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Der Arhammad war's! - Wir sind Wir

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24.09.2000
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Der Arhammad war's! - Wir sind Wir

Diese Geschichte basiert auf dem Lied von Wolfgang Ambros Da Hofa

Es dauerte nicht lange bis man die Leiche gefunden hatte. Die Hausbesorgerin fand den toten Körper mitten auf dem Gehsteig liegen. Ihre Schreie lockten andere Bewohner des Komplexes herbei und bald waren sie alle beisammen und betrachteten die Leiche.
Ein furchtbarer Anblick bot sich der Blut riechenden Meute. Mit aufflackernder Begierde betrachteten sie den Toten, dessen Körper beinahe nicht mehr als solcher zu erkennen war. „Wie kann man nur so etwas tun?“, fragten sich Pensionisten mit glänzenden Augen. „Wer ist nur zu so etwas im Stande?“, fragten Hausfrauen mit konformer Besorgnis. Das Gesicht des Opfers war Blutverschmiert, die Augen nicht mehr in ihren Höhlen und die Lippen abgeschnitten. „Oh Gott, ist das schrecklich. Wie kann man nur zu so etwas Grausamen fähig sein?“, fragten sich besorgte Väter, die ihre Kinder auf die Schultern hievten, damit auch die Kleinen besser sehen konnten.
Unruhe träufelte auf die Stille des Todes. Der, der zu Beginn ganz fahl im Gesicht gewesen war, bekam nun wieder Farbe. „Wer war das? Wer?“, schrieen Stimmen auf.
„War es etwa einer von uns?“, fragten die Frauen, die ihre Gesichter von der Leiche wandten, „Und wenn ja, sind denn als nächstes unsere Kinder an der Reihe?“
„Das werden wir nicht zulassen!“, versicherten die Starken der Partie und warfen die Leiche zur Seite. „Wir sind wir und das kann uns keiner nehmen!“
Bald wurden die Stimmen lauter und lauter und vereinten sich zu einer.
„Doch wenn es keiner von uns war, wer war es dann?“
„Wenn es weder Kunz noch Strunz, kein Maier und auch kein Huber war, wer bleibt denn da noch über?“
Und schließlich kam die Antwort wie von ganz alleine: „Dann kann es nur der Arhammad gewesen sein!“
Frauen schlugen die Hände zusammen und Männer griffen zu den Waffen.
„Ich hätte es wissen müssen. Wir haben es doch alle gesehen, dass der keiner von uns war“, flennten sie, „Dieser Zorn in den Augen, die Gewalt in seinem Gehabe. Oh mein Gott, beschütze uns vor dem Fremden!“
„Auf! Auf!“, schrieen die Kämpfer unter ihnen laut, „Holen wir uns den Verräter! Schlagen wir auf ihn ein, bis ihm das Hirn aus der Nase rinnt. Wir sollen ihn töten und sein Blut in der Gegend verteilen, auf das, dass es uns eine Lehre sein wird und unser Vertrauen beschränkt. Zu den Waffen!“
Und so schritten sie zu der Wohnung von Arhammad und klopften an seine Tür. „Mach auf, du Teufel und hole dir deine Strafe. Bete zu Gott, dass deine Seele nicht ewig in der Hölle schmore!“.
Doch auch nach dem dritten Mal Klopfen rührte sich nichts. Da hatten es die Kämpfer satt und stießen die Tür auf. „Mit uns nicht, mein Freund. Du wirst bezahlen für das, was du uns angetan hast!“
Sie stürmten in die Wohnung und verteilten sich, schlugen Stühle auseinander, warfen Tische zu Boden und zerstörten die Bilder an der Wand, die fremde Menschen in fremder Umgebung zeigten.
„Mein Gott, er ist bereits geflohen!“, jammerten die Frauen und versteckten ihre Kinder hinter dem Rücken. „Was, wenn er wiederkehrt und jeden von uns meuchelt?“
Kleider und Bücher wurden aus dem Fenster geworfen. „Wir werden wachen, auf dass man uns nicht erlege. Wir sind wir und das kann uns keiner nehmen!“

Da schritt ein Kind zu der Leiche und griff in dessen Jackentasche. „Tu das nicht, man nimmt nicht das Geld eines Toten“, sagte jemand, „Bete lieber, dass der arme Teufel seinen Frieden findet. Gott habe ihn selig“.
Es war die gleiche Stimme die danach schrie: „Versammelt euch, Leute, versammelt euch. Ihr werdet den Feind nicht finden, kehrt zurück. Der, der in seinem eigenem Blut krepiert ist, ist der, den ihr sucht! Arhammad ist tot!“
Ein erleichtertes Seufzen ging durch die Meute, als sie zurück in den Alltag flossen.

 

Hallo Peter,

abgesehen von den paar Fehlern, die du aber noch finden wirst, liest sich die Geschichte gut. Die Idee selbst ist nicht neu. Ein gewisser Wolfgang Ambros wurde Anfang der Siebziger Jahre in Österreich mit seinem Lied "Da Hofa woars" (Der Hofer war es) bekannt. Haargenau dieselbe Thematik finde ich in deiner Geschichte. Eine Leiche auf der Straße, der Pöbel beschuldigt jemanden, stürmt dessen Wohnung. Am Ende ist der Beschuldigte der Tote selbst. Der Pöbel ist befriedigt.

Textauszug:

Schau do liegt a Leich im Rinnsal, s Bluat rinnt in Kanäu.
Hearst des is makaber, do liegt jo a Kadaver.
Wer isn des, hearst kennst du den?
Bei dem zaschnittnen Gsicht kaun i des ned sehn.

Textende:

Und sie pumpern an die Tür
und sie mochn an Kraweu ois wia
Und sie tretadns a fost ein, tät die Hausmastrin net sei.
Die sagt: Wos isn meine Herrn? Ihr werds ma do den Hausfriedn ned störn.
Weil eines weiß ich gaunz gewiss,dass die Leich da Hofa is.

Für Diebstahl wurde im Mittelalter die Hand abgehackt.
Macht nichts, Peter.
Hat sich trotzdem ganz gut gelesen.

Liebe Grüße - Aqua

 

Hallo Peter,

ich finde es schön geschireben, der Ausschnitt den Morphin zitiert und für zu schnell befindet, gefällt mir besonders gut.
Das Thema, bzw. diese Darstellung, ist echt ein bißchen ausgelutscht, ich ahnte sogar bei der Überschrift schon was kommen würde.

Wegen dem Hand- abhacken, da mach dir mal keine Sorgen.
Geklaut ist nix. Höchstens rechrechiert. ;-)

liebe Grüße, alex.

 

Rechrechiert kann ich nicht gelten lassen, Alex. Steht so nicht im Duden. Schau mal nach, okay?

Wie kalt ist der spanische Mond?

Liebe Grüße - Aqua

 

Mist, Mist, Mist.
Wenn man schon mal elegant ein Fremdwort einfließen lassen will.

Der spanische Mond ist nicht kalt- ist warm und weich. Vielleicht sieht er aber auch nur so aus.

hasta luego, alex.

 

Schöne Geschichte, gutes Thema. Was ich mir wünsche, ist ein wenig mehr Tiefgang und vielleicht die Vorstellung einiger Charaktere aus dem Mob.

So hat es vom Gehalt nicht mehr als der erwähnte Song von Wolfgang Ambros. (Ich LIEBE seine alten Sachen! *g*)

 

@all

Muchas Gracias!

Wie zweifellos am Titel, dem Textaufbau und an der Thematik erkennbar, handelt es sich um "die Geschichte zum Lied" vom Wolfi. Falls mir doch jemand an die Hand will, wurde sie nur von ihm inspiriert und aus! :rolleyes:

Der Textabschnitt, den Morphin erwähnt hat, ist absichtlich mit den vielen "fragten" geschrieben worden. Ich finde eigentlich es passt recht gut zum Aufbau des Absatzes. Aber so ergeht es mir oft, dass ich nach dem Schreiben nicht weiß, welche Textstellen gut sind und welche dann doch schlecht klingen. Ich werde es in ein paar Tagen, nach etwas Abstand, nochmals "rechrechieren".
:D

@hexachord
Die Hausmeisterin hatte anfangs einen Namen und sogar eine nähere Beschreibung. Doch das passte gar nicht. Ich habe den Mob absichtlich nicht individualisiert, sondern in "Frauen", "Männer", "Starke", "Kämpfer", etc. eigeteilt, was meiner Meinung nach mehr Ausdruck verleiht.

Sodale, werde anfragen, ob man sie nach Gesellschaft verschiebt. Ist dort echt besser aufgehoben.

Liebe grüße aus Wien, Peter Hrubi

 

Hi Peter,
nicht schlecht. Manchmal ist gut geklaut besser als schlecht selbstausgedacht; ). Mir gefällt die Gegenüberstellung mit dem Lied. Das mit der "Nicht-Individualisierung" finde ich gut. Macht den Text wirklich stärker.

Auch mir hat diese Textstelle, am Besten gefallen :

Wie kann man nur so etwas tun?“, fragten sich Pensionisten mit glänzenden Augen. „Wer ist nur zu so etwas im Stande?“, fragten Hausfrauen mit konformer Besorgnis. Das Gesicht des Opfers war Blutverschmiert, die Augen nicht mehr in ihren Höhlen und die Lippen abgeschnitten. „Oh Gott, ist das schrecklich. Wie kann man nur zu so etwas Grausamen fähig sein?“, fragten sich besorgte Väter, die ihre Kinder auf die Schultern hievten, damit auch die Kleinen besser sehen konnten.

 

Hallo Peter!

Mich hat es beim Lesen sehr gestört, daß so offensichtlich Da Hofa von Ambros Deine Vorlage war.
Ich konnte die Geschichte dann gar nicht richtig lesen, es war mehr ein Prüfen, drum kann ich leider auch keinen objektiven Kommentar abgeben. Beim nächsten Mal wieder. ;)

Alles liebe,
Susi

 

Tja Danke für eure Statements, auch wenn es ein Unstatement war, wie dass von Susi. :D

Ich bin schwer am Überlegen und zwar zwischen so lassen wie es ist oder löschen. Allerdings habe ich noch nie eine Geschichte gelöscht und werde es auch hier höchstwahrscheinlich nicht über mein armes Schreiberherz bringen.
Doch noch weniger als löschen werde ich die Geschichte umändern, das steht fest. Ich habe das Lied bewusst als Vorlage benutzt und diese Geschichte verfasst.
Wichtige Abwandlungen sehe ich im Namen und in dem Wir-Gefühl der Vorkommenden. Und das ist finde ich auch genug Veränderung, mehr wäre dem Wolfgang nicht zuzumuten und mehr möchte ich mir auch nicht anmaßen.

Mir gefällt die Unsetzung recht gut und es freut mich, wenn ich die Thematik und das Lied Leuten näherbringen kann, die Wolfgang Ambros nicht so gut kennen.

In diesem Sinne, es lebe der Zentralfriedhof, Peter Hrubi

 

Peter: Bitte stelle Deiner Geschichte einen einleitenden Satz voran, dass sie auf (hier Lied/Autor einsetzen) basiert. Siehe Kristins Link.

 

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