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Der Anfang
Der Anfang
Die junge Frau setzte sich und begann folgendes zu erzählen:
- „Hinter sieben Bergen, hinter sieben Meeren, da gab es ein Land in welchem die Menschen glücklich und zufrieden lebten. Durch dieses Land floss ein Fluss. Dieser Fluss war heilig. Er nahm die toten Seelen mit sich und brachte sie in das Reich der Toten. Er wusch die Sünden der Menschen jedes mal ab, wenn sie sich in seinem Wasser säuberten und um Vergebung baten. Er brachte diese Sünden zu den Waldgeistern, die die Sünden mit sich trugen bis sie vergessen, vergeben und verflogen waren. Die Waldgeister waren Engel, die zur Erde heruntergeschickt worden sind um den Menschen zu dienen.
Die Menschen in diesem Land waren aber wie alle Menschen auf der Welt unzufrieden. Deswegen haben sie angefangen ihre Welt zu verbessern indem sie die Erde aufgruben, Erze förderten, fossile Brennstoffe verbrannten. Dreck und Schmutz belasteten den heiligen Fluss. Der Wald wurde gerodet und die Waldgeister begannen zu schwinden. Sie starben oder wanderten ab in die Unterwelt. Bald wurde die Zahl der Sünden so groß, gegen Gott und die Natur, dass die Last für die wenigen übriggebliebenen Waldgeister unerträglich wurde. Sie absorbierten den Schmutz und die bösen Gedanken der Menschen bis sie langsam sichtbar wurden. So entstanden ekelige und stinkende Monster mit einem Panzer aus dem Abfall der Menschen. Ihr Treibstoff waren verdorbene Gedanken. Die Wälder wurden einfach zu Sperrbezirken erklärt.
Der Zustand eskalierte durch den Johan. Normalerweise keine erwähnenswerte Person. Nicht erwähnenswert in der Welt der Menschen und auch nicht in der der Götter. Johan liebte Magda - solche Dinge geschehen schon öfter mal. Magda liebte Johann nicht – derartiges soll auch schon mal vorgekommen sein. Das entscheidende ist, dass Johan sich selbst zu einem ungünstigen Zeitpunkt zu töten entschied. Das, meine lieben Leser, das war das entscheidende Tröpfchen Übel. Er ging zum Fluss und ertränkte sich mit einem Fluch auf den Lippen, der der Magda nur böses wünschte. Diese Sünde gegen die göttlichen Gebote war groß genug um die Waldgeister endgültig in Dämonen zu verwandeln. Schon kurz danach stiegen schwarze Bestien aus den Sümpfen der Wälder, aus den Baumkronen, aus der Erde. Erst ein Dämon. Zwei. Dann Vier. Weitere folgten. Der Schatten begann um sich zu reißen. Unter jedem Stein krochen sie hervor. Es gab sie in groß und in klein aber alle waren sie fürchterlich und erwachen taten sie mit einem bestialischen Kreischen. Das Getöse erbebte auf der ganzen Welt.
Es waren Drachen. Sie waren hässlich. Sie waren wunderschön. Sie fegten über das Land und verbrannten alles was sie gefunden haben. Die Zerstörung war unbeschreiblich. Das Tagewerk beachtlich. Vielleicht sogar bewundernswert.
Da niemand mehr die Seelen ins Jenseits führte mehrten sich unruhige Geister, die das Inferno weiter verschärften. Sie hatten keine Ruhe und nicht alle waren gutartig. Das Wasser im Fluss wurde nicht mehr durch die Geister gesäubert und es wurde im Handumdrehen unbrauchbar. Man konnte es nicht trinken. Tiere im und am Fluss starben. Hungernot schloss sich an.
Grosse Armeen rückten heran. Mit schwerem Gerät wurde der Feind bekämpft. Die Verluste der Menschen waren zu groß als dass man jemals vom Sieg sprechen könnte. Die Zivilbevölkerung konnte nicht beschützt werden. Frauen und Kinder fielen zahlreich. Darunter auch die Magda mit ihrem Ehemann und Kindern. So, kann man sagen, hat sich Johans Fluch indirekt verwirklicht. Aber das ist hier nicht entscheidend.
Entscheidend ist, dass sich das Böse unaufhaltsam weiter ausgebreitet hatte. Die ungeduldigen Geister machten die Menschen wahnsinnig. Der Hunger tötete viele. Schlimme Krankheiten folgten. Nicht nur das Land der Menschen am Fluss wurde zerstört. Bald überfielen die Monster alle Nachbarländer in denen sie Menschen jagten und töteten. Die Welt erklärte den Ausnahmezustand.
Es sah schon so aus, als ob das letzte Stündlein der Menschheit geschlagen hätte, da entschied sich Gott das Schicksal zu wenden. Er schickte seine Erzengel herunter, die die Monster zerschlagen und in der Unterwelt bis zur Säuberung einkerkern sollten. Natürlich ging das nicht ohne Gewalt. Ein noch erbitterter Kampf sollte auf der Erde entfachen. Himmel und Boden glühten. Berge rissen auf und spieen Feuer. Bäume bluteten, Leben versteinerte. Störmischer Wind zerblies alles erbarmungslos. Der Kampf zwischen Drachen und den Erzengeln war von erhabener Stärke. Erhaben und monumental.
Um das Märchen an dieser Stelle nicht weiter auszudehnen: Die Drachen besiegten die Erzengel und brachten Gott in die Unterwelt, wo er für immer im Kerker aus Vergessenheit gefangen gehalten wurde. Es war der Anfang des unvergänglichen Bösen, der Angst, der Trostlosigkeit und der Dunkelheit.“
- „Ja, ja. Und dann wurde der Superheld geboren, das bin ich, und hat die Drachen voll in die Pfanne gehauen. Ich bin einfach der Schönste!“
- „ehmm ... nein. Die Geschichte ist an dieser Stelle zuende. Dankeschön für Ihre Aufmerksamkeit“
- „Ende!? Du bist aber eine voll die krass kranke Braut! Ladymaso, was!? Mann, einfach die Menschheit fallen lassen. Bist du überhaupt eine Frau? Hat dich jemand mal für’n Kerl gehalten?“
- „Nein, dich vielleicht?“
- „Können Sie nicht still sein?“ Fragte ein benachbarter Zuhörer den Kerl genervt.
Die junge Frau stand auf und machte dem nächsten Erzähler den Platz frei.
Fin.