Was ist neu

Der alte Ritter

Werdendes Mitglied
Beitritt
27.08.2001
Beiträge
80

Der alte Ritter

Einst lebte ein alter Ritter in einem noch älteren Dorf. Seine kleine Burg stand am Rande des Ortes auf einem kleinen Hügel. Die verfallenen Mauern wurden von kahlen Sträuchern und alten Bäumen umgeben, die ihre langen Schatten in den Burghof warfen.

Dieser war von Löchern zersetzt, Unkraut wucherte. Der Geruch von Alter und Tod lag in der Luft. Gegen Süden erhob sich ein kleiner Turm, dessen Zinnen sich schon vor urdenklichen Zeiten aufgelöst hatten. Eine zerfledderte Fahne mit dem Zeichen des Ritters flatterte träge im Wind.

Es war still im Burghof. Die Stille wurde durchbrochen, als sich das große, eicherne Portal im Haupthaus öffnete. Die verrosteten Angeln knarrten, das Holz stöhnte. Staub wallte auf. Heraus trat eine Gestalt, gekleidet in einen alten, stumpf glänzenden Panzer. Die Gelenke klapperten und einige Panzerplatten lösten sich von der Brust und schepperten auf den Boden. Das Visier war hochgeklappt. Ein hageres, zerfurchtes Gesicht wurde sichtbar. Unter buschigen Augenbrauen glänzten im Gegensatz zum äußeren Erscheinen des Ritters zwei frische, wache Augen. Sie musterten die Umgebung aufmerksam und nicht mit der üblichen Gleichmütigkeit.

Heute war ein besonderer Tag. Der alte Ritter war erschienen, um in das Dorf zu gehen. Er besaß zwar ein Pferd, doch dieses war so alt, dass es kaum mehr einen Sattel tragen konnte, geschweige
denn einen Reiter.

Mit letzter Kraft öffnete der Ritter das Tor um Burghof. Auch hier knarrten die Angeln fürchterlich. Doch das nahm der Ritter schon gar nicht mehr wahr. Er schloss das Tor hinter sich.
Ein kurzer Schwächeanfall ließ Ihn gegen die brüchige Mauer stolpern, einige Steinbrocken lösten sich daraus und fielen auf den staubigen Boden. Nachdem sich der alte Ritter erholt hatte, anderte
er die schmale, sich durch das Tal windende, Straße zum Dorf hinunter. Der Ritter ging sehr langsam, vom Alter gebeugt. Ein langes Schwert baumelte an seiner Seite. Es sah aus wie neu geschmiedet.

Der Ritter brauchte lange bis Ins Dorf. Die ärmlichen Hütten standen eng beieinander. Es stank nach Unrat und nach der Ausdünstung der Lebewesen, die hier ihr Leben fristeten. Die Fenster der Hütten hatten kein Glas, gleich zahnlosen Mäulern gähnten sie den Ritter an.

Vor dem alten Brunnen in der Dorfmitte hielt er mit seinen Schritten inne. Seine klaren Augen wanderten hin und her, doch sie konnten nichts Verdächtiges entdecken. Auch hier war es still. Wie in einem Grab. Es wehte kein Wind mehr. Die Ruhe vor dem Sturm.

*

Plötzlich erhob sich ein Getöse aus himmlischen Sphären, Wind peitschte gegen die morschen Hütten und grauer, dicker Rauch schob sich durch die engen Gassen und Straßen.
Der Himmel dröhnte. Lichtblitze zuckten gen Erde und ließen die Menschen in ihren erbärmlichen
Behausungen vor Todesangst erzittern. Das Gedröhne wurde immer lauter.

Und wie ein Fels stand in allem der alte Ritter, der nur seine guten Augen und sein blitzendes
Schwert besaß.

Es war wieder soweit. Der Tag des Großen Kampfes war angebrochen. Er hatte ihn auszufechten - wie sein Vater, sein Großvater und dessen Ahnen zuvor! Er zog sein Schwert und seine Gestalt wirkte wie ein Scheinen im sich verziehenden Rauch, wie ein Schatten aus dem Nichts.

Der Himmel hielt still. Der Rauch verschwand. Der schlanke Leib des Raumschiffs erhob sich keine fünfhundert Schritte vor dem alten Ritter glänzend gegen die rote Sonne. Ein Sendbote der Götter von OBEN. Die Götter waren von den Sternen wiedergekehrt.

Des Ritters Augen wurden hart. Seine rechte Hand packte den Griff des Schwertes fester. Er würde dem stählernen Tod entgegentreten. Langsam ging er vor. Seine Bewegungen wirkten immer noch müde, doch dieses täuschte. Der alte Ritter sammelte seine allerletzten Kraftreserven und betete inbrünstig zu seinen Göttern.

Die Sonne strahlte vom Himmel und schickte ihre roten Strahlen hinunter und ließ den Brustpanzer des Ritters seltsam erleuchten. Der Ritter hob sein Schwert und hieb es auf den
stählernen Leib des Giganten. Die Wandung erzitterte, das Schwert vibrierte in den alten, aber
starken Fäusten des Ritters. Bein Panzer zerbarst nun vollends und verteilte sich in rostigen Stücken auf dem Boden. Nur noch mit dem Lendenschurz bekleidet, schlug der Alte wiederum sein Schwert gegen den Stahl. Doch nichts geschah. Immer und immer wieder hob der alte Mann sein Schwert, um die Götter zu bezwingen.

Aber er war sinnlos. Es dauerte über eine Stunde, bis der alte Ritter zusammenbrach, das Schwert fallen ließ und am Fuße des Raumschiffs an Herzversagen starb.

*

"Alle hundert Jahre kehren wir auf diesen Kolonialplaneten zurück. Und jedes mal erscheint eine solche Figur von einem prähistorischen Don Quichotte und schlägt mit seinem lächerlichen Sehwert auf unser Schiff ein. Es war nun schon der sechszehnte! Verstehst du das, Sha-Loom?"
"Nein, Kommandant. Wir werden halt nach Terra heim fliegen müssen, um dem Oberkommando zu berichten, dass sich die Menschen auf Kolonial VIII immer noch nicht zivilisiert haben. Kommen wir in hundert Jahren wieder!"

ENDE

 

Mahlzeit!

Na, die "Außerirdischen" sind ja ganz schön dumm, wenn sie das gleiche Spielchen immer wieder mitmachen, was?

Nix für ungut, ein ansich interessantes Thema (First Contact), aber leider nicht gut rübergebracht. Ist halt unglaubwürdig, daß die Terraner jedes Mal fünfzig Jahre hin und fünfzig Jahre zurück fliegen, bzw. einhundert Jahre verstreichen lassen, um dann mit Warp 10 loszudüsen.

So denn.

Poncher

 

Jepp, da stimm ich zu. Da wär ein Beobachtungsposten irgendwie billiger zu unterhalten.

Die Idee mit der Kolonialwelt ist ja nicht neu, aber wieso haben die Kolonisten immer nur urzeitliche Technik? Wo sind die Schiffe, mit denen sie gekommen sind?

Oder welchen Sinn soll es haben, irgendwo Urmenschen auszusetzen, um dann abzuwarten, bis sie ein gewisses technisches Level erreicht haben?

Ich fand die ganze Idee schon bei "Battlestar Galactica" blöd, da macht diese Geschichte keine Ausnahme. Das ganze erinnert mich eh an so einen selten dämlichen Film, in dem eine Horde Ritter eine Alien-Invasion aufhält. Weiß leider nicht mehr, wie der Schwachsinn hieß.

Viele Grüße, Daniel

P.S.: Wo waren die Aliens in den letzten hundert Jahren? Heute würden sie 'nen taktischen Sprengkopf auf den Kopf kriegen, dann machen sie sich vielleicht nicht mehr über uns lustig.

 

Sha-Loom bzw. Schalom!

Die Idee, Außerirdische hätten uns "erzeugt", fand ich seit Erich von Däniken berauschend und faszinierend. Obwohl die ursprüngliche Idee natürlich sehr viel älter ist und zu den klassischen Themen der SF gehört.
Leider wurde sie oft vergurkt, so auch in diesem Fall.

Ein bisschen Logik sollte in einer Geschichte vorhanden sein - damit brichst du aber mit dem Schluss, der meiner Meinung nach total verunglückt ist.
Du hast dich wohl ein wenig übernommen mit der Story... ;)

 

Zu den Kritiken der anderen kann ich hinzufügen: wieso lassen die Fremden, wenn sie den Panzer mit einem Mal in Stücke zerbersten lassen können, den Ritter noch eine Stunde lang auf ihrem Raumschiff herumhauen, bis er an Herzversagen stirbt? Irgendwie gemein.

 

tja: der Kampf gegen die Windmühlen. Das "Raumschiff" ist seelenlos. Der Kampf aussichtslos. Die Gedanken der Raumfahrer bleiben uns verschlossen. Vielleicht empfanden sie das ganze Vorgehen ja nicht als hirnrissig. Äh...
Nun, die Story ist wahrhaftig nicht logisch. Aber irgendwie hatte ich beim Schreiben nur einen Ritter im Kopf und etwas anderes Gepanzertes: das Raumschiff. So als Gegensatz. Und ich wollte auch kein Kaninchen aus dem Hut zaubern und den Ritter das Raumschiff durch einem dummen Zufall besiegen lassen.
Hab ich noch 'ne Ausrede?
Nö. Sorry. Schönen Abend noch, oder gute Nacht oder so...
Theo aus Werne

 

Also ich habe nur fett grinsen müssen wo ich den Schluß gelesen habe! Bitte, das ist eine humorvolle Geschichte, und da kommt ihr mit Realismus, Logik und klassischer SF! Ich weiß nicht mit was für vorgefassten Erwartungen ihr eine Geschichte lest, aber ihr zerredet die ganze Pointe, beziehungsweise redet ihr am Thema vorbei finde ich. Am Anfang wird dieser ganze Heldenmythos mit einer fast schwülstigen Sprache aufgebaut, und am Ende wird die sinnlose "Heldentat" ins Lächerliche gezogen. Die hundert Jahre und das 16te mal sind natürlich überzogen, wie alles andere auch völlig überzeichnet ist. Da gibts keine Logik. Wenn man bei Monthy Python einen toten Papageien andauernd auf den Tisch knallt und sagt er schläft nur, dann gibts da auch keine Logik! Also sucht bitte keinen Sinn wo es gar keinen gibt. Und falls meine Auffassung nicht der Absicht des Autors entspricht, dann weiß ich auch nicht. Für mich kommt es jedenfalls so rüber.

 

(Sorry, Doppelpost. Eigentlich wollte ich die zweite Message löschen, fand aber nichts, obwohl auch im FAQ steht das es möglich sei, wenn auch ohne genaue Angabe.

@t-k-k
Sorry schon im voraus, wenn deine Geschichte nicht als Parodie gedacht war. Ich wollte sie deswegen nicht ins lächerliche ziehen, mir ist es nur vorgekommen als ob dies Absicht sei.

@Poncher
Lies dir vielleicht bitte nochmal meine Dämonengeschichte durch unter dem Gesichtspunkt, daß es eine Parodie auf typische Klischees und gängige Muster über Dämonen und ihr Verhalten ist. Am Ende stellt sich es sich z.B. heraus, daß der Junge im Umgang mit dem Dämonen mutiger und cleverer war als die Erwachsenen, die panische Angst vor dem unbekannten, eigentlich harmlosen roten Kerl haben und einfach nur blind und dumm reagieren. Nun ja, harmlos bis sie ihn gereizt haben *ggg Oder wie der Junge die Diebe für Helden hält und sie sogar als Vorbilder sieht, ohne es zu begreifen. Sein Onkel, der Wirt, ist ja auch so eine Art Held, obwohl seine Arbeit, wenn man das Metier betrachtet (Schläger, Diebe und Trunkenbolde) alles andere als ruhmreich ist. Genauso wie er die Wirtshausschlägereien für eine Art Erwachsenenspiel hält. Oder die vom Dämonen falsch interpretierte Sprache, der mit "böse böse, aufhören aufhören" (oder wie der Spruch hieß) eigentlich das Gegenteil, nämlich mehr Bier meint (später hat er im Keller ja noch das ganze Faß ausgesoffen)!

 

@Udo: Löschen kannst Du, indem Du auf "Beitrag editieren" gehst (das Symbol mit dem Stift) und dann das Kästchen "Beitrag löschen?" markierst. Können - so weit ich weiß - der Admin, die Mods aber auch der Beitragersteller machen.
Und wenn's nicht geht - nicht verzagen, Britta fragen :D !
Übrigens: Du hast die FAQ gelesen :eek: ? Sehr vorbildlich <IMG SRC="smilies/thumbs.gif" border="0"> !

 

@Ganta der Templer

Lies dir vielleicht bitte nochmal meine und so weiter und sofort...

Ja, schon klar... aber warum postest du das dann nicht unter der eigentlichen Geschichte?

Aber i bin ja eh nur am nörgeln...

Poncher

 

Hallo!

Ich glaube nicht, daß der Autor eine Parodie schreiben wollte. Allenfalls eine tragische Komödie. Daher vielleicht auch der Hinweis auf die tragische Figur Don Quichotte.
Aus dem anfangs gewählten Sprachstil schließe ich aber, daß die Geschichte nicht einmal das sein sollte. Sonst hätte der Autor auch beim Aufbau schon komische Elemente einbauen müssen. Ich denke, die Geschichte sollte einfach nur eine kurze SciFi-Erzählung sein.
Aber selbst eine Komödie oder Parodie muß logisch aufgebaut werden: Woher wissen die Aliens, die nicht einmal aus dem Raumschiff steigen, wer Don Quichotte ist? Als noch eiserne Rüstungen getragen wurden, war Miguel Cervantes noch nicht einmal geboren, geschweige denn seit Buch bekannt.

Schreiben, schreiben, schreiben!

Dietmar

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom