Doch als er gerade wieder das Gewehr hob, erfror sein Lächeln, als er sah, dass die todgeglaubte Kreatur aufzustehen begann.
Er schoss erneut, doch das Wesen zuckte nur kurz zusammen und richtete sich weiter auf. Der alte Mann schluckte schwer und kramte hektisch in seiner Jackentasche nach Munition. Aber auch der nächste Schuss konnte das Geschöpf nicht aufhalten; es wankte und schlürfte weiter in die Richtung des alten Mannes. Er lud erneut nach, doch inzwischen waren weitere Wesen aus dem Brunnen geklettert und es wurden immer mehr. Der alte Mann ließ seine Waffe sinken. Die Schmerzen seiner Arthritis drängten sich zurück in sein Bewusstsein und er fühlte sich auf einmal sehr müde. Als er sich den Lauf des Gewehrs in den Mund steckte, biss sich der faulige Gestank alten Fischs in seine Nase. Etwas Feuchtes und Kaltes berührte ihn am Hals. Doch die Angst des alten Mannes war gewichen, wie der Schnee dem Frühling weicht.
Bald würde er seine Frau wiedersehen und die Schmerzen würden verschwinden, für immer.

 

Hei Grasi,

tja, ich hätte gerne mehr über die Wesen gewusst - warum sie aus dem Brunnen krabbeln und aus welchem Grund sie es auf den alten Mann abgesehen haben. Die Bilder die du heraufbeschwörst, sind sehr atmosphärisch und durchaus gruselig, darum finde ich es schade, dass nicht rechte Spannung aufkommen mag, weil man von den Prots so gar nichts weiß.

lg
Liz

 

Hallo grasi,

leider hat mir Deine Geschichte nicht so recht gefallen.
Da die story so kurz ist, machst Du Dir gar nicht die Mühe, ein bißchen Spannung und gruselige Stimmung aufzubauen. Bereits nach wenigen Sätzen weiß man, dass etwas Schreckliches den alten Mann bedroht. Man ist überhaupt nicht überrascht, als das grünliche Wesen aus dem Brunnen klettert und man hatte sowieso erwartet, dass der Alte mit dem Gewehr nichts würde ausrichten können....

Wenn man doch wenigstens noch etwas mehr über die schattenhaften Wesen erfahren hätte! Woher kamen sie, warum hatten sie es auf den alten Mann und seine Frau abgesehen?

Der Beginn Deiner Geschichte ist mit Adjektiven überladen, fast jedes Substantiv schmückst Du mit einem Adjektiv.(alter Plastikstuhl, trüber Nebel, rostiges Jagdgewehr, zitternde Hand, ängstliches Kind, feuchte Kälte, arthritische Gelenke, kleinste Bewegung....) Da wäre weniger wahrscheinlich mehr, und das sage ich aus eigener, bitterer Erfahrung. Eine meiner ersten Geschichten, die ich hier gepostet habe, war ein Märchen. Die Kritiker schrieben mir, dass es sehr nervtötend sei, so viele Adjektive aneinandergereiht zu lesen. Ich überarbeitete die Geschichte und strich 120(!!!) Adjektive ohne die Aussage meiner Geschichte zu ändern..... :)

Und nun liste ich noch ein paar Fehler auf, die mir aufgefallen sind:

"Er saß auf einen (einem!)alten, von der Witterung gezeichneten Plastikstuhl "

"spie er ein (einen!)klebrigen Klumpen Kautabak auf den Boden"

"biss sich der faulige Gestalt (Gestank?) alten Fischs in seine Nase."

"Etwas feuchtes und kaltes berührte ihn am Hals" Feuchtes und Kaltes beides groß!

Ich hoffe, Du nimmst mir meine Krtik nicht übel!

Liebe Grüße
Barbara

 

Hei grasi,

eigentlich hat mir Deine Geschichte ganz gut gefallen...es ist eben Situationshorror und jeder Leser darf sich seine eigenen Gedanken machen...

Natürlich hätte ich auch gern mehr über den Hintergrund erfahren, aber es hat die Geschichte nicht wirklich zerrissen, dass man nichts erfahren hat. Schade ist es schon.

Die Adjektive hatten mich jetzt eigentlich auch nicht so sehr gestört, denn ich kenne auch viele normale Autoren, die sich gerne damit überladen - Hohlbein und King zum Beispiel...in einer Kurzgeschichte fallen sie wahrscheinlich nur mehr auf.

Für mich hatte die Geschichte etwas von einem Horror-Stilleben. Ich konnte mir den Mann sehr gut vorstellen, wie er vor dem Brunnen auf die Monster wartet, die im Brunnen schon in Richtung Oberfläche schleichen.

Vielleicht lag es an diesem Bild, dass ich nichts Böses über Deine Geschichte sagen kann, denn das Bild hatte mir gefallen...

Trotzdem sollte Deine nächste Geschichte vielleicht mehr erklären, denn auf Hintergründe steh ich auch, grins...

Bis zum nächsten Mal

Henry Bienek

 

Hallo Leute !!

Vielen Dank erst einmal für die konstruktive Kritik.
Ich habe eigentlich ganz bewusst auf diese Informationen verzichtet.
Ich wollte nicht zuviel über die Herkunft der Wesen oder den Geschehnissen der Vornacht verraten, damit der Leser sich selber ein Bild machen kann.

Was die vielen Adjektive angeht, so ist halt mein Schreibstil. Ich habe durchaus schon probiert mit weniger Adjektiven zu arbeiten, finde die Texte aber dann zu leer und skelletartig.

Die Fehler werden Korrigiert.

Danke nochmal

:smokin: grasi

 

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