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Der Apfelbaum, der keine Äpfel tragen wollte

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19.08.2012
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Der Apfelbaum, der keine Äpfel tragen wollte

Der Mensch ist schon ein seltsames Wesen, so wie er gegen Tier und Pflanze lebt, dachte der Apfelbaum, als er den Hang, der sich schon immer vor dem Apfelbaum ausgebreitet und das Dorf, das schon immer im Tal gelegen hatte, beobachtete. Die Sonne verbarg ihr Gesicht hinter fernen Bergen und färbte den Hang in feuriges Rot, die Äpfel brannten zwischen den Blättern weit und reif. Dieses umgebende Glühen steckte den Apfelbaum an, er fühlte eine wundersame Wärme aufsteigen, sie begann in den äußersten und tief im Erdreich klebenden Wurzelspitzen, bahnte sich einen Weg über die zu Tausenden mäanderförmig zusammen findenden Wurzelarme zum Stamm. Und auch der Stamm füllte sich mit Wärme, von innen nach außen, von unten nach oben, um dann über die breiten, mächtigen Äste ins kleinste zarte Geäst vorzudringen. So umgab ihn die Wärme, erfüllte ihn. Und er gab eine so lange gehütete und aufgezogene Frucht frei, sie fiel herunter, landete sanft im Gras. Der Apfelbaum wusste, dass für diesen Apfel die Zeit reif war, er hatte ihn viel Kraft gekostet und nun war er ein stolzes Feuer im grünen Hang.

Es dauerte nicht lange, bis er die ersten Menschen den Hang hinaufsteigen sah. Um diese Jahreszeit schlichen sie gern hinaus, hinauf zu ihm. Ein junges verliebtes Pärchen setzte sich unter seine Krone, tollte herum in seinem Schatten, stahl ihm eine Frucht, verzehrte sie feurig und trieb geheime Spiele hinter seinem Rücken. Er konnte sich doch nicht wenden, um den Verliebten Bäumisches zuzuflüstern, er besaß keinerlei Gelenk; statt dessen genoss er den Anblick der Landschaft, die sich kaum wandelnde, nun erfüllt von weither getragenen Vogelrufen und Antworten der nahen Verliebten, er sah die beiden vertrauten Berge zur Linken, so völlig überwuchert mit Wald und Sträuchern, saftig, grün, dass sich das Tal seinen forschenden Blicken entzog, aber ein Fluss gewährte ihm Einblick: Klar und weiß schimmerte er dem Himmel entgegen und ähnelte dem Himmel, als wollte er, die Erde durchfließend nur ihm entgegen schießen und wüsste nicht recht, wie er es anstellen sollte, so hatte sich der Fluss mit seinem ewigen Schimmern und Spiegeln zu begnügen und endlos zwischen die Berge zu fließen ins verborgene Tal, immer dem Himmel entgegen, um ihn eines Tages voller Genuss zu erreichen. Stille breitete sich aus, die Zeit selbst ruhte ein wenig und beinah wäre der Apfelbaum durch die Ruhe angesteckt dösend eingeschlafen, hätte er in seiner Seite nicht plötzlich kleine schmerzende Stiche verspürt. Der Junge schnitzte mit einem Messer in die Haut des Apfelbaums. Der Apfelbaum spürte jeden einzelnen Schnitt, frische Rinde brach ab und landete zwischen den Gräsern. Er kannte diese Stiche bereits, vor langer Zeit hatten es zwei Liebende diesen hier gleich getan. Er konnte sich dieses sonderbare Verhalten nicht erklären, weshalb nur schnitt der Mensch den Apfelbaum? Diese beiden Verliebten würden vermutlich, wie schon die vielen vorherigen, noch einige Male hier her finden, um mit ihrer Hand über die dann entstandene Narbe zu streichen, es würde dann vermutlich salziges Wasser herab regnen, aber letztendlich würde der Apfelbaum auch diese zwei nie mehr wieder sehen; so war es fast immer.

Die Sonne zeigte sich immer weniger, es wurde immer kühler, der Apfelbaum ermüdete mehr und mehr, Äpfel trug er schon längst nicht mehr und auch sein Haar war schon ganz schütter geworden; er wollte schlafen, sich der Ruhe hingeben und schlafen. Er schloss also die Augen und schlief sogleich ein. Er spürte seinen Körper kaum mehr, als sei er verloren in einem zeitlosen stillen Raum. Der Apfelbaum hatte einen Traum: Er sah die Landschaft untergehen in einem leuchtenden Weiß, die Erde wurde leise, hüllte sich in Schweigen und selbst die Nacht zeigte ein Leuchten und wurde zum Tag; so folgte dem Tag der Tag. Der Apfelbaum erkannte die Nacht nur, weil ihr Leuchten verschieden war, nicht Weiß sondern eher ein Blau herrschte in ihrem Glanz. So ging der Traum immerfort, ein Wechsel von Tag auf Tag, weiß blau weiß.

Die Sonne ging auf, weckte das Land mit warmen Küssen und der Apfelbaum erwachte aus seinem tiefen Schlaf. Er sah das Dorf, in sich ruhend, die beiden Berge, in neuem Grün, dazwischen der Fluss, immerzu schimmernd seinem Ziel entgegen, wieder hatte sich nur Weniges verändert, zwei neue Häuser bereicherten das Dorf, der Wald auf einem der Berge, es war der auf der rechten Seite des Flusses, schien ein wenig hoch gerückt, am Fuß dieses Bergs nämlich machte sich nur Grasland breit, Tiere liefen da herum, Kühe, meinte der Apfelbaum zu erkennen. Zwar waren es stachelige Tannen, die da auf dem Berg lebten, nicht so schön belaubt wie der Apfelbaum es war, trotzdem waren sie ja Bäume, Jahrhunderte alt, einige älter als der Apfelbaum selbst und der Apfelbaum sorgte sich ein wenig; wie die Tannen wohl verschwunden waren? - »Nja, nja, ich flog kurz weg und als ich kam, war meine Tanne verschwunden.«, hörte der Apfelbaum. Weil er so sehr in seine Gedanken versunken war, hatte er überhaupt nicht den Specht bemerkt, der auf einem seiner Äste saß. »Nja, nja, die Dorfmenschen da im Tal hatte ich schon einige Tage vorher bemerkt, nja, ich meine, ich bemerkte, wie sie begannen, einige Tannen am Waldrand zu essen.« Zu essen? Das verstand der Apfelbaum nicht recht. Aßen Menschen denn Bäume? Bisher hatten die Menschen lediglich die Früchte des Apfelbaums gegessen, sein Holz hatte noch niemand probiert. »Nja, die kamen und hauten die Bäume um, nja, dann zerpickten sie sie in mundgerechte Stücke und aßen sie dann, nja.«. Seltsam war das schon, aber vielleicht zählten sie ja durch einen erlesenen Geschmack zu den Delikatessen. Bei Gelegenheit musste er sich bei einer der Tannen unbedingt erkundigen. Wenn sie denn redeten! Tannen waren sehr mundfaul und schwiegen die ganze Zeit über, sodass da überhaupt kein Gespräch zustande kommen konnte. »Mein Nest war in dem Baum«, sagte der Specht noch, bevor er davon flog. Der Apfelbaum dachte sehr lange über diesen Vorfall nach.

Es wurde heiß, es wurde Zeit für Äpfel. Früchte, Pärchen, Stiche.

Die Sonne zeigte sich immer weniger, es wurde immer kühler, der Apfelbaum ermüdete mehr und mehr, Äpfel trug er schon längst nicht mehr und auch sein Haar war schon ganz schütter geworden; er wollte schlafen, sich der Ruhe hingeben und schlafen. Ein stiller Raum, ein Traum, Tag auf Tag, weiß blau weiß.

Die Sonne ging kaum auf, schüttelte das Land mit donnernden Küssen. Der Apfelbaum wunderte sich, warum das Land in so eine Dunkelheit getaucht war. Immer wieder blitzte und donnerte es, aber dieses Blitzen und Donnern, noch lauter, noch blendender, kam nicht aus den Wolken, es fand am Boden statt. Ein Gewitter, wie er es noch nie gesehen hatte, tobte da am Boden. Es blitzte überall, der wilde Donner beherrschte das Land in jedem Winkel, eine gefährliche, Tod bringende Herrschaft. Der Apfelbaum erkannte Vögel zwischen den schwarzen Wolken, Vögel, die, starr und schwarz, gemeinsam flogen; sie legten dort in der dunklen Höhe Eier, endlos taten sie das, und die Eier stürzten alle zu Boden, in den noch dunkleren. So etwas hatte der Apfelbaum noch nie in seinem langen Leben gesehen. Vögel, die ihre Eier in der Luft legten; der Nachwuchs würde den Sturz doch überhaupt nicht überleben, er würde auf den finsteren Boden aufschlagen und wäre tot, bevor er auch nur einen Atemzug Luft in sich geholt hätte. Die Luft stank. Sie stank nach Krankheit und Verwesung. Auf vielen Flächen brannte es, zur Herrschaft des Donners gesellte sich die des zehrenden Feuers hinzu. Voller Angst schloss der Apfelbaum seine Augen und Ohren.

Heiß wurde es nicht. Es wurde immer kühler, der Apfelbaum ermüdete mehr und mehr und auch sein Haar war schon ganz schütter geworden; er wollte schlafen, sich der Ruhe hingeben und schlafen. Ein donnernder Raum, ein Traum, schwarz rot schwarz.

Die Sonne ging auf, weckte das Land. Ruhe war eingekehrt. Die Stille beängstigte den Apfelbaum.

Es wurde heiß, es wurde Zeit für Äpfel. Früchte, Stiche.

Die Sonne zeigte sich immer weniger, es wurde immer kühler, Müdigkeit, keine Äpfel, schütteres Haar, Schlaf, Ruhe und Schlaf. Ein Raum, ein Traum, weiß blau weiß.

Die Sonne ging auf, weckte das Land. Das Land war wieder grün, ein dunkles Grün zwar, aber immerhin wieder grün. Der Apfelbaum sah vor sich einen Zaun; wie der wohl hier her gekommen war? Weitere Gedanken konnte sich der Apfelbaum darüber nicht machen. Er bemerkte ein Feuer auf einem der Berge in der Ferne beim Fluss. Es war der Berg linksseits des Flusses. Er brannte, riesige Flammen zerfraßen seine Haut. Wieder trifft es die Tannen, trauerte der Apfelbaum. Sie waren entfernte Verwandte, aber sie waren Verwandte.

Es wurde heiß, es wurde Zeit für Äpfel. Äpfel.

Immer weniger Sonne, immer kühler, Müdigkeit, Schlaf, Ruhe und Schlaf. Ein Raum, ein Traum, weiß blau weiß.

Die Sonne ging auf, das Land erwachte. Es grünte dunkelgrün. Der Apfelbaum schüttelte sich, verschlafen blickte er die Landschaft an. Sie war immer noch wunderschön. Das Dorf war gewachsen, eigentlich war es nun ein Städtchen. Auf dem Berg linksseits des Flusses thronte ein riesiges Gebäude. Die Tannen waren verschwunden, ein kahler Berg mit einem Menschenhaus war zurück geblieben. Vielleicht standen die Tannen ja auf der Rückseite des Berges.

Es wurde heiß. Der Apfelbaum wollte keine Äpfel mehr tragen. Er wollte nicht. Also wuchsen keine Äpfel in seiner dunkelgrünen Krone.

Immer weniger Sonne, immer kühler, Müdigkeit, Schlaf, Ruhe und Schlaf. Ein Raum.

Die Sonne ging auf, das Land war schon längst erwacht. Der Baum spürte Stiche tief in seinem Inneren, tief im Stamm. Er stöhnte laut. Es schmerzte.

Es wurde heiß. Es krachte laut. Der Stamm des Baums brach auseinander, er stürzte zu Boden und prallte hart auf. Viele Äste waren weg gebrochen. Der Baum lag im Gras, er hatte auch den Zaun herunter gerissen, und sah an seinem Stamm entlang. Aus dem Boden sah er einen Stumpf heraus stehen, seinen Stumpf. Harz floss aus allen Wunden, es würde nichts mehr helfen. Käfer krabbelten aus Stamm und Stumpf, es waren Tausende, sie knabberten an seinem Holz, die mundgerechten Stücke fraßen sie genüsslich, schlangen sie herunter. Der Baum lag auf eine Weise im Gras, dass er nun die Landschaft sehen konnte, die sich schon immer hinter ihm befunden hatte und die er nie hatte betrachten können. Jetzt sah er sie. Er hatte am Fuß eines Berges gestanden, aber er hatte nicht allein gestanden: Der ganze Berg stand voller Apfelbäume, alle standen sie schön in Reih und Glied. Ihre Äpfel leuchteten wie stolze Feuer im dunkelgrünen Hang. Menschen gingen durch die Reihen der Apfelbäume.

Die Sonne zeigte sich immer weniger, es wurde immer kühler, der Baum ermüdete mehr und mehr, Äpfel trug er schon längst nicht mehr und auch sein Haar war schon ganz schütter geworden; er wollte schlafen, sich der Ruhe hingeben und schlafen. Er schloss also die Augen und schlief sogleich. Er spürte seinen Körper kaum mehr, als sei er verloren in einem zeitlosen stillen Raum. Der Baum hatte einen Traum.

 
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Hallo,

erst einmal herzlich Willkommen.
Ich schreib dir aus Zeitgründen recht direkt und unumwunden, mag keine langen höflichen Umschweife machen. Du weißt eh, dass das meine Sichtweise ist. Vielleicht kannst du ja trotz der Direktheit was damit anfangen.

Ich mochte deine Geschichte, ich mag deinen märchenhaften Stil und gleichzeitig sind da so viele Missverständlichkeiten, Wiederholungen und Sprachholperer drin, dass du dich aus meiner Sicht echt noch mal eingehend mit dem Text beschäftigen müsstest.

Vorweg:
Ich bin mir nicht sicher, ob dein Text in der Rubrik gut aufgehoben ist. Er wirkt sehr märchenhaft oder wie eine Fabel. Rubrik „Sonstige“? Mmmh, ich weiß nicht, kannst ja mal darauf achten, ob noch jemand sich dazu äußert.


Zum Inhalt:
Du erzählst von einem Apfelbaum, der einen ganz speziell wirkenden Apfel gebiert, von dem danach aber nie wieder die Rede ist. Der durch seine Beschreibung wie ein magischer Apfel klingt. Du beschreibst die Sicht des Baumes auf die Landschaft und das Treiben der Menschen, die sich lieben und sich bekriegen durch die Jahre und Jahreszeiten hinweg, lässt ihn „alt und grau“ werden. Zum Schluss, als er stirbt, merkt er, dass er die ganze Zeit einer von vielen war.

In ihm passiert keine Entwicklung, er schaut einfach. Nachdem er diesen einen ganz besonders beschriebenen Apfel geboren hat, klingt es so, als bekäme er einfach keine mehr, dann kriegt er doch wieder welche und dann irgendwann keine mehr. Ich weiß schon, dass du damit die Jahreszeiten meinst, aber für mich klang es furchtbar unklar und wenn man darüber nachdenken muss, ob denn nun nur ein Winter gemeint ist oder viele Winter, dann ist man schon aus der Geschichte rausgerutscht.

Schon an meiner Zusammenfassung merkst du vielleicht, dass da eine Menge Ungereimtheiten drin sind. Du fängst mit Erzählsträngen an, ohne sie zu Ende zu bringen.

Dazu gehören auch die Zwischentexte, die einen Rahmen und/oder Motto darstellen und die Entwicklung des Baumes durch die Jahreszeiten und die Jahre begleiten. Sie wirken z. T. unpassend, weil man wie o. a. nicht gleich weiß, ob das nun ein Jahr ist oder mehrere und worauf das Apfelkriegen sich nun bezieht.
Es ist ja eine schöne Idee, diese poetisch klingenden Unterbrechungen reinperlen zu lassen, und dadurch das Auf und Ab der Jahreszeiten zu zeichnen, aber für mich blieb es oft unklar und wiederholend.

Insgesamt müsstest du für dich entscheiden, was aus deinem Text werden soll, was der Schwerpunkt sein soll. Ganz zum Schluss kommt dann mit den vielen Apfelbäumen nämlich noch mal ein neuer Aspekt rein. Wenn dir das wichtig ist zu erzählen, dann müsstest du schon mal eine Andeutung machen, dass der Baum sich allein fühlt, irgendsowas.

Zum Stil:
Das Hauptproblem im Moment sind zwei Sachen:
- Wiederholungen und zu detaillierte Beschreibungen mit Füllwörtern und tw.
zu vielen Adjektiven
- Unnötig komplizierter Satzbau, der einen den Anfang des Satzes hat
vergessen lassen, wenn man es endlich geschafft hat, hinten anzukommen.


Du verstehst meine Anmerkungen vielleicht leichter, wenn du die einzelnen Beispiele liest.

Der Mensch ist schon ein seltsames Wesen, so wie er gegen Tier und Pflanze lebt, dachte der Apfelbaum, als er den Hang, der sich schon immer vor dem Apfelbaum ausgebreitet und das Dorf, das schon immer im Tal gelegen hatte, beobachtete.

Eigentlich müsste jetzt auch irgendwas kommen, was mit seinem Anfangsgedanken zu tun hat. Stattdessen beschreibst du, dass er die Landschaft sieht. Das passt inhaltlich nicht.
Und schau mal: zwei Relativsätze hintereinander. Das wirkt doppelt wiederholend. Zum einen wiederholen sich Wörter: z. B. schon immer zum anderen die Form der Satzbildung. Du verkomplizierst es dadurch unnötig und bringst dich von den Formulierungen her in Schwierigkeiten. Du willst das schon immer betonen, doch mit zwei auseinandergesprengten Relativsätzen hintereinander wirkt das nicht besonders elegant.

Die Sonne verbarg ihr Gesicht hinter fernen Bergen und färbte den Hang in feuriges Rot, die Äpfel brannten zwischen den Blättern (KOMMA) weit und reif. Dieses umgebende Glühen steckte den Apfelbaum an, er fühlte eine wundersame Wärme aufsteigen, sie begann in den äußersten und tief im Erdreich klebenden Wurzelspitzen, bahnte sich einen Weg über die zu Tausenden mäanderförmig zusammen findenden Wurzelarme zum Stamm. Und auch der Stamm füllte sich mit Wärme, von innen nach außen, von unten nach oben, um dann über die breiten, mächtigen Äste ins kleinste zarte Geäst vorzudringen. So umgab ihn die Wärme, erfüllte ihn. Und er gab eine so lange gehütete und aufgezogene Frucht frei, sie fiel herunter, landete sanft im Gras. Der Apfelbaum wusste, dass für diesen Apfel die Zeit reif war, er hatte ihn viel Kraft gekostet und nun war er ein stolzes Feuer im grünen Hang.
Ich mochte diese Stelle einerseits sehr, sie ist sehr einfühlsam und poetisch geschrieben.
Aber:
Die Äpfel brannten zwischen den Blättern, das ist missverständlich ausgedrückt. Man bezieht es nicht auf die Äpfel der anderen Bäume, sondern denkt, es seien seine.
Das Fette ist redundant oder zu genau.
Frucht frei – das ist eine unfreiwillige Alliteration, die hier für mich nicht gut klingt. Freigeben, das Wort ist nicht schlecht, aber ich würde ein anderes wählen, um das doppelte fr zu vermeiden.

Das vorweg. Etwas anderes ist mir hier wichtiger: Gleichzeitig bist du von deinen Beobachtungen hier fast schon übergenau. Schön, aber sehr genau. Das macht aus einer solchen Stelle einen Schwerpunkt, man schafft sozusagen ein Zentrum. Am Rande gesagt: Man darf diese Übergenauigkeit nicht überall haben, sonst erstickt der Leser.
Und man muss aufpassen, dass man das Zentrum dann auch weiterentwickelt. Hier glaubte ich zuerst, er hat einen magischen Apfel geboren. Was ist dann aber danach mit diesem Apfel?
Später bemerkte ich, dass es offensichtlich nur ein stinknormaler Apfel gewesen ist. Klingt einfach so, als wenn es nur ein einziger gewesen wäre, zuminset das würde ich ändern. Und außerdem: Irgendwie gibst du der Apfellegerei doch schon eine sehr hohe Bedeutung, die erlischt für mich zu einfach in en folgenden Jahren zu schnell. Man könnte ja in die Richtung gehen, dass er sich für den einzigen hält, der diese brennend roten Juwelen ins Gras setzt, dann würde ich in einem der folgenden Jahre wenigstens noch einen Halbsatz auf diese Apfellegerei verschwenden. Und wenn er dann stirbt, dann stellt er fest, dass er längst nicht der einzige war. Was auch immer du mit dieser letzte Erkennnis vor seinem Baumtod meintest.

Ein junges verliebtes Pärchen setzte sich unter seine Krone, tollte herum in seinem Schatten, stahl ihm eine Frucht, verzehrte sie feurig und trieb geheime Spiele hinter seinem Rücken.

Feurig finde ich beim Verzehren nicht so passend, ok, wenn es Teil des Liebesspiels wäre. So würde ich es einfach streichen

Er konnte sich doch nicht wenden, um den Verliebten Bäumisches zuzuflüstern,
schön
Wie übrigens viele andere Stellen, die ich wirklich zauberhaft fand.

statt dessen genoss er den Anblick der Landschaft, die sich kaum wandelnde, nun erfüllt von weither getragenen Vogelrufen und Antworten der nahen Verliebten, er sah die beiden vertrauten Berge zur Linken, so völlig überwuchert mit Wald und Sträuchern, saftig, grün, dass sich das Tal seinen forschenden Blicken entzog, aber ein Fluss gewährte ihm Einblick: Klar und weiß schimmerte er dem Himmel entgegen und ähnelte dem Himmel, als wollte er, die Erde durchfließend nur ihm entgegen schießen und wüsste nicht recht, wie er es anstellen sollte, so hatte sich der Fluss mit seinem ewigen Schimmern und Spiegeln zu begnügen und endlos zwischen die Berge zu fließen ins verborgene Tal, immer dem Himmel entgegen, um ihn eines Tages voller Genuss zu erreichen.

Das ist so ein Satz, besonders ab „klar und weiß“ den muss man sich echt erst zurechtlesen, damit man ihn verstehen kann. Da wäre ein Punkt mal ein Segen.
Schöne Formulierungen drin, aber du baust dem Leser richtiggehend Sprachfallstricke hin. Das würde ich alles vereinfachen und auf Füllsel überprüfen. Es ist, als wären zwischendrin die Sprachgäule mit dir durchgegangen und du hättest dich kurzzeitig in einen Fluss verliebt, statt dich weiter mit dem Baum zu beschäftigen.
Das fett Gedruckte ist wiederholend.


Die Sonne ging kaum auf, schüttelte das Land mit donnernden Küssen.
Dieses Sprachbild fand ich nicht passend, Küsse donnern einfach nicht.

Es wurde heiß. Es krachte laut. Der Stamm des Baums brach auseinander, er stürzte zu Boden und prallte hart auf. Viele Äste waren weg gebrochen. Der Baum lag im Gras, er hatte auch den Zaun herunter gerissen,
Guck mal hier, das Gegenteil von oben. Du hast es glaub ich extra gemacht, denn sonst neigst du ja eher zu komplizierteren Satzgefügen. Aber es wirkt nicht gut. Jeder Satz fast gleich lang. Und jeder Satz fängt mit dem Subjekt an. Es ist ja keine schöne Sache für den Baum, die da passiert, kann man auch durch den Satzbau verdeutlichen. Aber ob der gleichförmige Satzbau da geeignet ist? Und vor allem die Kürze der Sätze? Eigentlich wird hier ja ein Prozess beschrieben und mit jedem Punkt baust du einen richtigen Stopp in den Lesefluss rein.


Bis hierhin mal, ich hoffe, die Beispiel verdeutlichen meine Hinweise.
Nur noch ein bisschen was zu den Zwischentexten.

Die Sonne zeigte sich immer weniger, es wurde immer kühler, der Apfelbaum ermüdete mehr und mehr, Äpfel trug er schon längst nicht mehr und auch sein Haar war schon ganz schütter geworden; er wollte schlafen, sich der Ruhe hingeben und schlafen.
Er schloss also die Augen und schlief sogleich ein. Er spürte seinen Körper kaum mehr, als sei er verloren in einem zeitlosen stillen Raum. Der Apfelbaum hatte einen Traum
So ging der Traum immerfort, ein Wechsel von Tag auf Tag, weiß blau weiß.

Die Sonne zeigte sich immer weniger, es wurde immer kühler, der Apfelbaum ermüdete mehr und mehr, Äpfel trug er schon längst nicht mehr und auch sein Haar war schon ganz schütter geworden; er wollte schlafen, sich der Ruhe hingeben und schlafen. Ein stiller Raum, ein Traum, Tag auf Tag, weiß blau weiß.

Heiß wurde es nicht. Es wurde immer kühler, der Apfelbaum ermüdete mehr und mehr und auch sein Haar war schon ganz schütter geworden; er wollte schlafen, sich der Ruhe hingeben und schlafen. Ein donnernder Raum, ein Traum, schwarz rot schwarz.
usw.

Die Zwischentexte sollen ja einerseits das Dahinziehen der Zeit zeigen, die Jahreszeiten und die Veränderungen des Baumes im Spiel der Jahreszeiten. Es ist ok., das sprachlich auch durch ein variierendes Spiel mit sich wiederholenden Sätzen auszudrücken, wie z. B. dein Spiel mit den Farben.
Dennoch würde ich da doch noch mal überlegen. Vieles wirkt einfach unlogisch und missverständlich. Es blieb tw unklar, ob nun von einer jahreszeitlichen Zeitspanne die Rede war oder von einem längeren Abschnitt. Und: Mir ging es einfach so, dass ich von den vielen Wiederholungen genervt war. Ich hätte da weniger mehr gefunden. Einmal dachte ich sogar, dass du da was vergessen hattest zu löschen.
Es war trotz der schönen Idee einfach zu gleichartig gestrickt, es war kein angenehmer einlullender Rahmen, mehr, der das Dahingleiten der Zeit sprachlich begleitet, sondern ärgerliche Wiederholung. Und wie gesagt, manchmal haute es mich raus, weil ich dachte: „Hä, ich dachte, der kriegt schon lange keine Äpfel mehr“. Ich musste mir das dann erst zurechtklamüsern, dass es sich um einen Winter handelte. Also wie man das lösen kann, ich weiß es nicht, keine Ahnung, ob das nur mir so ging, aber ich fand es nervig. Und das Ende hatte dadurch für mich nichts Träumerisches mehr.
Ich fand das einfach schade für die Geschichte.

Und nun zum Abschluss – was würde ich an deiner Stelle tun?
Mir überlegen, was ich eigentlich genau erzählen will, was die Schwerpunkte sein sollten. Und das dann inhaltlich angleichen.
Den Text stilistisch überprüfen auf Wiederholungen, Satzbau etc.

Und ansonsten bloß nicht den Kopf hängen lassen, nur, weil das jetzt so viel Kritik war.
Ich hab deine Geschichte trotzdem gerne gelesen.
Viele deiner Formulierungen und Beobachtungen haben mir gut gefallen. Wie kleine Perlen, die halt leider noch in einer Satzwüste verborgen sind. Fang einfach mit dem Entblättern an :D (siehst du, ich red auch schon bäumisch) .
Ich denk, dass was sehr Schönes draus werden kann. Ich für mein Teil les da ein hohes Potential.

Und wenn du da Arbeit und Geduld reinsteckst, viel liest und selbst kommentierst und dich nach dem Lesen fragst, wie dein Kollegenschreiber das so gemacht hat, dann kann ich mir vorstellen, dass da auch in Zukunft sehr schöne Geschichten rauskommen.
Viel Spaß und gutes Gelingen wünscht dir Novak

 

hallo Novak,

ich danke dir wirklich sehr für deine konstruktive und ehrliche Kritik.
Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du dich derart tiefgehend mit der Geschichte befasst hast.
Was die Rubrik angeht, habe ich tatsächlich recht lange überlegt, ob es nicht
eher in die Kategorie "Märchen" passt. "Sonstige" ist eventuell auch passend.

Anscheinend konnte ich nicht gut genug herausarbeiten, dass mehrere Jahre kreislaufartig vergehen. Ja, es vergehen mehrere Jahreszeiten und damit Jahre.
Der Apfelbaum gebiert nach dem ersten Apfel zwar weiterhin Äpfel aber dies tut er dann quasi in einem Automatismus, was auch bedeutet, dass die folgenden Äpfel an Bedeutung verlieren. Im Wechsel der Jahre "macht" er also die Äpfel, weil die Sommer danach rufen - bis der Baum eben nicht mehr in diesem Kreislauf weitermachen will.
Was die angeschnittenen Erzählstränge angeht, wollte ich diese absichtlich nicht weiter ausführen, da ich radikal nur die Sicht des Baumes darstellen wollte. Weitere Erklärungen wollte ich nicht geben. Denn vieles ist ja in der Tat schleierhaft für den Baum.

Das Problem mit den Wiederholungen verstehe ich gut. Meine Intention war da eigentlich vielmehr die nur leichten Veränderungen über die Jahre hinweg zu zeigen, indem der "Refrain" sozusagen sich leicht verändert hat. Denn die Wiederholungen sind mit jedem Jahr verändert, bis der Baum am Ende seinen Entschluss fasst.


Die Äpfel brannten zwischen den Blättern, das ist missverständlich ausgedrückt. Man bezieht es nicht auf die Äpfel der anderen Bäume, sondern denkt, es seien seine.
Das Fette ist redundant oder zu genau.
Frucht frei – das ist eine unfreiwillige Alliteration, die hier für mich nicht gut klingt. Freigeben, das Wort ist nicht schlecht, aber ich würde ein anderes wählen, um das doppelte fr zu vermeide

Ich meinte eigentlich damit, dass die Äpfel dieses einen Baumes zwischen seinen Blättern brennen. Es sind keine anderen Bäume gemeint. Aber damit hast du natürlich recht, dass es missverständlich ausgedrückt ist. Die Alliteration hatte ich absichtlich gewählt :) weil exakt diese Stelle mir wichtig ist. Das sollte dem Leser auffallen. Schade, dass es dir nicht gefallen hat.

Ich weiß auch genau, was du mit meiner Genauigkeit meinst. Das ist mein persönliches Problem in Vielem, das ich tue; auch hier in dieser Geschichte. Daran arbeite ich...

Du hast recht: Es war letztendlich ein stinknormaler Apfel. Aber genau das erschien dem Baum anders. Wie so oft stellt sich etwas, das vorher als wichtig (evtl. magisch) erschien, als absolut banal heraus. Dies ist hier der Fall.


Ich wollte mit dieser Geschichte (sie ist ein bisschen älter) hier bei KG.de anfangen, weil ich sie mag und weil ich die Meinung von Leuten, die mich nicht kennen, hören wollte.
Und, Novak, ich danke dir sehr für deine Kritik (die erste von einem Fremden) :) die ich ehrlich und konstruktiv finde! Und es freut mich ungeheuerlich, dass du da auch Potenzial siehst. Dein Bild von den kleinen Perlen fand ich schön. Und auch die Tatsache, dass du einiges poetisch findest. Wie du sagst, rufen mich Arbeit und Geduld; aber das ist gut so, denn irgendwo auf KG.de las ich den - sehr schönen, wie ich finde - Vergleich des Schreibens mit Hochleistungssport: Man macht Fortschritte mit dem Üben, bis man ein gewisses (hoffentlich hohes) Niveau erreicht.

Ich danke dir nochmals für deine genaue und schöne Kritik (und die erste Begrüßung hier)!
Dein Nobukado

 
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Hallo, ich nochmal, lieber Nobukado,
ich hoffe, eine Rückmeldung zur Rückmeldung, das ist für dich ok, ich freue mich einfach sehr, dass du Kritik generell bereichernd findest und mit meiner speziell etwas anzufangen weißt.
Mir gefällt deine Idee und deine Geschichte ja im Prinzip sehr gut, bin nur eben an best. Stellen hängen geblieben.
Ich hätte es von daher gut gefunden, wenn noch mal jemand anderes klar und unbelastet auf die Gesch. geguckt hätte. Vielleicht rafft man als einzelner Kommentator ja auch einfach mal was nicht und du hättest die Rückmeldung bekommen, wo es dann wirklich ein bisschen im Getriebe ruckt und wo ich, die Novak, vielleicht auch einfach zu doof war, eine Andeutung zu kapieren.

Der Apfelbaum gebiert nach dem ersten Apfel zwar weiterhin Äpfel aber dies tut er dann quasi in einem Automatismus, was auch bedeutet, dass die folgenden Äpfel an Bedeutung verlieren. Im Wechsel der Jahre "macht" er also die Äpfel, weil die Sommer danach rufen - bis der Baum eben nicht mehr in diesem Kreislauf weitermachen will.

Dass die Stelle für mich unverständlich war, liegt daran, dass mir bei der Geburt des ersten Apfels noch nicht klar war, dass er ganz jung ist. Dass es ein ganz normaler Apfel ist, aber eben für ihn etwas Besonderes. Vielleicht kannst du einen kleinen Hinweis auf seine Jugend einbauen und in der Folge dann, wenn er weitere Äpfel gebiert, das Besondere für ihnganz langsam abebben lassen. Dann ist der Apfel wieder zurechtgerückt und man hat nicht das Gefühl, eine Fantasy-Geschichte, die sich um einen Apfel rankt, soll beginnen.

Was die angeschnittenen Erzählstränge angeht, wollte ich diese absichtlich nicht weiter ausführen, da ich radikal nur die Sicht des Baumes darstellen wollte. Weitere Erklärungen wollte ich nicht geben. Denn vieles ist ja in der Tat schleierhaft für den Baum.

Das ist ja auch gut so, wenn du das machst. Es ist ja ein Baum, seine Interpretationskunst der Geschehnisse um ihn herum also eher "hölzern". Es ist völlig richtig, dass du nicht in epische Breite gehst.
Es waren drei Sachen, die mich inhaltlich bei Lesen stocken ließen,
- der erste Apfel und dann die nachfolgend gewachsenen Äpfel, die zu schnell vollkommen unwichtig waren
- dieErkennnis am Ende, dass er nicht alleine ist als Baum. Wie gesagt hätte ich vorher einen winzigen Hinweis eingebaut, dass er sich immer alleine wähnt.
- die Abfolge der Jahreszeiten und Jahre. Mmmhhh, wie man das richtig macht? Ich weiß es selbst nicht, ich weiß noch nicht mal, ob ich es so hinkriegen würde wie du, ist einfach eine Rückmeldung, dass du vielleicht noch auf einen anderen Dreh kommst, wie sich das Karussel der Jahre dreht. Nicht nur über die variierten Wdh. arbeitest, sondern an einer Stelle vielleicht etwas noch stärker Zusammengefasstes.
Ih habe leider keine zündende Idee.


Das Problem mit den Wiederholungen verstehe ich gut. Meine Intention war da eigentlich vielmehr die nur leichten Veränderungen über die Jahre hinweg zu zeigen, indem der "Refrain" sozusagen sich leicht verändert hat. Denn die Wiederholungen sind mit jedem Jahr verändert, bis der Baum am Ende seinen Entschluss fasst.

Genau diese Idee ist ja eigentlich sehr schön, ich habe dir ja geschrieben, dass es beim Farbenspiel für mich ja auch geklappt hat. Es war einfach ein bisschen zu viel. Und wurde dann dadurch nervig. Und für mich durch die Apfelgeschichte etwas verwirrend.
Vielleicht kannst du ein bisschen kürzen, etwas mehr konzentrieren und an einer Stelle etwas einbauen, dass die Jahre, Sommer und Herbste immer schneller an ihm vorbeirauschen.

Ich meinte eigentlich damit, dass die Äpfel dieses einen Baumes zwischen seinen Blättern brennen. Es sind keine anderen Bäume gemeint. Aber damit hast du natürlich recht, dass es missverständlich ausgedrückt ist. Die Alliteration hatte ich absichtlich gewählt weil exakt diese Stelle mir wichtig ist. Das sollte dem Leser auffallen. Schade, dass es dir nicht gefallen hat.

Ich glaube, ich würde das umstellen, ich würde ihn diesen ersten, so besonderen Apfel bekommen lassen und danach brennen die anderen, die er auch "geboren" hat in seinem Laub. Du stellst sonst die Leselogik irgendwie auf den Kopf. Und vor allem willst du ja aus "bäumischer" Sicht schreiben, dann sollte er auch wissen, dass es seine Äpfel sind, die da brennen. Du hast sonst ein Logik- und/oder ein Perspektivproblem.

Was die Alliteration betrifft: Es gibt ein paar Sachen, die kann man von der Grammatik her nicht diskutieren. Oder wenn jemand einen Text mit Massen von Füllwörtern zuschüttet oder es gibt eine logische Unstimmigkeit. Aber ob nun eine Alliteration als schön empfunden wird oder nicht? Das find ich so was von Geschmackssache. Und vielleicht hab ja ich einen blöden Geschmack. Ichwill damit sagen, dass du die Geschichte geschrieben hast und somit auch darüber entscheidest, was reinkommt. Punkt.
Ich persönlich geh damit immer so um, dass der Hinweis eines Kommentators eine Rückmeldung für mein eigenes Gefühl ist. Kratzt der an einer Stelle, wo ich selbst as nicht so gut fand, dann ändere ich es, aber es gibt einfach Stellen, die man als so wichtig empfindet. Un dann bleibts, und das ist auch gut so.

I

ch weiß auch genau, was du mit meiner Genauigkeit meinst. Das ist mein persönliches Problem in Vielem, das ich tue; auch hier in dieser Geschichte. Daran arbeite ich...

Hihi, na dann sind wir ja schon zu zweit. Ich kann mir vorstellen, das es für das Schreiben nicht das Schlechteste ist, wenn man genau ist! Und wenn dazu noch Potential und Perlen kommen, dann freu ich mich schon sehr au die nächste Geschichte.

Ich wünsche dir viel Freude und Erfolg beim Überarbeiten, beim Weiterschreiben und überhaupt. Viel Spaß noch.

Liebe Grüße von der Novak

 
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Hallo Nobukado,

und auch ein Willkommen von mir!

Ich mag ja seltsame Geschichten sehr gern. Ich mag es, wenn Menschen anfangen Bäume zu essen oder Vögel ihre Eier in die Luft legen. Das sind die Stellen, an denen Du mich wirklich hattest, auch wenn ich ihnen erstmal keinen Sinn unterschieben kann. Im Ganzen weiß ich nicht, was genau Du mit diesen Stellen erzählen willst. Du spielst da auf zwei Ebenen. Der realen - die Jahreszeiten, das älter werden, das Vergängliche halt. Und dann diese surrealen Momente dazwischen, also, dass hat schon was. Nur bilden sie für mich nach dem ersten Lesen keine Einheit, vielleicht ist es ein Text, den man öfter lesen muss, mit dem man sich lange beschäftigen sollte, der sich so nach und nach entblättert und sich dem Leser erschließt. Auch das kann etwas sehr schönes sein, nur verleidet mir die Sprache, mich dem Text in dieser Intensität zuzuwenden.

Irgendwie hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass hier sehr viele Themen angeschnitten werden, aber keines so richtig ausgeführt. Da ist die Zerstörung der Natur durch den Menschens, dann Krieg, dann hatte ich das Gefühl, Du erzählst etwas von Klimawandel. Wie alt wird so ein Apfelbaum? 50-80 Jahre, also ein relativ kurzes Baumleben. Also erscheint das alles wie im Zeitraffer. Aber ich entdecke da keinen roten Faden. Jeder Traum steht für etwas anderes (gefühlt) und am Ende überlebt alles um ihn herum, nur er stirbt - warum wirken all die Träume nur auf ihn und nicht auf sein Umfeld? Das erschließt sich mir nicht.

Vom Aufbau her, empfinde ich das Intro zu lang. Drei Absätze Intro und Beschreibung - da steigen sicher schon einige Leser aus. Ist ja jetzt auch nicht so prickelnd, dem Baum da zuzuhören, er erzählt mir ja auch nix spannendes. Dazu kommt, dass es immer etwas eigenartig wirkt, wenn man Pflanzen oder Tieren eine Stimme gibt und sie "vermenschlicht".

Er konnte sich doch nicht wenden, um den Verliebten Bäumisches zuzuflüstern, er besaß keinerlei Gelenk; statt dessen genoss er den Anblick der Landschaft, die sich kaum wandelnde, nun erfüllt von weither getragenen Vogelrufen und Antworten der nahen Verliebten, er sah die beiden vertrauten Berge zur Linken, so völlig überwuchert mit Wald und Sträuchern, saftig, grün, dass sich das Tal seinen forschenden Blicken entzog, aber ein Fluss gewährte ihm Einblick: Klar und weiß schimmerte er dem Himmel entgegen und ähnelte dem Himmel, als wollte er, die Erde durchfließend nur ihm entgegen schießen und wüsste nicht recht, wie er es anstellen sollte, so hatte sich der Fluss mit seinem ewigen Schimmern und Spiegeln zu begnügen und endlos zwischen die Berge zu fließen ins verborgene Tal, immer dem Himmel entgegen, um ihn eines Tages voller Genuss zu erreichen.

Dieser Satz liest sich sehr - puh - äh lang.

Er konnte sich doch nicht wenden, um den Verliebten Bäumisches zuzuflüstern, er besaß keinerlei Gelenk;

bäumisches zuflüstern? Was würde er denn bäumisches flüstern, wo er doch die ganze Zeit sehr menschlich wirkt? Und keine Gelenke? Wie soll ich mir den Baum vorstellen? Das er im Stamm vorn zwei Augen hat - so wie ich es aus Kinderbuchillustrationen kenne?

Klar und weiß schimmerte er dem Himmel entgegen und ähnelte dem Himmel, als wollte er, die Erde durchfließend nur ihm entgegen schießen und wüsste nicht recht, wie er es anstellen sollte, so hatte sich der Fluss mit seinem ewigen Schimmern und Spiegeln zu begnügen und endlos zwischen die Berge zu fließen ins verborgene Tal, immer dem Himmel entgegen, um ihn eines Tages voller Genuss zu erreichen.

Dieser Absatz steht auch nur seines Selbstwillens da. Der hat für die ganze weitere Geschichte überhaupt keine Relevanz. Ja, die Natur ist schön und kraftvoll und majestätisch - das erzählst Du ja nun schon lang genug und ich warte eigentlich nur auf den Moment, wo es nun endlich irgendwie losgeht.
Dazu kommt, dass der Satz nicht einmal besonders schön ist. Stilistisch fällt die Wortwiederholung auf, als wäre dem Autor kein anderes Wort eingefallen. Vielleicht übersehe ich aber auch etwas. Vielleicht ist dieser Moment ja irgendwie superwichtig. Nur erschließt sich es mir nicht.

Aber ich glaube ja nicht. Also, das ist ja alles sehr poetisch und so. Es ist nahezu kitschig. Es ist öde und langweilig. Es ist ein Baum, der nur in eine Richtung gucken kann und denken kann, und ein schönes Tal und Natur und es ist Herbst und Sonnenuntergang und ein verliebtes Pärchen. Und dafür drei Absätze in vollgepackten, überfüllten Sätzen, durch die sich der Leser ackert, wo er sich einlullen lässt und mit dem Baum müde drüber wird.
Das ganze Intro hat doch nur die Funktion, den Leser in eine bestimmte Stimmung zu versetzen und ihm heile Welt vorzugaukeln. Das geht wirklich sehr viel kürzer ;). Verdichten - ein ganz wichtiger Schritt, wenn man sich mit Schreiben beschäftigt.

Er konnte sich dieses sonderbare Verhalten nicht erklären, weshalb nur schnitt der Mensch den Apfelbaum? Diese beiden Verliebten würden vermutlich, wie schon die vielen vorherigen, noch einige Male hier her finden, um mit ihrer Hand über die dann entstandene Narbe zu streichen, es würde dann vermutlich salziges Wasser herab regnen, aber letztendlich würde der Apfelbaum auch diese zwei nie mehr wieder sehen; so war es fast immer.

Hier spricht eindeutig eine wertende Stimme des Autors. Man sagt mir, was ich empfinden soll. Ich bin als Leser raus, ich muss selbst nichts mehr empfinden, es wird mir erklärt, es wird gewertet. Das ist schade. Anstatt es mich in den Text zieht, mich dazu zwingt, mich damit auseinanderzusetzen, kann ich mich zurücklehen und es mir auf dem Tablett servieren lassen. Und ich muss, ob ich will oder nicht, die Meinung der Autorin akzeptieren. Das ist in diesem Fall nicht so schwer, kann aber bei unterschiedlichen Empfindungen von Leser und Schreiber zu Ablehnung führen. Darauf sollte man verzichten - Wertungen dem Leser aufdrängen, das ist nicht clever.

Die Sonne zeigte sich immer weniger, es wurde immer kühler, der Apfelbaum ermüdete mehr und mehr, Äpfel trug er schon längst nicht mehr und auch sein Haar war schon ganz schütter geworden; er wollte schlafen, sich der Ruhe hingeben und schlafen. Er schloss also die Augen und schlief sogleich ein. Er spürte seinen Körper kaum mehr, als sei er verloren in einem zeitlosen stillen Raum. Der Apfelbaum hatte einen Traum: Er sah die Landschaft untergehen in einem leuchtenden Weiß, die Erde wurde leise, hüllte sich in Schweigen und selbst die Nacht zeigte ein Leuchten und wurde zum Tag; so folgte dem Tag der Tag. Der Apfelbaum erkannte die Nacht nur, weil ihr Leuchten verschieden war, nicht Weiß sondern eher ein Blau herrschte in ihrem Glanz. So ging der Traum immerfort, ein Wechsel von Tag auf Tag, weiß blau weiß.

Das ist ja ein wichtiger Absatz für den Text und im Gegensatz zu Novak empfand ich die Wiederholung und Abwandlung im folgenden nicht als störend. Aber dieses zähe, diesen Kaugummi von Satz, also, dass nervt mich dann schon sehr, auf Dauer.

Ich verdichte mal:

Die Sonne zeigte sich immer weniger, es wurde kühler, der Apfelbaum ermüdete und auch sein Haar war schütter geworden. Er wollte schlafen und schloss die Augen und träumte: Die Landschaft ging in einem leuchtenden Weiß unter, es wurde still. Die Nacht schimmerte nicht Weiß, sondern eher Blau. So ging der Traum, ein Wechsel von Tag auf Tag, weiß blau weiß.

Welche Info geht dem Leser jetzt verloren?

Ich höre an dieser Stelle mal auf.

Fazit: Ich mag diesen Wechsel von real und surreal.
Ich mag die Sprache, wenn sie nicht so sehr verliebt in sich selbst wäre und mehr dem Leser und der Geschichte zuträglich wäre.
Ich mag die Veränderungen, die sich um den Baum ergeben, auch wenn ich sie im Augenblick nicht auf einen roten Faden fädeln kann. Da wird viel aufgezählt, aber nicht auserzählt, was schade ist.
Aber - die Geschichte hat was. Irgendwo zwischen den Kaugummisätzen habe ich das Gefühl, hier steckt wirklich was sehr Schönes drin.
Und unbedingt den Text entwerten und entkitschen :).

Viel Spaß Dir hier. Wenn es Dir Ernst ist, hau Dich unter die Kritiker, da lernt man so viel bei, fast mehr als beim selberschreiben. Am Anfang jedenfalls.

Beste Grüße Fliege

 

Hallo Nobukado,

das Seltsam-Märchenhafte an diesem Text hat mir gefallen. Die etwas umständlichen Formulierungen haben mich nicht gestört. Das Hölzerne passt ja grundsätzlich gut zum Protagonisten der Geschichte. ;) Die Beschreibungen von Licht und Temperatur und die Vermenschlichung von Apfelbaum und Elementen sind an manchen Stellen sehr schön, etwa hier:

Die Sonne ging auf, weckte das Land mit warmen Küssen und der Apfelbaum erwachte aus seinem tiefen Schlaf.

Allerdings funktionieren einige Dinge bei mir als Leser nicht wirklich, etwa die kritische Betrachtung des Menschen in der Natur:
Der Mensch ist schon ein seltsames Wesen, so wie er gegen Tier und Pflanze lebt, dachte der Apfelbaum, als er den Hang, der sich schon immer vor dem Apfelbaum ausgebreitet und das Dorf, das schon immer im Tal gelegen hatte, beobachtete.
Woher weiß denn der Apfelbaum, dass da etwas Unnatürliches passiert?

Du schreibst dem Apfelbaum Sinneseindrücke, Sinnesorgane und Körperteile analog zum Menschen zu, etwa hier:

Es dauerte nicht lange, bis er die ersten Menschen den Hang hinaufsteigen sah.

und hier:
Die Sonne zeigte sich immer weniger, es wurde immer kühler, der Apfelbaum ermüdete mehr und mehr, Äpfel trug er schon längst nicht mehr und auch sein Haar war schon ganz schütter geworden; er wollte schlafen, sich der Ruhe hingeben und schlafen.
Mir würde besser gefallen, statt "er sah" die Art der Wahrnehmung zu umschreiben:

er bemerkte
ihm fiel auf
er nahm wahr
er erkannte
usw.

Bei der Beschreibung der Redeweise des Spechts könntest du das Fremdartige und Specht-artige vielleicht noch besser herausarbeiten:

»Nja, nja, die Dorfmenschen da im Tal hatte ich schon einige Tage vorher bemerkt, nja, ich meine, ich bemerkte, wie sie begannen, einige Tannen am Waldrand zu essen.«
Woher weiß der Specht zum Beispiel, dass es noch andere Menschen als Dorfmenschen gibt?

Freundliche Grüße,

Berg

 

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