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Der Bettler

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09.06.2003
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Der Bettler

Die Kletterstange

Über den Wolken hätte er umherfliegen können, durch die endlosen Weiten der Luft. Aber das wollte er gar nicht. Ihm genügte es in seinen Träumen neben der Kletterstange empor zu schweben, so dass er es allen zeigte und im Mittelpunkt stand. Dieser Traum, den Gerd komischer weise in seinem Kopf behalten hatte, den er irgendwann als Kind geträumt hatte, beschäftigte jetzt seine Gedanken. Verwunderlich war ja schon, dass er sich überhaupt noch an ihn erinnerte, wo es doch so viele Erlebnisse aus der Kindheit und so viele Träume, denen er sich nur Sekunden nach dem Aufwachen vergegenwärtigt hatte, nie gegen hatte.
Gerd ließ den Kopf gegen die Scheibe fallen, so dass er sich nach einer Sekunde der leeren Furcht, aufprallte, einen leichten Schmerz am Kopf verspürte, viel glimpflicher als erwartet, und dann an der Scheibe erzitterte, fuhr der Bus doch über holprige Straßen.
Wie sehr wünschte er sich doch das alles zurück, die geordnete, trotzdem grenzenlose Kindheit, wo Mutter und Vater noch unfehlbar waren, wo man täglich neues entdeckte, wo man durch pure Euphorie und Gedankenschwelgerei, durch Träumereien, im Nu eine eigene Welt erschaffen konnte, voller Überraschungen, voller Zuversicht, voller Grenzenlosigkeit.
„Sie glauben mir doch?“ fragte ein Bettler, der soeben seine Geschichte von Reichtum und Geld, von Wohlstand und Sorglosigkeit erzählt hatte, durch einen groben Vertrauensbruch der Bank, die ihn ans Messer liefern wollte, beraubt. Gerd hatte aber kein Wort der Geschichte verfolgt, in Gedanken versunken hatte er sogar das Brummen des Busses ausgeblendet. Seine Höflichkeit zwang ihn aber zur Antwort, auch, wenn er, wie er wusste, einem Bettler, einem Gescheiterten, einem Nichts, keine Rechenschaft schuldig war. „Natürlich glaube ich ihnen“ gab er dem Bettler in nachdenklichen und daher um so überzeugenderen, langsamen Sätzen zur Antwort. Der Bettler sah ihn mit Genugtuung und einem vor Dankbarkeit zu einer sanften Grimmasse verzerrtem Gesicht an. „Wissen sie, bis jetzt hat mir noch niemand geglaubt! Obwohl es die Wahrheit ist! - Wenn mir nicht Unrecht geschehen wäre, säßen sie jetzt mit größter Hochachtung neben mir, es wäre ihnen eine Ehre, neben mir sitzen zu dürfen! - Wenn mir nicht Unrecht geschehen wäre, seufzte der Bettler wieder im gewohnten, traurigen Tonfall „Aber es ist mir doch auch so eine Ehre neben ihnen zu sitzen, werter Herr! Wo wäre denn die Welt, wenn wir nur auf das Geld schauen würden, sie scheinen mir ein netter Mensch zu sein!“ „Pah,“ wehrte der Bettler ab und wendete den Kopf verächtlich von ihm ab. „Ich dachte sie glaubten mir, ich habe wirklich gedacht, sie würden mir glauben!“

Gerd war es nicht wichtig, mit diesem Bettler zu plaudern, ein Gespräch hätte ihn unterhalten können, leiten können, durch die dunkele Nacht. Doch wenn ihn dieser Bettler als Lügner entlarvte - das stand ja noch nicht mal einem gleichgestellten zu - und noch dazu aus dem Mund stank, ja überhaupt stank und ungepflegt anzusehen war, wie man es eben von einem Bettler erwarten musste, was ihm aber im ersten Moment alles gar nicht aufgefallen war, bestand wirklich kein Grund diesen Mann in seiner anmaßenden Art noch zu unterstützen, noch ein weiteres Wort an ihn zu verschwenden.
Auch Gerd drehte also den Kopf wieder zum Fenster und sah die Bäume, die Sträucher, die Laternen und Häuser an sich vorbei rasen, Menschen rasten zu dieser Zeit kaum.
Er hätte sich gerne auf einen anderen Platz gesetzt, nur weg von diesem stinkenden, alten, langhaarigen Mann, der anmaßend und lästig war, der am besten gar nicht existierte, dachte Gerd und rümpfte die Nase, während er mit demonstrativ starrem Blick aus dem Fenster starrte. „Aber du brauchst dich doch nicht dafür zu schämen, dass du mir nicht glaubst! Viele geben vor, mir zu glauben, sie sind mir lieber als die unfreundlichen, die mich mit einem kühlen "Nein“ abservieren, sie sind die gutherzigen Menschen, denen die Zukunft gehört.“ Die Worte des Bettlers vielen in die leere Pause, unterstrichen, vom Motorengebrumme des Busses, die der Bettler Gerd für versöhnende Worte offen gelassen zu haben schien.
„Du glaubst mir schon wieder nicht, aber dafür kannst du nichts, ich verzeihe dir! Natürlich glaubst du mir nicht, wie könntest du auch! Ich hätte mir auch nicht geglaubt, als ich noch reich war, viel reicher als du es jetzt bist! Ich weiß noch nicht einmal, ob ich mich nicht selbst mit einem "Nein" abgefertigt hätte, damals. Aber ich werde schon wieder empor klettern, du wirst sehen, nein, schade, dass wir uns nicht mehr begegnen! Ich habe viel Pech gehabt, einiges selbst verschuldet, gib mir zwei Jahre um den Schmerz zu verdauen!“ „Pah! Um den riesigen Kater loszuwerden, den du immerfort ernährst, gebe ich dir zwei Jahre, wenn du mit dem Trinken jetzt aufhörst,“ konnte sich Gerd jetzt nicht mehr beherrschen zu sagen, blickte weiterhin aus dem Fenster, wie die Arztpraxis seines Hausarztes vorbeizog. Nun vernahm er ein leises, aber dafür umso hastigeres Schnauben, aus derselben Richtung, des beißende Alkoholgeruchs, den er nur einen Augenblick zuvor bemerkt hatte. „So geht es mit dir nicht weiter!“, sagte der Alte, du schuftest, Tag ein und Tag aus, alles was du dafür bekommst, ist ein Bruchteil dessen, was ich am Tag verdient habe! Du bist ein Knecht, nicht mehr als ein billiger Knecht, der sich täglich abschuftet, mit dem niemand etwas zu tun haben will, den jeder mit seinen Problemen alleine lässt! Ich, der in letzter Zeit nicht viel zu tun habe, dachte mir, eines solchen Falls könnte ich mich doch annehmen, wo ich in letzter Zeit doch nicht ganz ausgelastet bin! Doch du, in deiner Kurzsicht erkennst die Gelegenheit nicht, spielst dich auf wie einer, der vor lauter Selbstmitleid die rettende Hand vor dem Abgrund hinweg schlägt, weil er zu eitel ist, sich helfen zu lassen!“ Das wusste ich schon damals, Gerd Schulz, als du vom Fliegen träumtest, aber keinen Ehrgeiz hattest die Stange zu erklimmen!“ Nun stand der Bettler ruckartig auf, verabschiedete sich mit den Worten „Es tut mir leid für dich, ich hab es versucht!“ und stieg aufrecht gehend an der Haltestelle aus, die eigentlich Gerds war. Während der in die ungewisse, dunkle Nacht fuhr.

 

Hallo popla, und erstmal herzlich willkommen auf kurzgeschichten.de! :cool:

Folgendes ist mir an Deiner Geschichte aufgefallen:

Der erste Absatz liest sich holprig. Die Sätze sind lang und verschachtelt. Ich muss sie zweimal lesen, um sie zu verstehen. Warum? Viele Konjunktive und Plusquamperfekt verursachen zahlreiche Hilfsverben wie hätte, könne, hatte. Ich persönlich versuche so etwas zu vermeiden - ein brauchbarer Kunstgriff ist oft innerer Monolog, oder eine Rückblende. Man kann das dann kursiv absetzen.

Es sind Flüchtigkeitsfehler drin: nie gegen hatte -> nie gegeben hatte; umherfliegen -> umher fliegen (neue Rechtschreibung), ihm genügte es in... -> Komma hinter es, an den ihn erinnerte -> Bezug funktioniert nicht, umschreiben.

Die ganzen verschachtelten Satzkonstruktionen verbergen den Inhalt des ersten Absatzes beim ersten Lesen völlig. Man ist so sehr damit beschäftigt, die Wörter auseinander zu klamüsern, dass man gar nicht dazu kommt, den Inhalt zu erfassen.

Nach dem ersten Absatz gibt es weiterhin zahlreiche Flüchtigkeitsfehler, die Dir sicher auffallen, wenn Du den Text nochmal in Ruhe durchliest, deshalb werde ich hier nicht alles aufführen. Offenkundig hast Du einige Sätze editiert, aber nur halb, wodurch einige Wörter fehl am Platze sind.

genauso wenig, gelauscht, wie er... Das versteht man so: Er hat nicht gelauscht und er hat auch die Geräusche nicht ausgeblendet. Du meinst aber etwas anderes, denke ich.

"...an sich vorbei rasen, Menschen rasten zu dieser Zeit kaum." -> gefällt mir gut.

mit einem kühlen „NEIN“ abservieren -> Zitieren innerhalb wörtlicher Rede mit einfachen Anführungszeichen

So, nun bin ich am Ende. Da wird die Geschichte wirklich seltsam, ich weiß ehrlich gesagt aber gar nicht genau, wer wann eigentlich spricht und worüber, woher der Bettler den Gerd Schulz nun eigentlich kennt, was er mit "ich hebe es versucht" meint, warum Gerd nicht an seiner Haltestelle aussteigt... die einzige vage Erklärung, die mir einfällt, ist die einer Persönlichkeitsspaltung: Gerd ist der Bettler, er träumt von der Vergangenheit und stellt sich vor, wie er wäre, wenn er nicht zu einem Bettler geworden wäre. Das ist durchaus eine interessante Idee, aber ich finde, dass man das klarer umsetzen kann, denn ich weiß nicht, ob es jeder so versteht.

Nochmal zurück zum sprachlichen: Du liebst offenbar lange Sätze mit zahlreichen eingeschobenen Nebensätzen. Dabei kommst Du offenkundig selbst manchmal durcheinander. Nimm doch bitte etwas Rücksicht auf Deine Leser. Du willst doch eine Geschichte erzählen. Da ist es extrem hinderlich, wenn der Leser sich durch zahlreiche Nebensätze wurschteln muss und der Inhalt flöten geht. Weniger ist oft mehr!

Der Zusammenhang zwischen dem Traum mit der Kletterstange und dem Rest der Geschichte ist mir nicht ganz klar. Ich könnte mir vorstellen, dass das mit den unerreichbaren Zielen (Träumen) des Bettlers zusammenhängt.

Also, wenn Du die Geschichte sprachlich überarbeitest, so dass sie sich leichter lesen lässt, und wenn dadurch vielleicht sogar automatisch klarer wird, was eigentlich geschieht (ein paar Absätze wären auch hilfreich), dann ist sie gar nicht schlecht.

Fazit: Sprachlich zu verschachtelter, holpriger Satzbau, inhaltlich interessanter Ansatz, aber nicht ganz verständlich.

Uwe

 
Zuletzt bearbeitet:

Vielen dank für diese sehr konstruktive Kritik! Ich werde das Ganze mal überarbeiten.....

edit: Also ich hab das etwas überarbeitet, gibt es noch eine Sache, die stört?

 

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