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Der Bankraub

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23.07.2001
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Der Bankraub

Der Bankraub
Aus vollem Lauf warf er sich gegen die Schwingtür, riß im selben Moment die Strumpfmaske vom Gesicht und stürmte ins Freie. Die Sonne blendete. Er sprang die Marmorstufen herunter und geriet ins Straucheln. In seinem rechten Fuß explodierte ein Schmerz, der wie ein elektrischer Schlag das Bein hinauf zuckte und ihm die Tränen in die Augen trieb. Jeder Schritt bereitete ihm danach brennende Pein. So gut es ihm möglich war, stürmte er weiter. In seiner Linken hielt er verdeckt die Waffe.Als er sie in die Jackentasche schob, berührte er den heißen Lauf. Er fluchte leise. Warum mußte sich dieser alte Idiot ihm in den Weg stellen? Damit hatte er nicht gerechnet und in seiner Panik die ganze Trommel leergeschossen.
Ohne daß er aufgehalten wurde, erreichte er die Seitenstraße, in der er den BMW abgestellt hatte. Die Tür war nicht verschlossen, und den Schlüssel hatte er steckenlassen. Er schleuderte die kleine Reisetasche in den Wagen, warf sich hinter das Lenkrad, startete und raste in Richtung Hauptstraße. Jede Betätigung des Gaspedals ließ den Schmerz in seinem Fuß heftig aufflammen. Er fluchte. Sein Herzschlag hämmerte ihm bis in die Kehle hinauf und nur mit Mühe bezwang er die aufsteigende Panik. Es sollte alles glattgehen. Seine Planung war gut gewesen. Keine Verletzten, das schnelle Geld und weg. Ein schwerer Irrtum. Bisher war so gut wie alles schief gelaufen. Er hatte zwar das Geld, aber ein Toter war nicht eingeplant. Die Ampel zeigte rot. Wenn er stehenblieb, konnte er auch gleich auf die Polizei warten. Also gab er Gas. Im selben Moment sah er die Frau, den Mann und das kleine Mädchen. Mit aller Gewalt stemmte er sich auf die Bremse. Sie riß ihr Kind zurück, schrie, sprang und stürzte. Der Mann war aus seinem Blickfeld verschwunden. Die Räder blockierten mit einem markerschütternden Quietschen, dann gab er erneut Gas und bekam das Fahrzeug wieder unter Kontrolle. Irgendwo erscholl die Hupe eines Autos. “Paß doch auf du dumme Pute.“ brüllte er und im selben Moment wurde die Beifahrertür aufgerissen. „Halt an, du Dreckskerl!“ Der Fremde griff weit in den Wagen hinein und versuchte seinen Arm zu packen. Er trat das Gaspedal noch einmal beherzt durch, der BMW machte einen Satz, der Mann wurde vom Wagen weggeschleudert, er riß das Lenkrad herum, die Tür schlug zu, und er zwängte sich mit radierenden Reifen in den fließenden Verkehr. Die Panik hatte ihm Tränen in die Augen getrieben. Ihm war danach zu beten. Aber zu wem? Jetzt bloß ganz ruhig fahren. Nicht auffallen, außerhalb der Stadt den Wagen abstellen und zu Fuß weiter. Es konnte noch alles glattgehen, doch seine Nerven ließen sich mit dieser Prognose nicht beruhigen. Das Zittern durchzog seinen ganzen Körper. Mit schweißnassen Händen umklammerte er das Lenkrad so fest, als könnte er den aufgestauten Druck aus seinem Inneren direkt in den Wagen fließen lassen. Es gelang nicht. Ständig blickte er sich wie gehetzt nach allen Seiten um. Aus jedem Wagen schien man ihn zu beobachten. Jeder Passant kannte sein Geheimnis. Jedes Augenpaar konnte ihm tief in die Seele blicken. Im Rückspiegel fiel ihm ein Ford auf, der schneller fuhr als der übrige fließende Verkehr, bald zu ihm aufschloß und zum Überholen ansetzte. Aber der Wagen zog nicht vorbei. Der Ford mußte direkt neben ihm fahren. Er wagte nicht hinüber zu schauen. Sein Herzschlag steigerte sich wieder merklich. Der Magen zog sich zu einem unangenehm strahlenden Klumpen zusammen, der auch alle übrigen Organe zur Rebellion aufzufordern schien. Als das Hupsignal ertönte, traf es ihn fast wie ein Hieb und er hatte Mühe, den BMW in der Spur zu halten. Gehetzt blickte er nun doch hinüber und erkannte zwei Männer, die ihn mit entschlossenen Gesichtern musterten. Er erkannte den Beifahrer als den Mann, der versucht hatte, ihn vor der Bank aus dem Wagen zu zerren. Ihm wurde durch Handzeichen bedeutet, anzuhalten. Wie hatten sie ihn so schnell entdeckt? Und wer waren diese Männer? Bei seinem Pech eine Zivilstreife, die zufällig in der Nähe gewesen war. Daß einfache Passanten so viel Einsatz zeigten, war unwahrscheinlich. Er hatte die Polizei nie unterschätzt aber damit hatte er nicht gerechnet. Noch waren sie nur zu zweit, also bestand noch eine Chance, sie abzuhängen. Er hatte nichts zu verlieren. Der Mann in der Bank hatte mit Sicherheit nicht überlebt. Also brauchte er keine Rücksicht mehr zu nehmen. Er mußte weg. Mit einem schnellen Ruck zog er das Lenkrad nach links. Die beiden Wagen kollidierten leicht miteinander und das markerschütternde Kreischen von Blech erfüllte die Luft.
Der Ford geriet ins Schlingern und wurde im Bemühen, das Fahrzeug wieder unter Kontrolle zu bekommen, langsamer. Ein Tritt auf das Gaspedal ließ den Motor des BMW aufbrüllen, der Schmerz durchzog erneut seinen Fuß und die Beschleunigung preßte ihn in den Sitz. Gleich darauf mußte er wieder auf die Bremse treten. Der Verkehr war viel zu dicht, als daß er die Kraft des Wagens voll einsetzen konnte. Der Ford hatte Mühe, dranzubleiben. Wenn er auf der Hauptstraße weiterfuhr, lief er Gefahr, direkt in eine Straßensperre zu geraten, denn die würden sie früher oder später errichtet haben. Die einzige Möglichkeit zu entkommen ,war, unverhofft in eine ruhigere Seitenstraße abzubiegen und mit Vollgas die Verfolger abzuhängen. Die Polizei mußte Rücksicht nehmen. Dieses Problem hatte er nicht. Bald bot sich die Gelegenheit. Er drängte sich auf die rechte Fahrspur, trat auf die Bremse, riß das Lenkrad herum und gab Gas. Er schleuderte in eine Anliegerstraße, die zwar zweispurig war aber dermaßen zugeparkt, daß tatsächlich nur eine Fahrspur übrig blieb. Die Straße war frei. Der Motor röhrte auf. Die geparkten Autos flogen an ihm vorbei wie bunte, leuchtende Bänder. Mit seinem Außenspiegel zerfetzte er den eines VW, aber das registrierte er nur am Rande. Er kam voran. Im allerletzten Moment nahm er hinter der Kühlerhaube eines abgestellten Autos einen roten Helm wahr. Gleich darauf bemerkte er den ebenfalls roten Wimpel dahinter, der an einer dünnen Stange hin und her federte. Alles geschah jetzt automatisch und in Bruchteilen von Sekunden. Das Vorderrad des kleinen Fahrrades tauchte hinter dem Auto auf, er rammte sein ganzes Gewicht auf die Bremse. Die Reifen protestierten unter schrillem Kreischen. Eine Frau schrie vom Gehweg her und ein Krachen und das häßliche Geräusch von sich verformendem Blech erfüllte die Luft. Das Kind war zurückgesprungen und unversehrt. Passanten kamen angelaufen. Verzweifelt versuchte er, den Wagen wieder frei zu bekommen. Wütende Männer rannten auf ihn zu. Wo kamen die alle so plötzlich her? Panik! Er mußte weg. So schnell wie möglich. Unter dem lauten Protest des Getriebes rammte er abwechselnd den Vorwärts- und den Rückwärtsgang rein und kam frei. Gerade in dem Moment, als eine Hand nach der Beifahrertür griff, schnellte der Wagen davon. Jetzt mußte er den BMW so schnell wie möglich loswerden. Daß das Ding überhaupt noch fahrtüchtig war, grenzte fast schon an ein Wunder. Im Rückspiegel nahm er flüchtig die aufgebrachte Menschenmenge wahr, die ihm drohend wohl die Pest an den Hals wünschte. Und noch etwas hatte er gesehen. Der Ford war wieder da. Vor lauter Aufregung mußten sie vergessen haben, Blaulicht und Sirene einzuschalten, was es ihnen schwerer machte, durch die aufgebrachte Menge zu gelangen. Ein Geschenk des Schicksals, das er nutzen mußte. Tausend Gedanken rasten durch seinen Kopf. Eine Flut von Fluchtplänen entwickelte sich mit Lichtgeschwindigkeit und wurde von ihm ebenso schnell wieder verworfen. Ihm blieb zunächst einfach nur die Flucht. Er raste wieder auf eine Kreuzung zu, riß den Wagen herum und in die linke Straße hinein. Hier standen kaum Autos und der Wagen kam auf Geschwindigkeit. Zwei Straßen weiter bog er nach rechts und auch hier stellten sich ihm keine Hindernisse in den Weg. Doch sofort wurde ihm klar, daß er hiermit keine gute Wahl getroffen hatte, denn die nächste Querstraße war wieder sehr belebt. Wenn er warten mußte, hatte der Ford die Möglichkeit aufzuholen. Er schoß heran und brachte den BMW kurz vor der Kreuzung mit quietschenden Reifen zum Stehen. Und dann erstarb der Motor. „Nicht jetzt.... Bitte nicht jetzt, verdammte Mistkarre.“ brüllte er und prügelte auf das Lenkrad ein, als könnte er den Wagen mit verzweifelten Schlägen unter seine Gewalt zwingen. Im Rückspiegel sah er den Ford in die Straße einbiegen. Ein unkontrolliertes Zittern durchzog seinen ganzen Körper so sehr, daß er Mühe hatte, den Zündschlüssel zu fassen. Eine Drehung und der Motor brüllte unter wildem Protest anhaltend auf, viel zu lange hielt er den Schlüssel fest, doch der Motor lief wieder, und er drängte sich gleich darauf in den fließenden Verkehr. Wieder quietschten Bremsen. Ein vielstimmiger Chor von Hupen schrie seine Wut hinaus. Irgendwo schepperte Blech. In den blockierten Autos wurden drohende Fäuste geschwungen, und die Fahrer zeigten deutlich, was sie von ihm hielten. Er nahm keine Rücksicht. Der Ford kam näher. Meter um Meter ließ er den Wagen weiter in die Straße rollen. Nach endlosen Sekunden hatte er die Kreuzung passiert und wieder freie Fahrt. Er wußte, daß er seinen Plan ändern mußte. Er mußte den Wagen loswerden und zu Fuß weiter flüchten, noch hier in der Stadt, und so schnell wie möglich. Aber dazu brauchte er einen guten Vorsprung und eine versteckte Auffahrt oder Gasse, um den Wagen zu verstecken. Er raste weiter. Die Verfolger waren noch nicht wieder zu sehen, aber sie würden nicht lange auf sich warten lassen. Wie endlose Bänder zogen die Häuser an ihm vorbei. Einfamilienhäuser, keine verdeckten Auffahrten. Er brauchte Wohnblocks mit Toreinfahrten oder ähnlichem.
In der Ferne zweigte erneut eine Straße nach rechts ab. Er hatte Glück. Das Eckgebäude war eine große Mietskaserne, die sich weit in die Straße hineinzog. Hoffnung keimte in ihm auf. Mit einem beherzten Tritt auf das Gaspedal ließ er die Pferdestärken des BMW frei, die den Wagen mit einem gewaltigen Ruck und radierenden Reifen vorschießen ließen. Kurz vor der Einmündung stieg er mit Gewalt auf die Bremse, riß das Lenkrad herum, und im selben Moment wußte er, daß er viel zu schnell war. Der Wagen schleuderte mit fast unverminderter Geschwindigkeit in die Straße hinein. Das Heck vollführte einige gewaltige Hüpfer und schaukelte sich in Bruchteilen von Sekunden auf. Der BMW kippte über die linke Seite, hob ein Stück vom Boden ab und begrub unter gewaltigem Krachen und Splittern ein abgestelltes Motorrad unter sich. Benzingeruch hüllte die Unfallstelle ein. Eine kleine Rauchfahne quälte sich hervor, wurde dichter. Flammen züngelten gleich darauf um den geborstenen Tank des Motorrades und mit einem gewaltigen Donner brach das Inferno los und umschloß die Fahrzeuge mit einem glutroten Feuerball.
Menschen stürmten aus den Häusern. Schreie mischten sich mit dem Zischen und Knallen des Feuers.
Mit blockierenden Rädern kam der Ford in sicherer Entfernung zum Stehen. Die beiden Männer rannten zur Unfallstelle und bemühten sich, an das Wrack heranzukommen, aber die Flammen verteidigten ihre Beute mit der Verbissenheit eines wütenden Raubtieres und hielten die verzweifelten Retter auf Distanz.
Von fern erklang das Auf- und Abschwellen von Sirenen, das stetig lauter wurde und bald alle anderen Geräusche übertönte. Die Blitze von Blaulicht lieferten sich ein Duell mit den Flammen. Feuerlöscher hüllten den Brand mit Schaum ein. Schläuche wurden ausgerollt und der Kampf wurde aufgenommen.
Die Passanten standen nun abseits und Polizisten nahmen ihre Aussagen auf. Ein Beamter blickte sich suchend um und fragte sich durch die Menge. Aufmerksam geworden, traten die beiden jungen Männer heran. „Haben sie uns angerufen?“ wurden sie gefragt. Beide nickten kurz. „An der Bank in der Innenstadt wollten wir meine Frau und meine Tochter abholen.“ erklärte einer der beiden. „Der,“ er hob die Hand und deutete auf die mittlerweile von Schaum bedeckte Unfallstelle, „hat dort eine rote Ampel überfahren und hätte dabei um ein Haar meine Familie auf dem Gewissen. Dann ist er wie von Sinnen weitergerast. Wir sind an ihm dran geblieben und haben Sie über Handy hierher geführt.“ Der Polizist nickte. „Laut Hinweis aus der Zentrale hat er unmittelbar, bevor Sie an der Bank mit ihm zusammengetroffen sind, eben diese ausgeraubt. Er hat dort einen Mann erschossen und eine Menge Geld erbeutet.“ Alle drei sahen zur Unfallstelle hinüber. Der weiße Schaum wurde unablässig gegen das Autowrack geschleudert. Hin und wieder durchdrang ein zarter, rötlicher Schein aus dem Wageninneren die weiße Hülle. „Vielleicht hat ja das Schicksal es so gewollt,“ fuhr der Beamte nachdenklich fort, „daß er mit seiner Beute in den Tod geht.“
Nachdem sie ihre Aussagen zu Protokoll gegeben hatten, kehrten die beiden Männer wieder zu ihrem Wagen zurück.
„Hast du gehört, was der Polizist gesagt hat? Es ist alles vom Schicksal so gewollt.“
Er klopfte auf die Tasche vor sich im Fußraum des Wagens.
Wir sollten noch einmal darüber schlafen, bevor wir melden, daß die Tasche bei dem Handgemenge aus dem Auto gefallen ist.“

 

Tja, bei Geld wird wohl jeder schwach, nicht wahr?

Gute Geschichte! <IMG SRC="smilies/thumbs.gif" border="0">

Rasant geschrieben, rasant erzählt! Reschpekt! Sehr schön!

Oh, du hast eine ausführlichere Kritik erwartet? Sorry, bin gerade mit der Planung meines nächsten... Psst! Was war das? Polizeisirenen? Weg! Alle weg!

Sodele! ;)

Poncher - Raubt irgendwann mal eine Bank aus! Haha!

 

Salut!

Rasant! Das ist das richtige Wort. Man wähnt sich selbst auf der Flucht. Kraftvolle, bildgewaltige Sprache, aber nicht ohne Wiederholungen ( sogar ein Satz ist doppelt, das war wohl ein Tippfehler). Vielleicht sollte man den Text noch etwas straffen, obwohl er sich rasch liest. Vielleicht sollte ich auch auf diesen Kommentar verzichten, weil ich selbst gerne endlos fabuliere...
Mir hat das Lesen jedenfalls Spaß gemacht, und das sollte es wohl sein: actionreiche Unterhaltung! Dabei weiß ich gar nicht mehr, weshalb ich gerade auf diese Geschichte gestoßen bin... so'n Glücksfall... obwohl mir das Geld lieber gewesen wäre. :) Da fällts mir ein: ich wollte mich schlau machen über Bankraub, aber die Warnung kam an: werd's sein lassen und lieber Geld von der Straße sammeln.
c. u. delphi

 

Hallo Delphi,
da bin ich ja von den Socken
Hat mich unheimlich gefreut, daß du meine Geschichte aus der Mottenkammer geholt hast.
Ich habe im Moment leider keine Zeit zum schreiben,(haben ne Hütte gekauft, die wir im April beziehen müssen) gucke aber aus Neugierde manchmal hier rein und dann sowas.
Super
freu, freu, freu.
:D :D

 

Krass!
Du hast es echt voll drauf spannende Geschichten zu schreiben ! Das Ende gefiel mir zwar nicht ganz so gut, weil es irgendwie so klingt, als wolltest du einfach nur schnell fertig werden, aber die Geschichte ist sonst richtig Klasse ! Das Ende an sich, also von der Idee her, find ich auch gut... Weiß auch nicht genau, was mich daran stört. Vielleicht etwas zu viel erklärt.

Ich will mehr von diesen Geschichten !

Dein Fan
Anika :D

 

Hi,
Ja, im Prinzip kann ich die vorhergehenden Kommentare unterstreichen.
Action wie eine 007-Verfolgungsjagd, aber nicht stumpf mal hier, mal da was kaputtgehen lassen, alles hatte in der Story seinen Sinn.
Was mir beim Lesen gefallen hat, ist die Zerrissenheit in mir selbst - während der Flucht teilweise auf der Seite des Täters, gehofft, dass er den Wagen anbekommt, die Kurve kriegt ... ebenso seine Verzweiflung, in der ihm blitzartig Pläne kommen, die er wieder verwerfen muss - und letztendlich kann er nur reagieren, muss sich den Gegebenheiten der Stadt und der Strassen anpassen. Das wirkt. Genauso wie seine panische Überwertung der Umstände:

Jedes Augenpaar konnte ihm tief in die Seele blicken

Das Ende wirkt vielleicht tatsächlich etwas plötzlich - es musste zwar so kommen, weil es falsch gewesen wäre, wenn er in seiner Rücksichtslosigkeit durchkommt, aber was ich mich frage, ist, warum die beiden Männer, wenn sie das Geld haben, noch hinter ihm herheizen. Wenn ich das ganze Geld von dem Kerl gehabt hätte, wäre es mir voll egal gewesen, ob er meine Familie fast umgefahren hätte. Es ist ja nichts passiert und durch das Hinterherfahren wird das Risiko, das Geld zu verlieren größer - genauso wie das Risiko, das Geld ev. doch noch abgeben zu müssen.
Vielleicht ne Überlegung wer. ;)

Ach ja, der doppelte Satz:

Gehetzt blickte er hinüber und erkannte zwei Männer mit entschlossenen Gesichtern, von denen der Beifahrer ihm durch Handzeichen bedeutete, anzuhalten. Gehetzt blickte er nun doch hinüber und erkannte zwei Männer, die ihn mit entschlossenen Gesichtern musterten.

Gruß, baddax

 

Hallo baddax,
freut mich, daß Du mal ne alte Geschichte von mir ausgegraben hast.
Hastdunmotto hat ja auch schon auf das Ende hingewiesen. Vielleicht hat sie genau das gemeint. Ich hab's mir auch überlegt und denke, daß man manchmal anders reagiert, als die meisten es getan hätten. Ich will damit keine schlappe Erklärung abgeben, um es nicht ändern zu müssen aber man überlegt doch immer, wie man selbst reagiert hätte und ich meine, das wäre bei mir schon drin. Ich bin in solchen Dingen sehr nachtragend. Das Geld hätte ich natürlich abgegeben. Vielleicht hatten sie schon vor das Geld abzugeben aber da denkt der eine: "Wenn der andere jetzt nichts sagt, dann sage ich auch nichts." Beide denken dasselbe und so behalten sie das Geld.
Ja, und das mit dem Doppelsatz könnte man als Neuerung so lassen.
Der Leser bastelt sich aus mehreren Vorgaben seine Geschichte zusammen.:D
Quatsch. Danke für den Hinweis, ich hab's geändert.
Hat mich gefreut. Danke und liebe Grüße
Manfred

 

"Wenn der andere jetzt nichts sagt, dann sage ich auch nichts."
Das ist ne Erklärung, die ich unterschreiben würde. :D
Und keiner muss ein schlechtes Gewissen haben.

Das Ende ist so aber auf jeden Fall korrekt, ein bisserl plötzlich halt. Aber in dem Tempo lebt die Story ja.

Gruß, baddax

 

Boah,
viel will ich dazu nicht sagen, aber auch diese Geschichte war super spannend und gut aufgebaut.
Ich glaube fast, du hast einen Fan gewonnen. Ups, nennt man das gewinnen? *grübel* Hm, also jedenfalls hast eine Person mehr auf deiner "WirlesenDreimeiergeschichtengern-Liste".
:thumbsup:

Gruß lakita

 

Hallo Dreimeier

Eine rasant erzählte Geschichte mit unerwartetem Ausgang.
Mir ging alles mögliche durch den Kopf, wie die Geschichte enden könnte. Z.B. dachte ich, es ist vielleicht nur ein Computerspiel, einige Sätze weiter war ich der Meinung, der Räuber hätte vielleicht seine Tasche (mit der Beute) verloren und die Verfolger wollen sie ihm nur zurück geben.
Ich gehöre wirklich nicht zu den Personen, die eine Verfolgungsjagd sonderlich spannend finden. Vor allem wenn es sich ewig hinzieht. Aber Du hast mich mit Deiner Story überzeugt, es kann tatsächlich spannend sein, denn du hast die Szenen so fantastisch beschrieben, daß bei mir keine Langeweile aufkam.
Besonders angetan haben es mir Formulierungen wie z.B.:

Der Mann in der Bank hatte mit Sicherheit nicht überlebt. Also brauchte er keine Rücksicht mehr zu nehmen
Mehr Worte braucht es hier nicht um festzustellen, dem Mann ist nun wirklich ALLES egal.
aber die Flammen verteidigten ihre Beute mit der Verbissenheit eines wütenden Raubtieres und hielten die verzweifelten Retter auf Distanz.
Ist es falsch wenn ich sage, ich finde deinen Schreibstil beidenswert? (Damit Du Dir jetzt nicht zuviel darauf einbildest, beziehe ich meine Aussage einfach nur mal auf diese eine Geschichte von Dir *g*)

Auf jedes Lob folgt, wie sollte es anders sein, auch noch ein "aber". ;)

er riß das Lenkrad herum, die Tür schlug zu, und er zwängte sich mit radierenden Reifen in den fließenden Verkehr. Die Panik hatte ihm Tränen in die Augen getrieben. Ihm war danach zu beten. Aber zu wem? Jetzt bloß ganz ruhig fahren. Nicht auffallen,
Für mich ist das ein Wiederspruch.
Wenn er vor hat nicht aufzufallen und ruhig zu bleiben, wieso fährt er dann mit quitschenden Reifen und auffalend überhöhtem Tempo weiter?
Sicherlich ist mir klar, er möchte seine Verfolger abhängen. Aber dann passt sein Gedankengang inklusive Handeln, unauffälig weiter zu fahren, trotzdem nicht zusammen.

Nun zum Schluß, den ich zwar gelungen fand von der Idee her, der aber meiner Meinung nach stark den Eindruck macht, als hättest Du so lange daran herumgefeilt, bis er sich vom Schreibstil völlig vom Rest abhebt.
Vor allem den letzten Satz finde ich überflüssig.
Wenn Du jedoch auf die Gewissensbisse der "ehrlichen" Finder ansprechen willst, dann ist der Satz zwar sinnvoll, liest sich aber für mich wie "schnell noch einen passenden Schluß finden".
Nix für ungut, denn die Geschichte ist einfach klasse und von daher beeinträchtigt das Ende letztendlich nicht die Spannung und den vorherigen Schreibstil.

Gruß
Andi

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Andi
Ich hab Deine Kritik nur durch Zufall gesehen. Sonst bekommt man doch eine Nachricht!?
Entweder hab ich keine bekommen, oder ich hab sie unabsichtlich gelöscht.
Daher also meine späte Antwort.

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Ist es falsch wenn ich sage, ich finde deinen Schreibstil beidenswert?
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Das ist doch wohl merkwürdig: Als ich Deinen "Tunnel" gelesen hatte, habe ich genau das gedacht. Das klingt jetzt nach gegenseitiger, schmeichelnder Lobhudelei, aber das ist es nicht.

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(Damit Du Dir jetzt nicht zuviel darauf einbildest, beziehe ich meine Aussage einfach nur mal auf diese eine Geschichte von Dir *g*)
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Wenn ich son` Lob lese, kriege ich mich vor Stolz kaum noch ein. Das ist aber doch keine Einbildung, sondern nur Freude. Freu, freu, freu. Ich lese hier ja auch, und weiß daher, welch tolle Geschichten andere Autoren schreiben.
Abheben kann man da ja nicht.

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er riß das Lenkrad herum, die Tür schlug zu, und er zwängte sich mit radierenden Reifen...

Für mich ist das ein Wiederspruch.
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Vielleicht hätte ich noch einen weiteren erklärenden Satz einfügen sollen.
Natürlich zwängt er sich in den Verkehr und mindesten drei weitere Fahrer sind wütend und empört. Verhält er sich jedoch danach ruhig, statt weiter riskante Überholmanöver durchzuführen, bleibt er doch unauffälliger.
Würde er weiter rasen, würde die Polizei garantiert von anderen Verkehrsteilnehmern benachrichtigt werden, und das unabhängig von Bankraub.

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Nun zum Schluß, den ich zwar gelungen fand von der Idee her, der aber meiner Meinung nach stark den Eindruck macht, als hättest Du so lange daran herumgefeilt, bis er sich vom Schreibstil völlig vom Rest abhebt.
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Ja, da hast Du mich voll erwischt!
Manchmal nehme ich mir einen bestimmten Vorgang und versuche ihn so zu beschreiben, daß er möglichst die Empfindungen auslöst, oder das erreicht, was ich mir vorstelle.
Hier also die Situation einer Verfolgungsjagt, oder in einem anderen Fall, das abendliche Gruseln am Kaminfeuer.
Das Problem ist dann, für diesen, dann fertigen Teil eine Handlung zu finden. Der Schreibfluß ist dann natürlich unterbrochen und manches wirkt dann leicht konstruiert.
Ich denke, es lohnt sich schon einiges zu ändern, aber der Reiz eine neue Geschichte zu schreiben ist eben größer, als an einer Alten rumzufeilen.
Ich werd's aber wohl machen, nur eben nicht so bald.

Es freut mich, daß Dir meine Geschichte gefallen hat und danke für`s Lob
Liebe Grüße
Manfred

 

Ich sehe das nicht als gegenseitige Lobhudelei. Keine Sorge.
Hätte mir deine Geschichte nicht gefallen, hätte ich dir das auch mitgeteilt. Ebenso hätte ich gar kein Kommentar abgegeben, wenn ich nichts mit ihr hätte anfangen können.

Ich denke, es lohnt sich schon einiges zu ändern, aber der Reiz eine neue Geschichte zu schreiben ist eben größer, als an einer Alten rumzufeilen.
Ich werd's aber wohl machen, nur eben nicht so bald.
Das Problem kenn ich.
Dann schreib eben ne neue Geschichte, in der du versuchst, nicht wieder die gleichen Fehler einzubauen. ;) Wozu ist schließlich ne Kritik da, wenn nicht dazu, es beim nächsten mal vielleicht besser hinzubekommen?
Ich sehe es jedenfalls nicht als tragisch, wenn du dich erst dann ans Überarbeiten machst, wenn du wirklich den Nerv dazu hast dich damit auseinander zu setzen. Die Geschichte ist ja letztendlich einfach gut und flüssig zu lesen.

denn mal :)
LoC

 

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