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Der Bahnsteig

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18.10.2011
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Der Bahnsteig

Ich trete auf die kalten, grauen Pflastersteine des Bahnsteiges. Um mich herum sehe ich nur dieselben kalten, grauen Passanten wie immer. Ich sehe in ihren kalten, grauen Augen, dass sie schon so lange warten. Vermutlich sogar länger als ich.
Ob ihr Zug wohl heute fahren wird? Vermutlich nicht. Und wäre es so, und sie wüssten es, sie würden wohl kaum hier stehen und warten, ohne jegliche Hoffnung.
Ich sehe an mir herab und beginne mit Entsetzen festzustellen, dass meine Hose ergraut ist und meine Füße kalt und schwer wurden, während meiner langen Reise auf dem Bahnsteig der Hoffnungslosigkeit.
Ich fasse mir ein Herz und gehe auf die Gleise zu. Weit und breit ist kein Zug zu sehen. Doch wie sollte er auch, wo wir alle, die wir hier stehen, wenn wir ehrlich sind, nicht einmal an seine Existenz glauben?
Ich schließe meine Augen und setze all meine Hoffnung, welche ich in den langen Jahren des Wartens in mich hinein gefressen hatte, in diesen einen Moment der surrealen Wirklichkeit und beginne zu verstehen:
Der Zug ist bereits da. Er ist dort, direkt vor meinen Augen.
"Ihr hoffnungslosen Narren!", denke ich. "Ihr seit so darauf fixiert zu warten, dass ihr nie daran dachtet einfach einzusteigen."
Ich gehe den ersten Schritt in Richtung Zukunft und falle unsanft auf einen harten Grund. In naher Ferne höre ich die Geräusche des Zuges, der sich mit rascher Geschwindigkeit nähert.
Ich lächle, spucke Blut, öffne meine Augen und sehe in die schockierte Masse. Ich bin glücklich, denn auch wenn mein Vorhaben gescheitert sein mag, so habe ich es doch geschafft, den Zug endlich eintreffen zu lassen.
Ich höre Schreie und spüre das kalte Metall an meinem Kopf, dass ihn unaufhaltsam gen Boden schlägt.
"Ich hoffe, sie steigen ein.", denke ich.
Dann denke ich nichts mehr.

 

Ich finde die Geschichte sehr gelungen! Zuerst beschreibst Du eine Situation, die wohl jeder von uns kennt- und einmal erschrocken in die faden Gesichter auf dem Weg zur Arbeit um sich geschaut hat. Immer mit der Frage im Kopf, ob man gerade auch so demotiviert drein schaut.
Und dann wird diese Passivität in Aktivität umgewandelt. Einzig verstehe ich nicht, warum Dein Protagonist zuvor einen Zug sieht- er fällt auf sich selbst hinein und verändert den grauen Alltag der anderen. Aber wieso?

 

Hallo autorschneider

Ja, das ist so eine typische Pseudoparabel, solchen läuft man hier immer wieder über den Weg. Das ist ein Text voller Behauptungen, er behauptet bedeutungsschwer zu sein, einen tieferen Sinn hinter allem zu haben, eine Weisheit zu enthalten, er behauptet Literatur zu sein. Das ist so ein Meister-Yoda-Text. Meister Yoda ist auch so eine Blendgranate, die solche Scheinweisheiten vom Stapel lässt - immer so, dass es nach Weisheit klingt, immer etwas vage, damit die jungen Padavan-Schüler den Sinn, den es nicht gibt, selbst entdecken können. In Wirklichkeit ist Meister Yoda aber ein inhaltsloser Schwafler mit Syntax-Schwächen. So ist dieses "Werk" auch - ein Meister-Yoda-Text eben.

Gruß

Hal

 

Hallo Hal,
Also erst einmal möchte ich sagen, dass ich deinen Kommentar sehr genossen habe. ;-) Und ich sehe auch anhand verschiedener Menschen, denen ich meine Geschichten präsentierte, dass ich mehrere Variationen der Interpretation offen lasse, was mich aber nicht weiter stört. Im Gegenteil, ich lausche genüsslich den Fehlinterpretationen :D.
Aber wie dem auch sei hier meine Gedankengänge:
Der Bahnsteig bezieht sich wie im Text erwähnt auf die Hoffnungslosigkeit und somit auch auf die Entscheidungsschwierigkeiten. All diese Menschen dort sind so in ihrem Alltragstrott gefangen, dass sie nichts mehr tun als warten. Worauf wissen sie selbst nicht. Der Erzähler wagt daraufhin einen Weg ins Ungewisse, fällt dabei aber auf eine trügerische Hoffnung herein. Dennoch ist er glücklich, dass er eine Veränderung gewagt hat, sodass er sich nie vorhalten muss, dies nicht getan zu haben. Er wünscht sich insgeheim, dass all die anderen Menschen es ebenfalls versuchen und dass sie es schaffen in den Zug der Veränderung einzutreten.
Und ein Danke an Madame Ling ;-)

Gruß
autorschneider

 
Zuletzt bearbeitet:

Also mir ist schon klar, dass Du Dir etwas dabei gedacht hast und Deine Intention, die hatte ich auch so in etwa verstanden. Ich mag solche Texte halt nicht, in denen alles irgendwie symbolisch sein will, wo der Protagonist im Zirkus des Lebens sitzt, den bunten Kanarienvögeln zusieht, die unter dem Zeltdach flattern, sich verzaubern lässt von den Feuerspuckern und gar nicht merkt, dass sich die Zirkuswände mehr und mehr zusammenziehen, weil er in der Zwischenzeit nämlich älter und älter wird und seine Zeit verschwendet, einfach nur dort sitzt und zuschaut, bis die Feuerschlucker schließlich die ganze Luft verbrannt haben und er plötzlich merkt: Moment mal, saß ich jetzt mein ganzes Leben hier im Zirkus und habe nie erfahren, was sich womöglich außerhalb dieses Zeltes befindet ... Texte, die alles symbolisch und metaphorisch erzählen, sind in meinen Augen einfach ein bisschen faul. Es ist nicht schwer sich so etwas auszudenken, die Leute das dann lesen zu lassen und sich die verschiedenen Interpretationen anzuhören. Schwieriger ist es, genau das gleiche in eine Alltagsgeschichte zu packen, wo man ohne Metaphern auskommen und Szenen entwerfen muss. In dem Fall kann man sich aber auch nicht mehr hinter Deutungsmöglichkeiten verstecken, der Text wird angreifbarer, das kann man vielleicht als Nachteil sehen :-)

 

hallo autorschneider

das Thema deines Textes ist sehr ausgelutscht.Hat so ein bisschen was von "Momo",das ich noch nie mochte.Und was um Himmels Willen wolltest du mit "Bahnsteig der Hoffnungslosigkeit",das ist einfach nur pathetisch,und hätte mich beinahe zum Aufhören bewegt.Das Problem ist aber wirklich das Thema,da es schon von andern Leuten besser geschildert wurde.Warum schreibt denn nicht einfach einer mal über das aufregende Leben einer Zeitung,was man da alles machen könnte...

canavani

 

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