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Der Boa - Momente des Glücks

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30.12.2008
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Der Boa - Momente des Glücks

-erstes Glück-​

Er hat mich gefressen!
Es ist das Unfassbare dieses Gedankens, das sie lähmt, während Haut und Muskelstränge sie in die Haltung eines Embryos zwingen.
Gefressen! Er hat mich GEFRESSEN!
Im Sekundentakt pulsieren die Worte durch ihren Kopf. Sehnen und Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Doch der alles entscheidende Funke fehlt. Willenlos lässt sich ihr Körper biegen und beugen, bis er passgerecht zur Ruhe kommt; der Kampf ist zu Ende noch bevor er begonnen hat. Plötzlich brechen unbekannte Fluten über sie herein und umspülen heiß ihren Körper.
Ihre verdrehten Glieder protestieren. Ungenutzte Energien, in Muskeln und Nerven gepackt, entladen sich in Krämpfen. Das Herz rast und poltert. Das Gedärm pulsiert in Spasmen, als der Schmerz sie endlich wachrüttelt.
Doch die Starre weicht Verzweifelung und Angst wandelt sich in Wissen - alles zu spät.
Kein Winden hilft, kein drücken. Sie muss schreien. Sie muss raus, fort von diesem Schmerz, fort von diesem Grauen. Doch kaum, dass sich die Lippen öffnen, empfängt sie neue Pein. Ein Schwall: süßlich und bitter; ein Geschmack von Jauche. Es rinnt ihre Kehle hinab und zwängt den Irrsinn in zurück.
Ein Zittern erfasst ihren Körper. Ihre Lungen brennen und abermals reißt sie den Mund auf.
Dann die Gewissheit, dass dies das Ende ist.
Geistig gestammelte Worte. Ein Gebet. Ein Gebet so alt, so unverfälscht, so rein:
Hilf mir - an ein namenloses Wesen gerichtet - lass mich - das man verleugnet - nach Hause – weil es dafür keinen Platz gibt – ich verspreche gut zu sein – Moral nicht länger Tugend ist – nur einmal noch – Glaube nicht modern ist – die Sonne sehen – Kirche Tradition ist – Luft atmen – und Gott nicht – OH GOTT – gnadenvoll ist – lass mich nicht leiden – sondern einzig Rache kennt und die Menschheit verschlingt – OH GOTT BITTE!


-zweites Glück-​

„Sie wollen hier aussteigen?“ Der Taxifahrer sah in den Rückspiegel und musterte den Fremden.
Der Mann, der in einem schlichten grauen Anzug gekleidet war, lächelte freundlich von der Rückbank herüber, dann nickte er.
Der Fahrer schüttelte den Kopf und blickte zur Straße hinaus. Eine aufgebrochene Buckelpiste, gleichermaßen verziert mit Schlaglöchern und Unkrautbüscheln. Links und rechts davon leere, halbverfallene Bürogebäude, Fabrikhallen und verrostete Stacheldrahtzäune. Und keine Menschenseele weit und breit.
„Mann, Sie müssen’s ja wissen.“
Abermals lächelte der Fahrgast, dann gab er dem Fahrer ein paar Scheine und stieg aus.
Kaum das die Tür zugefallen war, machte das Taxi eine Kehrwendung und brauste davon.
Einen kurzen Moment blickte der Mann dem Auto nach, dann wandte er sich ab und verschwand in den Gassen des Industrieviertels.

*​

Der Constrictor lag in der Ecke eines kahlen, fensterlosen Raumes.
Finsternis hüllte ihn ein wie Decken ein Neugeborenes. Zeit spielte an diesem Ort keine Rolle.
Einerlei ob Tag, oder Nacht, ob seine Augen offen oder geschlossen waren. Die Welt um ihn herum war immer gleich, war immer schwarz. So wie es sein sollte.
Unruhig wälzte sich der Riese in einer stinkenden Lache, als sich seine Fettschichten aufwölbten. Stöhnend presste er eine Hand auf den Leib und begann das Gewebe rhythmisch zu massieren. Mit heißerer Stimme bemühte er einen alten Kinderreim.

„Wenn ich im Traum dich lächeln sehe,
wenn du erglühst so wunderbar.“​

Wie Speichel tropften die Worte aus seinem Mund. Doch der Schmerz blieb, während das Echo in der Finsternis davon flatterte. Er zerrte seine andere Hand hervor, die in der Lache festgeklebt war.

„Ahne ich mit süßem Grauen,
dürft ich deine Träume schauen.“​

Wort für Wort drückten seine klebrigen Finger das Lied in seinen Bauch.
Ruhig, dachte er, ganz ruhig mein Kleines. Er wiederholte den Vers, bis der Druck nachließ und die Wölbung von Fett und Muskeln verschwand. Dann sank er erleichtert in seine Lache zurück, woraufhin sich Darm und Blase entleerten und den Inhalt auf den Boden vergossen. Die Pfütze wuchs, während seine Hände zurück in die Lache platschten.
Schnaufend wuchtete der Constrictor seinen geschwollenen Leib in eine bequemere Lage, als ein Scharren ertönte. Erneut wälzte er sich herum und blickte in die Finsternis. Die Dunkelheit war vollkommen, doch die Luft aus dem Nebenzimmer schien um eine Winzigkeit wärmer geworden zu sein. Seine Nasenflügel weiteten sich, als er prüfend die Luft einsog. Dann hatte er den Eindringling gefunden; die Störung war echt.
„Ein Saboga, hm? Seit wann stehst du da schon?“
Ein Mann betrat langsam den Raum und blieb in respektvoller Entfernung stehen.
„Noch nicht lange.“
„Wie hast du mich gefunden?“
„Das Graffiti. Ich habe es am Eingang gesehen.“
„Wenn du das Mal kennst, dann weißt du auch, dass es verboten ist das Quartier zu betreten.
„Es gibt nicht mehr viele von uns.“
„Kein Grund die Traditionen zu brechen.“
„Ich …, ich hätte gern gewusst“, der Eindringling verstummte.
„Was hättest du gern gewusst, häh! Willst du wissen, wie man scheißt? Willst du wissen, wie man pisst? Häh? Raus hier, kleiner Saboga!“
Der Mann zog sich zurück, doch als er in das Nebenzimmer kam, rief der Constrictor ihm nach.
„Wie alt bist du?“
Der Mann blieb stehen. Er überlegte, ob es ein Fehler gewesen war hierher zu kommen. Dann sagte er: „Im nächsten Monat werde ich 23.“
„So jung“, kam es geflüstert, dann herrschte wieder Stille. Geduldig wartete er, dann hörte er erneut den Constrictor. Es klang, als ob er mit sich selbst sprach.
„Der Akt ist abstoßend. Es ist widerlich. Der Körper scheint zu bersten. Alles Überflüssige muss raus. Man pisst und kackt sich leer. Widerlich, einfach widerlich. Stunde um Stunde dauert es. Der Schmerz, die überdehnten Muskeln, die zum Zerreißen gespannte Haut; es ist als ob man in flüssigem Schmerz badet. Man kriegt keine Luft mehr. Alles ist zu eng. Die Augen drückt es raus. Selbst die Seele scheint nicht mehr in den Körper zu passen. Und dann nichts mehr. Man liegt in seiner Scheiße und Pisse und wimmert. Man fühlt sich schuldig und schämt sich. Doch dann …“
Der Mann wartete, aber der Constrictor schwieg. Die Minuten verstrichen, in denen nur ein monotones Schnaufen zu hören war und hin und wieder ein Platschen.
Als er der Meinung war, dass der Monolog geendet hatte, verließ er das Zimmer. Er folgte einem dunklen Flur, der in einem schmalen Schacht endete. Im fahlen Zwielicht waren rissige Betonwände und eine Treppe zu erkennen, die sich in die Höhe schraubte. Als er jedoch seinen Fuß auf die erste Stufe setzte, hörte er ein fernes Wispern.
„Die Träume, diese wundervollen Träume. Man ist nie mehr allein.“


- drittes Glück –​

In der Wohnung duftete es nach gebratenem Kalbfleisch und Pasta. Brennende Kerzen waren auf dem Esstisch verteilt. Daneben standen zwei leere Weingläser und eine Flasche Syrah. Aus den Boxen der Stereoanlage erklang ‚Der Barbier von Sevilla’ von Gioacchino Rossini.
Als er Mantel und Schuhe auszog, hörte er ihre Stimme aus der Küche.
Wie immer, wenn Kerstin kochte, trug sie statt einer Schürze eines seiner alten Hemden. ‚Alt’ bedeutete, älter als sechs Monate. Danach wanderten die Hemden automatisch in ihren Besitz, wo sie bald eine bunte Sammlung von Klecksen erhielten, die sich nicht mehr raus waschen ließen. Es war eine Marotte, die er lieben gelernt hatte, auch wenn es bedeutete, dass er öfter als gewohnt Anziehsachen einkaufen musste.
Er lehnte sich im Kücheneingang an die Wand und beobachte, wie sie im Takt der Musik den Kochlöffel schwang und mit der Hüfte wippte. Außer dem Hemd trug sie einen langen Faltenrock und ihre Lieblingssocken; rutschfeste Dinger, mit denen er selbst im tiefsten Winter geschwitzt hätte. Als sie seine Blicke fühlte, drehte sie sich um und zwinkerte ihm neckisch zu. Er trat zu ihr, legte seine Hände um ihre Taille und folgte ihrem Schwung, während sie ungestört zu Rossinis Klängen tanzte. Dann drückte er ihr einen Kuss in den Nacken, bei dem sie vor Vergnügen quiekte; sein Bart hatte sie gekitzelt.
„IEEH! Lass das“, kicherte sie und gab ihm schnell einen Kuss, als sie plötzlich die Nase rümpfte.
„Igitt, sag mal, arbeitest du seit heute in der Kanalisation?“ Sie schnüffelte noch einmal an ihm und kniff sich schnell die Nase zu.
„Bäh, also so bekommst du nix zum Essen. Los geh ins Bad und mach dich sauber. Die Sachen kannst du gleich in die Wäsche stopfen. Du hast fünf Minuten, dann ist das Essen fertig“, sagte sie, bevor sie sich wieder ihren Töpfen und Pfannen zuwandte.
Als er fertig geduscht hatte, stand das Essen bereits auf dem Tisch. Schnell zog er sich ein Paar ausgebeulter Jeans und ein T-Shirt an. Nicht unbedingt elegant, aber bequem und genau das Passende für den Feierabend.
Als Rossini verstummte, räumten sie die leeren Teller in die Küche. Er öffnete eine zweite Flasche Wein, während sie ein paar Räucherstäbchen aus einer Schublade kramte und anzündete. Beides brachten sie zur Couchecke, dann wechselte er die CD und legte Kinderszenen von Robert Schumann auf.
Als die Musik ertönte, kuschelten sie sich zusammen unter eine Decke. Rauch und Wein vernebelten die Sinne und ihre Worte verstummten. Die besten Gespräche sind die, wo keine Worte gewechselt werden, dachte er ohne Ironie. Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich ganz auf die Vollkommenheit ihres Körpers.
Mit langsamen Bewegungen erforschte er die Beschaffenheit ihrer Haut und genoss die Wärme und Lebendigkeit, die er unter seinen Fingern spürte. Plötzlich hielt er gedankenverloren inne.
Minuten verstrichen, in denen er sich nicht rührte. Er schien in einer anderen Welt zu sein. Eine ferne unbegreifliche Welt, einer Welt ohne sie?
Sie legte ihre Hand auf seine Wange und sah ihn mit großen Augen an.
„Bereust du, dass wir zusammengezogen sind?“
Er blinzelte verwirrt, dann sah er sie fragend an.
„Was meinst du?“
„Ich …, wir leben jetzt seit einem Monat zusammen. Du hast deine alte Wohnung aufgegeben und ich …, ich hab noch keinen Job. Ich meine, alles hast du bezahlt. Den Umzug, die Möbel, Miete und Kaution“, sie stockte. „Ich würde es verstehen, wenn du Bedenken hast.“
Er blickte sie mit ersten Augen an.
„Weißt du, wenn du Freiraum brauchst, dann könnte ich mir einen Nebenjob suchen. Ich könnte bei der Tankstelle arbeiten, die suchen immer jemanden, dann hättest du zwei, drei Abende in der Woche für dich und wir hätten ein bisschen zusätzliches Geld im Monat.“
Schweigend hörte er ihr zu, doch als sie verstummte, redete er immer noch nicht. Er blickte sie nur mit diesen seltsamen Augen an. Augen, die etwas Hypnotisches hatten und die das Erste waren, in das sie sich verliebt hatte. Dann küsste er sie plötzlich. Es war ein langer und inniger Kuss.
Als sie sich lösten, hatte sie ihre Ängste beinahe vergessen. Schläfrig kuschelte sie sich an seine Schulter, dann nach einer Weile flüsterte er leise in ihr Ohr: „Mach dir keine Gedanken, wir haben genug Geld und meinen Freiraum habe ich auch.“
„Du hast aber etwas, nicht? Ich weiß, dass du über irgendetwas grübelst.“
Wieder sah er sie mit seinem hypnotischen Blick an, dann seufzte er leise.
„Ich hab nur Angst dich zu verlieren. Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen. Der Gedanke, dass du plötzlich fort sein könntest …“. Er verstummte. Dann murmelte er: „Ich liebe dich.“
Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn.
„Ich liebe dich auch und ich werde nie fortgehen, hörst du. Wir werden zusammen alt und wenn es soweit ist, auch zusammen sterben.“
Sie drückte sich an ihn und Schumanns Musik verstummte. Es störte sie nicht. Gemeinsam lagen sie friedlich in der Stille und genügten sich selbst.
Später, nachdem sie eingeschlafen war, fing er leise an zu singen.

„Wenn ich im Traum dich lächeln sehe,
wenn du erglühst so wunderbar.
Ahne ich mit süßem Grauen,
dürft ich deine Träume schauen.“


- Eden -​


Die Mauern aus Fleisch sind kein Gefängnis mehr. Mit traumverwirrten Sinnen treibt sie in seinem warmen Leib, der sie auf vollendete Weise umarmt.
Friedlich lauscht sie dem Schlag seines Herzens und lässt sich vom Rhythmus seines Blutes in den Schlaf wiegen. Wie ein Kind im Bauch seiner Mutter träumt sie pränatale Träume im Bauch ihres Liebsten. Es sind Träume vom Vergessen, Träume vom Glück und von der Liebe. Nur manchmal, wenn sich etwas von ihrem Körper löst und in den Säften ihres Mannes vergeht, spürt sie eine ferne Pein. Ihr Fleisch beginnt zu kribbeln und eine seltsame Hitze erfasst ihren Geist. Dunkle Unruhe zerrt an ihrem Leib, bis seine massierenden Hände und sanften Worte das Unwohlsein vertreiben.
Ich sterbe nicht, denkt sie. Nein, ich sterbe nicht.
Ich werde verschwinden, ja, aber nicht sterben. Ich werde leben und in jeder Zelle meines Mannes ein Zuhause finden.


Ende​

 

Hallo,

Es ist die Unfassbarkeit dieses Gedankens
Papier-Deutsch. Der Gedanke ist unfassbar; der Gedanke ist so unfassbar, dass er sie lähmt
Sie ist gelähmt, so ungeheuer ist der Gedanke …
Und wenn man „unfassbar“ unbedingt substantivieren muss, dann bitte: Es ist das Unfassbare dieses Gedankens …

sie in eine embryonale Haltung zwingen.
In die Haltung eines Embryos würde das „Bild“ unterstreichen und herausstellen, während embryonale Haltung … das ist das Bild hat im Adjektiv versteckt und es klingt wie ein Fachausdruck, den man überliest. Im Adjektiv das Spezielle, das Substantiv nur als Trägersubstanz.

bis er passgerecht zur Ruhe kommt;
Passgerecht? In Bezug auf was?

Das Gedärm pulsiert in Spasmen, als der Schmerz sie endlich wachrüttelt.
„Pulsiert“ schon zum zweiten Mal, „Spasmen“ … naja. Krämpfe? Zuckungen?

Dann die Gewissheit, dass dies das Ende ist.
Hm. Substantivierung wieder.

lächelte freundlich von der Rückbank herüber
Braucht es das „freundlich“ hier tatsächlich oder erwartet man bei einem „Lächeln“ nicht ohnehin, dass es freundlich gemeint ist?

ob seine Augen offen, oder geschlossen waren.
Hier kein Komma (vorher bei dem wie-Vergleich eigentlich auch nicht)

Mit heißerer Stimme bemühte er einen alten Kinderreim.
Das „bemühen“ als Verb des Sagens sollte nur in wenigen Situationen verwendet werden, die hier fällt, fürchte ich, nicht darunter.

dass er öfter als gewohnt Anziehsachen einkaufen musste.
Hemden kaufen statt „Anziehsachen einkaufen“ … und „als gewohnt“, er muss sich ja mittlerweile schon dran gewöhnt haben, vielleicht „öfter als früher“

Außer dem Hemd, trug sie einen langen Faltenrock
Kein Komma … das hast du öfters.

Als sie seine Blicke fühlte
Wieso Plural?

dachte er ohne Ironie
„Ohne Ironie“? Die Abwesenheit von Ironie muss hier nicht erwähnt werden, glaube ich.

erforschte er die Beschaffenheit ihrer Haut und genoss die Wärme und Lebendigkeit
Der Stil neigt dazu, diese unechten Substantive auf – keit und – heit zu verwenden.

Er blinzelte verwirrt, dann sah er sie fragend an.

Er blickte sie mit ersten Augen an.
Und zu Adverben und verwandten Konstruktionen neigt er auch.

Ja, die Idee, dieser mythische Akt des Kannibalismus ist stärker als die daraus entstehende Geschichte, weil sie der Idee nicht vertraut, sondern versucht sie durch einen künstlichen Aufbau zu verstärken. Die erste Szene, das Verschlingen aus Sicht des Opfers, ist ein wenig lau, weil sie so unvermittelt kommt, aber distanziert beschrieben wird. Man kennt die Figur und den Zustand nicht, sondern hört nur diese Stimme.
Dann der Background dazu, im zweiten Absatz … da braucht es den Taxifahrer auch nicht so und dass dieses „andere Wesen“ – das hat schon was. Aber es wäre da stärker, wenn man es zu Gesicht bekäme und nicht nur dieses „Pissen und Scheißen“ so rauskäme. Es wird da durch zwei, drei Wörter, ein Graffiti und dem Kram auch eine Tiefe angedeutet, die die Geschichte kaum halten kann. Es ist ein ganzer Clan von diesen Menschenfressern, zu dem man wohl einfach so werden kann, um sich dann – per Buch, oder wie? – darüber zu informieren? Na ja. :)
Der dritte Akt … ja, man sieht es da schon kommen. Und der Epilog ist dann fast schon kitschig. Das Happy-End einer Horrorgeschichte. Die Großmutter freut sich, dass sie dem Wolf, der sie gefressen hat, so nahe ist.
Ich finde leider, dass der Stil es nicht schafft, die Emotionen der einzelnen Szenen zu unterstützen. Die Geschichte wirkt dadurch uneins, während sie eigentlich verlangt, aus einem Guss und klar erzählt zu werden, eindringlicher vor allem, direkter.
So ist sie nicht schlecht und hat durchaus Ansätze, bleibt aber ein wenig hinter der Idee zurück, die man dahinter zu erkennen glaubt.

Gruß
Quinn

 

he Mothman, ich finde es nicht ganz einfach, die verschiedenen story-teile in einklang zu bringen. ist die frau im ersten absatz dieselbe wie die im letzten? ist der typ, der sich im industrieviertel rausschmeißen lässt, derselbe, der später kerstin frisst? das bleibt für mich im unklaren. vielleicht ein bisschen viel andeutung und experimenteller aufbau. die atmosphäre der geschichte gefällt mir aber gut, die idee des einverleibens erinnert mich an welche, die die herzen ihrer gegner fraßen, um deren kraft zu gewinnen. seine geliebte zu fressen ist mir neu. könnte ja von der kirche gefördert werden, im sinne des satzes: bis dass der tod sie scheidet. insgesamt eine interessante geschichte.
grüße

 

Hallo Quinn

Dann der Background dazu, im zweiten Absatz … da braucht es den Taxifahrer auch nicht so und dass dieses „andere Wesen“ – das hat schon was. Aber es wäre da stärker, wenn man es zu Gesicht bekäme und nicht nur dieses „Pissen und Scheißen“ so rauskäme. Es wird da durch zwei, drei Wörter, ein Graffiti und dem Kram auch eine Tiefe angedeutet, die die Geschichte kaum halten kann. Es ist ein ganzer Clan von diesen Menschenfressern, zu dem man wohl einfach so werden kann, um sich dann – per Buch, oder wie? – darüber zu informieren? Na ja.

Ich hab die Geschichte bewusst etwas im Unklaren gelassen, mag sein, dass es eine Spur zu viel war.
Andererseits sträube ich mich, Monster zu zeigen. Über Andeutungen mag ich nicht hinausgehen, weil man sonst der eigenen Phantasie keinen Raum mehr lässt. Gezeigte Monster sind in der Regel eher lächerlich, denn unheimlich. Aber ist auch Geschmackssache.

Tatsächlich hat das Scheißen und Pissen seinen Grund -> geht aus dem Monolog des Constrictors hervor.

Und falsch, es ist kein Menschenfresser-Clan. Kein Mensch könnte einen anderen vollständig & lebendig verschlingen. Ergo, Saboga und Constrictor bilden eine Untergruppe ein und derselben Wesensart – des Boas.

Der Saboga sucht den Constrictor tatsächlich wegen Informationen auf. Er möchte erfahren, wie der Akt des Verschlingens sich anfühlt und was einen erwartet.

Der dritte Akt … ja, man sieht es da schon kommen. Und der Epilog ist dann fast schon kitschig. Das Happy-End einer Horrorgeschichte. Die Großmutter freut sich, dass sie dem Wolf, der sie gefressen hat, so nahe ist.

Hm, du empfindest das Ende als Happy-End?!
Ich denke darüber kann man streiten. Die Idee war jedenfalls eine Geschichte mit einer Art „Dunklen Erlösung“ zu schreiben. Sprich, auch wenn sich die Verschlungene am Ende recht wohl fühlt, halte ich diesen Zustand für wenig erstrebenswert.

Ich finde leider, dass der Stil es nicht schafft, die Emotionen der einzelnen Szenen zu unterstützen. Die Geschichte wirkt dadurch uneins, während sie eigentlich verlangt, aus einem Guss und klar erzählt zu werden, eindringlicher vor allem, direkter.

Schade, aber es ist Stil und Sprache, an der ich arbeite. Deine Kritik hilft mir jedenfalls weiter.

Tja, allgemein möchte ich sagen, dass ich die Geschichte nicht klassisch erzählen wollte. Die Aufteilung in die drei Szenen plus Epilog, stand eigentlich von Anfang an fest.
Die Szene mit dem Taxifahrer war ursprünglich länger. Es gab auch mehr Hinweise auf das Quartier, das Graffiti und den Constrictor. Nachträglich habe ich aber alles bis auf die kurze Szene mit dem Taxi verworfen (die ebenfalls fast unter den Tisch gefallen wäre). Die Taxiszene soll eigentlich nur dem Leser verraten, was es mit dem Quartier auf sich hat – also, dass es irgendein alter Kellerraum in einem verlassenen Industriekomplex ist und keine höllische Dimension o.ä.

Zur ersten Szene: Ich geb dir Recht, dass direktere Bilder besser gewesen wären. Allerdings wollte ich die Opferfigur nicht näher personifizieren, weshalb ich es dann gleich ganz gelassen hab. Außerdem, als ich die Szene so geschrieben hatte, konnte ich den Entwurf nicht mehr ändern, eigentlich habe ich nur noch an Ausdrücken herumgedoktert, aber mehr ließ sich die Schreibe nicht beeinflussen.

Aber gut, im Moment bin ich froh, dass ich mit der Idee nicht länger schwanger gehe. Die Story ist fertig und mein Kopf ist wieder frei. Zudem gefällt mir die Geschichte so wie sie ist. Kann sein, dass ich später noch mal ein wenig daran herum schreibe, aber jetzt mach ich erstmal eine kreative Pause.

Danke Dir jedenfalls für's Lesen und Kommentieren. :)


Hallo Kubus

ich finde es nicht ganz einfach, die verschiedenen story-teile in einklang zu bringen. ist die frau im ersten absatz dieselbe wie die im letzten?

Jep. Oder um genauer zu sein, es ist/war die Frau des Constrictors. (spielt aber glaube ich keine Rolle)

ist der typ, der sich im industrieviertel rausschmeißen lässt, derselbe, der später kerstin frisst?

Jep, wobei er sich das Fressen noch überlegt. Wollte ich offenhalten an der Stelle. Jedenfalls war der Grund seines Besuches beim Constrictor (beide sind übrigens Boa = menschliches Erscheinungsbild + Fähigkeit Menschen im Ganzen zu verschlingen und die Gedanken / Erinnerungen in sich aufzunehmen)
Der Typ wollte einfach nur wissen, was ihn erwartet, wenn er seine Freundin frisst.

vielleicht ein bisschen viel andeutung und experimenteller aufbau.

Ja kann sein, Vielleicht erweitere ich noch die Taxiszene

die atmosphäre der geschichte gefällt mir aber gut, die idee des einverleibens erinnert mich an welche, die die herzen ihrer gegner fraßen, um deren kraft zu gewinnen. seine geliebte zu fressen ist mir neu. könnte ja von der kirche gefördert werden, im sinne des satzes: bis dass der tod sie scheidet. insgesamt eine interessante geschichte.
grüße

Danke. Positives Feedback tut zur Abwechslung mal wieder ganz gut :)

Viele Grüße an Euch beide

Mothman

 

Hallo Mothman!

„Die Träume, diese wundervollen Träume. Man ist nie mehr allein.“

Spätesten damit hattest du mich. Sehr stimmungsvoll und intensiv. Okay, das Liebesgesäusel fand ich fast schon etwas zu lang, hätte lieber mehr Szenen mit dem Constrictor gehabt, aber nun gut. Konstruktives kannst du von mir um die Uhrzeit nicht mehr erwarten, nur soviel: ich hab mich sehr gut unterhalten gefühlt!


Gruß, Scharker!

 

So, noch ein paar kleine Zusätze meinerseits:

Es rinnt ihre Kehle hinab und zwängt den Irrsinn in zurück.

...und zwängt den Irrsinn in sie zurück, oder?


Hilf mir - an ein namenloses Wesen gerichtet - lass mich - das man verleugnet - nach Hause – weil es dafür keinen Platz gibt – ich verspreche gut zu sein – Moral nicht länger Tugend ist – nur einmal noch – Glaube nicht modern ist – die Sonne sehen – Kirche Tradition ist – Luft atmen – und Gott nicht – OH GOTT – gnadenvoll ist – lass mich nicht leiden – sondern einzig Rache kennt und die Menschheit verschlingt – OH GOTT BITTE!

Fast schon etwas zu dick aufgetragen, die Kritik an Religion, Gott und modernem Glauben. Wirkt etwas zu viel an so einer frühen Stelle der Geschichte. Den Part etwas runterschrauben und bei ihren Gedanken bleiben. Das "OH GOTT BITTE!" wiederum fand ich hier sehr stimmungsvoll.


Es war eine Marotte, die er lieben gelernt hatte, auch wenn es bedeutete, dass er öfter als gewohnt Anziehsachen einkaufen musste.

Ja, das hatte Quinn schon zu beanstanden: ich wäre auch für Hemden anstatt Anziesachen.


Später, nachdem sie eingeschlafen war, fing er leise an zu singen.
„Wenn ich im Traum dich lächeln sehe,
wenn du erglühst so wunderbar.
Ahne ich mit süßem Grauen,
dürft ich deine Träume schauen.“

...Horror pur... jedenfalls für mich.


So, die Boas versteh ich jetzt als eine menschliche Abart der uns allen bekannten Schlangen, oder etwas damit verwandtem. Daher auch Constrictor, obwohl sich das komisch anfühlt im Text. Man kann es quasi nur englisch aussprechen und ich mag es einfach nicht, inmitten eines deutschen Satzes englische Wörter zu lesen. Ist aber vielleicht Anischtssache.
Hätte mir, wie bereits gesagt, mehr Constrictor und mehr Boas an sich gewünscht, aber nichtsdestotrotz: mir hat's sehr gut gefallen!

Gruß, Scharker!

 
Zuletzt bearbeitet:

Moikka Mothman,

wenn mir beim Thema Schlangen schlecht wird, soll das was heißen. :D
Du hast einige fiese Szenen hier drin, wie das Teil da im Dreck liegt und sich kaum bewegen kann. Die Stimmung hat mir größtenteils gut gefallen, auch die Varianten, die hier "Glück" genannt werden.

Was mich schier irre gemacht hat, ist die männliche Form der Boa. Klar, es soll eine männliche Figur sein, und Du kannst hier nicht dauernd hin und herspringen, sonst käme auch niemand mehr mit. Aber das ist einfach echt scheußlich zu lesen. Ehrlich gesagt fällt mir keine Lösung für Deine Geschichte ein, ohne hier tatsächlich die Geschlechterrollen umzudrehen. Das wäre natürlich eine andere Dynamik.

In ähnlicher Weise irritiert mich auch die Nicht-Eigenständigkeit dieser Menschenfresser, die im Grunde analog zu Schlangen beschrieben werden, auch durch die Unterbezeichnung Saboga. Dann aber doch menschliche Körperformen haben. Die aber doch was ganz anderes sein sollen. Dieser Mix aus hm Zoologie und selbst erdachtem Mythos bleibt aber oberflächlich. (Anders z.B. als im Film Cat People). Von der Körperlichkeit her steige ich überhaupt nicht durch - die menschliche Anatomie eignet sich für das Schlucken eines etwa gleichgroßen Lebewesens denkbar schlecht. Kiefer ausrenken - Hals dehnen, da löst sich das Grauen in Komik auf. In Embryostellung geht das schonmal gar nicht, da würde sie sich wohl ausstrecken müssen, alleine über die Muskelbewegungen des Schluckenden, wenn's so eng ist dabei. Sowas macht es mir schwer, mich auf die story einzulassen.

Boa (@Sharker: *klugscheiß* Constrictor = aus dem Latein, nicht dem Englischen, daher wie deutsch gesprochen) heißt auch Abgottschlange - dessen bedienst Du Dich sehr schön wieder bei den Gebeten der geschluckten Frau. Nette Idee, paßt zu der Liebesgeschichte. Finde, hier wäre durchaus noch was rauszuholen, was Identität, Herkunft oder Stellung dieser Spezies näher erklären würde. So hängen die einfach nur rum und essen ab und zu jemand, mit ein bißchen Traumübertrag.

Die Graffiti als 'geheimen' Ortsverweis habe ich schon in gefühlt 100 Horrorfilmen gesehen, und vier fallen mir sofort ohne Überlegen ein - gibts da nix, was vllt auch besser zu der Schlangenidee paßt?

Die Szene im trauten Heim fand ich gar nicht gelungen. Immer wenn's romantisch werden soll, wird Pasta gekocht, Rotwein getrunken, eine bestimmte Art von Klassik gehört, und man trägt ganz leger irgendwelche Haussachen, weil man so vertraut ist. Das ist ein ganz böses Klischee, das hier nicht gebrochen wird. Man kann da auch schon nicht mehr sagen, ja hab ich mich drauf bezogen, das Pferd ist einfach totgeritten.

Das Ende hat mir sehr gut gefallen, eine ziemlich klebrige Romantik - hat man sich so Symbiose vorzustellen? ;)

Hoffe, Du kannst mit meinen Eindrücken etwas anfangen.
Heippa, Katla

 

Hallo Scharker

Fast schon etwas zu dick aufgetragen, die Kritik an Religion, Gott und modernem Glauben. Wirkt etwas zu viel an so einer frühen Stelle der Geschichte. Den Part etwas runterschrauben und bei ihren Gedanken bleiben. Das "OH GOTT BITTE!" wiederum fand ich hier sehr stimmungsvoll.

Ich glaub bei dem Gebet bin ich mit am Längsten dran gesessen.
Einerseits fand ich es gut als Abschluss des ersten Moments. Zudem ist es ein versteckter Hinweis auf die Abgottschlange, wie Katla erkannt hat. Letztlich gefällt mir aber einfach der Kontrast. Da fängt jemand in höchster Todesangst an zu beten, gleichzeitig gibt es da diese giftige Stimme im Hintergrund, die das Gebet als Unsinn abtut.
Andererseits ist es halt schon sehr experimentell, aber das trifft eigentlich für die ganze Story zu.

Vielleicht schreibe ich eine zweite Version von der Geschichte. Im Moment bin ich aber eher froh, dass keine Boas mehr in meinem Kopf herumspuken. So kurz die Story auch ist, aber ich hab schon ziemlich mit mir kämpfen müssen, um die Momente aufzuschreiben.

Hätte mir, wie bereits gesagt, mehr Constrictor und mehr Boas an sich gewünscht, aber nichtsdestotrotz: mir hat's sehr gut gefallen!

Freut mich, dass die Geschichte insgesamt bei dir gut angekommen ist. :)
Deine Korrekturen werde ich mir demnächst vornehmen. Viele Dank für die Mühe und die aufbauenden Worte.

wkr

Mothman


Hallo Katla

In ähnlicher Weise irritiert mich auch die Nicht-Eigenständigkeit dieser Menschenfresser, die im Grunde analog zu Schlangen beschrieben werden, auch durch die Unterbezeichnung Saboga. Dann aber doch menschliche Körperformen haben. Die aber doch was ganz anderes sein sollen. Dieser Mix aus hm Zoologie und selbst erdachtem Mythos bleibt aber oberflächlich. (Anders z.B. als im Film Cat People).Von der Körperlichkeit her steige ich überhaupt nicht durch - die menschliche Anatomie eignet sich für das Schlucken eines etwa gleichgroßen Lebewesens denkbar schlecht. Kiefer ausrenken - Hals dehnen, da löst sich das Grauen in Komik auf.
Du hast Recht was die Oberflächlichkeit des Mythos betrifft; Quinn hatte da ja eine ähnlich Meinung. Im Grunde ist die Figur des Boas gar nicht so neu. Letztlich ist es auch nur ein Monster wie beispielsweise der Vampir. Von daher wollte ich nur Schlaglichter –Momente- erzählen, die die Story transportieren sollen. Das man bei solchen Momentaufnahmen oberflächlich / distanziert wirkt, habe ich bewusst in Kauf genommen. Die Alternative wäre eine klassische Monstergeschichte gewesen, wozu ich aber keine Lust hatte.
In meiner Vorstellung sind die Boa (Constrictor / Saboga) tatsächlich menschlich in ihren Erscheinungsbild haben jedoch die Möglichkeit einen Menschen im Ganzen zu verschlingen. Dieses Verschlingen geschieht nicht zur Nahrungsaufnahme, sondern um sich das Wesen einer Person einzuverleiben. Der Constrictor übersetzt dies mit unvergesslichen Träumen. Wie dieses Verschlingen genau geschieht, habe ich bewusst verschwiegen, man kann sich aber vorstellen, dass der Constrictor während der Verdauung kaum noch menschlich aussehen dürfte.
Die gefühlte Komik kann ich nachvollziehen, ich hab selber einige Nächte darüber nachgegrübelt, wie ich das Verschlingen am Besten erzähle. Mein Ergebnis war: Gar nicht.
Constrictor = aus dem Latein, nicht dem Englischen, daher wie deutsch gesprochen) heißt auch Abgottschlange - dessen bedienst Du Dich sehr schön wieder bei den Gebeten der geschluckten Frau. Nette Idee, paßt zu der Liebesgeschichte. Finde, hier wäre durchaus noch was rauszuholen, was Identität, Herkunft oder Stellung dieser Spezies näher erklären würde. So hängen die einfach nur rum und essen ab und zu jemand, mit ein bißchen Traumübertrag.
Hey, toll! Ist das Wissen, oder hast du recherchiert? Freut mich jedenfalls, dass das mit der Abgottschlange und dem Gebet erkannt wurde. :)
Identität und Herkunft der Boa… hm, ja. Vielleicht könnte ich noch was dazu schreiben.
Die Graffiti als 'geheimen' Ortsverweis habe ich schon in gefühlt 100 Horrorfilmen gesehen, und vier fallen mir sofort ohne Überlegen ein - gibts da nix, was vllt auch besser zu der Schlangenidee paßt?

Die Szene im trauten Heim fand ich gar nicht gelungen. Immer wenn's romantisch werden soll, wird Pasta gekocht, Rotwein getrunken, eine bestimmte Art von Klassik gehört, und man trägt ganz leger irgendwelche Haussachen, weil man so vertraut ist. Das ist ein ganz böses Klischee, das hier nicht gebrochen wird.

Hm, das Graffitis out / verbraucht sind war mir nicht bewusst. Aber gut, bei der nächsten Story behalte ich das im Hinterkopf.
Das traute-Heim-Klischee… ist bei mir buchstäblich aus dem Leben gegriffen, wenn auch mit vertauschten Rollen – normalerweise koche ich die Pasta. ;)
Storytechnisch dachte ich mir, dass dieses Klischee am Besten funktioniert, um möglichst knapp einen Eindruck beim Leser zu überzeugen. Kern der Geschichte ist im Endeffekt ja der Typ, der am Überlegen ist, ob er seine Freundin fressen soll.
Hoffe, Du kannst mit meinen Eindrücken etwas anfangen.
Jep, fand ich sehr hilfreich. Vielen Dank für’s lesen und kommentieren. Außerdem freut es mich, dass dir die Story größtenteils Spaß gemacht hat.

wkr

Mothman

 
Zuletzt bearbeitet:

Moi nochmals,

:lol:

Das traute-Heim-Klischee… ist bei mir buchstäblich aus dem Leben gegriffen
Das war mir als Möglichkeit tatsächlich durch den Kopf gegangen. Ich fürchte, wir müssen beim Schreiben auch auf Klischees achten, die wir im wahren Leben produzieren. :shy:

Ist das Wissen, oder hast du recherchiert?
Abgott gewußt, Latein aus Schule, Saboga gewikit. Ich schaue durchaus gerne mal was nach, wenn ich - wie bei Dir - den Eindruck habe, der Autor hat einen interessanten Verweis einbaut, und bewußt nicht erklärt. Nervig ist nur, wenn man recherchieren muß, weil der Autor offensichtlich Hahnebüchenes schreibt.

Vllt kannst Du ja einen Miniverweis auf eine Metamorphose einbauen, daß man sich eine veränderte Körperform vorstellen kann, würde als Andeutúng vollends reichen.

Übrigens, sori, ich hör auch mal auf: Was ich noch hochspannend fand, war: Deine Boas halten sich wohl gerne im Dunkeln auf. Im Gegensatz zu den echten Schlangen, die Licht lieben und sich wärmen müssen, sonst werden sie ja reaktions- und bewegungsunfähig.

Aber nu, schönen Abend! :)
Katla

 

Hi Mothman.

Irgendwie hatte ich Lust, mich ein wenig unterhalten zu lassen und habe mal durch einige Stories hier gezappt. Hatte deine gestern schon angefangen, bin aber über das erste Glück nicht hinausgekommen.
Ich denke, der Einstieg war mir persönlich zu dirket und damit zu konfus. Naja, heute habe ich weitergelesen, und ab Mitte des zweiten Glücks hattest du mich.
Sauspannend und sogar ein wenig eklig. Und das soll jetzt mal ein Kompliment sein.
Das dritte Glück war nur noch spannend, da ich ahnte, das etwas passieren würde. Dacht allerdings, er würde sie zum Constrictor bringen. Dass er mit den Gedanken spielt, sie selbst zu fressen, fand ich einfach nur genial.
Der Schluss stetzte dem Ganzen dann noch das i-Tüpfelchen auf; rundete alles auf interessanter Weise ab.

Fazit: Ein im Ganzen sehr gelungenes Werk, das sowohl durch seine Idee als auch durch seinen professionellen Stil besticht. Hat mir gut gefallen!

Gruß!Salem

 

Hi Mothman,
aufgrund der Empfehlung musste ich mich jetzt deiner Geschichte mal annehmen. Natürlich hat man so höhere Erwartungen, also, mach dich auf was gefasst. :D

Wirklich überzeugt hat mich deiner Geschichte nicht. Es hapert einfach da, wo es meistens hapert: Am Stil. Die Story selbst, nun ja, gewinnt aufgrund ihrer Einzigartigkeit wohl keinen Blumentopf. ;)
Und da achtet man (ich) umso mehr auf stilistische Dinge.

Aber ich erklärs mal genauer:

Der erste Absatz liest sich wie eine Anleitung für Fitnessübungen zuhause: Sehnen und Muskeln sind gespannt, der Körper gebogen. Du benutzt so viele harte Wörter (Muskeln, Spasmen, das alles klingt furchtbar und erzeugt überhaupt keine Bilder), dass ich mir als Leser nicht mehr darunter vorstellen kann (eher weniger), als wenn du für den ersten Absatz nur fünf Zeilen benötigen würdest.

Desweiteren sind die von dir benutzten Metapher größten Teils schief. Metapher sind geil, ich finde sie spitze - aber halt nur, wenn sie gut sind. Wenn nicht, sollte man sie rausschmeißen, weil sie einer Geschichte so nur das Genick brechen.

Ich versuche mal zu zeigen, wie genau ich das meine, man kann schließlich viel allgemeines Zeug um sich schmeißen - wenn du nicht weißt, wo es mMn hapert, hilft das keinem :) :

Im Sekundentakt pulsieren die Worte durch ihren Kopf. Sehnen und Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Doch der alles entscheidende Funke fehlt. Willenlos lässt sich ihr Körper biegen und beugen, bis er passgerecht zur Ruhe kommt; der Kampf ist zu Ende noch bevor er begonnen hat.
Was für ein Funke? Ein Funke ist entweder, naja, wie das Wort schon sagt, ein Funke oder ein Gedankenblitze etc. Hier ist das fehl am Platz, es ergibt keinen Sinn.

Plötzlich brechen unbekannte Fluten über sie herein und umspülen heiß ihren Körper.
Bildlich oder wörtlich? Was soll das überhaupt bedeuten? Fluten aus "Schmerzen"?

Das Herz rast und poltert.
Beides zusammen ist sehr unüblich; Rasen ist gleichmäßig, Poltern eben nicht.

Doch die Starre weicht Verzweifelung und Angst wandelt sich in Wissen
Auch das hier ergibt keinen Sinn: Starre ist körperlich, Verzweiflung nicht: Wie kann das eine zum anderen werden? Und wieso wird Angst zu Wissen? Da kann noch eher Verzweiflung zu Wissen werden ...

Es ist das Unfassbare dieses Gedankens, das sie lähmt, während Haut und Muskelstränge sie in die Haltung eines Embryos zwingen.
Dieser Satz ist ja mal gesteltzt und irgendwie richtig unangenehm - so angenehm, wie Worte eben sein können. Wir sind hier in Horror - klar, ich weiß, je länger der Satz ist, desto beliebter ist er, wenn man ihn selbst schreibt. Aber dem Leser gegenüber sind so Dinge, die viel deutlicher in viel weniger Worten gesagt werden können, unfreundlich.

Im Sekundentakt pulsieren die Worte durch ihren Kopf.
Metapher sind schön und gut, aber man kann es auch übertreiben.


Der Mann, der in einem schlichten grauen Anzug gekleidet war, lächelte freundlich von der Rückbank herüber, dann nickte er.
Von der Rückbank herüber lächeln ist nicht möglich, er kann ihm von der Rückbank aus zulächeln oder in den Rückspiegel lächeln, aber herüberlächeln - das geht nicht. ;)

Eine aufgebrochene Buckelpiste, gleichermaßen verziert mit Schlaglöchern und Unkrautbüscheln.
Haupt- und Nebensatz sagen hier dasselbe - man kann einen davon streichen.
Mit heißerer Stimme bemühte er einen alten Kinderreim.

„Wenn ich im Traum dich lächeln sehe,
wenn du erglühst so wunderbar.“

Wie Speichel tropften die Worte aus seinem Mund. Doch der Schmerz blieb, während das Echo in der Finsternis davon flatterte. Er zerrte seine andere Hand hervor, die in der Lache festgeklebt war.
„Ahne ich mit süßem Grauen,
dürft ich deine Träume schauen.“

Wort für Wort drückten seine klebrigen Finger das Lied in seinen Bauch.

Ich kapier das nicht. Ein Lied in den Bauch drücken? Meinetwegen aus seinem Bauch heraus - aber hinein?

Dann hatte er den Eindringling gefunden; die Störung war echt.
Gibt es eine unechte Störung?

Der Mann wartete, aber der Constrictor schwieg. Die Minuten verstrichen, in denen nur ein monotones Schnaufen zu hören war und hin und wieder ein Platschen.
Als er der Meinung war, dass der Monolog geendet hatte, verließ er das Zimmer.
Hier wechselst du plötzlich die Perspektive während der Erzählung. Bleib beim Constrictor oder mach dem anderen Kerl einen eigenen Absatz, so ist das tabu. :D

„Ich …, wir leben jetzt seit einem Monat zusammen. Du hast deine alte Wohnung aufgegeben und ich …, ich hab noch keinen Job. Ich meine, alles hast du bezahlt. Den Umzug, die Möbel, Miete und Kaution“, sie stockte. „Ich würde es verstehen, wenn du Bedenken hast.“
Ein typisches Tell-Gespräch: Dem Leser wird etwas vermittelt, das in der REalität so niemals gesagt werden würde. ;)
reichen würde: Weil du alles bezahlst.


Der letzte Absatz wurde schon bemäkelt - diese Szene ist sowas von unreal, zumindest da, wo ich herkomme. Einen Kochlöffel schwingen? Klassische Musik? Echt, ich hab noch NIE jemanden getroffen, der klassische Musik hört. Also ich meine, wo die wirklich läuft. Vielleicht liegt es an meinem Bekanntenkreis, aber ...


Das mag jetzt alles etwas hart erscheinen, aber wenn ich nicht der Meinung wäre, es würde dir etwas nützen, hätt ich es gelassen und mich zu so später Stunde in mein Bett gelegt.


Zudem hast du ja schon einiges an Lob einheimsen können, da wird dich meine Kritik ja nicht so hart treffen. ;)


Liebe Grüße,
Tamira

 

Hallo Salem

Vielen Dank für Deine Empfehlung und für deine Kritik. Soviel Lob habe ich nicht erwartet. Hab mich jedenfalls riesig gefreut, dass die Story bei Dir gezündet hat.:D

Viele Grüße

Mothman


Hallo Tamira

Auf deine Kritik zu antworten fällt mir nicht ganz leicht. Ich kann leider nur teilweise Deine Kritikpunkte verstehen. Vor allem was meinen Stil angeht, stimme ich Dir zu, dass dieser verbesserungswürdig ist. Aus diesem Grund mache ich auch beim SF-Workshop mit. Aber gut, ich geh am Besten der Reihe nach vor.

Die Story selbst, nun ja, gewinnt aufgrund ihrer Einzigartigkeit wohl keinen Blumentopf

Das hier verstehe ich zum Beispiel nicht. Mit so einer Aussage, wenn ich sie denn richtig verstehe, kann ich nichts anfangen.

Der erste Absatz liest sich wie eine Anleitung für Fitnessübungen zuhause: Sehnen und Muskeln sind gespannt, der Körper gebogen. Du benutzt so viele harte Wörter (Muskeln, Spasmen, das alles klingt furchtbar und erzeugt überhaupt keine Bilder), dass ich mir als Leser nicht mehr darunter vorstellen kann (eher weniger), als wenn du für den ersten Absatz nur fünf Zeilen benötigen würdest

Ohne das wir uns missverstehen, aber den ersten Absatz mit einer Fitnessübung zu vergleichen… na ja.
Aber gut, ich muss zugeben, dass ich mit dem ersten Glück viel zu kämpfen hatte. Diese Version ist die dritte, die ich geschrieben hab und wirklich zufrieden bin ich immer noch nicht. Allerdings ist es auch das erste Mal, dass ich so detailliert einen Todeskampf beschreibe. In zwei bis drei Monaten, wenn ich genügend Abstand zu der Geschichte gewonnen hab, schreibe ich die Szene noch mal neu.

Plötzlich brechen unbekannte Fluten über sie herein und umspülen heiß ihren Körper.
Bildlich oder wörtlich? Was soll das überhaupt bedeuten? Fluten aus "Schmerzen"?

In diesem Fall: Wörtlich. Die unbekannten Fluten sind Magensäfte.


Eine aufgebrochene Buckelpiste, gleichermaßen verziert mit Schlaglöchern und Unkrautbüscheln.
Haupt- und Nebensatz sagen hier dasselbe - man kann einen davon streichen.

Jep, ist eine meiner Schwächen: Redundanz.
Andererseits finde ich das an dieser Stelle nicht so schlimm. Ich mag das Wort „Unkrautbüschel“. Die Schlaglöcher könnte man aber durch zerbrochene Flaschen, oder etwas anderes ersetzen.

Ich kapier das nicht. Ein Lied in den Bauch drücken? Meinetwegen aus seinem Bauch heraus - aber hinein?

Man könnte auch sagen: Im Takt der Melodie den Bauch massieren.
Mir gefällt jedoch meine Variante besser.

Zitat:
Dann hatte er den Eindringling gefunden; die Störung war echt.
Gibt es eine unechte Störung?

Die Störung ist echt, da nicht eingebildet.

Hier wechselst du plötzlich die Perspektive während der Erzählung. Bleib beim Constrictor oder mach dem anderen Kerl einen eigenen Absatz, so ist das tabu

Stimmt danke, ist mir beim Schreiben nicht aufgefallen. Werde das bei Gelegenheit ändern.

Der letzte Absatz wurde schon bemäkelt - diese Szene ist sowas von unreal, zumindest da, wo ich herkomme. Einen Kochlöffel schwingen? Klassische Musik? Echt, ich hab noch NIE jemanden getroffen, der klassische Musik hört. Also ich meine, wo die wirklich läuft. Vielleicht liegt es an meinem Bekanntenkreis, aber ...

Tja, ich hab’s bereits Katla gesagt, die Szene ist buchstäblich aus meinem Leben gegriffen– mit dem Unterschied, dass ich normalerweise in der Küche stehe. Und tatsächlich höre ich hin und wieder sehr gerne klassische Musik, wobei „Der Barbier von Sevilla“ eine Oper ist. Davon abgesehen, hört mein bester Kumpel ebenfalls klassische Musik - meistens, wenn er mit dem Traktor auf dem Feld unterwegs ist.
Mit anderen Worten: Pasta, Wein, klassische Musik IST ein Klischee, das hin und wieder von den Leuten tatsächlich gelebt wird.

So, ich hab jetzt ein paar Punkte von dir ausgelassen, da mir keine Antwort dazu einfiel. Ich bin Dir aber dankbar für die Hinweise, die Du mir geliefert hast, wie ich meine Schreibe verbessern kann.

Viele Grüsse

Mothman

 

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