Der Ball hinter dem Tresen
Eine Disco ist ein schöner Ort. Drinks, Musik, Frauen, Männer. Glatter Boden, eine Wand, die direkt an die Tanzfläche angrenzt. Ich gehe gerne hin. Verschwommenheit, Überraschungen, zerbrochene Gläser. Dort spiele ich gerne. Gefühle. Situationen. Fußball.
Wenn die laufenden Lichter an sind, sieht man die Menschen nur flüchtig; der Lichtpunkt trägt den Blick weg und als Mensch folgt man dem Licht. Die Discokugel dreht sich und deswegen arbeite ich da, nirgendwo spürt man die Bewegung so mittelbar wie in einer Disco. Das Licht bewegt sich von einem Menschen zum nächsten, die Menschen bewegen sich von einem Menschen zum nächsten, der Alkohol bewegt sich von einem Organ zum nächsten.
In unserer Disco sind hauptsächlich ältere Semester zugange was in Discosprache ein Altersdurchschnitt von knapp über 30 ergibt.
Meine beste Freundin sagt, die Alten brauchen auch ihre Disco.
Wenn ich die Disco betrete, läuft das Discoprogramm ab. Die Ohren suchen die Musik und tun dem Körper kund, ob man sich hier wohlfühlen wird. Die Augen suchen den Tresen, sie suchen die Tanzfläche ab, sie suchen das Licht, um darin einen Menschen zu erkennen. Sie suchen die Eine, die Nächste. Denn wenn die Nächste nicht da ist, dann will ich trinken. Selbst wenn ich nicht gerne allein trinke, denn das erinnert mich daran, dass ich alleine bin.
Jetzt bin ich nicht allein. Wir sind zu dritt und spielen Fußball auf der Tanzfläche. Die Tanzfläche öffnet sich nach drei Seiten, zum Tresen eine Öffnung, zum Gang eine und eine große in Richtung Stehplätze und DJ-Bereich.
Michael hat den Ball und macht uns noch einmal darauf aufmerksam, dass Gläser auf dem Tresen stünden und wir also den Mann, der jeweils in der Öffnung zum Tresen hin stehe, nicht tricky anspielen dürften. Und dass wir den Ball flach halten sollen.
Michael spielt mich an und ich dresche den Ball zurück, an die Wand, ins Tor. Jubel brennt auf; ich bin der Größte, der Schönste, der Wundervollste. Ein Wunder der Natur. Der 9-Millionen-Dollar-Mann. Mister Gewitzt. Doktor h. c. Soccer!
Michael ist wütend, zischt was von wegen einspielen und nicht so wild einhämmern und drischt mir den Ball zurück, ich stolpere über meine eigenen Füße, der Ball geht an mir vorbei in den Gang, Michael und Eric lachen los und ich bin wieder Doc Verkrampft, Sohn von Miss Ungeschickt und Mister unfreiwillige Komik.
Ich hole den Ball und passe ihn zu Eric, der hebt ihn und jongliert mit Händen und Füßen.
Meine beste Freundin sagt, die Männer brauchen auch ihr Spiel.
Fünfundneunzig Prozent der Zeit bin ich gerne Single, das ist kein guter Schnitt. Wenn man sich zu fünfundneunzig Prozent gesund fühlt, ist das gut. Die fehlenden Fünf Pozent stören nicht. Wenn man z. B. kein Zeh hat, lernt man, damit zu leben. Wenn aber in Gefühlsdingen fünf Prozent fehlen, fehlt die Vollständigkeit. Deshalb bin ich gerne krank, da vergesse ich die Fünf Prozent im Ansturm körperlicher Schmerzen. Aber ich bin nie krank.
Manchmal geht es mir wie dem Deutschen Bundestag, jene, die die Fünfprozenthürde schaffen, bestimmen die Politik.
Fünf Prozent hört sich wenig an und so dachte ich auch mal. Auch ich war jung, auch ich habe gedacht, dass Liebe eine Monarchie ist. Sein müsse. Dass man nur an eine denkt und alles mit ihr teilt. Auch ich dachte mal, dass ein Feminozentrisches Weltbild die einzige Wahrheit sei. Der Sacra Rota gleich verurteilte ich alle anderslautenden Meinungen zur Verbrennung auf dem Scheiterhaufen, meine Inquisitoren zerlegten jeden Zweifel in eine Mischung aus „du hast sie nur noch nicht gefunden“ und „du hast die Suche nur aufgegeben“.
Das glaube ich heute nicht mehr. Heute glaube ich an die Liebe als Republik. Dispute, Kompetenzstreitigkeiten, Stamm- und Wechselwähler. Heute glaube ich an die Liebe, die sich selbst genug ist. Nicht mehr an die Frau, die die absolute Wahrheit ist, die absolute Mehrheit reicht völlig.
Heike hatte eine knappe Kanzlermehrheit. Sie mochte moderne Kunst, leider auch Rothenburg. Ich hasse Fachwerkhäuser. Mochte tanzen und rauchte, leider Nichttrinkerin. Ich hasse es, auf eine nüchterne Frau einzulallen. Sie mochte mich, leider war sie nicht halb so verschmust wie ich. Ich hasse es, wenn ich küssen will und sie nicht. Sie war wie ich aus Rumänien, hier gibt es kein leider, keine Hasspunkte.
Wir verstanden uns auf Anhieb, wenn man die Hälfte des Herzens in einem anderen Land hat, spricht man nicht nur die selben drei Sprachen Rumänisch, Englisch und natürlich Deutsch. Man versteht auch die selbe Sprache mit ihren Winkelzügen und tieferen Bedeutungen richtig, Deumänisch. Es gehört zu meinen schönsten Erlebnissen, inmitten eines Satzes von Deutsch zu Rumänisch und schließlich zu Englisch zu wechseln.
Meine beste Freundin sagt, die Aussiedler brauchen auch ihre kulturellen Ausdrucksmöglichkeiten.
Solange sie keine Identitätsschwierigkeiten haben, sage ich. Eric spielt mir einen Kopfball zu, aber er kommt zu tief, also hebe ich mein Knie wie eine Cancan-Tänzerin, aber da ich die Grazie eines eingemummten sibirischen Klempners habe, springt der Ball seitlich weg und landet auf den Boden.
Ich mag Bälle, aber nur die, die man mit dem Fuß treten oder mit der Hand schlagen kann. Und nur die, denn ich bin Mitglied im A-Club. Das ist kein exklusiver Club, wir fühlen uns auch nicht direkt als etwas Besonderes. Es geht hierbei lediglich um die Brustgröße der Frauen, die wir attraktiv finden – Cup A. Für nicht Eingeweihte, das ist wenig. Das ist gerade mal soviel, wie ich habe. Oder noch weniger. Die Push-up Klientel Nummer eins.
Ich bin Mitglied im A-Club. Nix Melonen, keine Orangen, auch keine Mandarinen. Ich hatte schon Freundinnen mit mehr und das war nicht schlimm. Aber das waren mehr die Sorte Beziehung „wenn das ihr einziger Fehler ist, dann soll mich das auch nicht stören.“ Ich hatte meine beste Beziehung mit einer C-Frau.
Meine beste Freundin sagt, in einer Beziehung wird einem das Aussehen irgendwann einmal egal.
Die Mitgliedschaft im A-Club sucht man sich nicht aus. Vielmehr wurden wir von den anderen erst zurechtgewiesen, dann in die Schublade hingewiesen und schließlich eingezäunt, so dass wir uns fühlen, wie in einem Gulag.
Vom Eingang des A-Gulags, gehe ich aber meist nach rechts ab, direkt zum Cameron Diaz-Plakat, denn das ist der Übergang zu meinem eigentlichen Zuhause, dem Kurzhaarigen-Gulag.
Der Eingang zum Kurzhaarigen-Gulag bildet eine nach oben geöffnete Schere, die täglich geschärft wird, damit die von außen verächtlich-bissig eingeworfenen „die trägt die Haare ja wie ein Mann“-Kommentare mit dem Großmut eines dreiundzwanig mal wiedergeborenen Dalai-Lamas zu Konfetti zerfetzt werden, die dann wie bei einer Ami-Siegesfeier auf unsere Häupter herabregnen.
Als Nicht-Mitglied meint man, dass die Heerscharen der Männer mit kurzhaarigen Freundinnen entweder darüber missmutig sind oder, was die kurzhaarigen Frauen glauben, es ihnen im Laufe der Beziehung egal geworden ist. Oft ist es auch so, aber die überraschend hohe Anzahl der vermieteten Räume in unserer Festung lässt es mich bei einigen besser wissen. Markus ist so einer.
Genüßlich an der Zigarette ziehend, betrachte ich die Innenseite der Außenmauern, gesäumt von Bildern von wunderschön grazilen Frauen-Nacken und wandere vorbei am riesigen Juliette Binoche-Bild, weide mich an der lebensgroßen Milla-Jovovich-Wachsfigur und gehe auf mein Zimmer.
Als ich den Gemeinschaftsraum passiere, in dem ununterbrochen die Sonja Zietlow-Show läuft, grüße ich meine Brüder im Geiste, entscheide, dass ich vergeben bin und nicht anderen Frauen hinterher hecheln sollte und gehe weiter. Oben auf dem Aussichtsturm streift mein Blick gedankenverloren in die Ferne. So mag ich mich! Links von uns der Rubens-Gulag, danach nichts mehr. Früher kam danach der Rothaarigen-Gulag, aber es wurden so viele, dass die eine ganze Stadt gründeten. Und ein Blondinen-Gulag gibt es sowieso nicht, der ganze Kontinent ist ein einziger Blondinen-Gulag. Sonst auch keine. Der Wunsch nach langhaarigen Frauen mit großen Brüsten ist universeller als Coca-Cola. Hinten links sollte die Junge-Frauen-Stadt entstehen, aber es waren von vorne herein zu viele. Der ganze Kontinent ist eine Junge-Frauen-Stadt. Die Aversion der Männer gegen zu junge Frauen entspricht der der Mönche gegen das Beten.
Markus kommt hoch und fragt in seinem eigenen Stil, wie der Weg lauten möge. Subtil, antworte ich. Wenn man Frauen formen will, muss man es subtil machen. Dabei deute ich auf die andere Seite des Flusses, auf die Frauen-Gulags. Der Langhaarigen-Gulag ganz rechts, der Glatzen-Gulag ganz links, dazwischen Anzug- und gemütliches Bäuchlein-Gulag. Weiter Rechts die Sportwagen-Stadt, die Musiker-Stadt. Einen Waschbrettbauch-Gulag gibt es nicht, der ganze Kontinent …
Ich ziehe noch einmal an der Zigarette. Subtil muss es sein. Sie müssen glauben, dass es ihr eigener Wille ist. Zuerst sagt man der Frau, was man mag, dann nimmt man ihnen die Angst davor und dann kommt der subtile Frontalangriff. „Mein Gott, ist dein Nacken schön,“ ist ein guter Anfang. Es liegt in der Natur der Dinge, dass man ihr vor dem Küssen erst demonstrativ die Haare aus dem Nacken streicht und nachdem ich in der Fußgängerzone ein paar Mal den Kopf nach Kurzhaarigen umgedreht hatte, hatte ich gewonnen. Heike war kurzhaarig und ich glücklich.
Meine beste Freundin sagt, die Männer brauchen auch ihre äußeren Reize.
Heike hat meine beste Freundin nie gemocht. Ich glaube, Frauen respektieren sich gegenseitig nie so wie Männer es tun. Kein Mann würde eine Frau so sehr angreifen und verletzen wie eine andere Frau. Ich hege die Vermutung, dass es interkulturell so etwas wie Ritterlichkeit oder zumindest eine gepflegte Feindschaft gibt. Aber nur unter Männer; Frauen haben gegenüber Ihresgleichen keinen Ehrenkodex und wenn, nur unter Mütter. Frau sein an sich ist glaube ich nichts universell Gültiges; kein Mann würde das Patriarchat ernsthaft untergraben, manche Frauen untergraben und verraten den Feminismus andauernd.
Meine beste Freundin sagt, die Frauen seien sich selbst auch ihr größter Feind.
Der Höhepunkt mit Heike war, als sie Geburtstag hatte und ich ihr eine Rose schenkte und auf jedem Blütenblatt hatte ich einen Buchstaben gezeichnet und wie erwartet pflückte sie die Blüte und legte die Blütenblätter nebeneinander: W W Z Z O A L L C H E E E E E I I N N N T U D und dann hat sie eine volle Viertelstunde überlegt und probiert bis sie es hatte: WOCHENENDE ZU ZWEIT ALLEIN und dann hat sie gelächelt und gefragt: ganz ohne Disco? und ich antwortete: Deine Entscheidung.
Das mache ich nie wieder! Wenn eine verliebte Frau ihre Wünsche ganz offen ausspricht, ist alle männliche Fantasie nichts dagegen. Die meisten Männer bedenken gar nicht, was ihre Wünsche und Fantasien für Anstrengungen für sie bedeuten würden, würden sie denn in Erfüllung gehen. Morgen trete ich in den Treue-Männer-Gulag ein, für die Wünsche von mehr als einer Frau habe ich definitiv nicht die Energie.
Michael und Eric wechseln ein paar Bälle und die gelegentlichen tiefen Pässe zu mir sind nur noch ein Abbild der anfänglichen Begeisterung. Nach dem Höhepunkt gibt es zwei Alternativen. Man wartet entweder auf den Nächsten. Oder man sieht dem Abschwung zu. Sagte ich schon, dass sie nicht verschmust war?!
Leider bin ich es und damit begann der Abschwung. Verliebte Frauen machen eine ganze Menge mit, danach nicht mehr und man gewöhnt sich entweder daran, oder aber man rebelliert.
Ich bin der Typ, der rebelliert und ich klagte mein Recht ein. Frauen aber mögen Typen nicht, die klagen und schon waren wir inmitten des Falls. Jeder nächste Tag war weniger schön als der davor, jeder nächste Kuss weniger intensiv als der davor, jeder Augenblick weniger tief als der davor. Und lange Haare hatte sie auch wieder.
Aber ich wäre nicht kreativ, hätte ich keinen Ausweg in der Hinterhand und so stürmte ich die Bastion. Wenn man will, dass eine Frau glaubt, dass man sie liebt, dann muss man es ihr subtil zeigen. Jeder Vokuhila kann Blumen kaufen, jeder Schwachkopf hat die Kohle für Kerzen, jeder Affe wählt eine exquisite Pralinenmischung. Nein. Es gibt einen Unterschied zwischen „eine besondere Frau braucht eine besondere Behandlung“ und „einer besonderen Frau eine besondere Behandlung angedeihen lassen“.
Meine beste Freundin sagt, Freundinnen müssen immer wieder neu erobert werden.
Also kurzentschlossen Heike für einen besonderen Abend gebrieft, Feuer angemacht und Wasser gekocht. Wok angeschmissen und Meeresfrüchte rein. Junges Gemüse für eine erwachsene Frau. Ich mag junges Gemüse, aber nur das, das man in einen Topf werfen kann.
Video, Kerzen, Giottokugeln zu einer Pyramide aufgetürmt, Kerzen angezündet, Video eingelegt, Giottokugel essen, noch eine, sind die lecker, noch eine, die Pyramide ist jetzt hin, noch mal raus, neue kaufen, wieder auftürmen, der Reis ist schon viel zu lange im Wasser, probieren, geht noch. Nervös auf und ab laufen, eine nach der anderen rauchen, sich zwingen, ruhig zu bleiben, aus Verzweiflung sogar ein Vaterunser beten, klingt bescheuert, aber es beruhigt und dann fällt mir ein, was fehlt. Eine passende Musik zum Essen. CD einlegen, Tür öffnen, umarmen, Mund küssen, an die Taille fassen, hochheben, weiter küssen, hineintragen, auf die Couch legen, dabei über sie stolpern, lachen, küssen, küssen, aufrichten, küssen, in die Küche hetzen, Essen bringen, Was?, Du willst was trinken?, Cola?, Kommt gleich, Ja doch, Ich habe aufgeräumt, Was erwartest Du von mir?, ich habe keinen Putzfimmel, hinsetzen, essen.
Endlich komm ich zur Ruhe. Nach dem Essen knie ich vor ihr hin, lese ihr ein Gedicht von Rilke vor, dann ziehe ich ihr Schuhe und Socken aus und bringe das Wasser. Video gucken, Wein trinken, Zigarre rauchen und die Füße im warmen Wasser baumeln lassen. Kuscheln, sich ausziehen, den Mond anschauen, sich nackt aneinander schmiegen, streicheln, einfach nur streicheln, immer wieder nur streicheln, nackt und unschuldig und geheiligt und sanfte Küsse und Innigkeit und Nähe und streicheln und einschlafen und träumen. Von aneinander gereihten Holzfestungen, Bundestagsglaskuppeln in Cup A, tanzende Menschen in Diskotheken. Der Traum bewegt sich von einem Menschen zum nächsten, der Fußballspieler bewegt sich von einer Öffnung der Tanzfläche zur nächsten.
In meinem Traum kam ich von der Öffnung der Tanzfläche zum Gang hin zur Öffnung zum Tresenbereich. In meinem Traum passt mir Eric einen hohen Ball zu. In meinem Traum nehme ich ihn schlecht an und er springt auf den Tresen. In meinem Traum zerschellen Gläser, aus wohlgeformten Behältern für Hoffnungen werden Bruchstücke von Träumen. In meinem Traum bersten Zukünfte. In meinem Traum geht Heike zurück zu ihrem Exfreund, Typ langhaariger Theaterwissenschaftsstudent mit weichen Gesichtszügen, schlank, Bandmitglied und Deutscher. Ich wollte schon immer Deutscher sein, aber ich werde nie wirklich einer sein. Vielleicht werde ich Deutscher als die Deutschen, vielleicht lerne ich, meine Doppelhaftigkeit als Vorteil zu akzeptieren. Vielleicht in meinen Träumen, vielleicht wirklich.
Ich träume immer noch, als ich den Kurzhaarigen-Gulag betrete und das Carrie-Ann Moss-Plakat herunterreiße. Ich gehe zur Milla Jovovich-Wachsfigur und werfe sie gegen das Juliette Binoche-Plakat. Oben nehme ich den Fernseher mit der Sonja Zietlow-Dauersendung und werfe sie gegen die Schere. Beide fallen zu Boden. Auf meinem Zimmer schütte ich meine rumänischen Tränen zu Boden und zünde sie an. Dracula ist Rumäniens Beitrag zur Weltkultur und Vampirtränen brennen. Das Feuer greift auf die gesamte Holzkonstruktion über. Der Kurzhaarigen-Gulag brennt nieder. Scheren biegen sich in der Hitze, Metall errötet vor meiner eigenen Regierungsunfähigkeit, Mehrheiten schmelzen weg, staatstragende Mauern knicken ein, die Fahnen der Fetischfestung lodern auf Halbmast. Es ist niemand da, es ist nie jemand da, wenn man ihn braucht. Ich gehe hinaus und schneide mich an den Scherben des kaputten Fernsehers, an den Scherben der zerbrochenen Fenster.
Markus und Michael stehen neben mir und Michael sagt, dass ich es hätte verhindern müssen, der Ball dürfe nicht hinter den Tresen gelangen. Ich sage Markus, dass wir oberflächlich sind. Michael sagt, dass es nicht so schlimm sei, ich solle Schaufel und Besen holen und aufräumen. Ich hole mir erst mal einen Drink. Markus sagt, „Lasst der Tränen wenige sein, sire.“ Und dass Heike sowieso keine kurzen Haare hatte. Kurze Haare hat man nicht einfach so, das sei eine Lebenseinstellung.
Meine beste Freundin sagt, manchmal helfen einem auch dumme Sprüche.
Ach, sei still.