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Der Billardtisch

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24.04.2003
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Der Billardtisch

"Abend mein Süßer. Was ist los? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen."
Arthur blickte von seiner Tasse kalt gewordenen Kaffees auf und sah seiner Frau in die Augen. Er war tatsächlich kreidebleich.
"Nein...ich habe etwas anderes gesehen."
Jasmin warf ihre Handtasche auf den Küchentresen und setzte sich auf seinen Schoß. Instinktiv spürte sie, dass etwas schlimmes passiert sein musste.
"Was hast du gesehen Schatz?"
Arthur holte tief Luft und griff nach der Tasse, ließ sie dann aber doch auf der Tischplatte stehen. Er zitterte am ganzen Körper.
"Ich habe heute meinen Vater gefunden." - Jasmin, die ihm sanft über sein Haar gestreichelt hatte, verharrte in ihrer Bewegung.
"Was?", quietschte sie grell.
"Ich habe heute Nachmittag den Wandschrank im Keller entsorgen wollen. Ich wollte dich eigentlich mit einem Billardtisch überraschen, da hätte das alte Ding im Weg gestanden, weisst du?", stammelte er. - "Und dann hab ich sie gefunden. Hinter der Schrankwand. Eine Tür, von der ich überhaupt nicht wusste, das es sie gibt. Was soll ich groß sagen, ich habe sie geöffnet und dahinter befindet sich eine kleine Kammer, mit einem Tisch und einem Stuhl darin, so ein ganz antikes Ding aus massivem Holz. Auf dem hat er gesessen und tut es noch immer. Ich habe ihn an seiner goldenen Uhr erkannt, die an seinem Armgelenk baumelt."
Für einen Augenblick herrschte Stille. Dann stand Jasmin von seinem Schoß auf und nahm den Riesling aus dem Kühlschrank.
"Auch etwas zu trinken?"
"Nein, ich möchte nichts."
"Also, ich brauche jetzt eine ganze Menge", sagte sie knapp und ließ fast die Hälfte des Weines in sich hineinlaufen. Sie stieß laut auf und zog sich dann einen der Küchenstühle heran, ehe sie zu einem weiteren, kräftigen Schluck ansetzte.
"Was machen wir denn jetzt?", wollte sie anschließend von ihm wissen.
"Ich habe keine Ahnung...ich habe wirklich nicht die geringste Ahnung."
Er machte eine kurze Pause.
"Hast du ihn umgebracht und da unten versteckt?", fragte er dann plötzlich.
Jasmin fuhr wütend von ihrem Stuhl hoch. - "Wie kannst du das denken? Ich habe das Arschloch genauso gehasst wie du, aber ich bin keine verfluchte Mörderin! Wenn du sowas von mir denkst, dann kannst du mich mal!"
Arthur stand auf und nahm sie fest in den Arm. - "Entschuldige bitte, dass ich gefragt habe. Aber ich kann mir auf diese Sache einfach keinen Reim machen, und wenn wir jetzt zur Polizei gehen, denken die doch, dass wir beide etwas damit zu tun haben. Jeder weiss, wie sehr ich diesen Schweinehund verabscheut habe. Wir haben kein Wort miteinander gesprochen, auch nicht, als er damals dieses Haus hier gekauft hat und nur ein paar Kilometer von uns entfernt wohnte. Der Mann hatte Geld und zwar eine ganze Menge. Niemand wird uns diese bizzare Situation abkaufen. Die denken doch, wir haben uns die Erbschaft erschlichen."
Jasmin begann zu weinen. Wie konnte ein vollkommen normaler Tag nur so plötzlich zu solch einem Albtraum werden?
"Was hat er denn bloß da unten gemacht? Glaubst du, er wurde ermordet?"
"Ich weiss es einfach nicht." - Er verstärkte seinen Griff noch und hielt sie ganz fest. Auch Arthur begann jetzt zu weinen.

***

"So viele Jahre mein Sohn. Ich habe so unendlich viel falsch gemacht. Morgen werde ich mich mit dir versöhnen." - Herbert hatte sich in den kleinen Raum zurückgezogen und studierte jetzt fast schon zwei Stunden lang seine Rede ein. Er hatte mit seinem Sohn seit nunmehr acht Jahren kein Wort mehr gewechselt und wenn er morgen vor seiner Haustür stehen würde, musste alles auf Anhieb klappen. Er nahm einen weiteren Schluck Rum. Die Flasche war beinahe leer. Heute wollte er trinken und morgen wieder all die Fehler ins Reine bringen, die er als Vater begangen hatte. Niemals zuvor in seinem Leben war Herbert so entschlossen gewesen wie jetzt.
Hier unten hatte er seine Ruhe. Kein Telefax, das ablenkte. Kein nervendes Telefon.
Es war später Nachmittag, als er die Flasche vollends geleert hatte und betrunken einschlief.

"Jetzt lass das Ding da stehen und komm. Der Mann wollte es in den Keller haben und da steht es jetzt."
Gerhard kratzte sich am Hintern.
"Und was ist mit der Tür?"
"Na, der Kerl wird das Ding schon dahinstellen, wo er es haben will. Soll er es halt von der Kammer selbst wegschieben. Wir sollten es bloß nach unten schaffen und das ist erledigt. Los jetzt, wir fahren zur Bude, ich hab´ Hunger. Die Schlüssel kannst du oben in den Briefkasten schmeißen."
Ein letztes Mal sah Gerhard zu dem Schrank. Hatte er gerade ein Geräusch gehört? Nein, sicher nicht.
"Na denn mal los."

 

Tach Cerberus,

nachdem Du Dich so oft meiner Geschichten angenommen hast, jetzt auch mal eine Kritik von mir.
Das hast Du nun davon :D


Die Geschichte hat mich recht gut unterhalten. Flüssig erzählt. Mir sind auch beim ersten Lesen keine Rechtschreibfehler aufgefallen.


Dann stand Jasmin von seinem Schoß auf und nahm den Riesling aus dem Kühlschrank.

Diese Banausen :eek:
Solchen Leuten sollte man den Wein verbieten ...


Ein Verständnisproblem habe ich:

Artur und Jasmin wohnen jetzt im Haus seines Vaters?
Sicher galt er als vermisst.
Hätte man da dem Sohn die Erbschaft übertragen können?
Wenn es so sein sollte, dass der Sohn sein Erbe angetreten hat (obwohl ja bekannt war, wie sehr er ihn hasste), hätte der Vater vorher für tot erklärt werden müssen.
Bevor das geschehen wäre, hätte die Polizei doch aber sicher das ganze Gebäude samt Grundstück unter die Lupe genommen.
Auch wenn man den Vater offiziell für tot erklärt hätte, er war seit Jahren bekanntermaßen mit dem Sohn zerstritten. Wenn ein Testament existiert hätte, wäre der doch sicher nicht berücksichtigt worden.


Ansonsten ist die Geschichte schön fies: der Mann durch einen dummen Zufall lebendig "begraben".
Hat mir gefallen.

Gruß

RaG

 

Nabend Cerberus,

also das hat mich echt nicht vom Hocker gehauen. Gut, der Schreibstil ist solide und wohl fehlerfrei, das ist aber auch schon alles.

Ein tragisches Unglück ist es mit dem armen Vadder zweifellos, aber großes Interesse oder Grusel werden nicht geweckt. Du erzählst, wie er entdeckt wird und dann einfach, wie es passiert ist. Das ist mir zu stumpf.

Meine Idee dazu: Du fängst aus der Sicht des Vaters an und erzählst, wie sich die Stunden und Tage in seinem Gefängnis hinziehen, die Qual und Verzweiflung. Dann blendest du über zu zwei Personen, wie sie das Zimmer entdecken. Und erst zum Schluss wird klar (vielleicht anhand der Uhr), wer dort einzieht und dass der Tote der Vater ist. Und der Schlusshammer sitzt, wenn du es gut erzählst.

Grüße
Peter

 

Morgen Cerberus!:D

Eine Story ohne Hintergedanken, gradeaus erzählt und dem Leser die Pointe vor den Latz geknallt, was?

Hat bei mir nicht gewirkt, wie bei meinem Vorredner auch nicht. Zuwenig, woran man sich festhalten kann. Die Geschichte an sich kann es nicht sein, da dürften wir uns einig sein. Sie ist nicht ausgebufft genug. Du hättest viel mit deinem altbewährtem Stil rausgerissen, hier hätte er gepasst. Ich wage zu behaupten, die Pointe wäre gut rübergekommen, wenn du das Ganze auf deine Art eingepackt hättest.

Zur Mitte glaubte ich, eine Art "Höllenhaus" von Mathesen vor mir zu haben. Da sitzt auch der Hausherr tot in einem unentdeckten Nebenzimmer, und terrorisiert die Bewohner als Geist. War aber nicht, du beschreibst nur, statt zu erzählen.

Abend mein Süßer.

n' fehlt vorneweg und dazu ein Komma.

Du siehst aus
und sah seiner Frau

Zweimal sehen, klingt vielleicht ein wenig unschön, wie wär's mit blicken?

setzte sich auf seinen Schoß. Instinktiv spürte sie, dass etwas schlimmes passiert sein musste.

Was ist schlimmes in seinem Schoß passiert?:cool:

Eine Tür, von der ich überhaupt nicht wusste, das es sie gibt.

Natürlich ein Flüchtigkeitsfehler, dass.

Das war so weit alles, was ich gefunden habe, ich habe allerdings auch nicht gesucht.

Fazit: Eine solide Story, die allerdings nicht über das Mittelmaß hinausgeht, hatte mehr von dir erwartet.

Viele Grüße von hier!

 

Hallo Cerberus!

Es gibt leider nur ein wirkliches Kompliment, dass ich dir machen kann: Der Titel ist schlichter, kürzer, besser und naheliegend.

Ansonsten kann ich dieser Geschichte leider nur wenig abgewinnen. Vor allem den letzten Teil hast du wohl zu unsorgfältig hingeschrieben - das heisst nicht, dass 'Fehler' drin wären, aber der Inhalt wirkt nicht.

Zum Stil. Ich kann ihn weder besser noch schlechter finden. Du wechselst einfach die Zielgruppe, denke ich. Es ist wie wenn ein auf Frauentaschen spezialisierter Laden auf Sportrucksäcke umsteigt. Der andere Stil ist sicher witziger, aber mit diesem kannst du den Inhalt oft besser rüberbringen, falls der Inhalt an sich das Potenzial hat.

Das fand ich eigentlich nett, dass du mal anders ausprobiert hast.

Was mich am meisten gestört hat ist, dass der Kasten einzig und allein den Sinn hat, den alten Mann einzusperren.
Und weisst du, wie die Lösung dieses Problems heisst: Den Kasten gibt es nicht, aber dafür ein Versöhnungsgeschenk grösseren Ausmasses, vom Vater für den Sohn. Der Vater - der ja reich ist - schenkt dem Sohn, wissend, dass der ein Faible für Billiard hat, einen Billiardtisch.

Bist du einverstanden, dass der Billiardtisch selbst ein viel besserer Kasten wäre?
Natürlich müsstest du dann ein paar Sachen auch im oberen Teil ändern, aber mE würde sich das schon sehr lohnen.

Ein anderes Problem des Textes ist, dass zu viel erzählt wird. Ich gebe es zu, der Dialog ist solid, aber er ersetzt doch nicht überall gleichwertig das Geschehen.

Immerhin bin ich der Meinung, die Geschichte verdient eine Überarbeitung - es sei denn du hast viel bessere Ideen auf Lager, die du sorgfältig herausarbeiten und optimieren willst.

mfg,

Van

 

Hallo zusammen!

Sorry, dass ich erst jetzt schreibe, aber ich war übers Wochenende mal wieder in Dortmund und da komme ich nie dazu.
Ach Quatsch! Wollte die Geschichte bloß zurück an erste Stelle holen :D

@RaG

Artur und Jasmin wohnen jetzt im Haus seines Vaters?
Sicher galt er als vermisst.
Hätte man da dem Sohn die Erbschaft übertragen können?

Ähm tja...so ein Text hat da natürlich auch immer so ein bisschen was phantastisches :) Na gut, habe über dieses Problem ehrlich gesagt erst nachgedacht, als ich schon fertig geschrieben hatte und da wusste ich dann net mehr, wie ichs umändern sollte.
Freut mich aber, das dir der Text ganz gut gefallen hat, wenn du wohl auch der einzige bist, dem das so geht :)

nachdem Du Dich so oft meiner Geschichten angenommen hast, jetzt auch mal eine Kritik von mir.
Das hast Du nun davon

Hoffe aber, du hast diesen Text hier jetzt nicht bloß gelesen und kommentiert, weil ich schon ein paar Mal etwas zu deinen Geschichten beigetragen habe. Das brauchst du nämlich nicht, ich lese dein Stories gerne.

...also das hat mich echt nicht vom Hocker gehauen. Gut, der Schreibstil ist solide und wohl fehlerfrei, das ist aber auch schon alles.

Mir gefiel die Idee, aber scheinbar habe ich dann ein wenig zu überstürzt gehandelt.

Meine Idee dazu: Du fängst aus der Sicht des Vaters an und erzählst, wie sich die Stunden und Tage in seinem Gefängnis hinziehen, die Qual und Verzweiflung.

Genau das wollte ich allerdings vermeiden. Die Pointe sollte möglichst plötzlich kommen, hätte ich dann noch seitenlang weitergeschrieben - wenn ohnehin schon jeder weiss, woraus es hinausläuft - wäre die Geschichte wohl noch langweiliger geworden, als sie es (scheinbar) schon ist.

Und erst zum Schluss wird klar (vielleicht anhand der Uhr), wer dort einzieht und dass der Tote der Vater ist. Und der Schlusshammer sitzt, wenn du es gut erzählst.

Also quasi umgekehrt, meinst du. Hmmm...dann bräuchte ich die Uhr aber auch nicht mehr zu erwähnen, denn jeder wüsste sofort, um wen es sich bei dem Toten handelt.

@Hanniball

Eine Story ohne Hintergedanken, gradeaus erzählt und dem Leser die Pointe vor den Latz geknallt, was?

Um es ohne vorgehaltene Blume zu sagen : Ja :D

Du hättest viel mit deinem altbewährtem Stil rausgerissen, hier hätte er gepasst. Ich wage zu behaupten, die Pointe wäre gut rübergekommen, wenn du das Ganze auf deine Art eingepackt hättest.

Arrrrggghhhh!!! Wie mans macht, isses falsch. Da hab´ ich mich ausnahmsweise mal an einer Story in "gewöhnlicher" Schreibweise versucht und plötzlich wird der alte Stil zurückgewünscht. Aber okay, ich werde dieser Bitte nachkommen. Wahrscheinlich war es in diesem Fall einfach nicht das Richtige, mich zu verstellen. Liegt mir scheinbar nicht.

Fazit: Eine solide Story, die allerdings nicht über das Mittelmaß hinausgeht, hatte mehr von dir erwartet.

Dafür kommt als nächstes aber wieder ein Hammer! Mir spukt da seit heute Mittag eine sehr interessante Idee im Schädel herum, aus der sich sicher einiges machen ließe. Dann auch wieder in meinem gewohnten Stil.
Werde gleich schon anfangen zu schreiben (und wie ich mich kenne gleich auch schon fertig sein :D ). Mich juckts ganz gewaltig in den Fingern.

@VanHorebeke

Es gibt leider nur ein wirkliches Kompliment, dass ich dir machen kann: Der Titel ist schlichter, kürzer, besser und naheliegend.

Findest du? Ich war mir bezüglich des Titels nicht ganz sicher, denn schließlich wird der Billardtisch ja nur einmal im gesamten Text erwähnt und spielt eigentlich auch keine größere Rolle. Allerdings verrät der Titel nichts über den Inhalt und mir ist, ehrlich gesagt, diesesmal auch nichts anderes eingefallen.

Zum Stil. Ich kann ihn weder besser noch schlechter finden. Du wechselst einfach die Zielgruppe, denke ich. Es ist wie wenn ein auf Frauentaschen spezialisierter Laden auf Sportrucksäcke umsteigt.

Sehr galant ausgedrückt! :D

Bist du einverstanden, dass der Billiardtisch selbst ein viel besserer Kasten wäre?
Natürlich müsstest du dann ein paar Sachen auch im oberen Teil ändern, aber mE würde sich das schon sehr lohnen.

Also, du meinst das folgendermaßen : Der Vater bestellt einen Billardtisch für seinen Sohn, dieser wird dann - während er in der Kammer liegt und betrunken schläft - von den Möbelpackern direkt vor der Tür abgestellt?
Das würde voraussetzen, das sein Sohn bereits in dem Haus wohnt, wobei ihm diese Sache dann aber auffallen müsste, da man die Tür ja erstens noch sehen kann und sich zweitens ein Billardtisch, der mit einer Seite direkt an der Wand steht, nicht allzu gut für ein Spiel geeignet ist. Wenn dein Vorschlag allerdings so zu verstehen ist, das der Vater den Tisch verschenken möchte, weshalb sollte er ihn dann umständlicherweise erst noch im Keller abstellen lassen?
Du verstehst das Problem?

Immerhin bin ich der Meinung, die Geschichte verdient eine Überarbeitung - es sei denn du hast viel bessere Ideen auf Lager, die du sorgfältig herausarbeiten und optimieren willst.

Nein...sie ist nicht gut angekommen und die Pointe bereits bekannt. Ich bin ohnehin kein großer Fan von rundum Überarbeitungen und ich denke, dass es in diesem Fall nicht mehr viel nutzen würde. Außerdem will ich ja jetzt endlich meine oben erwähnte Idee niederschreiben und diesesmal wird es dir sicher wieder besser gefallen, versprochen!

Euch allen vielen Dank für die ausführlichen Kommentare!!!

Bis dahin

Cerberus

 

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