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Der Bahnwärter

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19.11.2002
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Der Bahnwärter

Der Dunkelblaue VW Passat bog in den Schotterweg ein, der von der Landstrasse abzweigte. Hinter den Bäumen am Strassenrand konnte man ein Haus erkennen.
Der Passat fuhr den Weg hoch bis zum Haus und stoppte dort.
Die Fahrertür ging auf und Hans Lempert stieg aus, ging einmal um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür. "Madame?" fragte er seine Frau Janet und reichte ihr die Hand. Janet Lempert kicherte, stieg aus und klapte den Sitz nach vorn, damit ihr kleiner Sohn Marvin aussteigen konnte.
Die Sonne stand schon tief im westen, und der Abend dämmerte.
Hans öffnete den Kofferraum und zog 2 schwere Reisetaschen heraus.
Janet ging zur Haustür und schloss sie auf. Hans klappte den Kofferraumdeckel zu und folgte ihr.
"Bring die Klamotten am besten gleich ins Schlafzimmer!" meinte Janet.
Im Flur stolperte Hans fast über die leeren Umzugskartons, die zusammengefaltet an einer Wand in der Ecke lehnten.
"Mann, ich dachte, die nehmen sie gleich mit?" fluchte er
"Sie holen sie morgen ab, Hansi! Los, beeil dich! Wir wollen endlich anstossen!"
Hans stieg die Treppen hoch in dern ersten Stock.
Er ging durch den Flur durch die linke Tür ins Schlafzimmer.
Die Umzugsfirma hatte ganze Arbeit geleistet. Alle Möbel waren aufgebaut und die Schränke eingeräumt. Den ganzen Tag waren sie zusammen mit den Möbelpackern beschäftigt gewesen. Sein Rücken schmerzte.
Jetzt hatten sie ihre letzten Sachen aus ihrer Altbauwohnung in der Stadt geholt.
Endlich hatten sie es geschafft. Ihr eigenes Haus auf dem Land.
Sie hatten es über eine öffentliche Ausschreibung vom Bundesvermögensamt für einen günstigen Preis bekommen. Hans war schon immer ein Eisenbahnfreak gewesen, und nun hatten sie einen alten Bahnhof samt Bahnwärterhaus gekauft.
Hans stellte die Taschen aufs Bett und stemmte die Hände ins Kreuz, bis der schmerz verging.
"Schluss für heute!" dachte er leise vor sich hin und ging nach unten.
Er ging nach draussen.
Auf der terasse hinter dem Haus traf er Janet und Marvin, die gerade den Tisch deckten. Die Sonne ging langsam unter.
Neben dem Haus geb es einen alten Lagerschuppen, der für Hans ideal zum Basteln und Heimwerkeln war.
Mervin rannte vor dem Schuppen auf dem alten bahnsteig herum und lachte vor sich hin. Hans sah auf die rostigen, von Unkraut überwucherten Gleise. Die Strecke war 1976 stillgelegt worden, hatte man ihnen gesagt.
Im Süden, wo die Gleise in einem Tunnel verschwanden, war am Hang das Dorf, zu dem der Bahnhof einmal gehörte. Marvin hatte hier einen wahren Abenteuerspielplatz gefunden.
Neben der Terasse gab es einen Garten, wo Janet endlich ihre Kräuter anbauen konnte, auf die sie so schwor. Sie war sehr naturverbunden und heilte alle Krankheiten in der Familie mit ihren Kräutern.
Sie sahen sich in die Augen. Sie hatten ihren Traum erfüllt bekommen.
Hans nahm die Sektflasche vom Tisch und drehte den Draht los.
Der Korken schnalzte aus der Flasche und landete zwischen den Gleisen.
Er goss ihre Gläser voll.
Marvin bekam Apfelsaft.
Sie stiessen an und leerten ihre Gläser.
Die Sonne war untergegangen.
"So, Kleiner, Zeit fürs Bett!" meinte Janet, als sie auf die uhr blickte.
Sie nahm ihn hoch und trug ihn urch die Terassentür ins Haus.
"Gute Nacht, mein grosser!" Hans drückte seinem Sohn ein Küsschen auf die Wange. "Au, Papa, du stichst!" lachte Marvin.
"Na gut, ich rasiere mich morgen!"
Sein Blick schweifte über die Gleise.
Er gähnte.
"Komm, lass uns alle schlafen gehen! War ein harter tag heute!" meinte Janet.
Hans nickte. Besser ist das.
Er sah sich ein letztes mal im Garten um, bevor er ins Haus ging.

Der Wecker tickte unerhört laut, fand Hans.
Es war spät in der nacht, und er fand keine Ruhe.
Janet lag neben ihm schlummerte selig vor sich hin und lächelte.
Warscheinlich träumte sie gerade was schönes, fand Hans.
Er wälzte sich wieder herum und schloss die Augen.
Tausende Gedanken gingen ihm durch den Kopf.
Wieder drehte er sich um. Er kam nicht zur Ruhe.
Und dann spürte er, das er pinkeln musste.
Ärgerlich riss er die Decke weg und wälzte sich aus dem Bett.
Als er die Treppe hinunter ging überlegte er sich, ob er nicht vielleicht noch im garten eine rauchen sollte. Vielleicht auch eine Tasse von Janets selbstgemischten "Gute Nacht-Kräutertee"
Als er fertig war mit pinkeln ging er in die Küche und füllte Wasser in den schnurlosen Wasserkocher. Während er wartete, bis das Wasser kochte, hörte er in die Stille des Hauses. Ab und an knackte es irgendwo. Neue Geräusche, an die er sich gewöhnen würde. Die Küchenuhr zeigte kurz vor drei Uhr morgens.
Als das Wasser heiss war, brühte er sich eine Tasse auf und ging in den Garten, setzte sich an den Tisch und zündete sich eine Zigarette an.
Der Himmel war klar. Oben leuchteten die Sterne.
Hans lehnte sich ganz weit nach hinten und blickte nach oben.
Irgendwo im Gebüsch zirpte eine Grille.
Irgendwo im Dorf begann plötzlich ein Hund zu bellen.
Ein zweiter Hund stimmte mit ein.
Auch an sowas musste sich der Stadtmensch Hans noch gewöhnen.
Und dann hörte er noch ein Geräusch.
Es kam von den Gleisen.
Hans stutzte, stand auf und ging auf den Bahnsteig und lauschte.
Eskam definitiv von den rostigen alten Schienen.
Ein leises Summen.
Hans erschrak ein wenig. Die Strecke war doch seit Jahren stillgelegt! Er drehte den Kopf nach Süden, dort, wo der Tunnel wie ein gähnendes Maul die Gleise verschluckte.
Plötzlich hörte er ein Schnaufen. Ein Rattern, ein rhythmisches Stampfen.
Gelbliches, fahles Licht leuchtete im Tunnel auf.
Etwas langes, schwarzes mit einem trüben Licht am Anfang schoss aus der Röhre.
Ein eisiger Windstoss kam auf. Die Hunde bellten wie verrückt.
Es pfiff.
Hans klappte der Unterkiefer runter.
Es war ein Zug, der plötzlich aus dem Tunnel kam.
Das Schnaufen und Stampfen wurde immer lauter, dann erfasste der Lichtkegel, den die trübe Lampe vorn an der Lok auf die Gleise warf den Bahnsteig. Das herannahende Ungetüm stieß einen hohlen, lauten Pfiff aus, der Hans eisig durch Mark und Bein fuhr. Eine lange Rauchlohe quoll aus dem Schornstein, glühende Funken tanzten darin.
Weisser Dampf schoss aus dem Schornstein und dem Pleulgestänge.
Der Zug kam immer näher.
Es wurde immer kälter. Hans fröstelte.
Er kam näher. Er roch die Rauchschwaden, den Geruch nach warmen Schmierfett.
Das konnte es doch gar nicht geben.
Der Lok ratterte an ihm vorrüber. Sie war lang,vorn sah er die großen Windleitbleche, den langgezogenen Kessel, das pumpende Pleuelgestänge an den vier schmutzig - roten Schwungrädern, Die Lok glänzte im fahlen Licht des Mondes ölig- schwarz.
Er sah ein mattes Licht im Führerstand.
Eine schemenhafte Gestalt stand darin, bediente die Hebel und Armaturen im Führerstand, der Flammenschein aus der geöffneten Feuerklappe.
Dann der Kohletender. Wie ein riesiger Wurm schoss der Zug an Hans vorbei.
Die Wagen. Dampf hüllte Hans ein. Zwischen den hellen Dampfschwaden konnte er erkennen, das es Güterwaggons waren. Und dann sah er rote Kreuze auf weissem Grund auf den Schiebetüren. Einige der Türen standen offen. Mattes Licht schimmerte im Inneren der Waggons, die Böden schienen mit Stroh ausgelegt zu sein.
In dem Licht dichtgedrängt schattenhafte Gestalten. Sie lagen oder hockten auf dem Boden. Sie schienen ihn nicht zu beachten.
Dann war der Zug vorbei. Hans sah die roten Schlusslichter am letzten Waggon in der Ferne verschwinden. Noch immer wehten Dampfschwaden über den Bahnsteig. Das Singen der Gleise verstummte schließlich.
Hans war ein einziges Fragezeichen. Was war das für ein Zug?
War die Strecke nicht schon seit Jahrzehnten stillgelegt worden?
Der Tee und die Kippe waren vergessen. Sein Kopf dröhnte. Was war das für ein zug gewesen? Irgendetwas daran war faul, hatte er das Gefühl.
Er fühlte noch immer den eisigen Luftzug auf seiner Haut.
Die Hunde hörten auf zu bellen. Dann war Stille.
Nur noch das leise Zirpen der Grille war zu hören.

Janet hatte beim Frühstück gelacht, als ihr Hans von dem Zug erzählt hatte.
"Das hast du wohl nur geträumt!"
Hans schüttelte den Kopf.
"Für einen Alptraum ist das ziemlich real gewesen"
Nur Marvin interessierte sich für den zug. "War das ein ganz alter Zug, Papa?" fragte der Kleine immer wieder.
Janet schüttelte den Kopf
"Janet, ich war letzte Nacht draussen! Ich hab den verdammten Zug gesehen, gehört und sogar seinen eiskalten Luftzug gespürt! Das war kein Traum!"
Sie machte ein genervtes Gesicht.
Und Hans kam nun doch auch ins Zweifeln, ob er die ganze Sache vielleicht doch nur geträumt hatte.

Janet hatte ganze arbeit geleistet. Als er vom Dienst nach Hause kam hatte sie doch tatsächlich die ganzen Brennesseln am Haus abgeerntet. Hans war das sofort aufgefallen. Und so wie er Janet kannte hatte sie mit den Brennesseln etwas vor.
Garantiert hingen sie jetzt auf dem Dachboden zum trocknen. Als er dir Tür aufschloss kam ihm Marvin entgegen.
"Mama hat Spinat gekocht!"
Hans liebte Spinat über alles.
Schöner Rahmspinat mit dicken Kartoffeln und Spiegeleiern.

Später sassen sie beide vor dem Fernseher. Marvin schlief bereits.
Der Film war gut. Doch Hans musste immer wieder an den Zug denken.
Janet schien die Sache beim Frühstück vergessen zu haben. Sie redete nicht davon, und Hans sprach sie auch nicht mehr darauf an.
Hatte er sich das Ganze wirklich nur eingebildet? Einen etwas sehr realistischen Alptraum gehabt?
Janet gähnte. Hans sah auf die uhr. Schon halb zwölf.
Sie schalteten den Fernseher aus und machten sich bettfertig.
Eine halbe Stunde später war sie in seinen Armen eingeschlafen.
Hans blickte in die Dunkelheit des Schlafzimmers.
Bleiches Mondlicht fiel durch das gekippte Fenster und malte ein helles Rechteck auf den Parkettboden. Dann schlief auch er langsam ein.

Dunkelheit um ihn herum. Harter boden unter seinen Füssen. Knirschte unter seinen Schuhen, fühlte sich an wie Schotter.
Er lief über ein Bahngleis. Es zog sich schnurgerade durch die Finsternis.
War da vorn nicht ein helles Licht?
Er lief darauf zu, freute sich, aus der Dunkelheit ins Helle zu kommen.
Doch das Licht bewegte sich. auf ihn zu.
er fühlte wie sich eine leise Furcht in ihm ausbreitete.
Er wollte einen grossen Schritt zur Seite machen, runter von den Schienen.
Doch sein Bein gehorchte ihm nicht. Es lies sich nicht bewegen.
Das Licht kam näher.
Immer näher.
Die Angst wurde stärker.
Er konnnte sich nicht bewegen.
Ein lauter Pfiff. Der Pfiff einer Lokomotive.

Hans riss die Augen auf.
Er sah das Schlafzimmer im fahlen Licht des Mondes.
Ein Traum. Es war nur ein Traum.
Ein ganz schlechter, ganz übel.
Kalter Schweiss lief ihm über das Gesicht. Sein T-Shirt klebte an seinem Rücken, als er sich aufrichtete. Er atmete tief durch.
Ein Pfiff. Er kam von draussen.
Hans erstarrte im Bett.
Ein lauter werdendes Rattern und Stampfen.
Wieder ein Pfiff.
Gleissendes Licht schoss durch das Fenster, blitzte auf und verging wieder. Eine lange Rauchlohe schwebte am Fenster vorbei, Glutpunkte tanzten darin wie Glühwürmchen.
Neblige Dampfschwaden krochen durch das gekippte Fenster.
Rollen von Rädern auf Schienen. Es schnaufte und stampfte direkt unterm Fenster.
Hans saß stocksteif im Bett.
Das Rattern und Rollen wurde schwächer, immer leiser.
Im Schlafzimmer stank es nach kaltem Rauch. Nach warmen Schmierfett. Ein schwerer, markanter Geruch.
Hans lies einen verspäteten, dünnen Schrei los.
Er war wieder gekommen. Er war kein Traum gewesen. Es gab ihn wirklich. Erschöpft, unfähig noch irgendetwas zu tun plumpste er zurück in sein weiches Kissen, der Schlaf übermannte ihn. Die uhr zeigte 3 Uhr.

Die Fussgängerzone war voll Menschen.
Es hatte Streit am morgen gegeben, weil Janet behauptete, er hätte Nachts im Bett geraucht. Sie hatte den leichten, kalten Rauch gerochen, den der Zug hinterlassen hatte. "Willst du uns alle abfackeln? Im Bett wird nicht gequalmt! Das hab ich dir schon bestimmt tausendmal gesagt!" Sie selbst war Nichtraucherin. Sie tolerierte aber Hans Laster, so gut es ging. Aber am Morgen war sie stinkig. Aber zu unrecht.
"Mausi, ich war das nicht! Dieser Zug, er war wieder da! Deswegen stinkt es hier nach Qualm.So verstehe doch bitte und glaube mir!"
Sie sah ihn entgeistert an. Als hätte er ihr einen gemeinsamen Ritualmord vorgschlagen. "Du hast ja echt nen Sockenschuss, Hans Lempert! Du spinnst ja! Der Zug! Der ist wohl auch daran schuld, das die Klobrille mal wieder nicht runtergeklappt war? Du solltest echt mal zum Arzt gehen, mein Lieber!" schrie sie ihn an. Dann hatte sich sich angezogen und war mit Marvin zum Kindergarten gefahren. Ohne ein weiters Wort zu sagen.

Nun schlenderte Hans, ein Softeis in der Hand, durch die Einkaufsstrasse und blieb ab und an vor einem Schaufenster stehen. Er musste sich auf andere Gedanken bringen. Wie konnte er die Sache wieder glattbügeln?
Janet war in Steitfragen unkompliziert. Wenn sie sich aufregte, gab es einen lauten Knall, eins, zwei Stunden Funkstille, und dann wollte sie wieder Versöhnung. Doch ob es diesmal auch so war? Der Zug machte ihn fertig. Gab es ihn oder nicht?
Dann sah er jenen Spielzeugladen.
Im Schaufenster waren Modellbahnen ausgestellt.
Und dann sah er sie.
Eiskalt lief es ihm den Rücken hinunter. Er erkannte eines der Modelle als den selben Lokomotiven-Typ wieder wie den von vorletzter Nacht. Eine Br 52 Dampflokomotive, bekannt geworden als typische "Kriegslok". Die Miniatur sah haargenau so aus. Hans drehte sich der Kopf. Sowas kann man sich doch nicht einfach zusammenträumen, wenn man sich mit Dampfloks nicht so gut auskennt. Hier gab es keinen Zweifel. Es war eine Br 52, die diesen seltsamen Zug gezogen hatte. Hans erkannte sie hundertprozenztig wieder. Eine seltsame Art Dejá vu. Er betrat den Laden.
Der Verkäufer, ein schlanker, kränklich aussehender Mann, begrüste ihn. Hans hatte eine vage Idee, die eine Erklärung abgeben könnte.
Der Laden war klein, die Regale mit Eisenbahnzubehör und Modellbaukästen vollgestopft. "Kann ich ihnen helfen?"
"Ja. Ich hätte da eine Frage: Gibt es hier in der Nähe einen Verein, die alte Züge restaurieren und damit fahren?"
Der Verkäufer schüttelte den Kopf.
"Nicht das ich wüsste. Es gibt zwar einen, die ein kleines Museum haben, aber fahren tun die nicht!!
"Schade" Hans bekam Angst. Was, wenn der Zug wieder kommt? Und er keinem Eisenbahnfreunde-Verein gehörte? Wenn der Zug etwa...
"Alles in Ordnung?" fragte der Verkäufer
"Ja, ja, alles klar!"
"Sie sehen aus, als hätten sie eben ein Gespenst gesehen!" Der Mann lachte.
"Vielleicht hab ich das!"
Der Verkäufer blickte ihn erstaunt an.
Sein gesicht wurde plötzlich wieder ernst. Als wenn er etwas sagen wollte.
Hans ging hastig aus dem Laden, den fragenden Blick des Verkäufers im Rücken

Sie lagen nebeneinander im Bett. Sie schlief, Hans nicht.
Janet war immer noch etwas grummelig auf ihn. Er hatte die Sache so gut gebogen, wie es ging, damit sie ihn nicht für verrückt hielt. Hans hatte einfach gesagt, das mit dem zug sei eine Ausrede gewesen, ja, er habe im Bett eine geraucht. Sie hatte ihn schief angesehen. Und den Kopf geschüttelt. Hans fing an den Zug zu hassen, weil er ihm nicht nur Angst machte, nein, sondern auch noch den Ehefrieden störte.
Jetzt hielt sie ihn für einen Lügner, der billige, an den Haaren herbeigezogene Ausreden gebrauchte. Sie hatte ihm gesagt, seit sie in diesem Haus wohnen hätte er sich verändert. Danke, lieber Zug!
Immer wieder wanderte sein Blick zu dem leuchtenden Zifferblatt ihres Weckers.
Es war halb drei.
Und da kam ihm eine Idee. Er wollte beweisen, das er ihn sich nicht einbildete.
Der Zug lies ihm keine Ruhe. Was, wenn er wiederkommt?
Hellwach stand er auf, zog sich an und schlich durch das Haus nach unten ins Wohnzimmer. Irgendwo in einer der Schubladen hatte Janet ihr Nähzeug gepackt.
Hans hatte soviel Ahnung vom Nähen wie ein Nilpferd vom Eierlegen. Das war ihr Nähkasten. Er rührte ihn sonst nie an. Er klappte den Deckel der alten Keksdose hoch. Ratlos wühlte er in den Garnrollen und Nadelheftchen, Messbändern, Knöpfen, Reissverschlüssen und Fingerhüten. Dann stieß er ganz unten auf ein Knäuel Strickwolle. Das war etwas. Er nahm das Knäuel an sich.
In einer anderen Schublade fand er die Taschenlampe.
Er schlich in den Garten. Was sollte er Janet sagen, wenn sie ihn Nachts um kurz vor drei mit Strickwolle und Taschenlampe im Garten erwischte?
Sie wird mich in die Psychiatrie einweisen lassen, wenn ich ihr sage das ich dem Zug eine Falle stellen will um zu sehen, ob es ihn wirklich gibt.
Hans brachte ein Grinsen zustande, obwohl er sich selbst für total bescheuert hielt. In den alten Gemüsebeeten steckten Holzstangen, das hatte er gesehen.
Wahrscheinlich hatte der letzte Besitzer hier Bohnen oder Erbsen angebaut.
Er zupfte 2 der Stangen aus der Erde und ging zum Gleis, wo er sie links und rechts neben das Schotterbett in die Erde steckte. Dann spannte er zwischen die beiden Stangen einen Wollfaden. Das reicht noch nicht.
Er erinnerte sich an ein altes Spiel aus Kindheitstagen, Pfennige auf die Schienen legen. Das war immer ein grosser Spass. Einmal hatte es einen Pfennig so zerdrückt, das er fast drei mal so gross war wie eine normale Münze. Hans kramte in seinen Taschen, tatsächlich, er fand welche.
Er verteilte sie auf den Schienen.
Na dann komm!
Hans setzte sich an den Tisch und steckte sich eine Zigarrette an.
Angespannt lauschte er in die Stille.
Er wusste irgendwie, das er kommen müsste.
Einige Wolken verdeckten die Aussicht auf die Sterne.
Der bleiche Mond hing als zunehmende Sichel am Himmel
Ein Hund bellte. Hans sass plötzlich kerzengerade im Stuhl.
Mit klammen Fingern knipste er die Taschenlampe ein.
Er leuchtete zu seiner Falle. Dann dorthin, wo der Tunnel in den Berg führte.
Ein lauter werdendes Rattern und Schnaufen.
Der Zug kam. Hans schluckte nervös.
Er hatte schon einmal über solche Dinge gelesen. Wenn der Zug die Stöckchen umreißt, die Pfennige plättet, war alles in Ordnung. Er könnte herausfinden, wer dahinter steckte und denjenigen bitten, das Nachts bleiben zu lassen. Aber wenn...
Der Zug schnellte heran. Wieder ein Pfiff. Das lange, schwarze Ungetüm von Lokomotive ratterte an Hans vorbei. Dichte Dampfschwaden wehten durch den Garten. Ratternd und Polternd folgten die Rotkreuz-Güterwaggons. Es war der selbe zug von vorgestern. Hans zählte 8 Waggons, bis der Zug ihm nur noch die schwach rot glimmenden Schlussleuchten zeigte. Der Strahl der Taschenlampe fiel von allein auf die beiden Holzstangen, die neben dem Gleis standen, auf den Wollfaden, der dazwischen gespannt war.
Hans stand auf wie ein Roboter. Eiskalter Schweiss rann ihm übers Gesicht. Seine Gedanken rasten im Kreis. Das darf es doch nicht geben, wieso hat der die Stöcke nicht plattgewalzt, den Faden zerfetzt. Hans sah auf die Pfennige. Warum sehen die noch genauso aus wie vorher? Kein Kratzer. Hans fühlte, wie ihn seine Beine im stich liessen, dann kippte er um.
Er erwachte neben Janet im bett, als sie ihn weckte. Wie er dahin gekommen war wusste er nicht. Aber die Erinnerung an den Alptraum letzte Nacht war da, sie schoss ihm ins Bewusstsein, als er aus dem Fenster sah und die beiden Holzstäbe mit dem gespannten Wollfaden sah, die Taschenlampe, die im Gras lag. Es war ein Gespensterzug. Er hatte einen Geist gesehen.
Hastig zog er sich an und lief in den Garten, sammelte alles ein und versteckte die Stäbe mit dem Faden in einem Gebüsch.

"Und, hast du deinen Zug wieder gesehen?" fragte Janet grinsend beim Frühstück.
Jetzt machte sie sich darüber lustig. Hans war sauer.
"Nein, wieso?" log Hans.
Wenn er es ihr erzählen würde, das er wieder gekommen sei, dann würde sie ihn komplett für verrückt erklären. Das musste er alleine durchstehen.

Hans betrat gegen Mittag den Spielzeugladen.
Der Verkäufer sah ihn fragend an. Ob er mich auch für total bescheuert hält?
"Sie sahen gestern so aus, als hätten sie ein Gespenst gesehen!" sagte er zur Begrüssung. "Ja, das habe ich, glaube ich!" meinte Hans zögernd. Was sollte jetzt diese Frage? Hans war nervös.
Der Verkäufer ging an ein Regal und zog eine Schachtel heraus, öffnete sie und zog eine Modell-Dampflok hervor. Er hielt sie Hans hin.
"Sah das Gespenst etwa so aus?"
Hans erkannte die Lok sofort wieder. Eiskalt lief es ihm den Rücken hinunter.
"Ja, nur ein wenig grösser, natürlich! Und sie hatte acht Güterwaggons angehängt!" sagte er zitternd. "Kommen sie doch bitte mit ins Büro, da können wir uns besser unterhalten!"
Also doch. Der Mann wusste etwas. Oder nahm ihn wenigstens ernst. Hans fühlte sich ein wenig erleichtert.
Der Verkäufer drehte das Geöffnet-Schild an der Tür um und schloss ab.
Sie betraten das kleine Büro.
Der Verkäufer bot Hans eine Zigarette an.
Die Männer rauchten und schwiegen.
"Ich dachte erst, sie halten mich für verrückt gestern!" brach Hans das Schweigen.
"Nein, ich halte sie nicht für verrückt. Ich hab ihn doch schon selber gesehen!
War vor ein paar Jahren. Ich habs vorher selber nicht geglaubt, als man mir davon erzählte. Aber dann bin ich doch zu diesem alten Bahnhof gefahren, und dann kam er! Ich hab ihn sogar fotografiert!"
Der Verkäufer zog eine Schublade auf und kramte ein eingerahmtes Bild heraus.
Hans lief wieder ein eisigkalter Schauer über den Rücken.
Er erkannte den Schuppen links neben dem fahrenden Geisterzug.
"Da wohne ich! Das ist der Bahnhof!" entfuhr es Hans plötzlich. Die ganze Anspannung löste sich von ihm ab.
"Echt? Klasse, gut getroffen! Ist eine schöne Ecke, da würde ich auch gerne wohnen, wenn der Zug nicht wäre!" meinte der Verkäufer. Hans schwieg. Der Verkäufer zog an seiner Zigarette.
"Wissen sie, in dem Dorf da weiss jeder darüber Bescheid, nur reden tut keiner was davon. Sie würden es nie zugeben, etwas davon zu wissen, weil sie angst vor dem Zug haben! Aber ich hatte mal einen Stammkunden, der da wohnte. Ist vor ein paar jahren gestorben. Hat mir alles erzählt. Der war dabei, als es passierte!"
"Was passierte?" Hans wurde neugierig.
"Es war im April 1945. Nachts. Amerikanische Jagdflieger hatten die Brücke etwa 2 Kilometer nördlich von ihrem Haus zerbombt. Die wurde 1952 dann wieder aufgebaut, aber in jener Nacht fuhr ein Lazarett-Zug mit Verwundeten von der Westfront auf dieser Strecke. Der Bahnwärter, der damals in ihrem Haus gewohnt hat, wusste, das die Brücke kaputt ist. Aber er hat verpennt, die Strecke zu sperren. Der Typ hatte ein Alkoholproblem, wenn sie verstehen, was ich meine."
Hans nickte.
"Der hätte nur mal eben durchtelegrafieren müssen, das die Brücke futsch ist. Oder ein Signal aufstellen, das der Zug anhält, aber der Typ lag besoffen in der Kiste, und der Zug ist durchgefahren, und dann die kaputte Brücke runtergeknallt mit Mann und Maus!"
"Ist ziemlich hoch, die Brücke!" meinte Hans, während ihm bei der Vorstellung daran die Gänsehaut über den Rücken lief.
"Ja, das war die alte Brücke auch. Sind rund 40 Meter bis zum Boden am tiefsten Punkt. Tja, und da ist der Zug runter. Keiner hats überlebt."
Hans Mund war trocken.
"Den Bahnwärter hat man am nächsten Tag gepackt und verhaftet, die Trümmer hat man dann nach dem Krieg weggeräumt, aber der Zug kommt jede Nacht zur selben Zeit wieder! Eben als Geist, verstehen sie?"
"Und kann man da nichts machen?" meinte Hans
Der Verkäufer stand auf, ging durch den Laden, drehte das Schild um und schloss die Tür wieder auf. "Versuchen sie, ob sie ihn erlösen können! Sie sind ja jetzt der Bahnhwärter, weil sie in dem Haus da wohnen!" sagte er leise.
"Danke, das sie sich zeit genommen haben!" sagte Hans.
"Das habe ich gerne getan. Bisher hab ich mit keinem drüber gesprochen. Ist ja auch ne verrückte Geschichte, so verrückt, das noch nicht mal das Fernsehen sich dafür interessieren würde. Und das will schon was heissen.
Es glaubt nun mal keiner an Geister."
"Jetzt tue ich es! Und ich werde versuchen, ihn zu erlösen!" meinte Hans entschlossen.
"Dann viel Glück dabei!
Kommen sie mal wieder vorbei, wenn sie Lust haben! Bis dann!"
"Alles klar! Wiedersehen!"
Hans ging durch die Fussgängerzone und hatte Watte im Kopf. Ein Geisterzug. Ein komisches Gefühl beschlich ihn im Gedanke daran, das er Zeuge eines Paranormalen Phänomens geworden war. Geister gab es für ihn nur in Büchern. Und ausgerechnet noch ein ganzer Geister-Zug? Wenn es wenigstens nur irgendeine bleiche Gestalt mit dem Kopf unterm Arm wäre.
Er musste ihn erlösen. Wie er das anstellen sollte war ihm noch immer ein Rätsel.

Hans fuhr die einfahrt zum Haus hoch. Sofort fiel ihm auf, das Janet´s roter Golf nicht vorm Haus stand, obwohl sie schon längst da sein müssten.
Er parkte den Passat vorm Haus, knallte die Tür zu und lief ins Haus.
Atemlos erreichte er die Küche. Er machte sich Sorgen. Sie war seit 2 Stunden überfällig, verriet ihm ein Blick auf die Uhr.
Dann sah er den zettel: "Hallo, Liebling! Meine Mutter ist heute Morgen schwer gestürzt und hat sich einen komplizierten Beinbruch zugezogen. Sie liegt jetzt im Krankenhaus. Ich bin mit Marvin zu ihr gefahren. Wir kommen übermorgen wieder.
Mach dir keine Sorgen. Wollte dich anrufen, aber dein Handy war aus.
Ich liebe dich! Deine Mausi!"
Hans atmete tief durch. Janet war jetzt in München, wo sie ursprünglich herstammte. Er konnte seine Schwiegermutter noch nie leiden. Das wusste Janet, und sie verzieh es ihm. Die Alte hatte Hans auch noch nie leiden können und ihn das spüren lassen. Er gönnte dieser alten Hexe, diesem Drachen, den Beinbruch von ganzem Herzen.
Jetzt war er für 2 tage Strohwitwer.
Janet und der Kleine fehlten ihm jetzt schon.
Auf dem Herd stand ein Topf.
Hans hob den Deckel an und fand den Topf randvoll mit Gemüsesuppe. Noch warm.
Er aß 3 Teller und fühlte sich satt und zufrieden.
Nicht ganz zufrieden. Das haus, leer und einsam. Und der Zug.
Hans ging in den Garten.
Was hatte der Verkäufer beim Abschied gesagt? Sie sind jetzt der Bahnwärter? Der Satz gab ihm zu denken.
Hans ging in den Schuppen.
Hier herrschte heilloses Chaos. Alte Holzpaletten, leere Kisten. Alte Werkzeuge.
Ein Stapel alter Eichenbohlen, die wohl mal Gleisschwellen gewesen waren, so ölverschmiert, wie sie waren. Ja, da waren noch die Bohrungen für die Schrauben.
Und dann sah Hans die Lampe in der Ecke an einem rostigen Nagel hängen.
Er nahm sie von der Wand. Es war eine alte Signallampe, wie er sehen konnte.
Sie funktionierte noch mit Petroleum, wie er der Beschriftung entnehmen konnte.
Und sie hatte rote Scheiben. Rot wie Stop !!!
Wenn er damit den Zug stoppen könnte, könnte er die Katastrophe abwenden, die den Zug Nacht für Nacht aufs Neue ins Verderben führt. Hatte der Bahnwärter damals nur einfach diese Lampe raushängen müssen, und alles wäre nie passiert?
Könnte er mit dieser Lampe die ruhelose Seele, die dieser Zug innehatte erlösen?
Petroleum. Die Lampe ist leer.
Hans blickte auf die Uhr.
Halb fünf. Er müßte irgendwo Petroleum kaufen.
Er stellte die Lampe ins Wohnzimmer, setzte sich ins Auto und fuhr los.
An der nächsten Tankstelle wurde er fündig. Er kaufte 2 Flaschen.
Hoffentlich ist der Docht in der Lampe noch in Ordnung.
Hastig packte er die Lampe und die Tüte mit den Flaschen und flitzte in den Garten, wo er die Lampe auf den Tisch stellte.
Vorsichtig goss er den Inhalt der beiden Flaschen in den Tank.
Dann hob er den Deckel ab , drehte den Docht einmal nach unten, damit er sich vollsaugen konnte, wartete und drehte den Docht wieder hoch.
Mit zitternden Fingern zündete er den Docht an.
Er brannte. Die Flamme rußte gewaltig. Das wäre geschafft.
Er pustete die Flamme wieder aus und setzte den Deckel wieder auf.
Hans war erleichtert.
Jetzt brauchte er nur noch zu warten.

Hans sass am Gartentisch. Er hatte an dem verwitterten Ortschild, das auf dem bahnsteig stand, einen rostigen Haken gefunden und die Lampe daran aufgehängt.
Selbst ein Blinder konnte das in der Dunkelheit hell rot leuchtende Signal nicht übersehen, dachte er. Er hatte die Lampe schon nach Sonnenuntergang dort aufgehängt und angezündet. Sicher ist Sicher.
Jetzt schwirrten einige Motten vor den rot leuchtenden Blenden umher.
Die zeiger seiner Uhr rückten auf 3 Uhr. Showtime.
Der Abend war sehr unruhig. Obwohl ein spannender Thriller im Fernsehen gelaufen war, konnte sich Hans dabei nicht darauf konzentrieren.
Seine gedanken schweiften ab.
Die spannung stieg.
Hans rutschte auf dem Stuhl hin und her.
Im Dorf bellten die Hunde.
Und dann hörte er wieder das bekannte Rattern und Stampfen.
Hans stand auf und sah zu dem Tunnel, dessen Röhre nun plötzlich von einem trüben Licht ausgeleuchtet wurde.
Er kam.
Doch diesmal fühlte er keine Angst.
Jetzt müsste er das Signal doch sehen können.
Der zug kam immer näher.
Und dann hörte er plötzlich ein Zischen, ein Kreischen und Fauchen.
Der vor der Lok über die Gleise huschende Lichtkegel wurde langsamer.
Der zug kam in den Bahnhof. Immer langsamer werdend.
Er sah Funken sprühen, als die blockierten Radreifen über das blanke Metall der Schienen rutschten. Es Kreischte Ohrenbetäubend.
Der Kessel schnaufte und fauchte wie ein wütender Drache.
Die Lok kroch an Hans vorbei. Immer langsamer werdend.
Dampfschwaden verhüllten die Sicht.
Hans hörte nur noch, wie das Kreischen erstarb und wie ein Ruck durch die Waggons ging. Prellpuffer stiessen gegeneinander.
Hans hörte nur noch das Fauchen des Kessels.
Immer mhr Dampfschwaden hüllten den kompletten Zug ein.
Hans griff zur Taschenlampe und leuchtete in den Nebel.
Das Herz klopfte ihm bis zum Hals.
"Hallo? Ist da jemand?" rief er
Er wurde langsam nervös. Ein wenig Panik machte sich in ihm breit.
Er konnte kaum etwas sehen.
Doch dann plötzlich legten sich die Dampfwolken.
Und Hans sah eine dunkle Gestalt durch den sich verflüchtigenden Nebel auf sich zu kommen. Er leuchtete die Gestalt mit der Taschenlampe an.
Er sah, das die Gestalt eine schmutzige graue Uniform trug.
Sie zog beim Gehen ihr rechts Bein nach.
Die Lederstiefel waren dreckverkrustet, die Hose fleckig.
Der linke Arm war bandagiert und die Gestalt trug ihn in einer Schlinge um den Hals.
Hans sah die Abzeichen auf den Schulterklappen, die Kragenspiegel. Es war ein Soldat. Ein Soldat in einer Wehrmachtsuniform.
Der Strahl der Taschenlampe wanderte höher in das Gesicht des Soldaten, der jetzt direkt vor ihm stand. Es kam ihm sofort bekannt vor. Der weisse Farbton, die rötlichen Ringe um die Augen. Fiebrig glänzender Blick. Und obwohl der Soldat vor ihm Bartstoppeln und Schmutz im Gesicht hatte, eine verbeulte Mütze und einen blutdurchtränkten Verband um den Kopf, erkannte er,
das es der Verkäufer aus dem Spielzeugladen war!!
Hans erschrak.
Er fühlte, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte.
"Du bist der Bahnwärter, und du hast deine Arbeit gut gemacht!"sagte er mit einer rauen, kratzigen Stimme.
Die Hand fühlte sich kalt und leicht an.
Hans sah dem Geist in die Augen. Sie sahen dankbar aus.
Die Hand griff etwas fester gegen Hans Schulterblatt, klopfte mehrmals darauf. Die Finger waren kalt und knochig.
Der Soldat nahm sie wieder von seiner Schulter, drehte sich um und ging langsam wieder auf den Zug zu.
Hans wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort hervor.
Der Soldat kletterte mühsam in einen der Waggons, lehnte sich gegen den Türrahmen und sah Hans an.
Die Lok pfiff. Der Soldat hob den gesunden Arm und winkte.
Ruckelnd fuhr der zug an.
"Danke, das du uns erlöst hast!" rief er durch den Lärm der schnaufenden Lok.
Hans hob die Hand und winkte zurück. Er hatte Tränen in den Augen.
Der zug wurde immer schneller und schneller. Und dann war er plötzlich in einer Dampfwolke verschwunden.
Hans rieb sich die Augen. Der Zug war nicht mehr da. Nur noch die einsame Stille der Nacht.

 

Hey Benjamin!
So, nun wurde diese Geschichte auch gelesen. Ich fand sie recht gut, wobei einige Dinge verbesserungswürdig sind. Zum Beispiel Dein Korrekturlesen vor dem Posten, da wären Dir sicher die doch häufigen Tippfehler und auch vergessenen Wörter aufgefallen. Aber der doch gut umgesetzte Inhalt lenkt glücklicherweise davon ab.

Wenn Du möchtest, liefere ich gerne eine ausführlichere Kritik nach. Jetzt mag ich mir die noch sparen, weil ich das Gefühl habe, dass Du Dich hier nicht mehr meldest. Das würde zumindestens erklären warum Du auf die Kritiken zu Deinen anderen Geschichten nicht antwortest.

 

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