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Thema des Monats Der alte Mann und das Ei

Seniors
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15.04.2002
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Der alte Mann und das Ei

Ich betrat den Planeten Astari mit nichts als meinem Gehstock und den Kleidern am Leib. 90 Jahre Vergangenheit hatte ich zurückgelassen: Familie, Freunde, Geld. Einige nahmen's mir übel, bloß dem Geld war alles egal. Meine Erinnerungen, die nahm ich natürlich mit. Alle, die ich noch hatte, und wegen der verdammten Krankheit waren das nicht allzu viele. So hatte ich heute früh vergessen, wo ich das Flugticket verstaut hatte. Hektisch hatte ich danach gesucht, bis ich es in der Innentasche meiner Jacke fand, die ich schon die ganze Zeit trug.
Ich mochte nicht daran denken, dass ich keine Rückfahrkarte besaß. Es zog mich ohnehin nicht heim. Auf der Erde hatte ich in einer nervösen Schlange Reisender gewartet. Hier fluchte niemand, weil alles so lange dauerte. Die Zeit war hier niemandes Feind.
Astari begrüßte mich mit dem Duft von Frühling, dem Rauschen von mächtigen Baumkronen und dem Gefühl, endlich die Endstation erreicht zu haben. Ich stand mitten im Geäst des Einen Baumes, dessen Triebe breit wie Straßen waren und kaum merklich schwankten. Ein Blick hinauf: Das lichte Blätterdach hoch oben verbarg die Sonne, spielte mit dem Licht und klang wie ewig rauschende Gischt.
Ich stützte mich auf meinen Gehstock und ging einige Schritte den Ast entlang. Der Fußweg war wie eine tiefe Kerbe; unter mir war glatt geschliffenes Holz. Die Astari-Baumeister hatten links und rechts mannshoch die dicke Rinde stehen gelassen, damit niemand in den Abgrund fiel. Gut für mich, war ich doch zeitlebens nicht ganz schwindelfrei gewesen – mir wurde immer noch anders, wenn ich an meinen ersten Schulausflug auf den Turm des Kölner Doms zurückdachte. Ich strich mit den Fingerkuppen über das Holz; es fühlte sich warm an – lebendig.


Am Empfang der Brutstätte erwartete mich hinter einer Theke eine Astari-Henne in weißem Kleid mit blauem Schal. Die dünnen Arme der Betreuerin waren von Flaum bedeckt, ihre krallenhaften Finger benutzten ein Klemmbrett als Fächer. Auf der Theke standen Schokoladen-Männlein mit Schleifen: Geschenke zur Begrüßung, vermutlich gesponsort von einem irdischen Wohlfahrtskonzern.
»Herr Steganus«, sprach die Henne mich an und klapperte mit dem Schnabel. »Im Namen des Ewigen Phönix von Astari begrüße ich dich. Wähle eines der Männlein, und begleite mich in dein Zimmer.«
»Danke!« Ich schob den nächstbesten Schokomann in meine Jackentasche und hoffte, dass er nicht zu schnell schmelzen würde.
»Ich bin Fürsorgerin Kec-k. Ich bin sicher, du wirst hier auf Astari einige erfreuliches Dinge erleben. Deine Unterkunft hat eine fantastische Aussicht. Gleich da vorne ist der Aufzug.« Die Henne ging voraus, gar nicht vogelhaft. Über eine Hängebrücke erreichten wir einen Stamm mit einer rustikalen Schiebetür. Kec-k öffnete und ließ mir den Vortritt. Die Kabine war von innen holzvertäfelt, und aus verborgenen Lautsprechern klang Vogelgezwitscher. Ich schloss die Augen und schwebte gen Himmel. Der Aufzug glitt durch den Stamm nach oben, hielt, und entließ uns in die Brutwipfel des Planeten.
»Wir nennen dies unsere Nester, aber soweit ich weiß, stellt man sich bei Ihnen zuhause etwas anderes unter diesem Begriff vor.« Kec-k klapperte mit dem Schnabel. »Hier oben sind unsere Eier der Strahlung unserer Sonne nahe, und fern von den Bedrohungen der Sumpfgeister tief unten.«
»Sumpfgeister?«
»Das ist unser arkaner Glaube. Wir wissen es inzwischen besser, aber wer legt alte Gewohnheiten schon gerne ab?«
Ich musste grinsen. »Bei uns auf der Erde ist es so ähnlich.« Ich blieb stehen und ließ den Blick schweifen. Hier, nahe unter dem Blätterdach, war es wärmer als unten, und ein leichter Wind spielte mit Laub, Licht und Schatten. Die Äste waren auch hier noch dicker als ein Mensch, aber sie schwankten merklich. Man hatte mich davor gewarnt. Glücklicherweise war ich noch nie seekrank geworden.
Zwischen den Ästen waren Seile festgezurrt, erzeugten ein dichtes Netz, in das schalenförmige Miniatur-Habitate eingebettet waren. Jedes durchmaß vielleicht zehn Meter und war drei Meter hoch. Ich sah hier und da Fürsorgerinnen umherlaufen, aber hauptsächlich gingen Menschen spazieren oder saßen gemütlich auf polierten Ästen, palaverten, genossen Licht, Luft und den Rest ihres Lebens.
Sie alle waren alt. Sie alle trugen helle, farbige Umhänge. Und darunter, deutlich sichtbar, ein Astari-Ei vor dem Bauch.


Ich streichelte mein Ei. Ich hütete es wie einen rohen Diamanten. Nein, ein schlechter Vergleich. Diamanten waren für ihre Stabilität bekannt. Eier nicht. Ich hütete mein Ei wie*... nun, um ehrlich zu sein*... wie meine eigenen. Ich bewahrte es auch ganz in der Nähe auf, nämlich in meinem Schoß, unter meiner Robe. So saß ich in meinem Nest, ließ einfach den Blick schweifen, beobachtete die kleinen, bunten Vögel im Baum, wie sie Insekten jagten und mir ab und zu überhebliche Blicke zuwarfen. Vermutlich, weil ich keine Flügel besaß. Tja, in dieser Hinsicht waren sie besser dran, das war nicht zu bestreiten. Auch in anderer Hinsicht. Sie waren Teil eines Schwarms. Für ihr ganzes Leben. Dies galt für mich erst jetzt.
Als ich des flatterhaften Verkehrs im Baum überdrüssig wurde, befahl ich meiner Brille, eine Comedy-Serie abzuspielen. Am liebsten mochte ich diese englischen Komiker, denen nichts zu peinlich war. Sie brachen mit Normen wie ein Nussknacker eine harte Schale, so dass etwas Weiches, Leckeres zum Vorschein kam. Etwas wie das Lachen, das ja angeblich Leben verlängern konnte. Meines vermutlich nicht wesentlich, aber der Versuch konnte nicht schaden.
Ich verlor mich in jener Welt, in der es keine Bedürfnisse gab als den nächsten Witz, bis mir jemand an die Schulter griff. Ich schob die Brille hoch, und fast hätte ich mein Ei vergessen und wegrutschen lassen, als ich Lisa erkannte.
»Na, mit dir hätte ich hier ja als letztes gerechnet«, sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Lisa! Wir haben uns ja seit ... seit ...«
»... unserer Scheidung nicht gesehen, ganz genau. Bietest du einer alten Frau keinen Sitzplatz an?«
»Doch, hier ... bloß deine Lieblingspralinen habe ich gerade nicht da.«
Lisa setzte sich neben mir auf das breite Sofa, das sich innen halb um das Nest zog. Sie hatte die silbernen Haare mit einem roten Band in einen strengen Zopf gezwungen, und ich konnte den Blick nicht von den unzähligen Lachfältchen um ihre dunklen Augen nehmen. Ich versuchte krampfhaft, jetzt bloß nichts falsches zu sagen, also schwieg ich. Lisa nicht: »Ich nehme alternativ dieses Schokomännchen da. Und wenn du jetzt behauptest, ich hätte mich überhaupt nicht verändert, schmeiße ich dich vom nächsten Ast.«
Ich griff nach der bunt eingepackten Süßigkeit. »Wir könnten mal was neues probieren: Gerecht teilen.«
Lisa verzog das Gesicht. »Du redest schon wie unsere fliegenden Gastgeber.«
»Die Astari sind Laufvögel.« Ich reichte Lisa die Schokolade.
»Immer noch der alte Neunmalklug.«
Ich seufzte. »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«
»Ganz einfach, ich war auf dem Heimweg vom Seniorenturnen und hab dich gesehen. Zeigst du mir dein Ei, wenn ich dir meins zeige?«
»Ich wette, das wolltest du mich schon immer mal fragen. Leider trage ich überhaupt nichts drunter, und das Recht, zwischen meine Beine zu sehen hast du ungefähr zur gleichen Zeit verwirkt wie ich das Recht, meine Tochter täglich zu sehen.« Dabei streckte ich Lisa die Zunge raus.
»Punkt für dich«, sagte Lisa und knabberte Schokolade. »Wie steht's?«
»Ich weiß nicht«, gab ich zu, »aber vermutlich auf beiden Seiten dreistellig.«
Nachdenklich sah Lisa hinüber zu den anderen Nestern. Überall saßen alte Leute – Menschen, Astari, andere Rassen von den nahen Sternen, palaverten, aßen, schliefen, starben, und brüteten dabei ihre Eier aus. Mit einer Geduld, die nur aufbrachte, wer keinen wichtigeren Termin mehr hatte als den Tod. »Es ist so friedlich«, sagte Lisa und streichelte ihr Ei unter ihrem Umhang. »Und so einfach.«
»Ich habe etwas darüber gelesen.« Ich runzelte die Stirn, weil ich mich nicht genau erinnern konnte. »Die Astari hatten ein paar üble Probleme. Früher. Es war also nicht immer so einfach und friedlich. Leider habe ich mal wieder die meisten Details vergessen.«
Lisa nickte. »Du hast dich immer nur an die Dinge erinnert, die dir wichtig waren. Die Fußballergebnisse, den Busfahrplan, meine Unzulänglichkeiten. Die Astari hatten früher Angst, dass ihre Küken von Sumpfgeistern besessen schlüpfen, wenn sie die Eier auch nur einen Moment aus den Augen lassen.«
Ich erinnerte mich. »Sie haben ausgewachsene Glaubenskriege angezettelt, richtig?«
»Die südliche Hälfte des Planeten besteht auch heute noch hauptsächlich aus radioaktiver Asche und Knochenfragmenten. Sie haben hier eine ganze Reihe Filme darüber. Solltest du dir ansehen. Übrigens importieren sie diese Schokolade von Tau Ceti, wusstest du das?« Lisa reichte mir den Rest des Schokomännchens. »War eine verdammt gute Idee von den Hennen, das Brüten uns Alten zu überlassen, die eh nichts besseres zu tun haben, und stattdessen ihren aufgeplusterten Hähnen sowas wie Vernunft beizubringen. Ein Vorbild an Emanzipation für die ganze verdammte Galaxis, wenn du mich fragst.«
Vorsichtig drehte ich mein Ei, um es gleichmäßig zu wärmen. Jetzt bloß nichts falsches sagen. »Was macht mein Nachfolger?«, fragte ich.
Lisa deutete mit dem Kinn unbestimmt nach vorn. »Ist vor zwei Wochen zu den Sumpfgeistern gegangen. Sein letzter Flug. Warum fragst du?«
»Er war auch hier?«
Mit einem Seufzer wandte Lisa den Blick nach oben. »Ich dachte, Eifersucht muss man am Empfang abgeben. Vielleicht ist's auch schon zwei Monate her. Spielt eh keine Rolle, schätze ich. Wir sind nicht hier, um Stunden oder Minuten zu zählen. Sondern um mal was wichtiges zu machen.« Sie sah mich an. »Ist noch was von der Schokolade übrig?«
Eine fast vergessene Schublade in meinem Kopf öffnete sich knarzend einen Spalt. Ich wusste nicht mehr, was darin lag, und der Spalt war nicht breit genug, um hinein zu sehen. Es war keine Schokolade, da war ich mir sicher. Es war etwas wichtigeres. Etwas, das bitterer war, und trotzdem schmeckte.
Etwas, das mich von jetzt an wieder begleiten würde. Das ich beschützen würde. Wie das mir anvertraute neue Leben, das sich zwischen meinen Beinen an meiner Wärme labte.
»Alle Achtung, die Astari sind noch pfiffiger als ich dachte.« Ich schob mir den Rest Schokolade in den Mund, bevor sie anderswo verschwand. »Ich glaube nicht an Zufälle oder Schicksal. Weißt du, wie weitläufig die Brutwipfel sind? Die Hennen haben mich sicher absichtlich in deiner Nähe einquartiert.«
»Eins ist sicher: Kein männliches Wesen wäre empathisch genug, um auf diese Idee zu kommen. Im ganzen Universum nicht.«
»Irgendwas Wichtiges wurde beim Urknall anscheinend ziemlich ungleichmäßig verteilt. Wäre sonst zu langweilig geworden.« Ich legte Lisa sanft den Arm um die Hüften. Sie ließ es geschehen. Grinste. Streckte mir die Zunge raus.
»So ist das also«, sagte sie.
Wir lachten, bis sich die Leute in der Umgebung zu uns umdrehten.

 
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Hallo Uwe,

nicht böse sein, wenn ich lache, aber es hat schon was Tragikkomisches, dabei zuzusehen, wie ein Moderator ein Thema des Monats auslobt und dann selbst der einzige Teilnehmer bleibt. :lol::heul::lol::heul:

Vielleicht hast du's einfach ein bisschen zu allgemein gehalten, um die schreibenden Hunde hinter dem Ofen hervorzulocken. Ich meine:

erfindet eine Welt und setzt eine Hauptfigur hinein, die mit dem Erdachten klarkommen muss

Äääääh, egal welches Genre, wie viele Geschichten gibt es, in denen ein Autor das nicht tut?


ndelfrei gewesen mir wurde immer noch anders, wenn ich an meinen ersten Besuch auf dem Turm des Kölner Doms zurückdachte. Ich strich mit den Fingerkuppen über das Holz; es fühlte sich warm anlebendig.

Zwei Gedankenstriche hintereinander.

Ei wie*... nun, um ehrlich zu sein*... wie meine eigenen.

Was hat es mit den Sternchen auf sich?

Als ich des flatterhaften Verkehrs im Baum überdrüssig wurde, befahl ich meiner Brille, eine Comedy-Serie abzuspielen.

So etwas mag ich vor allem bei Science-Fiction-Geschichten, wenn die erdachte Welt – in der Fantasy ist es ähnlich – nicht erst seitenlang erklärt wird, sondern ihre Besonderheiten scheinbar wie beiläufig in den Text einfließen und somit das Bild im Kopf des Lesers während der Handlung entsteht.

Hübsch, lädt zum Interpretieren ein. Zunächst mal muss ich da an „Wir schieben die Kinder dieses Wochende bei Oma und Opa unter“ denken. Die Generation, die kommt, und die, die geht, hängen aufeinander, damit die dazwischen hektisch sein und dabei vergessen kann, dass auch sie alt wird und stirbt.

Und natürlich ändert sich auch auf Astari alles zum Friedlichen, als die Frauen nicht mehr als Aufzuchtssklaven missbraucht werden und somit die Zeit haben, testosteronneutralisierend auf die Männer einzuwirken. Bin zwar nur unter Vorbehalt ein Freund dieser These, aber sie ist schön in den Text eingewoben, keine Frage.


Gefällt. Grüße
JC

 

Ach Mist, die Sternchen wieder... die tauchen auf, wenn man feste Leerzeichen aus Open Office kopiert. Ich habe sie jetzt entfernt.

Als ich die Geschichte zu schreiben anfing (nach dem Start des TdM), hatte ich noch Hoffnung, dass sich noch ein paar Mitmacher finden. Unter den gegebenen Umständen verlängere ich das TdM einfach um einen Monat.

Danke für Deinen Kommentar!

 

Hallo Uwe,

jetzt hast du die * raus, dafür fehlt aber das Leerzeichen, es braucht ja eins vor den ... und eins danach. ;)

Joa, eine nette, ruhige kleine Geschichte, mit interessanter Vision. Gut, dass du die alten Spannungen mit der Ex eingebaut hast, das kam an der rechten Stelle, die Geschichte drohte schon etwas zu sehr ins schwermütige abzudriften.

Dass hinten ihre Schwanzfedern herausragten, konnte ich nur erahnen.
wenn das so wichtig ist, dann solltest du hier, wo er es dann sehen kann, weil er folgt:
Die Henne stakste voraus, eine Schräge hinauf
noch erwähnen, wie die Federn aussehen.
An diesem Satz gefällt mir die Schräge nicht. Da kam nciht sofort ein Bild, sondern verwirrte kurz und war mit den ürbigen Komponenten für meinen Geschmack zu schwer
Die Henne stakste voraus, eine Schräge hinauf und klappte eine große Tür im nächsten, vertikal verlaufenden Ast auf.

Der Logikfehler liegt für mich darin, dass die Hennen ihre Eier "sterbenden" Menschen anvertrauen. Wie su selbst sagst, sind die Eier keine Diamanten, sondern zerbrechlich. DIese Kostbarkeiten zerbrechlichen Menschen anzuvertrauen ... das passt nicht so recht. Es gibt ja keine Garantie, dass der Abgang friedlich im Bett geschieht. Ein Stolpern, ein Husten und klatsch ...

dennoch gerne gelesen
grüßlichst
weltenläufer

 

Die Zeit war hier niemandes Feind.

Das erscheint mir bei der sonstigen Qualität der Geschichte seltsam falsch.
Wenn ich es Recht verstehe, und weltenläufers Kommentar deutet darauf hin, hat der Protagonist sehr wohl die Zeit als Feind, oder?

 

Die Schräge knöpfe ich mir mal vor, weltenläufer ;)

@Dave: Nein, der Protagonist hat mit seinem Leben abgeschlossen. Er ist an seiner Endstation angekommen. Das fällt ihm freilich nicht ganz leicht, und deshalb ist er ziemlich froh, dass er seine Ex trifft. Meine Utopie setzt an das Ende eines Lebens eine würdige Episode.

@weltenläufer: Ja, es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass mal ein Ei beschädigt wird. Aber Straußeneier sind auch einigermaßen stabil, und ähnlich groß sind jene der Astari. Ich denke, die Verlustquote ist relativ gering.

 

Hallo Uwe!

Ich liebe diese Unaufgeregtheit, mit der hier Unglaublichkeiten erzählt werden, Situationen dargestellt, die so anders und fremdartig sind, und doch vertraut rüberkommen.

Das Stück hat mir wirkich gut gefallen, ich habe es gern gelesen und es hallt noch immer etwas nach.
Den Einwand der Langatmigkeit kann ich nicht recht nachvollziehen, eine ruhige Story eben.

Auch die Philosophie(kann man das so sagen?), die dahinter steht, leuchtet mir ein und ist charmant. Erinnert mich jetzt wieder an alte Zeiten, was vielleicht sogar beabsichtigt.

Du merkst, ich bin noch immer nicht fertig damit, die Story zu verarbeiten. Was will man mehr?

Einige namen's mir übel

Das macht Augen-Auaweh! Füge bitte ein "h" ein.

Ansonsten war der Text angenehm fehlerfrei und flüssig zu lesen.


Schöne Grüße von diesseits!

 

Hi Uwe,

ich mochte die Beschreibungen, besonders die Ankunft des Ich-Erzählers und habe mich lange gefragt, worauf diese Geschichte hinauswill - was ein gutes Zeichen ist. Das großartig schräge Szenario bleibt irgendwie unbefriedigend. Vielleicht habe ich den Kern der Handlung nicht verstanden: Wieso führt die Asteri-Henne ihn zu Lisa und was hat es mit dieser Schokolade von Tau Ceti auf sich?

Einen großartigen philosophischen oder soziologischen Tiefsinn kann ich in der Geschichte nicht erkennen. Dass außerirdische Bruthelfer und Kindermädchen die Lösung aller gesellschaftlichen Probleme sein sollen (es wäre ja schlimm, wenn die Hennen ihre Eier selbst ausbrüten müssten) ist irgendwie naiv - wobei ich zugrundeliegende Vorstellung einer Symbiose eigentlich zauberhaft finde. Schließlich kommen noch die Sumpfgeister dazu, die für Aberglauben stehen, und ganz nebenbei ALLE alten Zöpfe diskreditieren. Das wirkt irgendwie so Alt-68er mäßig. ;)

Noch eine Kleinigkeit:

Einige namen's mir übel
nahmen - wie Hanniball schon sagte

Freundliche Grüße,

Berg

 

Die Zeit war hier niemandes Feind.

Nicht, dass ich auf meine alten Tage noch PhiloSF würde, aber wie der Deibel so will, bin ich halt hier hängen geblieben und zwar mit einer Geduld, die nur aufbrächte, wer keinen wichtigeren Termin mehr hätte außer demTod,

lieber Uwe,

und zwar wegen zweier Vorkommnisse direkt zu Anfang:

Ich betrat den Planeten Astari mit nichts als den Kleidern am Leib und meinem Gehstock
lässt mich geradezu abwegig an den Jean Paul der Flegeljahre denken und andererseits der schöne Schnitzer, auf den schon Hannibal hingewiesen hat
Einige namen's mir übel,
was dem Prot unbewusst / -gewollt einen Namen geben könnte, was dann richtigerweise beim Geld endet, das nicht nur nicht stinkt, dem auch
alles egal
wäre, an den sich dann das das Verb nehmen in korrekter Schreibweise anschließt und den Namen als flüchtig ausweist.

Die Begrüßung auf Astari wäre dann wieder Jean Paulesk bis hin zum Holzweg (Astaripidgin: woodway), der prompt zum Kölner Dom führt. Mit der hennischen Begrüßung wird's dann modern (Steganus / -nos = Software)und zugleich ganz ehrlich:

Ich hütete mein Ei wie ... wie meine eigenen.
und dass es gerecht zugehe, können Weibchen auf den Penisneid verzichten, haben sie doch nun auch ein Ei zu hüten (ach, hätten Hennen eh regelmäßig), dass dem Siggi Freud zum Heulen wäre, wäre doch so einiges falsifiziert. Also Emanzipation pur? Die Alten werden gebraucht und nicht zu Müll ...

Aber trotz des Aberglaubens an Sumpfgeister gern gelesen.

Gruß

Friedel

 

Hallo Uwe,

ich finde, es gelingt dir gut, die Stimmung der Gelassenheit, des im positiven Sinne Sich-Abgefunden-Haben mit dem was da kommt herauszuarbeiten, die du auch deinem Protagonisten zuschreibst. Schön auch, dass es in dieser neuen Gefühlslage sogar mit der Ex-Frau wieder klappt.
An der Welt, die du da erdacht hast, gefällt mir, dass sich die Geschichte bzw. das Leben auf diesem Planeten komplett auf einem Baum abspielt. Die Sitte der Leihbrüterschaft ist eine interessante Weiterentwicklung von heutigen Generationenprojekten, wo zum Beispiel Kinder und ältere Menschen zusammengebracht werden. Gute Idee.

Was mir nicht so gefallen hat, ist die Sprache. Ich finde sie etwas "überformuliert". Da wäre mir manchmal das Einfachere lieber gewesen. Ich hatte an einigen Stellen den Eindruck, mehr vom Autoren zu hören als vom Erzähler:

und hielten ein Klemmbrett, das mich unerwartet an meine frühere Arbeit im Walzenlager erinnerte.
Da würde ich von dem Erzähler eigentlich eher etwas wie "Wie damals als Vorarbeiter im Walzenlager" erwarten.

so dass etwas weiches, leckeres zum Vorschein kam
Nach etwas gehts groß weiter: "etwas Weiches, Leckeres". (War an ein, zwei anderen Stellen auch noch, die ich jetzt aber gerade nicht finde.)

Alles in allem eine angenehm ruhige Geschichte. Gut gegen innere Hektik.

Gruß,
Teetrinker.

 

Hallo Uwe

Der Titel ist ja schon recht sonderbar und hat mich auch auf eine völlig falsche Fährte gelockt, dass dann schlussendlich ein alter Knacker ein Ei ausbrütet, fand ich schon recht skurril – Aliens hin oder her.
Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass die Geschichte immer wieder ins absurd Schräge abzugleiten droht und die Kurve zur Ernsthaftigkeit mehr schlecht als recht kriegt.

Mal ein paar Beispiele, wo mein Augenlid zu zucken begann:

eine Astari-Henne in weißem Kleid mit Rüschen und blauem Schal. Dass hinten ihre Schwanzfedern herausragten
Auch wenn es solche Aliens tatsächlich geben sollte, müsste ich dennoch an Entenhausen denken - für eine ernsthafte SciFi-Story sind solche Assoziationen komplett unpassend. Ist jedenfalls meine Meinung. Abgesehen davon würde ich Enten-Aliens bzw. Deine Astaris niemals treffen wollen – das würde nämlich ernsthaft mein Weltbild gefährden!


»Mein Name ist Tusi
Tussi – Mein Name ist TUSSI. Das muss ich denken, wenn ich Deinen Satz lese. Wieder eine Assoziation, die man vermeiden könnte – es sei denn man will komisch sein … aber nein, nicht mal das ist es.


Auf der Theke standen Schokoladen-Männlein mit Schleifen: Geschenke zur Begrüßung.

Jetzt muss ich an einen Schoko-Nikolaus denken und wieder bleibe ich gedanklich hängen. Das Bild einer Entenhausenkolonie auf Planet X, die Schoko-Nikoläuse an Touristen verkauft, werde ich spätestens jetzt nicht mehr los.


Die Astari-Baumeister hatten links und rechts mannshoch die dicke Rinde stehen gelassen, damit niemand hinunter in den Abgrund fiel. Gut für mich, war ich doch zeitlebens nicht ganz schwindelfrei gewesen – mir wurde immer noch anders, wenn ich an meinen ersten Besuch auf dem Turm des Kölner Doms zurückdachte.

So wie es rüberkommt hat sich die Menschheit über die Galaxis ausgebreitet. Konflikte zwischen den Völkern scheinen überwunden, sprachliche wie kulturelle Barrieren sind gefallen.
Da stellt sich mir die Frage wieso ein Mensch Vergleiche zum Kölner Dom zieht, wenn er den Alienbaum besteigt. Irgendwie ist das putzig. Wirkt auf mich wie wenn ein Deutscher einem Surfer auf Hawai die Story presst, wie er Zuhause in Deutschland mit seiner Luftmatratze über den Badeweiher schippert. Ich würde das Bild vom Kölner Dom streichen.


Jedes maß vielleicht zehn Meter längs und quer, drei vertikal.

Da musste ich auch erstmal innehalten und überlegen. Warum nicht einfach sagen: Das Nest hatte einen Durchmesser von etwa zehn Metern und war schätzungsweise drei Meter hoch.


»Was macht mein Nachfolger?«, fragte ich.
Lisa deutete mit dem Kinn unbestimmt nach vorn. »Ist vor zwei Wochen zu den Sumpfgeistern gegangen. Sein letzter Flug. Warum fragst du?«

Das hier habe ich nicht kapiert. Von welchem Nachfolger ist da die Rede?
Das taucht so gefühlt aus dem Nichts auf.
Auch die letzten Zeilen, sprich das Ende, fand ich nebulös. Auch wenn ich es so interpretiere, dass da eine alte Liebe aufflammt.


So insgesamt weiß ich nicht genau was die Geschichte von mir will. Einerseits zeichnest Du eine fremde Welt, andererseits driftest Du immer wieder haarscharf an Kalauern vorbei, die beide zusammengenommen nicht zusammenpassen wollen.
Jo, mehr fällt mir dazu net ein. Aber vielleicht bin ich da auch das falsche Zielpublikum.

Trotzdem herzliche Grüße

Mothman

 

Danke nochmal für eure Anmerkungen, ich stelle jetzt eine überarbeitete Version ein.

@Mothman:
Der Nachfolger des Erzählers ist der zweite Ehemann seiner Ex.

Lustigerweise hatte ich nie die Entenhausen-Assoziation. Was die schrägen Stellen angeht, die drohen, die Geschichte kippen zu lassen, muss ich gestehen, dass ich nicht an mir halten kann. Ich mag keine zu glatten Geschichten schreiben, sonst schläft mir der Leser noch ein. Zumal diese Geschichte ruhig ist, will ich die eine oder andere kleine Überraschung bieten. Kann aber natürlich gut sein, dass das unterschiedlich wahrgenommen wird.

Der Kölner Dom ist einfach eine persönliche Erinnerung - ich kann als Autor ja nichts dafür, wenn das die Assoziation meiner Figur ist ;)
Der Mann kann ja ohne weiteres in Köln aufgewachsen sein, auch wenn die Menschen inzwischen Teil der galaktischen Bevölkerung sind. Einen Widerspruch sehe ich da nicht.

 

Hallo Uwe,

die Überarbeitung hat die Geschichte noch runder gemacht. Insbesondere der Infodump und das Zusammentreffen mit der Ex wirken jetzt besser integriert.

Schöne ruhige Geschichte, wenn auch ohne eigentliche Handlung. Aber manchmal kommts ja auch nur auf die Stimmung an.

 

Hallo Uwe,
Eine nette Geschichte - ziehmlich unaufgeregt - was nicht wertend gemeint ist.
Die Besonderheiten des Planeten hast du gut in die Geschichte eingewoben, auch der Titel sprach mich an. Weniger gefallen hat mir das Zusammentreffen mit seiner Ex-Frau. Keine Ahnung, warum sich die beiden Scheiden lassen haben:

Recht, zwischen meine Beine zu sehen hast du ungefähr zur gleichen Zeit verwirkt wie ich das Recht, meine Tochter täglich zu sehen.«
Also da wäre ich als Mann schon gewaltig suaer, wenn mich meine Ex meine Tochter nicht mehr sehen ließe und entsprechend wäre dann die Komunikation zwischen uns beiden.
Als STimmungsbild ist die Geschichte sicher gut gelungen - allerdings denke ich hätte sie zum Ende hin noch mehr potential, wenn etwas aufregenderes passierte - Das Schlüpfen des Jungen - ein Sumpfgeist, der herumschleicht ;)
Aber vielleicht bin ich ja zu sehr Fan von Action

LG
Bernhard

 

Hej Uwe,

ich hab mich mal durchs Hintertürchen reingeschlichen und bin bei SF gelandet. Und konnte nicht wiederstehen, was vom Alten Mann und dem Ei zu lesen. Aber es wurde gar nicht schlüpfrig, oder zumindest nur ganz kurz. ;)

Eine schöne, stimmungsvolle Geschichte mit vielen Bildern in meinem Kopf. Entenhausen war nicht dabei, vielleicht, weil der Vogel in meinem Kopf keine Ente, sondern ein Huhn war?
Anfangs hatte ich leichte Schwierigkeiten, die Architektur zu "sehen", aber als ich die Dimension des Baumes in meinem Kopf vergrößert habe, ging es problemlos.
Über den Kölner Dom bin ich auch ein wenig gestolpert und habe mich gefragt, wie lange der wohl noch stehen wird - aber das sind Kleinigkeiten, und wer weiß, schließlich steht er schon eine ganze Weile da, dann kann er auch noch ein paar Jahrhunderte halten, wenn es sein muss (schade, dass wir das nicht werden überprüfen können).

Eine winzige Unschärfe in der Formulierung ist mir noch aufgefallen:

Hektisch hatte ich danach gesucht, bis ich es in meiner Jackentasche fand, die ich schon die ganze Zeit trug.
Er trägt wohl eher die ganze Jacke und nicht nur die Jackentasche bei sich. ;)

Nach Walpar ist das für mich eine Überraschung: Kein Klamauk, kaum Überzeichnungen, dafür jede Menge Stimmungsbilder und ein Hauch von Nachdenklichkeit und Ernsthaftigkeit. Gefällt mir sehr gut!

Lieben Gruß,
Susanne

 

Soso. ;)
Irgendwie hatte ich das wohl nur meiner Vermutung zugeschrieben, dass Kec-k der menschlichen Sprache nicht ganz mächtig ist ... :Pfeif:

 

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