Der Blues macht die Runde
Ach so, ist es wieder so weit. Meine Lippe ist wieder aufgeplatzt, was ein eindeutiges Zeichen ist. Sie gibt Höllenatem frei, der sich, wohin denn auch sonst, auf den Weg in meinen Körper macht. Das ist unvorteilhaft, aber wohin denn auch sonst, ist ja naheliegend. Nichts ist gut heute. Das Essen, das Wetter, die Aussichten, die Rückblenden, der Blick, das alles. Da passt es doch, dem Blues heute mal eine Chance zu geben, also nicht nur allumfassend, sondern dann bitte schön auch musikalisch. Der macht ja dann so einiges leichter. Sagt man. Ist natürlich absoluter Schwachsinn, dass konnte sich nur ein Hobbymelancholiker ausdenken, der nur schwarze Kerzen besitzt, auf dass ihm sein dunkler Verschlag abbrennen soll.
Aber passen tut das Gejaule und streng wiederholte Schema von den drei Griffen dann doch und man unterrichtet somit auch die spärlich anwesende Umwelt von seinem schönen Schicksal, genauer gesagt die Passanten, die sich hierher verlaufen. Sie blicken zwar nicht hoch zu deinem Fenster, aber du weißt doch ganz genau, sie wissen, was da oben vor sich geht. Nichts geht vor sich. Alles geht irgendwie nach oder schlimmstenfalls komplett ab, aber vor? Sie gehen schnell weiter in ihre Wohnblöcke, um Zuflucht zu finden, aber sie finden nur 15 Quadratmeter von ihnen selbst und dem wollten sie ja eigentlich auskommen, aus diesem Grund haben sie vor Stunden das Weite gesucht. Also gehen sie zwei Schritte und geben dem Blues eine Chance.
In der ganzen Stadt öffnen sich jetzt die Fenster und Traurigkeit ergiest sich in die Strassen, um Passanten zu erschlagen, die auf dem Weg nach Hause sind um bei dem seltsamen Treiben mitzumachen.