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Der Bann der Wassernixe

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28.01.2025
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Der Bann der Wassernixe

Das hohe Gras der Küste wiegte sich in dem zartem Atem des Meeres und ganze Seen an Klee und Wildblumen schillerten in den unterschiedlichsten Farben durch die weite grüne Decke hindurch. Jeden Frühling kam ich an diese Stelle und schaute sehnsüchtig die steile aber nicht allzu tiefe Klippe hinunter.

Das Licht und die Luft des Frühling gab dem Meer eine tiefe und unnatürliche Klarheit.
Weit in die Tiefe konnte ich von hier aus gucken und ich zählte die zahlreichen bunten tropischen Fische, die sich alle male in ihrer Buntheit und Schönheit mit den lebendigsten der Wildblumen messen konnten.

Riesige schillernde Riffe von Korallen und Unterwasserpflanzen bedeckten die Grunde des Meeres. Ich war mir sogar sicher die verschiedenen Wasserströmungen mit meinem bloßen Auge ausmachen zu können.
Die Temperaturunterschiede färbten die Strömungen entweder heller oder dunkler und meine These wurde durch die Flugfische und Schildkröten bestätigt, die schwungvoll der von mir vorhergesagten Bahn folgten.

In meiner Neugier schweifte mein abartig geschärfter Blick weit, weiter als der Blick eines Menschen jeweils hätte schweifen dürfen. In die Untiefen des Marianengraben habe ich geblickt und doch sollte mein Untergang aus den nahen und hellen Gewässern der Küste kommen.

Von dem kleinsten Krill bis zu den riesigsten Untieren aus Legenden und Schauergeschichten ich habe sie alle gesehen.

Meine Augen haben Dunkelheiten erleuchtet, Wesen gesehen, Wissen erlangt was schrecklicher und abscheulicher nicht sein könnte und doch liegt mein größter Schauer, meine größte Angst nun in der abartigen und ungebremsten Schönheit einer Dame. Einem Kind des Meeres das all mein Verlangen nach Vollkommenheit und Schönheit widerspiegelte und mich somit an meinem wundesten Punkt traf.
Meinem Wunsch nach Hoffnung. Mein Wunsch mehr zu sein als nur ein flüchtiges kleines Licht auf der Leinwand unseres Universums was in der kurzen Spanne eines Lebenszyklus am Horizont vorbeizieht und in einer kleinen ungewichtigen Explosion in unausweichlicher Vergessenheit mündet.

So kam es, dass ich auf sie stieß. Mein Blick schweifte wieder in den untiefen des Meeres und ich war grade dabei ein Zeichnung einer bis Dato unbekannten Fischart anzufertigen, da nahm ich ein leises melodisches Summen wahr, was so engelsgleich war, das ich unverzüglich meine Studien beiseite legte und anfing mit meinem Blick den Meeresgrund nach dem Klang abzusuchen.

Da ich jedoch nichts finden konnte, wendete ich mich wieder meinen Studien zu, konnte jedoch diesen Klang nicht aus meinem Kopf verdrängen. Die helle wohlklingende Melodie hinterließ einen süßlichen Geschmack auf meiner Zunge, beinahe wie Honig und ich konnte mich nicht davon abhalten den Meeresgrund immer wieder nach dem Künstler abzusuchen, der sich jedoch in den nächsten Tagen nicht wieder zu Worte meldete.

Nichts mehr wünschte ich mir als die Perfektion dieser Stimme wieder zu vernehmen, den süßlichen Geschmack auf meiner Zunge zu schmecken und meine Tage verwandelten sich in ein einziges belangloses Seufzen.

Um so glücklicher war ich daher, als ich die helle klare Stimme wieder vernahm. Diesmal wurde sie unterstützt durch Klänge die sich nur als Streich oder Saiteninstrumente beschreiben lassen können und der Geschmack in meinem Mund wurde nun neben dem Geschmack von Honig durch die fruchtige Note von Erdbeeren und Zitonen ergänzt.

Beinahe panisch suchte ich den dunklen matschigen Boden in der Tiefe ab, bis ich auf die Idee kam näher an der Küste zu suchen. Hastig fuhren meine Augen über die Korallenriffs und Fischkolonien und suchten das hellblau schimmernde Wasser ab.
Als nach einiger Zeit die wundervollen Melodien verklungen waren war ich am Boden zerstört und lies meinen Blick mehr ziellos als suchend an dem Rand der Küste treiben. Mehr aus Zufall als das ich wirklich danach gesucht hätte, fand ich einen kleinen mit bunten Unterwasserblumen und Korallen bestirnten Höhleneingang. Aus seinem Inneren kam ein gedämpftes türkises Leuchten und direkt vor dem Eingang war das Wasser auf eine komische Art und weise nebelig oder besser diesig verhangen.

Etwas in meinem Inneren sagte mir, dass dies die Stelle war aus welcher die wundervollen Klänge hervorströhmten. Etwas mehr als 30 Meter in der Tiefe lag die Höhle in einer mit dichten Algen besetzten Steinwand.
Sofort machte ich mich auf den Weg und nach einem Fußmarsch von etwa einer halben Stunde war ich angekommen. Ich streifte meine Anziehsachen von meinem Körper stellte meine Schuhe neben den steinigen Abhang und tauchte tief ein in das salzige hellblaue Meerwasser.
Ich tauchte hinab riss meine Augen auf und versuchte den Höhleneingang zu erreichen. Mehrere male versuchte ich es er war jedoch einfach zu weit entfernt. Meine Augen brannten inzwischen scheußlich und waren schrecklich rot und ausgetrocknet durch das salzige Meerwasser.

Ich schaffte es nicht, die Höhle war einfach zu weit entfernt. So nah aber doch so fern murmelte ich verzweifelt und machte mich geschlagen auf den Rückweg.
Ich sollte es in den kommenden Tagen erneut versuchen. Meine Anstrengung wurden jedoch nicht mit Erfolg gekrönt. Zumindest konnte ich mir sicher sein, dass die Musik aus der Höhle kam, denn als ich sie das nächste Mal hörte schaute ich wehmütig in die Richtung der Höhle und konnte durch den diesigen Nebel eine weibliche Gestalt wahrnehmen die sich zum Rhythmus auf und ab wiegte.
Danach hörte ich lange Wochen Ihren Gesang nicht mehr und es war gegen Ende der Frühlingstage an denen das Wasser der See langsam aber sicher wieder undurchsichtig wird als ich Ihren Gesang erneut vernahm.

Ich kniff meine Augen zusammen und schaute angestrengt in Richtung Höhle. Ich konnte das nur noch schwach türkise leuchten durch das nun dunkle Wasser sehen. Doch dann sah ich es oder meinte es zu sehen, eine der Strömungen die ich mit meinem bloßen Augen vor einigen Tagen noch so problemlos aufspüren konnte, führte direkt zu der Höhle. Das war meine Chance, ich sprang auf und rannte in Richtung der Höhle, ich musste es einfach versuchen.
Dann kniff ich meine Augen wieder zusammen und suchte angestrengt nach einem erreichbaren Einstieg. Als ich Ihn dann gefunden hatte nahm ich Anlauf und sprang mit einem Kopfsprung in das Wasser hinein.

Ich sollte recht behalten und die Strömung beförderte mich mit einem unaussprechlichen Druck und einer Schnelligkeit zu der Höhle hin die mir beinahe die Gedärme aus dem Leib riss.
Vor der Höhle spuckte sie mich aus und ich drehte mich einige male im Kreis bis ich über dem Eingang der Höhle gegen die Wand knallte, schmerzerfüllt aufschrie bzw. es versuchte und nichts davon hatte außer einem Mund voller algigen ekligen Salzwasser. Meine Luft war sehr knapp und ich rang mit dem Bedürfnis zur Oberfläche zu fliehen. Sollte ich es versuchen würde ich vorher Ohnmächtig werden. Ich wollte meine letzten Momente dafür aufbringen die Gestalt zu erblicken die diese lieblichen Töne von sich gab.
So paddelte ich mit letzter Kraft zu dem Höhleneingang und die engelsgleichen Melodien spendeten mir Kraft bei Bewusstsein zu bleiben.

Der türkis leuchtende Eingang war größer als er aus der Entfernung den Eindruck gemacht hatte. Ich schwamm durch das neblige Loch, da setzte sich plötzlich eine riesige Luftblase über meinen Kopf, begierig sog ich die Luft innerhalb von Ihr rein und mir fiel dann erst auf wie verschwommen ich durch den Sauerstoffmangel bereits gesehen hatte. Die Höhle war groß in Ihrem Inneren, Ungemein groß und die Wände waren mit Malereien und Unterwasserpflanzen besetzt. Viele Bunte Fische schwammen hier und dort. Und nun sah ich die weibliche Gestalt in einen diesigen Nebel gehüllt. Eine Frau von riesiger Größe und noch viel gewaltigerer Schönheit. Sie hatte einen gigantischen Fischschwanz der an verschiedenen Stellen türkis pulsierte und elektrische Klänge von sich gab die einen Teil der Musik darstellten den ich aus der Entfernung nicht zu vernehmen vermochte.

Ihre Haare wahren wie die edelste Seide und die Klänge der Saiteninstrumente wurden dadurch erzeugt, dass sie sich rhythmisch und verspielt durch das Haar fuhr. Und dann sang sie, oh Gott Sie sang so schön. Sie besaß mehrere Stimmen die erste und lauteste wurde offensichtlich mit Ihrem Mund erzeugt. Die anderen Stimmen kamen aus ihren vielen Kiemen die Sie von Ihrem Hals bis runter zu Ihrem Bauch trug.

Wie hypnotisiert näherte ich mich Ihr. Sie hatte mich inzwischen entdeckt und beugte sich hinunter zu mir. Ihr Gesicht war wie aus Marmor geschlagen und erinnerte an die griechische Göttin Aphrodite. Makellos und perfekt, zu perfekt. Nun fielen mir Ihre Augen auf. Hinter einer dichten Wand langer Scharfer Wimpern, war ein paar Augen eingebettet. Sie waren gelb, gelb wie die Sonne und leuchtend. Doch sie erfüllten mich mit so einer Furcht und so einem Ekel der allem widersprach was ich bis zu diesem Moment gefühlt hatte.

Das marmorne Gesicht blätterte in fauligen Schichten ab und wurde von stachligen Algen zerstochen. Eine grünlich fleischige Zunge hing aus Ihrem Mund. In diesem Moment wollte ich schreien fliehen, wild um mich schlagen aber ich war wie gelähmt durch den Schock.
Ihr Gesang verwandelte sich in ein grelles Kreischen und die Saiteninstrumente wurden zu einem Orchester von langfingrigen Monstern die mit Ihren blutigen verwesenden Nägeln über Schieferntafeln kratzten.
Der Geschmack in meinem Mund verwandelte sich nun von einem süßlichen Obstsalat in warmes blutiges verwesendes Fleisch und ich versuchte mir verzweifelt die imaginären Fleischreste von der Zunge zu kratzen.

Die bunten tropischen Fische die bis vor kurzen noch in der Höhle geschwommen waren stiegen nun kopfüber in Richtung Wasseroberfläche.

Und dann sprach sie. In einer Sprache die ich bis zu diesem Zeitpunkt noch niemals vernommen hatte und die ich auf eine abartige Art und Weise verstand.

Wie hohle faulige Walgesänge klangen Ihre Befehle doch ich verstand jedes Wort instinktiv über die Vibration meiner Knochen die in dem tiefen bassigen Gesängen mitschwungen.

Wie in einer Trance schwamm ich aus der Höhle und machte mich auf den Weg in mein Verderben.
Ich kann mich nicht genau erinnern was danach passierte. Undeutliche Andeutungen von einem enormen Unterwassergrab voller menschlicher Überreste versuchen sich durch mein Unterbewusstsein hindurchzuzwängen. Das letzte an was ich mich undeutlich erinnern kann ist an das zeremonielle Schlachtaltar gezeichnet von gotteslästerlichen Andeutungen und über und über in rotes dickes Blut getaucht. Danach wurde alles Schwarz.

Anscheinend hatte mich ein Mann bei meinem panischen Sprung ins Wasser beobachtet und gesehen wie die Strömung mich mitgerissen hatte.
Daraufhin hatte der Mann, der Sporttaucher war, in aller Eile seinen Sauerstofftank angeschnallt und sich furchtlos auf die Suche nach mir gemacht. Er fand mich vollkommen verwirrt in Richtung Meeresgrund schwimmend und hievte mich unter großer Anstrengung an die Meeresoberfläche.
Ich sollte Ihn wohl dankbar sein aber manchmal denke ich, es wäre besser gewesen, wenn er mich einfach in mein Verderben hätte schwimmen lassen.

Ich zweifle inzwischen an meinem eigenen Geistesverstand. Weder die Höhle noch das Unterwassergrab sind aufzufinden. Und wäre da nicht die heidnische Insignie die tief in das Fleisch meines Nackens gebrannt ist, dann wäre ich mir sicher vollständig den Verstand verloren zu haben.

Bei Nacht höre ich Ihn jetzt, den gellenden Schrei der Wassernixe. Sie befiehlt nach mir. Will das ich mich in die Fluten stürze um Ihr zu geben was sie gezeichnet hat, was rechtmäßig Ihr gehört.


Das Wasser der See ist jetzt schwarz und kalt. Den ganzen Sommer habe ich es ausgehalten. Aber ich höre das Meer, egal wo hin ich gehe und ihre Schreie, oh Gott Ihre widerwärtigen Schreie. Ihre einstmalige Schönheit hat mich zudem in Ihrem Bann und ich kann nicht anders als zu hoffen, dass die Abscheulichkeit die Sie mir offenbart hat nichts als eine Illusion war und sie mich ruft um mich zu Ihr zu holen. Mich vollkommen zu machen, perfekt, genau wie sie.

Ich werde dieses Schriftstück in eine Flasche stecken und in die schwarze tobende See schmeißen. Danach werde ich mich gleich hinter her stürzen. Wer auch immer diesen Brief findet, ich will das Ihr meine Geschichte teilt ich will das jeder auf der Welt weiß, was für eine Teufelsgestalt in den Höhlen der Küste wohnt... Oder Engelswesen ich weis es nicht aber ich muss es heraus finden!!!

 

Hallo Ungehobelter,
und herzlich willkommen hier im Forum. :) Ich habe deine Anmerkungen mal hierher verschoben. Sie gehören nicht in den Text. Viel Spaß hier noch!
Gruß, Chutney

Kurzes Vorwort: Vorab wen es nicht Interessiert, der darf das hier gerne überspringen xD Hallo Zusammen,
mein Name ist Leo, ich bin 23 Jahre alt und habe nach langer Zeit (bestimmt 10 Jahren) mal wieder ein Buch aufgehoben und mich dazu entschieden, mich am schreiben zu versuchen.
Es handelt sich hierbei um eine meiner ersten Geschichten, heißt soviel wie, ich stehe noch ziemlich am Anfang.
Meine fünfte Kurzgeschichte ist mir jedoch relativ gut gelungen, wie ich finde. (Wer anderer Meinung ist darf mir das auch gerne mitteilen)
Hauptinspiration ist hier ganz klar H.P. Lovecraft, ich werde mich in Zukunft jedoch logischerweise auch weiter von seinem Schreibstil entfernen.
Ich habe schon eine recht große Fantasy-Story in Arbeit, die in einem komplett anderen Stil geschrieben ist. 🤓
Naja auf jeden Fall habe ich großen Spaß am Schreiben und dachte warum nicht mal ein paar Leuten meine Storys zeigen.
Weil ich sehr dumme Ideen habe (im guten Sinne) und so ein bisschen in meiner eigenen Welt lebe, werde ich mich wahrscheinlich auch hauptsächlich im Bereich Fantasy und Horror aufhalten. Eventuell auch so im Kinderbücher/Geschichten Bereich.
Achja und Kommata fallen mir noch ein bisschen schwer, also bitte nicht gleich meine Finger wegbrutzeln. :lol:🥺
Jo, haut Ihr rein und viel Spaß bei der Geschichte. (oder ggf. auch nicht xd)

 

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