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Der Beginn einer großen Liebe, aber hoffentlich das Ende dieser Geschichte ...
Der Beginn einer großen Liebe, aber hoffentlich das Ende dieser Geschichte ...
Endlich waren sie allein im Behandlungszimmer.
Diese Chance durfte sie nicht ein zweites Mal ungehindert verstreichen lassen!
„Herr Doktor Müller, ich wollte Ihnen unbedingt schon die ganze Zeit etwas sagen!“
„Was denn, Lernschwester Heidelinde?“
Heidelinde druckste ein wenig herum, dann sagte sie schüchtern:
„Ich ... ich liebe Sie!“
„Bitte?“
Sein gehauchtes „Bitte“ versetzte sie in tiefe Erregung, tausend widersprüchliche Gefühle drangen in ihre Brust und gesellten sich zu dem pochenden Schlag ihres kleinen, verliebten Herzens.
„Ja, mein Gott! Es ist wahr! Ich kann nicht mehr! Ich muss es Ihnen sagen! Ich liebe Sie! Nie zuvor habe ich einen Chefarzt so sehr geliebt! Wenn Sie morgens die Visite machen und meinen Namen nennen, spüre ich den Schauer des Verlangens über mich kommen! Wenn Sie nur ihr Stethoskop anlegen, beginnt mein ganzer Körper vor Verlangen zu vibrieren! Ich habe diese Gefühle schon seit langem, schon als Sie damals die Darmverschluss-Notoperation an einer der Lieblingsfrauen des Sultans von Bahrein durchgeführt haben!
Es hätte zu schweren internationalen Verwicklungen führen können, wäre ihr etwas geschehen, die Truppen des Sultans lieferten sich ja schon die ersten Scharmützel mit dem Bundesgrenzschutz, aber Sie haben ruhig und souverän gehandelt, während der Diener des Sultans unablässig den Krummsäbel gegen Ihre Kehle gepresst hielt.
Als ich damals neben ihnen stand und assistierte, spürte ich: Mit diesem Chefarzt willst Du den Rest Deines Lebens verbringen! Oh, bitte, Ethelbert, stoße mich nicht fort, ich liebe Dich so sehr!“
Bittere Tränen, aus der Angst vor Abweisung entsprungen, benetzten ihre Alabasterhaut, verliefen scheu über ihre Wangen und sammelten sich an ihrem jungfräulichen Kinn.
„Bitte nicht weinen, Kleines! Meine liebe, kleine Lernschwester!“
Ethelbert schluckte schwer, er war offensichtlich innerlich sehr aufgewühlt.
„Ich liebe Dich!“
„Oh Heidelinde!“, flüsterte Dr. Müller dann und strich ihr sanft eine Strähne ihres güldenen Haares aus dem Gesicht, was ihre Haut zart erröten ließ.
„Wie oft habe ich in meinen Träumen gehofft, Du würdest diese Worte zu mir sagen! Wie oft habe ich Dich in meinen Träumen berührt!“
„Oh Ethelbert! Ethelbert!“ flüsterte sie immer wieder.
Ethelbert wandte sich nun betrübt ab. Er schlug den rechten Arm vor die Augen und fragte bitter:
„Aber was willst Du denn mit mir Krüppel? Du bist so wunderschön, Du könntest jeden Chefarzt haben, den Du willst! Kannst Du mich denn überhaupt lieben, Heidelinde? Mit meinem steifen Bein, das ich zurückbehalten habe, als ich den brennenden Kinderwagen zum Fluss schob und dabei von dem betrunkenen Armenier angefahren wurde, der das Heroin geschmuggelt hatte?“
„Gerade dafür liebe ich Dich doch! Ich will für immer bei Dir sein!“
„Oh Heidelinde! Du machst mich so glücklich!“
Nach allen Wirrungen hatten sie nun also doch noch zueinander gefunden: der rüde, verbitterte Chefarzt, der am frühen Unfalltod seiner Frau und der folgenden Anklage wegen fahrlässiger Tötung, da er nach dem Reifenwechsel aufgrund eines Blutgerinnsels im Kopf kurzzeitig sein Gedächtnis verloren und die Schrauben nicht mehr angezogen hatte, fast zerbrochen war ... und die wissbegierige Lernschwester.
Vergessen war Sybille, die ihr Glück fast zerstört hätte, als sie den Vorfall mit Peter bei der Klinikleitung öffentlich machen wollte. Vergessen war Max, der Peter wegen der selben Angelegenheit hatte erpressen wollen, beide waren sie ihrer gerechten Strafe nicht entgangen, als sie versehentlich gegen das Regal mit den Säuren stießen, während sie sich um das Geld gestritten hatten.
„Ich liebe Dich so sehr, mein kluger Chefarzt!“
„Und ich liebe Dich, meine wissbegierige Lernschwester!“
In orgiastischer Verzückung fielen sie übereinander her, um im Moment des kleines Todes die höchste aller Wonnen zu erreichen ..
Vergessen war der mysteriöse Notfallpatient, der kurz vor seinem Tode Ethelbert des Mordes bezichtigt hatte.
Vergessen war Lernschwester Rosemarie, die Ethelbert der sexuellen Nötigung bezichtigt hatte und ihm ihr Kind unterjubeln wollte, bei dem glücklicherweise eine seltene Erbkrankheit diagnostiziert worden war und das deshalb nicht von ihm gewesen sein konnte.
Vergessen die groß anlegte Intrige von Professor Dr. Lösner-Klüsenbach, der die Krankenakten manipuliert hatte, um Ethelbert Müller das Nierenversagen des Komapatienten auf Station 83 B als Behandlungsfehler anlasten zu können.
Sicher eine der schwersten Prüfungen, die er hier im Klinikzentrum Amrum zu bestehen gehabt hatte.
Nur durch Zufall war ja in letzter Minute der in Peru als verschollen gegoltene Halbbruder Lösner-Klüsenbachs aufgetaucht, der bezeugen konnte, dass sein Bruder schon lange einen Groll gegen Ethelbert gehegt hatte, nachdem er seine Exfrau auf der Weihnachtsfeier nackt mit ihm im Gemeinschaftsraum ertappt hatte.
Er hatte doch nie die offensichtliche Wahrheit sehen wollen: dass nämlich seine Frau mit ihrem Abendkleid an einem großen, vorstehenden Nagel hängen geblieben war und Ethelbert Müller nur hatte helfen wollen. Dass sie dann gestürzt waren, wobei das Kleid leider völlig zerriss und im Fallen ihre gesamte Fraulichkeit entblößte. Er hätte doch wissen müssen, das Angelique niemals Unterwäsche unter ihrem Abendkleid getragen hätte, damit sie sich nicht unter dem seidigen Stoff ihres Kleides abzeichnete!
Die Tatsache, dass Ethelbert Müller nur aufgrund seines steifen Beines so unglücklich auf sie gestürzt war, dass er mit dem Gesicht mitten im Venushügel zwischen ihren Beinen gelandet war, eben in dem Moment, in dem Lösner-Klüsenbach den Raum betreten hatte!
Durch seinen kurzzeitigen epileptischen Anfall war NATÜRLICH die Zunge hervorgetreten, aber wieso hatte Lösner-Klüsenbach das so schmutzig-ordinär interpretieren müsen?
Ethelbert Müller war immer ein Ehrenmann gewesen!
Lösner-Klüsenbach war in seinem Hass und seinem geringen Selbstwertgefühl jedoch einfach zu verbohrt.
Er hatte die Wahrheit einfach nicht sehen wollen ...
Während ihre feuchten, schwitzenden Leiber aufeinander lagen und sein männlicher Duft ihr fast die Sinne raubte, hauchte er ihr ins Ohr:
„Und es macht Dir wirklich nichts aus, dass ich Nylons trage, Kleines?“
„Nein, ich liebe Dich so, wie Du bist, Ethelbert! Lass die Nylons zum unzertrennbaren Band unserer Liebe werden ...“
„Oh Heidelinde! Heidelinde! Du machst mich zum glücklichsten Chefarzt der Welt!“
Vergessen waren nun all die Ängste, die er hatte ausstehen müssen, als er glaubte, seine geliebte Heidelinde, der er seine Liebe zu dem Zeitpunkt noch nicht gestanden hatte, könnte sich mit HIV infiziert haben, als der Süchtige mit der verunreinigten Spritze im Drogenrausch auf sie losgegangen war, obwohl sie ihm zuvor durch den beherzten Luftröhrenschnitt das Leben gerettet hatte.
Stunden später und immer noch benommen vom Rausch der Liebe, den sie so sehr genossen hatten, zogen sie sich schweigend an. Beiden war klar, dass sie sich aufgrund der Brandschutzvorschriften hier keine Zigarette anzünden durften, aber es war auch nicht nötig: sie hatten einander, das war Droge genug ...
„Wird unsere Liebe denn immer alle Hindernisse und Widrigkeiten überstehen?“
„Das wird sie, Ethelbert!“
Beschämt senkte er den Kopf.
„Aber auch die Sache mit ... Du weißt schon?“
Zärtlich strich sie ihm mit ihrer feingliedrigen Hand über die ergrauten Schläfen.
„Ethelbert, dieses Kind war aus dem Jugendvollzug entflohen und hatte in Dir seinen Ersatzvater gesehen.
Es war enttäuscht, als es erkennen musste, dass Du diese Rolle nicht ausfüllen konntest und wollte sich rächen, indem es der Betreuerin vom Jugendamt erzählte, Du hättest Dich vor ihm entblößt.“
„Ja, aber ...“
„Sprich nicht weiter, Liebling! Dich trifft doch keine Schuld daran, dass die Betreuerin vom Jugendamt, als sie Dich aufsuchte, über das Geländer im Treppenhaus stürzte und sich das Genick brach.“
Er lachte bitter.
„Ja, wir beide wissen das! Aber wird mir auch der Richter Glauben schenken?“
„Das wird er! Da bin ich mir sicher!“
"Du weißt, dass er mir seit damals ewige Feindschaft geschworen hat, als ich nichts mehr für seinen Jungen, der an Myxomatose erkrankt war, hatte tun können?“
„Ich weiß, Ethelbert! Ich weiß! Irgendwie weiß ich aber auch, wobei Du mich nicht fragen darfst, woher ich diese Gewissheit nehme: es wird sich für uns immer alles zum Guten wenden ...“
Seine Lippen berührten nun wieder vorsichtig suchend die ihren und sie spürte, dass ihre Beine nachgaben.
So ließ sie sich bereitwillig in seine muskulösen Arme sinken, in denen er sie sicher und geborgen hielt
„Lass mich nie wieder los, Ethelbert!“
Sie schlangen die Arme umeinander und Heidelinde wünschte, dass dieser Moment ewiglich anhielte ...