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Der Blauhutmann

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30.11.2007
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Der Blauhutmann

Hallo, ich bin der Blauhutmann. Noch nie etwas von einem Blauhutmann gehört?
Na, dann wird es aber Zeit. Ein Mann mit einem blauen Hut. So einfach ist das. Eigentlich wollte ich ja gar keinen blauen Hut haben - sondern einen gelben, der schön leuchtet, damit die Leute auf der Straße mich nicht übersehen und sagen: „Guckt mal, da kommt der Gelbhutmann, so gelb wie die Sonne, und die haben wir alle gern.“ Aber wie so oft im Leben bekommt man nicht das, was man sich wünscht. Und davon will ich euch erzählen, warum mein Hut nicht gelb sondern blau geworden ist. Also, ich ging ins nächste Kaufhaus direkt um die Ecke und schnurstracks in die Hutabteilung. Das erste Problem: Kein Verkäufer - kein gelber Hut - ein eben nicht gut behütetes Geschäft. Die Rolltreppe wieder runter und gegenüber in das Hutgeschäft. Da kam auch gleich eine nette Dame hinter der Ladentheke hervor, begrüßte mich überschwänglich und fragte, was ich denn wünsche, ob Hut oder Mütze. „Einen gelben Hut, bitte sehr!" „Aber lieber Herr, ein gelber Hut, wirklich einen gelben Hut für Sie? Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, nein - das ist nicht das Richtige. Sie müssten etwas Vornehmes, Zurückhaltendes tragen." „Nanu" dachte ich. „Die hat wohl keinen gelben Hut und will mir jetzt den Kopf mit etwas anderem verdrehen." Und sie zeigte mir eine Reihe von Hüten - kleine Hüte, große Hüte, Filzhüte, Trachtenhüte, Regenhüte - nein - Regenhüte nein - einen Hut, der wie die Sonne aussieht - eben einen gelben Hut, einen Sonnenhut! Aber einen gelben Hut hatte sie in der Tat nicht zu bieten. Also wieder nichts. So ein Hutkauf hat es eben in sich! Vor allen Dingen, wenn mann einen gelben Hut kaufen möchte, der wie die Sonne aussieht. Halt! Sonne! Drei Straßen weiter gibt es doch ein Sonnenstudio. Vielleicht haben die nicht nur die Sonne selbst sondern auch den passenden Hut.
„Bitte einen Hut, einen gelben Hut, einen Sonnenhut. „Was bitte, einen Hut gegen die Sonne? Wir verkaufen die Sonne und nicht Hüte gegen die Sonne. Bei uns können Sie schön braun werden und brauchen nicht blass bleiben.“ „Komm“, dachte ich, „bei dir hat es keinen Zweck. Ich will nicht braun werden und auch nicht blass bleiben. Ich will nur einen gelben Hut und wie die Sonne aussehen." Hab Sonne im Herzen - schön ruhig bleiben - irgendwo wird es doch wohl eine gelben Hut geben.
Und ich schlenderte etwas in Gedanken die Straße hinunter, über den großen Platz, am Denkmal vorbei - stop! Was hat der aus Stein Gemeißelte für einen schönen großen Hut auf dem Kopf? Nur gelb ist er leider auch nicht! Also weiter.
Und ich kam am Theater vorbei. Das ist die Idee. Im Theater werden viele Stücke gespielt, werden viele Hüte gebraucht, vielleicht auch ein gelber. Man kann ja mal nachfragen, ob nicht die Möglichkeit bestünde irgendwie - mit Verhandlung und so. Na, einfach wird das sicherlich nicht. Nur jetzt hatte das Theater geschlossen. Erst am Abend, wenn der Mond am Himmel scheint, machen die auf. Ob das wohl dann mit der Sonne klappt? Ich weiß nicht. Aber jetzt erst recht. Ungeduldig wartete ich, bis es dunkel wurde, kaufte mir eine Karte für die nächste Vorstellung und setzte mich in den Zuschauerraum. Und in der Tat: Gleich in der ersten Szene erschien ein Mann mit einem herrlich großen, gelben Hut auf der Bühne. Der war es. Also in der Pause zum Direktor und fragen, ob - wenn überhaupt möglich - und was er wohl kosten könne. Ja, der Direktor war nicht der Herr Direktor, sondern der Herr Direktor war der Herr Intendant. Und der Herr Intendant hatte jetzt überhaupt keine Zeit für einen, der einen gelben Hut - und dazu noch im Theater - kaufen wollte. Ich solle doch zum Bühnenmaler gehen, der könne mir sicher einen gelben Hut malen. Aber bitte, wie soll ich denn einen auf Leinwand gelbgemalten Hut aufsetzen? Und wenn ich nicht ein wenig Glück gehabt und den Maskenbildner getroffen hätte, wer weiß - die Geschichte hätte wahrscheinlich nie ein Ende - zumindest kein gutes. Ich trug ihm also mein Anliegen vor. Er nahm mich mit in seine Schminkstube, und wir führten ein langes, überzeugendes Gespräch.
Seine Pinsel waren schnell ausgepackt. Die Farbtöpfe standen noch auf dem Schminktisch, und er schminkte mein Gesicht wie eine Sonne. Endlich konnte ich den Menschen sonnigen Gemütes begegnen. Aber mein Hut?- Der wurde blau; denn der Himmel, an dem die Sonne steht, ist ja auch blau. Seht Ihr, jetzt wisst Ihr, warum der Blauhutmann nicht der Gelbhutmann geworden ist und trotzdem die Sonne nicht nur auf dem Gesicht sondern auch im Herzen trägt.

 

Hallo Eberhard,

diese Geschichte hat mir schon etwas besser gefallen. Ich habe nur vermisst, dass der Prot keine greifbare Person, Tier oder sonstiges Wesen ist. Ich glaube, dass das die Kinder vermissen.
Ich habe die Geschichte jetzt nur etwas mit deinem Beruf in Verbindung gebracht. Und das der Prot eigentlich eine Zeichnung sein soll, wenn ich richtig kombiniere.
Aber hättest du ihn als Strichmännchen bezeichnet, das unbedingt einen gelben Hut haben will, dann wäre der Text und auch deine Ausdrucksweise schon einer Kindergeschichte näher gekommen. Aber so finde ich, ist für Kinder kein greifbares Wesen vorhanden.
Es würde daher auch wieder das gleiche gelten, wie bei dem Text von dem Grün-Gelbling, obwohl mir diese Geschichte hier wesentlich spannender und auch greifbarer erschienen ist. Ich bin mit dem Prot mitgegangen und habe auch ein bisschen mitgefiebert und stellenweise auch grinsen müssen. Also, von daher ist der Text schon ansprechender. Nur ich weiß nicht, mit wem ich diesen Hutkauf erlebt habe.
Und das ist für Kindergeschichten der Hauptpunkt. Kinder müssen wissen, mit wem sie es zu tun haben.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo Eberhard,

mit meinem Nickname muss ich einfach etwas zu deiner Geschichte schreiben :D Also, dann mal los:

Die Idee finde ich witzig. Und auch die Vorstellung eines Mannes mit Sonnengesicht und Wolkenhut gefällt mir gut. Muss Bambu allerdings recht geben: Den Protagonisten solltest du unbedingt beschreiben. So wirkt der Text für mich eher wie eine Vorlage für ein Bilderbuch (was ja nichts Schlechtes ist, nur geht es hier um Kurzgeschichten :) ).

Noch einige konkrete Anmerkungen:

- ein eben nicht gut behütetes Geschäft
Abgesehen davon, dass ich selbst über den Ausdruck "behütetes Geschäft" gestolpert bin, finde ich ihn unnötig. "Kein Verkäufer, kein Hut", ist völlig ausreichend.

Ja, der Direktor war nicht der Herr Direktor, sondern der Herr Direktor war der Herr Intendant.
Dieser Satz wird kleine Zuhörer sicherlich in Verwirrung stürzen;) Würde ich weglassen.

Seht Ihr, jetzt wisst Ihr,
Doppelt gemoppelt.

Die Farbtöpfe standen noch auf dem Schminktisch, und er schminkte mein Gesicht wie eine Sonne. Endlich konnte ich den Menschen sonnigen Gemütes begegnen
Hier stört mich das Wort "endlich". Hatte der Blauhutmann vorher kein sonniges Gemüt? Und was hat ein gelb angemaltes Gesicht mit einem sonnigen Gemüt zu tun? Mir erschließt sich hier kein Zusammenhang :confused:

Seht Ihr, jetzt wisst Ihr, warum der Blauhutmann nicht der Gelbhutmann geworden ist und trotzdem die Sonne nicht nur auf dem Gesicht sondern auch im Herzen trägt.
Also ich weiß jetzt zwar, wieso der Blauhutmann nicht der Gelbhutmann geworden ist, aber wieso er die Sonne im Herzen trägt, weiß ich nicht. :confused:

Liebe Grüße

bluebird

 

Ich danke allen Antwortenden für das rege Interesse an meiner Geschichte. Vielleicht kann ich den Blauhutmann greifbarer machen, wenn die Lesenden auf
www.spielzeug-figur.de gehen. Der Grün-Gelbling ist noch nicht publiziert, wird aber folgen. Ich bin dabei eine entsprechende web-site aufzubauen, habe allerdings an der Seite in den letzten Monaten nichts mehr gemacht. Wird sich ändern. mfg Eberhard

 

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