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Der alte Mann

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01.12.2002
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Der alte Mann

Einst fragte ein alter Mann seinen jungen Freund, ob er ihm nicht bei einer Arbeit zur Hand gehen könne, sie sei für einen alten Mann wie ihn nun gar zu schwer geworden. Dieser, der ein einfacher Geist war und nicht um die Gefahren dieser Welt wusste, ging mit ihm und der Alte führte ihn in einen abgelegenen Wald. Als sie nun aber angekommen waren, erschlug ihn der Alte, und begrub den toten Körper im weichen, feuchten Waldboden. Als er diese Arbeit tat, konnte es einem scheinen, als ob er das schon viele Male getan hätte, denn er tat es mit leichter und geübter Hand, und wahrlich: es war wirklich nicht das erste Mal, dass der Alte solches tat. Nach vollbrachter Arbeit ging er zurück in sein Dorf, und sagte zu niemandem ein Wort über das grausame Werk, das er im Walde begangen hatte.

Viele Jahre später, als auch der Alte endlich im Sterben lag, ließ dieser seine Angehörigen zu sich kommen, um ihnen seine letzten Worte zuteil werden zu lassen. Bald waren also die Menschen um ihn versammelt, die nun das gesamte Erbe des sonderbaren Alten antreten würden, welches da aus einem ansehnlichen Grundbesitz, sowie aus dem ganzen Gehöft, das dem Mann sein Eigen war, bestand.
Die Angehörigen waren, unter uns gesagt, ziemlich froh, ihren Ältesten endlich sterben zu sehen, denn es hatten ihn auf sein Alter böse Gedanken überkommen, mit denen er die Menschen um sich herum aufs Ärgste quälte.
Als sie nun da um ihn standen, begann der Alte ihnen aus seinem Leben zu erzählen, um sich die Zeit bis zum Tode abzukürzen, denn es war ihm schrecklich langweilig. So sagte er jedenfalls. Er erzählte also von seiner Zeit als Kind, wie es ihm im Kriege ergangen sei und schließlich, wie er nun alt wurde. Dann war er für eine lange Zeit still und einige wollten sich schon vergewissern, ob er nun schon tot sei, da begann er von dem Tag zu erzählen, als er seinen jungen Freund im nahen Walde tötete. Die Leute um ihn herum hielten die Geschichte erst für einen bösen Scherz, den er wieder einmal mit ihnen treiben wollte, aber als der Alte so genau erzählte, wie es sich zugetragen hatte, und kein Detail auslassen wollte, überkam sie das Grauen. Sie fingen an zu schreien und schüttelten verständnislos ihre Köpfe, denn das Verschwinden des Jungen vor langer Zeit war nicht unbemerkt geblieben, und es gab viele Gerüchte im Dorf, was wohl mit ihm geschehen sei.
Nun, da der Pöbel dies gehört hatte, vergaßen sie das letzte Stück Respekt vor dem Sterbenden und zerrten ihn von seinem Lager. Sie trugen ihn wütend schreiend durch das ganze Dorf, bis sie schließlich zu dem alten Dorfplatz kamen, mit der ehrwürdigen Linde in seiner Mitte. Die anderen Bewohner des Dorfes, waren indessen auch gekommen, um zu sehen, was der Grund für diesen Lärm sei.
Als nun alle um die traurige Geschichte wussten, stieg das Dorfoberhaupt, ein kluger und gebildeter Mann, auf eine Kiste, und wies die Menge zur Ruhe an. Er ließ den Alten zu sich bringen, während die Menge nun einen engen Kreis um die beiden bildete. Das Oberhaupt wartete, bis es ganz still war, und wollte dann die Geschichte aus dem Munde des Alten hören, denn er hatte gelernt, dass die Wut oftmals die Dinge verzerrt, um sich Ausdruck zu verschaffen.
Der Alte erzählte also die Geschichte noch einmal, und alle hörten ihm gebannt und verstört zu. Keiner vermochte seinen Blick von ihm zu wenden, denn vom Alten ging etwas sonderbares, beängstigendes aus, dem sich keiner entziehen konnte.
Als der Angeklagte nun geendet hatte, wollte sein Richter von ihm wissen, was seine Gründe für die Tat gewesen seien. So gefragt, antwortete der Gefragte, dass er den Jungen sehr geliebt habe. Für ihn war er wie ein Sohn gewesen. Mehr noch, er behandelte ihn wie einen Heiligen, denn er war fasziniert von seiner Fröhlichkeit und seinem Leichtmut, den er selbst nie hatte. Als er nun aber sah, wie sich dieser in ein Mädchen verliebte, und gar viel Zeit mit diesem verbrachte, stieg in dem Alten ein schrecklicher Neid auf, der an seiner Seele nagte, und ihn innerlich auffraß. Aus dem Neid wurde Zorn, und aus dem Zorn wurde schließlich ein abgrundtiefer Hass auf den Jungen, der ihn so schmählich im Stich gelassen hatte, und sich nicht mehr um ihn kümmerte. Da beschloss der Alte, seinen ehemaligen Freund zu töten, denn er wollte ihn mit keinem teilen, und wenn er ihn nicht haben konnte, dann sollte sich niemand an dem Jungen erfreuen können, am wenigsten sein Mädchen.
Die Menge war wie zu Stein erstarrt, denn einen solchen Hass, wie den, der aus den Augen des Alten glomm, hatten sie ihrer Lebtag noch nie gesehen. Es war, als sähen sie das Feuer durch seine Augen, das ihn langsam, nach und nach aufgezehrt hatte. Das Oberhaupt wollte eben zu sprechen beginnen, da schrie in der Menge eine Frau auf, denn es war die Mutter des Getöteten, und als sie hörte wie ihr Sohn gestorben sei, zerbrach ihre Seele in tausend Stücke, und sie fing wie von Sinnen an, den Alten zu verfluchen, und zu schreien, dass es schrecklich anzuhören war.
Als nun der Pöbel den Schmerz dieser Frau sah, und in ihrer Mitte den Schuldigen, der ohne ein Zeichen der Reue zu Füßen des Oberhauptes kniete, überkam die Leute ebenfalls die Wut und sie stürzten sich auf den alten Mann. Das Dorfoberhaupt versuchte die Menge zu beruhigen und sprach für den Alten ein, aber niemand hörte mehr auf ihn. Sie schleppten den Alten zur großen Linde auf dem Platz, und stellten ihn dort auf ebendiese Kiste, auf der zuvor noch der Richter gestanden hatte, um ihm den eilig herbeigeholten Strick um den Hals zu legen und ihn zu erhängen.
Als der Strick schon gespannt war und einer der Männer schon die Kiste umstoßen wollte, erhob der Alte seine leise, aber starke Stimme. Er wollte nun selbst zu seiner Verteidigung sprechen, denn jetzt überkam auch ihn die Angst vor seinem Tode. Er wollte eben anfangen zu sprechen, als die immer noch vom Zorne geblendete Mutter heranstürmte, und die Kiste mit aller Kraft, die ihr noch geblieben, umriss.
Der Strick schloss sich hart um den sehnigen, bleichen Hals des Alten, und drückte ihm die Luft ab. Er zuckte, und versuchte sich aus der tödlichen Schlinge zu befreien, die ihm den Tod bringen sollte, doch sie blieb fest, und das Leben verließ langsam den nun schlaff werdenden Körper des Greises.
Einige Männer schnitten ihn vom Baum und schleiften den Leichnam durch die Straßen vor das Dorf hinaus, wo sie ihn auf ein leeres Feld warfen, und ihn den Vögeln und den wilden Tieren überließen.

 

Ähm, psst, Kris: Du hast dich in den Kaffeekranz verirrt! ;) Korrecturcenter ist noch weiter die Strasse runter.. .

 

Tjahaa, die Kommas... ;-) hoffe jetzt ists besser, wenn auch sicher nicht perfekt, denn meine eigenen Texte zu korrigieren ist so etwas, das mir ein bisschen schwer im Magen liegt *g*

 

Hallo trassamar!

Wieder zurück aus dem Korrektur-Center. :)

Was mich noch interessiert hätte, ist: Was wollte der Alte, das Dorfoberhaupt denn sagen? Kannst Du das noch irgendwie als Gedanken einbauen, wenn ihm schon niemand zuhören wollte? Mich würd es sehr interessieren, daß das offen bleibt in Deiner Geschichte, stört mich irgendwie, ich will´s wissen. ;)

Alles liebe,
Susi

 

hähähä, hättest du wohl gerne.... kriegst aber nicht, der alte sack hat zu schweigen :D
nein, im ernst: ich weiss wirklich nicht was der alte, verstörte geist da noch hervorbringen sollte, was auch irgendwie in die geschichte passt... aber ich muss dir recht geben: auf diesen teil bin ich nicht sehr stolz, denn er ist in der tat ein bisschen unbefriedigend!

schreibt mir doch bitte eure vorschläge!!!

 

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